Benutzer:Eugen Gauß/RienhoffOtto

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Otto Rienhoff (Medizininformatiker)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Otto Rienhoff (*9. November 1949 in Dortmund) ist ein deutscher Medizininformatiker und Professor an der Universitätsmedizin Göttingen (UMG).

Otto Rienhoff

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Otto Rienhoff schloss 1973 das Studium der Medizin mit Promotion an der Universität Münster ab. Bereits im Studium suchte er praktische und theoretische Fortbildung in der medizinischen Dokumentation und der Rechnernutzung in der Medizin – so durch Famulaturen an den US-Kliniken Johns Hopkins und Mayo. Seinen Wehrdienst leistete er als Brigadearzt im Sanitätszentrum Nienburg/Weser ab. Von 1975 bis 1984 forschte Rienhoff am Lehrstuhl von Peter L. Reichertz am Institut für Medizinische Informatik der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) und habilitierte sich 1981. Ab 1982 hatte er an der MHH eine C1-Professur für Medizinische Informatik inne. 1985 übernahm er eine C4-Professur für Medizininformatik an der Philipps-Universität Marburg. Seit 1995 ist er C4-Professor an der UMG. 2019 wurde er pensioniert. Zur Zeit arbeitet Rienhoff im Nebenamt für den Vorstand der UMG. Rienhoff ist seit den 1970er Jahren zusätzlich national und international als Berater von Krankenhäusern, Industrieunternehmen, Verbänden und Ministerien im Kontext des Einsatzes von Informationstechnologie im Gesundheitswesen aktiv. 1996 heirateten er und die Schweizerin Silvia (Zia) Pole, geb. Buri.[1][2][3]

Wirken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Forschung, Lehre und akademischer Einfluß[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Rienhoff forschte zum Aufbau datenschutzgerechter Klinischer Forschungsdatenbanken wie z.B. der ersten Kardiologischen Datenbank an der MHH in den 1970er Jahren oder der Studiendatenbank des Deutschen Zentrums für Herz-Kreislauf-Forschung e.V. (DZHK). Ein weiterer Forschungsschwerpunkt lag auf der Bewertung technologischer Neuentwicklungen aus der Informatik und ihre Anwendbarkeit für die klinische Versorgung wie beispielsweise in den Bereichen Sensorik, elektronische Patientenakte oder im Entscheidungsmanagement von Kliniken.

Rienhoff unterstützte in den 1990er Jahren – zuletzt als Oberstarzt d.R – die Leitung des Sanitätsdienstes bei bei der strategischen IT-Planung. Er leitete den ersten Beratungsstab des Bundesministeriums für Gesundheit (BMG) zur Einführung einer elektronischen Krankenakte. Immer wieder wurde er auch vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) eingebunden – so in der Startphase der Deutschen Zentren für Gesundheitsforschung, bei der Konzeption der Technologie- und Methodenplattform für die medizinische Forschung e.V. (TMF) und bei der initialen Planung der nationalen Medizininformatik-Initiative (MII).

Von 1980 bis 1983 trug Rienhoff zum Aufbau des Studiengangs „Biowissenschaftliche Dokumentation“ an der Hochschule Hannover bei. Es folgten mehrere Aufenthalte als Gastwissenschaftler in Südafrika am Groote Schuur Hospital und der University of Cape Town. In seiner Zeit an der Universität Marburg baute er eine Institutsgemeinschaft für Medizinische Biometrie und Informatik auf und war zeitweise Mitglied des Klinikumvorstandes, des Fachbereichrats und des Konzils.

An der Universitätsmedizin Göttingen leitete Rienhoff von 1994 bis 2003 das Medizinische Rechenzentrum, war 1998/99 Mitglied des Klinikumvorstandes und baute dessen Stabsstelle „IT-Strategie“ auf. Er war Mitglied des Senats, von 2005 bis 2014 Sprecher der Senatskommission für Informationsmanagement und von 2006 bis 2014 Mitglied des CIO-Boards der Universität. Rienhoff wirkte an der Entwicklung des Stiftungsmodells der Georg-August Universität Göttingen mit sowie in verschiedenen Gremien zum Aufbau eines fakultätsübergreifenden Zentrums für Informatik und zur Förderung der Digital Humanities. Als Direktor des Instituts für Medizininformatik konnte er das Zentrum auf zuletzt vier Professuren und über 50 Mitarbeiter*innen ausbauen.[4]

Rienhoff trieb den Aufbau des Bachelor- und Masterstudiengangs „Medizinische Informatik – Health Information Officer“ voran, der 2012 durch die International Medical Informatics Association (IMIA) akkreditiert und 2017 reakkreditiert wurde.[5] Darüber hinaus initiierte er das Lehrmodul für Blended Learning in der Medizininformatik für Berufstätige im Gesundheitswesen, das im Rahmen des HiGHmed Konsortiums entwickelt wurde. 2021 wurde er in das Beratungsgremium der Staatlichen Medizinischen Fakultät der Staatlichen Universität Tiflis berufen.

Otto Rienhoff ist Gründungsmitglied der International Academy of Health Science Informatics (IAHSI),[6] Fellow der American Medical Informatics Association, Honorary Fellow der International Medical Informatics Association und Corresponding Member der brasilianischen und südafrikanischen Fachgesellschaften.

Sozial- und wissenschaftspolitisches Wirken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Zusammenarbeit mit der Ärztekammer Niedersachsen (ÄKN) und der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen (KVN) half Rienhoff Ende der 1970er Jahre beim Aufbau einer Infrastruktur der Niedersächsischen Peri- und Neonatalerhebung zur Qualitätssicherung in der Geburtshilfe. Aus dieser Infrastruktur entwickelte sich später das Zentrum für Qualitätsmanagement an der Ärztekammer Hannover. Rienhoff war von 1980 bis 1990 erster Datenschutzbeauftragter der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen. Als Präsident der Deutschen Gesellschaft für medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (GMDS) förderte Rienhoff nach der Wiedervereinigung den Beitrittsprozess der ostdeutschen Fachgesellschaft zur GMDS.[7] Von 1999 bis 2003 war er Sprecher des Koordinierungsrates der TMF, ab 2004 deren stellvertretender Vorsitzender und von 2008 bis 2019 Sprecher des TMF-Beirates. Parallel war Rienhoff von 2001 bis 2008 und von 2014 bis 2018 Mitglied der damaligen Kommission für Rechenanlagen (heute: Kommission für IT-Infrastruktur) der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG).

Rienhoff war als Medizininformatik-Experte für die Weltgesundheitsorganisation (WHO) zunächst in Südostasien und später in Südamerika tätig. Von 1995 bis 1998 übernahm er die Präsidentschaft der International Medical Informatics Association (IMIA), die als Nichtregierungsorganisation mit Sitz in Genf derzeit über 50 nationale Fachgesellschaften vertritt. Zwischen 2003 und 2009 folgten Studienreisen im Auftrag der DFG zu den Themen molekulare Bildgebung, High Performance Computing und Medizinische Informatik in die USA, nach Israel und Asien.

Rienhoff wirkte in zahlreichen sozial- und wissenschaftspolitischen Prozessen zur Verbesserung der medizinischen Versorgung durch IT-Innovationen und zur Weiterentwicklung von Forschungs- und Informationsinfrastrukturen in der Wissenschaft mit. Er war fachlicher Koordinator des Projektbeirates „bIT4health – bessere IT für bessere Gesundheit“ des damaligen Bundesministeriums für Gesundheit und Soziale Sicherung (BMGS) zur Entwicklung einer Elektronischen Gesundheitskarte. Von 2009 bis 2010 beriet er das BMBF als Mitglied im Expertenbeirat Ambient Assisted Living und später zur Konzeptionierung von Kompetenzzentren für die medizinische Forschung sowie zur Medizininformatik-Initiative. Er baute von 2010 bis 2011 den wissenschaftlichen Beirat für die Webplattform „Qualitätskliniken.de“ auf, die Patienten bei der Suche von Rehakliniken unterstützen soll, und wurde dessen Sprecher. Von 2011 bis 2012 war er Mitglied der „Koordinierungsgruppe Forschungsinfrastruktur“ des Wissenschaftsrates, des nationalen Strategieprozesses „Innovationen in der Medizintechnik“[8] sowie 2015 und 2016 im Rahmen des Nationalen IT-Gipfels – einer Initiative des BMBFs zur Stärkung des IT-Standortes Deutschlands – Mitglied der Fokusgruppe „Digitalisierung in Bildung und Wissenschaft“. Die Gemeinsame Wissenschaftskonferenz (GWK) berief Rienhoff 2014 in den Rat für Informationsinfrastrukturen (RfII), dessen Vorsitz er bis 2017 innehatte.[9] In dieser Amtszeit entwickelten die Mitglieder des Rates ein Konzept zum Aufbau einer Nationalen Forschungsdateninfrastruktur (NFDI), die eine bessere Vernetzung bestehender und künftiger Infrastrukturen für die Forschung bewirken soll und seit 2019 mit Unterstützung der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz in Deutschland aufgebaut wird.[10]

Publikationen (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Rienhoff war und ist Mitherausgeber verschiedener Zeitschriften und Buchserien im Bereich Medizininformatik und Mitherausgeber von mehr als 15 Büchern.

Frölich L, Peters O, Lewczuk P, Gruber O, Teipel SJ, Gertz HJ, Jahn H, Jessen F, Kurz A, Luckhaus C, Hüll M, Pantel J, Reischies FM, Schröder J, Wagner M, Rienhoff O, Wolf S, Bauer C, Schuchhardt J, Heuser I, Rüther E, Henn F, Maier W, Wiltfang J, Kornhuber J (2017): Incremental value of biomarker combinations to predict progression of mild cognitive impairment to Alzheimer's dementia. ALZHEIMERS RES THER 9(1): 84, DOI: https://doi.org/10.1186/s13195-017-0301-7, PMID: 29017593.

