Atari 2600

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Atari 2600
Hersteller Atari
Typ Stationäre Spielkonsole
Veröffentlichung
JapanJapan 1982
Vereinigte StaatenVereinigte Staaten 1977
Europa 1980
Hauptprozessor MOS Technologies 6507
Grafikprozessor Atari TIA
Speichermedien Module
Kassetten (mit dem Starpath Supercharger)
Controller Digitale Joysticks

Trackballs
Lichtpistolen
Tastenblöcke
Paddles
Driving Controllers

Verkaufte Einheiten 30 Millionen
Nachfolger Atari 5200
Info In Japan als Atari 2800 veröffentlicht.

Das Atari Video Computer System (Atari VCS) ist eine stationäre Spielkonsole der zweiten Generation, die erstmals 1977 der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Zur besseren Unterscheidung von Ataris Nachfolgemodellen erfolgte 1982 die Umbenennung in Atari VCS 2600 oder kurz Atari 2600. Ab 1986 wurde eine optisch deutlich verschlankte Variante unter der Bezeichnung Atari VCS 2600 junior angeboten und bis in die 1990er Jahre hinein produziert.

Mit dem Atari VCS wurde dem ursprünglich von Magnavox und Fairchild entwickeltem Konzept der Trennung von Hard- und Software endgültig zum kommerziellen Durchbruch verholfen. Im Gegensatz zu den rein schaltungstechnisch (festverdrahtet) realisierten Konsolen- und Automatenspielen der damaligen Zeit konnten nun mit ein und demselben, nur einmalig anzuschaffendem Grundgerät verschiedene Spiele ausgeführt werden. Die leichte Bedienbarkeit der Technik und nicht zuletzt ein üppiges Angebot an preiswerten Spielen trugen ein weiteres zur großen Verbreitung der Konsole bei, deren Bezeichnung in den Goldenen Jahren bis zum so genannten Video Game Crash im Jahre 1983 teilweise als Synonym für Videospielekonsole galt.

Mit etwa 30 Millionen weltweit verkauften Exemplaren ist das Atari VCS die erfolgreichste Spielkonsole ihrer Zeit.

Geschichte

Der Atari 2600 wurde 1977 vorgestellt. Der Verkauf lief zunächst schleppend. Atari erwarb daher eine Reihe von Automatenspiel- und Filmlizenzen, u. a. Space Invaders, Pac-Man und E.T.. Ab Weihnachten 1979 war der Atari 2600 der Renner im Weihnachtsgeschäft, obwohl die Konsole schon zu dieser Zeit technisch veraltet war; insbesondere die extrem kleine RAM-Größe von nur 128 Byte ergab 1979, weil Arbeitsspeicher schon viel billiger war als zwei Jahre zuvor, eigentlich keinen Sinn mehr. Eine nennenswerte Erweiterung des Speichers wurde durch das extra erhältliche Modul Starpath Supercharger erreicht, was sich aber wirtschaftlich nicht durchsetzte.

Atari 2800

Eine spezielle Variante wurde 1982 in Japan unter dem Namen Atari 2800 veröffentlicht, in den USA besser bekannt als Sears Video Arcade II.

Dazwischen gab es immer wieder Prototypen. Den Anfang machte das All-in-One-System CX-2000 im Jahr 1981, im gleichen Jahr ein ähnliches System mit der Nummer 2500. Der Atari 2200 (Codename „Bonnie“) von 1983 ist die Vorstufe zum 2600 Junior-Modell. Ataris drahtloses 2700 war bereits marktfertig, die Werbung lief, als in der Qualitätskontrolle die Kombinations-Controller (Joystick und Paddle in einem) durchfielen. Sie hatten eine Reichweite von ca. 300 Metern und hätten somit andere 2700 in der Nachbarschaft stören können. Auch Garagentore hätten wohl damit geöffnet werden können – die Technik entspricht weitestgehend der der Funkhandsender. Die Konsole hätte neu entwickelt werden müssen, was aber zu kostspielig geworden wäre, zumal der Markt ohnehin kurz vor dem Crash stand. Letzter Prototyp war 1983 der CX-3000 Graduate Computer, der den 2600 mit Hilfe einer Folientastatur und BASIC-Modul zum Heimcomputer ausgebaut hätte. Jedoch bestand die Möglichkeit, dass dieser mit dem hauseigenen Atari-XL-Computer hätte konkurrieren können; das Projekt wurde somit gestoppt.

Ab 1983 stagnierten die Verkäufe und brachen 1984 komplett ein. Das lag daran, dass inzwischen leistungsfähigere und dennoch preisgünstige Heimcomputer verfügbar waren (z. B. Atari 800 und Commodore 64). Starke Konkurrenz bekam Atari 2600 auch durch die wesentlich leistungsfähigeren Konsolen Intellivision (Markteinführung 1980) und ColecoVision (Markteinführung 1982).

Der Zusammenbruch des Videospielmarktes in den Jahren 1983/1984 hatte Atari fast in den Ruin getrieben, weil von Seiten des Managements die Erwartungen in die veraltete Konsole zu hoch gesteckt wurden und es keine nennenswerten Weiterentwicklungen gab. Ein weiterer Grund war auch die Überproduktion von Spielemodulen und im Vergleich zur Konkurrenz die schlechte Qualität der Spiele, die sich unter anderem in der schlechten Ausnutzung der ohnedies schwachen Hardware niederschlug. 1984 wurde die Atari, Inc. in die Firmen Atari Corporation (Spielkonsolen & Heimcomputer) und Atari Games (Arcade-Automaten) aufgeteilt.

Als ab ca. 1985 mit dem Nintendo Entertainment System die Spielkonsolen wieder populär wurden, brachte die Atari Corporation 1986 noch eine kostenreduzierte und physisch verkleinerte, aber ansonsten voll kompatible Variante des Atari 2600 unter dem Namen Atari 2600 Junior auf den Markt. Offiziell wurde das Gerät weiter als Atari 2600 bezeichnet. Das Design erinnert an das des später erscheinenden Atari 7800. Kurz davor erschien auch der weitgehend abwärtskompatible Atari 7800 (der 1984 bereits einmal für gut einen Monat verkauft worden war, dann aber wegen der schlechten Marktlage zurückgestellt wurde). In Deutschland wurde der 2600 Junior bis 1991 verkauft, in einigen asiatischen Ländern noch einige Jahre länger.

Spezifikation

  • CPU: MOS Technologies 6507, eine 6502-Variante mit von 64 kB auf 8 kB reduziertem Adressraum und ca. 1,19 MHz Taktfrequenz.
  • Video-Prozessor: Atari TIA, nach dem ursprünglichen Codenamen des Projekts auch als Stella bezeichnet (der Name Stella leitete sich ab von der Marke des Fahrrads eines Ingenieurs bei Atari). 128 verschiedene Farben (NTSC), 104 verschiedene Farben (PAL) bzw. acht verschiedene Farben (SECAM), jeweils von 128 theoretischen Farbnummern. Kein Video-RAM; die CPU muss jede einzelne Bildschirmzeile in Echtzeit in einen Zeilenpuffer schreiben, synchron zum Rasterstrahl des Fernsehers. Das Programm muss einen engen zeitlichen Rahmen einhalten, damit die Videoausgabe nicht zusammenbricht. Das System war dadurch sehr schwierig zu programmieren, aber für damalige Verhältnisse extrem flexibel. NTSC-Programme müssen für PAL und SECAM umgeschrieben werden und umgekehrt.
  • Audio-Prozessor: Atari TIA, zwei Stimmen, diverse Wellenformen. Ausgabe in Mono über den Lautsprecher des Fernsehers.
  • RAM: 128 Bytes; manche Spielmodule ab 1983 enthielten zusätzlich nochmals 128 oder mehr Bytes RAM im Modul.
  • Datenträger: ROM-Module. Frühe Module waren nur 2 kB groß, ursprünglich waren nur 4 kB maximal vorgesehen. Ab 1981 enthielten jedoch viele Module eine Zusatzhardware, um mittels Bank Switching größere Speicher adressierbar zu machen. Bis zu 16 kB waren üblich, einige wenige Mehrspielmodule enthielten bis zu 64 kB.
  • Schalter am Gerät: Ein/Aus, Schwarz-Weiß/Farbe, Schwierigkeitsgrad linker Spieler, Schwierigkeitsgrad rechter Spieler, Spielauswahl, Spiel starten. Die Schwierigkeitsgrad-Schalter wurden in späteren Varianten verkleinert und auf die Rückseite der Konsole verbannt. Nicht jedes Spiel nutzte alle Schalter; alle Schalter außer Ein/Aus konnten vom Spiel mit beliebigen Bedeutungen belegt werden, da sie vom jeweiligen Programm ausgewertet werden.
  • Schnittstellen: Stromversorgung (3,5-mm-Klinkenbuchse, 9 Volt Gleichstrom, Spitze +/Schaft −), Modulport (24-polige Platinenbuchse im 2,54-mm-Raster), zwei Anschlüsse für Eingabegeräte wie Joysticks und Paddles (9-polige D-Sub-Stecker ohne Schrauben; Steckerform und -belegung wurde im Heimcomputerbereich zum De-facto-Industriestandard), HF-Antennenausgang 75 Ohm, VHF-Kanal per Schiebeschalter wählbar zwischen 2 und 3.

Spiele

Atari 2600 mit Jr. Pacman
Spielmodul Demon Attack (1982)
Atari 2600 mit dem verschiedenen Steckmodul-Bauarten für das Gerät

Insgesamt wurden mehr als 1200 Spiele für den Atari 2600 veröffentlicht, die allerdings nicht alle von Atari offiziell lizenziert wurden.

Einige der bekanntesten Spiele für den Atari 2600 (Auswahl):

1977:

Folgende neun Spiele wurden zusammen mit dem VCS vorgestellt:

1978:

1979:

1980:

1981:

1982:

1983:

1984:

1987:

Noch nicht eingeordnet:

Homebrew

Screenshot des Homebrew-Spiels Thrust

Nachdem der Atari 2600 schon viele Jahre nicht mehr hergestellt wird, entstehen auch in den 2010er Jahren immer noch neue Spiele, die von Fans der Konsole selber programmiert werden. Es handelt sich um die sogenannten „Homebrew“-Spiele (engl. für selbstgebraut). Die meisten werden dabei direkt in der Maschinensprache des 6502-Prozessors geschrieben. Dabei wird die Programmierung eines Spiels für den Atari 2600 wegen des sehr geringen Speicherplatzes als sehr anspruchsvoll angesehen.

Die entwickelten Spiele können entweder über einen Emulator gespielt werden, oder die Entwicklung wird auf den Chip eines leeren Cartridges kopiert und direkt in der Originalkonsole gespielt.

Filme

Im Jahre 1999 erschien die zweiteilige VHS-Dokumentation „Stella at 20“, die die Macher, Manager und Programmierer der Atari-2600-Konsole zu ihrem 20-jährigen Jubiläum zusammenbrachte. Jeder Teil ist ungefähr 90 Minuten lang.

Literatur

  • Ben Coulson: The Midnight Tiger: Complete Guide to Atari 2600 Video Games. Upfront Publishing, Leicestershire 2003, ISBN 1844262650.

Weblinks

Commons: Atari 2600 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien