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Stift Millstatt

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Stift Millstatt

Das Stift Millstatt ist ein ehemaliges Kloster in Millstatt in Österreich. Es wurde vermutlich um 1070, sicher aber vor 1122 gegründet und von den Benediktinern (OSB) verwaltet. 1469 übernahm der Orden der St.-Georgs-Ritter das Stift, nach dessen Auflösung 1598 wurde es den Jesuiten (SJ) übereignet. Unter Joseph II. wurde das Stift im Jahr 1773 schließlich endgültig aufgehoben. Die Kirche ist heute in Besitz der Pfarre, alle anderen Gebäude des ehemaligen Klosters sind unter staatlicher Verwaltung.

Das Kloster war über Jahrhunderte geistiger und kultureller Mittelpunkt Oberkärntens. Es zählte mit seinen Besitzungen rund um den Millstätter See, im Görtschitztal, in Friaul und in Salzburg zu einem der bedeutendsten in Kärnten.

Kirchhofportal und Westbau der Kirche St. Salvator und Allerheiligen

Geschichte

Gründung

Das Stift Millstatt ist eine Gründung der Brüder Aribo II., einem vormaligen Pfalzgrafen, und Poto aus dem bayerischen Geschlecht der Aribonen. Eine Gründungsurkunde ist nicht erhalten, das Gründungsjahr kann nur indirekt erschlossen werden. In einer Traditionsnotiz wird ein Rechtsgeschäft des Aribo mit Erzbischof Gebhard von Salzburg, unter anderem auch den Zehent für Aribos zwei Kirchen in Millstatt (due ad Milstat site) betreffend, erwähnt. Gebhard, der von 1077 bis 1096 amtierte, hat um 1070 umfangreiche Zehentregulierungen vorgenommen. Da er als Gegner des Königs Heinrich IV. zwischen 1077 und 1086 geächtet war und sich in dieser Zeit in Schwaben aufhielt, Aribo hingegen ein Anhänger Heinrichs war, bleiben für die Gründung nur die Jahre 1060 bis 1077 und 1086 bis 1088, wobei die Forschung eher zu dem früheren Zeitfenster tendiert.

Aribo und Poto werden auch im Totenbuch von Millstatt aus dem 13. Jahrhundert als Gründer bezeichnet: Aerbo com. palatinus et fundator huius ecclesie und Poto com. et fundator huius ecclesiae.[1] Der im selben Totenbuch bereits im 12. Jahrhundert als Gründer erwähnte Herzog Domitian (Domitianus dux fundator huius ecclesiae[2]) wird hingegen von einigen Historikern ins Reich der Legenden verwiesen[3][4]. Es wird jedoch nicht ausgeschlossen, dass bereits vor dem von Aribo und Poto gegründeten Kloster bereits zur Zeit der Karolinger ein Kloster in Millstatt existiert hat[5].

Das Benediktinerkloster (um 1070 bis 1469)

Der erste namentlich nachweisbare Abt des Klosters hieß Gaudentius und stammte aus dem Kloster Hirsau im Schwarzwald. Er wurde ohne Erlaubnis aus Hirsau aus dem 1091 gegründeten Stift St. Paul im Lavanttal zwischen 1091 und 1105 zum Abt von Millstatt gewählt.

Diese Bulle des Papstes Kalixt II. vom 27. März 1122 stellt das Benediktinerkloster Millstatt unter päpstlichen Schutz

1122 stellte der Pfalzgraf Engilbert, ein Bruder des ersten Grafen von Görz Meinhard I., das Kloster unter den Schutz des Papstes. Davor war es ein Eigenkloster der Stifterfamilie gewesen. Die von Papst Kalixt II. ausgestellte Urkunde, in der er Millstatt sub beati Petri patrocinio (unter den Schutz des Heiligen Stuhles) nimmt, ist zugleich die älteste erhaltene Urkunde, das Kloster betreffend. Zugleich wurde es als Benediktinerkloster genannt, war aber wohl schon als solches gegründet worden, wofür auch die Berufung des Benediktiners Gaudentius spricht. Erbvögte des Klosters blieben bis zu ihrem Aussterben 1389 die Grafen von Görz, die allerdings „um das Wohl der ihnen anvertrauten Kirchen nicht sehr besorgt waren[6]. Die Spannungen mit den Görzer Vogtherren könnte auch Anlass für die Niederschrift einer Domitian-Legende gewesen sein, mit der sich das Kloster als Stiftung des früheren Landesfürsten ausgeben wollte. Das Kloster erhielt im 12. Jahrhundert zahlreiche päpstliche Privilegien, wurde jedoch nicht exempt, was sich auch im Visitationsrecht des Salzburger Erzbischofs wiederspiegelte.

Die aus dem Reformkloster Admont berufenen Äbte Otto II. (vor 1136 bis 1166) und Heinrich II. (1166 bis nach 1177) brachten Millstatt sowohl zu wirtschaftlicher als auch zu kultureller Bedeutung, die bis ins 15. Jahrhundert hinein bestehen bleiben sollte. In dieser Zeit bestand auch ein bedeutendes Skriptorium im Stift, in dem zahlreiche Handschriften entstanden sind, darunter auch die Millstätter Handschrift.

1177 stellte Papst Alexander III. dem Kloster Millstatt ein Privileg aus, in dem der Inhalt der Urkunde von 1122 bestätigt wurde. In dieser Urkunde wird auch der Besitz des Klosters erwähnt, der sich noch weitgehend mit dem Stiftungsgut decken dürfte: ausgedehnte Besitzungen in Kärnten und Friaul (San Foca) dürften aus dem Besitz von Aribo stammen, die Besitzungen in Salzburg (Pinzgau) von Poto.

Einen Höhepunkt erreichte das Kloster Mitte des 13. Jahrhunderts unter Abt Otto III. 1245 erhielt der Abt von Erzbischof Eberhard von Salzburg die Pontifikalien (Infel, Ring, Dalmatika und Sandalen) verliehen, sowie das Recht, alle Pontifikalgeschäfte zu verrichten mit Ausnahme jener, die der heiligen Salbung bedurften. Zu dieser Zeit umfasste der Konvent rund 150 Mitglieder.

Unter Abt Rudolf ab 1247 kam es zu ersten bekannten Missständen, die 1287 zu einer Visitation des Klosters im Auftrag des Erzbischofs von Salzburg führten. In der Reformationsurkunde wurde das Verbot ausgesprochen, Klostergut ohne Erlaubnis zu verkaufen, und es wurde befohlen, die aufgezeigten Missstände abzustellen. Der frühere Abt Rudolf wurde an eine entfernte Kirche des Klosters versetzt, „damit er nicht durch verbotene nächtliche Zusammenkünfte seinen Mitbrüdern Ursache und Gelegenheit zur Sünde geben könnte[7]. Ein Mönch wurde des Mordes angeklagt, zwei weitere versetzt. Zur Hebung des Klosterlebens wurden zwei Prediger aus einem anderen Kloster nach Millstatt versetzt. Zwischen 1274 und 1291 wurde das Kloster durch einen Brand zerstört und um 1291 unter Abt Otto IV. wiederaufgebaut. 1300 wurde erstmals ein Siechenhaus genannt, es erhielt auch anfangs zahlreiche Stiftungen, wurde jedoch nach dem frühen 14. Jahrhundert nicht mehr erwähnt.

Ein Zeichen für die anhaltende Blüte des Klosters waren auch die vielen Ablässe, die das Kloster erhielt, sowie die zahlreichen Stiftungen und Schenkungen zu seinen Gunsten. Um die Mitte des 14. Jahrhunderts häuften sich jedoch die Schulden, 1330 durften wegen der Schulden des Klosters sechs Mönche in andere Klöster übersiedeln, und aus dem Jahr 1346 sind Klagen über den geringen Stand des Konvents erhalten. Über das religiöse Leben sind jedoch aus dem 14. Jahrhundert keine Beschwerden bekannt.

Unter Abt Johann (1367-1418) erholte sich das Kloster wieder, erlag aber im 15. Jahrhundert unter den Äbten Christoph I.(1418-1445) und Christoph II. (1445-1469) einem spürbaren Niedergang. Vögte waren nach den Görzern die Grafen von Ortenburg, ab 1420 die Grafen von Cilli. Hermann II. von Cilli galt als „der große Gönner Millstatts[8], unter anderem schenkte er dem Kloster zwei - namentlich nicht bekannte - Seen und deren Seebäche für die Fischerei. Im Jahr 1429 gab es bei einer Visitation erneut Klagen über die Geldgebarung des Klosters, zudem musste in der Reformationsurkunde das Tragen des Ordensgewandes befohlen sowie Trinkgelage und die Anwesenheit von Frauen verboten werden. 1451 drohte Papst Nikolaus V. sogar mit dem Bann, um das Kloster zur Schuldenzahlung zu bewegen. Bei einer Visitation im gleichen Jahr infolge der Cusanischen Ordensreform wurden im Kloster nur 11 Professen gezählt. Die Zeremonien wurden ordnungsgemäß begangen, jedoch waren die Gebäude verfallen und Abt Christoph II. wurde für unfähig befunden. 1455 verlangte sogar der Vogt, Graf Ulrich II. von Cilli, eine Visitation des Klosters.

Nachdem der letzte Graf von Cilli, Ulrich II. von Cilli, im Jahr 1456 ermordet wurde, brachte Kaiser Friedrich III. die Vogtei in seinen Besitz. Friedrich mischt sich persönlich sogar bei der Besetzung einzelner Pfarren ein. 1457 stellte er eine Urkunde in Millstatt aus, er kannte das Kloster und wohl auch die Unfähigkeit des Abtes Christoph II. persönlich. Zu diesem Zeitpunkt war das Kloster nur noch von weniger als zehn Mönchen bewohnt und durch Misswirtschaft, die sich in hohen Schulden und baulichem Verfall äußerte, geprägt. Auf Betreiben Friedrich III. wurde das Benediktinerkloster am 14. Mai 1469 durch den päpstlichen Kommissär Bischof Michael von Pedena aufgelöst und gleichzeitig der erste Hochmeister des Georgsordens in sein Amt eingeführt.

In den vier Jahrhunderten der Benediktinerherrschaft in Millstatt besaß das Kloster 33 urkundlich nachweisbare Äbte. Sie waren auch die weltlichen Herren zwischen Lieseregg und Turrach.

Wirtschaftliche Basis

Das Stiftungsgut des Klosters, das sich wie erwähnt in Kärnten, Friaul und Salzburg befand, ist nicht genau bekannt, bot dem Kloster jedoch sicherlich eine gute wirtschaftliche Basis. Es sind in Summe 113 Gütererwerbungen des Klosters urkundlich überliefert, aus dem 12. bis ins 15. Jahrhundert, Verkäufe sind erst aus dem 15. Jahrhundert belegt. Diejenige Güter, die dem Kloster entfremdet wurden, sind zwar in keinen Urkunden explizit erwähnt, dürften aber zu einem substanziellen Verlust geführt haben.

Ein Ziel des Klosters war immer, entfernte Güter gegen solche in der Nähe des Kloster zu tauschen, so wurden öfters Güter des Klosters in Salzburg gegen solche des Erzbistums in Kärnten getauscht. 1446 verkaufte das Kloster alle friulanischen Güter an Graf Biachinus von Porcilli. Mit dem Großteil des Erlöses kaufte es die Kärntner Güter des Klosters Moggio.

Ein Urbar ist erst aus dem Jahr 1470, ein Jahr nach Auflösung des Benediktinerklosters, erhalten, jedoch dürften die St. Georgsritter in diesem Jahr keine großen Erwerbungen getätigt haben. Das Urbar zählt nur den Besitz in den beiden Ämtern Millstatt und Puch auf, womit der Streubesitz nicht berücksichtigt wird. Das Urbar nennt: 248 Huben, 81 Lehen, 75 Schwaigen, 12 Äcker, 7 Wiesen, 15 Anger, 6 Gärten, 11 Zehente, 3 Güter, 2 Höfe, 6 Meierhöfe, 3 Neubrüche, 12½ Öden, 2 Tafernen, 1 Mühle, 1 Säge, 1 Jagd, 2 Fischlehen und 1 Gereut. Das Kloster besaß damit für Oberkärnten eine erhebliche wirtschaftliche Bedeutung.

Die hohe Gerichtsbarkeit lag immer bei den Vögten. Die niedere Gerichtsbarkeit stand dem Kloster in Millstatt, Kleinkirchheim und San Foca im 12. bis 14. Jahrhundert zumindest teilweise zu, dieses wurde jedoch die die Görzer stark beeinträchtigt. Unter Graf Ulrich von Cilli bekam das Kloster die niedere Gerichtsbarkeit im Landgericht Millstatt teilweise und unter Friedrich III. sogar ganz in seine Hand.

Frauenkloster Millstatt

Ein Frauenkloster ist in Millstatt urkundlich ab 1188/1190 fassbar. Es unterstand dem Männerkloster und war deshalb sicher ein Benediktinerinnenkloster, wenn dies in den wenigen Urkunden auch nie ausdrücklich erwähnt wird. Im Gegensatz zum Männerkloster gab es in den vielen Reformationsurkunden nie Klagen über das Nonnenkloster. Aus den Namen der Nonnen lässt sich ableiten, dass sie vorwiegend ministerialer und bürgerlicher Herkunft waren. Aus dem Jahr 1450 stammt noch ein Pfründenverzeichnis des Nonnenklosters, bei der Aufhebung des Männerklosters 1469 wird das Nonnenkloster schon nicht mehr erwähnt.

Der St. Georgs-Ritterorden (1469-1598)

Auf dem Fresko (um 1490/1500) über dem Friedhofsportal ist links der Hl. Georg dargestellt. Daneben Christus Salvator sowie Herzog Domitian.

Die Gründung des St. Georgs-Ritterorden geht auf ein Gelübde zurück, das Friedrich III. während der Belagerung der Wiener Hofburg durch aufständische Bürger 1462 abgelegt hatte. Für den Fall der Abwendung dieser Gefahr gelobte er die Gründung eines geistlichen Ritterordens vom Hl. Georg nach dem Vorbild der deutschen Johanniter und Templer, der in erster Linie mit der Bekämpfung der Türken beauftragt werden sollte.

Nach der Befreiung durch den böhmischen König Georg Podiebrad löste Friedrich III. sechs Jahre später sein Gelübde ein: Am 16. November 1468 machte sich der Kaiser samt Gefolge auf den Weg nach Rom, um seine Anliegen bei Papst Paul II. vorzutragen, dessen Bestätigung er für die Gründung des Ordens benötigte. Der Papst willigte ein und erließ am 1. Jänner 1469 die Stiftungsbulle für den St. Georg-Ritterorden.[9] Auf Vorschlag des Kaisers stattete der Papst den Orden mit Besitzungen aus, neben denen des aufgelösten Benediktinerstifts in Millstatt waren darunter auch das Spital St. Martin in Wien.

Der erste Hochmeister des neuen Ritterordens, Johann Siebenhirter.

Als erster Hochmeister des Ordens wurde Johann Siebenhirter bestimmt, ein aus einer alten Wiener Familie stammender Vertrauter Friedrichs III. Siebenhirter wurde am 14. Mai 1469 durch Bischof Michael von Pedena als päpstlichen Legat in sein Amt eingeführt. Der wichtigste Auftrag des Ordens war, für eine wirksame Abwehr der Türkengefahr zu sorgen, der Kaiser erwartete hierfür die Bereitstellung einer Streitmacht von 3000 bis 4000 Mann.

Trotz der weitläufigen Besitzungen steckte der Orden von Beginn an in finanziellen Nöten: Die Benediktiner hatten Schulden sowie stark vernachlässigte Bauten hinterlassen, so dass die Mittel der St. Georgsritter anfangs gerade für die laufenden Kosten ausreichten, an die Aufstellung einer Kampftruppe war zunächst jedoch nicht zu denken. So zählten die Kreuzritter im Jahr 1471 erst elf Mitglieder. Als dringendste Maßnahme angesichts der herannahenden Türken wurde aber zunächst die Instandsetzung der Gebäude sowie der Ausbau der Anlage zu einer Festung angesehen.

Der Orden blieb in seinen Bemühungen glücklos. Die Zahl seiner Ritter blieb, trotz Bemühungen auch durch Friedrichs Nachfolger auf dem Kaiserthron, Maximilian I., ihm weitere Mitglieder zuzuführen, stets relativ gering, so dass der Orden nie zu militärischen Aktionen gegen die zwischen 1473 und 1483 mehrfach plündernd in Kärnten einfallenden Türken in der Lage war.

