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Der Zauberer von Oz

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Titelblatt der englischen Originalausgabe aus dem Jahre 1900

Der Zauberer von Oz ist ein Kinderbuch des US-amerikanischen Schriftstellers Lyman Frank Baum. Die Erzählung erschien 1900 unter dem Originaltitel The Wonderful Wizard of Oz (zeitgleich auch unter dem Titel The Wizard of Oz) mit Illustrationen von William Wallace Denslow. Wegen des großen Erfolges schrieben Baum und andere Autoren zahlreiche Fortsetzungen. Die erste deutsche Übersetzung erschien 1940.

Viele US-Amerikaner sind mit dieser Erzählung aufgewachsen und mit ihr so vertraut wie deutschsprachige Mitteleuropäer mit den Märchen von Hänsel und Gretel oder Rotkäppchen. Zu ihrem Bekanntheitsgrad und Wiedererkennungswert trugen vor allem die Verfilmungen bei, deren bekannteste mit Judy Garland in der Rolle von "Dorothy" im Jahr 1939 entstand (deutscher Titel "Das zauberhafte Land").

Die Entstehungsgeschichte

Lyman Frank Baum, Autor des Buches "Der Zauberer von Oz"

Der 1856 geborene Lyman Frank Baum verfolgte während seiner beruflichen Laufbahn unterschiedlichste Interessen. Er war erst als Geflügelzüchter erfolgreich, wurde dann Schauspieler und besaß kurzzeitig ein eigenes Theater, für das er die Stücke schrieb, in deren männlicher Hauptrolle er selbst auftrat. Im Oktober 1888 eröffnete er in Aberdeen einen Gemischtwarenladen, den er "Baum's Bazaar" nannte, den er aber im Januar 1890 wieder schließen musste. 15 Monate lang besaß er eine eigene Zeitung, bis er diese 1891 wegen wirtschaftlicher Erfolglosigkeit wieder einstellen musste und er als Vertreter für einen Chicagoer Glas- und Porzellangroßhändler zu arbeiten begann.

Seine Schwiegermutter Matilda Joslyn Gage, eine prominente Frauenrechtlerin, die bereits als Herausgeberin aktiv gewesen war, erlebte während dieser Zeit, wie er eines Abends seinen Söhnen Kindergeschichten erzählte. Sie legte ihm nahe, die Geschichten aufzuschreiben und zu veröffentlichen und machte ihm Hoffnung, dass er damit so erfolgreich sein würde wie Lewis Carroll mit seinem Buch Alice im Wunderland. Baum meldete tatsächlich am 17. Juni 1896 für zwei Sammlungen von Kindergeschichten Titelschutz an. "Mother Goose in Prose" eine Sammlung von Kindergedichten, die von Maxfield Parrish illustriert war, wurde 1897 veröffentlicht. Das Buch war nur mäßig erfolgreich und sein Verleger Chauncy L. Williams musste seinen Verlag aufgrund einiger wirtschaftlicher Fehlentscheidungen Anfang 1898 an einen anderen Verlag verkaufen, der dieses Buch nicht wieder auflegte.

Für Baum war jedoch der bescheidene Erfolg von "Mother Goose in Prose" der Anlass, seine Stelle als Handelsvertreter aufzugeben und gemeinsam mit seinem ehemaligen Verleger eine Zeitschrift für Schaufensterdekorateure zu gründen. Damit stand ihm der Chicagoer Presseklub offen und er lernte dort William Wallace Denslow kennen, der als Künstler und Buchillustrator bereits einige Erfolge aufzuweisen hatte. Mit ihm gemeinsam schuf er das Bilderbuch "Father Goose, his book", für das sie die Firma "George M. Hill Company" als Verleger gewinnen konnten. Die Erstauflage von 5.700 Exemplaren des "Father Goose" waren sehr schnell verkauft; das Buch wurde zum erfolgreichsten Bilderbuch des Jahres 1900 und die Rezensenten, zu denen auch Mark Twain gehörte, fanden viel Lob für dieses Buch, dass sie mit den Büchern von Lewis Carroll und Edward Lear verglichen.

Der Erfolg war für den Verlag George M. Hill Company der Anlass, zwei weitere Bücher mit Gedichten von Baum zu veröffentlichen. "The Army Alphabet" und "The Navy Alphabet" wurden allerdings nicht von Denslow illustriert, sondern von Harry Kennedy.

Schon lange bevor "Father Goose" sich als kommerzieller Erfolg erwies, hatte Baum gemeinsam mit Denslow die Arbeit an einem weiteren Kinderbuch, dem späteren "Zauberer von Oz" begonnen. Auch dieses Buch, für das Baum sich lange Zeit keinen passenden Titel auszudenken vermochte, sollte über den Verlag Hill erscheinen. Am 28. Mai 1900 erschienen die ersten gebundenen Exemplare, auch wenn das offizielle Copyright-Datum der August 1900 ist. Bereits nach 14 Tagen waren 5.000 Bücher verkauft. In der Weihnachtssaison des Jahres 1900 war der "Zauberer von Oz" das am meisten gekaufte Kinderbuch.

Wirkungsgeschichte

Die erste Reaktionen der Kritiker

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Mark Twain gehörte zu den ersten Rezensenten des "Zauberer von Oz"

Baum war bereits vor der Drucklegung fest davon überzeugt, ein ganz besonderes Buch geschaffen zu haben. Er schrieb den "Zauberer von Oz" bewusst als modernes Märchen, weil er die Geschichten der Gebrüder Grimm und Hans Christian Andersen zwar schätzte, aber sie wegen ihres literarischen Stils als nicht mehr zeitgemäß empfand.

Die Kritiken auf sein Buch waren unterschiedlich – wieder wurde es mit Lewis Carrolls "Alice im Wunderland" verglichen und nicht immer fiel der Vergleich zu Gunsten von Baum aus. Eine Reihe anderer Kritiker betonten jedoch, dass dieses Buch sich deutlich von den üblichen Kinderbüchern unterscheide. Das "Minneapolis Journal" erklärte das Buch am 18. November 1900 zur besten Kindergeschichte des Jahrhunderts.

Viele Rezensenten waren von den ungewöhnlich qualitätsvollen farbigen Illustrationen von Denslow beeindruckt und sahen sie als gleichwertig zu der Erzählung an. Die wenigen Besprechungen, die Baums spätere Bücher bei ihrem Erscheinen erhielten, als Baum längst nicht mehr mit Denslow zusammenarbeitete und farbige Illustrationen für Kinderbücher zum Standard geworden waren, weisen darauf hin, dass es tatsächlich die Illustrationen waren, die den "Zauberer von Oz" aus der Masse der Erscheinungen hervorhob und die Aufmerksamkeit der Kritiker auf dieses Buch lenkte.

Der "Zauberer von Oz" im Vergleich zu anderen Kinderbüchern seiner Zeit

Baum verwendete in "Der Zauberer von Oz" einen klaren, schnörkellosen Stil und vermochte mit nur wenigen Sätzen dem Leser die Atmosphäre zu vermitteln.

Wenn Dorothy von der Tür her in die Runde blickte, konnte sie nur sehen, was sie immer sah: die weite graue Prärie überall. Weder Baum noch Haus ragten aus der tellerflachen Landschaft empor, die bis zum Horizont reichte. Die Sonne hatte das gepflügte Land zu einer grauen Masse gebacken, die von kleinen Rissen durchzogen war. Nicht einmal das Gras war grün, denn die Sonne hatte die Spitzen der langen grünen Gräser verbrannt. Nun sahen sie so grau aus wie alles andere. Onkel Henry hatte das Haus vor Zeiten gestrichen, doch die Sonne hatte die Farben ausgebleicht. Und jetzt sah es genauso langweilig und grau aus wie die Umgebung.
Tante Em war ein hübsches Mädchen gewesen, als sie hierher gezogen war. Doch Sonne und Wind hatten auch sie verändert. Der Glanz war aus ihren Augen verschwunden. Nüchtern und grau blickten sie drein. Sie hatten auch das Rot der Wangen und Lippen gelöscht, grau waren auch sie. Dünn und hager sah sie aus und lächelte nie.

Mit diesem Realitätsbezug unterschied sich Baums Erzählung insbesondere von den in den USA seiner Zeit veröffentlichten Kinderbüchern, die häufig von der kleingeistigen, bigotten Moral der Sonntagsschulen geprägt waren, die in ihrer Erzählart sentimental waren, Kinder belehren und erziehen wollten. Für Cathleen Schine war die oben zitierte Passage aus dem ersten Kapitel der Anlass, den "Zauberer von Oz" als einen "öden, flachen Schlag ins rosige Gesicht der Kinderliteratur" zu nennen – und meinte das positiv. Baums Schreibstil unterschied sich gleichfalls deutlich von dem weitschweifigeren, literarischeren Stils seiner Zeitgenossen, was dem "Zauberer von Oz" in den kommenden Jahrzehnten gelegentlich den Vorwurf einbrachte, schlecht geschrieben zu sein.

Trotz der häufigen Vergleiche zu "Alice im Wunderland" fiel keinem der zeitgenössischen Kritiker auf, wie "amerikanisch" Dorothy im Vergleich zu Lewis Carrolls Figur der Alice war. Erst spätere Kritiker setzten sich ausführlich mit diesem Unterschied auseinander. Die Romanautorin Alison Lurie hielt in einer Besprechung für "The New York Review of Books" am 18. April 1974 fest, dass Alice ein typisches Kinder der britischen oberen Mittelschicht sei:

Alice [ist] viel mehr mit Fragen des Benehmens und des sozialen Status beschäftigt. Sie macht sich Gedanken darum, wie man eine Maus richtig anredet, und sie ist froh, nicht in einem winzigen Haus wohnen müssen. Dorothy lebt bereits in einem winzigen Haus. Demographen würden sie als ein Mitglied der ländlichen Unterschicht einordnen, aber sie setzt ihre Gleichheit mit allen, die sie kennenlernt, als selbstverständlich voraus.

Carol Ryrie Brink, eine andere amerikanische Kinderbuchautorin, war eine der ersten, die 1947 Baums Buch als eines der wenigen wirklich gelungen amerikanischen Kinderbücher bezeichnete.

Für Kinder ungeeignet?

Die Erhebung von Baums Erzählung zum amerikanischen Kinderbuchklassiker durch Carol Ryrie Brink fiel in eine Zeit, als Baums Buch bereits heftig umstritten war. Viele Bibliothekare und Kritiker bemängelten, dass das Buch schlecht geschrieben sei. Dazu trug zum einen Baums einfacher, gradliniger und schnörkelloser Stil bei, der sich deutlich von den eher literarischen Erzählungen eines Hans Christian Andersen, Kenneth Grahame oder eines Robert Louis Stevenson abhob. Zum anderen liebte Baum die Verwendung von Wortspielen, was von vielen Literaturkritikern als niveaulos und platt angesehen wurde.

Negativ wirkte sich außerdem aus, dass man in Baums Bücher eine politische Botschaft hineinlas. Bereits 1938 bemängelte ein Journalist in einem Artikel mit der Überschrift "The Red Wizard of Oz, dass in den Bibliotheken der New York Public Library lediglich noch "The Wizard of Oz", aber keines der weiteren Oz-Bücher zu finden sei. Als Ursache vermutete der Journalist, dass man Baums Beschreibung von Oz einer marxistischen Utopie gleichsetze. Diese Interpretation von Baums Werken verstärkte sich während der McCarthy-Ära. 1957 erläuterte der Leiter der Detroit Publik Library, dass Baums Bücher nicht mehr öffentlich zugänglich aufbewahrt würden, sondern nur noch auf Anfrage ausleihbar wären. Er begründete dies damit, dass die Geschichten weder erbaulich noch erhebend, dass sie in ihrer Qualität schlecht seien, dass sie Negativismus förderten und längst bessere Kinderbücher zur Verfügung stünden. In US-Bundesstaat Florida standen Baums Bücher ab 1959 auf einer Liste von Büchern, die weder verliehen, noch angekauft oder über eine Schenkung angenommen werden dürften. Auch in Washington D.C. waren Baums Bücher bis 1966 nicht entleihbar.

Diese Einstellungen hat sich in den letzten Jahrzehnten geändert. Dazu hat nicht unwesentlich beigetragen, dass das MGM-Musical von 1939 ab 1956 jährlich im US-Fernsehen ausgestrahlt wurde und sich damit der Film und das Buch im Bewusstsein der US-amerikanischen Öffentlichkeit als Klassiker etablierten. 1961 erschien ein erster längerer Essay über den Autor Baum in einem angesehen Literaturmagazin, 1990 widmete sich ein Fernsehfilm dem Autor Baum und zum hundertjährigen Erscheinungsjubiläum des "Zauberer von Oz" im Jahre 2000 richtete die US-amerikanische Library of Congress eine Ausstellung zu Ehren von Baum und dem "Zauberer von Oz" aus.

Trotzdem entschied noch 1986 ein Bundesrichter in Greeneville, Tennessee, dass es gegen die Verfassung verstoße, wenn fundamentalistische Christen in der Schule zum Lesen des "Zauberer von Oz" gezwungen würden. Der "Zauberer von Oz" sei antichristlich, weil es gute Hexen beschreibe (die die Bibel nicht kenne) und weil es die Auffassung vertrete, dass Intelligenz, Liebe und Mut vom Individuum selbst entwickelt werden könnten, statt sie als gottgegeben anzusehen. Diese Auffassung wird von den meisten christlichen Richtungen jedoch nicht geteilt. So wählte beispielsweise 1996 eine Vatikan-Kommission der katholischen Kirche die MGM-Verfilmung des Buches in einen nur fünfundvierzig Filme zählenden Kanon und begründete die Entscheidung damit, dass dieser Film die Perspektive der Kirche repräsentiere.

Wirkung auf andere Schriftsteller

Eine ganze Reihe von Schriftstellern sind Verehrer dieses Kinderbuches. Zu ihnen zählen beispielsweise James Thurber, F. Scott Fitzgerald, Gore Vidal, John Updike und Salman Rushdie.

Viele Science-Fiction-Autoren haben im Laufe der mehr als 105 Jahre seit Erscheinen des Buches ihre Wertschätzung gegenüber diesem Werk zum Ausdruck gebracht. Robert A. Heinlein bezieht sich beispielsweise in seinen Büchern mehrfach auf Baums Bücher. So lässt Heinlein seine marsianische Heldin in "Bürgerin des Mars" (1963) sagen, dass ihre Vorstellungen von der Erde vorwiegend aus den Oz-Geschichten stammen. In Keith Laumers "The Outside of Time" spaltet sich 1814 die Erde in zwei Paralleluniversen und in beiden schreibt ein Lymann F. Baum ein Buch mit dem Titel "Zauberer von Oz". In Ray Bradburys Geschichte "Die Verbannten" gehört L. Frank Baum zu den verbotenen Schriftstellern, der gemeinsam mit Literaturgrößen wie Edgar Allen Poe, Charles Dickens, Henry James und Nathaniel Hawthorne auf den Mars verbannt werden, während auf der Erde ihre Bücher verbrannt werden.

Der Zauberer von Oz als Allegorie

Die Vertrautheit mit den Figuren und der Handlung führte dazu, dass gelegentlich in US-amerikanischen Geschichts-, Psychologie- oder Wirtschaftsbüchern Figuren und Handlungsbestandteile dieser Erzählung verwendet werden, um historische Abläufe, Ideen und die Motivation von Personen zu erläutern. Der Autor Baum hat immer bestritten, dass seine Erzählung für irgendetwas eine Allegorie darstelle.

Verwendung in Psychologie- und Religionsbüchern

Die Psychologin Sheldon Kopp nutzte in einem Artikel, der 1970 in Psychology Today erschien, die Handlung der Erzählung, um den Prozess zu erläutern, den Patienten während einer psychologischen Therapie durchlaufen. Diese Idee wurde von der Psychologin Madonna Kolbenschlag in ihrem Sachbuch Lost in the Land of Oz noch ausführlicher aufgegriffen. Sie verwendet beispielsweise den Begriff "Dorothy-Muster" für den Wandlungsprozess, den Frauen häufig erleben. Für sie symbolisiert Dorothy ein Wesen "...das lernt, indem es weggeht, und dort hingeht, wo es hingehen muß, für das es keine Vorbilder und wenige Mentoren gibt, das sich von den meisten Systemen, die von der dominanten männlichen Kultur geschaffen werden, entfremdet fühlt. (Kolbenschlag, S. 18-19)

In seinem Buch The Zen of Oz: Ten Spiritual Lessons from Over the Rainbow, untersuchte Joey Green Parallelen zwischen dem Zauberer von Oz und dem Zen Buddhismus. Tatsächlich war Baum mit den Grundprinzipien des Buddhismus sehr gut vertraut, da seine Schwiegermutter, die einen großen Einfluss auf ihn ausübte, sich sehr für östliche Religionen interessierte. Andere Autoren nutzten die Erzählung Der Zauberer von Oz, um Abläufe in Europa vor dem Ausbruch des zweiten Weltkriegs zu verdeutlichen, obwohl das Buch fast 40 Jahre vor dessen Beginn publiziert wurde.

Der Zauberer von Oz als Allegorie auf die Situation der USA vor 1900

Eine der hartnäckigsten Theorien unterstellt, dass Baum seine Erzählung als Allegorie auf die politischen und ökonomischen Verhältnisse der USA zu Ende des 19. Jahrhunderts schrieb. Diese Idee wurde und wird sowohl von Literaturwissenschaftlern als auch von Nachfahren Baums lebhaft bestritten.

Diese Idee ist auf das Jahr 1963 zurückzuführen, als der Geschichtslehrer Henry Littlefield begann, seine Geschichtsstunden über die Geschichte der USA im späten 19. Jahrhundert mit der Verwendung von Charakteren und Handlungen aus dem „Zauberer von Oz“ lebendiger und spannender zu gestalten. Gemeinsam mit seinen Schülern suchte er nach Parallelen zwischen der Handlung der Erzählung und historischen Ereignissen vor 1900. 1964 publizierte er die von ihm und seinen Schülern gefundenen Parallelen in einem Artikel in der Zeitschrift „American Quarterly“. Littlefield stellte niemals die Behauptung auf, dass Baum bewusst diese Themen in seiner Erzählung einbaute, verwies aber darauf, dass das Buch 1900 veröffentlicht wurde und Baum als politisch interessierter Mensch und Journalist mit der wirtschaftlichen und politischen Situation der USA seiner Zeit wohl vertraut sei.

In den Folgejahren fand diese Idee eine Reihe von Nachahmern, die Littlefields Parallelen aufgriffen und weiter ausbauten. Dabei verfestigte sich zunehmend die Idee, dass Baum seine Erzählung tatsächlich als politische Allegorie auf seine Zeit schrieb und damit beispielsweise den republikanischen Präsidenten William McKinley mit seiner Geldpolitik angriff. Literaturwissenschaftler, die sich ausführlicher mit Baums politischen Ansichten auseinandergesetzt haben, bestreiten das. Aufgrund von Baums journalistischer Tätigkeit lässt sich belegen, dass Baum eher einer republikanischer Gesinnung zugeneigt war. Als Unterstützer von McKinley stehen Baums politische Grundüberzeugungen in klarem Widerspruch zu den publizierten Auslegungen des Buches.

Zu den häufig zitierten Allegorien zählen beispielhaft die folgenden:

  • Die etwas warmherzige, gradlinige Dorothy symbolisiert die US-amerikanische Bevölkerung
  • Die Böse Osthexe steht für den finanziellen Einfluss der Ostküste, wo die Großbanken und -unternehmen beheimatet waren. Die Unterdrückung der Munchkins symbolisiere daher die Unterdrückung des durchschnittlichen Amerikaners durch diese Wirtschaftskreise.
  • Die Vogelscheuche stellt den Amerikanischen Farmer dar, dem zwar eine geringe Bildung nachgesagt wird, der jedoch viel pragmatischen Verstand besitzt.
  • Der Blechmann repräsentiert die in der US-amerikanischen Industrie beschäftigten Arbeiter. Diesen werde zwar Herzlosigkeit unterstellt; in Wirklichkeit zeichneten sie sich durch einen starken Kooperationsbereitschaft aus.
  • Der Ängstliche Löwe steht für die Reformer unter den US-amerikanischen Politikern und zwar insbesondere für William Jennings Bryan.
  • Der Zauberer von Oz symbolisiert wie die Böse Hexe des Ostens die politisch und wirtschaftlich einflussreichen Kreise innerhalb der USA. Obwohl sie in dem Ruf großer Macht stehen und hohes Ansehen genießen, sind sie letztlich nur Scharlatane und eher pathetisch als beeindruckend. Besonders diese Darstellung wird als Beispiel für Baums Überzeugung angesehen, das Herz der USA sei in der Arbeiterklasse und ihrem Wertesystem zu finden. Der Zauberer von Oz sei daher als Darstellung des Präsidenten William McKinley zu verstehen.

Auch Ereignisse der weiteren Oz-Bücher, die Baum nach dem Erfolg von "Der Zauberer von Oz" schrieb, werden auf diese Weise interpretiert und gelegentlich als Beleg verwendet, dass Baum sich sehr wohl mit diesen Büchern auf die aktuelle wirtschaftliche Situation beziehe. Ein häufig dafür herangezogener Beweis ist das sechste Buch der Oz-Serie ("The Smaragdstadt City of Oz"), in dem Onkel und Tante von Dorothy, die sich wirtschaftlich nie wieder von den Sturmschäden des Tornados erholten, aufgrund von Schulden ihre Farm an eine Bank verlieren. Dorothy führt ihre Verwandten nach Oz, wo es keine Armen gibt. Niemand arbeitet für einen Lohn sondern jeder nur für den Nutzen der Gemeinschaft. Alle Produktionsmittel gehören der Königin von Oz, die dafür sorgt, dass jeder nach seinen Bedürfnissen versorgt werde.

Weiteres

Aufgrund des großen Erfolgs baute Baum den "Zauberer von Oz" zu einer Serie rund um das Land Oz aus. Auch andere Autoren griffen die Geschichte auf, um sie in weiteren Erzählungen fortzuspinnen.

Die Illustration von Denslow

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Illustration von John Tenniel zu Alice im Wunderland aus dem Jahre 1865 – die meisten Kinderbücher des 19. Jahrhunderts waren mit solchen schwarzweißen Zeichnungen illustriert
Datei:Hokusai-fujibig.png
Denslow war wie viele seiner Zeitgenossen vom Japanischen Farbholzschnitt beeinflusst. Hier ist der Holzschnitt von Katsushika Hokusai "Die große Welle von Kanagawa" (ca. 1830) abgebildet

Das Buch "Der Zauberer von Oz" unterschied sich vor allem durch seine ungewöhnlich prachtvollen und dem Kunststil der Jahrhundertwende entsprechenden Illustrationen von anderen Kinderbüchern seiner Zeit. Kinderbücher, die in dieser Zeit verlegt wurden, waren meistens mit schwarzweißen Zeichnungen versehen, die häufig nur skizzenhaft waren.

Der Herstellungsprozess für das Buch war aufgrund der Illustrationen sehr aufwändig. Für die Farbtafeln in der Mitte des Buches waren vier Druckplatten erforderlich. Die erste war eine Zinkradierung, die als sogenannte "Schwarzplatte" gedruckt wurde und hinzu kamen drei Holzschnitte, die jeweils in Rot, Gelb und Hellblau gedruckt wurden. Für die Illustrationen im Text wurden gleichfalls Zinkradierungen verwendet, die mit einem erst 1879 patentierten Druckverfahren farbig gedruckt wurden.

Denslow war als Künstler stark vom Japanischen Farbholzschnitt beeinflusst. Seit dem Jahre 1850 waren japanische Farbholzschnitte mit besonders hohem technischen und künstlerischen Niveau in großer Stückzahl nach Europa gelangt, hatten dort vor allem Impressionisten wie Claude Monet und Edgar Degas geprägt und über die europäischen Künstler auch die nordamerikanischen Künstler beeinflusst. Denslows Arbeiten weisen mit dem kräftigen schwarzen Strich, den kompakten Farbflächen, der Konzentration auf das Wesentliche und den klar aufgebauten Strukturen die Beeinflussung durch die Japanische Kunst auf. Deutlich zu erkennen ist aber auch die Prägung durch den Jugendstil.

Kunstkritiker zählen die Illustrationen, die Denslow für den "Zauberer" schuf, zu seinen besten Arbeiten und der Kunstkritiker J.M.Bowles erklärte Denslow 1903 zum "Impressionsten für die Kleinen", der alles Unwesentliche aus seinen Zeichnungen verbanne. Auch viele der Rezensenten begeisterten sich an den Bildern, lobten diese mitunter mehr als den Text oder führten den Erfolg des Buches überwiegend auf sie zurück.

Kritisiert wurde gelegentlich die wenig kindliche Zeichnung von Dorothy durch Denslow. Auch Baums spätere Äußerungen und die Briefe seiner Frau Maud lassen darauf schließen, dass Baum diese Einschätzung teilte. Jahre später schrieb er, dass ein Autor nur selten mit der Illustration seiner Figuren einverstanden sei, da sie selten mit seiner Vorstellung überein stimmten.

Die Zusammenarbeit zwischen Denslow und Baum endete 1901 aufgrund von Auseinandersetzungen im Rahmen der von Baum geplanten musikalischen Revue "The Wizard of Oz". Rivalitäten hatten zwischen den zwei Künstlern bereits seit dem großen Erfolg von "Father Goose" bestanden. Als ihr gemeinsamer Verleger bankrott ging, war es für sie einfach, die Zeit ihres gemeinsamen Schaffens zu beenden.

Übersetzungen

"Der Zauberer von Oz" wurde in mehr als vierzig Sprachen übersetzt; dabei wurde die Erzählung immer wieder den lokalen Gegebenheiten angepasst. So tritt in einigen hinduistischen Ländern eine Schlange anstelle des Blechmanns auf.

Die erste autorisierte Übersetzung erfolgte erst 1932 und war eine Übersetzung ins Französische. Erst mit dem Erfolg des MGM-Musicals 1939 stieg die Anzahl der Sprachen, in die der "Zauberer von Oz" übersetzt wurde, deutlich an.

1939 wurde "Der Zauberer von Oz" erfolgreich in der Sowjetunion veröffentlicht. Der Übersetzer Alexander Wolkow wählte dabei eine sehr freie Übersetzungsvariante, wobei er das Buch auch größeren redaktionellen Änderungen unterwarf und beispielsweise auch ein Kapitel hinzufügte, in dem Dorothy (die in der russischen Übersetzung den Namen Ellie trägt, die von einem Hund namens Totoschka begleitet wird) von einem Menschenfresser entführt und von ihren Freunden befreit wird. Wolkow schrieb ebenso wie drei weitere sowjetische Autoren unabhängig von Baum auch eine Reihe von Folgegeschichten zur Ursprungserzählung. Anders als in den US-amerikanischen Illustrationen, die von W.W. Denslow geschaffen wurden, ist die vom russischen Illustrator Leonid Vladimirsky gezeichnete Vogelscheuche eine kleine und rundliche Figur. Mit dieser zeichnerischen Interpretation der Figur beeinflusste Vladimirsky die Illustratoren der weiteren Übersetzungen in die im sowjetischen Block vertretenen Sprachen.

Die erste deutsche Übersetzung erfolgte 1940, die später in der DDR verwendete Übersetzung erfolgte aus der russischen. So hieß das Buch, das in der DDR verkauft wurde, "Der Zauberer der Smaragdenstadt", aus Dorothy wurde eine "Ellie" und aus Toto ein "Totoschka". Auch die in der BRD verwendeten Übersetzungen taten sich mit den englischen Eigennamen schwer. Der "Zauberer von Oz" wurde zum Zauberer von Oos beziehungsweise vom Ozenreich. Die moderneren Übersetzungen verwenden die englischen Eigennamen.

Den Übersetzungen gelingt es in unterschiedlichem Maße, den Charme der Erzählung von Baum wiederzugeben. So lautet die Übersetzung des Buchanfangs bei Alfred Könner aus dem Jahre 1996:

Dorothy wohnte mitten in der großen Prärie von Kansas – zusammen mit Onkel Henry, der ein Farmer war, und Tante Em, seiner Frau. Ihr Haus war klein, denn man hatte das Bauholz von weither herankarren müssen. Vier Wände, ein Boden und ein Dach, das war schon das ganze Haus. In der Stube standen ein verrosteter Herd, ein Küchenschrank, ein Tisch, drei oder vier Stühle und die Betten. Onkel Henry und Tante Em hatten ein großes Bett in einer Ecke. In einer anderen war Dorothys kleines Bett aufgestellt.
Eine Dachkammer gab es überhaupt nicht und auch keinen Keller, außer einer in die Erde gegrabenen Höhle, Sturmloch genannt. Dort verkrochen sich alle, wenn einer der gewaltigen Wirbelstürme heranzog. Die fegten auf ihrem Weg jedes Haus um. In der Mitte des Fußbodens war eine Falltür. Eine Leiter führte in das enge, finstere Loch.

Die Übersetzung von Freya Stephan-Kühn aus dem Jahre 2001 weicht in kleinen Passagen davon ab:

Dorothy lebte mit Onkel Henry, einem Farmer, und Tante Em, seiner Frau, inmitten der großen Prärien von Kansas. Ihr Haus war klein, denn um es zu bauen, hatte man die Holzbalken meilenweit herbeikarren müssen. Es bestand aus vier Wänden und einem Fußboden, also einem Raum, darin ein rostiger Kochherd, ein Schrank für Geschirr, ein Tisch, drei oder vier Stühle und die Betten. Onkel Henry und Tante Em hatten ein großes Bett in einer und Dorothy ein kleines in einer anderen Ecke. Es gab keine Dachstube und keinen Keller – abgesehen von einem kleinem Loch im Fußboden. Das nannte man den Zyklon-Keller. Hier konnte die Familie Schutz suchen, wenn einer dieser gewaltigen Wirbelstürme durchs Land zog, die so mächtig sind, dass sie jedes Gebäude vernichten, das sich ihnen in den Weg stellt. In das kleine dunkle Loch gelangte man mit Hilfe einer Leiter, wenn man die Falltür im Fußboden geöffnet hatte.

Auch Übersetzungen, denen es gelingt, den schnörkellosen Stil von Baums Originalversion auch im Deutschen beizubehalten, sind meistens nicht in der Lage, die Wortspiele Baums zu übersetzen. So spricht die Vogelscheuche in Alfred Könners Übersetzung mit krächzender Stimme. Im englischen Original hat die im Maisfeld stehende Vogelscheuche "a rather husky voice" – "husky" bedeuted nicht nur heiser, sondern beinhaltet auch das Wort "husk", mit dem das Hüllblatt des Mais bezeichnet wird. Kinder mögen im allgemeinen solche Wortspiele, die ihre Sprachfähigkeit herausfordern und von ihnen geistige Beweglichkeit erfordern. Heutige Literaturkritiker lehnen dagegen reine Wortspiele, die auf zufälligen klanglichen Ähnlichkeiten beruhen, eher ab. Baum liebte Wortspiele und verwendete sie in seinen Büchern häufig – das mag zu der Kritik beigetragen haben, seine Bücher seien schlecht geschrieben (siehe auch Absatz "Für Kinder ungeeignet?")

Verfilmungen

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Oliver Hardy, der später als ein Teil des Komikerduos "Dick und Doof" berühmt wurde, spielte in einem Film von 1925 den Blechmann

Die Erzählung wurde mehrfach sowohl für die Schauspielbühne als auch für den Film adaptiert. Eine erste Musical-Variante wurde bereits 1902 erstmals aufgeführt und erwies sich als sehr erfolgreich. Baum selber produzierte 1917 einen ersten Film, der die Erzählung zum Inhalt hat und in einer Filmversion von 1925 spielte Oliver Hardy den Blechmann.

Die bekannteste Verfilmung Version ist "The Wizard of Oz" von 1939 mit der jungen Judy Garland als Dorothy, die in Deutschland unter dem Titel Das zauberhafte Land bekannt ist. Dieser Film war einer der ersten amerikanischen Farbfilme und zählt bis heute in den USA zu den bekanntesten Filmen überhaupt. Die Bekanntheitsgrad der Figuren und Handlung ist daher auch eher auf diese Verfilmung als auf das Buch zurückzuführen. Die Musiknummern aus diesem Film, zu denen beispielsweise Somewhere over the Rainbow zählt, sind bis heute Ohrwürmer. Im Film wurden die Silbernen Zauberschuhe durch optisch auffälligere Rote Schuhe ersetzt. Eine der bekanntesten Szene des Films zeigt die Munchkins, wie sie um das Farmhaus tanzen, das die böse Hexe des Ostens erschlagen hat und von der nur noch die Roten Schuhe unter dem Haus herausragen. Diese Szene hat im englisch-sprachigen Raum wesentlich zu der Assoziation Rote Schuhe – Hexen beigetragen. Vor diesem Hintergrund ist es auch zu sehen, dass der Autor Terry Pratchett eine seiner Scheibenwelt-Hexen mit roten Schuhen ausstattete.

Zu den Bühnenadaptionen zählt auch ein sehr erfolgreiches Musical, das unter dem Titel „The wiz“ mit einer rein schwarzen Besetzung 1970 am Broadway aufgeführt wurde. Der Regisseur Sidney Lumet verfilmte 1978 diesen Musical-Stoff mit Diana Ross als Dorothy und Michael Jackson als Vogelscheuche.

2004 wurde Der Zauberer von Oz mit den Muppets verfilmt. Die Rolle der Dorothy wird von Ashanti Douglas gespielt. Es ist im Moment nicht bekannt, wann der Film in den Kinos starten wird.

Der "Zauberer von Oz" in der Musik

Bereits 1902 schrieb Baum eine musikalische Revue, deren Titel gleichfalls "The Wizard of Oz" lautete. Das ursprüngliche Manuskript stammte vom Baum, der sich eng an sein Buch hielt. Julian Mitchell, der bereits erfolgreich eine Reihe von Musikrevues auf die Bühne gebracht hatte, hielt dieses Manuskript jedoch für wenig bühnentauglich. Er wollte die Inszenierung nur übernehmen, wenn das Libretto komplett umgeschrieben würde. Es entstand eine Nummernrevue, die nur noch wenig Ähnlichkeit mit dem Buch hatte. Dorothy wurde von einer Kuh mit Namen Imogene statt dem Hund Toto begleitet und eine Reihe neuer Figuren traten in der Bühnenhandlung auf.

Die Revue wurde am 16. Juni 1902 uraufgeführt und war von Beginn an ein großer Erfolg. Sie gilt als die erfolgreichste Revue ihrer Zeit. Sie wird heute jedoch nicht mehr gespielt, da weder die Musik noch das Libretto als zeitgemäß gelten.

Seit mehr als 30 Jahren wird vermutet, dass das Pink Floyd-Album "On the Dark Side of the Moon" eine Vertonung des Filmklassikers von 1939 sei. Eine Reihe von Musikfans behaupten, dass bei einem parallelen Abspielen der CD und des Films die Musik von Pink Floyd die visuellen Eindrücke des Films gelegentlich sehr deutlich wiedergeben. So sei beispielsweise ein Fahrradklingeln auf dem Pink Floyd-Album in genau dem Moment zu hören, in dem im Film ein Fahrrad vorbei fährt. Und Pink Floyd singt über den Sturz in einen Abgrund, wenn im Film Dorothy auf einem Zaun balanciere.

Pink Floyd hat sich zu dieser Vermutung allerdings bis heute nicht positiv geäußert.

Handlung

Die Hauptfiguren der Geschichte

Hauptfiguren der Erzählung sind Dorothy Gale, ein junges Mädchen aus Kansas, ihr kleiner Hund Toto, der Blechmann, dem das Herz fehlt, die Vogelscheuche, die gerne Verstand hätte und der Ängstliche Löwe, dem Mut fehlt. Die Gegenspieler von Dorothy und ihren Begleitern sind zahlreich. Zu ihnen zählen die böse Hexe des Westens, Krähen, Bienen, die Geflügelten Affen, die der Goldenen Zauberkappe gehorchen müssen, Spinnen, Kampfbäume, Hammerköpfe und nicht zuletzt der Zauberer von Oz selbst.

Im Land der Munchkins

Dorothy lebt gemeinsam mit ihrem Onkel Henry, ihrer Tante Em und dem Hund Toto auf einer Farm in Kansas. Als ein Wirbelsturm die Region heimsucht, gelingt es Dorothy nicht mehr rechtzeitig, in den Sturmkeller zu flüchten. Der Wirbelsturm reißt das Farmhaus mit und mit ihm Dorothy und ihren Hund. Nach stundenlanger Reise setzt der Sturm das Haus auf einer Wiese im Land der Munchkins ab und begräbt dabei die Böse Hexe des Ostens unter dem Haus. Diese herrschte bis dahin über die Munchkins.

Gemeinsam mit den Munchkins begrüßt die Gute Hexe des Nordens die gelandete Dorothy und überreicht ihr die Silberschuhe, welche die Böse Hexe des Ostens trug, als sie vom landenden Farmhaus erschlagen wurde. Um den Weg nach Hause zurück zu finden, rät die Gute Hexe ihr, in die Smaragdstadt zu gehen und dort den Zauberer von Oz um Hilfe zu bitten. Zum Abschied küsst die Gute Hexe Dorothy auf die Stirn und verspricht ihr, dass dieser Kuss sicherstellen werde, dass keiner ihr Schaden zufügen könne.

Unterwegs auf dem Weg zur Stadt nimmt Dorothy die Vogelscheuche von dem Pfahl, an dem er hängt; sorgt dafür, dass der Blechmann sich wieder bewegen kann und ermutigt den Ängstlichen Löwen, mit ihr in die Stadt zu reisen. Alle drei überzeugt Dorothy, dass der Zauberer von Oz ihnen das geben werde, was sie sich am meisten wünschen; der Vogelscheuche Verstand, dem Ängstlichen Löwen Mut und dem Blechmann Herz. Sie schließen sich daher Dorothy und ihrem Hund Toto an.

Die Smaragdstadt

Als sie die Smaragdstadt erreichen, in der sie spezielle Brillen tragen müssen, um nicht vom Glanz der Stadt geblendet zu werden, dürfen sie nur einzeln vor den Zauberer von Oz treten. Jedem erscheint dieser in einer anderen Gestalt. Dorothy sieht ihn als gigantischen Kopf, die Vogelscheuche erblickt eine wunderschöne Frau, dem Blechmann begegnet er als gefährliches Raubtier und der Löwe sieht sich einem Ball aus Feuer gegenüber. Der Zauberer verspricht, jedem von ihnen zu helfen. Doch müssen sie zuerst eine Bedingung erfüllen; einer von ihnen hat die Böse Hexe des Westens zu töten, die über das Land Winkie herrscht. Gemeinsam mit ihren Begleitern macht Dorothy sich daher auf den Weg.

Die Böse Hexe des Westens sendet Wölfe, Krähen, Bienen, ihre Winkie-Soldaten und letztlich die mit Hilfe der Goldenen Zauberkappe herbei befohlenen Geflügelten Affen Dorothy und ihrer Begleitung entgegen. Den Geflügelten Affen schließlich unterliegen sie; Dorothy und der Ängstliche Löwe werden gefangen genommen, die Vogelscheuche und der Blechmann von den Geflügelten Affen zerstört.

Im Palast der Bösen Hexe des Westens

Als Gefangene muss Dorothy als Dienstmädchen der Bösen Hexe arbeiten und der Ängstliche Löwe soll ihre Kutsche ziehen. Der Löwe allerdings verweigert seine Arbeit, obwohl ihm als Strafe dafür kein Futter gegeben wird. Dorothy versorgt ihn jedoch heimlich nachts. Sie trägt immer noch die silbernen Schuhe, von denen magische Kräfte ausgehen. Mit einem Trick vermag es die Böse Hexe, an einen der Schuhe zu gelangen. Dorothy schüttet aus Zorn darüber der Hexe einen Eimer Wasser über den Kopf, worauf diese zerschmilzt. Die Winkies sind so erfreut, ihre Tyrannin durch Dorothy losgeworden zu sein, dass sie ihr helfen, die Vogelscheuche und den Blechmann wieder zusammenzusetzen. Vom Blechmann sind die Winkies so angetan, dass sie ihn bitten, ihr neuer Herrscher zu werden. Er nimmt das Angebot gerne an, will jedoch erst Dorothy helfen, nach Kansas zurückzukehren.

Zurück in der Smaragdstadt

Mit Hilfe der Goldenen Zauberkappe ruft Dorothy die Geflügelten Affen herbei, die sie und ihre Begleiter zurück in die Smaragdstadt tragen. Der Zauberer von Oz versucht, sich der Begegnung mit ihnen zu entziehen, lässt Dorothy und ihre Begleiter jedoch in den leeren Thronsaal vor, als Dorothy mit den Geflügelten Affen droht. Im Thronsaal entpuppt sich der Zauberer von Oz als weiser, alter Mann, den eine Ballonfahrt von Omaha in das Reich Oz verschlagen hatte. Wegen seines ungewöhnlichen Transportmittels hielten ihn die Einwohner für einen mächtigen Magier. Als Zauberer von Oz begann dieser, sein Reich zwischen den Herrschaftsgebieten von Hexen zu regieren. Mit Hilfe von raffinierten Effekten trat er als mächtiger Magier auf.

Obwohl der Zauberer von Oz die Vogelscheuche, den Blechmann und den Ängstlichen Löwen davon zu überzeugen versucht, dass ihnen weder Herz, Verstand noch Mut fehle, sondern lediglich der Glaube an sich selbst, muss er jedem erst eine Scheinarznei verabreichen, damit sie wirklich überzeugt sind, dass sie die Eigenschaften besitzen, die sie während der bisherigen Handlung bereits gezeigt haben. Um sein Versprechen gegenüber Dorothy und Toto einzulösen, sie wieder nach Kansas zurückzubringen, muss er jedoch seinen alten Heißluftballon reaktivieren und mit ihnen fahren. Ein letztes Mal zeigt er sich den Einwohnern als mächtiger Magier und ernennt die Vogelscheuche aufgrund ihres Verstandes zu seinem Nachfolger. Dorothy allerdings verpasst die Abfahrt des Ballons, da sie ihren Hund einfangen muss.

Der Weg nach Hause

Dorothy wendet sich nun an die Geflügelten Affen mit dem Wunsch, sie und Toto nach Hause zu tragen. Doch die Affen sind nicht in der Lage, die Wüste, die Oz umgibt, zu durchqueren. Die Bürger der Smaragdstadt raten Dorothy, sich an Glinda, die Gute Hexe des Südens zu wenden. Nach einer gefahrvollen Reise, bei dem die Vogelscheuche, der Blechmann und der Ängstliche Löwe noch einmal ihren Mut, ihren Verstand und ihr Herz unter Beweis stellen und der Löwe ein Königreich gewinnt, erreichen sie den Palast von Glinda, wo sie warmherzig empfangen werden. Erst Glinda verrät Dorothy, dass die silbernen Schuhe, die sie die ganze Zeit trug, magische Macht besitzen, sie nach Hause zu bringen. Unter Tränen trennt sich Dorothy von der Vogelscheuche, dem Blechmann und dem Ängstlichen Löwen, die in ihr jeweiliges Königreich zurückkehren. Dorothy und Toto aber kehren nach Kansas zurück, wo sie freudig von ihrer Tante und ihrem Onkel in Empfang genommen werden.

Literatur

Erstausgaben

  • The Wonderful Wizard of Oz (auch The Wizard of Oz). Chicago, New York: George M. Hill Company 1900

Deutsche Übersetzungen

  • Der Zauberer von Oz. Übers. Ursula v. Wiese. Zürich: Moorgarten 1940
  • Der Zauberer Oz. Übers. Sybil Gräfin Schönfeld, Maria Torris. Berlin: Dressler 1964 (erneut bei Ravensburger 1975)
  • Der Zauberer von Ozenreich. Übers. Marlene Schneider. München: Hallmark Cards 1969
  • Der Zauberer von Oos. Nachdruck der Ausgabe von 1964. Illustriert von Janosch. Hamburg: Dressler 1984
  • Der Zauberer von Oz. Übers. Freya Stephan-Kühn und illustriert von Klaus Müller. Arena Verlag Würzburg, 2001, ISBN 3-401-05702-2
  • Der Zauberer von Oz. Ubers. Alred Könner; erschienen in Michael Patrick Hearn (Hrsg); Alles über den Zauberer von Oz von L. Frank Baum, Europa Verlag Hamburg, 2003, ISBN 3-203-75550-5

Weitere Oz-Romane von L. Frank Baum

  • The Marvelous Land of Oz (auch The Land of Oz). Chicago: Reilly and Britton Company 1904
Deutsch: Im Reich des Zauberers Oz. Übers. Christine Hettinger. München : Heyne 1981
  • Ozma of Oz. Chicago: Reilly and Britton Company 1907
Deutsch: Prinzessin Ozma von Oz. Übers. Christine Hettinger. München: Heyne 1981
  • Dorothy and the Wizard in Oz. Chicago: Reilly and Britton Company 1908
Deutsch: Dorothy und der Zauberer in Oz. Übers. Esmy Berlt. Leipzig: LeiV 1999
  • The Road of Oz. Chicago: Reilly and Britton Company 1909
Deutsch: Dorothy auf Zauberwegen. Übers. Esmy Berlt. Leipzig: LeiV 2000
  • The Emerald City of Oz. Chicago: Reilly and Britton Company 1910
Deutsch: Dorothy in der Smaragdenstadt. Übers. Esmy Berlt. Leipzig: LeiV 2001
  • The Patchwork Girl of Oz. Chicago: Reilly and Britton Company 1913
  • Tik-Tok of Oz. Chicago, Reilly and Britton Company 1914
  • The Scarecrow of Oz. Chicago, Reilly and Britton Company 1915
  • Rinkitink in Oz. Chicago, Reilly and Britton Company 1916
  • The Lost Princess of Oz. Chicago, Reilly and Britton Company 1917
  • The Tin Woodman of Oz. Chicago, Reilly and Britton Company 1918
  • The Magic of Oz. Chicago, Reilly and Lee Company 1919
  • Glinda of Oz. Chicago, Reilly and Lee Company 1920

Sekundärliteratur

  • Ranjit S. Dighe (Hrsg); The Historian's Wizard of Oz – Reading L. Frank Baum's Classic as a Political and Monetary Allegory, Praegur Publishers, Westport, Connecticut 2002
  • Michael Patrick Hearn (Hrsg); Alles über den Zauberer von Oz von L. Frank Baum, Europa Verlag Hamburg, 2003, ISBN 3-203-75550-5
  • Madonna Kolbenschlag; Lost in the Land of Oz, Crossroad Verlag, 1994
  • Gore Vidal; On Rereading the Oz Books, The New York Times Review of Books, 13. Oktober 1972
  • Sheldon Kopp; The Wizard behind the Couch, Psychology Today, März 1970
  • Carol Ryrie Brink; Some Forgotten Children's Books, South Dakota Library Bulletin, April – Juni 1948
  • Stanley H. Cath und Claire Cath; On the Other Side of Oz – Psychoanalytic Aspects of Fairy Tales, Psyochanalytic Study of the Child, Bd. 33, 1978
  • Allen Eyles; The World of Oz, Tucson HPBooks, 1985
  • Shirley Jackson; The Lost Kingdom of Oz, The Reporter, 10. Dezember 1959

Weblinks

  • Baum's "Genocide" Editorials L. Frank Baum's Editorials on the Sioux Nation – Baum begrüßte 1890 in zwei Essais die Vernichtung der Sioux Nation im Wounded Knee-Massaker; diese Editorials sind heute ein Grund der größten Kontroverse um L.Frank Baums Person