Dies ist ein als lesenswert ausgezeichneter Artikel.

Bambi (Film)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 21. Februar 2006 um 20:36 Uhr durch Cottbus (Diskussion | Beiträge). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Film
Titel Bambi
Produktionsland USA
Originalsprache Englisch
Erscheinungsjahre 1942
Länge ca. 68 Minuten
Stab
Regie David Hand
Drehbuch Larry Morey
Perce Pearce
Produktion Walt Disney
Musik Edward H. Plumb
Frank Churchill
Kamera Maxwell Morgan
Schnitt -
Besetzung
Original Synchronstimmen:

Fehler bei Vorlage * Parametername unbekannt (Vorlage:Infobox Film): "AF"

Bambi (1942) ist der fünfte Zeichentrick-Kinofilm von Walt Disney und basiert auf dem 1923 erschienenen Buch von Felix Salten. Die Arbeiten zu diesem Film dauerten rund fünf Jahre.

Bei dem Bambi im Buch handelt es sich – passend zu einem europäischen Wald – noch um ein Rehkitz. In der amerikanischen Buchübersetzung und der Filmfassung von Disney wurde es im Rahmen der Übertragung nach Nordamerika zu einem dort heimischen Weißwedelhirsch. Der Film-Bambi wird aber wegen der Ähnlichkeit von Rehkitzen und jungen Weißwedelhirschen irrtümlicherweise in Europa oft als Reh angesehen.

Über den Film

Handlung

Im tiefen Wald wird eines Tages ein kleiner Hirsch namens Bambi geboren. Schnell verbreitet sich die freudige Nachricht im Wald und alle Tiere versammeln sich, um den jungen Prinz zu begrüßen, der zuerst noch etwas ängstlich und unsicher auf den Beinen wirkt. Kurz darauf lernt Bambi bei einer seiner Exkursionen mit seiner Mutter auch seine beiden neuen Freunde kennen: Das freche Kaninchen Klopfer und das schüchterne Stinktier Blume. Zusammen erleben sie zunächst eine glückliche, sorglose Kindheit. Auf einer Wiese lernt er seine Freundin Feline kennen, aber auch die Gefahr durch die Menschen, die immer wie eine dunkle Bedrohung über dem Leben der Tiere hängt. Sommer und Herbst vergehen wie im Fluge, Bambi wächst heran und lernt immer mehr dazu. Im Winter dann wird seine bisher relativ unbeschwerte Kindheit abrupt beendet. In einer der traurigsten Szenen der Filmgeschichte verliert er seine Mutter. Sein Vater, der große Prinz des Waldes, nimmt sich des kleinen Halbwaisen an.

Ein Jahr später ist Bambi zu einem stattlichen, jungen Hirsch herangewachsen und trifft neben Klopfer und Blume auch seine Jugendfreundin Feline wieder. Prompt verlieben sich die beiden und Bambi muss kurz darauf in einem dramatischen Kampf einen anderen Hirsch, der Feline ebenfalls begehrt, in seine Schranken weisen. Bambi hat Feline für sich gewonnen und sie leben glücklich zusammen.

Eines frühen Morgens erwacht Bambi, geweckt von Lagerfeuerrauch, und geht der Sache nach. Auf einer Klippe, die freie Sicht über das Tal bietet, begegnet er seinem Vater, der ihn warnt, das die Jäger in großer Zahl wieder im Wald sind und sie sich tief in den Wald zurückziehen müssen. Im Tal steigt die Rauchsäule eines Lagerfeuers auf. Beide wollen schon fliehen, als Bambi einfällt, dass er die noch schlafende Feline warnen muss. Feline ist aber unterdessen aufgewacht, und hat sich ihrerseits auf die Suche nach Bambi begeben. Beide verpassen sich knapp, als Bambi seinen nächtlichen Ruheplatz wieder aufsucht. Die ersten Schüsse hallen durch den Wald und unter den Tieren bricht Panik aus. Unterdessen wird Feline wird von einem Rudel Jagdhunde entdeckt und gehetzt. In letzter Sekunde kann sie sich auf eine Klippe retten. Inzwischen setzt Funkenflug am unbeaufsichtigten Lagerfeuer der Jäger rasend schnell den gesamten Wald in Brand. Bambi hört die Hilferufe von Feline und eilt zur Rettung. Mutig stürzt er sich auf die Hundemeute, und kann sie mit Geweihschlägen und Huftritten für kurze Zeit in Schach halten. Feline gelingt es, sich zu retten. Auch Bambi schafft es knapp, der Hundemeute zu entkommen. Er rettet sich mit einem Sprung über einen großen Abgrund, bevor die verbliebenen Hunde erneut seine Fährte aufnehmen können, wird dabei aber mitten im Sprung angeschossen. Halb bewusstlos schlägt er auf der anderen Seite des Abgrundes auf. Inzwischen hat sich der Waldbrand weiter ausgebreitet, der Himmel ist tiefrot gefärbt, Bambi liegt apathisch und schmerzerfüllt auf dem Boden, als sein Vater erscheint und ihn streng auffordert, aufzustehen und sich zusammenzunehmen. Noch benommen kommt Bambi endlich wieder auf die Beine. Gemeinsam mit seinem Vater flieht er vor dem Feuer durch einen Fluss. Beherzt stürzen sich beide einen Wasserfall herunter, um dem Feuer zu entkommen. Unterdessen haben sich viele Tiere auf eine kleine Inselgruppe retten können. Auch Feline steht am Ufer, und hält verzweifelt nach Bambi Auschau. Aus dem Rauch und Nebel auftauchend, erreichen schliesslich auch Bambi und sein Vater schwimmend die Inselgruppe. Feline schmiegt sich liebevoll an Bambi. Beide sind gerettet und wieder vereint.

Ein Jahr später hat der erwachende Frühling einen grossen Teil der Waldbrandschäden bereits überwuchert, als eines frühen Morgens eine neue Kunde im Wald für Aufregung sorgt. Feline ist Mutter geworden! Alle Tiere, unter anderem auch Klopfer und Blume, mittlerweile selbst Väter geworden, eilen zu der jungen Mutter. Dort erwartet sie eine weitere, freudige Überraschung: Feline hat Zwillinge zur Welt gebracht. Die Kamera schwenkt von der glücklichen Mutter zu einem hohen Felsenkliff, auf dem Bambi und sein Vater stehen. Bambi und sein Vater wechseln verständnisvolle Blicke, dann zieht sich Bambis Vater zurück. Seine Aufgabe ist erfüllt. Bambi senkt kurz traurig den Kopf über den Weggang seines Vaters, richtet ihn aber gleich wieder auf und thront nun, im Licht des Sonnenaufgangs stehend, stolz und glücklich über seinem Reich. Nun ist er der Prinz des Waldes. Langsam blendet die Kamera aus dieser letzten Filmszene aus.

