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Los-Angeles-Klasse

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USS Los Angeles (SSN-688)
Klassendetails USN Jack
U-Boot-Typ: Jagd-U-Boot
Bauzeit: Von 1972 bis 1992
Anzahl Einheiten: 62
Technische Daten
Länge: 110 Meter
Breite: 11 Meter
Tiefgang: 9,4 Meter
Verdrängung: 6.300 Tonnen aufgetaucht,
7.100 Tonnen getaucht
Antrieb: S6G Druckwasserreaktor, ein Propeller
Geschwindigkeit: 30+ Knoten
Tauchtiefe: ca. 300 Meter
Besatzung: 132
Bewaffnung: 4 x 533 mm Torpedorohre

ab SSN-719 12 VLS-Rohre

Die Los-Angeles-Klasse ist eine Klasse nuklear getriebener Jagd-U-Boote der US Navy. Mit 62 zwischen 1972 und 1992 auf Kiel gelegten Einheiten ist sie die zahlenmäßig größte Klasse von Atom-U-Booten, die je in Dienst gestellt wurde. Der Entwurf wurde noch während des Baus modifiziert, die älteren Einheiten werden inzwischen außer Dienst gestellt. Die Boote der Los-Angeles-Klasse fahren in jeder Trägerkampfgruppe als Geleitschutz mit, sie können aber auch für Angriffe auf Landziele und zur Aufklärung eingesetzt werden.

Geschichte

Planung

Konflikt um die Ausrichtung

Hyman Rickover (1955)

Ende der 1960er Jahre wurde in der US Navy der Ruf nach einem Nachfolger für die Sturgeon-Klasse laut. Es gab Streit über die Ausrichtung der neuen Klasse. Das Marine-Oberkommando hatte vom Naval Sea Systems Command (NAVSEA) einen Entwurf bekommen, der unter dem Namen Conform bekannt war. Dieser stellte eine geringe Geräuschentwicklung und hohen Komfort für die Besatzung in den Mittelpunkt. Admiral Hyman G. Rickover, auch Vater der Nuklearmarine genannt, favorisierte dagegen einen eigenen Entwurf, der vor allem eine hohe Geschwindigkeit vorsah. Diese U-Boote sollten in Rickovers Vorstellungen in der Lage sein, mit den nuklear getriebenen Flugzeugträgern mitzuhalten und diese direkt zu unterstützen. Dafür wären Geschwindigkeiten von bis zu 35 Knoten notwendig, was beim NAVSEA auf wenig Verständnis stieß.

Eine Entscheidung wird getroffen

Die Entscheidung zu Gunsten des Rickover-Entwurfs wurde schließlich auf Grund eines Ereignisses von Anfang des Jahres 1969 gefällt: Die USS Enterprise (CVN-65) war zu diesem Zeitpunkt auf dem Weg zu einem Einsatz in Vietnam, als der Marinegeheimdienst erfuhr, dass ein sowjetisches U-Boot der November-Klasse aus seinem Hafen auf der Halbinsel Kamtschatka ausgelaufen war, um die Big E abzufangen. Die Navy beschloss, dem feindlichen U-Boot einfach mit hoher Geschwindigkeit davonzulaufen. Als dies auch bei Geschwindigkeiten von über 30 Knoten nicht gelang und das U-Boot mithielt, brach die Enterprise die Hochgeschwindigkeitsfahrt ab. Dieser Vorfall machte dem Marine-Oberkommando klar, dass die Sowjets bereits sehr schnelle Boote hatten, und so fiel die Entscheidung für die Klasse schneller Jagd-U-Boote, die Rickover gefordert hatte.

Finanzierung

Die Navy verlangte von Rickover, die Finanzierung von zwölf dieser Boote im Kongress durchzusetzen. Zu diesem Zweck brach Rickover mit der alten Marinetradition, U-Boote nach Meerestieren zu benennen und beeinflusste zwölf Kongressabgeordnete in ihrer Entscheidung damit, die Boote nach ihren Heimatstädten zu benennen. Angeblich soll er zu ihnen gesagt haben: Fish don't vote (dt.: Fische gehen nicht wählen).

