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Oswald Achenbach

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Oswald Achenbach, Porträt von Ludwig des Coudres

Oswald Achenbach (* 2. Februar 1827 in Düsseldorf; † 1. Februar 1905 ebenda) war ein deutscher Maler, der der Düsseldorfer Malerschule zugerechnet wird. Der heute weitgehend unbekannte Künstler zählte zu seinen Lebzeiten zu den bedeutenden Landschaftsmalern Europas und prägte während seiner Lehrtätigkeit die Düsseldorfer Kunstakademie. Sein Bruder war der 12 Jahre ältere Andreas Achenbach, der gleichfalls zu den bedeutenden deutschen Landschaftsmalern des 19. Jahrhunderts gehörte. Die beiden Brüder wurden ironisch auch das "A und O der Landschaft" genannt.

Leben

Familie

Oswald Achenbach wurde als fünftes von zehn Kinder in Düsseldorf geboren. Seine Eltern waren Hermann Achenbach und Christine Zülch. Wenig ließ darauf schließen, dass aus der Familie zwei für das 19. Jahrhundert wichtige Maler hervorgehen würden. Hermann Achenbach war in einer Reihe unterschiedlicher Berufe tätig. Er war zunächst Bier- und Essigbrauer, besaß zwischenzeitlich einen Gasthof in Düsseldorf und arbeitete später als Buchhalter. Noch während Achenbachs früher Kindheit zog die Familie nach München um, wo Oswald Achenbach zumindest für kurze Zeit die Grundschule besuchte. Zu welchem Zeitpunkt die Familie wieder nach Düsseldorf zurückkehrte, ist nicht überliefert.

Die frühen Jahre

Schüler der Düsseldorfer Kunstakademie

"Klostergarten", 1857 Öl auf Leinwand, Eremitage, St. Petersburg

Achenbach wurde bereits 1835, im Alter von acht Jahren, in die Elementarklasse der Düsseldorfer Kunstakademie aufgenommen. Dies entsprach eigentlich nicht den Statuten dieser Einrichtung, die ein Mindestalter von 12 Jahren vorsahen. Achenbach blieb bis 1841 an der Akademie. Bis auf ein Jahr in der Architekturklasse war er Schüler der Elementarklasse, in der die Grundlagen des Zeichnens unterrichtet wurde. Auch dies entsprach nicht dem normalen Lehrplan. Aus welchen Gründen Oswald Achenbach anders behandelt wurde als es die Statuten vorsahen, lässt sich heute nicht mehr nachvollziehen. Möglicherweise galten die Statuten nur als Rahmenrichtlinie und für zeichnerisch Hochbegabte wie Achenbach wurde eine Ausnahme gemacht.

Aus welchem Grund Oswald Achenbach 1841 die Düsseldorfer Akademie wieder verließ, ist nicht geklärt. Aufgrund seiner Skizzenbücher weiß man, dass er zu dieser Zeit intensivere Naturstudien in der Gegend um Düsseldorf betrieb. Mechthild Popphof hat in ihrer Dissertation über Achenbach die These aufgestellt, dass sein Austritt erfolgte, weil er mit dem starren akademischen Lehrbetrieb zunehmend unzufrieden wurde.

Die ersten größeren Reisen

1843 folgte eine mehrmonatige Reise des erst 16-jährigen Achenbachs nach Oberbayern und Nordtirol, während der er seine Naturstudien fortsetzte. Aus dieser Zeit stammen auch die frühesten bekannten Arbeiten in Öl. Auch die Reise nach Oberitalien, die Achenbach mit seinem Freund und späteren Schüler Albert Flamm im Sommer 1845 unternahm, diente der Fortsetzung dieser Studien. Von diesem Zeitpunkt an zeigen die Gemälde, die Achenbach schuf, überwiegend italienische Landschaftsmotive.

Von den Werken, die Achenbach bis 1850 malte, sind nur wenige erhalten geblieben. In diesen zeigt sich, dass sich Achenbach sowohl in der Wahl seiner Motive als auch in seiner Maltechnik noch stark von dem Kunstverständnis geprägt war, das zu dieser Zeit an den Kunstakademien gelehrt wurde. Der malerische Einfluß von Johann Wilhelm Schirmer und Carl Rottmann ist in diesen Bildern noch erkennbar. In den Ölstudien, die Achenbach während dieser Reisen schuf, hielt er vorwiegend Landschaftsansichten fest und befasste sich detailliert mit der für Italien typischen Vegetation. Eine weit geringere Rolle spielen Architekturmotive oder Figurenstudien.

Achenbach und das kulturelle Leben in Düsseldorf

Bis weit ins 19. Jahrhundert hinein war die künstlerische Ausbildung von den Kunstakademien geprägt. Diese Kunstakademien waren jedoch insbesondere im 19. Jahrhundert zu einem formelhaften und starren Ausbildungsbetrieb geworden, die auf neuere künstlerische Richtungen nicht reagierten. Die Kunstakademien arrangierten auch die großen Kunstausstellungen, über die Künstler vorrangig ihre Werke verkauften. Künstler, die in ihrem Kunststil in Widerspruch zu der akademischen Kunstauffassung standen, wurden dort nicht ausgestellt und hatten in der Regel weitaus geringere Möglichkeiten, ihre Werke zu verkaufen. Von Beginn des 19. Jahrhunderts an standen einzelne Künstler und Vertreter ganzer Kunstrichtungen in Opposition zur akademischen Kunstauffassung. Auch Achenbach zählte zu den Künstlern, die der Düsseldorfer Kunstakademie kritisch gegenüberstanden und wurde sehr früh Mitglied zweier Düsseldorfer Vereinen, denen sich viele gleichgesinnte Künstler angeschlossen hatten. Dies war der „Verein der Düsseldorfer Künstler zu gegenseitiger Unterstützung und Hilfe“ sowie der „Malkasten“, der am 11. August 1848 gegründet wurde. Zu den Unterzeichnern der Gründungsschrift des Malkastens gehörte Achenbach. Zum Vereinszweck des Malkastens gehörte es, unterschiedlichste Künstler zusammenzubringen und zu fördern. Man inszenierte gemeinsam Theaterstücke, veranstaltete Musikabende und Ausstellungen. An vielen Veranstaltungen war Achenbach aktiv beteiligt, führte Regie, trat selber auf oder inszenierte Theaterstücke. Insbesondere dem Verein Malkasten blieb Achenbach bis zum Ende seines Lebens verbunden.

Ab 1850 waren seine Gemälde in den Ausstellungen der neu gegründeten Düsseldorfer Galerie von Eduard Schulte vertreten. Dort wurden anfangs bevorzugt Werke von Künstlern ausgestellt, die sich als von der Kunstakademie Düsseldorf unabhängig verstanden. An Achenbachs wirtschaftlichen Erfolg als Maler hat diese Galerie wesentlichen Anteil gehabt, da sie sich zu einer der führenden deutschen Galerien entwickelte und später Niederlassungen auch in Berlin und Köln unterhielt.

Die erste großen Italienreise

In den Sommermonaten 1850 unternahm er erneut eine Reise nach Italien, die ihn nach Nizza, Genua und nach Rom führte. Gemeinsam mit Albert Flamm unternahm er von Rom aus Reisen in die Umgebungen Roms und besuchte vor allem die Orte, die schon vor ihm Landschaftsmaler zu Bildern angeregt hatten. Während dieser Reise lernte er unter anderem Arnold Böcklin, Ludwig Thiersch und Heinrich Dreber näher kennen und verbrachte mit ihnen längere Zeit in Olevano. Thiersch hat überliefert, wie unterschiedlich diese Künstler die Eindrücke der Landschaft verarbeiteten. Während Dreber sorgfältige Bleistiftzeichnungen anfertigte, ließ Böcklin tagelang die Umgebung nur auf ihn wirken und hielt in seinem Skizzenbuch lediglich wenige Details fest. Achenbach und Flamm malten dagegen ihre Ölskizzen direkt in der freien Natur. Die erhalten geblieben Skizzen von Achenbach zeigen, dass er sich darin weniger für Details iinteressierte, sondern sich auf die charakteristischen Farben und Formen sowie die Licht- und Schattenverteilungen konzentrierte. Den farblichen Eindruck der italienischen Landschaft setzte er künstlerisch um, indem er Farbschichten in unterschiedlicher Pigmentdichte und Pastosität übereinandersetzte, um so den gewünschten Ton zu finden.

Heirat mit Julie Arnz und erste internationale Auszeichnungen

Am 3. Mai 1851 heiratete Achenbach Julie Arnz, mit der er seit 1848 verlobt war. Julie Arnz war die Tochter eines Düsseldorfer Verlagsbuchhändlers und Druckereibesitzers. Dieser verlegte unter anderem die Düsseldorfer Monatshefte, für die Achenbach satirische Blätter schuf und das "Düsseldorfer Monatsalbum", zu der Achenbach Illustrationen zu Gedichten und Liedern ebenso beisteuerte wie Lithographien seiner Gemälde. In der selben Zeit begann er, die ersten Schüler privat in Landschaftsmalerei zu unterrichten. Zwischen 1852 und 1857 wurden die vier Töchter von Oswald Achenbach und Julie Arnz geboren. Der einzige Sohn des Ehepaars kam 1861 zur Welt.

Achenbach war zu dieser Zeit als Maler bereits weit über die Grenzen Deutschlands bekannt. 1852 nahm die Kunstakademie in Amsterdam den erst 25-jährigen Achenbach als Ehrenmitglied auf. Auf der Weltausstellung in Paris im Jahre 1855, auf der er mit mehreren Gemälden vertreten war, wurde er ausgezeichnet. 1859 ehrte man ihn auf dem Pariser Salon mit einer Goldenen Medaille und 1861 verlieh ihm die St. Petersburger Akademie die Ehrenmitgliedschaft. 1862 erhielt er die selbe Auszeichnung durch die Kunstakademie in Rotterdam.

Professor für Landschaftsmalerei

Gregor von Bochmann, "Flottmachen eines Fischerbootes", 1888, Privatbesitz - Bochmann zählte zu den Schülern Achenbachs

Im März 1863 erhielt Achenbach die Professur für Landschaftsmalerei an der Kunstakademie in Düsseldorf. Die Annahme bedeutete für Achenbach einen gesellschaftlichen Aufstieg und gleichzeitig finanzielle Sicherheit. Sie scheint jedoch auch in Widerspruch zu seiner vorherigen Opposition zu dieser Einrichtung zu stehen. Seit Wilhelm von Schadows Amtsniederlegung des Direktorenpostens im Jahre 1859 hatten sich allerdings die Auseinandersetzungen sowohl innerhalb der Kunstakademie als auch die zwischen der Akademie und den sich von ihr als unabhängig verstehenden Künstlern verringert. Die Berufung Achenbachs auf einen Lehrstuhl für Landschaftsmalerei war außerdem bewusste Politik durch die neue Direktion der Düsseldorfer Kunstakademie, um eine Versöhnung mit den von der Akademie unabhängigen Künstlern herbeizuführen. Im selben Jahr der Berufung wurde Oswald Achenbach außerdem von Napoleon III. zum „chevalier de la legion honneur“ ernannt und von 1863 bis 1868 war er mit Gemälden auf dem Pariser Salon vertreten. Neben der Verleihung des Guadelope-Ordens durch Kaiser Maximilian von Mexiko 1866 und der Verleihung des Ritterkreuz 1. Klasse des Verdienstordens vom hl. Michael durch die Jury für die Internationale Kunstausstellung in München 1869 war dies die ehrenvollste Auszeichnung, die Achenbach erhielt. Solche Auszeichnungen an Künstler waren in dieser Zeit üblich und dürfen daher nicht überbewertet werden. Sie trugen jedoch erheblich zum Bekanntheitsgrad von Achenbach bei, bestätigten seine Anerkennung als Künstler durch offizielle Institutionen und waren für seine Verkaufserfolge als Maler wichtig.

Als Professor war Achenbach der Nachfolger von Hans Frederik Gude. Ab 1866/1867 leitete er eine der Meisterklassen an dieser Akademie. Zu seinen Schülern zählten Gregor von Bochmann, Arthur Calame, Themistokles von Eckenbrecher, Theodor Hagen, Louis Kolitz, Ascan Lutteroth und Karl Seibels. Gegenüber seinen Schülern hob er vor allem hervor, wie entscheidend die Verteilung von Hell und Dunkel für die Komposition eines Bildes sei. Für ihn war dies wesentlicher als die Wahl des Motivs. Folgerichtig legte er seinen Schülern nahe, sich mit den Gemälden William Turners auseinanderzusetzen. Er empfahl seinen Schülern auch die Werke seines Bruders Andreas Achenbach zum Studium.

Auch während seiner Lehrtätigkeit unternahm Achenbach eine Vielzahl von Reisen. Dazu zählen längere Aufenthalte im Teutoburger Wald und in der Schweiz. 1871 hielt er sich mit seiner Familie für fast neun Monate in Italien auf. Zu den Stationen dieser Reise zählen Castellamare, Amalfi, Capri und Ischia. Mehrere Wochen hielt er sich in Sorrent auf. Während dieser Zeit ließ er sich an der Düsseldorfer Kunstakademie durch Theodor Hagen und Albert Flamm vertreten.

In seiner Maltechnik setzte ab 1860 eine Veränderung ein. Die Gemälde wurden zunehmend "haptischer", das heißt die aufgetragenen Farben wiesen ein stärkeres Relief auf und die Führung des Pinsels war weniger vom dargestellten Gegenstand abhängig. In einzelnen Bildpartien verzichtete Achenbach zunehmend auf eine detaillierte Ausgestaltung. Kunsthistoriker vermuten, dass diese Veränderung in der Maltechnik auf eine Auseinandersetzung mit den Gemälden von Gustave Courbet zurückzuführen ist. Bevorzugtes Motiv seiner Gemälde waren weiterhin die Landschaften und Volksszenen Italiens, die er durch seine Lichtführung theatralisch steigerte und idealisierte.

Die späten Jahre

"Feuerwerk vor Neapel", Öl auf Leinwand, 1875, Eremitage, St. Petersburg

Die Professur für Landschaftsmalerei, die Achenbach seit März 1863 inne hatte, legte er 1872 wieder nieder. Bereits 1869 hatte Achenbach einen Antrag auf Entlassung aus dem Lehramt gestellt, ihn jedoch dann noch einmal zurückgezogen. Zu der Amtsniederlegung 1872 trug bei, dass Achenbach sich durch die Lehrtätigkeiten in seinen eigenen künstlerischen Arbeiten eingeschränkt fühlte.

Auch in den folgenden Jahren unternahm Achenbach zahlreiche Reisen. Die letzte große Reise nach Italien unternahm er im Frühsommer 1882 und besucht neben Florenz und Rom erneut Neapel und Sorrent. 1885 und 1895 führten ihn seine Reisen noch nach Oberitalien. Für das Jahr 1897 plante er eine erneute Reise nach Florenz, musste dies aber aufgrund einer Erkrankung bereits in der Schweiz abbrechen.

1897 wurde Achenbach anlässlich seines siebzigsten Geburtstags zum Ehrenbürger der Stadt Düsseldorf ernannt. Es war die Auszeichnung für ein über fünfzig Jahre währendes Engagement in verschiedenen Düsseldorfer Institutionen und Vereinen. Seit langem schon gehörte Achenbach zu den führenden Persönlichkeiten der Stadt. Diese hohe gesellschaftliche Stellung bedingte auch, dass Achenbach ein sehr großes, prunkvolles und gastfreundliches Haus führte, in dem Künstler, Literaten, Gelehrte sowie Offiziere und Angehörige des Adels verkehrten. Zu seinen prominentesten Gästen und Kunden zählte Fürst Karl Anton von Hohenzollern-Sigmaringen. Eine solche Haushaltsführung war kostspielig und machte es notwendig, dass Achenbach viele „Bilder produzierte“. Als gesellschaftlich anerkannter Künstler war es für ihn allerdings einfach, Käufer zu finden. Die hohe Anzahl der von ihm geschaffenen Gemälde führte jedoch zu einer Motivwiederholung. Schon ab dem 1860er Jahren warfen ihm Kunstrezensenten wiederholt vor, dass er Motive „totmale“. Dieses Urteil kann dazu beigetragen haben, dass er zunehmend auch Gebirgsmotive malte.

Das malerische Spätwerk

"Blick auf Florenz", Öl auf Holz, 1898, Kunstmuseum Düsseldorf

Wie bereits in den Ölstudien in den 1850er Jahren baute Achenbach auch in seinen Spätwerken die Farbtöne additiv auf und arbeitete dabei mit Pinsel, Spachtel, Fingern und nutzte dabei auch die Leinwandstruktur als gestalterisches Mittel. Flächen, die gleichmäßig und sorgfältig mit feinem Pinsel gemalt sind, stehen in seinem malerischen Spätwerk mitunter direkt neben solchen, bei denen der Untergrund durchscheint oder bei denen die Farben pastenartig angehäuft sind. Seine späteren Gemälden haben daher ein deutlich fühlbares Relief. Das Leinwandkorn und die Spuren der verschiedenen Malgeräte tragen zum Erscheinungsbild der Gemälde bei.

Kennzeichnend ist für seine späteren Bilder auch, dass die Detailgenauigkeit nicht kontinuierlich mit der perspektivischen Entfernung abnimmt, sondern dass sie sich nach der von Achenbach angestrebten Gesamtwirkung des Gemäldes richtetet. Und während in seinen frühen Bildern die Farbigkeit der Gemälde noch verhalten und einem Gesamtton untergeordnet waren, spielen in den späteren Gemälden akzentuierende Kontraste eine stärkere Rolle. In den Gemälden, die ab der Mitte der 1880er Jahre entstanden, herrschen vor allem pastellige Töne vor, während in seinen frühen Gemälden bräunliche Töne dominierten.

Oswald Achenbach verstarb in Düsseldorf am 1. Februar 1905.

Die Ölstudien und Skizzen

Zu Lebzeiten Achenbachs wurde überwiegend seine Gemälde in der Öffentlichkeit gezeigt - er wurde daher überwiegend als Maler von „Salonbildern“ oder „galeriefähigen“ Gemälden wahrgenommen, in dessen Arbeit sich die neueren Kunstströmungen nicht reflektierten. Achenbach hatte allerdings bereits 1876 anlässlich der Jahresaustellung im Wiener Künstlerhaus eine Ölstudie ausgestellt und auch auf der „Skizzen- und Studien-Ausstellung“ 1889 in der Kunsthalle Düsseldorf Exponate seiner Arbeit gezeigt. Die Reaktionen auf diese Ölstudien waren unterschiedlich. In Wien sah man darin den Beleg, dass Achenbach sich mit seinen jüngeren Kollegen messen konnte:

.. auch die lebendige Skizze eines neapolitanischen Straßenbildes und die trefflich gestimmte, mit glücklichen Blick in Bezug auf die Komposition aufgenommene Vedute nach Bieco an der Sorrenter Straße von Oswald Achenbach sind unangenehme Rivalen für jüngere Landschafter (Berggruen, Sp. 556)

In Düsseldorf dagegen wunderte sich ein Kunstrezensent, wie aus solch unvollständigen Skizzen doch noch „herrliche Gemälde“ entstehen könnten.