Charaktere

Bambi (Bambi)
Hauptdarsteller. Ein junger Hirsch, der, beginnend mit seiner sorglosen Kindheit, die schönen Seiten des Lebens, aber bald auch dessen mitunter tödliche Gefahren kennen lernt.
Bambis Mutter (Mother)
Kümmert sich selbstlos um den kleinen Bambi und lehrt ihn die Geheimnisse des Waldes. Sie opfert später ihr Leben für Bambi, indem sie die Aufmerksamkeit eines Jägers auf sich lenkt und erschossen wird.
Bambis Vater (The Great Prince of the Forest)
Der große Prinz des Waldes ist der älteste und weiseste Hirsch des Waldes. Er erscheint Bambi zunächst verschlossen, unnahbar und übermächtig, hält sich aber immer im Hintergrund in Bambis Nähe auf, um ihm notfalls zu helfen. Er nimmt sich des kleinen Bambi an, nachdem seine Mutter getötet wurde.
Klopfer (Thumper)
Ein freches, junges Wildkaninchen und einer von Bambis besten Freunden. Klopfer wird oft von seiner Mutter ermahnt, nicht so frech und vorlaut zu sein und muss dann häufig die Lebensweisheiten seines Vaters rezitieren, wie z. B.: „If you can't say something nice… don't say nothing at all!“ (wenn man nichts Nettes zu sagen hat … dann soll man gar nichts sagen). Dieser Satz wurde von Peter Behn ungeplant gesprochen, als dieser bei der Vertonung seinen eigentlichen Text vergessen hatte. Die Produzenten waren davon so begeistert, dass für diesen Satz eine extra Szene entworfen wurde.
Blume (Flower)
Ein kleines, schüchternes Stinktier und Bambis zweiter Freund. Er kam zu seinem Namen, weil Bambi, als er sprechen lernte, ihn in einem Blumenbeet entdeckte und prompt mit „Blume“ ansprach.
Datei:Bambi-feline.jpg
Bambi und Feline auf der Wiese
Feline (Faline)
Bambis Freundin. Bambi und Feline lernen sich zunächst als Kinder auf der Wiese kennen. Später, als beide erwachsen sind, verlieben sie sich ineinander.
Freund Eule (Friend Owl)
Eine alte, weise Eule, die Bambi seit seiner Kindheit kennt, und die ihn schließlich, als er erwachsen ist, über die Wirkung der Liebe aufklärt.
Ronno (Ronno)
Bambis Nebenbuhler beim Kampf um Feline. Er wird von Bambi in einem dramatischen Hirschkampf besiegt und muss geschlagen das Feld räumen. Er wird namentlich nicht im Film, aber in Felix Saltens Buch erwähnt.
Tante Ena (Aunt Ena)
Die Mutter von Feline. Sie wird namentlich nicht im Film, aber in Felix Saltens Buch erwähnt.

Hintergründe zur Produktion

Bis heute ist der Film ein Meilenstein der Trickfilmtechnik und war auch immer Walt Disneys persönlicher Lieblingsfilm. Während der Dreharbeiten wurde im Studio ein kleiner Zoo mit Kaninchen, Stinktieren, Weißwedelhirschen und -kälbern etc. eingerichtet. Das Ziel der Disney-Zeichner war es, die Figuren vom bisherigen, relativ einfachen Cartoon-Stil früherer Filme hin zu lebensechter Darstellung im Aussehen und Verhalten zu führen, ohne jedoch den Zeichentrick-Charakter des Films zu zerstören. Sie sollten nicht, wie Disney erklärte, „wie Menschen in Hirsch-Kostümen wirken“. Besonders wichtig waren daher exakte Studien von lebenden Tieren und Menschenkindern. Bewegung, Verhalten, körperliches Aussehen der Zeichentrick-Hirsche entsprechen exakt ihren realen Vorbildern. Tausende von Studienzeichnungen, Modellen und Roh-Animationen über Bewegung, Skelettaufbau, Muskeln etc. von realen Tieren wurden angefertigt. Mimik und Gesichtsausdrücke hingegen wurden von Kleinkindergesichtern abgeschaut und auf die Tiergesichter übertragen. Auch hier wurde jeder Gesichtsausdruck, der bei kleinen Kindern auftreten kann, in aufwändigen Studien festgehalten. Durch diese Verschmelzung gelang es, die Tiere verblüffend menschlich, aber auch ohne Verlust ihrer arttypischen Tier-Attribute glaubhaft realistisch und lebendig darzustellen.

Die Vorproduktion zu Bambi begann schon 1936 und ursprünglich sollte der Film nach Schneewittchen und die sieben Zwerge (1937) als zweiter abendfüllernder Disney-Zeichentrickfilm in die Kinos kommen. Disneys Perfektionsdrang verzögerte aber das Projekt immer mehr, so dass schließlich Pinocchio (1940), Fantasia (1940) und Dumbo (1941) noch vor Bambi veröffentlicht wurden.