Maximilian, der den St. Georgs-Rittern ab 1511 selbst angehörte, war der letzte Förderer des Ordens. Unter dessen zweiten Hochmeister Johann Geumann (1508-1533) erreichten Bau- und Kunstschaffen des Klosters zwar nochmals einen Höhepunkt, nach Maximilians Tod im Jahr 1519 zeigte dessen Nachfolger Karl V. wenig Interesse für den Orden, und nachdem auch Geumann gestorben war, wurden das Kloster und seine Besitztümer auch von ihren Vorstehern vernachlässigt, der St. Georgs-Ritterorden löste sich nach und nach auf, obwohl er formal noch fast ein halbes Jahrhundert bestand.

Die Jesuiten (1598-1773)

Millstatt um 1680 (nach Valvasor)

Erst am 26. Juli 1598 wurde der Orden durch Erzherzog Ferdinand II. aufgelöst. Den Besitz übertrug er den Jesuiten (SJ), einem 1534 gegründeten und 1540 durch den Papst bestätigten Orden. Ferdinand, selbst an der Jesuitenschule in Ingolstadt streng katholisch erzogen, war angesichts des Glaubenseifers der Jesuiten davon überzeugt, dass er den Protestantismus, der im Lauf des 16. Jahrhunderts in seinen Ländern auf besonders fruchtbaren Boden gefallen war, mit Hilfe der Jesuiten zurückdrängen und eine Gegenreformation durchführen könne. Bereits 1573 war in Graz ein Jesuitenkollegium errichtet worden und die 1586 gegründete Universität Graz war ebenfalls von den Jesuiten übernommen worden. Die Einnahmen aus der Herrschaft Millstatt sollten dazu dienen, diese zu erhalten und auszubauen, als oberster Grundherr der Residenz Millstatt galt der Pater Rektor der Universität.

Die Jesuiten entfalteten schon bald eine rege Tätigkeit in Millstatt, sie führten mit rücksichtsloser Konsequenz die Gegenreformation aus. Alle Bürger und Bauern mussten im Lauf des Jahres 1600 vor eine Kommision treten, die sie über den katholischen Glauben belehrte und vor die Wahl stellte, entweder der protestantischen Lehre zu entsagen und zur katholischen Kirche zurückzukehren, ober aber mit Hinterlassung eines Zehntels ihrer Habe innerhalb von drei Monaten auszuwandern.

Mit dem so genannten Jesuitenverbot, das durch eine päpstliche Bulle am 21. Juli 1773 von Clemens XIV. ausgesprochen wurde, wurde auch der Millstätter Jesuitenorden aufgehoben. Damit war auch das Ende des Stifts Millstatt als Kloster besiegelt.

Nach der Aufhebung bis heute

Der Südtrakt des ehemaligen Ordensschlosses wird heute als Hotel genutzt.

Die Kärntner Herrschaft des aufgehobenen Klosters von der Lieser bis zur Turrach, die zum Zeitpunkt ihrer Auflösung 21 Steuergemeinden mit einem Ausmaß von 65.146 niederösterreichischen Joch und 7426 Einwohner umfasste, wurde der „staatlichen Studienfondsgesellschaft“ unterstellt und ein Kameralpfleger wurde mit der Verwaltung beauftragt. Der Jesuitenorden zählte zum Zeitpunkt seiner Auflösung in Kärnten 28 Mitglieder; im Stift Millstatt befanden sich unter Superior Ignatz Tschernigoy noch elf Priester und vier Brüder [10].

Die fünfzehn Jesuiten mussten Millstatt verlassen, Tschernigoy hingegen durfte als Pfarrer der ehemaligen Stiftskirche, die zur Pfarrkirche von Millstatt erklärt und 1775 der Diözese Gurk zugeteilt wurde, an seiner Wirkungsstätte bleiben. Die restlichen Stiftsgebäude wurden für andere Zwecke verwendet, und das bewegliche Inventar teilweise verstreut; Werke der Stiftsbibliothek finden sich heute in ganz Europa wieder, die Urkunden größtenteils im Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchiv, weitere Akten im Kärntner Landesarchiv.

Erst der 1844 von Gottlieb von Ankershofen gegründete Geschichtsverein für Kärnten weckte das wissenschaftliche Interesse an Millstatt und begann mit denkmalpflegerischen Arbeiten.

Die Kirche wird bis heute als katholische Pfarrkirche genutzt. Sie ist dem Dekanat Gmünd-Millstatt der Diözese Gurk unterstellt. Einzige Filialkirche der Pfarre Millstatt ist die Kapelle am Kalvarienberg oberhalb des Stifts. Im Südflügel des Ordensschlosses ist ein Hotel („Lindenhof“) untergebracht, der Innenhof rund um die 1000-jährige Linde dient als Biergarten. Die Gebäude rund um den zweiten Innenhof des Ordensschlosses sowie des Kreuzgangs werden teilweise vom Stiftsmuseum genutzt.

Baugeschichte

Flechtwerksteine aus der Kirche der Karolingerzeit

Funde einzelner Flechtwerksteine und Reliefplatten sprechen für eine karolingische Kirchengründung bereits im ausgehenden 8. oder im frühen 9. Jahrhundert. Weder der Zeitpunkt ihrer Errichtung noch ihre Form und Lage konnten bis heute eindeutig geklärt werden. Auch von der ersten Klosterkirche, die um 1070 oder bald danach gebaut wurde, sind keine gesicherten Reste mehr zu sehen. Fest steht aber, dass vor dem Bau des Klosters in Millstatt bereits zwei Kirchen existierten, die sich im Besitz des Pfalzgrafen Aribo II. befanden [11].

