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Scorpion (U-Boot)

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USS Scorpion
Dienstzeit USN Jack
Geordert: 31. Januar 1957
Kiellegung: 20. August 1958
Stapellauf: 29. Dezember 1959
Indienststellung: 29. Juli 1960
Schicksal: Gesunken, Grund nicht offiziell bekannt, vermutlich Torpedofehlfunktion
Gesunken: 22. Mai 1968
Aus Schiffsregister gestrichen: 30. Juni 1968
Technische Daten
Verdrängung: 2880 t aufgetaucht,
3500 t getaucht
Länge: 76,8 Meter
Breite: 9,7 Meter
Tiefgang: 9,1 Meter
Antrieb: S5W Reaktor, ein Propeller
Geschwindigkeit: 30+ Knoten
Besatzung: 8 Offizere, 75 Seemänner
Bewaffnung: 6 x 533 mm Torpedorohre
Insignia of USS Scorpion

USS Scorpion (SSN-589) war ein U-Boot der Skipjack-Klasse der US-Marine. Es wurde 1960 in Dienst gestellt, 1968 sank es als zweites nuklear getriebenes Unterseeboot der amerikanischen Marine im Nordatlantik unter noch immer nicht komplett aufgeklärten Umständen. Es wird angenommen, dass ein Torpedo innerhalb des U-Bootes detoniert ist. Mit dem Untergang der Scorpion verloren 99 Seeleute ihr Leben.

Technik

Die Boote der Skipjack-Klasse waren mit nur 76,8 Metern für Atom-U-Boote relativ klein. Durch die Bauform der Hülle in Tränen- oder Tropfenform, die bei der USS Albacore (AGSS-569) zum ersten Mal erprobt wurde, konnte das Boot erstmals Geschwindigkeiten von 30 Knoten erreichen.

Bewaffnet war die Scorpion mit sechs Bugtorpedorohren, aus dem neben dem Mark 37-Torpedo auch der Mark 45-ASTOR mit Atomsprengkopf abgefeuert werden konnte.

Einsatzprofil

Die Scorpion gehört zu den Jagd-U-Booten (engl. Hunter/Killer-Sub, zu dt. etwa: Jäger/Vollstrecker-U-Boot). Als solches profitiert sie vor Allem von ihrer Geschwindigkeit und der geringen Größe, die mit großer Wendigkeit einhergeht. Die Aufgabe von Jagd-U-Booten ist das Beschatten von feindlichen Raketen-U-Booten, außerdem Patrouillenfahrten in strategisch wichtigen Meeresregionen wie zum Beispiel die G-I-UK-Lücke, die Meeresengen zwischen Grönland, Island, und Großbritannien.

Die Scorpion führte unter anderem mehrere Übungen durch, bei denen sie als „Opfer“ für verbündete Kräfte diente, indem die ein feindliches U-Boot (und dessen Taktiken) simulierte. Außerdem war die Scorpion in der Lage, verdeckte Operationen durchzuführen. Dies umfasst unter anderem das Beschaffen von Leistungsdaten von feindlichen Schiffen, die mit dem Periskop oder dem ESM-Masten gesammelt werden. Eine andere Möglichkeit für die so genannten special operations ist die Fernmelde- und Elektronische Aufklärung, für die das U-Boot dicht vor die Küste fahren und für gewöhnlich auch in feindlichen Hoheitsgewässern operieren muss.

Geschichte

Name und Insignie

Die USS Scorpion (SSN-589) war das sechste Schiff der US-Marine, das nach dem Skorpion benannt wurde; bereits ihr Vorgänger, ein U-Boot im Zweiten Weltkrieg, ging unter ungeklärten Umständen verloren.

Die Insignie des Bootes zeigt eine U-Boot-Hülle in der Tränenform, welche mit der Skipjack-Klasse das erste Mal bei einer Klasse regulärer U-Boot eingesetzt wurde. Darunter wird ihr Kernantrieb symbolisiert. Links unten befindet sich eine Balliste, die Scorpion genannt wurde, rechts ist das Sternbild Skorpion zu sehen.

Bau

Stapellauf der USS Scorpion

Die Kiellegung der Scorpion erfolgte am 20. August 1958 bei Electric Boat, der Werft von General Dynamics in Groton, Connecticut. Der Stapellauf erfolgte am 19. Dezember 1959, das Schiff wurde von Mrs. Elizabeth S. Morrison getauft. Die Indienststellung fand am 29. Juli 1960 statt, ihr erster Kapitän war Norman B. Bassac.

Erste Fahrten

Der erste Heimathafen der Scorpion war New London, Connecticut, dort wurde sie dem Submarine Squadron 6, Division 62 zugeteilt. Ihre erste Fahrt begann am 24. August 1960 und dauerte zwei Monate. Die Scorpion durchquerte den Atlantik und nahm an NATO-Übungen in europäischen Gewässern teil, zusammen mit Teilen der Sechsten Flotte der US-Marine. Den Rest des Jahres bis hinein in den Mai 1961 führte das U-Boot Übungen vor der Ostküste der USA durch, bevor sie ein weiteres Mal Richtung Europa auslief und dort bis zu ihrer Rückkehr am 9. August weitere Übungen bestritt. Im September verlegte das Boot nach Norfolk in Virginia, wo sie im Jahr 1962 die Navy Unit Commendation gewann, eine Auszeichnung, die für besondere Leistungen im Krieg oder für besonders exzellent ausgeführte Operationen in Friedenszeiten vergeben wird.

Missionen von Norfolk aus

In Norfolk wurde die Scorpion vor allem als Übungsboot für Unterwassertaktik verwendet. So mimte sie häufig ein feindliches Unterseeboot, unter anderem auch in den Gewässern vor den Bermudas und Puerto Rico. Zwischen Juni 1963 und Mai 1964 erfolgte eine erste Überholung in den Werften in Charleston, South Carolina. Ab August 1964 folgte dann eine Patrouillenfahrt im Atlantik, im Frühjahr 1965 eine weitere in europäischen Gewässern. Auf diesen Fahrten wurden sowjetische U-Boote beschattet.

Ab Ende 1965 wurde die Scorpion für verdeckte Operationen eingesetzt, ihr Kapitän erhielt für diese Einsätze die Navy Commendation Medal, andere Offiziere und Matrosen bekamen niedrigere Auszeichnungen. Die genaue Natur dieser Einsätze unterliegt bis heute der Geheimhaltung.

Überholung

Am 1. Februar 1967 wurde die USS Scorpion in die Norfolk Naval Shipyard gebracht, wo ihre zweite Überholung stattfand. Jedoch wurden nur einige, zum Betrieb unerlässliche Reparaturen durchgeführt, eine komplette Überholung wurde aus Kostengründen und um die statistische Einsatzzeit der Atom-U-Boote zu erhöhen, nicht durchgeführt. Diese verkürzte Überholung wurde vom Chief of Naval Operations am 17. Juni 1966 genehmigt, was nötig war, da nach dem Submarine Safety Program (SubSafe) eine Komplettüberholung hätte stattfinden müssen. Dieses Programm wurde nach dem Untergang der USS Thresher (SSN-593) beschlossen.

Letzte Einsätze von Norfolk aus

Turm der USS Scorpion

Ende Oktober 1967 begann Scorpion unter ihrem neuen Kapitän Francis Slattery mit ihrem Training und Tests des Waffensystems. Zu ihrer letzten Fahrt brach die Scorpion schließlich am 15. Februar 1968 auf, eine Fahrt, die sie ins Mittelmeer führte. Dort mimte sie den Gejagten für Boote anderer NATO-Staaten. Ein bemerkenswerter Vorfall ereignete sich hierbei Mitte April: Als die Scorpion aufgetaucht mit der USS Curlass (SS-478) Funksprüche austauschte, raste ein sowjetischer Zerstörer auf die Scorpion zu und drehte erst kurz vor einem Zusammenstoß ab. Laut dem Kapitän der Cutlass, Herbert E. Tibbets, führte der Zerstörer dies drei- oder viermal durch. Kurz nach diesem Vorfall, am 15. April lag die Scorpion in Neapel im Hafen, wo sie während eines schweren Sturms mit einer Schute kollidierte und diese dabei versenkte. Taucher, die am 20. April das Heck der Scorpion untersuchten, konnten jedoch keine Beschädigungen feststellen.

Nach diesem Hafenbesuch sollte die Scorpion noch Aktivitäten der sowjetischen Marine untersuchen, die im Atlantik seltsame Ballone steigen ließ. Vor diesem Einsatz erfolgte noch ein Zwischenstopp im spanischen Rota um zwei Mannschaftsangehörige von Bord zu bringen, einen aus familiären Gründen, den zweiten aus medizinischen. Die Untersuchung der hydroakustischen Operationen der Sowjets, an denen zwei Vermessungsschiffe, ein Unterseebootrettungsschiff sowie ein U-Boot der Echo-Klasse teilnahmen, verlief negativ. Slattery teilte mit, er habe einige Fotos gemacht, aber wenig über den Zweck der Ballone herausfinden können. Der Ort dieser Operationen ist nicht bekannt, jedoch sprechen freigegebene Dokumente der US-Marine von der Sichtung einer Gruppe sowjetischer Schiffe 500 Kilometer vor der nordwestlichen Küste Afrikas. Die Luftüberwachung dieser Gruppe wurde zwischen dem 19. und 21. Mai unterbrochen, ungefähr die Zeit, in der die Scorpion in der Gegend war, was darauf hindeutet, dass die Scorpion diese Gruppe beschattet hat.

Nach dieser Aktion fuhr die Scorpion zurück Richtung Norfolk, wo sie am 27. Mai erwartet wurde, jedoch nie ankam. Die letzte Meldung erfolge am Abend des 21. Mai, in ihr teilte der Kapitän mit, dass sie sich 50 nm südlich der Azoren auf der zugewiesenen Route nach Hause befinde. Die Scorpion sank um den 22. Mai ca. 400 Meilen (650 km) südwestlich der Azoren in ca. 3000 Meter (10.000 Fuß) tiefem Wasser mit 99 Besatzungsmitgliedern an Bord. Am 5. Juni wurde das Boot für verloren erklärt, am 30. Juni wurde es aus dem Schiffsregister der Marine gestrichen.

Suche nach dem Wrack

Bild des Bugs am Meeresgrund

Nachdem die Scorpion sich in der letzten Woche vor der geplanten Ankunft nicht über Funk in Norfolk gemeldet hatte und auch am 27. Mai nicht vor dem Marinehafen auftauchte, wurde mit einer Suche nach dem Schiff begonnen, wobei von Anfang an wenig Hoffnung auf Rettung der 99 Seeleute an Bord bestand, da der Ozean auf der gesamten Route 3000 Meter tief ist, während die Zerstörungstiefe des U-Boots höchstens bei 600 Metern liegt. Mehrere U-Boote fuhren die Route der Scorpion ab, wobei die USS Lapon (SSN-661) einmal ein SOS von Brandywine (der Codename der Scorpion auf dieser Fahrt) empfing. Jedoch wurde schnell klar, dass es sich um einen üblen Scherz handelte. So fand keins der Boote ein Zeichen von der Scorpion.