Nach dem Kriegseintritt der USA wurden alle zivilen Filmprojekte eingestellt und im Auftrag des Verteidigungsministeriums kurze Propagandafilme hergestellt. Nur an Bambi wurde weitergearbeitet. Zeitweise arbeiteten dreiviertel des gesamten Disney-Produktionsteams ausschließlich an Bambi. Ausserdem kam bei diesem Film in besonders großem Umfang die von den Disney-Studios entwickelte Multiplan-Kamera für realistische, dreidimensional wirkende Kamerafahrten (besonders gut zu sehen in der Eingangsequenz des Films) durch eine Zeichentricklandschaft zum Einsatz.

Bei der Uraufführung 1942 fuhr Bambi, wohl auch bedingt durch den Kriegseintritt der USA, noch Verluste ein. Nur ca. 1,23 Mio. US-Dollar Einnahmen standen den ca. 2,0 Mio. US-Dollar Produktionskosten gegenüber. Erst ab der Wiederaufführung 1947 erreichte "Bambi" die Gewinnzone. Anfangs ein Flop, rangiert Bambi laut http://www.worldwideboxoffice.com bis heute (2005) in der Top 200 Rangliste der in den USA erfolgreichsten Filme. Inflationsbereinigt (wobei die damaligen Gewinne auf die Kaufkraft von heute hochgerechnet werden) laut http://www.boxofficemojo.com sogar in den Top 50 (jeweils nur Kino-Einnahmen, ohne Einnahmen aus Video und DVD-Verkäufen). Ebenfalls laut www.boxofficemojo.com rangiert Bambi auf der Liste weltweit erfolgreichsten Filme und ist mit dem Jahr 1942 nach Vom Winde verweht auch der zweitälteste Film in der nicht inflationsbereinigten "Worldwide Grosses"-Liste. Noch 2005 wurden von der neuen DVD-Veröffentlichung in den USA am ersten Tag über eine Million Kopien verkauft.

Wissenswertes zum Film

Filmgeschichte schrieb die Szene, in der Bambis Mutter stirbt. Hier arbeiteten die Filmemacher mit der so genannten Off-Camera-Technik: Der Tod von Bambis Mutter wird nicht im Bild gezeigt, ebensowenig der Jäger, der sie erschießt. Gerade deshalb hat er sich wohl jedem, der Bambi als Kind im Kino sah, so unvergesslich als früher „Kinderschock“ eingeprägt, dass diese Szene sogar im Juli 2004 vom englischen "Total Film Magazine" auf Platz 6 der 50 Top Movie Death Scenes (Die 50 berühmtesten Filmtode) gewählt wurde. Auch wurde der nie im Bild zu sehende Schütze 2003 vom American Film Institute in seiner Liste 100 Greatest Heroes and Villains (Die 100 größten Helden und Schurken) auf Platz 20 der „Schurkenliste“ gewählt.

Bambi war der erste Disney-Trickfilm, in dem ein Protagonist, der nicht zu den Bösewichten gehört, stirbt. Nach Bambis Mutter wird im weiteren Filmverlauf während einer Jagd auch ein Fasan, der in Todesangst auffliegt, erschossen (Felix Salten beschreibt diese Szene aber auch genau so in seinem Buch).

Der Film enthält weniger als 1000 Worte Dialog und arbeitet statt dessen vor allem mit der emotionellen Wucht von Musik, impressionistischer Farbgebung und den auf traditionellen, chinesischen Maltechniken beruhenden Hintergrundbildern des Künstlers Tyrus Wong. Manche haben dem Film einen übertriebenen Einsatz des Kindchenschemas und andere psychologische Manipulation des Zuschauers vorgeworfen.

Die Filmpremiere sollte ursprünglich im Lincoln Theater in Damariscotta, Maine, USA stattfinden. Es wurde aber befürchtet, dass sich die vielen in Maine lebenden Jäger durch den Film angegriffen gefühlt hätten. Die Weltpremiere fand dann am 8. August 1942 in London statt. Die US-Premiere folgte erst am 13. August in New York.

Bambi ist der erste von ganz wenigen Disney-Zeichentrickfilmen, in dem alle Voice-Songs nicht von den Charakteren, sondern ausschließlich aus dem Off gesungen werden. Der Chor, der am Bambi-Soundtrack mitgearbeitet hat, ist derselbe, der für Fantasia gesungen hat.

Ursprünglich sollte auch der Jäger, der Bambis Mutter erschießt, gezeigt werden. Ebenso Bambis tote Mutter und später nach dem Waldbrand auch ein im Feuer umgekommener Jäger. Diese Ideen wurden wieder fallengelassen.

Die Rechte an der Verfilmung von Bambi wurden 1933 vom MGM Regisseur Sidney Franklin erworben, der die Geschichte als Realfilm auf die Leinwand bringen wollte. Doch schon bald stellte er fest, das eine wortwörtliche Verfilmung des Buches als Realfilm unmöglich war. 1935 wandte er sich an Walt Disney, da er erkannte, daß eine Verfilmung wohl nur über die neue Technik des Zeichentrickfilms machbar war. Franklin und Disney schlossen einen Vertrag zur Zusammenarbeit über dreieinhalb Jahre, doch auch als sich die Arbeiten an Bambi schließlich über fünf Jahre hinzogen, hielt die Freundschaft und Zusammenarbeit der beiden Männer über die offizielle Vertragslaufzeit hinaus an. Disney bedankte sich mit dem Satz To Sidney A. Franklin - our sincere appreciation for the inspiring collaboration im Filmvorspann bei Franklin.

Die klassisch-orchestrale Filmmusik ist eines der wichtigsten Stilelemente von Bambi. Sie wird im gesamten Film nur zweimal für jeweils ca. 18 Sekunden unterbrochen: Das erste mal, als Bambi und seine Mutter fliehen mussten, und Bambis Mutter ihren Sohn aufklärt “Man was in the forest”, und das zweite Mal, als Bambis Vater seinem Sohn den Tod seiner Mutter mitteilt “Your mother can't be with you anymore”.

Die Schweizer Premiere von Bambi erfolgt zwischen 1942 und 1945 in Zürich im Kino “Rex”. Der Romanautor Felix Salten wohnt der Première bei (er starb am 18. Oktober 1945). Die Deutschlandpremiere von Bambi war im Dezember 1950. Wiederaufführungen folgten 1964, 1973, 1983 und 1993.

Es gibt zwei deutsche Synchronisationen. Die deutsche Originalversion wurde 1950 im Auftrag des deutschen Erst-Verleihers RKO von der Firma Elite Film Franz Schröder, Berlin-Dahlem angefertigt (Buch: Fritz A. Koeniger und Bruno Hartwich; Dialogregie: Bruno Hartwich). Diese erste Synchronisation hielt sich in Text und Gestaltung eng an das englische Original. So wurden sämtliche Lieder hier noch in Englisch belassen und Bambi wird korrekt als "der kleine Prinz" angesprochen. Die alte Synchronisation hat einen ernsteren Charakter und richtet sich mehr an ein erwachsenen Publikum. Die zweite Synchro entstand 1973 anläßlich der Wiederaufführung im Verleih Fox-MGM bei Simoton Film GmbH, Berlin (Buch, Regie, Liedertexte und musikalische Leitung: Heinrich Riethmüller). Mit der zweiten Synchronisation wollte man auch diesen Disney-Klassiker wie viele andere "modernisieren" und "kindgerechter" gestalten; vieles wurde gegenüber dem Original und der ersten Fassung von 1950 geglättet und verharmlost. Die erste deutsche Fassung von 1950 ist seit Mitte der 70er Jahre offiziell aus dem Verkehr gezogen. Nurmehr die zweite 73er Synchro darf nach Willen der Disney Company und Buena Vista heute verwendet werden und ist somit auf allen Veröffentlichungen für Video und DVD enthalten.

Die deutschen Übersetzungen in der 2. deutschen Synchronisation des Films aus dem Jahr 1973 der vier Liedtexte von Love is a Song (Liebe ist mehr als nur ein Wort), Little April Shower (Kleiner Regen im April), Let's sing a gay little Spring Song (Frühling) und Looking for Romance (Ich singe mein Lied) stammen von Heinrich Riethmüller.

