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Special Air Service

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Der Special Air Service (SAS), ist eine Spezialeinheit des britischen Militärs, die 1941 während des Zweiten Weltkriegs vom schottischen Oberstleutnant David Stirling gegründet wurde. Der SAS operiert weltweit und ist in Hereford stationiert. Er gilt als die erfahrenste und älteste noch bestehende Spezialeinheit der Welt.

Zu den Aufgaben des SAS zählen das Sammeln von Informationen über den Feind, das Verüben von Sabotageakten hinter feindlichen Linien, das Markieren von Zielen für den Beschuss und die Befreiung von gefangenen Soldaten oder Zivilisten. Neben Kriegseinsätzen wird der SAS auch als Antiterroreinheit im Inland eingesetzt, vor allem zur Geiselbefreiung aber auch zur gezielten Eliminierung von Mitgliedern der IRA. Er bildet Spezialeinheiten befreundeter Länder aus und handelt im Zweifel auch verdeckt, so dass eine Beteiligung der britischen Regierung nicht erkennbar ist. Bemerkenswerterweise übernimmt der zum Militär gehörende SAS auch Aufgaben einer polizeilichen Spezialeinheit, dazu gehört unter anderem der Schutz hoher britischer Würdenträger. Sein Motto lautet: Who dares wins - Wer wagt, gewinnt.

Organisation

Heute besteht der SAS aus drei Regimentern:

  • 22nd Special Air Service Regiment in London
  • 21st Special Air Service Regiment in den West Midlands (seit 1947)
  • 23rd Special Air Service Regiment in Wolverhamptom

Die beiden Regimenter 21 und 23 dienen als Reserveeinheiten (TA SAS – Territorial Army). Im Kriegsfall übernehmen sie so genannte Long Range Reconnaissance Patrols (Fernspäher-Aufklärungseinsätze) hinter den feindlichen Linien und sollen Verluste des Regiments 22 ausgleichen. Jedes von ihnen besteht aus drei Squadrons.

Lediglich das Regiement 22 bildet den aktiven SAS. Rund 350 Mann gehören dazu, je Squadron 78 Soldaten und sechs Offiziere.

Dieses besteht aus den vier Squadrons A, B, D und G (die C Squadron wurde 1980 aufgelöst). Vier so genannte Troops bilden wiederum eine Squadron: ein Mountain Troop (Gebirgsjäger), ein Mobility Troop (Transport und leichte Artillerie), ein Air Troop (Luftlandeeinheit) und ein Boat Troop (Kampfschwimmer).

Zum 22 SAS gehören außerdem noch eine Stabsgruppe, eine Planungs- und Nachrichtenabteilung, eine Abteilung zur Untersuchung von Einsätzen und ein Ausbildungszug.

Im Turnus von sechs bis neun Monaten ist jede dieser vier Squadrons als CRW-Wing (Counter Revolutionary Warfare - Guerillakampf) an der Reihe. Der Wing steht in ständiger Bereitschaft und soll im Zweifel in zwei Etappen innerhalb von 30 Minuten, beziehungsweise zwei Stunden, einsatzbereit sein. Unterteilt ist er in zwei Gruppen, die jeweils aus einem Sturmangriffs- und einem Scharfschützenteam bestehen:

  • Rot (Luftlande- und Gebirgsjägergruppe)
  • Blau (Kampfschwimmer und Artillerie)

Neben den drei Regiementern, die eng zusammenarbeiten, existieren noch kleinere Einheiten für besondere Aufgaben:

  • die 63rd SAS Signal Squadron in South East England sowie Eastern Wessex,
  • und das L Detachment (früher R-Squadron), gebildet aus ehemaligen SAS-Mitgliedern. Letzteres untersteht dem TA SAS und dient als Reserve zum schnellen Ersetzen von Verlusten.

Die ursprünglichen Einheiten, das 1st Special Air Service Regiment und das 2nd Special Air Service Regiment, wurden 1945 aufgelöst.

