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Schloss Neudeck

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Das Neue Schloss ("Das oberschlesische Versailles") um die Jahrhundertwende

Schloss Neudeck (polnisch: Zamek w Świerklańcu) war die Residenz des Adelsgeschlechts Henckel von Donnersmarck in Oberschlesien. Die Schlossanlage und ihr Park war eine der größten und prächtigsten des Deutschen Reichs und wurde volkstümlich auch als Klein Versailles oder Oberschlesisches Versailles bezeichnet. Sie liegt etwa 2 km südöstlich der Gemeinde Neudeck (polnisch: Świerklaniec) im Powiat Tarnogórski in Polen.

Das Alte Schloss und das Neue Schloss wurden 1945 von der Roten Armee in Brand gesteckt und 1961 abgetragen. Heute besteht die Anlage aus dem Schlosspark, dem Kavalierspalast, der Grabkapelle der Donnersmarcks sowie einigen Wirtschaftsgebäuden und Denkmälern.

Das Alte Schloss zur selben Zeit

Geschichte

Im frühen Mittelalter war das Gebiet um das heutige Świerklaniec ein strategisch wichtiger Punkt, da hier die Brinitz eine natürliche Grenze zwischen Schlesien und Polen bildete. Außerdem verlief hier eine bedeutende Handelstraße von Tschenstochau nach Beuthen. So wurde hier bereits im 11. Jahrhundert zur Befestigung der Grenze ein Herrschaftssitz gebaut, aus dem später das jetzige Alte Schloss wurde. Zur Verteidigung wurde er mit einem Wassergraben und einem aufgeschütteten Erdwall umgeben. Hier war gleichzeitig auch der Sitz eines Starosten Boleslaus des Tapferen. 1179 erwarb der Ratiborer Fürst Mieszko das Gut vom polnischen Herzog Kasimir dem Gerechten. Später waren es die Teschener Fürsten 1337, die die Herrschaft Świerklaniec von den Ratiborern übernahmen. Wahrscheinlich erhält das Gut in dieser Übergangszeit einen Ausbau hin zu einer wehrhaften Burg vom Oelser Fürsten Konrad II.. Wobei anzumerken ist, dass in Schlesien zu dieser Zeit 18 Fürstentümer und mehrere Standesherrschaften bestanden und somit fast jede bedeutendere Stadt Sitz eines eigenes Fürstentums war.

Das 15. Jahrhundert ist von vielen Herrschaftswechseln geprägt. Die letzte urkundliche Erwähnung der Teschener als Besitzer findet sich 1451. Bald darauf wird Świerklaniec 1477 erstmals als Teil des Beuthener Herzogtums genannt. Im selben Jahr wird der Name der Grenzburg Swiklenczy erstmals erwähnt. Der Oppelner Piastenfürst Johann II. der Gute, der gleichzeitig der letzte Oppelner Piast war, erwarb 1498 das Gebiet um Beuthen für 19.000 Gulden und baute die bestehende Burg um. Neudeck war zu dieser Zeit Teil des bedeutendsten schlesischen Fürstentums. Als Johann 1526 das Geld ausging, musste die Burg verpfändet werden. Sechs Jahre später und gleichzeitig seinem Todesjahr 1532 fiel die Herrschaft Neudeck, samt dem ganzen Umland, an die Hohenzollern, namentlich an Josef von Brandenburg. Seitdem war Świerklaniec Besitz der Hohenzollern, dem Haus, das mit der Markgrafschaft Brandenburg auch die Kurwürde innehatte. Dadurch erreichte Świerklaniec erstmals gewisse politische Bedeutung, die gut 100 Jahre andauerte. Als damalige Besitzer sind namentlich Josef und seine Nachfolger Josef Friedrich, Joachim Friedrich und Johann Josef von Hohenzollern zu nennen. Sie haben sich im Beuthener Land vor allem durch die Wiedererrichtung zahlreicher Bergwerke verdient gemacht. Somit brachten sie die industrielle Entwicklung der Region entscheidend in Gang. In ihre Herrschaftszeit fällt auch die Verleihung der Berg- und Stadtrechte an die spätere Kreisstadt Tarnowitz. Im Laufe des Dreißigjährigen Krieges verloren die Hohenzollern 1621 ihren gesamten oberschlesischen Besitz an die Habsburger, die ihn aber nur für sehr kurze Zeit ihr Eigen nennen konnten.

Im Besitz der Donnersmarcks

Wappen der Donnersmarcks
Datei:Skulptur Neudeck.JPG
Skulptur im Schloss- park von Frémiet

Denn 1623 erhält Lazarus I Henckel von Donnersmarck die Herrschaft vom schlesischen Ober- und Fürstengericht zunächst als Pfand und leitet somit die lange Donnersmarcksche Ära ein. In diesem Zusammenhang wurde die Bezeichnung Neudeck zum ersten Mal erwähnt. Am 26. Mai 1629 kaufte sein Sohn Lazarus II offiziell die Neudeckschen Güter von Kaiser Ferdinand II. und machte Neudeck zum Stammsitz einer Linie der Donnersmarcks. Seitdem war der gesamte Besitz der Donnersmarcks unteilbares Erbgut. Zu Reichsgrafen wurde die Familie 1651 erhoben. 1670 wurden die Erblande in die Fideikommisse Beuthen sowie Tarnowitz-Neudeck geteilt. Der erste Angehörige dieser protestantischen Tarnowitzer-Neudecker Linie war Carl Maximilian Graf Henckel von Donnersmarck. Er war es auch, der die alte Burg 1670 - 1680 von einem Italiener in eine repräsentative Renaissance-Residenz mit angrenzendem Park umgestalten ließ. Dem Zeitgeist entsprechend wurde das Schloss im 18. Jahrhundert barock „modernisiert“.

Blütezeit im 19. Jahrhundert

Im 19. Jahrhundert vergrößerte Graf Carl Lazarus den Besitz der Familie durch den Einkauf neuer Güter. In dieser Zeit erfuhr die Anlage ihre entscheidendsten Umbauten. Zuerst wurde das alte Schloss im Tudorstil erweitert und umgebaut. 1848 übertrug Carl Lazarus seinem Sohn Guido Graf Henckel von Donnersmarck, dem wohl bedeutendsten Spross der Familie, sein gesamtes Vermögen. Am großen See im Schlosspark wurde dann 1868 nach seinem Auftrag mit dem Bau eines neuen, zweiten Schlosses begonnen. Die neue Residenz wurde bis 1875 vom Franzosen Hector Lefuel im neubarocken Stil erbaut. Seitdem wurde das Tudorschloss auch als Altes Schloss bezeichnet. Als dritter und zugleich kleinster Palast wurde der Kavalierspalast bis 1906 südöstlich vom Neuen Schloss errichtet.

Mit dem Anlegen des 200 ha großen Parks war bereits 1865 der irische Ingenieur Fox beauftragt worden, der sich an Plänen von Gustav Mayer richtete. Neudeck besaß somit nicht nur eine der prächtigsten Schlossanlagen, sondern auch einen der größten Parks des Deutschen Reichs.

Dieses einmalige Ensemble aus Altem und Neuem Schloss, dem Kavalierspalast sowie der zur selben Zeit errichteten Grabkapelle der Donnersmarcks wurde mehrmals von Kaiser Wilhelm II. besucht, der nicht nur in den umliegenden waldreichen Gebieten jagen konnte, sondern auch oftmals Kredite des Grafen in Anspruch nahm. Schließlich erhob er Graf Guido für seine Verdienste auf politischer und wirtschaftlicher Ebene in den Fürstenstand (Guido Graf Henckel Fürst von Donnersmarck). Somit war Neudeck auch Fürstensitz. Von hier wurden umfangreiche Besitztümer von insgesamt 27.500 ha Fläche in ganz Ostmitteleuropa verwaltet, vor allem in Oberschlesien (Besitz von zahlreichen Bergwerken), aber auch in Galizien und im russisch besetzten Polen.

Zwischenkriegszeit

1922 fiel Neudeck nach der Volksabstimmung in Oberschlesien an Polen und wurde seitdem wieder Świerklaniec genannt. Die Donnersmarcks konnten ihren Besitz unter polnischer Herrschaft jedoch retten, da Guidos Sohn Kraft für Polen optierte. Von 1924 bis 1937 wohnte der Schweizer Altbundespräsident Felix-Louis Calonder als Präsident der gemischten Kommission im Schloss. Seine Aufgabe war es, als unabhängiger Beobachter die Einhaltung der Genfer Konvention und die Wahrung der Rechte der deutschen Minderheit in Ostoberschlesien zu kontrollieren.

Das Alte Schloss 1958

Zerstörung und Nachkriegszeit

1939 wurde Świerklaniec wie ganz Ostoberschlesien von deutschen Truppen besetzt. Mit dem Jahr 1945 endete die 316-jährige Herrschaft der Henckel von Donnersmarck in Neudeck. Die Familie wurde von den Polen enteignet, das Alte Schloss und das Neue Schloss nach Kriegsende durch Brandstiftung der Roten Armee zerstört. Die örtliche Bevölkerung führte die Zerstörung zu Ende, indem sie die Innenräume ausplünderte und das Äußere, sowie den Park verwüstete. Die beiden ehemals bedeutenden Schlösser blieben als Ruinen bestehen, die in der Nachkriegszeit weder konserviert noch wiederaufgebaut, sondern schließlich 1961 abgetragen wurden. Der Kavalierspalast wurde zwar 1945 ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen, die Schäden hielten sich jedoch in Grenzen, so dass er später wiederaufgebaut werden konnte. Das Eingangsportal mit der Umzäunung, das früher vor dem Schloss stand, wurde später vor dem Chorzówer Zoo aufgestellt. Es wird jedoch gefordert, dass es bis zum hundertjährigen Bestehen des Kavalierspalastes 2006 an seinen Ursprungsplatz zurückkehren soll. Von den vielen Denkmälern im Park blieben nur die Skulpturen von Emmanuel Frémiet unzerstört; der Park selbst ist in vereinfachter Form wiederhergestellt worden. Auch wenn das Schlossensemble von Neudeck heute nur bruchstückhaft erhalten ist, erfreuen sich der Park und die erhaltenen Gebäude und Denkmäler großer Beliebtheit als Ausflugsziel.

Architektur und Baugeschichte

Lageplan

Anlage und Park

Der ganze Schlosskomplex ist von einem 154 ha großen Park umgeben, zu seiner Entstehung war er mit rund 200 ha einer der größten Deutschlands. Er grenzt im Westen an die Zufahrtsstraße (ul. Parkowa), im Osten an den Diablina-See, den größten See der Gemeinde, im Süden und Norden bilden zum Teil andere Straßen eine Begrenzung. Von der Parkowa-Straße führen mehrere Wege durch den Schlosspark, von denen der Hauptweg zum früheren Standort des Neuen Schlosses im Ostteil des Parks führt. Dort befindet sich der große, dem Diablina-See vorgelagerte See, der mit seinem Wasser die vielen Kanäle und künstlichen Wasserfälle speist. Von hier sind es wenige Schritte zum westlich gelegenen Kavalierspalast. Gleich am Parkeingang liegt der frühere Standort des Alten Schlosses, nordöstlich davon befindet sich die Grabkapelle.

Das Alte Schloss

Altes Schloss

Das Aussehen des Schlosses bis 1945 rührte vom Umbau in den 1840er Jahren her. Die unregelmäßige, zuletzt barock umgebaute Anlage, erhielt unter anderem neugotische Flügel, die eine Vorburg bildeten. Später kamen noch zwei achteckige Türme im Tudorstil hinzu und die vorher großen Fenster, wurden dem Stil entsprechend verkleinert. Dies verlieh ihr wieder einen burgähnlichen Charakter. Von der gräflichen Familie wurde das Schloss aber nur ein paar Jahrzehnte bewohnt und es verlor 1875 endgültig seine Bedeutung zu Gunsten der neuen Residenz. Nun wurde es zur Unterscheidung Altes Schloss oder Burg (polnisch:zamek) genannt und diente den Beamten des Schlosses als Wohnung. 1961 wurden die recht gut erhaltenen Ruinen auf Anordnung der politischen Verwaltung abgerissen. Heute erinnern kaum Überbleibsel an das geschichtsträchtige Schloss.

Neues Schloss

Datei:New Palace Swierklaniec.jpg
Blick auf das Neue Schloss (Ende des 19. Jahrhunderts)
Blick auf den ehemaligen Standort des Neuen Schlosses, 2005

Obwohl das Neue Schloss erst im 19. Jahrhundert erbaut wurde, bildete es das Zentrum der ganzen Anlage. Die Idee für einen neuen Palast ging von der späteren Ehefrau Guidos Blanka Marquise de Païva aus, die sich ein neues repräsentatives Schloss, anstatt des alten, unregelmäßigen, am Rande des Parks gelegenen Schlosses wünschte. 1868 begann der renommierte Französische Architekt Hector Lefuel mit dem Bau der neuen Residenz der Donnersmarcks. Bei den Bauarbeiten kam es jedoch zu Schwierigkeiten, da der ganze Untergrund um den Parksee schlammig und durchnässt war und durch seinen hohen Grundwasserspiegel keinen ausreichenden Halt für ein herkömmliches Fundament bot. Damit das große Schloss an dieser markanten Stelle errichtet werden konnte, musste der Grund trockengelegt und befestigt werden. Man wandte hier eine ähnliche Methode wie bei vielen am Meer gelegenen Städten an: In den feuchten Boden wurden rund 10.000 Eichenstämme eingelassen. Man ging aber noch weiter und goss auf diese Konstruktion Beton und dichtete das Ganze mit einer 10 cm dicken Bleischicht ab. Nach dieser gewaltigen Bauleistung konnte mit den eigentlichen Bauarbeiten begonnen werden, die 1875 abgeschlossen wurden. Das Ergebnis war ein lang gestreckter neubarocker Prachtbau, der den großen europäischen Schlössern in nichts nachstand. Das Schloss wurde zwar später wegen seiner Größe als Klein-Versailles oder Oberschlesisches Versailles bezeichnet, das Vorbild des Bauwerks war jedoch das Schloss in Pontchartrain bei Paris. Der Mittelteil wurde mit einem hohem Dach und einer kleinen Laterne darauf versehen und überhöhte damit den Nord- und Südflügel der Schlosses. An den Seiten wurden vier höhere Dächer angefügt, die wie Erker hervorragten. Nach Süden und Norden schlossen sich noch einstöckige Pavillons an. Von Westen schauend, sah man die Eingangsfront, hier war für die Gäste eine Uhr und eine schmiedeiserne Umzäunung angebracht. Unterbrochen wurde sie von einem hohen löwenbekrönten Einfahrtstor (heute im Chorzówer Zoo), das einen halbkreisförmigen Vorplatz bildete. An der Ostseite, oder Parkseite, wurden Terrassen mit Balustraden errichtet, von wo aus mit Treppen der See erreicht werden konnte. Diese Terrassen mit den Wasserbassins und Skulpturen sind die einzigen Überreste die nach dem Abriss 1961 erhalten blieben und lassen die Pracht der Anlage erahnen. Die sehenswerten Skulpturen stellen kämpfende Tiere dar und wurden vom französischen Bildhauer Emmanuel Frémiet geschaffen.

Aufteilung und Aussehen des Inneren lassen sich anhand von Beschreibungen nur erahnen, da keine Aufnahmen oder Pläne erhalten sind und auch beim Abriss nichts dokumentiert wurde. Es ist aber bekannt, dass das Schloss 99 Zimmer besaß, und in einer kurzen Beschreibung des Palastes wird von fünf Sälen des Schlosses berichtet. Der prächtigste Saal soll der mit Emporen ausgestattete Ballsaal gewesen sein, seine luxuriöse Ausstattung bestand aus zahlreichen Gobelins, Mosaiken und einer Malachit-Vertäfelung. Einige wertvolle Gemälde hingen im Roten Saal: Vom spanischen Barockmaler Bartolomé Esteban Murillo die Gemälde der Ehebrecherin aus dem Johannesevangelium und des Ungläubigen Thomas, sowie das der Abigail von Lucas Cranach, außerdem ein Lessing-Portrait von Anton Graff. Es gab noch ein Arbeitszimmer des Grafen Guido, hier befand sich eine umfangreiche Bibliothek und eine Sammlung von Familienportraits von Franz von Lenbach. Die architektonische Ausstattung der Schlosssäle und insbesondere dieses Arbeitszimmers stammte von der französischen Firma Christofle und ihrem Hauptprojektanten Charles Rossigneux. Im Jagdzimmer stand neben einigen Jagdgemälden auch ein mit der Göttin Diana geschmückter Kamin desselben Herstellers. Das Gemälde Mutterglück des französischen Malers Eugène Carrière schmückte den Musiksalon.

Kavalierspalast

Datei:Kavalierspalast Neudeck.JPG
Die Front des Kavalierspalastes

Der Kavalierspalast (polnisch Pałac Kawalera) ist das einzige weltliche Gebäude, das nach der Verwüstung von 1945 erhalten blieb. Als letzter Bauteil der Anlage wurde er Anfang des 20. Jahrhunderts als Wohnung der jüngeren Familienangehörigen und als Gästehaus in unmittelbarer Nähe des Neuen Schlosses errichtet. Ausschlaggebend für die Erbauung war, dass in den beiden Schlössern nicht genügend Platz für die Unterbringung der vielen Gäste der Familie war und ein Gästehaus dringend benötigt wurde.

Mit den Plänen wurde der Berliner Architekt und Hofbaumeister Ernst von Ihne beauftragt, er musste sich jedoch an die Vorgaben der gräflichen Baukommission halten. Die Wahl Ihnes zum Architekten hängt wohl mit den guten Kontakten der Donnersmarcks zum Berliner Hof und zu Kaiser Wilhelm II. zusammen, der dann auch mehrfach im Kavalierspalast wohnte. Das Gebäude wurde 1903-1906 im Stil der Neorenaissance errichtet. Wie beim neuen Schloss, nur in kleinerem Umfang, wurde auch hier das Fundament stabilisiert. Das annähernd quadratische Gebäude, wurde aus Backstein erbaut, den Kontrast liefert der reiche Stuck an den Fensterrahmen und andere Teile der Fassade, die in Naturstein ausgeführt wurden. Den Eingang bildet ein elliptischer Erker aus Naturstein, dem ein Balkon mit Arkaden angegliedert ist. Hier befindet sich das Familienwappen der Henckel von Donnersmarcks. Gekrönt wird das Gesims am Dachansatz von einer mit Voluten geschmückten Balustrade. Das Äußere des nur zwei Stockwerke hohen Gebäudes wirkt insbesondere durch seine Höhe und die Betonung der Vertikalen, die allerdings durch die Gesimse unterbrochen wird. Zu Repräsentationszwecken wurde dem runden Treppenhaus im Zentrum des Gebäudes viel Platz zugestanden. Im Inneren ist die alte Aufteilung des Schlosses in viele Salons und die alte Ausstattung größtenteils erhalten.

Seit 1992 beherbergt das Gebäude ein Hotel mit Restaurant. Zusammen mit dem Park ist der Kavalierspalast die Hauptsehenswürdigkeit der heutigen Gemeinde.

Datei:Grabkapelle Neudeck.JPG
Grabkapelle der Donnersmarcks

Grabkapelle

Die erhaltene neugotische Grabkapelle der Donnersmarcks wurde 1895-1897 von Julius Carl Raschdorff nordöstlich des alten Schlosses errichtet. Als Vorbild diente die Berliner Kirche Monbijou. Die Grabkapelle sollte zum einen den protestantischen Bewohnern des Schlosses und der örtlichen Bevölkerung als Gotteshaus dienen, zum anderen war das anliegende Mausoleum (erbaut 1903-1905) die Ruhestätte einiger Vertreter der Neudecker Linie des Hauses Donnersmarck. Im Mausoleum wurden unter anderem Guido Graf Henckel Fürst von Donnersmarck († 1916) und seine zweite Frau Katharina Fillipowa Christianowitsch, eine russische Adlige, bestattet. Sein Vater Carl Lazarus Henckel von Donnersmarck († 1864) wurde jedoch im heute nicht mehr vorhandenen alten Mausoleum in der Nähe des Alten Schlosses beigesetzt. Umgeben ist das Bauwerk von Kanälen und hundertjährigem Baumbestand. Die zierliche neugotische Kapelle hat eine rechteckige Form und wird von einem Dachreiter gekrönt. An der Nordseite schließt sich ein Kreuzgang mit dem angrenzenden, eigentlichen Mausoleum an. Auf der Dachspitze des quadratischen Baus ist ein bronzener Todesengel angebracht, der die Funktion des Gebäudes symbolisiert. Unter den vielen plastischen Details sind noch ein Relief des Agnus Dei (Lamm Gottes) und einige Wasserspeier zu nennen. Im Inneren konnte sich die alte Ausstattung nicht erhalten, da das Kirchlein nach dem 2. Weltkrieg unter Augen der damaligen Verwaltung ausgeplündert wurde. Die örtliche Pfarrei bemühte sich in den Folgejahren um die Übernahme der Grabkapelle und kaufte sie 1947. 1957 wurde die Kapelle nach Überwinden zahlreicher bürokratischer Hürden neu geweiht, nachdem sie renoviert und neu ausgestattet worden war. Dennoch war sie noch nicht gerettet: In der den nächsten Jahren verfiel sie wieder, da die Kapelle aus politischen Gründen auch für Gottesdienstbesucher nur mit Eintrittsgeld zu betreten war und sie deshalb kaum genutzt wurde. Später wurden Pläne diskutiert, wonach die Kapelle abgerissen oder in einen Umkleideraum mit Toiletten eines neuen Schwimmbads umgestaltet werden sollte. Es gelang aber der Pfarrgemeinde schließlich, die Kirche in drei Jahren bis 1983 zu renovieren. Die Kirche dient heute der örtlichen katholischen Kirche als Filiale.

Literatur

  • Danuta Emmerling u. a.: Górnośląskie Zamki i Pałace. ADAN, Opole 1999, ISBN 83-908136-8-8 (Buch über oberschlesische Schlösser)
  • Josef von Golitschek: Schlesien - Land der Schlösser. 286 Schlösser in 408 Meisterfotos. 2. Band: Moschen bis Zyrowa. Orbis, München 1988, ISBN 3-572-09275-2 (mit einigen historischen Fotos der Anlage)
  • Irma Kozina: Pałace i zamki na pruskim Górnym Śląsku w latach 1850-1914. Muzeum Śląskie, Katowice 2001, ISBN 83-87455-36-9 (polnisch mit deutscher Zusammenfassung "Schlösser und Landhäuser in Oberschlesien 1850-1914")
  • Jarosław Aleksander Krawczyk, Arkadiusz Kuzio-Podrucki: Zamki i pałace Donnersmarcków / Schlösser der Donnersmarcks. 2. Auflage. Rococo, Radzionków 2003, ISBN 83-86293-37-3 (deutsch und polnisch)
  • Anna Ocieczek: Załozenie pałacowe Świerklańca (Die Residenzanlage Neudeck). Diplomarbeit, Sozialwissenschaftliche Fakultät der Schlesischen Universität Katowice, ca. 2000
  • Hermann Reuffurth: Neudecker Neubauten. O. O. 1908
  • Marek Zgórniak: Le chateau Świerklaniec, oeuvre oubliée d'Hector Lefuel. In: La revue du Louvre et des Musées de France, 1989 (Schloss Neudeck als vergessenes Werk Lefuels; französisch, auch in polnischer Ausgabe)

Weblinks

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