Wie der von Abt Otto aufgezeichneten Domitians-Vita zu entnehmen ist, wurde nach einem verheerenden Brand im zweiten Viertel des 12. Jahrhunderts das Langhaus, das den Kern des heutigen Kirchengebäudes bildet, errichtet. Diese Kirche wurde im Osten von drei Apsiden abgeschlossen. Abt Heinrich I. ließ der Kirche an der Westseite einen wuchtigen Anbau mit einem Turmpaar anfügen. Östlich des damligen Kapitelsaals wurde eine Marienkapelle, die heutige Domitianskapelle, angebaut. Weitere, heute noch sichtbare Teile im romanischen Baustil sind neben dem Kreuzgang insbesondere das Kirchenportal mit seinem Bogenfeldrelief, die Vorhalle der Stiftskirche mit ihren Skulpturen sowie einige Figuren an den inzwischen vermauerten Außentoren.

Der Arkadenhof im Ordensschloss

Wichtigste Aufgabe der St. Georgs-Ritter war der Ausbau der Stiftsanlage zu einer Festung. Sie errichteten westlich des alten Klostergebäudes ein Ordensschloss, das einen zweigeschossigen Arkadenhof einschließt. Weiters entstanden die insgesamt vier Schutztürme, von denen je zwei an der Westseite des neu erbauten Schlosses sowie an der im Süden vorgebauten Front des Stifts gebaut wurden. Zwei Reliefsteine mit dem Wappen Siebenhirters und der Jahreszahl 1497, die im ersten Stock der Südfront des Stiftshofs angebracht wurden, zeigen das Jahr des Abschlusses der Bauarbeiten an.

Unter den St. Georgs-Ordensrittern wurde auch die Kirche umgestaltet. 1490 ließ Johann Siebenhirter am Nordschiff eine rechteckige Kapelle mit einem Sternrippengewölbe sowie – fünfzehn Jahre später – spiegelgleich am Südschiff ein Pendant (die heutige Geumankapelle) anbauen. In dieser Zeit entstand das Süd- oder Kreuzgangsportal aus verschiedenen romanischen Skulpturstücken. Der Hochmeister Geumann ließ zwischen 1510 und 1519 die drei ursprünglich romanischen Rundaspiden im gotischen Stil durch höhere Chorabschlüsse ersetzen. Weiters wurde die gesamte Kirche mit Sternrippengewölben versehen.

Im Gegensatz zu den Georgsrittern haben die Jesuiten an der Bausubstanz nicht mehr viel verändert. An das nördliche Seitenschiff wurde die heutige Annakapelle angebaut (1632) und 1633 wurden die Reliquien des Domitian mit seinem Hochgrab in diese Kapelle übertragen. 1648 wurde eine Neuausstattung vorgenommen, wobei auch zahlreiche Fresken übertüncht und farblose Fenster eingesetzt wurden. 1670 erhielten die Türme ihre für das Barock charakteristische Zwiebelform.

Nach der Auflassung des Klosters verfielen unter staatlicher Verwaltung im 19. Jahrhundert Teile der Gebäude, wurden abgetragen oder umgebaut. Von Ankershofen bewirkte 1857 die Räumung des Kreuzganges und ließ die Bauten durch J. E. Lippert einer wissenschaftlichen Beurteilung unterziehen, die 1859 veröffentlicht wurde. Seither werden kontinuierlich Restaurierungsmaßnahmen vorgenommen, wobei unter anderem spätgotische Fresken in der Stiftskirche und im Kreuzgang freigelegt wurden.

Der Innenraum der Stiftskirche wurde zuletzt 1988/89 einer Restaurierung unterzogen, wobei insbesondere Bauinschriften der Georgsritter konserviert wurden, die letzte Außenrestaurierung 1991/92 galt vor allem dem Erscheinungsbild der Turmfront.

Baubeschreibung

Grundriss der Stiftsanlage. 1 Pfarrkirche, 2 Annenkapelle; 3 Loretokapelle, 4 Domitianskapelle, 5 Siebenhirterkapelle, 6 Kreuzgang, 7 Ordensschloss, 8 Pfarrhof, 9 Lindenhof

Die Klosteranlage gliedert sich in das Ensemble der Kirche (1) und der daran angebauten Kapellen im nordöstlichen Bereich (2-5), einem südlich vorgebauten Gebäudeflügel (9) sowie die Gebäudeflügel des Ordensschlosses (7, 8) im Westen. Südlich an die Kirche schließ der Kreuzgang (6) an. Eingebettet zwischen die Gebäudeflügel sind die beiden jeweils durch eine große Linde in ihrer Mitte geprägten Innenhöfe. Die 1000-jährige Linde im „Lindenhof“ gilt als ältester Baum seiner Art in Österreich, die Linde im Arkadenhof ist rund 500 Jahre alt.

Kirche und Kapellen

Kirche St. Salvator und Allerheiligen

Die ehemalige Stifts- und heutige Pfarrkirche (1) ist eine ursprünglich im romanischen Stil erbaute, dreischiffige Pfeilerbasilika. Sie misst 66 m in der Länge und 21 m in der Breite, ist aber aufgrund des später eingezogenen Gewölbes an ihrer höchsten Stelle nur 12 m hoch.

Der Eintritt in den Kirchhof vor dem Westportal der Kirche wird von einem Portal mit Fresken aus der Zeit um 1490 bis 1500 gesäumt, die vermutlich aus der Schule des Malers Thomas von Villach stammen. Links des Kirchhofportals befindet sich ein spätbarocker Bildstock mit einer geschnitzten Kreuzigungsgruppe, die in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts entstand. Rechts vom Portal wurde 1932 ein Kriegerdenkmal ebenfalls als Bildstock gestaltet. Zwischen Kirchhofportal und Kirche sowie entlang der Nordwand und hinter dem Bau ist ein Friedhof angelegt, der 1953 aufgelassen wurde, aber bis heute gepflegt wird. Der Kirchhof wird durch eine Wehrmauer abgeschlossen, deren Schießscharten aus der Ordensritterzeit stammen.