Geschichte

1941-1945

Gegründet wurde “das Regiment”, wie der SAS auch genannt wird, im Juli 1941 während des Zweiten Weltkrieges von dem damaligen Lieutenant David Stirling. Ursprüngliches Ziel waren Sabotageakte weit hinter der Front des deutschen Afrikakorps, um Rommels Nachschublinien zu stören. Die nur 66 Mann große Truppe firmierte unter dem Namen „L Detachment, Special Air Service Brigade“. Die Bezeichnung Brigade, die eine viel größere Einheit vermuten ließ, trug sie nur als Tarnung und zur Verwirrung der Deutschen, ebenso wie den Zusatz Air.

Stirlings Männer wurden im ägyptischen Kabrit nahe des Suez-Kanals ausgebildet. Sie arbeiteten anfangs eng mit der so genannten Long Range Desert Group (LRDG), einer Aufklärungseinheit der Armee zusammen.

Während des Wüstenkrieges in Afrika unternahmen Stirlings Soldaten viele erfolgreiche Angriffe, vernichteten Treibstoffdepots oder Flugplätze. Sie waren so gefürchtet, dass Adolf Hitler den so genannten Kommandobefehl erließ, der besagte, dass jedes gefasste Mitglieder einer solchen Gruppe zu erschießen sei. Sie perfektionierten eine Taktik namens Hit and Run (Angreifen und Verschwinden), indem sie lediglich mit Jeeps, die ein Maschinengewehr trugen, angriffen und anschließend wieder in der Wüste verschwanden.

Der allererste Einsatz allerdings war ein Desaster. Im November 1941 sprangen 62 Mann mit Fallschirmen hinter den feindlichen Linien ab, um einen Fliegerhorst zu zerstören. Jedoch nur 22 erreichten den ausgemachten Treffpunkt, die übrigen wurden gefangen oder getötet. Stirling warb anschließend in der Armeeführung darum, das Unternehmen wiederholen zu dürfen. Diesmal transportierte die LRDG die Soldaten per Fahrzeug zum Einsatzort. Ohne eigene Verluste wurde der Flugplatz zerstört. Die Gruppe erhielt im Oktober 1942 den Namen 1st SAS und damit auch den Status eines eigenständigen Regiments. Stirlings Bruder Bill begann mit dem Aufbau eines zweiten Regiments, namens 2nd SAS.

Im Januar 1943 wurde David Stirling bei einem Einsatz von Italienern gefasst und verbrachte den Rest des Krieges in einem Kriegsgefangenenlager. Das Kommando übernahmen sein Bruder Bill und ein Mann namens Blair 'Paddy' Mayne.

Nicht nur in Afrika war das Regiment aktiv, sondern auch bei der Invasion von Italien. Dabei nutzte man nutzte man auch italienische Partisanen und geflohene sowjetische Kriegsgefangene. Sie dienten im "Allied SAS Battalion" und störten unter anderem die Kommunikationslinien des Oberbefehlshabers der Front, Albert Kesselring. Zwischen 1943 und 1945 wurden insgesamt drei dieser Fremdenbataillone aufgebaut:

  • 3rd SAS bestehend aus französischen Soldaten,
  • 4th SAS bestehend aus französischen Soldaten,
  • 5th SAS bestehend aus belgischen Soldaten.

Am 1. April 1944 werden alle bisherigen Einheiten unter dem Namen "Special Air Service Regiment" zusammengefasst und in das Army Air Corps eingegliedert.

Als Vorbereitung der Landung in der Normandie 1944 halfen vier-Mann-Teams des SAS dem französischen Maquis, während und nach der Landung der Alliierten verübten SAS-Leute wieder Anschläge auf Nachschubeinrichtungen hinter der Front. Nach dem Ende des Krieges wurde der SAS eingesetzt, um ehemalige SS- und Gestapo-Angehörige zu suchen und zu verhaften. Zu dieser Zeit bestand die Einheit bereits aus fünf Regimentern, von denen zwei vor allem französische und eines belgische Mitglieder hatte.

1946-1979

Die beiden französischen Battaillone und das belgische wurden nach dem Krieg aufgelöst, die Soldaten kehrten in ihre Heimatländer zurück und wurden dort in die Armeen eingegliedert. Die französischstämmigen Einheiten bilden das:

  • 2e Régiment Chasseur Parachutistes und das
  • 3e Régiment Chasseur Parachutistes.

In der belgischen Armee ensteht aus den Heimkehrern das

  • 1st Battalion Belgian Para Commandos.

Auch der Rest der Truppe bestand nicht in der bisherigen Form weiter. Der SAS wurde offiziell aus der Armee ausgegliedert und aufgelöst. Am 1. Juli 1947 jedoch wurde sie zumindest teilweise als Special Air Service Regiments im Army Air Corps neuaufgestellt. Es bestand aus einem Regiment der Reserve (Territorial Army - T.A.): dem 21st Battalion, Special Air Service Regiment (Artists Rifle). Im August 1949 wird diese Einheit aus dem Army Air Corps ausgegliedert und als unabhängiges Corps geführt.

Erst 1950 baute Brigadier Mike Calvert den SAS als Kommandoeinheit neu auf. Grund war eine Krise in Malaysia, wo Rebellen versuchten, die Unabhängigkeit zu erkämpfen. Als Anit-Guerilla-Einheit wurde die so genannte Z Squadron gebildet, die unter dem Namen "Malayan Scouts" in Malaysia kämpft. Die Squadron besteht aus Ex-SAS-Männern, Rekruten von anderen Einheiten und auch aus Insassen von Armeegefängnissen. Zusätzlich wurde das noch existierende Regiment 21 in den Dschungel von Malaysia geschickt. Bis zum Ende des Jahres 1955 bestand die gesamte Truppe wieder aus fünf Schwadronen und blieb in Malaysia bis einschließlich 1958.

Im Jahr 1952 wurden die bestehenden Gruppen in zwei Einheiten neu organisiert:

  • 21st Special Air Service Regiment (Artists Rifle), (T.A.)
  • 22nd Special Air Service Regiment, in dem die "Malayan Scouts" aufgingen.

1959 dann entstand in der Territorial Army eine zweite SAS-Einheit:

  • 23rd Special Air Service Regiment (T.A.).

Die letzte Umorganisation gab es am 1. April 1967. Im Hauptquartier in Hereford wurde zu diesem Zeitpunkt eine neue Squadron aufgebaut:

  • R Squadron, Special Air Service Regiment (V).

Sie bestand aus ausgewählten Mitgliedern der Regimenter 21 und 23 und wird als schnelle Verstärkung dem 22nd SAS angegliedert. Später erfolgt noch eine Umbenennung in den historischen Namen:

  • L Detachment.

Dem Einsatz in Malaysia folgten weitere. So bekämpften SAS-Teams gegen den Sultan putschende Rebellen im heutigen Oman (1958-59) oder Guerillas in Borneo, dem heutigen Brunei (1963-66). Außerdem waren sie von 1964-67 in Aden im Einsatz, bevor die Briten das Land verließen. Von 1970-77 gab es erneut Unternehmen in Oman. Diese Einsätze waren inoffiziell und streng geheim. Überhaupt wandelte sich der SAS mehr und mehr von einer regulären Armeeeinheit hin zu einer geheim gehaltenen Spezialtruppe. Damit änderten sich auch die Aufgaben, zu denen inzwischen der Personenschutz und der Kampf gegen Terroristen gehörte. Als Tarnung wurden im Einsatz nun auch zivile Kleider oder Uniformen anderer Armeeeinheiten getragen.

Nordirland

Ab 1969 setzte die britische Regierung den SAS auch in Nordirland ein, was schnell zu Kritik führte. Offiziell begann die britische Armee ihren Einsatz in der Provinz, um der dortigen Polizei, der Royal Ulster Constabulary, zu helfen. Jedoch waren die Einsätze, bei denen "das Regiment" involviert war, von vornherein Kampfeinsätze gegen die IRA. Mehrfach kamen dabei unbewaffnete Zivilisten zu Tode, darunter eine Frau. Anfangs traten die Soldaten noch offen in ihren Uniformen und sandfarbenen Baretten auf, später arbeiteten sie immer häufiger verdeckt.

Der SAS wurde in den 70er Jahren zu einem der wichtigsten Instrumente bei der Suche nach Informationen gegen Nordirische Terrorgruppen. Um diese Aufgabe zu erfüllen, handelten die Kommandos immer offensiver, wobei bei Verfolgungen – obwohl es ihnen verboten war – SAS-Männer auch die Landesgrenze zur Republik Irland überschritten. So wurde unter anderem im März 1976 der IRA-Kommandant Seán MacKenna aus seinem Haus in der Republik Irland entführt und an eine Patrouille der britischen Armee übergeben.

Aufgrund seiner aggressiven und kompromisslosen Kampfweise wurde der SAS gefürchtet und bekam einen geradezu mythischen Ruf. Beispielhaft dafür war die Balcombe Street Belagerung am 6. Dezember 1975. Auf der Flucht vor der Polizei hatten sich zwei IRA-Männer in einer Wohnung in der Balcombe Street in London verschanzt und zwei Bewohner als Geiseln genommen. Sechs Tage lang dauerten die Verhandlungen. Die Männer ergaben sich, als Medien berichteten, der SAS solle zur Befreiung der Geiseln eingesetzt werden.

1980-2001

In den 80er Jahren wurde "das Regiment" mehr und mehr auch für die Öffentlichkeit sichtbar. Die neue Offenheit der Regierung im Umgang mit dem SAS begann im April 1980. An diesem Tag besetzten sechs iranische Terroristen die iranische Botschaft in London. Vergeblich verhandelte die Polizei sechs Tage lang mit den Besetzern, die zur Unterstützung ihrer Forderungen eine Geisel töteten. Am 5. Mai befahl Premierministerin Margaret Thatcher den Angriff. Um 19.26 Uhr stürmten mehr als 30 SAS-Männer das Gebäude und wurden dabei zum Teil live von der BBC gefilmt. Die Terroristen erschossen während des Kampfes eine weitere Geisel, wurden jedoch vollständig überwältig. Fünf der sechs Besatzer wurden dabei getötet, die übrigen 22 Geiseln befreit. Die Aktion galt als großer Erfolg.

Der nächste große Einsatz kam während des Falkland-Krieges 1982. Mehrere Teams des SASv kämpften zur Vorbereitung und während der Landung auf den Falklands, genau wie Teams des SBS. Auch soll es zu Einsätzen auf dem argentinischen Festland gekommen sein, doch gibt es dafür keine Belege.

Die Truppe wurde jedoch nicht nur für Kriege und für den Terrorkampf gebraucht. 1987 befahl Premierministerin Margaret Thatcher einem SAS-Team, das Hochsicherheitsgefängnis in Peterhead in Schottland zu stürmen und eine Rebellion der Insassen zu beenden. Als Waffen setzten die Soldaten lediglich Schlagstöcke ein. Der Einsatz gelang, ein gefangen gehaltener Wachmann wurde von ihnen befreit.

Im Zweiten Golfkrieg 1991 übernahm der SAS ähnliche Aufgaben wie einst im Zweiten Weltkrieg: Sabotageeinsätze weit hinter den feindlichen Linien. Vorrangiges Ziel war die Zerstörung von Abschussbasen irakischer Scud-Raketen. Dabei erlitt die Truppe auch einen ihrer größten Fehlschläge: Zwei Mitglieder des Kommandos "Bravo Two Zero" haben diesen Einsatz später in Büchern beschrieben. Ihr Acht-Mann-Team sollte tief in der irakischen Wüste Abschussstellungen unschädlich machen, es wurde jedoch schon beim Eindringen in den irakischen Luftraum gesichtet und verfolgt. Mehrere Tage lang zogen sich die Soldaten kämpfend zurück und töteten dabei schätzungsweise 250 Iraker. Nur einer der acht schaffte es, sich bis zur 190 Kilometer entfernten syrischen Grenze durchzuschlagen. Drei weitere wurden im Kampf getötet, die übrigen vier gefangen und auch gefoltert.