Bau

Stapellauf der USS Portsmouth (SSN-707)

Die Boote unterschieden sich von der ursprünglichen Auslegung Rickovers, weil der S6G-Druckwasserreaktor zu schwer für Rickovers ursprünglichen Entwurf wurde. Um dies auszugleichen, wurde die Materialstärke des Rumpfes verringert, was die maximale Tauchtiefe auf ca. 1000 Fuß (etwa 300 Meter) reduzierte. Außerdem wurde Platz für die Besatzung gestrichen, so dass mehr Seeleute das Prinzip der warmen Koje praktizieren mussten, also das Teilen einer Koje mit einem Kameraden, wobei je einer schläft und einer Wache hat.

Der Auftrag über die ersten zwölf Boote der Klasse erging an die Electric Boat, eine Tochter von General Dynamics in Groton, Connecticut. Die Kostenkalkulation von Electric Boat basierte auf Folgeaufträgen, um die Entwicklungskosten zu amortisieren. Diese blieben aus, vor allem da die Schweißnähte an einigen Booten nicht den Vorgaben der Navy entsprachen und diese neu gebaut werden mussten. So wurden fünf der ersten zwölf Los-Angeles-Einheiten bei Newport News Shipbuilding in Newport News, Virginia gebaut und die Navy entzog Electric Boat den Exklusivvertrag, musste aber angelaufene Kosten selber bezahlen. Von den restlichen 19 Booten, die bis 1977 gefertigt wurden, sind elf bei Electric Boat, die ihre technischen Probleme mittlerweile im Griff hatten, gebaut worden. Die anderen acht wurden bei Newport News auf Kiel gelegt und gefertigt. Damit war das Bauprogramm eigentlich abgeschlossen.

Als Ronald Reagan 1980 sein Marine der 600 Schiffe-Programm vorstellte war in diesem auch ein Bauprogramm für die Los-Angeles-Klasse enthalten. Es wurde eine verbesserte Version, genannt Flight II, in Auftrag gegeben. In einer dritten Modifikationsstufe ab 1985 (Flight III, die so genannten 688(I) für improved, dt. verbessert) wurden nochmals 24 Einheiten gefertigt.

Einheiten

Die erste Einheit der Klasse, die ihr auch den Namen gibt, war die USS Los Angeles (SSN-688). Sie wurde im Januar 1971 bestellt und im November 1976 an die Marine ausgeliefert. Die letzte Einheit der Klasse, die USS Cheyenne (SSN-773) wurde im November 1989 bestellt und ist seit 1996 in Dienst. Insgesamt wurden 62 Einheiten gefertigt.
Die erste Einheit wurde Anfang 1995 außer Dienst gestellt (USS Baton Rouge (SSN-689)), bis Ende 2005 folgten weitere elf Boote.

Die Hüllennummern der Boote laufen von SSN-688 bis SSN-718 (Flight I), SSN-719 bis SSN-725 und SSN-750 (Flight II) sowie SSN-751 bis SSN-773 (Flight III). Dazwischen liegen auf SSBN-726 bis SSBN-743 Boote der Ohio-Klasse, die Nummern 744 bis 749 wurden nicht vergeben.

Alle Einheiten wurden nach Städten der Vereinigten Staaten benannt, lediglich SSN-709 wurde USS Hyman G. Rickover getauft, um den Initiator dieser U-Boot-Klasse zu ehren.