Der wuchtige Westbau der Kirche wurde im letzten Drittel des 12. Jahrhunderts errichtet. Einer Umschrift in der Tür ist zu entnehmen, dass Abt Heinrich I., der dem Kloster ab 1166 vorstand, der Auftraggeber des Westbaus mitsamt der Vorhalle, des Portals sowie des Turmpaares war. Auf dem zweigeschossigen Unterbau des Gebäudes setzen die beiden Türme auf, die um 1670 mit den für das Barock typischen Zwiebeldächern bekrönt wurden. Das um 1170 entstandene und wohl im 13. Jahrhundert erweiterte Westportal ist mit zahlreichen Motiven, die zur Dämonenabwehr und -bannung angebracht wurden, reich an symbolträchtiger Formenvielfalt. Der linke der beiden Türflügel der 1464 gestifteten Holztür trägt die älteste Darstellung des Stifts- bzw. heutigen Gemeindewappens.Die im Innenraum eher gedrückt wirkende Pfeilerarchitektur im Westteil weicht im Ostteil einer höheren und schlankeren Architektur einer Staffelhalle.

Die Glasfenster der Kirche wurden von der Tiroler Glasmalerei Innsbruck angefertigt und 1912/13 eingesetzt. Die Motive zeigen vorwiegend Brustbilder von Heiligen, daneben Wappen von Förderern und Ornamente des Historismus. Entlang des Seitenschiffs sind Kreuzwegbilder in neogotischen Holzrahmen aufgehängt.

Im nördlichen Chorscheitel befindet sich der Kreuzaltar, der um 1770 aus Holz verfertigt wurde. Das Hauptbild des Kreuzaltars zeigt eine Beweinung des Gekreuzigten, im Gewölbe darüber sind ein Baumeisterzeichen und die Jahreszahl 1518 zu sehen. Der Hochaltar wurde im Jahr 1648 angefertigt. Dessen Hauptbild, das 1826 vom Obervellacher Maler Johann Bartl angefertigt wurde, ist von zwei monumentalen, vergoldeten Statuen eingerahmt und zeigt mehrere Heilige in Verehrung der Dreifaltigkeit. Die Chororgel stammt aus dem ausgehenden 17. Jahrhundert und war ursprünglich in der Kirche von Kreutschlach bei Gmünd aufgestellt.

Annenkapelle

Die Annenkapelle (2) schließt an den nördlichen Nebenchor an. Sie wurde ursprünglich 1632 für die Aufbewahrung der Reliquien des Domitian errichtet. Die Kapelle ist ein Rechteckbau mit Kreuzgratgewölbe und 3/8-Schluss und wurde im frühen 18. Jahrhundert von Kilian Pittner mit Laubwerkstukkaturen ausgestaltet. Das ovale Altarbild zeigt den Unterricht Mariae. Das Schmiedeeisengitter wurde 1708 errichtet.

Loretokapelle

Loretokapelle

Die Loretokapelle (3) stammt aus der Gotik, wurde aber Ende des 17. Jahrhunderts umgebaut, Vorbild war die Casa Santa in Loreto. An ihrer Stelle befand sich vermutlich bereits zur Zeit der Benediktiner eine Kapelle. Sie besitzt ein Spitztonnengewölbe und ist fensterlos. Der Eingang befindet sich im Westen des Gebäudes, die Kapelle ist aber auch von der Hauptkirche aus zugänglich. Auf der Altarmensa befindet sich eine geschnitzte Statue der schwarzen Muttergottes mit Kind (um 1700) und zwei spätbarocke Reliquienvitrinen. Der Zugang zum abgemauerten Chorraum der ursprünglichen gotischen Kapelle befindet sich hinter dem Altar. Der Chorraum besitzt einen 5/8-Schluss, Kreuzrippengewölbe und drei Spitzbogenfenster. Unter der Kapelle befindet sich die Jesuitengruft.

Domitianskapelle

Die Domitianskapelle (4) besteht im Kern aus romanischem Gemäuer und wurde unter Hochmeister Geumann (1508-1533) umgebaut und danach mehrmals umgestaltet (1632, 1641/42, 1716). Die Kapelle ist ein dreijochiger, breiter Raum mit einem Netzrippengewölbe, dessen Wandpfeiler barock ummantelt sind. Es gibt vier Spitzbogenfenster. Die Empore im westlichen Joch hat eine vorschwingende Rokokobrüstung. Der Chor besteht aus einem Vorjoch und einem 5/8-Schluss und ist höher als das Schiff. Er besitzt ein Sternrippengewölbe. Im Chorschluss finden sich drei Spitzbogenfenster.

Der Altar ist mit einem Chronogramm auf 1716 datiert. Er ist in leichter Säulenarchitektur mit vorschwingenden Seitenteilen gestaltet. In diesen befinden sich unten Opfergangportale, oben zwei Bischofsfiguren. In der Mitte des Altares befindet sich der gläserne Schrein (1643) mit den Gebeinen des Herzogs Domitian und seiner Gemahlin. Über dem Schrein befindet sich ein Bild, die Aufnahme Domitians in den Himmel darstellend.

Die Kanzel stammt aus dem Rokoko (um 1770). Der Triumphbogen trägt im Scheitel eine Kartusche mit der Inschrift „Honori et Gloriae Beati Domitiani“ und ein Chronogramm 1716.

Das Kapellenschiff verfügt über vier freistehende Pfeiler, über denen sich von Putten flankierte, ovale Ölbilder befinden (1720). Die Bilder stellen die Wundertaten des Heiligen Domitian dar und zeigen Ansichten von Millstatt und Spittal an der Drau. In der Westwand eingemauert befindet sich der Grabstein Domitians, ursprünglich der Deckel einer Tumba, bezeichnet 1449. Der Stein zeigt „Herzog Domitian in Ritterrüstung mit Herzogshut und Mantel auf einem Löwen stehend, in der Rechten die Lehensfahne mit dem kombinierten Wappen Kärnten und Pfalz/Bayern, das gleiche Wappen am Schild“.[12]

Siebenhirterkapelle

Die Siebenhirterkapelle (5) schließt an das nördliche Seitenschiff der Kirche an. Sie wurde um 1500 erbaut und besitzt ein Sternrippengewölbe. Der Marienaltar stammt aus dem Jahr 1650 und enthält ein Bild, auf dem die Gottesmutter dem heiligen Dominikus den Rosenkranz überreicht. Der Grabstein des Hochmeisters Johann Siebenhirter befindet sich an der Wand unter dem Fenster. Er besteht aus rotem Adneter Marmor und stammt vom Augsburger Bildhauer Hans Bäurlein (um 1500). Der Taufstein ist wahrscheinlich spätgotisch und hat einen barocken Aufsatz aus dem dritten Viertel des 17. Jahrhunderts. Im Fußboden befindet sich die Grabplatte der Gräfin Chuniza aus dem 12. Jahrhundert.

Geumannkapelle

Grabstein
Johann Geumanns

Die Geumannkapelle wurde 1505 erbaut, wovon eine Inschrift im Scheidbogen zeugt. Ihr Netzgewölbe ist mit Rankenmalereien überzogen. Der barocke Johannesaltar ist mit 1650 bezeichnet, über dem Altarbild, das die Taufe Christi im Jordan zeigt, ist ein Johannesschlüssel mit dem Haupt des Täufers angebracht (um 1520). Der in die Südwand eingelassene Grabstein des namensgebenden Johann Geumann († 1533) ist ein Epitaph aus weißem Marmor. Er wurde vom Salzburger Bildhauer Hans Valkenauer angefertigt und zeigt den zweiten Hochmeister der St. Georgsritter in Lebensgröße in voller Rüstung auf einem Löwen stehend. In der rechten Hand hält er eine Fahne mit der Fürstenkrone sowie die Wappen des Ordens, der Residenz Millstatt und der Familie Geumann.

Weitere Stiftsgebäude

Die ehemalige Klosteranlage befindet sich südlich der Kirche. Die gesamte Anlage gruppiert sich um zwei Höfe und den Kreuzgang.

Der Kreuzgang

Detailansicht im Kreuzgang

Der Kreuzgang (6) ist eine rechteckige Anlage. Der an die Kirche angrenzende Flügel ist eingeschossig, die anderen drei sind zweigeschossig. Zum Hof hin befinden sich gekuppelte Rundbogenfenster mit einer Mittelsäule. Im Nordflügel gibt es ein spitzbogiges Portal, im Ost- und Westflügel barocke Rundbogenportale. Die Gewölbe sind Sterngratgewölbe aus der Zeit um 1500, im Südflügel ist es ein Springgewölbe.

Das Kreuzgangsportal befindet sich in der Nordostecke und diente früher als Mönchspforte zur Kirche. Unter Verwendung hochromanischer Skulptur wurde es um 1500 spätgotisch umgestaltet. Zwei ehemalige Pfeilerfiguren, wohl vom damals abgetragenen Lettner, dienen jetzt als Türsturzatlanten: links der heilige Paulus, rechts der Erzengel Michael, beide aus der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts. Zwei Freisäulen stützen das Gewölbe der Kreuzgangecke. Im Kreuzgang befinden sich einige Wandgemälde aus dem 15. und 16. Jahrhundert, so eine Madonna mit Kind, Szenen aus der Georgslegende und eine Madonna mit Heiligen.

An den Ostgang des Kreuzgangs schloss das ursprüngliche Kapitelhaus an, eines derjenigen Teile des Stifts, die abgetragen wurden. Das breite Rundbogenportal, das zum Kapitelhaus führte, ist hingegen erhalten geblieben.

Ordensschloss und Innenhöfe

Die Gebäude des Ordensschlosses (7) um den rechteckigen oberen Innenhof stammen aus dem 15. und 16. Jahrhundert, wobei der Mauerkern vielfach älter ist. Die Trakte der beiden Gebäudeflügel sind zweigeschossig. Der Laubengang in spätgotischem Stil wurde unter dem Hochmeister Siebenhirter erbaut, er besitzt Kreuzgratgewölbe und Rundbogenarkaden. Am West- und Südflügel befinden sich zweigeschossige Renaissance-Laubgänge (um 1530), mit spätgotischen Pfeilern im Erd- und ionischen Säulchen im Obergeschoss. Die Arkadensäulen im Westflügel besitzen romanisierende Würfelkapitelle. Im oberen Durchgang zum Innenhof befinden sich drei karolingische Flechtwerksteine aus dem 9. Jahrhundert, die wohl Teil der ersten Millstätter Kirche waren.

Das heutige Hotel Lindenhof (9), das ehemalige Hochmeisterschloss, ist ein viergeschossiger Gebäudeflügel. Am Westturm des Gebäudes befindet sich über dem Tor eine Wappentafel des Hochmeisters Siebenhirter mit der Jahreszahl 1499. Das oberste Geschoss wurde 1901 hinzugefügt, im gleichen Jahr wurde nach einem Brand der Ostturm erneuert.

Stiftsmuseum

Das Stiftsmuseum Millstatt wurde 1981 von Franz Nikolasch gegründet. Es bietet einen Überblick insbesondere über die Geschichte des Stifts, aber auch über die Entwicklung des Marktes Millstatt und seiner Umgebung, deren älteste Besiedlungsspuren aus der Zeit um 4000 v.Chr. stammen. Das Museum beherbergt zahlreiche Originalwerke und Faksimiles aus der Zeit der Benediktiner, der St. Georgsritter und Jesuiten. Darunter befindet sich auch ein Gebetsbuch Maximilians I. mit Zeichnungen von Dürer, Altdorfer und anderen Künstlern. In einer Kerkerzelle lassen Kritzelinschriften in den Wänden Rückschlüsse auf deren Verwendung in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts ziehen. Eine weitere Abteilung des Museums bietet einen Überblick über Mineralien, Erzvorkommen, der Bergwerksanlagen und Verarbeitungsstätten in der näheren Umgebung von Millstatt.

Kunsthistorische Besonderheiten

Blatt der Millstätter Handschrift. Genesis, fol. 22
  • Die Millstätter Handschrift ist eine illustrierte, in frühmittelhochdeutsch verfasste Handschrift, die um 1200 niedergeschrieben wurde. Die Verfasser der einzelnen Teile der Sammelhandschrift stammen wahrscheinlich nicht aus dem Millstätter Stift, vielmehr entstand im hiesigen Scriptorium die Sammelhandschrift aus den Schriften mehrerer Autoren. Dass zumindest Teile des Werks im Benediktinerstift unter Abt Heinrich II. von Andechs entstanden sind, wird aber auch nicht ausgeschlossen.
  • Das Weltgerichtsfresko in der Stiftskirche ist ein ca. 6 m breites und 4 m hohes Fresko im Renaissance-Stil. Es wurde von einem unterstützenden Mitglied des St. Georgsritterordens in Auftrag gegeben und von Urban Görtschacher um 1519 angefertigt. Auf dem Bild ist oben der richtende Heiland auf einem Regenbogen dargestellt, daneben Maria und Johannes der Täufer als Fürsprecher sowie den zwölf auf Wolkenbänken sitzenden Aposteln. In der unteren Bildhälfte rufen posaunenblasende Engel die Toten zum Jüngsten Gericht aus den Gräbern. Auf der linken Seite werden an der Himmelspforte die Seligen, unter denen sich Papst Leo X., Kaiser Maximilian I. sowie Bischöfe und Kardinäle befinden, empfangen, rechts werden die Verdammten von Teufeln gemartert und an einer Kette in die Hölle gezogen. Ursprünglich an der Westfassade der Stiftskirche angebracht, wurde das mittlerweile vor allem im unteren Bereich teilweise stark beschädigte Bild 1963 an deren Südwand übertragen.
  • Das Millstätter Fastentuch der Stiftskirche zählt mit rund 50 m² Tuchfläche (ca. 8,40 x 5,70 m) zu den größten noch erhaltenen Leinwandbildern des gesamten Alpenraumes. Ab Ausgang des Mittelalters war es in einigen Kirchen Brauch, dass am Aschermittwoch ein großes Fastentuch im Vorraum vor dem Hochaltar hochgezogen wurde und diesen bis zum Mittwoch der Karwoche verhüllte. Das Millstätter Fastentuch wurde 1593 von Oswald Kreuselius (auch: Kreusel) mit Wasserfarben gemalt. Es enthält 42 Bilder, die je 120 mal 95 cm groß sind, und mit seinen Motiven von der Erschaffung der Welt bis zum Jüngsten Gericht die gesamte christliche Glaubensvorstellung abdeckt.

Referenzen

Quellen

  1. S. Herzberg-Fränkel (Hg.): Monumenta Germaniae Necrol. II, Berlin 1904, S. 457
  2. ebd. S. 456
  3. Robert Eisler: Die Legende vom hl. Karantanerherzog Domitianus. in: Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung 28, 1907, S. 52-116.
  4. Fräss-Ehrfeld: Geschichte Kärntens. Das Mittelalter. Klagenfurt 22005, S. 153
  5. Kahl: Der Millstätter Domitian. Abklopfen einer problematischen Klosterüberlieferung zur Missionierung der Alpenslawen Oberkärntens. Stuttgart 1999
  6. Erika Weinzierl-Fischer 1951, S. 65
  7. Erika Weinzierl-Fischer 1951, S. 104
  8. Erika Weinzierl-Fischer 1951, S. 69
  9. Die Urkunde befindet sich heute im Wiener Staatsarchiv
  10. Maierbrugger 1989, S. 209
  11. Maierbrugger 1989, S. 31f.
  12. Dehio 1981, S. 404

Literatur

  • Dehio-Handbuch. Die Kunstdenkmäler Österreichs. Kärnten. 2. Auflage, Anton Schroll, Wien 1981, S. 397-408. ISBN 3-7031-0522-4
  • Wilhelm Deuer: Hauptpfarrkirche St. Salvator und Allerheiligen in Millstatt. Christliche Kunststätten Österreichs 274, Verlag St. Peter, Salzburg 1996. (ohne ISBN)
  • Matthias Maierbrugger: Die Geschichte von Millstatt. Marktgemeinde Millstatt im Verlag Ferd. Kleinmayr, Klagenfurt, 1964; erw. Neuauflage: Carinthia Verlag, Klagenfurt 1989. (ohne ISBN)
  • Erika Weinzierl-Fischer: Geschichte des Benediktinerklosters Millstatt in Kärnten. Archiv für vaterländische Geschichte und Topographie, Band 33. Verlag des Geschichtsvereines für Kärnten, Klagenfurt 1951 (ohne ISBN)

Weblinks

Commons: Stift Millstatt – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

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