Während dessen startete auch der führende Tiefseewissenschaftler der US-Marine, John Craven, eine Suche. Da er wusste, dass eine mögliche Ex- und Implosion auf den Bändern des Unterwasserhorchsystems der Marine, SOSUS, herausgefiltert worden wäre, kontaktierte er ein meereskundliches Labor auf den Bermudas, das von der Marine finanziert wurde. Auf den dortigen Aufzeichnungen wurden in der Tat acht Unterwasserexplosionen gefunden, die jedoch auch von Unterseebeben oder Ähnlichem hätten verursacht worden sein können. Da aus den Aufzeichnungen auch der genaue Ort der Explosionen nicht hervorging, sondern nur die Richtung, aus der das Geräusch kam, setzte Craven die Richtung mit dem Zeitpunkt der Explosion und der Route der Scorpion in Verbindung und kam so auf acht mögliche Orte, die sofort von Aufklärern überflogen wurden. Jedoch fanden diese keine Rückstände wie Öl oder Trümmer auf der Wasseroberfläche.

Unabhängig von Craven kontaktierte Wilton Hardy, ein Akustiker am Naval Research Laboratory, eine Unterwasserlauscheinrichtung der US-Luftwaffe mit zwei Stationen auf Neufundland, ca. 300 Kilometer voneinander entfernt. Tatsächlich fand auch Hardys Team Anzeichen einer Unterwasserexplosion, die sich nach dem Abgleichen mit Cravens Daten als eine der acht Möglichkeiten, die auch Craven ins Auge gefasste hatte, herausstellte. Dieser Punkt, der sich später als tatsächlicher Untergangsort herausstellte, lag nur ca. 650 Kilometer von den Azoren entfernt, damit sank das U-Boot nur 18 Stunden nach seiner letzten Meldung.

Die USNS Mizar

Dieser Punkt, auf den sich die Suche ab diesem Zeitpunkt konzentrierte, wurde Punkt Oscar genannt. Da die Scorpion jedoch nach der ersten Explosion 3000 Meter auf den Meeresboden sinken musste, ergab sich ein Kreis mit einem Durchmesser von gut 30 Kilometern, in dem das Wrack vermutlich liegen musste. Die Marine schickte die zum Tiefseeforschungsschiff umgebaute USNS Mizar, einen ehemaligen Polartender, als Sucheinheit zum Punkt Oscar. Nachdem dieser ohne Erfolg abgesucht worden war, befahl die Marine der Mizar, westlich des Punktes zu suchen, da man davon ausging, die Scorpion wäre vor der Katastrophe westwärts gefahren; jedoch blieb die Suche weiterhin ohne Ergebnis.

Währenddessen stellte Craven weitere Berechnungen an, die ergaben, dass die aufgezeichneten Explosionen, und damit auch das U-Boot, sich ostwärts bewegt hatten. Aus diesem Grund bediente sich Craven eines Suchverfahrens, welches auf der Bayesschen Schätzung beruht. Dabei ließ er zahlreiche Marineexperten auf das wahrscheinlichste Szenario wetten, um so den Faktor Ahnungen mit einzubeziehen. Dabei gaben die Teilnehmer Schätzungen bezüglich des Winkels, der Geschwindigkeit und der Himmelsrichtung des Abstieges der Scorpion ab. Heraus kam dabei, dass sich die Scorpion östlich von Punkt Oscar befinden müsste. Nachdem sie Suche im Westen erfolglos blieb, fuhr die Mizar schließlich gen Osten. Am 29. Oktober, fünf Monate nach dem Verlust des Bootes, fing tatsächlich eine der Unterwasserkameras Bilder des Wracks ein.

Erforschung des Wracks

Bild des Turms mit Trümmern (Bild von 1969)

Fotos von einem ferngesteuerten Tieftauchboot, das von der Mizar aus operierte, zeigten deutlich, dass die Scorpion durch die Explosion in zwei Teile geteilt worden war, die unabhängig voneinander zwei Furchen in den Meeresgrund geschlagen hatten. Der vordere Teil umfasste den Torpedoraum und die Steuerzentrale, der hintere bestand aus den Resten des Maschinenraums und der Reaktorabteilung. Der Turm wurde abgerissen und liegt bei den zwei Teilen in einem Feld von kleinen Trümmerstücken.