Bambis Freundin heißt sowohl in Felix Saltens Buch als auch in der englischen Originalversion des Films noch „Faline“. In der deutschen Synchronisation wurde aus unbekanntem Grund „Feline“ daraus.

Die deutsche Synchronisation von 1973 weicht stellenweise stark vom Original ab. Beispiele: Die allgemeine Ansicht, dass Bambi ein Reh ist, beruht auch auf einem Synchronisationsfehler: „Bei Familie Reh gibts Nachwuchs!“ (Original: “The new Prince is born!”). Das Bambi im Original “The young Prince“ (Der junge Prinz) und sein Vater “The Great Prince of the Forest” (der große Prinz des Waldes) ist, wird in der deutschen Synchronisation komplett unterschlagen. Der Frosch, der auf der Wiese weghüpft, sagt in der dt. Synchronisation „Er hat Recht“ (in Bezug auf Klopfers Meinung zu den Blüten und dem Grünzeug), im Original aber “Watch out” (Pass auf), damit er nicht aus Versehen von Bambi gebissen oder zertreten wird. Nach dem Tod von Bambis Mutter sagt Bambis Vater nur die beiden Sätze “Your Mother can't be with you anymore… Come, my son”. Die deutsche Synchronisation ist unnötigerweise wortreicher: „Du brauchst auf deine Mutter nicht mehr zu warten. Die Jäger haben sie. Du musst jetzt ganz tapfer sein und lernen, auf dich allein aufzupassen … Komm, mein Sohn“ und auch schlecht übersetzt, da Bambi nicht „gewartet“, sondern seine Mutter verzweifelt gesucht hat.

Restaurierung

2004 wurde der Film aufwändig restauriert. Als Vorlage diente der Ur-Film, der in der Library of Congress gelagert war und zu zerfallen drohte, da er auf altem, instabilem Nitrat-Filmmaterial aufgenommen war. In etwa 9.600 Arbeitsstunden musste Bild für Bild die ca. 110.000 Einzelbilder von Hand gereinigt und die Ursprungsfarben anhand der noch vorhandenen Originalzeichnungen und den Glasbildern der Multiplane Camera wiederhergestellt werden. Um die Farben des Films exakt wieder in den Zustand zu bringen, in dem sie sich 1942 befanden, reichte es allerdings nicht, einfach die Farben von den noch vorhandenen Originalzeichnungen unverändert zu übernehmen. "Bambi" war auf sog. "Successive Exposure-Film" (SE-Film) aufgenommen, der den Kontrast und die Farbsättigung verstärkte. Das Restaurationsteam arbeitete hier mit der Firma Kodak zusammen, die noch über altes Filmmaterial verfügte, das dem in den 40er Jahren benutzten SE-Film chemisch und technisch sehr ähnlich war. Auf dieses Material wurden die Originalzeichnungen abfotografiert, um dann erst von diesem Filmmaterial aus die Farbtöne korrekt wiederherzustellen. Die Restaurierungsarbeiten dauerten 14 Monate. Anschließend wurde neben einer neuen, extrem hochauflösenden Digitalversion (3.000×4.000 Pixel pro Quadratzoll), auch ein neues Negativ-Masterband erstellt. Im März 2005 wurde der Film schließlich in vollständig restaurierter Fassung erstmalig auf DVD vorgestellt.

Bei der Restaurierung wurde auch ein Fehler gegen Ende des Films korrigiert. Nach dem Waldbrand sieht man eine Waschbärenmutter, die ihr Kind sauberleckt. Mitten in der Szene wechselte das Kind jedoch von einem Bild zum nächsten seine Position in die andere Bildhälfte und die Mutter leckte durch die Luft. In der restaurierten Fassung bleibt das Kind an der richtigen Stelle.

Einflüsse auf andere Filme

Bambi diente auch als Vorbild für den in den 90er-Jahren ebenfalls von Disney produzierten Zeichentrickfilm Der König der Löwen. Der König der Löwen wurde von Kritikern sogar als „Bambi in Afrika“ bezeichnet.

Auch der japanische Manga-Künstler Osamu Tezuka ließ sich für seine Figur Kimba, der weiße Löwe von Bambi inspirieren. Somit ist der seit langen Jahren schwelende Streit, ob Disney seinen Film Der König der Löwen von Kimba abgeschaut hat, eigentlich müßig, da beide Werke nachweislich von Bambi inspiriert wurden: “Osamu Tezuka was happy to acknowledge the inspiration that the works of Walt Disney and his employers had on his own creations. He even acknowledged that ‘Bambi’ assisted the creation of his lion king story. It is reasonable and responsible of artists to be inspired by others and to study their techniques, and there is no shame in admitting so.” ("Osamu Tezuka gab freimütig zu, dass seine eigenen Schöpfungen von den Werken Walt Disneys und seiner Mitarbeiter inspiriert wurde. Er räumte sogar ein, dass ‚Bambi’ die Erschaffung seiner Löwenkönig-Geschichte unterstützt hatte. Es ist vernünftig und verantwortungsvoll von Künstlern, wenn man sich von anderen inspirieren lässt und deren Techniken studiert und es gibt keinen Grund, das nicht zuzugeben.") (Robin Pen in Eidolon, Seite 65-71, 16. Februar 1995).

Das düstere Musikthema, das bei Bambi gespielt wird, wenn die Menschen in den Wald eindringen und die Tiere jagen, basiert auf einer einfachen Dreitonfolge, die sich zuerst langsam, dann immer schneller und immer bedrohlicher klingend von Instrument zu Instrument aufbaut. Der Komponist John Williams ließ sich von diesem Musikthema zu seiner berühmten Musik zum Film Der weiße Hai inspirieren. In Der weiße Hai ließ er einfach die mittlere Note weg und nahm eine Zweitonfolge als Basis.

Kontroversen

Besonders zwei Kontroversen gibt es bis heute zu dem Film. Die erste dreht sich darum, ob der Film für jüngere Kinder geeignet ist. “Bambi ist ein sehr ernster Film. Ich weiß nicht, ob einige kleine Kinder dafür schon bereit sind” schrieb z.B. der Filmkritiker Roger Ebert zur Kino-Wiederaufführung 1988. In der Tat schrieb dann die wohl bekannteste Szene, der Tod von Bambis Mutter, auch Filmgeschichte. Es gibt zahllose Berichte von Eltern, die mit ihren hemmungslos weinenden und völlig aufgelösten Kindern nach dieser einschneidenden Szene das Kino verlassen mussten. Ebenso ängstigten die Jagdhunde und der Waldbrand im großen Finale viele kleine Kinobesucher und sorgte auch immer wieder für überraschte, ja geschockte Eltern, die in einem Disney-Film solche Szenen nicht erwartet hatten. Walt Disney jedoch nahm Kinder immer sehr ernst und vermied es, ihnen alles nur in einfachen, harmlosen Geschichten ohne jede ernsthaften Probleme darzustellen. Er setzte sie auch gewissen Schocks und Ängsten aus: Die Furcht, die Mutter zu verlieren, die Angst vor dem Feuer u.v.m. Seltsam ist, dass bis heute insbesondere die niedlichen Szenen des Films im Kollektivgedächtnis der Menschen verankert sind. Die nicht minder zahlreichen düsteren und ernsten Szenen hingegen kaum. Dies ist wohl der Hauptgrund, warum der Film, in dem auch der Tod, die Angst und der Schrecken in genauso eindringlichen Bildern und Szenen dargestellt wird wie die harmlosen und niedlichen Sequenzen den Ausdruck Bambi-Syndrom für einen sentimental verklärten, verniedlichten Blick auf die Natur prägte.