Kosten

Der Bau einer Einheit kostet, den Dollarwert von 1990 zu Grunde gelegt, ca. 900 Mio. US Dollar. Dies wären bei durchschnittlich zwei Prozent Inflation 2006 gut 1,25 Mrd. Dollar. Die Betriebskosten für ein Boot liegen laut Navy Visibility and Management of Operating and Support Costs bei ca. 21 Mio. Dollar jährlich. Allerdings muss der Reaktor alle 15 bis 20 Jahre mit nuklearem Brennstoff befüllt werden, wodurch nicht unerhebliche Kosten entstehen. Auch aus diesem Grund wurden einige der frühen Boote der Los-Angeles-Klasse bereits nach dieser Zeitspanne außer Dienst gestellt.

Zukunft

Datei:USS Virginia.jpg
Die Virginia-Klasse soll die Los-Angeles-Klasse ersetzen

Im Jahre 1995 wurde die erste Einheit der Klasse außer Dienst gestellt, weitere Einheiten der Flight I folgten. Es ist zu erwarten, dass die modifizierten Boote des Flight II bis weit ins 21. Jahrhundert hinein in Dienst bleiben. Die direkte Nachfolgeklasse, die Seawolf-Klasse, besteht aus gerade drei Einheiten, und von der neuesten Klasse von Jagd-U-Booten, der Virginia-Klasse, werden im Jahre 2010 erst acht Einheiten in Dienst stehen. Es ist geplant, diese Zahl bis 2020 auf 29 zu steigern. Aufgrund der hohen Kosten – um zwei Mrd. US-Dollar pro Einheit – ist jedoch eine Senkung dieses Zieles nicht unwahrscheinlich.

Technik

Die Los-Angeles-Klasse ist ein atombetriebenes Zweihüllenboot. Der Antrieb erfolgt über eine einzelne Schraube im Heck. Es gibt 3 Baulose, also Modifikationsstufen, der Los-Angeles-Klasse. Dies sind neben der Grundform, genannt Flight I, die 31 Boote umfasst, außerdem die ab 1982 gebaute Gruppe Flight II mit acht Einheiten und die ab 1985 auf Kiel gelegte, finale Modifikation. Diese wird mit 688 (I) bezeichnet.

Rumpf

Außenhülle

USS Greeneville im Trockendock

Der Rumpf der Boote der Los-Angeles-Klasse ist bei einer Breite von 10 Metern 110 Meter lang. Er besteht aus einer zylindrischen Röhre, die am Bug mit halbrunden Enden abgeschlossen wird und am Heck sich konisch verjüngend ausläuft. Der Turm ist relativ klein und schmal, um möglichst wenig Wasserwiderstand zu bieten, ebenso befinden sich kaum abstehende Teile an Deck. Unvermeidliches, wie die Poller zum Festmachen der Leinen im Hafen, sind auf drehbaren Plattformen gelagert, was einerseits den Widerstand verringert, andererseits auch zur Geräuschdämmung beiträgt.

Die Hülle besteht aus hochelastischem und antimagnetischem HY-80-Stahl. Das bedeutet, dass der Stahl einen Druck von 80.000 Pfund pro Quadratzoll aushält, das entspricht ca. 5.516 Bar. Die Vorteile dieses Stahls, der vor allem für den Schiffsbau eingesetzt wird, sind, für die Bauwerft, die gute Schweißbarkeit, und, für den Einsatz bei U-Booten, die Elastizität sowie die Tatsache, dass er nicht von Magnetanomaliedetektoren erfasst werden kann, was das Aufspüren der Boote durch U-Jagd-Einheiten verhindert.

Die vorderen Tiefenruder waren beim Flight I und II noch am Turm angebracht, wurden aber ab den Booten vom Flight III an die vordere Hülle verlegt, um ein Auftauchen auch durch arktisches Eis zu ermöglichen.

Die Hauptballasttanks liegen am vordersten Ende des Bugs sowie am hintersten Ende des Hecks, dazwischen liegen nur kleinere Trimmtanks, um den Schwebezustand unter Wasser kontrollieren zu können. Die größeren Ballasttanks liegen außerhalb der Druckhülle, was die Los-Angeles-Klasse zu einem Zweihüllenboot macht.

