St. Stephan (Prag)

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St.-Stephanskirche

Die St.-Stephanskirche (Kostel sv. Štěpána) ist eine Kirche in der tschechischen Hauptstadt Prag.

Sie wurde zwischen 1351 und 1394 als Pfarrkirche der neu zu besiedelnden Gebiete in der oberen Neustadt errichtet. Ihr Grundriss mit dem zweijochigen Chor mit polygonalem Schluss und dem vierjochigen Schiff ähnelt dem der St.-Heinrichskirche, jedoch wurden sie – wenn auch mit sehr hohen Seitenschiffen – als dreischiffige Basilika erbaut. Auch bei der St.-Stephanskirche sollte der Turm ursprünglich über dem südwestlichen Seitenschiffsjoch errichtet werden, doch wurde der Plan während des Baues geändert und ein prismatischer Turm in der Achse der Kirche an der Westfassade angefügt, der 1401 erstmals erwähnt wird.

1668 wurde an der Südseite eine Barockkapelle (die sog. Kornelkapelle) und 1736 die Kapelle an der Nordseite für die Bürgerfamilie Branberger angebaut. Der neogotische Vorbau stammt aus dem Jahr 1866. Josef Mocker regotisierte die Kirche 18761879, doch wurde der gotische Zustand bereits bei der nächsten Restaurierung 19341936 wieder hergestellt. Eine weitere Restaurierung erfuhr die Kirche 1974/75.

Von der Innenausstattung ist neben der Madonna das Epitaph des Druckers M. Peterle aus Annaberg an der Stirnwand des linken Seitenschiffes zu nennen, das 1580 von Bartholomäus Spranger gemalt wurde. Die Barockeinrichtung entstammt dem 17. und 18. Jahrhundert, die Gemälde schuf Karel Škréta. Bei der Kornelkapelle wurde der Barockbildhauer Matthias Bernhard Braun (1684-1738) beigesetzt.

Das bedeutende Ausstattungsstück ist jedoch die Madonna von St. Stephan, die auf dem Rokokoaltar von 1755 am chornächsten nördlichen Pfeiler steht. Das 70 mal 61 cm große Bild wurde mit Tempera auf Lindenholz gemalt, ein Leinwand-Untergrund ist nicht feststellbar. Es ist gut erhalten mit kleinen Retuschen. Lediglich die goldenen Stellen wurden oft mit Bronze übermalt. 1878 wurde es restauriert und dabei die Bemalung der Rückenfront und der größte Teil der späteren Übermalung abgenommen. Es handelt sich um ein gotisches Madonnenbild im ursprünglichen Rahmen und mit acht Rahmenminiaturen, das der berühmten Gruppe der Darstellung der böhmischen liebreichen Mutter Gottes angehört. Die Miniaturen zeigen acht Szenen aus dem Marienleben und der Kindheit Christi (Verkündigung, Mariä Heimsuchung, Geburt Jesu, Beschneidung, Anbetung der heiligen drei Könige, Darstellung Jesu im Tempel, Herabkunft des Heiligen Geistes, Tod Mariens). Die Maria mit Kind folgt bis auf kleine Details der Raudnitzer Madonna (um 1380). Z.B. hat sie eine viereckige statt runde Mantelschließe (Agraffe) wie die Madonna von Budějovice, was aber häufiger vorkommt. Das Datum 1472 am Rücken gibt höchstwahrscheinlich nicht den Entstehungszeitraum an, da das Bild stilistisch in das zweite Drittel des 15. Jahrhunderts (um 1440) datiert wird.

Die Kirche ist eine der Pfarr- und Friedhofskirchen der Prager Neustadt.

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