Gegenwart

Neben den klassischen Aufgaben Sabotage, Geheimdienstarbeit und Geiselbefreiung ist für den SAS seit dem September 2001 eine weitere immer wichtiger geworden: der weltweite Kampf gegen terroristische Gruppen. Aufgrund der in Nordirland gemachten Erfahrungen gilt der SAS als eine der wichtigsten Waffen in diesem unerklärten Krieg. Große Einsätze vieler SAS-Leute in Afghanistan und Irak gehören ebenso dazu, wie kleine Aktionen einzelner Teams.

Im Gegensatz zu ähnlichen Einheiten verbündeter Länder wie der Delta Force (USA) oder dem KSK (Deutschland) arbeitet der SAS dabei immer wieder auch eng mit der Polizei zusammen. So waren laut britischen Medienberichten SAS-Leute im Juli 2005 an der Überwachung von Jean Charles de Menezes beteiligt, der von der Londoner Metropolitan Police als Terrorverdächtiger verfolgt und letztlich in der U-Bahn erschossen wurde. Auch sollen einige Mitglieder eingesetzt worden sein, um nach den Bombenanschlägen auf das Londoner Verkehrsnetz im Juli 2005 die Hintermänner zu jagen. Sie sollen auch an der Erstürmung mehrerer Wohnungen in West-London beteiligt gewesen sein. Eine offizielle Bestätigung dieser Berichte gab es wie üblich nicht.

Auswahlverfahren

Seit 1952 werden die Soldaten des SAS in einem speziellen Verfahren ausgewählt, welches der damalige Kommandeur Major John Woodhouse einführte. Bis dahin verdienten sich Interessenten die Aufnahme in ihren jeweiligen Einheiten durch besonderen Einsatz im Kampf.

Das Auswahlverfahren ist das härteste der britischen Armee. Lediglich zwei bis zehn Prozent der Anwärter bestehen es. Durchgeführt wird es in den Bergen von Wales.

Bewerber müssen männlich sein und entweder seit mindestens drei Jahren Mitglied der britischen Armee oder seit 18 Monaten Angehöriger der beiden anderen Regimenter 21 und 23 (in beide können Zivilisten direkt eintreten). Außerdem akzeptiert der SAS Mitglieder der Armeen des Commonwealth als Anwärter. Wird eine der Prüfungen nicht bestanden, erfolgt sofort die Rückversetzung in die ursprüngliche Einheit. Ein zweiter Versuch ist möglich, weitere Anläufe jedoch nicht.

Einführung (2 Tage)

Ein Wochenende lang bekommen die Kandidaten Einblick in das Leben in einer britischen Spezialeinheit und werden über die Anforderungen der Einstellungstests informiert. Außerdem müssen sie ihre Fähigkeiten im Umgang mit Karte und Kompass belegen, eine Schwimmprüfung absolvieren, außerdem einen Fitnesstest und einen in Erster Hilfe.

Fitness und Orientierung (4 Wochen)

Dieser Teil findet in den Brecon Beacons und im Elan-Tal in Wales statt. Zuerst ist der so genannte Battle Fitness Test (BFT) zu bestehen: 2,5 Kilometer müssen als Gruppe in unter 13 Minuten gelaufen werden, anschließend noch einmal allein in unter 11,5 Minuten. Überhaupt besteht die erste Woche vor allem aus Geländeläufen über die Berge mit leichtem Gepäck, außerdem aus Kartenlese- und Orientierungsaufgaben bei Tag oder Nacht. Im Laufe der Auswahl nimmt das Gewicht des Rucksacks zu und es muss auch das Gewehr mitgenommen werden. Die dritte Woche ist bestimmt von Orientierungsübungen im Gelände mit steigendem Schwierigkeitsgrad. In der letzten Woche ist jeden Tag ein Geländelauf gegen die Uhr zu bewältigen, der letzte über eine Distanz von 65 Kilometer – je nach Wetter dauert dieser zwischen 20 und 24 Stunden.

