„Nessel-Seide“ – Versionsunterschied

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Es werden [[Kapselfrucht|Kapselfrüchte]] mit je vier hartschaligen [[Same (Pflanze)|Samen]] gebildet. [[Fruchtreife]] ist von August bis September.
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Die Art hat die Chromosomenzahl 2n = 14<ref name="Oberdorfer" />.


== Ökologie ==
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Bei der Nessel-Seide (''Cuscuta europaea'') unterscheidet man drei Unterarten:
Bei der Nessel-Seide (''Cuscuta europaea'') unterscheidet man drei Unterarten:


* Die '''Gewöhnliche Nessel-Seide''' (''Cuscuta europaea'' L. subsp. ''europaea'')
* Die '''Gewöhnliche Nessel-Seide''' (''Cuscuta europaea'' subsp. ''europaea'')
* Die '''Wicken-Seide''' (''Cuscuta europaea'' subsp. ''viciae''). Sie wächst in Wicken- und Linsenfeldern und anderen Leguminosenansaaten.
* Die '''Wicken-Seide''' (''Cuscuta europaea'' subsp. ''viciae'' {{Person|(Engelm.) Gan.}}). Sie wächst in Wicken- und Linsenfeldern und anderen Leguminosenansaaten.
* Die '''Hecken-Seide''' (''Cuscuta europaea'' subsp. ''nefrens''). Sie „schmarotzt“ u.&nbsp;a. auf ''[[Prunus]]'', [[Bocksdorne]]n (''Lycium'') und [[Brennnesseln]] (''Urtica'').
* Die '''Hecken-Seide''' (''Cuscuta europaea'' subsp. ''nefrens'' {{Person|(Fr.) O.Schwarz}}). Sie „schmarotzt“ u.&nbsp;a. auf ''[[Prunus]]'', [[Bocksdorne]]n (''Lycium'') und [[Brennnesseln]] (''Urtica'').


== Trivialnamen ==
== Trivialnamen ==
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* Hans Christian Weber: ''Schmarotzer: Pflanzen, die von anderen leben''. Belser, Stuttgart 1978, ISBN 3-7630-1834-4.
* Hans Christian Weber: ''Schmarotzer: Pflanzen, die von anderen leben''. Belser, Stuttgart 1978, ISBN 3-7630-1834-4.
* {{BibISBN|9783494014241}}
* {{BibISBN|9783494014241}}

== Einzelnachweise ==
<references>
<ref name="Oberdorfer">[[Erich Oberdorfer]]: ''Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete''. 8. Auflage. Stuttgart, Verlag Eugen Ulmer, 2001. ISBN 3-8001-3131-5</ref>
<ref name="Dörr und Lippert">Erhard Dörr, [[Wolfgang Lippert (Botaniker)|Wolfgang Lippert]]: ''Flora des Allgäus und seiner Umgebung''. Band 2. IHW-Verlag, Eching bei München, 2004. ISBN 3-930167-61-1</ref>
<references/>


== Weblinks ==
== Weblinks ==
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* [http://www.coleo-net.de/coleo/texte/smicronyx.htm Bestimmungsschlüssel der Smicronyx-Rüsselkäfer]
* [http://www.coleo-net.de/coleo/texte/smicronyx.htm Bestimmungsschlüssel der Smicronyx-Rüsselkäfer]
* [http://www.klaus-henkel.de/cuscuta.html Mikroskopbild: Stängelquerschnitt einer Brennessel mit Haustorium der Nessel-Seide]
* [http://www.klaus-henkel.de/cuscuta.html Mikroskopbild: Stängelquerschnitt einer Brennessel mit Haustorium der Nessel-Seide]

== Einzelnachweise ==
<references/>


[[Kategorie:Seide (Gattung)]]
[[Kategorie:Seide (Gattung)]]

Version vom 31. Juli 2015, 12:07 Uhr

Nessel-Seide

Nessel-Seide (Cuscuta europaea)

Systematik
Euasteriden I
Ordnung: Nachtschattenartige (Solanales)
Familie: Windengewächse (Convolvulaceae)
Tribus: Cuscuteae
Gattung: Seide (Cuscuta)
Art: Nessel-Seide
Wissenschaftlicher Name
Cuscuta europaea
L.

Die Nessel-Seide (Cuscuta europaea), auch Europäische Seide oder Hopfen-Seide genannt, ist eine Pflanzenart in der Familie der Windengewächse (Convolvulaceae). Es handelt sich um einen Vollschmarotzer.

Beschreibung

Illustration der Nessel-Seide auf Brennnessel.
Nessel-Seide auf Brennnesseln

Die Nessel-Seide ist eine einjährige krautige Pflanze. Die Nominatform Gewöhnliche Nessel-Seide (Cuscuta europaea L. subsp. europaea) hat einen fadenförmigen, 20 bis 100 cm langen, windenden Stängel von anfangs grünlicher oder rötlich-gelber Farbe, später ist er rot überlaufen. Laubblätter und Wurzeln fehlen. Chlorophyll ist nur in Resten vorhanden.

Die Blütezeit reicht von Juni bis September. In den Achseln winziger Tragblätter sitzen in köpfchenförmigen Blütenstände, die einen Durchmesser von 10 bis 15 mm aufweisen. Die rötlichen bis weißlich-gelben oder reinweißen Blüten sind drei- bis fünfzählig (meistens vierzählig). Die Kronblattschuppen sind klein, zart bis fehlend, die Kronröhre ist daher offen. Jede Blüten enthält zwei bis vier Griffel, die in fadenförmigen Narben enden.