Der gesamte Rumpf ist seit Flight II standardmäßig mit echolosen Kacheln versehen. Dieser schaumstoffartige Belag absorbiert aktiv ausgesandte Sonarwellen, anstatt sie zum Sender zurückzulenken und erschwert damit die Erfassung durch feindliche Einheiten. Die älteren Einheiten wurden mit diesen Kacheln nachgerüstet.

Raumaufteilung innerhalb der Boote

Die Steuerruder der USS Pasadena

Die Boote der Los-Angeles-Klasse sind in zwei Abteilungen geteilt, die durch wasserdichte Schotten voneinander getrennt sind. Der achterne Teil ist dabei etwas länger als der vordere.

Bug

Der vordere Teil des Bootes besteht aus drei Decks. Das Unterste wird hierbei vom Torpedoraum eingenommen, in dem sich neben den Torpedorohren auch die Ersatzwaffen befinden. Diese sind in Gestellen an den Wänden gestapelt. Im mittleren Deck befinden sich die Schlafräume für die Besatzung sowie Aufenthaltsräume für die Matrosen, der Ziegenstall (Unteroffiziersmesse) und die Offiziersmesse. Auch die Kombüse befindet sich auf diesem Deck. Das obere Deck beherbergt die Kontrollräume. Zu diesen gehören neben dem Conn (Controlroom), in dem der Wachoffizier Aufsicht führt und der die Steuereinrichtungen, Navigation sowie Waffenkontrolle enthält, auch die Sonarkontrollen und Funkräume.

Achtern

Etwas mehr als die hintere Hälfte wird vom Reaktor und den weiteren Antriebsanlagen eingenommen. Der Reaktor liegt genau in der Mitte des Bootes, was auf Grund des hohen Gewichts notwendig für die Trimmung ist. Weiter achteraus befinden sich neben den Turbinen und dem Getriebe noch der Leitstand für die Reaktorkontrolle sowie die achternen Tauchzellen.

Antrieb

Die Boote der Los-Angeles-Klasse beziehen ihre Energie aus einem Druckwasserreaktor vom Typ S6G (S für Submarine, 6 für die Generation, G kennzeichnet den Hersteller, General Electric). Der von diesem Reaktor erzeugte, unter Druck stehende Dampf wird in zwei Dampfturbinen abgegeben, die über ein Untersetzungsgetriebe die einzelne Welle antreibt. Der Propeller ist fünfblättrig und aus Bronze gefertigt. Weitere kleinere Turbinen dienen der Stromversorgung.

Die Einheiten des Flight I und Flight II haben im Reaktor den Kern von Typ D1G-2 mit 148 Megawatt, die Einheiten ab 688(I) haben den Kerntyp D2W mit 165 MW. Der erstere Typ liefert 22.000 kW pro Welle, der neuere D2W ca. 24.300 kW. Bei Überholungen älterer Einheiten wird der Reaktorkern jeweils durch das neuere Modell ersetzt. Dies ist erforderlich, damit die Schiffe ihre Geschwindigkeit auch nach der Ausrüstung mit den echolosen Kacheln halten können, da diese den Strömungswiderstand erhöhen.

Außerdem gibt es auf jedem Boot einen Notdieselmotor, hergestellt von Fairbanks-Morse, der im Falle eines Ausfalls des Kernantriebes einen ausklappbaren Außenbordmotor betreiben kann. Mit diesem können auch die großen Batteriebänke unter dem Torpedoraum aufgeladen werden, die es ermöglichen, den energieintensiven Neustart des Reaktors durchführen zu können.

Elektronik

Die Masten von USS Annapolis: Links unten, direkt hinter der Brücke ein Radartransponder. Dahinter eine Kommunikationsantenne und beide Periskope. Links am Turm befindet sich die Kommandobrücke, darunter das Fenster für das Hochfrequenzsonar.

Kommunikationssysteme

An Bord eines U-Bootes der Los-Angeles-Klasse befinden sich Systeme zum Funken auf sämtlichen Frequenzbändern. Als einziges Band, dass auch während des Tauchens unterhalb der Periskoptiefe von 60 Fuß verwendet werden kann, dient die Extreme Low Frequency, die mit etwa 80 Hz arbeitet. Da so nur extrem geringe Datendurchsätze möglich sind (wenige Zeichen pro Minute), werden über ELF nur standardisierte Codegruppen gesendet, für weitere Kommunikation muss sich das U-Boot auf Periskoptiefe begeben. Ähnlich verhält es sich mit Längstwelle (unter 30 KHz), die allerdings nur etwa 30 Meter tief ins Wasser eindringen. Auf beiden Systemen kann das U-Boot nur empfangen, da zum Senden sehr große Antennen benötigt werden (als Sender dient Sanguine). Das U-Boot muss eine Schleppantenne ausfahren, um die Frequenzbänder abhören zu können.

In Periskoptiefe kann das U-Boot mittels ausfahrbarer Antennen, die die Wasseroberfläche durchbrechen, auf sämtlichen Frequenzen funken. Diese Methode wird vor allem für die Kommunikation zwischen nahe beieinander liegenden Schiffen eingesetzt. Für die taktische Kommunikation mit der Heimatbasis werden gewöhnlich Verbindungen über Nachrichtensatelliten verwendet. Dafür betreibt die US Navy das Navy Ultra High Frequency Satellite Communications System (UHF SATCOM) (dt.: Satellitenkommunikationssystem der Marine auf Ultrahoher Frequenz). Für U-Boote wird hierbei das Submarine Satellite Information Exchange Sub-System (SSIXS) (dt.: Untersystem des Satelliten-Informationsaustausches für Unterseeboote) verwendet.

Zwei getauchte U-Boote können über geringe Distanz auch mittels der Gertrude telefonieren. Hierbei werden die Schallwellen wie mit einem Lautsprecher ins Wasser abgegeben, das zweite Boot fängt diese mit seiner Sonareinrichtung auf und wandelt sie wieder in Sprache um.

Als weitere Möglichkeit kann ein U-Boot einen Einweg-Transmitter (SLOT = Submarine Launched One-way Transmitter) aus einer Dreizollschleuse am Bug ausstoßen. Diese Boje steigt zur Oberfläche und sendet eine vorher gespeicherte Nachricht an einen Satelliten.

Sonarsysteme

Das wichtigste Ortungssystem für ein U-Boot ist sein Sonar (Niederfrequenz-Bug-Sonar). Es ist die einzige Möglichkeit im getauchten Zustand andere Schiffe und sogar niedrig fliegende Flugzeuge auszumachen.

Die Los-Angeles-Klasse besitzt ein Sonarsystem vom Typ BQQ-E von IBM, die älteren Einheiten des Flight I waren zu Beginn mit BQQ-5D ausgerüstet, inzwischen dürften alle noch in Dienst stehenden Einheiten auf das modernere E-Modell nachgerüstet sein. Das System besteht aus einer Kugel mit einem Durchmesser von 4,5 Meter im Bug des U-Bootes, die im aktiven Modus gut 75 kW Strahlintensität besitzt und auch im passiven Modus arbeiten kann. Zusätzlich gibt es rund um das Schiff Lateralsensoren, die vor allem in niedrigen Frequenzbereichen lauschen. Am Turm befindet sich außerdem ein Hochfrequenzsonar, dass kleine Objekte wie Seeminen erfassen kann und für die Erfassung von Eisbergen eingesetzt wird.

Als sehr effektiv hat sich die Verwendung eines Schleppsonars erwiesen, von dem jedes Boot zwei an Bord hat. Dieses stellt eine Kette von Hydrophonen dar, die abgespult und in einer gewissen Entfernung hinter dem U-Boot hergeschleppt werden. Durch die Entfernung wird die Störung des Sonarbildes durch Eigengeräusche des Schiffes stark minimiert. Das ältere ist das TB-16D, das im Bug aufgewickelt ist und an einer Schiene am Boot entlang abgespult werden kann. Es tritt aus dem Heckstabilisator an Steuerbord aus. Es ist rund 780 Meter lang, davon sind die letzten 72 Meter mit Hydrophonen versehen. Das modernere TB-23 kann noch weiter ausgefahren werden, Hydrophone sind über die letzten 290 Meter verteilt. Es tritt am Backbordstabilisator aus, muss aber nicht am gesamten Rumpf entlang geführt werden, da sich die Spule im Heck befindet. Seit 2001 werden die Schiffe auf das leistungsfähigere TB-29 umgerüstet.

Weitere Erfassungssysteme

Das wichtigste Erfassungssystem für elektromagnetische Strahlung ist das WLR-8 (V), ein Signalempfänger, der an einem ausziehbaren Mast befestigt ist und auf Periskoptiefe eingesetzt werden kann. Dieses Gerät ist in der Lage, Funk- und Radarsignale aufzufangen und damit feindliche Einheiten auch jenseits der Reichweite des Sonars aufzuspüren.

Die Einheiten der Los-Angeles-Klasse sind mit einem AN/BPS-15-Navigationsradar ausgerüstet. Dieses wird allerdings nur bei Überwasserfahrten als Navigationshilfe eingesetzt, zum Beispiel bei Hafeneinfahrten und Fahrten in engen Wasserstraßen.

Das einzige visuelle Erfassungssystem ist das Periskop. Jedes Boot hat ein so genanntes Angriffs- und ein Suchperiskop. Das Angriffsperiskop besitzt einen kleineren Kopf, wodurch es weniger Radarrückstrahlfläche bietet und durch den Feind schlechter auszumachen ist. Der Bildwinkel und die Bildqualität sind allerdings eingeschränkt. Die Periskope bieten sowohl Vergrößerungsmöglichkeit als auch einen Nachtsichtmodus.

Bewaffnung

Die Bewaffnung der Los-Angeles-Klasse besteht aus vier Torpedorohren im Bug, deren Durchmesser 533 Millimeter (21") beträgt. Die Waffen werden mittels Druckluft aus diesen Rohren ausgestoßen. Abgefeuert werden können Torpedos von Typ Mark 48 mit einer Reichweite von geschätzten 35 Kilometern, Seezielflugkörper vom Typ UGM-84F Sub-Harpoon (Reichweite ca. 125 km) sowie Marschflugkörper vom Typ UGM-109 Tomahawk, die über 1000 km entfernte Ziele angreifen können. Auch können die Boote Minen vom Typ Mark 60 Captor und Mark 67 Submarine Launched Mobile Mine legen. Es können insgesamt 24 Ersatzwaffen mitgeführt werden. Die geringe Zahl von vier Torpedorohren, die für Geschwindigkeiten über 30 Knoten in Kauf genommen wurde, wurde hart kritisiert, da ein Angriff auf größere Verbände so nur schwer möglich ist, vor allem weil die Torpedos drahtgelenkt sind und das Rohr erst, nachdem die Waffe einen Treffer erzielt hat, nachgeladen werden kann.

Auf den Booten ab der Modifikationsstufe Flight II ist am Bug, direkt hinter dem Sonardom, außerdem ein Vertical Launching System installiert. Aus diesen zwölf zusätzlichen Rohren können die Boote ebenfalls Marschflugkörper Tomahawk verschossen werden. Die Rohre sind dabei außerhalb der Druckhülle eingefügt worden, wo bei der Konstruktion des Bootes bereits Platz für ein solches System eingeplant worden war.


Leben an Bord

Messe der USS Springfield (SSN-761)

An Bord der Boote der Los-Angeles-Klasse arbeiten 13 Offiziere und 121 Unteroffiziere sowie Mannschaften auf einer normalen Einsatzfahrt für sechs Monate zusammen. Eine Wache an Bord dauert sechs Stunden, als Zeitzone wird Zulu-Zeit angegeben, da die Mannschaft unabhängig von Tages- oder Nachtzeiten ihren Dienst verrichtet.

Auf dem mittleren Deck der vorderen Sektion sind sowohl Schlaf- als auch Aufenthaltsräume nach Matrosen sowie Unteroffizieren und Offizieren getrennt. Die drei Messen (wiederum getrennt nach Dienstgrad) dienen als Speisesaal, Aufenthaltsraum mit Fernseher sowie als Stellplatz für Getränkeautomaten. Die Kombüse serviert zu jeder Wachablösung warme Mahlzeiten, die auf längeren Patrouillenfahrten aus tiefgekühlter und getrockneter Nahrung bestehen. Für kürzere Missionen kann einer der beiden Kühlräume mit frischen Nahrungsmitteln gefüllt werden.

Ein Schlafplatz besteht aus drei übereinander angeordneten Kojen mit den Maßen 1,83 x 91 bei einer Höhe von 61 (alle Maße in cm), der vom Gang mit einem Vorhang abgeschirmt wird. Jede Koje hat eine kleine Kiste, in der persönliche Gegenstände verstaut werden können. Etwa 40% der Mannschaftsdienstgrade müssen sich eine Koje abwechselnd teilen – was im Marinejargon als hot bunking (dt.: warme Koje) bezeichnet wird. Unteroffiziere und Offiziere schlafen in ähnlichen Bereichen, haben aber jeweils eigene Kojen zur Verfügung.

Nur der Kommandant verfügt über eine eigene Kabine. Diese ist ca. 3 x 2,5 Meter groß und enthält neben einem Bett und einer Toilette einen Schreibtisch mit Tresor für Geheimdokumente. Außerdem verfügt die Kabine über ein Multifunktionsdisplay, mit dem der Kapitän Zugriff auf alle Informationen des Bootes wie Geschwindigkeit, Kurs, Tiefe und die taktische Situation hat.

Einsatzprofile

Patrouillenfahrten

Die Boote der Los-Angeles-Klasse sind so genannte Jagd-U-Boote (engl. auch: Hunter/Killer sub, dt.: Jäger/Vollstrecker). Im Kalten Krieg war es ihre vorrangige Aufgabe gewesen, sowjetische Raketen-U-Boote auf ihren Patrouillenfahrten vor den amerikanischen Küsten zu beschatten und im Falle eines drohenden Atomangriffs zu versenken. Auch nach dem Ende des Kalten Krieges werden die Boote der Los-Angeles-Klasse auf Patrouille geschickt. Ziele solcher Fahrten sind neben russischen Gewässern die Krisenregionen in Asien (Formosastraße) und der Persische Golf.

Geleitschutzaufgaben

Datei:Annapolis CBG.jpg
USS Annapolis (SSN-760) mit USS Port Royal (CG-73) (mitte) und USS Nimitz (CVN-68) (hinten)

Die Los-Angeles-Klasse erfüllt auch Geleitschutzaufgaben. So gehören einer Trägerkampfgruppe für gewöhnlich zwei U-Boote an, die zusammen mit dem Oberflächengeleitschutz und Helikoptern nach getauchten Bedrohungen suchen. Die Boote operieren dabei außerhalb des Ringes an Geleitschutzschiffen, meist fährt ein Boot voraus, während eines sich zurückfallen lässt und im Kielwasser der Gruppe nach Verfolgern sucht. Eine andere Taktik ist, dass beide Boote vor der Kampfgruppe fahren, eines jeweils vorsprintet und dann auf Bedrohungen lauscht, während das zweite Deckung gibt.

Einsatz gegen Seeziele

Für den Einsatz gegen U-Boote führen die Boote der Los-Angeles-Klasse bis zu 24 Torpedos Mk. 48 mit. Mit diesen drahtgesteuerten Torpedos können die Boote mehrere Ziele gleichzeitig bekämpfen.

Gegen Überwassereinheiten können neben den Mark 48 auch weitere Waffen eingesetzt werden. Dies ist unter anderem der Seezielflugkörper vom Typ UGM-84F Sub-Harpoon, der gekapselt aus einem Torpedorohr ausgestoßen werden kann und an der Oberfläche ein Feststoffraketentriebwerk startet. Außerdem können Seeminen gelegt werden.

Kein U-Boot der Klasse wurde bisher in einer Kampfsituation gegen ein Seeziel eingesetzt, es fanden lediglich Versenkungen in Rahmen so genannter SINKXEX (Sinking Exercise, dt.: Versenkungsübung) statt. Außerdem wurden einige Wracks, wie das der M/V New Carissa am 11. März 1999 durch die USS Bremerton (SSN-698), aus Naturschutzgründen versenkt.

Einsatz gegen Landziele

Eine Tomahawk durchbricht die Wasseroberfläche

Durch das Mitführen der UGM-109 Tomahawk haben Boote der Los-Angeles-Klasse die Fähigkeit, Landziele anzugreifen. Boote des Flight I können den Marschflugkörper aus ihren Torpedorohren ausschwimmen lassen, während alle Boote ab dem zweiten Baulos auch 12 Raketen aus dem Vertical Launching System abfeuern können.

In Einsätzen gegen Landziele fanden Boote der Klasse bereits mehrmals Anwendung, zum ersten Mal während Operation Desert Storm 1991, später auch im Afghanistan-Krieg sowie im dritten Golfkrieg.

Nachrichtendienstliche Missionen

Des Weiteren sind die 688er in der Lage, geheimdienstliche Aufgaben zu übernehmen. So können sie mit ihren Antennen elektronische Aufklärung (ELINT) sowie elektronische Unterstützungsmaßnahmen (ESM) betreiben. Für optimale Ergebnisse müssen die Boote sehr nah an die Küste fahren und dabei auch Hoheitsgewässer souveräner Staaten verletzen. Eine weitere Aufgabe im Spionagebereich die Los-Angeles-Einheiten übernehmen können, ist das Abfotografieren neuer Einheiten ausländischer Marinen sowie die akustische Aufklärung, etwa dem Aufnehmen von Schraubengeräuschen.

Unfälle

Der zerstörte Bug der USS San Francisco

Bislang ist keine Einheit der Los-Angeles-Klasse verloren gegangen, dennoch gab es eine Reihe von Unfällen unter Beteiligung dieser Bootsklasse. Neben kleineren Feuern, die auf Booten ausbrachen, fanden auch Kollisionen und Grundberührungen statt.

1986 gab es eine Kollision zwischen der USS Augusta (SSN-710) und der sowjetischen K-279 in Atlantik sowie eine weitere 1992 zwischen USS Baton Rouge (SSN-689) und K-239 in der Barentssee. Bei keinem dieser Zwischenfälle gab es Verletzte.

Wiederholt kam es zu Grundberührungen, die teilweise großen Schaden am U-Boot angerichtet haben. So lief die USS San Francisco (SSN-711) Anfang 2005 mit 35 Knoten gegen einen unterseeischen Berg, wobei ein Besatzungsmitglied ums Leben kam und 97 weitere verletzt wurden.

Der in den Medien am stärksten beachtete Zwischenfall fand 2001 statt, als die USS Greeneville (SSN-772) bei einem Notauftauchmanöver zu Übungszwecken das japanische Fischereischulschiff Ehime Maru rammte und versenkte. Dabei kamen neun japanische Seeleute ums Leben.

Los-Angeles-Klasse in der Fiktion

Literatur

  • Clancy, Tom: Atom-U-Boot. Reise ins innere eines Nuclear Warship, Wilhelm-Heine-Verlag München, 1995. ISBN 3-453-12300-X

Weblinks


Vorlage:U-Boote der Los-Angeles-Klasse