Im Jahre 1969 wurde der Bathyscaph Trieste zu dem U-Boot geschickt und machte in sieben Tauchgängen eine große Anzahl an Bildern, die später teilweise veröffentlicht wurden. Besonders interessierte sich die Marine für die Torpedorohre, Bilder von innerhalb des Torpedoraumes aufzunehmen, gelang nicht. Auf den veröffentlichten Bildern wurde der gesamte Bugbereich, in dem die Explosion stattfand, komplett ausgespart. Des weiteren testete die Trieste Wasser und Sedimente auf Kontamination durch Radioaktivität.

Hinteres Ende des Bugteils

Eine zweite gründliche Erforschung erfolgte im Jahre 1985 als das Tieftauchboot Alvin des Woods Hole Oceanographic Institute (WHOI) im Auftrag der Marine zum Wrack abtauchte und die ersten Farbfotos der Scorpion anfertigte. Dies geschah unter hoher Geheimhaltung, es wurde berichtet, dass der Einsatz zum Auffinden der Titanic diene. Erst nach einem Zeitungsbereicht gab die Marine zu, dass die Mission zur Scorpion geführt hatte und veröffentlichte einige der Bilder, jedoch wiederum keine der Explosionsstelle im Torpedoraum. Ein Kameraarm der Alvin soll laut Berichten wiederum nicht in der Lage gewesen sein, Bilder vom Inneren des Torpedoraums zu filmen. Aus anderen, veröffentlichten, Bildern war ersichtlich, dass sich der Maschinenraum, der sich im Heck eines U-Bootes befindet, wie ein Teleskop in die davor liegenden Abteilungen hineingeschoben hat, was möglich war, da der Durchmesser der tränenförmigen Hülle zum Heck hin stark abnimmt.

Die genaue Stelle, an der die Scorpion sank, ist unbekannt, Das Wrack liegt ungefähr 400 nm südwestlich der Azoren am Rande der Sargassosee

Mögliche Gründe für das Sinken

Nach dem Unglück wurde ein aus sieben Offizieren bestehender Untersuchungsausschuss gebildet. Das Ergebnis seiner Untersuchung wurde der Öffentlichkeit im Januar 1969 in einer Pressemitteilung mitgeteilt, wobei klargestellt wurde, dass auf Grund der Beweislage keine genaue Ursache ermittelt werden konnte. Erst 1993, als die Regierung Clinton den gesamten Bericht freigab, wurde ersichtlich, dass für die Ermittlungskommission ein Torpedounfall am wahrscheinlichsten war, nur auf Grund von Behauptungen des Kommandos für Waffentechnik, eine Torpedoexplosion innerhalb des U-Bootes sei unmöglich, wurde dieses Ergebnis zurückgehalten. Ebenso wurden aber Gaslecks, Feuer und weitere mechanische Fehler in Betracht gezogen. Von Anfang an kategorisch von der Marine abgestritten wurde die Möglichkeit, dass die Scorpion von einem feindlichen U-Boot versenkt worden sein könnte. Heute gilt ein Brand in einer Torpedobatterie, welcher den Gefechtskopf gezündet hat, als wahrscheinlichste Ursache.

Mechanische Ursache

Als relativ unwahrscheinlich gilt, dass ein mechanischer Fehler an Bord zum Untergang geführt haben könnte. Zu den möglichen Ursachen zählen hierbei unter anderem Gaslecks, Wassereinbruch in den Druckkörper oder Feuer. Gerüchte über mechanische Fehler wurden vor allem genährt von dem schlechten Zustand, in dem sich die Scorpion vor der letzten Fahrt befand. So soll die maximale Tauchtiefe auf 100 Meter beschränkt worden sein, ebenso soll es Versetzungsanträge gegeben haben, in denen auf Gefahren hingewiesen worden sein soll. So soll es wenige Monate vor dem letzten Einsatz zu starken Vibrationen während einer Testfahrt gekommen sein, die fast zum Sinken des Bootes geführt haben. Die Ursache des Fehlers soll nie gefunden worden sein.

Hot run eines Torpedos

Als wahrscheinlichste Ursache für den Unfall galt lange Zeit ein so genannter hot run eines Torpedos. Dabei aktiviert sich ein Torpedo im Torpedorohr, die Schraube beginnt sich zu drehen. Um den Torpedo wieder zu deaktivieren, muss das U-Boot eine 180°-Drehung vollführen, wonach der Torpedo sich automatisch deaktiviert, um zu vermeiden, dass er sein eigenes Schiff angreift. Dies würde auch erklären, warum die Scorpion vor der Explosion nach Osten gefahren ist.

Da die Marine die Möglichkeit, dass ein Torpedo im Rohr explodieren kann, ausschloss, wurde alternativ angenommen, dass ein Torpedo nach einem hot run ausgestoßen worden ist und dann, trotz der existierenden Sicherheitseinrichtungen, sein Schiff angegriffen haben könnte.

Eine dieser Möglichkeiten gilt als besonders wahrscheinlich, weil die Mk. 37-Torpedos, von denen die Scorpion 14 Stück an Bord hatte, für hot runs bekannt waren. Außerdem war ein Testgerät für diesen Typ Torpedos schon häufiger falsch eingesetzt worden, wodurch hot runs ausgelöst wurden. Kombiniert mit der Tatsache, dass auf der Heimfahrt routinemäßig viele Geräte an Bord eines Unterseebootes Funktionstests unterzogen werden, wurde ein hot run auch vom Untersuchungsausschuss als wahrscheinlichste Ursache angenommen.

Beschuss durch ein feindliches U-Boot

Von der Marine kategorisch ausgeschlossen, gab es doch häufige Gerüchte, wonach ein sowjetisches U-Boot für den Verlust der Scorpion verantwortlich gemacht wurde. Hinweise hierfür sind vor allem die Verstrickung der Scorpion in Geheimdienstoperationen, die noch immer der Geheimhaltung unterliegen. Besonders die Überwachung der sowjetischen Aktivitäten wenige Tage vor dem Sinken wird hierbei als Grund für ein Versenken angegeben, da zu der Gruppe auch ein U-Boot der Echo-Klasse gehört haben soll. Jedoch sprechen in den 1990ern freigegebene Berichte davon, dass es weder während noch nach der Anwesenheit der Scorpion eine Veränderung im Einsatzmuster der Gruppe gegeben habe.

Ein weiterer Grund für eine mögliche Versenkung der Scorpion sehen Anhänger dieser Theorie im zwei Monate vorher geschehenen Unfall an Bord des sowjetischen U-Bootes der Golf-Klasse, K-129 im Pazifik (dieses U-Boot wurde später im Jennifer-Projekt teilweise von der CIA gehoben). Die Regierung der UdSSR sprach nach dem Vorfall davon, dass die K-129 von U-Booten der US-Marine versenkt wurden sei, so dass die Scorpion aus Rache ebenfalls versenkt worden sein könnte. Nahrung bekamen derartige Spekulationen durch Aussagen russischer Marineoffiziere in den 1990ern, wonach es Absprachen zwischen sowjetischen und amerikanischen U-Boot-Offizieren gegeben habe, keine Untersuchungen zur Involvierung der jeweils anderen Seite anzustellen.

Explosion einer Torpedobatterie

Heute wird auf Grund neuer Informationen, die der Untersuchungskommission noch nicht vorlagen, sondern erst von Journalisten der New York Times 1998 in dem Buch Jagd unter Wasser (org. Blind Man's Bluff) veröffentlicht wurden, davon ausgegangen, dass eine brennende Torpedobatterie von Typ Mark 46 für die Mark 37-Torpedos den Gefechtskopf detonieren ließ. Dieser Theorie beruht auf einem geheimgehaltenen Vorfall bei Tests einer Batterie: Während eines Vibrationstests explodierte die Batterie ohne Vorwarnung. Es stellte sich heraus, dass die Membran, die den Fluss des Elektrolyts in die Energiezelle verhindern sollte und bei Aktivierung des Torpedos komplett einreißen soll, auf Grund der Bewegungen leicht beschädigt worden war und sich die Chemikalien langsam mischten, was Hitzeentwicklung und schließlich einen Brand auslöste. Gerade vor dem Hintergrund der aufgetretenen Vibrationen an Bord der Scorpion wird dies als wahrscheinlichste Unfallursache angesehen. Einer der Ingenieure des Labors, in dem die Explosion stattfand, meint sich außerdem zu erinnern, in einem Gespräch gehört zu haben, dass die Scorpion eine Batterie der fehlerhaften Charge an Bord hatte. Die Warnung vor diesen Batterien erfolgte wenige Tage bevor die Scorpion sich auf den Heimweg nach Norfolk machte.

Folgen für die Umwelt

Das Unglück der Scorpion ist potentiell sehr gefährlich für die Gegend, da sich neben dem Reaktor auch zwei Mark 45 ASTOR-Torpedos mit nuklearem Gefechtskopf an Bord befunden haben. Jedoch untersucht die US-Marine Wasser- und Sedimentproben sowie Fische aus der Gegend regelmäßig auf Kontamination durch Plutonium. Die Ergebnisse wiesen bisher, laut den Marineberichten, keinerlei Verstrahlung oder anderweitige Verschmutzung auf, was darauf hinweist, dass der Reaktor während der Implosionen, ausgelöst durch den Druckunterschied zwischen Innenraum und Wasser, nicht beschädigt worden ist.

Literatur

  • Sontag, Sherry; Drew, Christopher: Jagd unter Wasser. Die wahre Geschichte der U-Boot-Spionage; 2000, Bertelsmann Verlag, München

Weblinks

Anhang: Liste der Männer an Bord der letzten Fahrt der USS Scorpion

Commander Francis A. Slattery, letzter Kapitän der Scorpion
Lieutenant Commander David B. Lloyd, der letzte 1. Offizier der Scorpion

Die folgenden Offiziere und Matrosen kamen bei dem Verlust der USS Scorpion 1968 ums Leben.

Für die Dienstgrade siehe auch Dienstgrade der US Navy und Navysite.de (Anmerkung: das (SS) hinter dem Rang bedeutet, dass der Matrose sich speziell für U-Boote qualifiziert hat und die U-Boot-Spange (Delphin) tragen durfte):

Offiziere Chief Petty Officers
  • Commander Francis Atwood Slattery,
    Commanding Officer
  • Lieutenant Commander David B. Lloyd,
    Executive Officer
  • Lieutenant Commander Daniel P. Stephens
  • Lieutenant John Patrick Burke
  • Lieutenant George Patrick Farrin,
  • Lieutenant Robert Walter Flesch
  • Lieutenant William Clarke Harwi
  • Lieutenant Charles Lee Lamberth
  • Lieutenant (j.g.) James W. Forrester, Jr.
  • Lieutenant (j.g.) Michael A. Odening
  • Lieutenant (j.g.) Laughton D. Smith
  • Lieutenant (j.g.) John C. Sweet
  • TMC Walter William Bishop,
    Chief of the Boat (COB)
  • MMC(SS) Robert Eugene Bryan
  • RMC(SS) Garlin Ray Denney
  • RMCS(SS) Robert Johnson
  • MMCS(SS) Richard Allen Kerntke
  • QMCS(SS) Frank Patsy Mazzuchi
  • EMC(SS) Daniel Christopher Peterson
  • HMC(SS) Lynn Thompson Saville
  • ETC(SS) George Elmer Smith, Jr.
  • YNCS(SS) Leo Williazm Weinbeck
  • MMC(SS) James Mitchell Wells
Matrosen
  • FTG3(SS) Keith Alexander M. Allen
  • IC2 Thomas Edward Amtower
  • MM2 George Gile Annable
  • FN(SS) Joseph Anthony Barr, Jr.
  • RM2(SS) Michael Jon Bailey
  • IC3 Michael Reid Blake
  • MM1(SS) Robert Harold Blocker
  • MM2(SS) Kenneth Ray Brocker
  • MM1(SS) James K. Brueggeman
  • RMSN Daniel Paul Burns, Jr.
  • IC2(SS) Ronald Lee Byers
  • MM2(SS) Douglas Leroy Campbell
  • MM3(SS) Samuel J. Cardullo
  • MM2(SS) Francis King Carey
  • SN Gary James Carpenter
  • MM1(SS) Robert Lee Chandler
  • MM1(SS) Mark Helton Christiansen
  • SD1(SS) Romeo Constantino
  • MM1(SS) Robert James Cowan
  • SD1(SS) Joseph Cross
  • FA Michael Edward Dunn
  • ETR2 Richard Philip Engelhart
  • FTGSN William Ralph Fennick
  • IC3(SS) Vernon Mark Foli
  • SN Ronald Anthony Frank
  • CSSN(SS) Michael David Gibson
  • IC2 Steven Dean Gleason
  • STS2(SS) Micheal Edward Henry
  • SK1(SS) Larry Leroy Hess
  • ETR1(SS) Richard Curtis Hogeland
  • MM1(SS) John Richard Houge
  • EM2 Ralph Robert Huber
  • TM2(SS) Harry David Huckelberry
  • EM3 John Frank Johnson
  • IC3(SS) Steven Leroy Johnson
  • QM2(SS) Julius Johnston, III
  • FN Patrick Charles Kahanek
  • TM2(SS) Donald Terry Karmasek
  • ETR3(SS) Rodney Joseph Kipp
  • MM3 Dennis Charles Knapp
  • MM1(SS) Max Franklin Lanier
  • ET1(SS) John Weichert Livingston
  • ETN2 Kenneth Robert Martin
  • ET1(SS) Michael Lee McGuire
  • TMSN Steven Charles Miksad
  • TMSN Joseph Francis Miller, Jr.
  • MM2(SS) Cecil Frederick Mobley
  • QM1(SS) Raymond Dale Morrison
  • QM3(SS) Dennis Paul Pferrer
  • EM1(SS) Gerald Stanley Psopisil
  • IC3 Donald Richard Powell
  • MM2 Earl Lester Ray, Jr.
  • CS1(SS) Jorge Luis Santana
  • ETN2(SS) Richard George Schaffer
  • SN William Newman Schoonover
  • SN Phillip Allan Seifert
  • MM2(SS) Robert Bernard Smith
  • ST1(SS) Harold Robert Snapp, Jr.
  • ETM2(SS) Joel Candler Stephens
  • MM2(SS) David Burton Stone
  • EM2 John Phillip Sturgill
  • YN3 Richard Norman Summers
  • TMSN John Driscoll Sweeney, Jr.
  • ETM2(SS) James Frank Tindol, III
  • CSSN Johnny Gerald Veerhusen
  • TM3 Robert Paul Violeiti
  • ST3 Ronald James Voss
  • FTG1(SS) John Michael Wallace
  • MM1(SS) Joel Kurt Watkins
  • MMFN Robert Westley Watson
  • TM2 James Edwin Webb
  • SN Ronald Richard Williams
  • MM3 Robert Alan Willis
  • IC1(SS) Virgil Alexander Wright, III
  • TM1(SS) Donald H. Yarsbrough
  • ETR2(SS) Clarence Otto Young, Jr.