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Uhu

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Uhu
Uhu
Uhu
Uhu (Bubo bubo)
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Vorlage:Classis: Vögel (Aves)
Vorlage:Ordo: Eulen (Strigiformes)
Vorlage:Familia: Eigentliche Eulen (Strigidae)
Vorlage:Genus: Uhus (Bubo)
Vorlage:Species: Uhu (B. bubo)

Der Uhu (Bubo bubo) ist eine Vogelart aus der Vorlage:Genus der Uhus (Bubo), die zur Vorlage:Familia der Eigentlichen Eulen (Strigidae) und zur Vorlage:Ordo der Eulen (Strigiformes) gehört.

Die deutsche Bezeichnung "Uhu" ist genau wie viele mundartliche Namen wie beispielsweise "Schuhu" vom Balzruf des Uhus abgeleitet. Auch die lateinische Artbezeichnung "Bubo" ist auf diesen für die Art charakteristischen Ruf zurückzuführen.

Aussehen

Skelettkopf eines Uhus - zum massigen Erscheinungsbild des Uhus trägt vor allem sein plustriges Gefieder bei

Körpergröße und Gewicht

Der Uhu ist die größte Eulenart der Welt. Männliche Exemplare erreichen im Durchschnitt eine Körperlänge von 61 Zentimetern und wiegen zwischen 1900 bis 2800 Gramm. Wie für Eulen typisch, sind die weiblichen Vögel größer und schwerer. Weibchen haben im Durchschnitt eine Körperlänge von 67 Zentimetern und können bis zu 4200 Gramm schwer werden. In Mitteleuropa beträgt ihr Gewicht im Schnitt 2600 Gramm, die schwersten gewogenen mitteleuropäischen Eulen wogen 3200 Gramm. Der Größenunterschied zwischen Männchen und Weibchen zeigt sich auch bei der Flügelspannweite. Die Spannweite der Männchen beträgt durchschnittlich 157 Zentimeter, die der Weibchen dagegen 168 Zentimeter.

Sonstige Merkmale

Aufgrund der plustrigen Befiederung wirkt der Uhu ziemlich massig. Der Kopf erscheint groß und rund und hat auffallend lange Federohren. Diese stehen normalerweise schräg seitlich oder nach hinten ab. Der Uhu verfügt außerdem über einen kräftigen Hakenschnabel, dessen oberer Schnabel stark nach unten gebogen ist. Schneideflächen von Ober- und Unterschnabel sind sehr scharf. Der Uhu besitzt auch den für Eulen typischen Gesichtsschleier, der allerdings optisch weniger stark ausgeprägt ist als beispielsweise bei der Waldohreule oder Schleiereule.

Das Körpergefieder ist in Mitteleuropa ein helles Braun mit dunkler Längs- und Querstreifung. Das Rückengefieder ist dabei dunkler als am Bauch, auch die Flügelunterseite sind heller befiedert. Die einzelnen Unterarten des Uhus, die sich in dem großen Verbreitungsgebiet herausgebildet haben, unterscheiden sich unter anderen in ihrer Körpergröße sowie in der Grundfärbung ihres Gefieders. So ist die Grundfärbung des Gefieders der in Nordafrika und dem Nahen Osten beheimatete Unterart Bubo bubo ascalaphus ein helles sandfarbenes Braunbeige.

Bestand und Verbreitung

Verbreitung des Uhus in Europa und Asien

Uhus gehören zu den Eulenarten, die ein sehr großes Verbreitungsgebiet haben. Sie sind sowohl in Nordafrika als auch in Europa und Asien beheimatet. In Europa fehlen sie in der nördlichen Hälfte Frankreichs, auf den britischen Inseln sowie auf Island.

Der Bestand wird für Mitteleuropa auf etwa 2000 Brutpaare geschätzt. In Deutschland taxiert man die Zahl auf 800 bis 900 Brutpaare (2004), in Österreich auf mindestens 320 (1992), in der Schweiz auf 120 Brutpaare (1998).

Der Bestand des Uhus hat in den letzten Jahren aufgrund von Schutz- und Biotopentwicklungsmaßnahmen sowie durch Auswilderungsaktionen zugenommen.

Lebensraum

Allgemeine Anforderungen

In Europa lebt der Uhu insbesondere in Mittelgebirgen sowie am Alpenrand, da er hier optimale Habitate vorfindet. Das Tier benötigt sowohl einen Brutplatz, wo es ungestört seine Jungen großziehen kann, als auch ein Jagdrevier, das ihm eine ausreichende Nahrungsgrundlage bietet. Das typische Uhurevier hat im Durchschnitt eine Größe von 40 Quadratkilometern.

In seinem gesamten Verbreitungsgebiet zeigt der Uhu jedoch auch, wie stark er sich den unterschiedlichen Gegebenheiten seines Lebensraumes anpassen kann. Uhus leben auch in nahezu baumlosen Wüstengebirgen, in den lichten borealen Nadelwäldern, in der Taiga sowie in subtropischen Breitengraden. Sie sind auch an den Meeresküsten zu finden. Generell bevorzugt die Art Gebiete, in denen sie stehende oder fließende Gewässer vorfindet.

Anforderungen an das Jagdrevier

Das für den Uhu ideale Jagdrevier hat eine abwechslungsreiche Struktur und ist von Hecken, Gewässern und Feldgehölzen sowie offenen Feldflächen durchzogen. In geschlossenen Waldregionen oder reinen Agrarsteppen ist er dagegen nicht zu finden. Gewässer spielen im Habitat eine besondere Rolle, da der Uhu diese nicht nur für seine Jagd nutzt, sondern auch zum Baden und zum Trinken. Während Uhus den engeren Bereich rund um das Nest verteidigen, gilt dies nicht für ihr Jagdrevier. Dieses überlappt sich zum Teil mit dem benachbarter Individuen. In Lebensräumen, die optimale Bedingungen bieten, kann daher die Besiedlung durch Uhus sehr dicht sein. So wurden beispielsweise in Südfrankreich auf einer Fläche von 140 Quadratkilometern 28 Brutpaare gezählt.

Steinbrüche als sogenanntes "Sekundärbiotop" werden von Uhus als Brutrevier genutzt

Anforderungen an den Brutplatz

Der Uhu ist vor allem ein Felsenbrüter. Er nutzt gerne in Felswänden Nischen und Felsbänder, die für Raubsäuger, die den Jungen gefährlich werden können, nicht erreichbar sind. Wichtig für ihn ist, dass das eventuell davor liegende Kronendach der Bäume ihm eine ausreichende Einflugschneise gewährleistet. Gut geeignete Brutplätze sind häufig über Generationen von Uhus besetzt.

Der Uhu nutzt als Brutplatz auch von Menschen geschaffene Steinbrüche - im uhureichen Bayern befinden sich 50% der Brutplätze in solchen sogenannten "sekundären Brutbiotopen". Dabei sind vereinzelt sogar Fälle belegt, dass der Uhu auch in solchen Steinbrüchen brütet, in denen noch Abbau betrieben wird. Voraussetzung ist allerdings, dass der unmittelbare Brutbereich nicht gestört wird. Empfindlich reagiert der Uhu beispielsweise auf Sportkletterer, die in unmittelbarer Nähe zu seinem Brutplatz ihr Hobby ausüben.

In Regionen, in denen nur wenig Felsen zur Verfügung stehen - wie beispielsweise in Schleswig-Holstein - brütet der Uhu gelegentlich auch am Boden. Er nutzt dort beispielsweise Wurzelstöcke als Brutort oder brütet in verlassenen Greifvogelhorsten.

Verhalten, Jagd und Beuteschema

Ruhe- und Komfortverhalten

Den Tag verbringen Uhus geschützt in Baumkronen, Felsnischen oder Strauchwerk sitzend. Sie nehmen dabei die weiter oben beschriebene Tarnhaltung ein, die es sehr schwer macht, einen sich nicht bewegenden Uhu zu entdecken.

Meistens sitzen Uhus aufrecht auf ihren Ruheästen. Gelegentlich legen sie sich jedoch auch schräg mit dem Brustbein auf einen starken Ast. Ruhen sie am Boden, so hocken Uhus auf ihren Fersen. Wie nahezu alle Eulenarten nehmen Eulen gerne ein Sonnenbad, zu dem sie sich mitunter flach auf den Boden legen. Uhus baden außerdem gerne im Wasser und durchnässen dabei gelegentlich ihr Gefieder bis zur Flugunfähigkeit. Auch im Regen zeigen sie eine Komforthaltung, bei der sie ihr Flügel auffächern und ihr Körpergefieder sträuben. Beim Sandbad schaufeln sie sogar den Sand mit ihren Flügeln auf Nacken und Rücken.

Vor dem abendlichen Jagdbeginn putzen Uhus zuerst ihr Gefieder. Sie ziehen dabei die einzelnen Federn durch den Schnabel und putzen das vom Schnabel nicht erreichbare Kopfgefieder durch Reiben an Schulter und den sogenannten Handgelenken der Flügel.

Rufe

Der Uhu verfügt über ein großes Rufrepertoire. Die auffallendsten Rufe sind die, die er während der Balzzeit erklingen lässt. Das Männchen lässt dann ein dumpfes "buho" erklingen, dass bis zu einem Kilometer weit zu hören ist. Das Weibchen antwortet auf diesen Ruf mit einem helleren "u-hu". Häufig rufen beide Geschlechter im Duett. Während der Paarung ist vom Männchen außerdem ein erregtes "hohohoho" und vom Weibchen ein schrilles "wiwiwiwi" zu hören.

Zum Balzverhalten gehören auch eine ganze Reihe von Lauten, die weniger laut hallen:

Mit weich im Glissando verschmelzenden Silben "buhju" oder "ujo" lockt das Männchen beim "Nestzeigen" und zur Beuteübergabe. Diese "eindringlichen" Laute werden sowohl in rascher Folge gereiht als auch einzeln mit anderen Lautäußerungen kombiniert (z.B. Fütterungslaut). Eine verhalten-leise Serie glucksend-gackernder Silben wird vom Männchen zur Demonstration einer prospektiven Nistmulde in rascher Reihung eingesetzt (weiches "gu.dugg-gu.dugg-gu.dugg", mit Betonung der jeweils 2. Silbe). Dieser Laut entspricht im Charakter dem Fütterungslaut ("dugge-dugge" bzw. "glugg-glugg"), mit dem das Weibchen die Nestlinge zur Abnahme von Beutestücken anregt. (Mebs, Scherzinger, S. 157)

Ähnlich wie die Fütterungslaute im Balzverhalten eine Rolle spielen, lässt das Weibchen auch Bettelrufe wie die Junguhus erklingen. Nestlinge rufen anfangs leise "chnää", die sogenannten Ästlinge dagegen lassen ein zischendes und raues "chau" oder "chtscht" hören. Ästlinge zeigen dabei eine große Ausdauer. Ihre weithin hörbaren Rufe können über Stunden erschallen.

Die Balzrufe des Uhus lassen sich auch auf folgender externer Webpage hören: Seite des Nabu Deutschland mit Uhurufen

Jagdweise

Uhu im Flug

Der Uhu ist ein nächtlicher Jäger, der sich mit der Dämmerung auf Jagd begibt, etwa nach Mitternacht eine Jagdpause einlegt und dann bis zur Morgendämmerung weiterjagt. Jagdaktivitäten während des Tages zeigt er nur während Hungerperioden. Der Uhu ist dabei ein überaus geschickter und wendiger Flieger, der einen ruhigen, kraftvollen und geräuscharmen Flug hat.

Auf Mäusejagd oder der Jagd auf andere bodenbewohnende Beutetiere kontrolliert er im Gleit- oder Ruderflug dicht oberhalb des Erdbodens sein Revier. Jagt er Vögel, fliegt er dagegen in Wipfelhöhe der Bäume. Bei der Jagd auf Vögel kann er sehr hohe Fluggeschwindigkeiten erreichen; er ist in der Lage, Raben, Dohlen oder Tauben im Flug einzuholen und ist wendig genug, um einen Vogel auch in dichtem Baumbestand zu verfolgen. Er schlägt seine Vögel allerdings bevorzugt dann, wenn sie entweder nachts auf den Ästen ruhen oder wenn sie durch ihn aufgeschreckt auffliegen.

Der Uhu, der sich tagsüber nur langsam und geruhsam bewegt, ist auch am Boden ein geschickter Jäger, der mit weitausholenden Schritten zu jagen vermag. Er ist in der Lage, eine flüchtende Maus am Boden laufend einzuholen. Er sucht den Boden jedoch auch nach Schnecken, Regenwürmern und ähnlichen Wirbellosen ab. Uferbereiche und Gezeitenzonen am Meer werden von ihm auch nach Krebsen und Fischen abgesucht.

Uhus sind in der Lage, sich eine Fettreserve anzufressen, und damit auch längere Hungerperioden zu überstehen, die beute- und wetterbedingt auftreten können.

Beutetiere

Zu seiner Beute zählen Ratten, Mäuse, Feldhasen, aber auch andere Vögel wie zum Beispiel Krähen, Tauben und Enten sowie auch Aas. In seinen Gewöllen konnten mehr als 50 unterschiedliche Säugetierarten und fast 180 Vogelarten nachgewiesen werden. Das Beuteschema ist in vielen Regionen Europas umfangreich analysiert worden. Diese Analysen zeigen, dass der Uhu zwar in der Lage ist, sehr viele andere Tierarten zu nutzen, aber in der Regel die Tiere bejagt, die in seinem Jagdrevier besonders häufig vorkommen. So zeigen zum Beispiel Untersuchungen im Burgenland, dass mit dem allgemeinen Rückgang des Rebhuhns auch der Anteil der Rebhühner bei den von den Uhus erbeuteten Tieren zurückging.

Igel gehören zu den häufigen Beutetieren von Uhus

Uhus können Beutetiere im Flug wegtragen, die bis zu Zweidrittel seines Körpergewichts wiegen. Zu ihren Beutetieren gehören daher gelegentlich auch die bis zu 2,2 kg schwer werdenden Eiderente, Frischlinge, Murmeltiere, junge Füchse oder schwache Rehkitze. Er schlägt aber auch Graureiher, Habichte und andere Eulenarten. Zu den häufig von ihm erbeuteten anderen Eulenarten gehört beispielsweise der Waldkauz und die Waldohreule.

Gewölleuntersuchungen haben gezeigt, dass der Uhu Großbeute nur dann schlägt, wenn sie in irgendeiner Weise behindert oder geschwächt ist. In vielen Fällen konnte man Knochenfrakturen aus den Beuteresten ableiten. Im Regelfall begnügen sich Uhus mit für sie einfacher zu schlagender Beute wie etwa Mäusen und Ratten. Diese machen zwischen 24 und 43% ihrer Beutetiere aus. Auch Fische, Frösche, Krebse und große Insekten gehören zu seinem Beuteschema.

Einen großen Anteil an den Beutetieren des Uhus haben auch Igel, die der Uhu vorsichtig ausbalgt. Bei Uhupaaren, die in der Nordeifel lebten, war diese Tierart die wichtigste Beute vor allem im Frühjahr und Sommer. An den sogenannten Rupfkanzeln – so werden die Plätze genannt, zu denen der Uhu bevorzugt fliegt, um seine Beute zu zerkleinern - kann man daher mitunter sehr viele Igelbälge finden. Auch die Untersuchungen in der Nordeifel zeigen jedoch, dass der Uhu sich in seiner Jagd bevorzugt an häufige Tierarten hält. So überwiegen auch in der Nordeifel im Winter Mäuse als Jagdbeute, und zwar insbesondere Wühlmäuse.

Tarnen und Drohen

An ihren Ruheplätzen tarnen sich Uhus mit steil aufgerichteten Federohren und zu schmalen Schlitzen verengten Augen. Damit verbergen sie ihre auffälligen Gesichtskonturen mit den großen Augen auch gegenüber Tagvögeln, die auf einen tagsüber entdeckten Uhu mit aggressivem Verhalten reagieren, laut lärmend auf den entdeckten Uhu aufmerksam machen und teilweise sogar Scheinangriffe auf den nächtlichen Räuber fliegen (sogenanntes "Hassen" oder "Mobbing", vergleiche auch den Artikel Eulen).

Obwohl ein ausgewachsener, gesunder Uhu durch kein anderes Raubtier bedroht ist, verfügt er trotzdem über ein ausgefeiltes Drohrepertoire. Ein in die Enge getriebener Uhu, der durch Flucht nicht mehr ausweichen kann, sträubt das Gefieder, knappt mit dem Schnabel und faucht. Er fächert dann auch seinen Schwanz auf, bildet mit den Flügeln ein großes Flügelrad auf und vergrößert damit optisch seine Körpergröße.

Fortpflanzung

Balz

Obwohl die Uhuweibchen während der Balzzeit hormonbedingt dem Werben des Männchens aufgeschlossener gegenüber reagieren, müssen beide Vögel zuerst die innerartlichen Aggressionen und den Fluchttrieb abbauen. Während der ersten Begegnungen kann das Weibchen aggressiv und abwehrend auf das kleinere Männchen reagieren. Es fliegt dann auch durchaus Angriffe auf den männlichen Vogel, der sich durch Flucht entzieht. In Gehegen, in denen das Männchen keine ausreichenden Ausweichmöglichkeiten zur Verfügung stand, wurden durchaus schon männliche Vögel durch das Weibchen getötet.

Sofern das Brutrevier von ausreichender Qualität ist, kommt es zu einer dauerhaften Paarbindung. In unzureichenden Revieren werden die Partner dagegen durchaus gewechselt.

Männchen, die noch keine Partnerin haben, rufen sehr ausdauernd und intensiv. Dabei ist ihr Kehle gebläht, so dass ein weißer Kehlfleck sichtbar wird. Intensives Rufen hat man auch bei Uhuweibchen festgestellt, deren Partner verstorben ist und die im ursprünglichen Revier allein zurückblieben. Sie sind in der Lage, über ihr Rufen ein Männchen in das Revier zu locken.

Zum Balzverhalten gehört es auch, dass das Männchen versucht, das Weibchen mit Lock- und Fütterungslauten zum ausgewählten Nistplatz zu locken. Nimmt das Weibchen den Nistplatz an, beginnt das Männchen das Weibchen mit Beute zu versorgen, und zwar häufig schon Wochen vor dem eigentlichen Brutbeginn. Jedes 5. Uhupaar schreitet allerdings nicht zur Brut – das kann beispielsweise auf nicht ausreichend vorhandene Beute zurückzuführen sein.

Brut

Zum Balzverhalten des Uhus gehört es zwar auch, dass das Uhumännchen geeignete Nistbereiche etwas ausmuldet; ein klassisches Nest bauen Uhus jedoch nicht. Uhus legen die drei bis fünf Eier, aus denen im Normalfall ihre Gelege bestehen, an Felswänden, Steilhängen oder auf Bäumen zum Beispiel in verlassenen Greifvogelnester ab.

Das Weibchen verbleibt in der Nistmulde bereits ein oder zwei Tage vor Ablage des 1. Eies. Die Brutperiode kann dabei schon Ende Januar beginnen, sie beginnt in Mitteleuropa allerdings meist im März und dauert bis spätestens Anfang Mai. Da das Uhuweibchen die Nistmulde nur für sehr kurze Zeit verlässt, kann es auch dann zu erfolgreichen Bruten kommen, wenn der Winter kalt ist und lange anhält. Die Küken schlüpfen nach 34 Tagen.

Entwicklung der Junguhus

Die Schlupf eines Uhukükens kann bis zu 24 Stunden dauern. Die frisch geschlüpften Uhus tragen ein weißliches Dunenkleid und wiegen durchschnittlich 60 Gramm. Das Weibchen wärmt sie unter ihrem Gefieder und füttert die Nestlinge mit kleinen Fleischstückchen, die sie mit dem Schnabel aus der Beute herausschneidet. Im Alter von sechs Tagen sind die Nestlinge erstmals in der Lage, auf ihren Fersen zu hocken, mit 16 Tagen können sie bereits stehen. Der Zeitpunkt, zu dem die Nestlinge die Nistmulde verlassen und damit zu Ästlingen werden, ist vom Brutplatz abhängig. In geschützten Felsnischen verbleiben die Junguhus bis zu 10 Wochen; liegt die Nistmulde dagegen am Boden, wandern die Jungen bereits mit 3,5 Wochen ab. Sicher Gehen, Springen und Klettern können Uhujungen allerdings erst mit vier bis fünf Wochen. Die Eltern versorgen ihre Nachkommenschaft auch während der Ästlingsphase, da die Junguhus erst im Alter von etwa 5 Monaten voll jagdfähig sind. Das erste Lebensjahr erleben jedoch durchschnittlich nur drei von 10 Junguhus.

Fressfeinde und Lebenserwartung

Einem ausgewachsenen, gesunden und flugfähigen Uhu werden andere Raubtiere nur in Ausnahmefällen gefährlich. Erfahrungen, die man in Gehegen gemacht hat, zeigen, dass ein Uhu wehrhaft genug ist, beispielsweise einen ausgewachsenen Fuchs zu töten.

Gefährdet sind dagegen Junguhus. Füchse und Marder beispielsweise fressen Junguhus, sofern sie diese an ihren Brutplätzen erreichen können. Zu den Schutzmaßnahmen, die zur Bestandserhaltung ergriffen werden, gehört daher die Absicherung von Brutplätzen in Steinbrüchen gegen den Zugriff von Füchsen. Elstern und Krähen gehören zu den Vögeln, die sich manchmal ebenfalls an Gelegen und Küken vergreifen. Bei den gelegentlich vorkommenden Bodenbruten sind die Gelege sowie die Küken auch durch Wildschweine gefährdet.

In die Enge getriebene Uhus zeigen das unter „Tarnen und Drohen“ beschriebene Verhalten. Bereits Junguhus können mit Schnabelknappen, Fauchen und Kreischen sowie dem Schlagen des Flügelrads Fressfeinde so beeindrucken, dass sie die Jungvögel in Ruhe lassen.

Wenn auch die Sterblichkeitsrate der Junguhus während ihres ersten Lebensjahres 70% beträgt, können die Uhus, die diese kritische Phase überleben, ein beachtliches Lebensalter erreichen. Aufgrund von Beringungen konnte als maximales Lebensalter bisher 27 Jahren bei in freier Wildbahn lebenden Uhus nachgewiesen werden. Vögel in Volierenhaltung können erheblich älter werden. Der Methusalem unter den Uhus in Volierenhaltung erreichte ein Lebensalter von 68 Jahren, allerdings ist ein Alter von 28 bis 34 Jahren typischer für Volierenvögel.

Unterarten

Innerhalb des großen Verbreitungsgebietes des Uhus haben sich eine Reihe von Unterarten ausgebildet. Die meisten Autoren unterschieden zwanzig Unterarten, die sich in der Grundfärbung des Gefieders sowie in der Körpergröße zum Teil deutlich voneinander unterscheiden. Als generelle Regel gilt, dass in nördlichen Bereichen und im Gebirge lebende Uhus größer sind als die im südlichen Verbreitungsgebiet. Die kleinste Unterart Bubo bubo hispanus lebt auf der iberischen Halbinsel.

Unterscheidungen gibt es auch in der Gefiederfärbung. Uhus, die in den Steppen Afrikas und Asiens leben sind generell etwas heller gefärbt. So hat die in Nordafrika und im Nahen Osten lebende Uhu-Unterart Bubo bubo ascalaphus ein hell sandfarbenes Gefieder mit einer blassbraunen Musterung.

Mensch und Uhu

Verwendung in der Jagd

Der Uhu weist wie die meisten anderen Eulenarten ein optisches Erscheinungsbild auf, dass von anderen Vögeln erkannt wird. Auf tagsüber im Versteck entdeckte Eulen reagieren Vögel mit einem eindeutigen Aggressionsverhalten und versammeln sich in der Nähe eines Verstecks einer Eule, "hassen" durch lautes Rufen auf den Fressfeind und fliegen teilweise sogar Angriffe.

Der Mensch hat sich dies immer wieder zunutze gemacht; beispielsweise wurden Steinkäuze zum Fang von Drosseln verwendet. Einer der am häufigsten zu solchen sogenannten "Hüttenjagden" verwendeten Eulenarten war der Uhu. So wurden beispielsweise allein im Jahre 1914 über eine Hamburger Tierhandlung 83 junge Uhus verkauft, die vor allem in Süddeutschland ausgehorstet wurden.

Zur Hüttenjagd wurde der Uhu in der Regel auf einem Baumstumpf vor dem Versteck des Jägers angepflockt. Mit dem Uhu als Lockvogel wurden beispielsweise Krähen und Greifvögel gejagt. Jäger zahlten daher attraktive Preise für lebend gefangene oder ausgehorstete Uhus, was in einigen Regionen dazu führte, dass die Uhubestände dramatisch zurückgingen. Dies ist beispielsweise so im Schwarzwald zu Beginn des 20. Jahrhunderts gewesen.

Veränderung der Wertschätzung des Uhus

Bis ins 20. Jahrhundert hinein galt der Uhu als Jagdschädling, der ähnlich wie Habicht, Luchs oder Seeadler zu bekämpfen sei. Man sah in ihm einen Jagdkonkurrenten, der jagdlich attraktive Tiere wie Fasan, Feldhase und Reh zur Beute hatte. Zum Ende der 1930er Jahre war der Uhu aufgrund der intensiven Bejagung und der Aushorstung von Junguhus für die Hüttenjagd in weiten Bereichen seines vormals besiedelten Gebietes in Mittel- und Westeuropa nahezu vollständig ausgerottet.

Heute haben die meisten Jäger ein wesentlich realistischeres Bild vom Beuteschema eines Uhus und von seiner Rolle in einem intakten Biotop. Dies hat ergänzend zu gesetzlichen Schutzmaßnahmen erheblich zur Wiederansiedelung von Uhus in zwischenzeitlich uhufreien Regionen beigetragen. Gleichzeitig profitiert der Uhu von einer durch Menschen bedingten verbesserten Ernährungssituation. Zu seiner Jagdbeute gehören beispielsweise Ratten auf Müllplätzen, obwohl er hier einer erhöhten Verletzungsgefahr durch den herumliegenden Müll ausgesetzt ist.

Wiederansiedelungen durch den Menschen

Der Uhu gehört zu den Vogelarten, deren ehemalige Besiedlungsgebiete erfolgreich durch Wiederansiedelungen wieder zu Uhurevieren wurden. Zu den Uhubeständen, die auf diese Weise wieder begründet wurden, zählen beispielsweise die im Harz und der Eifel.

Zur Wiederansiedelung werden dabei unterschiedliche Methoden genutzt. Eine der erfolgreichsten Methoden, die zur Verstärkung von Restpopulationen genutzt wird, ist die sogenannte "Adoptionsmethode", bei der nicht erfolgreich brütenden Uhus Eier oder sogar Jungvögel untergeschoben werden. Die jungen Uhus wachsen dann unter natürlichen Bedingungen auf und weisen keine Fehlprägungen durch eine Aufzucht in menschlicher Obhut auf.

Zur Besiedelung neuer Gebiete hat es sich bewährt, wenn Uhus durch ihre Elternvögel in Gehegen in der Region aufwachsen, die sie später besiedeln sollen. Sie werden dann direkt aus dem Zuchtgehege freigelassen. Diese Methode wird insbesondere im Bayrischen Wald erfolgreich angewandt, wo Auswertungen verschiedener Wiederansiedelungsweisen zeigten, dass diese Methode am ehesten sicherstellt, dass die Junguhus im Gebiet verbleiben.

Wenn auch die Wiederansiedelungsversuche beim Uhu zum Teil mit großen Erfolgen einher gingen, werden sie doch von vielen Naturschützern kritisch beurteilt. Die Wiederansiedelungsversuche sind zum Teil sehr kostspielig und viele Naturschützer vertreten die Ansicht, dass diese Gelder sinnvoller in der Biotoperhaltung und Horstbewachung verwendet und auf eine natürliche Wiederbesiedelung vertraut werden sollte. Kritisch gesehen wird auch das in der Öffentlichkeit erzeugte Bild einer wieder reparierbaren Natur.

Die Erfahrungen mit Wiederansiedelungsprojekten des Uhus zeigen auch, dass dies eine wirksame Hilfe für existenzbedrohte Bestände dann ist, wenn solche Projekte entsprechend wissenschaftlich begleitet werden, die Gründe für das ursprüngliche Erlöschen der Population nicht mehr vorhanden sind und der wiederbesiedelte Lebensraum groß genug ist, um einer fortpflanzungsfähigen Population ausreichend Lebensgrundlage zu bieten.

Schutzmaßnahmen

Die wichtigste Maßnahme zur Erhaltung der Uhubestände ist die Sicherung der Biotopqualität - beim Uhu sind dies vor allem der Erhalt vielfältig strukturierter Landschaften. Von solchen Schutzmaßnahmen zugunsten des Uhus, der am Ende der Nahrungskette steht, profitieren dabei eine große Anzahl verschiedener Pflanzen und Tierarten, die gleichfalls in ihren Beständen bedroht sind.

Zu den Schutzmaßnahmen, die gezielt dem Uhu dienen, gehört die Horstbewachung, die verhindert, dass brütende Uhus durch Klettersportler und Fotografen an ihrem Brutplatz so gestört werden, dass sie die Brut aufgeben. Eine weitere Maßnahme ist die Anpassung von Arbeiten in Steinbrüchen an die Brutzeiten von Uhus sowie die Absicherung der Brutplätze gegen Füchse, die Junguhus gefährden können.

Kulturgeschichtliches

Das Kinderlied "Ein Vogel wollte Hochzeit feiern" widmet dem Uhu zwar eine Strophe, dies stellt kulturgeschichtlich jedoch eher eine Ausnahme dar. Sagen und Märchen erzählen meist unspezifisch von Eulen und differenzieren selten zwischen den einzelnen großen Eulenarten. Auch Shakespeare erwähnt Eulen, verzichtet aber gleichfalls darauf, die Art zu benennen. Aus diesem Grund sind die kulturgeschichtlichen Besonderheiten im Artikel über Eulen erwähnt.

Martin Luther erwähnt in seiner Übersetzung des Alten Testaments den Huhu (3. Mose 11, 17) bzw. den Uhu (5. Mose 14, 16) als eine der unreinen Vogelarten, die nicht verzehrt werden sollen. Einige andere Übersetzungen sprechen in diesen Reinheitsgeboten statt vom Uhu von anderen Eulenarten; auch die Reihenfolge der genannten Tiere variiert von Übersetzung zu Übersetzung.

Der 1932 auf den Markt gebrachte und nach dem Vogel benannte Kunstharzklebstoff UHU ist in Deutschland und Österreich so weit verbreitet, dass der Markenname sich in diesen Ländern zu einem Begriffsmonopol für Alleskleber entwickelte. Der Name bezieht sich nicht auf spezielle Eigenschaften des Uhus – die Benennung von Markenartikeln nach Vogelarten war in der deutschen Schreibwarenbranche damals weit verbreitet, nachdem die 1896 nach dem Wappentier eines Unternehmers benannte Marke Pelikan sehr erfolgreich war. Der Uhu wurde ausgewählt, da er im dem Produktionsstandort Bühl nahen Schwarzwald heimisch war. Andere bekannte Beispiele sind die Marken Marabu (als Stabreim auf den Unternehmernamen Martz), Schwan-STABILO (nach der Unternehmerfamilie Schwanhäußer) und Greif (nach dem Wappentier Greifenbergs).

Vogel des Jahres 2005

Am 1. Oktober 2004 wurde der Uhu vom Naturschutzbund Deutschland zum Vogel des Jahres 2005 gekürt.

Literatur

  • Nicolai: Greifvögel und Eulen. Kompaß Naturführer. Gräfe und Unzer Verlag, München 1987, ISBN 3-77-423805-7
  • Glutz von Blotzheim (Hrsg.): Handbuch der Vögel Mitteleuropas. Band 9: Columbiformes - Piciformes. 2., durchgesehene Auflage, Aula-Verlag, Wiesbaden 1994, ISBN 3-89-104562-X
  • Hölzinger/ Mahler: Die Vögel Baden-Württembergs. Band 3: Nicht-Singvögel. Ulmer, Stuttgart 2001, ISBN 3-80-013908-1
  • Bauer/Berthold: Die Brutvögel Mitteleuropas. Bestand und Gefährdung. Aula-Verlag, Wiesbaden 1997, ISBN 3-89-104613-8
  • Mebs: Eulen und Käuze. Alle europäischen Eulen und Käuze. Franckh-Kosmos, Stuttgart 1987, ISBN 3-44-005708-9
  • Mebs/Scherzinger: Die Eulen Europas. Franckh-Kosmos, Stuttgart 2000, ISBN 3-44-007069-7

Weblinks

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