Es werden Kapselfrüchte mit je vier hartschaligen Samen gebildet. Fruchtreife ist von August bis September.

Die Art hat die Chromosomenzahl 2n = 14[1].

Ökologie

Die Nessel-Seide wächst in Staudengesellschaften feuchter und nährstoffreicher Standorte, vor allem in Flusstälern. Als Wirtspflanzen für den Vollschmarotzer dienen Brennnessel, Hopfen und andere krautige Pflanzen.

Die Nessel-Seide ist ein Therophyt, dieser Vollschmarotzer ist also einjährig. Er ist ein Linkswinder. Der fadenförmige, keimblattlose Keimling bewegt sich dadurch fort, dass er an der Spitze weiterwächst und am hinteren Ende abstirbt, wobei die Baustoffe nach vorne wandern. Bei Kontakt mit einer Wirtspflanze windet er sich um diese und bildet Saugfortsätze (Haustorien), die unter Auflösung der Zellwände des Wirtes bis zu den Sieb- und Gefäßteilen vordringen und dort Wasser und die gelösten Assimilate entziehen. Allerdings kann die Pflanze auch Zucker vom Wirt beziehen, ohne bis in den Siebteil einzudringen. Bei übermäßiger Ausbeutung kann sie die Wirtspflanze auch zum Absterben bringen. Kürzlich wurde nachgewiesen, dass die gezielte Bewegung der Cuscuta-Keimlinge in Richtung ihrer potentiellen Wirtspflanze durch von der Wirtspflanze abgegebene flüchtige Inhaltsstoffe gesteuert wird das bedeutet die Parasiten „riechen“ ihren Wirt.

Zwischen den Parasiten und der besetzten Wirtspflanze wurde verschiedentlich auch ein Genaustausch festgestellt.

Je nach Wirt liegt eine Langtag- oder Kurztagpflanze vor.

Blütenökologisch handelt es sich um „Glockenblumen mit klebrigem Pollen“ Der Nektar ist bedeckt. Als Besucher kann man Wespen, vor allem Grabwespen, beobachten (Wespenblume). Die Blüten bleiben teilweise geschlossen (also kleistogam), ihre Lebensdauer beträgt in etwa zehn Tage.

Die Kapselfrüchte werden von der bleibenden Blütenhülle umgeben und sind dadurch spezifisch leicht. Das ermöglicht eine Windausbreitung als Ballonflieger und eine Schwimmausbreitung. Dazu erfolgt Zufallsverbreitung durch Weidetiere und wahrscheinlich auch eine Ausbreitung durch Schwimmsamen. Die Samen sind Dunkelkeimer und bleiben im Boden 5 bis 10 Jahre keimfähig.

Die Seiden der Gattung Cuscuta dienen als Futterpflanze für kleine Rüsselkäfer der Gattung Smicronyx. Die Käferlarven entwickeln sich in Stängelverdickungen (Gallen), deren Bildung durch die Eiablage der Käferweibchen verursacht wird. In Europa können an der Nessel-Seide bis zu fünf verschiedene Smicronyx-Arten gefunden werden.

Unterarten

Bei der Nessel-Seide (Cuscuta europaea) unterscheidet man drei Unterarten:

  • Die Gewöhnliche Nessel-Seide (Cuscuta europaea subsp. europaea)
  • Die Wicken-Seide (Cuscuta europaea subsp. viciae (Engelm.) Gan.). Sie wächst in Wicken- und Linsenfeldern und anderen Leguminosenansaaten.
  • Die Hecken-Seide (Cuscuta europaea subsp. nefrens (Fr.) O.Schwarz). Sie „schmarotzt“ u. a. auf Prunus, Bocksdornen (Lycium) und Brennnesseln (Urtica).

Trivialnamen

Für die Nessel-Seide bestehen bzw. bestanden auch die weiteren deutschsprachigen Trivialnamen: Filtzekruit (mittelniederdeutsch-rheinisch), Falsches Frauenhaar, Unser Fruen Seiden (mittelhochdeutsch), Klebe, Kleise, Leithaar, Nesseldoder (mittelhochdeutsch), Nesseltottern (mittelhochdeutsch), Nesselranken (Ostpreußen), Nesselseide (Schlesien), Nesselside (mittelniederdeutsch-rheinisch), Rangen, Side (mittelniederdeutsch-rheinisch), Teufelszwirn, Tuhnsied (Mecklenburg) und Große Vogelseide.[2]

Literatur

  • Hans Christian Weber: Schmarotzer: Pflanzen, die von anderen leben. Belser, Stuttgart 1978, ISBN 3-7630-1834-4.
  • Ruprecht Düll, Herfried Kutzelnigg: Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands und angrenzender Länder. Die häufigsten mitteleuropäischen Arten im Porträt. 7., korrigierte und erweiterte Auflage. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2011, ISBN 978-3-494-01424-1.

Einzelnachweise

<references> [1] [3]

  1. a b Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. 8. Auflage. Stuttgart, Verlag Eugen Ulmer, 2001. ISBN 3-8001-3131-5
  2. Georg August Pritzel, Carl Jessen: Die deutschen Volksnamen der Pflanzen. Neuer Beitrag zum deutschen Sprachschatze. Philipp Cohen, Hannover 1882, S. 123 (online).
  3. Erhard Dörr, Wolfgang Lippert: Flora des Allgäus und seiner Umgebung. Band 2. IHW-Verlag, Eching bei München, 2004. ISBN 3-930167-61-1
Commons: Europäischer Teufelszwirn – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien