„Hans von Marées“ – Versionsunterschied

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'''Hans von Marées''' (* [[24. Dezember]] [[1837]] in [[Elberfeld]], heute zu [[Wuppertal]]; † [[5. Juni]] [[1887]] in [[Rom]]), eigentlich ''Johann Reinhard von Marées'' war ein deutscher Maler des [[Idealismus]].
'''Hans von Marées''' (* [[24. Dezember]] [[1837]] in [[Elberfeld]], heute zu [[Wuppertal]]; † [[5. Juni]] [[1887]] in [[Rom]]), eigentlich ''Johann Reinhard von Marées'' war ein deutscher Zeichner, Graphiker und Maler des [[Idealismus]].

== Leben ==

Der Sohn eines [[Preußen|preußischen]] Kammerpräsidenten aus altem französisch-niederländischen Adel bewies schon früh eine zeichnerische Begabung. An der [[Akademie der Künste (Berlin)|Berliner Kunstakademie]] wurde er 1854 Schüler von [[Carl Steffeck]], trennte sich aber bereits nach einem Jahr von ihm. Nach dem Militärdienst kam er 1857 nach [[München]], wo er nach der Natur arbeitete und sich im Kreis seiner Freunde [[Franz von Lenbach]], [[Adolf Lier]] und [[Anton Teichlein]] in Opposition zur Akademie ein dunkeltonig-malerisches, an den alten Niederländern orientiertes Kolorit aneignete. Neben Militärmotiven und Landschaftsbildern (darunter das programmatisch vorausweisende ''Bad der Diana'', 1863) entstanden damals eindringliche Freundesporträts und Selbstbildnisse. 1864 von Adolf Friedrich Graf von Schack nach [[Rom]] geschickt, um bedeutende Gemälde zu kopieren, kam es 1868 zum Bruch mit diesem; Marées fand jedoch im Kulturphilosophen [[Conrad Fiedler]] einen neuen Mäzen. Auf einer gemeinsamen Reise 1869 nach [[Spanien]], [[Frankreich]] und [[Holland]] gewann er zum 1870, besonders von [[Delacroix]] beeindruckt, mit einer neuen Farbkraft auch eine verfestigte, tektonische Formensprache idealer Prägung (z.B. ''Orangenpflückender Reiter'', 1869/70), die ihn in den Kreis der neuidealistischen Deutsch-Römer um [[Arnold Böcklin]], [[Anselm Feuerbach]] und [[Adolf von Hildebrand]] rückte.

Mit Hildebrand eng befreundet, arbeitete Marées 1871/72 gemeinsam mit ihm in [[Berlin]], anschließend allein in [[Dresden]]. Als einzigen Großauftrag seines Lebens führte er die von Fiedler finanzierte Freskierung der Zoologischen Station in [[Neapel]] aus. Mit seiner monumentalen Überhöhung einer realistischen Szenerie am [[Golf von Neapel]] ist das Werk eine der bedeutendsten deutschen Kunstleistungen des 19. Jahrhunderts. Marées schloß Freundschaft mit Arnold Böcklin, trennte sich 1876 von Hildebrand und ging endgültig nach [[Rom]], wo er vereinsamt und öffentlichkeitsscheu angesichts der Werke [[Raffael]]s und antiker Skulpturen sein reifes Werk als Ausdruck unerfüllter Sehnsucht nach idealer menschlicher Existenz in der Natur schuf. Oft mythologisch motiviert, aber von hoher Allgemeingültigkeit im Miteinander von klassischen Akten in südlicher Landschaft, fand er hier zu letzter formaler Klarheit und dunkelglühender Farbkraft (z.B. in den Triptychen ''Die Hesperiden'', zwei Fassungen 1879/80 und 1884/87; ''Die Werbung'', 1885-87; ''Die heiligen drei Reiter'', 1885-87).

Seinerzeit in seinem selbstquälerischen Vollkommenheitsstreben unverstanden, das ihn immer wieder zu Übermalungen veranlaßte, wurde er erst nach der Jahrhundertwende - zum Teil auch mit Mißdeutungen wie z.B. in nationalsozialistischer Zeit - als Wegbereiter einer modernen figurativen Ausdruckskunst erkannt. Größere Werkbestände von Marées befinden sich in der Neuen Pinakothek München (Schenkung von Fiedler 1891), der Staatlichen Graphischen Sammlung München, dem Von-der-Heydt-Museum [[Wupperthal]] und der Nationalgalerie Berlin.

== Literatur ==

* Konrad Fiedler: ''Hans von Marées'', München 1889
* Julius Meier-Gräfe: ''Hans von Marées, sein Leben und Werk'', 3 Bände, München/Leipzig 1909/10
* Ludwig Justi: ''Hans von Marées'', Berlin 1921
* Julius Meier-Gräfe: ''Der Zeichner Hans von Marées'', München 1925
* Bernhard Degenhart: ''Marées Zeichnungen'', Berlin 1953
* Ludwig Grote: ''Hans von Marées - Die Fresken in Neapel'', Stuttgart 1958
* Elisabeth Decker: ''Zur künstlerischen Beziehung zwischen Hans von Marées, Konrad Fiedler und Adolf von Hildebrand'', Basel 1966
* Wolfgang Bessenich: ''Der klassische Marées'', Basel 1967
* Herbert von Einem: ''Hans von Marées'', München 1967
* Kurt Liebermann: ''Hans von Marées'', Dresden 1972
* Uta Gerlach-Lexner: ''Hans von Marées - Katalog seiner Gemälde'', München 1980
* Walter Sutter: ''Hans von Marées ein anderer Philosoph'', Graz/Wien 1993


Er studierte von 1853 bis 1855 an der [[Akademie der Künste (Berlin)|Berliner Akademie]], danach ging er zunächst nach München. Als später deutsch-römischer Maler gelangte er, finanziell durch den Kunsttheoretiker [[Conrad Fiedler]] unterstützt, zu einer idealistischen, die formale Klarheit betonenden Malerei, in dessen Mittelpunkt die ins Monumentale gesteigerte nackte männliche Figur stand.


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Version vom 8. März 2007, 23:46 Uhr

Hans von Marées (Porträtbüste von Carl Begas d. J., 1878)

Hans von Marées (* 24. Dezember 1837 in Elberfeld, heute zu Wuppertal; † 5. Juni 1887 in Rom), eigentlich Johann Reinhard von Marées war ein deutscher Zeichner, Graphiker und Maler des Idealismus.

Leben

Der Sohn eines preußischen Kammerpräsidenten aus altem französisch-niederländischen Adel bewies schon früh eine zeichnerische Begabung. An der Berliner Kunstakademie wurde er 1854 Schüler von Carl Steffeck, trennte sich aber bereits nach einem Jahr von ihm. Nach dem Militärdienst kam er 1857 nach München, wo er nach der Natur arbeitete und sich im Kreis seiner Freunde Franz von Lenbach, Adolf Lier und Anton Teichlein in Opposition zur Akademie ein dunkeltonig-malerisches, an den alten Niederländern orientiertes Kolorit aneignete. Neben Militärmotiven und Landschaftsbildern (darunter das programmatisch vorausweisende Bad der Diana, 1863) entstanden damals eindringliche Freundesporträts und Selbstbildnisse. 1864 von Adolf Friedrich Graf von Schack nach Rom geschickt, um bedeutende Gemälde zu kopieren, kam es 1868 zum Bruch mit diesem; Marées fand jedoch im Kulturphilosophen Conrad Fiedler einen neuen Mäzen. Auf einer gemeinsamen Reise 1869 nach Spanien, Frankreich und Holland gewann er zum 1870, besonders von Delacroix beeindruckt, mit einer neuen Farbkraft auch eine verfestigte, tektonische Formensprache idealer Prägung (z.B. Orangenpflückender Reiter, 1869/70), die ihn in den Kreis der neuidealistischen Deutsch-Römer um Arnold Böcklin, Anselm Feuerbach und Adolf von Hildebrand rückte.

Mit Hildebrand eng befreundet, arbeitete Marées 1871/72 gemeinsam mit ihm in Berlin, anschließend allein in Dresden. Als einzigen Großauftrag seines Lebens führte er die von Fiedler finanzierte Freskierung der Zoologischen Station in Neapel aus. Mit seiner monumentalen Überhöhung einer realistischen Szenerie am Golf von Neapel ist das Werk eine der bedeutendsten deutschen Kunstleistungen des 19. Jahrhunderts. Marées schloß Freundschaft mit Arnold Böcklin, trennte sich 1876 von Hildebrand und ging endgültig nach Rom, wo er vereinsamt und öffentlichkeitsscheu angesichts der Werke Raffaels und antiker Skulpturen sein reifes Werk als Ausdruck unerfüllter Sehnsucht nach idealer menschlicher Existenz in der Natur schuf. Oft mythologisch motiviert, aber von hoher Allgemeingültigkeit im Miteinander von klassischen Akten in südlicher Landschaft, fand er hier zu letzter formaler Klarheit und dunkelglühender Farbkraft (z.B. in den Triptychen Die Hesperiden, zwei Fassungen 1879/80 und 1884/87; Die Werbung, 1885-87; Die heiligen drei Reiter, 1885-87).

Seinerzeit in seinem selbstquälerischen Vollkommenheitsstreben unverstanden, das ihn immer wieder zu Übermalungen veranlaßte, wurde er erst nach der Jahrhundertwende - zum Teil auch mit Mißdeutungen wie z.B. in nationalsozialistischer Zeit - als Wegbereiter einer modernen figurativen Ausdruckskunst erkannt. Größere Werkbestände von Marées befinden sich in der Neuen Pinakothek München (Schenkung von Fiedler 1891), der Staatlichen Graphischen Sammlung München, dem Von-der-Heydt-Museum Wupperthal und der Nationalgalerie Berlin.

Literatur

  • Konrad Fiedler: Hans von Marées, München 1889
  • Julius Meier-Gräfe: Hans von Marées, sein Leben und Werk, 3 Bände, München/Leipzig 1909/10
  • Ludwig Justi: Hans von Marées, Berlin 1921
  • Julius Meier-Gräfe: Der Zeichner Hans von Marées, München 1925
  • Bernhard Degenhart: Marées Zeichnungen, Berlin 1953
  • Ludwig Grote: Hans von Marées - Die Fresken in Neapel, Stuttgart 1958
  • Elisabeth Decker: Zur künstlerischen Beziehung zwischen Hans von Marées, Konrad Fiedler und Adolf von Hildebrand, Basel 1966
  • Wolfgang Bessenich: Der klassische Marées, Basel 1967
  • Herbert von Einem: Hans von Marées, München 1967
  • Kurt Liebermann: Hans von Marées, Dresden 1972
  • Uta Gerlach-Lexner: Hans von Marées - Katalog seiner Gemälde, München 1980
  • Walter Sutter: Hans von Marées ein anderer Philosoph, Graz/Wien 1993



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