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MTAB IORE

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MTAB IORE
IORE
IORE
IORE
Anzahl: 9 Paare
Hersteller: ADtranz, Bombardier
Baujahr(e): 2000-2004
Achsformel: Co'Co' + Co'Co'
Länge über Kupplung: 45810 mm (Paar)
Leermasse: 2 x 180 t / 2 x 150 t
Radsatzfahrmasse: 30 t / 25 t
Höchstgeschwindigkeit: 80 km/h
Dauerleistung: 2 x 5400 kW
Anfahrzugkraft: 1460 kN (Paar)
Stromsystem: 15 kV 16,7 Hz ~

Die IORE der schwedischen Erzbahn MTAB sind Elektrolokomotiven, die für den Transport von schweren Eisenerz-Zügen von den Minen bei Kiruna und Gällivare/Malmberget zu den Häfen von Narvik in Norwegen und Luleå in Schweden eingesetzt werden. Der Name leitet sich von iron ore (englisch für Eisenerz) ab. Eine Doppellok kann 8600 t schwere Züge ziehen, die 6880 t Eisenerz über die teilweise gebirgigen Strecken transportieren.

Geschichte

1994 wurden von MTAB, einer Tochtergesellschaft des Bergwerkbetreibers LKAB, 9 Lokpaare bestellt. Die IORE genannten Loks sollten die aus den 1950ern stammenden Dm3-Lokomotiven ersetzen und dadurch die Effizienz der Erzbahn steigern. Die Loks wurden gemeinsam von den ADtranz-Werken in Kassel und Oerlikon (Schweiz) gebaut. Die ab 2000 ausgelieferten Loks wurden zunächst zu der Lokfamilie Octeon gerechnet (zu der auch die DBAG Baureihe 145 gehört), werden heute aber von Bombardier als Traxx H 80 AC bezeichnet. Die Loks sind selbst bei eher schlechtem Wetter und nur drei in Betrieb stehenden Drehgestellen in der Lage, die Fahrpläne einzuhalten, die von einer Höchstgeschwindigkeit von 60 km/h für beladene und 70 km/h für leere Züge ausgehen.

Ursprünglich war geplant, alle Lokomotiven mit 30 t Achslast abzuliefern und mit den neuen Erzwagen aus Südafrika einzusetzen. Diese erfüllten aber die Erwartungen von MTAB nicht, da sie einerseits den klimatischen Bedingungen nicht gewachsen waren und anderseits die Trichter für das nach der Auftragserteilung geänderte Vorprodukt ein zu kleines Fassungsvermögen hatten. Somit wurden die weiteren Loks vorerst mit 25 t Achslast und Kupplungen für den Verkehr mit den alten vorhandenen Wagen beschafft. Es konnten auch nicht wie geplant die alten Dm3-Loks ausrangiert werden, weil der Ausstoß der Mine auf Grund der großen Stahlnachfrage auf dem Weltmarkt massiv gesteigert wurde.

Im August 2007 hat die MTAB acht weitere Loks, also vier Paare dieses Loktyps bei Bombardier Transportation bestellt, die 2010 ausgeliefert werden sollen.[1] Diese Loks werden im Hinblick auf den Ausbau der Strecke nach Narvik für 30 t Achslast und die Ablösung der Dm3 Loks bestellt. Sie sollen zusammen mit auf dem schwedischen Markt beschafften neuen Wagen eingesetzt werden.[2]

Technik

Die Lokomotiven gelten mit 1400 kN Zugkraft als die stärksten Elektrolokomotiven der Welt. Die Doppellokomotiven bestehen aus zwei identischen Hälften, die, anders als die dreiteilige Vorgängerbaureihe Dm3, auch außerhalb einer Werkstatt getrennt werden und einzeln eingesetzt werden können, was in der Praxis nur selten vorkommt.[3]

Als Kupplung zwischen den Loks dient eine amerikanische Klauenkupplung Typ F, welche sich bei den Loks mit 30 t Achslast auch an den Frontseiten befinden. Die Loks mit 25 t Achslast sind mit russischen SA3-Kupplungen an den Frontseiten ausgerüstet. Die Lokomotiven besitzen an der Vorderseite zudem ausziehbare Hilfspuffer, welche erlauben liegen gebliebene Züge mit UIC-Zug und Stoßvorrichtungen wegzuschieben. Außerdem wird auf jeder Lok eine UIC-Hilfskupplung mitgeführt.

Die Lokomotiven verfügen über wassergekühlte GTO-Stromrichter, welche dreiachsige Drehgestelle mit Tatzlagermotoren antreiben. Vor der ersten Achse im Drehgestell sitzt ein starker Metallbalken, der im Falle einer Entgleisung verhindern soll, dass die Lok umkippt. Für eine leichtere Kurvenfahrt ist die mittlere Achse der Drehgestelle seitlich verschiebbar gelagert. Als Zugsicherungssystem dient das ATC, welches sowohl in Schweden wie in Norwegen verwendet wird. In den Führerständen sind GSM-R-Sprachfunkgeräte eingebaut.

Aufgrund der einsamen Lage der Strecke und der extremen Witterung sind die Loks mit Toiletten, Spezialisolierung sowie Notheizung und -Beleuchtung ausgestattet. Im Führerraum jeder Lok findet sich zusätzlich jeweils eine Kochplatte. Gegen Schneeverwehungen und Elche schützen zudem 25 mm starke Verstärkungen der Front- und Seitenwände sowie die sehr großen Schneepflüge.

Einsatz

IORE 110+109 in Gällivare

Auf der Strecke nach Luleå kommen Loks mit 30 t Achslast und neuen Erzwagen zum Einsatz, auf der Strecke nach Narvik nur solche mit 25 t Achslast und alten Erzwagen, wobei der Ausbau dieser Strecke auf 30 t in naher Zukunft auch abgeschlossen sein wird. Der Übergang von der russischen SA3-Kupplungen auf die amerikanische Klauenkupplung Typ F erfolgte, da die russischen Kupplungen den höheren Zugsgewichten von 8600 t, wie sie bei den neuen Wagen gefahren werden, nicht gewachsen sind. Die Züge mit den alten Wagen haben nur ein maximales Gesamtgewicht von 5200 t.

Namen

Alle 18 Lokhälften tragen Namen nach Orten entlang der von den Eisenerzzügen befahrenen Strecke Malmbanan. In der Regel sind jeweils die aufeinanderfolgenden Nummern fest gekuppelt.

Nummer Name Nummer Name Nummer Name
101 Polcirkeln 107 Svappavaara 113 Bergfors
102 Malmberget 108 Torneträsk 114 Rautas
103 Luleå 109 Abisko 115 Stenbacken
104 Gällivare 110 Björkliden 116 Stordalen
105 Narvik 111 Katterat 117 Boden
106 Kiruna 112 Vassijaure 118 Murjek

Anhang

Literatur

  • Dvoracek Vaclav/Olovsson Jan: Neue Lokomotiven für die Erzbahn Lulea - Kiruna - Narvik. In: Schweizerische Eisenbahn Revue. Luzern 2001, S. 116-121.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. http://wpy.observer.se/wpyfs/00/00/00/00/00/0A/6E/EA/wkr0047.pdf
  2. LKAB.com – Four new regular traffic locomotives and 222 new ore cars (Stand 22.August 2007. Zugriff 18. März 2008)
  3. Kupplung zwischen den Lokhälften und Einzeleinsatz