Die zweite Kontroverse dreht sich um die Darstellung des Menschen, insbesondere der Jäger, im Film. Schon vor der Premiere kam es zum Konflikt mit Jägern, die sich durch den Film diskreditiert sahen. Disney folgte mit dem Film zwar recht genau dem Thema von Saltens Buchvorlage, änderte aber die Darstellung der Menschen dahingehend, dass sie nie zu sehen sind und nur ihr Wirken gezeigt wird. Er stellt sie mehr wie eine höhere Naturgewalt, ein Erdbeben, eine Sturmflut oder ein Orkan dar. Er wollte Jäger nicht allgemein als Bösewichte darstellen. In der Originalfassung ist dann auch nur von "Man" (Menschen) die Rede, erst die deutsche Filmsynchro machte fälschlicherweise "Jäger" daraus. Auch Felix Salten, der selbst ein passionierter Jäger war, legte den Blickwinkel der Geschichte voll und ganz auf die Tiere. Die Geschichte wird komplett aus ihrer Sicht erzählt. Sowohl Salten als auch Disney ging es also wohl mehr darum, die Menschen vor zu sorglosem Umgang mit der Natur und ihren Geschöpfen zu warnen. Einige Kritiker betitelten den Film sogar als einer der ersten Filme mit Öko-Botschaft. Radikale Tierrechtler spannen aber bis heute sowohl Buch als auch Film für ihre Ziele ein, während viele Jäger, besonders in den USA, den Film als "Anti-Jagd-Propaganda" beschimpfen.

Fortsetzung

Das Sequel Bambi II (deutscher Titel: Bambi 2 - Herr der Wälder) wird ab 27. April 2006 in deutschen Kinos anlaufen. In den USA wird es nicht im Kino zu sehen sein, sondern nur als "Direct to Video" (daher nur auf Videokassette und DVD) veröffentlicht. Siehe hierzu: Bambi II

Zusatzinformationen

Kritiken

  • "Wenn die Duschszene in Psycho der Schocker der sechziger Jahre gewesen ist, und für mich ist das so, dann war das Äquivalent der gesamten vierziger Jahre, die Szene, als Bambis Mutter stirbt. Und dann der Satz: "Der Mensch hat den Wald betreten." Und das Feuer und die ungeheuer starken Appelle für Gewaltlosigkeit. [...] Ich weiß, er ist ein Zeichentrickfilm, ich weiß, Klopfer hat den anderen die Schau gestohlen, ich weiß, es war eine Menge Niedlichkeit darin. Aber ich verließ das Kino als Bekehrter. Der Film strahlte damals und strahlt auch heute noch ein beängstigendes Gefühl von Realität aus, und das hat nichts mit der Realität zu tun, wie wir sie gern hätten." - William Goldman, „Das Hollywood-Geschäft“ (Adventures in Screen Trade), Bergisch Gladbach 1986, S. 187/188

Preise: Nominierungen und Auszeichnungen

Die Originalverfilmung wurde 1943 in den drei Kategorien Bester Ton, Beste Originalmusik, Beste Originalsongs" für den Oscar nominiert.

2005 erfolgte eine Nominierung für den Satellite Award in der Kategorie "Aussergewöhnliche Jugend DVD" für die restaurierte DVD-Version des Films

Außerdem erhielt der Film die folgenden Auszeichnungen:

Medien

DVD

  • Bambi (Special Edition, 2 DVDs). Walt Disney Home Video 2005

Soundtrack

  • Frank Churchill, Larry Morey, Edward Plumb: Bambi. An Original Walt Disney Records Soundtrack. Classic Soundtrack Series. Walt Disney Records, Burbank 1996, Nr. 60880-2

Literatur

  • Felix Salten: Bambi - Eine Lebensgeschichte aus dem Walde in ders.: Bambi, Perri, Hops & Co.. Müller, Rüschlikon-Zürich, Stuttgart und Wien 1977, ISBN 3-275-00663-0 (enthält u.a. auch die Fortsetzung Bambis Kinder - Eine Familie im Walde) - Sammelband; daneben zahlreiche weitere Ausgaben -

Weblinks

Portal: Film – Übersicht zu Wikipedia-Inhalten zum Thema Film
Portal: Wikipedia für Kinder – Übersicht zu Wikipedia-Inhalten zum Thema Wikipedia für Kinder

Vorlage:Bekannte Disney-Zeichentrickfilme