„Melitta (Unternehmen)“ – Versionsunterschied

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Die '''Melitta Unternehmensgruppe Bentz KG''' ist eine im [[Ostwestfalen|ostwestfälischen]] [[Minden]] ansässige Unternehmensgruppe. Unter ihrem Dach werden Artikel für den täglichen [[Haushaltsgerät|Haushaltsbedarf]] sowie für Gastronomie und Großverbraucher produziert und vermarktet. Melitta ist ein Familienunternehmen, das heute von Jero Bentz, der zur Gründerfamilie gehört, sowie dem familienfremden Mitglied Volker Stühmeier.
Die '''Melitta Unternehmensgruppe Bentz KG''' ist eine im [[Ostwestfalen|ostwestfälischen]] [[Minden]] ansässige Unternehmensgruppe. Unter ihrem Dach werden Artikel für den täglichen [[Haushaltsgerät|Haushaltsbedarf]] sowie für Gastronomie und Großverbraucher produziert und vermarktet. Melitta ist ein Familienunternehmen, das heute von Jero Bentz, der zur Gründerfamilie gehört, sowie dem familienfremden Mitglied Volker Stühmeier geführt wird.


== Geschichte ==
== Geschichte ==

Version vom 28. April 2019, 14:20 Uhr

Melitta Unternehmensgruppe Bentz KG

Logo
Rechtsform Kommanditgesellschaft
Gründung 1908
Sitz Minden (Westf.), Deutschland
Leitung
  • Jero Bentz
  • Volker Stühmeier
Mitarbeiterzahl 4.550 (2017)[1]
Umsatz 1.541 Mio. EUR (2017)[1]
Branche Konsumgüter[1]
Website www.melitta-group.com

Die Melitta Unternehmensgruppe Bentz KG ist eine im ostwestfälischen Minden ansässige Unternehmensgruppe. Unter ihrem Dach werden Artikel für den täglichen Haushaltsbedarf sowie für Gastronomie und Großverbraucher produziert und vermarktet. Melitta ist ein Familienunternehmen, das heute von Jero Bentz, der zur Gründerfamilie gehört, sowie dem familienfremden Mitglied Volker Stühmeier geführt wird.

Geschichte

Früher Melitta-Filter aus Aluminium für rundes Filtrierpapier
Melitta-Kaffeefilter mit Filtertüte (Form ab 1938 bis heute)

Der Firmenname Melitta geht zurück auf Melitta Bentz aus Dresden, die Erfinderin der Filtertüte. Damalige Methoden der Kaffeezubereitung verwendeten ein herkömmliches Sieb, in das ein Leinentuch oder ausgeschnittenes Löschpapier eingesetzt wurde. Bentz hatte 1908 die Idee, einen Filtertopf samt passenden, kreisrunden Filtrierpapier-Scheiben anzubieten. Sie experimentierte mit einer durchlöcherten Konservendose und ausgeschnittenem Löschpapier.[2]

Am 20. Juni 1908 wurde ein optimierter Filter unter der Nr. 347895 beim Kaiserlichen Patentamt zu Berlin in die Gebrauchsmusterrolle eingetragen als „Kaffeefilter mit nach unten gewölbtem, mit einem Abflussloch versehenem Boden und lose einliegendem Siebe“.[2] Die zylindrischen Gefäße bestanden zunächst aus Aluminium und trugen die Prägung „Original Melitta“. Es war ein kreisrundes Blatt Einweg-Filtrierpapier einzulegen.

Melittas Mann Hugo Bentz betrieb seit 1906 ein Haushaltswarengeschäft. Zusammen gründete das Ehepaar 1909 ein Kommissionsgeschäft für Haushaltswaren, das dem Vertrieb der 1908 angemeldeten Kaffeefilter diente. Zunächst sehr beengt und einfach, wuchs es anschließend rasch.[3]

1919 trat der Sohn Willy, 1929 in Minden dann auch der zweite Sohn Horst in das Geschäft ein, das sich fortan Bentz & Sohn nannte.

1929 zog die Firma von Dresden nach Minden um, da in Dresden keine angemessenen Räumlichkeiten für das schnell wachsende Unternehmen zur Verfügung standen und es zu deutlichen Erhöhungen der Gewerbesteuer gekommen war. Man war vorher bereits innerhalb Dresdens zweimal umgezogen.[2] Die Stadt Minden lag auf der Reiseroute des Ehepaares Bentz und bot gute Bedingungen für eine Geschäftsexpansion. Man fand ein leer stehendes Fabrikgebäude und die Stadt erließ Melitta für die ersten fünf Jahre die Realsteuern.[4] In Minden leitete Horst Bentz die Melitta-Filterwerke über 50 Jahre lang von 1929 bis 1980.[5]

Im Jahre 1937 ließ man sich die typische, nach unten spitz zulaufende Filtertüte und den dazugehörigen, mit Ablaufrillen versehenen Aufsatz patentieren. Beides wurde 1938 am Markt erfolgreich eingeführt.[2]

In der Zeit des Nationalsozialismus unterstützte die Firma die Nationalsozialisten, Horst Bentz trat wenige Monate nach der Machtergreifung in die NSDAP ein und wurde Mitglied der SS.[6] Der Betrieb wurde 1941, 1942 und 1943 „Nationalsozialistischer Musterbetrieb“.[7] In dieser Zeit wuchs die Firma, es wurden Zweigwerke in Karlsbad und Düren gegründet.

Nach dem Krieg wurde Horst Bentz inhaftiert und einem Entnazifizierungsverfahren unterworfen. Nach dem Gerichtsurteil von 1948 erhielt er laut Melitta-Quelle „volle Bewegungsfreiheit und Verfügung über sein Vermögen“ und konnte ohne Einschränkung wieder die Leitung bei Melitta übernehmen.[8] Andere Quellen sprechen davon, dass er zu einer Geldstrafe von 15.000 RM verurteilt wurde und nur unter Auflage (Vermögenssperre, Beschäftigung als Hilfsarbeiter) nach Minden zurückkehren durfte.[7] Der Mindener „Denazification Panel“ stufte Bentz im September 1949 als „Mitläufer“ (Kategorie 4) ein.[9] Das Werk war bis 1957 durch die britische Besatzungsmacht beschlagnahmt, der Betrieb auf mehrere Produktionsstätten in der Umgebung verteilt.

1952 trennten sich die beiden Brüder. Willy Bentz übernahm von Heinrich Arthur Hoesch die von dessen Großvater Ludolf Matthias Hoesch errichtete Papierfabrik Friedenau in Düren-Kreuzau, Horst Bentz das Werk in Minden und expandierte dort weiter. 1953 wurde die Porzellanfabrik Friesland als Zweigniederlassung der Melitta-Werke Bentz & Sohn (ab 1979 "Porzellanfabrik Friesland Bentz KG") in Varel gegründet. Mit dem dort produzierten Kaffee-, Tee- und Tafelservice aus Porzellan und Steingut bestimmte Melitta die Erscheinung des "schön gedeckten Tischs" der Zeit entscheidend mit. Melitta trennte sich 1991 von der Tochtergesellschaft. Noch heute werden die Melitta Porzellanfilter dort hergestellt.[10] In den 1960er Jahren kamen das Melitta-Porzellan und andere Produkte wie Süßigkeiten und Kaffee dazu. Melitta produzierte als erster Hersteller filterfein gemahlenen und vakuumverpackten Kaffee. In den 1960er Jahren gründete Melitta Niederlassungen in den USA, Kanada und Brasilien. 1966 wurde die von Carl Ronning (1863–1949) gegründete Bremer Großrösterei Carl Ronning GmbH übernommen. 1967 übernahm Melitta die von Heinz Schürmann gegründete Firma Granini. Ab 1965 vertrieb Melitta den Wigomat, die erste Filterkaffeemaschine, unter eigenem Namen und abgewandeltem Gehäuse als Melitta „MA 120“;[11][12] das Unternehmen war somit auch erstmals im Vertrieb von Kaffeemaschinen tätig.

Ende der 1960er Jahre kam es zu Auseinandersetzungen mit den Gewerkschaften um die Einführung der 40-Stunden-Woche, die erst in den 1970er Jahren mit Übernahme der tariflichen Vereinbarungen abebbten.[13] Die Söhne Jörg, Thomas und Stephan Bentz übernahmen das Unternehmen 1981 und führten eine Umstrukturierung durch. Einzelne Unternehmensteile wurden rechtlich selbständig in einer Holding zusammengefasst. Die umfangreiche Produktpalette wurde neuen Marken zugeordnet. Die Marke Melitta stand nun einzig für die Produkte rund um Kaffee und Kaffeezubereitung. Es fand ein Konzentrationsprozess statt, der auch vor den Arbeitnehmern nicht Halt machte: Waren Ende der 1980er Jahre noch 7300 Mitarbeiter beschäftigt, waren es 1993 noch etwa 5900.[14]

1995 wurde der Staubsaugerbeutel-Hersteller West-Clean AB in Lilla Edet, Schweden erworben, die Produktion 2000 aber eingestellt. 1999 erzielte der Melitta-Konzern einen konsolidierten weltweiten Umsatz von 2,125 Mrd. DM (1,087 Mrd. Euro), davon 1,716 Mrd. DM (877 Mio. Euro) in der EU und 1,206 Mrd. DM (617 Mio. Euro) im Inland. 2010 arbeiteten weltweit etwas mehr als 3.500 Mitarbeiter bei Melitta.[15]

Am 21. Juni 2000 hat das Bundeskartellamt aufgrund einer Verstärkung der einzelmarktbeherrschenden Stellung auf dem Markt für Staubsaugerbeutel den Zusammenschluss der Bentz Beteiligungs KG oder einer ihrer Tochterunternehmen mit der belgischen Airflo Europe N.V. sowie den Erwerb von Anteilen und den hiermit verbundenen Sonderrechten an dem zu gründenden Gemeinschaftsunternehmen durch Gesellschafter und/oder Unternehmen der Schultink-Gruppe, zu der die Airflo gehört, untersagt.[16]

Heutiger Aufbau des Unternehmens

Seit 1990: die Zentrale von Melitta in Minden

Der größte Unternehmensbereich innerhalb der Melitta-Gruppe ist die Melitta Haushaltsprodukte Europa, die Produkte für die Kaffeezubereitung (zum Beispiel Filterpapier, Kaffeeautomaten) unter der Marke Melitta sowie Reinigungsprodukte für den Haushalt wie Staubsauger- und Müllbeutel (Marke Swirl) und Produkte für die Teezubereitung (Marke Cilia) herstellt und vertreibt.

Verantwortlich für das Kaffeegeschäft in Deutschland ist die Melitta Kaffee Europa mit Sitz in der Stadt Bremen, die aus der Melitta Kaffee GmbH hervorging. Melitta Kaffee Europa produziert und vertreibt Filterkaffee, Vollautomatenkaffee, Kaffeepads und Instant Cappuccino hauptsächlich für den deutschen Markt.

Das Geschäft mit Haushaltsfolien wird unter dem Unternehmensbereich Cofresco Frischhalteprodukte Europa geführt und gehört seit 2014 hundertprozentig zur Melitta Gruppe. Bekannte Marken sind Toppits, Albal, Handy Bag und BacoFoil.

In Übersee ist Melitta mit Gesellschaften in Brasilien, Nord- und Südamerika sowie Asien tätig.

Insgesamt sind unter dem Dach der Unternehmensgruppe knapp 50 Gesellschaften mit über 3000 Beschäftigten vereint. Die Gruppe ist ein international tätiges Markenartikel-Unternehmen. Der Gesamtumsatz beträgt über 1,3 Milliarden Euro.

Zu den Tochtergesellschaften der Melitta-Gruppe (teils zur Melitta Bentz KG, teils zur Bentz Beteiligungs KG) gehören die Wolf PVG Papier-Verarbeitungs GmbH in Spenge und die Delphy S.A. in Courbevoie, Frankreich.

Marken

Bekannte Marken von Melitta sind:

Preisabsprachen und Kartellbildung

Im Dezember 2009 verhängte das Bundeskartellamt wegen unerlaubter Preisabsprachen unter anderen gegen die Melitta Kaffee GmbH Bremen eine Geldbuße. Melitta wurde vorgeworfen einem Kaffeekartell seit 2000 angehört zu haben.[17][18]

Im Juni 2010 wurde dem Deutschen Kaffee-Verband Hamburg vom Bundeskartellamt vorgeworfen, mit einer Pressemitteilung im Februar 2005 ein Kartell von Kaffeeunternehmen gefördert zu haben, weswegen ein Bußgeld von bis zu 90.000 Euro verhängt wurde. Zu den beteiligten Kaffeeröstereien gehörten auch Melitta System Service. Diesem Unternehmen wurden die Geldbuße wegen seiner Kooperation bei der Aufklärung der Vorwürfe reduziert.[19]

Im Oktober 2011 wurde eine erneute Beteiligung des Unternehmens an einem Kartell festgestellt. Das Kartell hatte zum Jahreswechsel 2007/2008 bei Instant-Cappuccino eine Preiserhöhung abgesprochen, die je Packung 20 bis 40 Cent ausmachte. Da das Bußgeldverfahren auf Antrag der Melitta Kaffee GmbH eingeleitet wurde, die damit als Kronzeuge fungierte, wurde gegen sie keine Geldbuße erlassen.[20][21]

Literatur

  • Hans Günther Oesterreich: Geschichte und Geschichten um Melitta. Geröstet, gemahlen und gefiltert. Zum 50-jährigen Bestehen der Melitta-Werke Bentz & Sohn in Minden. Melitta-Werke Bentz & Sohn, Minden 1979.
  • Melitta Unternehmensgruppe, Minden (Hrsg.): 100 Jahre Melitta. Geschichte eines Markenunternehmens. Köln 2008.
  • Thomas Leeb: Kaffee, das magische Elixier. C. J. Bucher Verlag, München 2008.

Siehe auch

Weblinks

Commons: Melitta – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c https://www.melitta-group.com/download.php?system_id=3854&com=liste&back_klasse=downloadcenter_ordner&src=portal%2Fdownloadcenter%2Fdateien%2Fmelitta_zentralgesellschaft%2Fgeschaeftsberichte%2FGB15_EN_Online_HP.pdf
  2. a b c d https://www.sammeln-sammler.de/melitta/ Eine kleine Melitta Geschichte
  3. 100 Jahre Melitta, die Geschichte eines Markenunternehmens, Köln 2008, S. 09 ff.
  4. 100 Jahre Melitta, die Geschichte eines Markenunternehmens, Köln 2008, S. 28
  5. Manuskript Dirks/Kossack, 11/2006: Ein „Musterbetrieb“? abgerufen 23. Juni 2011
  6. 100 Jahre Melitta, die Geschichte eines Markenunternehmens, Köln 2008, S. 39
  7. a b Manuskript Dirks/Kossack, 11/2006: Ein „Musterbetrieb“?; abgerufen April 2010
  8. 100 Jahre Melitta, die Geschichte eines Markenunternehmens, Köln 2008, S. 59
  9. Manuskript Dirks/Kossack, 11/2006: Ein „Musterbetrieb“? Anmerkung 8; abgerufen April 2010
  10. Siems, Maren: Melitta und Friesland-Porzellan 60 Jahre Keramikherstellung in Varel ; Begleitkatalog zur Ausstellung "Jeverland - in Ton Gebrannt". Hrsg.: Siems, Maren; Schlossmuseum Jever. Nr. 33. Florian Isensee GmbH, Oldenburg 2015, ISBN 978-3-7308-1177-1, S. 15–16.
  11. http://www.melitta.de/de/Filterkaffeemaschinen-141.html
  12. http://www.freepatentsonline.com/D254892.html
  13. 100 Jahre Melitta, die Geschichte eines Markenunternehmens, Köln 2008, S. 92
  14. 100 Jahre Melitta, die Geschichte eines Markenunternehmens, Köln 2008, S. 119
  15. Homepage der Finanzzeitung Handelsblatt:Melitta verkündet Umsatzplus; Ausgabe vom 15. Mai 2012, abgerufen November 2013
  16. Beschluss vom 21. Juni 2000 (PDF 166kb)
  17. Birger Nicolai: Hohe Geldbußen gegen deutsche Kaffeeröster. In: Welt Online, 21. Dezember 2009; abgerufen am 21. Dezember 2009
  18. „Kraft Foods“ gab Ermittlungshinweis (Memento des Originals vom 22. Januar 2010 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.rp-online.de. In: RP Online, 13. Januar 2010; abgerufen am 12. Februar 2010
  19. Erneut Bußgelder gegen Kaffeeröster, dpa-Meldung vom 10. Juni 2010
  20. Kaffeehersteller haben ihre Preise abgesprochen. In: Frankfurter Rundschau online vom 18. Oktober 2011, abgerufen am 18. Oktober 2011
  21. Cappuccino-Kartell muss neun Millionen Euro Geldbuße zahlen. dpa-Meldung vom 19. Oktober 2011

Koordinaten: 52° 17′ 56″ N, 8° 54′ 21″ O