Benutzer:Mautpreller/Grün

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Robert Grün, auch Gruen (* 8. März 1909 in Wien; † 30. Juli 1975 in Klosterneuburg) war ein österreichischer Schriftsteller. Er schrieb auch unter verschiedenen Pseudonymen, unter anderem Robert Moeris, John D. Carr, Margery Glasgow, Jolyon Jones und Florence Palfrey.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Grün studierte Klassische Philologie an der Universität Wien und erwarb den Grad eines Dr. phil. 1932 mit einer Arbeit in lateinischer Sprache zur Philosophie der Stoa in den Tragödien Senecas.[1] In den Jahren 1935 bis 1938 war er Schriftleiter der Monatszeitschrift Das Jugendblatt, die vom Wiener Volksbildungswerk herausgegeben wurde. 1938, nach dem Anschluss Österreichs, wurde er dort abgelöst und die Zeitschrift änderte unter nationalsozialistischer Regie ihre Linie und ihren Namen, nunmehr hieß sie Das junge Reich.[2]

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs lebte Grün zunächst in Linz. Er brachte noch 1945 einen Gedichtband mit satirischen Gedichten auf die Herrschaft des Nationalsozialismus in Österreich unter dem Titel SA marschiert heraus. Bald darauf gründete er den Ibis-Verlag und formulierte ein ambitioniertes Verlagsprogramm mit übersetzten Werken der Weltliteratur, Nachdrucken deutschsprachiger Romane und zeitgenössischen Werken, darunter auch einem eigenen Roman unter dem Titel Madonnen, Hexen, Göttinnen. Dieser 1946 erschienene Roman wurde in der Presse heftig als pornographisch angegriffen und wurde schließlich 1948 Gegenstand eines Strafprozesses gegen Grün. Das Landesgericht Linz verurteilte ihn im September 1948 wegen „grober Verletzung der Sittlichkeit und Erregung öffentlichen Ärgers“ zu zwei Monaten bedingten Arrests (also einer Freiheitsstafe auf Bewährung) und zog das Buch ein.[3]

Bereits im Ibis-Verlag hatte Grün begonnen, Kriminalromane zu veröffentlichen, die als Autorin eine Florence Palfrey führten und angeblich von ihm oder anderen ins Deutsche übersetzt worden waren. Dies setzte er auch als Autor für andere Verlage fort, nachdem sein Ibis-Verlag Anfang 1951 von Rudolf Trauner übernommen worden war (er ging im heute noch bestehenden Trauner-Verlag auf). Ein englisches Original war in diesen Fällen jedoch nicht auffindbar und es wird angenommen, dass Grün selbst der Autor dieser Romane war; Ähnliches gilt für weitere vorgebliche Übersetzungen unter anderen Pseudonymen, darunter einen laut Buchwerbung bislang unbekannten Sherlock-Holmes-Roman. In diesem Fall war Arthur Conan Doyle als Autor und Florence Palfrey als Übersetzerin angegeben.[4] Zudem veröffentlichte Grün drei deutschsprachige Romane unter dem Pseudonym Robert Moeris.[5]

1958 kam es zu einem weiteren Prozess: Grün wurde vorgeworfen, für die angeblich von ihm übersetzten Werke von den Verlagen Übersetzerhonorare gefordert und erhalten zu haben. Das Landesgericht Linz verurteilte ihn „wegen diverser Delikte der Veruntreuung“ zu einem Jahr „schwerer Kerkerstrafe“, die er bis zur Weihnachtsamnestie 1958 absitzen musste. Zudem wurde ihm der Doktorgrad entzogen.[6]

Grün begann erst Ende der 1960er Jahre wieder unter eigenem Namen zu schreiben, diesmal jedoch Sachbücher. Er schrieb eine Biografie von Hồ Chí Minh, die 1969 im Heyne-Verlag erschien. Vor allem aber fungierte er als Herausgeber von historischen Texten in der Reihe „Alte abenteuerliche Reiseberichte“ des Horst Erdmann Verlags. Es handelte sich um deutsche Bearbeitungen und Übersetzungen von gemeinfreien Texten aus dem Zeitalter der Entdeckungen. Zunächst edierte er 1968 den Reisebericht von Antonio Pigafetta, dem Chronisten der Magellan-Expedition, die als erste Weltumsegelung gilt, 1970 folgte das „Bordbuch“ des Christoph Kolumbus. Zwei weitere Werke in derselben Reihe gab er gemeinsam mit seiner zweiten Frau Evamaria Grün (* 1927)[7] heraus: eine Zusammenstellung dreier Tagebücher aus der Zeit der Conquista in Peru und Amazonien (1973) sowie Carsten Niebuhrs Berichte von seiner Arabien-Expedition (1975).

Rezeption[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Grüns Arbeiten für den Horst Erdmann Verlag verzichteten auf einen wissenschaftlichen Apparat und waren unschwer als leicht lesbare Bearbeitungen erkennbar. Sie stießen in der Presse über die Jahre, auch noch nach seinem Tod, großenteils auf ein positives Echo. So lobte Theodor Kissel die unveränderte, nur durch ein Nachwort ergänzte Neuauflage der Eroberung von Peru von 2015 in Spektrum der Wissenschaft als „äußerst lesenswertes Buch“, in dem drei Zeitzeugen mit ihren „persönlichen Tagebüchern“ zu Wort kämen.[8] Textauszüge fanden mehrfach im 21. Jahrhundert mehrfach Eingang als Quellentexte in Schulbücher, so eine Szene mit dem Inka Atahualpa aus demselben Werk in das österreichische Arbeitsheft für Schüler Zeitbilder 3[9] und in das deutsche Schulbuch Zeiten und Menschen 2.[10] Gelegentlich wurde auch Kritik an Grüns Bearbeitung laut: So hielten die Autoren eines Spiegel-Buchs fest, Grün habe die eher trockene Materie der „Dokumente und Aufzeichnungen“ zu und von Kolumbus durch hinzugedichtete Passagen aufgelockert.[11] Anlässlich seiner Neuübersetzung von Pigafettas Reisebericht nannte der Übersetzer Christian Jostmann Grüns Bearbeitung „haarsträubend“.[12] Eine Analyse von Schulbuchtexten zur Conquista meldete Bedenken an: Der „Quellenwert“ des Tagebuchs von Celso Gargia in der Eroberung von Peru werde ungenügend reflektiert.[13] Der Popularität von Grüns Bearbeitungen taten diese vereinzelten Kritiken jedoch zunächst keinen Abbruch.

Im April 2023 erschien in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung ein Artikel von Andreas Hirschhäuser und Andreas Roth, der aufdeckte, dass es sich bei dem „Tagebuch des Celso Gargia“ in der Eroberung von Peru um reine Quellenfiktion handelte. Die angebliche „Handschrift von Simancas“, die Grün in einer „Editorischen Notiz“ als Quelle angab, existiere gar nicht, ebenso wenig ein Chronist namens Celso Gargia. Die bei Grün detailliert angegebene Provenienz des „Tagebuchs“ sei „von vorn bis hinten erlogen“, es lasse sich in keinem der genannten Archive nachweisen. Grün habe vielmehr in erster Linie die bereits seit 1848 in deutscher Übersetzung vorliegende Geschichte der Eroberung Perus des amerikanischen Historikers William Hickling Prescott ausgeschlachtet und dabei „reichlich wörtliche Übernahmen“ fabriziert. Diese habe er einem von ihm erfundenen Chronisten untergeschoben.[14]

Werke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Robert Grün als Autor[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • De Stoicorum philosophiae elementis in tragoediis, quas scripsit L. Annaeus Seneca. Dissertation, Wien 1932 (deutsch etwa: „Über Elemente der Philosophie der Stoiker in Tragödien von L. Annaeus Seneca“)
  • SA marschiert! Gedichte. Mit Zeichnungen von Peter. Argonauten-Verlag, Linz und Wien 1945
  • Madonnen, Hexen, Göttinnen. Roman. Ibis-Verlag, Linz und Wien 1946
  • Ho Chi Minh. Eine Biographie des großen Revolutionärs. Heyne, München 1969

Robert Grün als Herausgeber, Übersetzer, Bearbeiter[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Antonio Pigafetta: Die erste Reise um die Erde. Ein Augenzeugenbericht von der Weltumsegelung Magellans 1519–1522. Erdmann, Tübingen und Basel 1968. Zahlreiche weitere Auflagen
  • Christoph Columbus: Das Bordbuch 1492. Leben und Fahrten des Entdeckers der Neuen Welt in Dokumenten und Aufzeichnungen. Erdmann, Tübingen 1970. Zahlreiche weitere Auflagen
  • Die Eroberung von Peru. Die Augenzeugenberichte von Celso Gargia; Gaspar de Carvajal; Samuel Fritz. Mit Evamaria Grün. Erdmann, Tübingen und Basel 1973. Zahlreiche weitere Auflagen
  • Carsten Niebuhr: Entdeckungen im Orient. Reise nach Arabien und anderen Ländern 1761–1767. Mit Evamaria Grün. Erdmann, Tübingen und Basel 1975. Zahlreiche weitere Auflagen

Unter dem Pseudonym Robert Moeris[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Spaniens Tauben flogen nach Afrika. Ein Reisebuch. Mit 38 Aufnahmen von Kurt Neumüller. Druck- und Verlagsanstalt Gutenberg, Linz 1956
  • Es kam uns vieles spanisch vor. Roman. Dörner, Düsseldorf 1958. 2. Auflage: Dörner, Stuttgart 1969
  • Die Reise in die Sahara. Roman. Textskizzen: Werner Hornung. Dörner, Düsseldorf 1960

Unter weiteren Pseudonymen (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Grün werden neben dem Pseudonym Robert Moeris die Autorennamen Florence Palfrey, John D. Carr (John Dwight Carr, nicht der bekannte Krimiautor John Dickson Carr), Margery Glasgow und Jolyon Jones zugerechnet.[15] Von allen diesen Namen existieren deutschsprachige Veröffentlichungen, für die häufig ein englischer Originaltitel angegeben wird, der nirgends nachzuweisen ist. Mehrfach tritt Robert Grün (Gruen) als Übersetzer aus dem Englischen (oder Amerikanischen) auf, ebenso erscheint Florence Palfrey als Übersetzerin unter anderem eines vorgeblich bislang unbekannten Romans von Arthur Conan Doyle.

Insbesondere „Florence Palfrey“ war sehr produktiv, in der Deutschen Nationalbibliothek werden allein über 30 Publikationen von ihr aufgeführt. Es handelt sich hauptsächlich um Kriminalromane, gelegentlich auch Abenteuerromane, Spionageromane und Wildwestromane. Sie erschienen in der Zeit von 1946 bis 1960. Eine Auswahl der Werke unter weiteren Pseudonymen:

  • Florence Palfrey: Der Garten der Träume. Aus dem Englischen übersetzt von Franz Geiger. Titelzeichnung: Ludwig Schwarzer. Ibis, Linz und Wien 1946 (als Originaltitel angegeben: The Garden of Dreams)
  • Florence Palfrey: Das Porträt eines Toten. Demokratische Druck- und Verlagsgesellschaft, Linz 1950 (= Bären-Reihe 10) (als Originaltitel angegeben: The Dead [sic!] is coming to Mr. Pembroke)
  • Florence Palfrey: Mata Hari. Ein Spionageroman. Demokratische Druck- und Verlagsgesellschaft, Linz 1950 (= Bären-Reihe 23)
  • Florence Palfrey: Das Gesetz der Prärie. Abenteuerroman. Renner, Wien 1950
  • John D. Carr: Die grüne Hölle. Roman aus Sumatra. Demokratische Druck- und Verlagsgesellschaft, Linz 1951 (= Bären-Reihe 30) (als Originaltitel angegeben: The perfect crime)
  • Florence Palfrey: Das gelbe Trikot. Ein Kriminalroman um die Tour de France. Demokratische Druck- und Verlagsgesellschaft, Linz 1951 (= Bären-Reihe 38) (als Originaltitel angegeben: The yellow tricot)
  • Arthur Conan Doyle: Die silbernen Gräser. Übersetzt und bearbeitet von Florence Palfrey. Demokratische Druck- und Verlagsgesellschaft, Linz 1952 (= Bären-Reihe 47) (als Originaltitel angegeben: The silvern grassplot)
  • Florence Palfrey: Das Schloss im Meer. Aus dem Englischen übersetzt von Robert Gruen. Walter Verlag, Olten 1952 (als Originaltitel angegeben: On his own theory)
  • Margery Glasgow: Das letzte Kapitel. Aus dem Englischen übersetzt von Florence Palfrey. Demokratische Druck- und Verlagsgesellschaft, Linz 1952 (= Bären-Reihe 59) (als Originaltitel angegeben: The Vamp)
  • Florence Palfrey: Ein Engel aus Hawai. [sic!] Aus dem Englischen übersetzt von Robert Gruen. Petersen, Hamburg 1952 (als Originaltitel angegeben: Angel from Hawai)
  • Florence Palfrey: Blaue Berge – blaue Bohnen. Wildwest-Roman. Aus dem Englischen übersetzt von Franz Mairhofer. Petersen, Hamburg um 1955 (als Originaltitel angegeben: Blue creek story)
  • Jolyon Jones: Morgen ist der jüngste Tag. Aus dem Amerikanischen übersetzt von Robert Gruen. Pegasus, Wetzlar 1958 (als Originaltitel angegeben: The plutocrats)
  • John D. Carr: Der gelbe Schlüssel. Aus dem Amerikanischen übersetzt von Robert Gruen. Pegasus, Wetzlar 1958 (als Originaltitel angegeben: The yellow key)

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Anna Stüssi: Grün, Robert. In: Deutsches Literatur-Lexikon. Biographisch-bibliographisches Handbuch. Begründet von Wilhelm Kosch. Dritte, völlig neu bearbeitete Auflage. Herausgegeben von Heinz Rupp und Carl Ludwig Lang. Sechster Band: Gaa–Gysin. Francke, Bern und München 1978, Sp. 923–924
  • Anke Hees: Grün, Robert. In: Deutsches Literatur-Lexikon. Das 20. Jahrhundert. Herausgegeben von Lutz Hagestedt. Band 12: Gorsleben–Grunenberg. DeGruyter, Berlin 2008, Sp. 555–556 (auch in: Deutsches Literatur-Lexikon online, DeGruyter 2017)
  • Grün, Robert. In: Kürschners Deutscher Literatur-Kalender 1978. Herausgegeben von Werner Schuder. DeGruyter, Berlin 1979, S. 325
  • Andreas Hirschhäuser, Andreas Roth: Die blühende Phantasie des falschen Doktors. Ein erfundener Mönch in Peru: In Schulbüchern findet sich bis heute eine gefälschte Quelle zur Conquista. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 5. April 2023, S. 12. Unter geändertem Titel (Fälschung im Schulbuch. Ein erfundener Mönch erobert Peru) in faz.net

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Grün, Robert. Eintrag in H. P. Karr (Reinhard Jahn): Lexikon der deutschen Krimi-Autoren – Internet-Edition, krimilexikon.de, Stand 2. Januar 2021


https://archive.org/details/deutschesliterat0000kosc_e1i7/page/n479/mode/2up

ANNO zum Prozess

Murray Hall

diverse Rezensionen

https://archive.org/details/christophcolumbu0000grun/page/148/mode/2up

Grün schrieb in jungen Jahren Gedichte. Am 17. Dezember 1928 ist in der Reichspost vermerkt, dass er auf einem Abend des Wiener katholischen akademischen Philologenvereins, in dem Grün Mitglied war, eigene Gedichte vortrug. Der Berichterstatter spricht von der "köstlichen Überschwenglichkeit der Jugend" ([1]). Am 2. Juli 1929 berichtete das Blatt über einen weiteren Abend des Vereins, auf dem der "junge Dichter" Poesie und Prosa vortrug, "nicht durchweg ausgereift, aber von hoffnungsvollem Talente kündend" ([2]). Am 1. September druckte es sogar erstmals ein Gedicht Grüns ab ("Abschied", [3]).

1932 promovierte Grün in Wien mit einer Arbeit über Elemente der Philosophie der Stoiker in Senecas Tragödien. In den Jahren 1935 bis 1938 war er Schriftleiter der Monatszeitschrift Das Jugendblatt, die vom Wiener Volksbildungswerk herausgegeben wurde. 1938 wurde er dort freilich abgelöst und die Zeitschrift änderte unter nationalsozialistischer Regie ihre Linie und ihren Namen, nunmehr hieß sie Das junge Reich (Murray Hall: Der Deutsche Verlag für Jugend und Volk 1938-1945. In Jehle/Lenhart (Hrsg.:) Literatur – Politik – Kritik. Beiträge zur Österreichischen Literatur des 20. Jahrhunderts. Wallstein, Göttingen 2014, S. 56-76, hier S. 70).

1945 wurde Grün zum Treuhänder der Buchhandlungen Korb und Resl in Linz ernannt (Linzer Volksblatt, 8. Oktober, [4]). Im neugegründeten Linzer Buchverlag Ibis, der ihm spätestens 1949 selbst gehörte ([5]), wurden bereits im selben Monat zwei Bücher von Grün (Gruen) angekündigt: Madonnen, Hexen, Göttinnen und Die Erde leuchtet am Himmel ([6]).[16] Aber auch im Argonautenverlag Linz-Wien erschien ein Buch von Grün (Gruen), "SA marschiert", das die Braunauer Neue Warte am Inn sehr positiv rezensierte: "Seine Verse, beste politische Satire, wie sie von Heine bis Kästner geschrieben wurde, treffen die Nazibonzen mitten in ihre geblähte Brust, sodaß sie in sich zusammenschrumpfen wie angestochene Luftballons." Der Verfasser, so heißt es weiter, habe sie in der Nazizeit in der Gasmaske verstecken müssen ([7]). Auch dem Rezensenten der Neuen Zeit gefiel das "schmale Gedichtbändchen des mutigen Publizisten" ([8]). Bei Ibis wurden neben den beiden Romanen auch gleich zwei Krimis von Florence Palfrey angekündigt, angeblich von Grün übersetzt, doch wahrscheinlich von ihm selbst geschrieben und mit "Übersetzerfiktion" versehen: Der Garten der Träume und Rauschgift ([9]).[17]

Schon SA marschiert soll neben Lob auch scharfe Kritik auf sich gezogen haben, wie die Neue Zeit verrät. Das gilt noch mehr von Madonnen, Hexen, Göttinnen, einem Roman, den die Zeitung erneut wohlwollend bespricht, allerdings mit der etwas dunklen Andeutung, der Dichter habe offenbar manchmal "Situationen um ihrer selbst willen … zeichnen" wollen ([10]). Das Linzer Volksblatt nimmt kein Blatt vor den Mund: „Der Schwerpunkt des Buches aber, der im Verhältnis des Mannes zum Weibe liegt, muss glattweg abgelehnt werden, denn er treibt im Lüsternen, Schlüpfrigen und Anstößigen.“ ([11]). Die Salzburger Volkszeitung rief gar nach Zensur, nämlich einem „Beirat“, der bevollmächtigt sein solle, „solche künstlerisch wertlose, erzieherisch schädliche Erzeugnisse unmöglich zu machen“ ([12]). Sogar das oberösterreichische Jugendparlament soll ein Einschreiten gegen das "pornographische Machwerk des Doktor Robert Gruen" gefordert haben ([13]).

Und so kam es auch. Im September 1948 musste sich Grün vor einem Einzelrichter des Landesgerichts Linz wegen "grober Verletzung der Sittlichkeit und Erregung öffentlichen Ärgernisses" verantworten. Vergebens betonte der Angeklagte, es gebe viele ähnliche Bücher, die sogar preisgekrönt würden. Die von ihm benannten Zeugen, immerhin Arnolt Bronnen und Maria von Peteani, wurden gar nicht erst angehört, Grün wurde zu zwei Monaten bedingtem Arrest, also Freiheitsstrafe auf Bewährung verurteilt und sein Buch wurde verboten. Die Verteidigung legte Nichtigkeitsbeschwerde ein ([14]). Die Neue Zeit prangerte den „Hexenprozess“ an, äußerte sich nunmehr aber recht negativ über die Qualität des Werks: „Man überlasse das Urteil über Robert Gruen der Kritik, – sie war eben dabei, ihm das Schreiben abzugewöhnen“ ([15]). Das war allerdings nicht der Fall, Grün produzierte in den folgenden Jahren eine ganze Reihe von Werken, freilich nicht unter seinem Namen, sondern durchweg unter Pseudonymen.

Der Ibis-Verlag ging (wann genau?) im Rudolf-Trauner-Verlag auf (angeblich 1948, aber 1949 war Grün noch Inhaber! In wahrheit erst ende 1951! [16], [17]).

Zu Ibis/Bronnen: [18].

Bronnen war übrigens Leiter der Kulturredaktion der Neuen Zeit (KP)! Und von ihm erschienen Film und Leben Barbara la Marr und Erinnerungen an eine Liebe bei Ibis! (Uwe Baur, Karin Gradwohl-Schlacher: Literatur in Österreich 1938–1945. Handbuch eines literarischen Systems. Band 3: Oberösterreich. Böhlau, Wien u.a. 2014, "Bronner", S. 163. Bei Ibis erschien 1946 u.a. auch Simon Wiesenthals Buch über Mauthausen.

Bei den Verlagsorten von Ibis Linz - Wien - Pittsburgh ist wenigstens Pittsburgh, möglicherweise auch schon Wien Teil der Fiktion.

Unter weiteren Pseudonymen (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hier spielt insbesondere die Kunstfigur „Florence Palfrey“ eine bedeutende Rolle. Palfrey figurierte in den Kriminalromanen teils als Autorin, teils als Übersetzerin aus dem Englischen. Wo sie als Autorin angegeben war, trat immer wieder Grün als Übersetzer auf, gelegentlich auch andere Personen. Die häufig angegebenen englischen Originaltitel existieren nicht. Sie wird mit Robert Grün selbst identifiziert.

  • Florence Palfrey: Der Garten der Träume. Aus dem Englischen übersetzt von Franz Geiger. Titelzeichnung: Ludwig Schwarzer. Ibis, Linz und Wien 1946 (als Originaltitel angegeben: The Garden of Dreams)
  • Florence Palfrey: Ein Mensch ohne Gesicht. Ibis, Linz, Pittsburgh, Wien 1947 (als Originaltitel angegeben: The Murder in the Casel [sic!])
  • Florence Palfrey: Die seltsamen Zimmer. Aus dem Englischen übersetzt von Franz Geiger. Ibis, Linz, Pittsburgh, Wien 1947 (als Originaltitel angegeben: Cocaine)
  • Florence Palfrey: Das Geheimnis des Pavillons. Demokratische Druck- und Verlagsgesellschaft, Linz 1949 (= Bären-Buch 9) (als Originaltitel angegeben: A Woman’s Face)
  • Florence Palfrey: Das Porträt eines Toten. Demokratische Druck- und Verlagsgesellschaft, Linz 1950 (= Bären-Reihe 10) (als Originaltitel angegeben: The Dead [sic!] is coming to Mr. Pembroke)
  • Florence Palfrey: Mata Hari. Ein Spionageroman. Demokratische Druck- und Verlagsgesellschaft, Linz 1950 (= Bären-Reihe 23)
  • Florence Palfrey: Der Stern von Pernambuco. Wrba, Wien 1951 (= Isabella-Kriminalroman 30)
  • Florence Palfrey: Das Gesetz der Prärie. Abenteuerroman. Renner, Wien 1950
  • Florence Palfrey: Der silberne Panther. Demokratische Druck- und Verlagsgesellschaft, Linz 1951 (= Bären-Reihe 29) (als Originaltitel angegeben: The car with the panther)
  • John D. Carr: Die grüne Hölle. Roman aus Sumatra. Demokratische Druck- und Verlagsgesellschaft, Linz 1951 (= Bären-Reihe 30) (als Originaltitel angegeben: The perfect crime)
  • Florence Palfrey: Achtung, Atomspionage. Ein Spionageroman. Demokratische Druck- und Verlagsgesellschaft, Linz 1951 (= Bären-Reihe 34) (als Originaltitel angegeben: Mister Brown cannot read)
  • John D. Carr:[18] Die vier Smaragde der Dona Serafina. Demokratische Druck- und Verlagsgesellschaft, Linz 1951 (= Bären-Reihe 36) (als originaltitel angegeben: The four emeralds of Dona Serafina)
  • Florence Palfrey: Das gelbe Trikot. Ein Kriminalroman um die Tour de France. Demokratische Druck- und Verlagsgesellschaft, Linz 1951 (= Bären-Reihe 38) (als Originaltitel angegeben: The yellow tricot)
  • Arthur Conan Doyle: Die silbernen Gräser. Übersetzt und bearbeitet von Florence Palfrey. Demokratische Druck- und Verlagsgesellschaft, Linz 1952 (= Bären-Reihe 47) (als Originaltitel angegeben: The silvern grassplot)
  • Edgar Wallace: Das Haus ohne Fenster. Aus dem Englischen übersetzt von Florence Palfrey. Demokratische Druck- und Verlagsgesellschaft, Linz 1952 (= Bären-Reihe 48) (als Originaltitel angegeben: Mr Dodd and Mr Dodgehill)[19]
  • Florence Palfrey: Fünf Schüsse ins Adagio. Aus dem Englischen übersetzt von Rudolf Peterka. Demokratische Druck- und Verlagsgesellschaft, Linz 1952 (= Bären-Reihe 52) (als Originaltitel angegeben: It remains a mystery)
  • Florence Palfrey: Das Schloss im Meer. Aus dem Englischen übersetzt von Robert Gruen. Walter Verlag, Olten 1952 (= Gelbe A-K-Romane 24) (als Originaltitel angegeben: On his own theory)
  • Margery Glasgow: Das letzte Kapitel. Aus dem Englischen übersetzt von Florence Palfrey. Demokratische Druck- und Verlagsgesellschaft, Linz 1952 (= Bären-Reihe 59) (als Originaltitel angegeben: The Vamp)
  • Florence Palfrey: Ein Engel aus Hawai. [sic!] Aus dem Englischen übersetzt von Robert Gruen. Petersen, Hamburg 1952 (als Originaltitel angegeben: Angel from Hawai)
  • John D. Carr: Tod angekündigt. Rota, Wien 1953 (Bären-Reihe 65)
  • Florence Palfrey: Die schrecklichen Drei. Rota, Wien 1953 (= Bären-Reihe 68)
  • Florence Palfrey: Die blonde Spinne. Aus dem Englischen übersetzt von Robert Gruen. Petersen, Hamburg um 1955 (als Originaltitel angegeben: The blond [sic!] spider)
  • Jolyon Jones: Moral mit Löchern. Roman. Selbstverlag, Linz 1955 (als Originaltitel angegeben: The Plutokrats)
  • Florence Palfrey: Das Auge Allahs. Goldring, Papenburg um 1955
  • Florence Palfrey: Blaue Berge – blaue Bohnen. Wildwest-Roman. Aus dem Englischen übersetzt von Franz Mairhofer. Petersen, Hamburg um 1955 (als Originaltitel angegeben: Blue creek story)
  • John D. Carr: Tod im weißen Kittel. Aus dem Englischen übersetzt von Robert Gruen. Möhring, Düsseldorf um 1955 (als Originaltitel angegeben: My name is Doctor Death)
  • John D. Carr: Der goldene Affe. Möhring, Düsseldorf um 1955
  • Florence Palfrey: Der Opferstein. Petersen, Hamburg um 1956
  • Florence Palfrey: 729 Tage. Goldring, Papenburg 1957
  • Jolyon Jones: Morgen ist der jüngste Tag. Aus dem Amerikanischen übersetzt von Robert Gruen. Pegasus, Wetzlar 1958 (als Originaltitel angegeben: The plutocrats)
  • Florence Palfrey: Tanz der roten Lampen. Dörner, Düsseldorf 1958
  • Margery Glasgow: 1 + 1 = 1. Dörner, Düsseldorf 1958
  • Florence Palfrey: Mord im Schloss. Goldring, Papenburg 1958
  • Florence Palfrey: Mit dem Tod an einem Tisch. Bastei Lübbe, Bergisch-Gladbach 1958
  • Florence Palfrey: Die rote Ratte. Goldring, Papenburg 1958
  • John D. Carr: Das Mädchen aus Victoria. Goldring, Papenburg 1958
  • John D. Carr: Der gelbe Schlüssel. Aus dem Amerikanischen übersetzt von Robert Gruen. Pegasus, Wetzlar 1958 (als Originaltitel angegeben: The yellow key)
  • Florence Palfrey: Des Satans Kleider. Aus dem Englischen übersetzt von Robert Gruen. Goldring, Papenburg 1959 (als Originaltitel angegeben: The dresser of the devil)
  • John D. Carr: Tagebuch eines Mörders. Moewig, München 1959
  • John D. Carr: Stricke aus Manilahanf. Aus dem Amerikanischen übersetzt von Robert Gruen. Pegasus, Wetzlar 1959 (als Originaltitel angegeben: Ropes of manilahemp)
  • John D. Carr: Ein Amerikaner in Athen. Aus dem Amerikanischen übersetzt von Robert Gruen. Pegasus, Wetzlar 1959
  • John D. Carr: Die weiße Schlange. Dörner, Düsseldorf 1959
  • John D. Carr: Die weiße Mühle. Aus dem Amerikanischen übersetzt von Robert Gruen. Pegasus, Wetzlar 1959 (als Originaltitel angegeben: The white mill)
  • John D. Carr: Das silberne Känguruh. Aus dem Amerikanischen übersetzt von Robert Gruen. Goldring, Papenburg 1959 (als Originaltitel angegeben: The silvern kangaroo)
  • Margery Glasgow: Die Memoiren der Mrs. Groat. Aus dem Amerikanischen übersetzt von Robert Gruen. Goldring, Papenburg 1959 (als Originaltitel angegeben: The vamp)
  • Florence Palfrey: Chloroform. Goldring, Papenburg 1960
  • Florence Palfrey: Miss Wei kommt um Mitternacht. Goldring, Papenburg 1961
  • John D. Carr: Mit einem Messer im Knopfloch. Kelter, Hamburg 1978

Tatsächlich existierte Frank Norris: The Moran of the Lady Letty, das von „Florence Palfrey“ 1952 ins Deutsche übersetzt wurde: Der Untergang der „Lady Letty“. Demokratische Druck- und Verlagsgesellschaft, Linz 1952 (= Bären-Reihe 51).

  1. Eintrag im Universitätsarchiv der Universität Wien; Eintrag im Katalog des Österreichischen Bibliothekenverbunds.
  2. Murray Hall: Der Deutsche Verlag für Jugend und Volk 1938-1945. In: Harald Jele, Elmar Lenhart (Hrsg.): Literatur – Politik – Kritik. Beiträge zur Österreichischen Literatur des 20. Jahrhunderts. Wallstein, Göttingen 2014, S. 56–76, hier: S. 70.
  3. Andreas Hirschhäuser, Andreas Roth: Die blühende Phantasie des falschen Doktors. In: FAZ, 5. April 2023, hier jedoch mit der irrtümlichen Jahresangabe 1946. Zeitgenössische Presseberichte: Prozeß um „Madonnen, Hexen und Göttinnen“. In: Neue Zeit, 17. September 1948, S. 3 (anno.onb.ac.at); Autor von Madonnen, Hexen und Göttinnen verurteilt. In: Salzburger Volkszeitung, 17. September 1948, S. 4 (anno.onb.ac.at).
  4. Andreas Hirschhäuser, Andreas Roth: Die blühende Phantasie des falschen Doktors. In: FAZ, 5. April 2023; Grün, Robert. Eintrag in H. P. Karr: Lexikon der deutschen Krimi-Autoren – Internet-Edition (krimilexikon.de); J. J. Preyer: Die silbernen Gräser. Sherlock Holmes in Österreich. In: ders.: Sherlock Holmes und das Freimaurerkomplott. Blitz Verlag, Windeck 2015; Anke Hees: Grün, Robert. In: Deutsches Literatur-Lexikon. Das 20. Jahrhundert.Band 12: Gorsleben–Grunenberg. DeGruyter, Berlin 2008, Sp. 555–556.
  5. Eintrag Grün, Robert, in: International Encyclopedia of Pseudonyms. Datenbank. DeGruyter, Berlin 2010; Grün, Robert. In: Kürschners Deutscher Literatur-Kalender auf das Jahr 1978, S. 325.
  6. Andreas Hirschhäuser, Andreas Roth: Die blühende Phantasie des falschen Doktors. In: FAZ, 5. April 2023.
  7. Andreas Hirschhäuser, Andreas Roth: Die blühende Phantasie des falschen Doktors. In: FAZ, 5. April 2023.
  8. Theodor Kissel: Augenzeugen der Conquista. In: Spektrum der Wissenschaft, 2. Juli 2015 ([spektrum.de]).
  9. Sabine Hofmann-Reiter, Alois Scheucher, Anton Wald, Ulrike Ebenhoch: Zeitbilder 3. Arbeitsheft. Geschichte, Sozialkunde und politische Bildung. Österreichischer Bundesverlag Schulbuch, Wien 2018, S. 18, oebv.at.
  10. Hans Jürgen Lendzian, Wolfgang Mattes: Zeiten und Menschen 2. Schöningh, Braunschweig u. a. 2005, S. 158 f.; vgl. Andreas Hirschhäuser, Andreas Roth: Die blühende Phantasie des falschen Doktors. In: FAZ, 5. April 2023, S. 12.
  11. Klaus Brinkbäumer, Clemens Höges: Die letzte Reise. Der Fall Christoph Columbus. DVA und SPIEGEL-Buch, München und Hamburg 2004, S. 326.
  12. Andreas Hirschhäuser, Andreas Roth: Die blühende Phantasie des falschen Doktors. In: FAZ, 5. April 2023, S. 12.
  13. Roland Bernhard: Geschichtsmythen über Hispanoamerika. Entdeckung, Eroberung und Kolonisierung in deutschen und österreichischen Schulbüchern des 21. Jahrhunderts. V & R Unipress, Göttingen 2013, S. 133.
  14. Andreas Hirschhäuser, Andreas Roth: Die blühende Phantasie des falschen Doktors. In: FAZ, 5. April 2023, S. 12. Vgl. William Hickling Prescott: Geschichte der Eroberung von Peru. Aus dem Englischen übersetzt von Julius Hermann Eberty. Brockhaus, Leipzig 1848 (catalog hathitrust.org.
  15. Grün, Robert. Eintrag in H. P. Karr (Reinhard Jahn): Lexikon der deutschen Krimi-Autoren – Internet-Edition, krimilexikon.de; [Personeneintrag] in der Deutschen Nationalbibliothek.
  16. NB: Für letzteres Werk ist zwar ein Copyright-Eintrag, aber kein einziges Exemplar nachzuweisen. Möglicherweise ist es nie erschienen.
  17. NB: Der Titel von Rauschgift wurde vor Veröffentlichung geändert, der Kriminalroman erschien unter dem Titel Die seltsamen Zimmer.
  18. Die Namensähnlichkeit dieses „John Dwight Carr“ zu John Dickson Carr war beabsichtigt.
  19. Ein solcher Titel von Edgar Wallace ist nicht nachweisbar.