Einheiten wie der SAS suchen damit keine Rambo-Typen. Die Auswahl dient dazu, nicht allein physische Fitness zu beweisen, sondern vor allem mentale Stärke. Daher sind es eher die Stillen und Unauffälligen, die ihre Fähigkeiten kennen und sich selbst vertrauen, die das brutale Verfahren überstehen. Wichtigste Vorraussetzung ist, nichts so sehr zu wollen, wie die Aufnahme zu schaffen und im Regiment zu bleiben. Wenn jemandem irgendetwas wichtiger ist als dieses Ziel, wird derjenige es wohl nicht schaffen.

Ausbildung

Aufbautraining (4 Wochen)

Ausführliche und möglichst realistische Ausbildung an Handfeuerwaffen und Sprengstoffen und Übungen in Kleingruppentaktik. Wer bisher noch keine Fallschirmausbildung hat, bekommt sie nun.

Dschungelausbildung (6 Wochen)

Die Ausbildung wird in kleinen Gruppen von je vier Mann absolviert, jede Gruppe überwacht von einem Ausbilder. Die Soldaten haben zu jeder Zeit ihr Messer mitzuführen und dürfen lediglich eine Stunde in der Nacht und eine am Morgen ausruhen. Das Training umfasst die Orientierung und das Überleben im Dschungel, den Umgang mit Booten und den Aufbau von Lagerplätzen. Sämtliche Fähigkeiten müssen in einer Abschlussübung bewiesen werden.

Kampfausbildung (4 Wochen)

In diesem Abschnitt werden in erster Linie das Überleben von Kampfsituationen (Combat Survival), das Überstehen von Gefangennahme und das Verbergen vor Feinden trainiert. Dazu gehört, dass die Soldaten sich nur von den Dingen ernähren, die sie in Wald und Feld finden und auch das Überstehen von Verhören und Folter. Die Ausbildung beendet eine Übung in E&E-Taktiken (Escape and Evasion – Fliehen und Ausweichen). Dazu bekommen die Soldaten unhandliche Übermäntel, um ihre Bewglichkeit einzuschränken und werden von anderen Einheiten, üblicherweise Fallschirmjägern oder Gurkhas gejagt. Lassen sie sich fangen, müssen sie ein Verhör überstehen, in dem sie nur ihren Namen, ihren Rang, ihr Geburtsdatum oder ihre Kennnummer verraten dürfen. Einzig erlaubte andere Antwort ist: "Es tut mir leid, ich kann diese Frage nicht beantworten."

Jeder Fehler in einem dieser Abschnitte führt dazu, dass der Soldat sofort zu seiner Ursprungseinheit zurückversetzt wird. Besteht er sie, verliert er jeden bisherigen Dienstrang und wird einfaches Mitglied (Trooper) des SAS. Die Ränge innerhalb des Regiements müssen neu erworben werden. Sollte er die Truppe verlassen, bekommt er seinen alten Rang zurück. Für Offiziere gilt ein abweichendes Verfahren: Sobald sie mindestens Captain (Hauptmann) sind, behalten sie ihren Rang, dürfen jedoch maximal drei Jahre im SAS dienen. Wenn sie anschließend den Test erneut bestehen, dürfen sie drei weitere Jahre dabei bleiben.

Spezialausbildung

Anschließend beginnt die eigentliche Ausbildung, innerhalb der sich jeder Soldat auf einem oder mehreren Gebieten zum Experten (Specialist) für bestimmte Bereiche fortbildet. Die Bereiche sind:

  • Erste Hilfe bis hin zu Chirurgie,
  • Signale,
  • HALO (High Altitude, Low Opening), Fallschirmtraining mit besonders hohen Absprüngen und Öffnen des Schirms in sehr niedriger Höhe,
  • HAHO (High Altitude, High Opening), Öffnen des Schirms in großen Höhen,
  • Scharfschütze,
  • Sprachen,
  • Fahrer,
  • Guerillakampf (Counter Revolutionary Warfare- CRW),
  • Sprengmethoden.

SAS-Soldaten verdienen mehr als ihre Kollegen beim deutschen Kommando Spezialkräfte, aber reich werden sie nicht. Je nach Rang und Fähigkeiten bekommen sie 25.000 bis 80.000 Pfund im Jahr. Alt wird auch niemand, bereits während der Ausbildung gibt es viele Verletzte und immer wieder auch Tote. Der Dienst ist so hart, dass viele der Männer mit Mitte 30 aussteigen. Auch wenn sie die Einsätze überleben, durch schlechte Ernährung, verseuchtes Wasser, Infektionen oder Gefangenschaft leiden viele Ehemalige an Spätfolgen.

Ausrüstung

Bewaffnung

Informationen über den SAS basieren eigentlich sämtlich auf Büchern ehemaliger Mitglieder oder auf denen von Journalisten. Ihre Genauigkeit und ihre Aktualität sind daher begrenzt. Es kann als gesichert gelten, dass der SAS ähnlich wie andere Spezialeinheiten Zugriff auf praktisch jede Waffe hat, und sie entsprechend den eigenen Bedürfnissen modifizieren und anpassen kann. Standardbewaffnung für militärische Einsätze ist das amerikanische Sturmgewehr M16, das um den Granatwerfer M203 ergänzt werden kann. Als Unterstützungswaffe dient das Maschinengewehr FN General Purpose Machine Gun (GPMG – genannt „Gimpy“) im Kaliber 7,62 Millimeter. Je nach Ziel können außerdem verschiedene Infanteriewaffen wie schwere Maschinengewehre, Granatwerfer, Raketenwerfer oder Minen eingesetzt werden.

Für Anti-Terror-Operationen wird die Maschinenpistole Heckler & Koch MP5 verwendet, ähnlich wie es auch die Kollegen anderer Spezialeinheiten tun.

Teil der Bewaffnung war jahrelang die halbautomatische Pistole Browning Hi-Power im Kaliber 9 Millimeter. Inzwischen jedoch wird die SigSauer P226 verwendet, die mit den gleichen 9-Millimeter-Patronen schießt, die die MP5.

Als Kampfanzug dient ein feuerhemmender Overall, der entsprechend den Einsatzbedingungen verschieden getarnt ist. Ein netzartiger Schal wird als Halstuch getragen, aber auch zur Tarnung von Gesicht oder Ausrüstung eingesetzt. Je nach Aufgabe kann eine schusssichere Weste ebenso dazu gehören, wie ein Balaclava (Sturmhaube), ein Helm mit Gesichtsvisier, Nachtsichtgeräte oder Gasmasken.

Transport

Die Mobility-Troops verwenden vorwiegend umgebaute Landrover, sowohl mit kurzem (L90), als auch mit langem Radstand (L110). Außerdem den so genannten Pink Panther, ein auf dem Landrover basierendes Patrouillenfahrzeug, und das HMT Supacat Multi-Envirnoment Surveillance and Reconnaissance Vehicle, das seit Jahren bei den Royal Marines im Einsatz ist.

Für Transport auf Langstrecken stehen mehrere modifizierte Lockheed Hercules Transportflugzeuge zu Verfügung, die mit zusätzlichen Aufklärungs- und Kommunikationssystemen sowie Flares zum Selbstschutz ausgestattet sind. Seit 2002 wird gelegentlich auch die C-17 Globemaster für diesen Zweck verwendet. Der primäre Operationshubschrauber des SAS ist der Westland Lynx Mk.7 sowie der modernere Battlefield Lynx.

Kooperationen

Neben Großbritannien verfügen als ehemalige Kolonien auch Australien und Neuseeland über einen eigenen SAS. Diese Einheiten stehen in enger Verbindung mit dem britischen SAS, sowohl im Training als auch bei weltweiten Einsätzen. Der britische SAS übernimmt zudem die komplette Ausbildung der Sultan's Special Force in Oman.

Viele Spezialeinheiten weltweit haben sich den SAS zum Vorbild genommen. Zu ihnen gehören u.a. die Delta Force der USA, das deutsche KSK, die kanadische JTF2 und die israelische Sayeret Matkal. Viele Einheiten trainieren regelmäßig mit Einheiten des SAS und nutzen dessen Trainingseinrichtungen beispielsweise in Belize oder Brunei.

Geheimhaltung

Die Existenz des Special Air Service war in Großbritannien bereits in den 60er Jahren allgemein bekannt, jedoch wurde sie lange Zeit von offiziellen Stellen dementiert. Auch nachdem bei einem Anti-Terror-Einsatz an Bord des Kreuzfahrtschiffes Queen Elizabeth 2 1972 ein Fernsehteam zufällig den Einsatz dokumentierte, nahm das Verteidigungsministerium hierzu keine Stellung, genau wie fünf Jahre später bei der Entführung des Lufthansa-Flugzeuges Landshut. Erst in den 80er Jahren wurde die Existenz des SAS offiziell bestätigt, nach dem dieser die Geiselnahme in der iranischen Botschaft in London vor versammelter Weltpresse erfolgreich beendet hatte. Über Einsätze, Truppengröße und Ausstattung werden jedoch bis heute keine Informationen bekannt gegeben.

Nach dem Eintritt ist es jedem Mitglied untersagt, anderen als engen Familienmitgliedern die Zugehörigkeit zum SAS zu enthüllen. Während der gesamten Dienstzeit sorgt das Verteidigungsministerium für Anonymität. In Veröffentlichungen über eventuell verliehene Orden steht hinter den Namen des Soldaten die ursprüngliche Einheit, nicht SAS. Sollte er im Kampf getötet werden, wird darüber keine öffentliche Mitteilung gemacht, so es sich vermeiden lässt. Ist sie unvermeidlich, wird der Soldat als Mitglied seiner ursprünglichen Einheit aufgeführt.

Diese Geheimhaltung ist bis heute Anlass für viele Spekulationen und lieferte etlichen Verschwörungstheoretikern Stoff für ihre Bücher. Die meisten Kenntnisse über den SAS stammen von ehemaligen Mitgliedern der Einheit, von denen angeblich einige wegen der Preisgabe von Informationen vor Militärgerichte gestellt wurden. Das Verteidigungsministerium versucht auch immer wieder per Gericht, die Bücher von Veteranen zu verbieten, oder zensiert deren Lebenserinnerungen und Berichte. Daher ist bei jedem Bericht Skepsis angebracht. Erst Ende November 2001 gewann ein ehemaliger SAS-Soldat einen dreijährigen Prozess gegen das Ministerium. Anschließend durfte er sein Buch über einen katastrophalen Einsatz währende des Golfkrieges veröffentlichen, jeden Gewinn aber musste er dem Staat abtreten. Die meisten Ex-Mitglieder, die Berichte darüber veröffentlichen, tun dies unter Pseudonym, wie zum Beispiel auch Andy McNab.

Die Existenz des eng mit dem SAS verbunden Special Boat Service (SBS) der Royal Navy wird bis heute von offizieller Stelle nicht bestätigt.

Einsätze (Auswahl)

Literatur

  • Ladd, James D.: SAS Operations, 1999, ISBN 0709060432
  • McNab, Andy  : Die Männer von Bravo Two Zero, 1996, ISBN 3423205156
  • Macdonald, Peter : SAS im Einsatz - Die Geschichte der britischen Spezialeinheit, 1994, ISBN 3613016028

Weblinks