Schulte G, Hübner U, Rienhoff O, Quade M, Rottmann T, Fenske M, Egbert N, Kuhlisch R, Sellemann B (2017): Evaluation einer elektronisch unterstützten pflegerischen Überleitung zwischen Krankenhaus und Pflegeheim unter Nutzung einer Test-Telematikinfrastruktur: eine Fallanalyse. Gms Med Inform Biom Epidemiol 13(1): 1-10, DOI: https://dx.doi.org/10.3205/mibe000172.

Bauer CR, Umbach N, Baum B, Buckow K, Franke T, Grütz R, Gusky L, Nussbeck SY, Quade M, Rey S, Rottmann T, Rienhoff O, Sax U (2016): Architecture of a Biomedical Informatics Research Data Management Pipeline. Stud Health Technol Inform 228: 262-6, PMID: 27577384.

Rienhoff O (2016): Integration of Information for Patient Care: 2015 Redux. Yearb Med Inform Suppl. 1: 21-2, DOI: https://doi.org/10.15265/IYS-2016-s015; PMID: 27199194.

Ritter PS, Bermpohl F, Gruber O, Hautzinger M, Jansen A, Juckel G, Kircher T, Lambert M, Mulert C, Pfennig A, Reif A, Rienhoff O, Schulze TG, Severus E, Stamm T, Bauer M (2016): Aims and structure of the German Research Consortium BipoLife for the study of bipolar disorder. Int J Bipolar Disord 4(1): 26, DOI: https://doi.org/10.1186/s40345-016-0066-0; PMID: 27873290.

Rienhoff O, Semler SC (2015): Terminologien und Ordnungssysteme in der Medizin. Standortbestimmungen und Handlungsbedarf in den deutschsprachigen Ländern. Schriftenreihe der TMF – Technologie- und Methodenplattform für die vernetzte medizinische Forschung e.V., 13, Berlin. Open-Access Version über TMF: https://www.tmf-ev.de/Publikationen/Schriftenreihe.aspx.

Demiroglu SY, Skrowny D, Quade, M, Schwanke J, Budde M, Gullatz V, Reich-Erkelenz D, Jakob JJ, Falkai P, Rienhoff O et al. (2012): Managing sensitive phenotypic data and biomaterial in large-scale collaborative psychiatric genetic research projects: practical considerations. Mol Psychiatry, 17: 1180–1185, DOI: https://doi.org/10.1038/mp.2012.11; PMID: 22392033.

Schwanke J, Rienhoff O, Schulze TG, Nussbeck SY (2013): Suitability of customer relationship management systems for the management of study participants in biomedical research. Method Inform Med, 52: 340–350, DOI: https://doi.org/10.3414/ME12-02-0012; PMID: 23877579.

Niederlag W, Lemke HU, Rienhoff O (2010): Personalisierte Medizin und Informationstechnologie. Health Academy, Dresden, urn: http://d-nb.info/1009504649.

Helbing K, Demiroglu SY, Rakebrandt F, Pommerening K, Rienhoff O, Sax U (2010): A data protection scheme for medical research networks. Review after five years of operation. Method Inform Med, 49(6): 601-607, DOI: https://doi.org/10.3414/ME09-02-0058; PMID: 20644898.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Stefan Weller: „Am Puls der Zeit? 100 Jahre digitaler Wandel in der Universitätsmedizin: 1940 - 2040“. In: idw - Informationsdienst Wissenschaft. Universitätsmedizin Göttingen, Stabsstelle Unternehmenskommunikation, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, 15. Januar 2019, abgerufen am 1. März 2021.
  2. Abschied und Bilanz - Prof. Dr. Otto Rienhoff. In: Youtube. GMDS - Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e.V., 2. April 2019, abgerufen am 1. März 2021.
  3. Ulrich Sax: Laudatio zum 65. Geburtstag von Herrn Prof. Dr. Otto Rienhoff. In: GMDS Mitteilungen 2014/4. GMDS - Gesellschaft, Dezember 2014, S. 23-24, abgerufen am 1. März 2021.
  4. Michael Brakemeier: Prof. Riehnhoff geht in Ruhestand. In: Göttinger Tageblatt. 15. Januar 2019, abgerufen am 1. März 2021.
  5. Studium und Lehre. Universitätsmedizin Göttingen, Institut für Medizinische Informatik Georg-August-Universität, abgerufen am 1. März 2021.
  6. International Medical Informatics Association establishes the International Academy of Health Sciences Informatics. In: IMIA - Internationale Medical Informatics Association. 6. Juni 2017, abgerufen am 1. März 2021 (englisch).
  7. GMDS Geschichte: Präsidenten. GMDS - Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e.V., 14. April 2020, abgerufen am 1. März 2021.
  8. Jens Baas, Ute Brauer et al.: Nationaler Strategieprozess „Innovationen in der Medizintechnik“. Hrsg.: Strategieprozess MedTech. Berlin November 2012.
  9. RfII Vorsitzende. RfII - Rat für Informationsinfrastrukturen, 2018, abgerufen am 1. März 2021.
  10. Curriculum Vitae Otto Rienhoff. In: UMG - Universitätsmedizin Göttingen. 3. März 2021, abgerufen am 3. März 2021.

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