Erst 1916 gab die Ausstellung „Untermalungen, Skizzen, Studien, Aquarelle und Zeichnungen Oswald Achenbachs“ der Städtischen Kunstsammlung in Düsseldorf einen vollständigeren Überblick über das Schaffen Achenbachs. Im Vorwort zum Ausstelllungskatalog wies man daraufhin, dass insbesondere diese unbekannten Arbeiten zeige, dass Achenbach möglicherweise zu Unrecht in dem Ruf stand, ein „altmodischer“ Künstler gewesen zu sein:

Denn gerade sie, gewissermaßen künstlerische Selbstgespräche zeigen, daß, längst ehe der Impressionismus als Rilchtung ausgerufen wurde, Achenbach dessen Ziele verwirklichte, und zwar ganz aus sich selbst heraus, ohne Anschluß an irgendeine Schule oder Lehrmeinung... (Koetschau, S. 2)

Skizzen, Zeichnungen und Ölstudien dienten Achenbach ähnlich wie anderen Malern vorrangig als Gedächtnisstütze für die späteren Arbeiten im Atelier. In seinem Werk hat der skizzenhafte Duktus jedoch zunehmend Raum in seinen Gemälden gewonnen. So ist beispielsweise in seinem 1877 entstandenen Gemälde "In der Bucht von Neapel mit Blick auf Capri" die gesamte untere rechte Bildecke nur vage angedeutet. Überliefert sind Briefe an seine Galeristen, in denen er beklagt, dass er für Ausstellungen Bilder „fertig“ zu malen habe. An den sogenannten Untermalungen, mit denen auf einer grundierten Leinwand das Gerüst für das spätere Gemälde geschaffen wird, arbeitete er lieber als an den detaillierten Ausgestaltungen. Der Kunstgeschmack des kauffähigen Publikums und der die Kaufentscheidung beeinflußenden Kunstrezensenten forderte jedoch ebenso „vollendete“ Bilder, wie seine Galeristen. Gemälde von John Constable und Charles-Francois Daubigny wurden in der Öffentlichkeit wegen ihrer Skizzenhaftigkeit kritisiert.

Maler, die Oswald Achenbach beeinflussten

Schirmer und Andreas Achenbach

Andreas Achenbach widmete sich künstlerisch vor allem den Marinestücken. "Ufer des tiefgefrorenen Meeres" gehört zu seinen 1839 entstandenen Frühwerken. Öl auf Leinwand, Eremitage

Achenbach war während seiner Ausbildung an der Kunstakademie Düsseldorf niemals Schüler von Johann Wilhelm Schirmer gewesen. Als Künstler, der den größten Teil seines Lebens und Arbeitens in Düsseldorf verbrachte, hatte er jedoch hinreichend Gelegenheit, dessen Gemälde zu studieren. So lassen sich in Achenbachs Gemälden aus den 1840er und frühen 1850er Jahren Anlehnungen an Kompositionsprinzipien Schirmers finden. In den Gemälden der späteren Jahre ist dies dagegen nicht mehr feststellbar.

Der Einfluß von Schirmer auf die frühen Bilder von Achenbach ist auch auf seinen zwölf Jahre älteren Bruder Andreas Achenbach zurückzuführen, der ebenfalls an der Kunstakademie Düsseldorf studierte. Andreas Achenbach war Schüler von Schirmer gewesen und aus einigen Briefen lässt sich schließen, dass Oswald Achenbach von Andreas Achenbach zumindest in den 1840er Jahren Ratschläge bezüglich der Maltechnik und der Motivdarstellung erhielt und damit indirekt von Schirmers Kunstauffassung beeinflusst wurde. Während Oswald Achenbach auf die Darstellung italienischer Landschaften konzentrierte, hatte sich Andreas Achenbach den Marinebildern zugewandt: Typische Bilder für ihn sind "Holländisches Hafenbild" (1871) oder "Fischmarkt in Ostende". In der Behandlung der Staffage und der Lichtführung ähneln sich jedoch die Werke der beiden Brüder.

William Turner und Gustave Courbet

Oswald Achenbach hat seinen Schülern mehrfach den englischen Maler William Turner als Vorbild empfohlen. Möglicherweise hat er Werke von Turner jedoch niemals im Original gesehen, denn eine Reise nach England lässt sich für Oswald Achenbach nicht belegen. Er kannte Turners Werk daher wahrscheinlich nur aus den Stahlstichen, mit denen Turners Gemälde in zeitgenössischen Kunstbänden dargestellt wurde. Für Turner spielte ähnlich wie bei Achenbach die Lichtführung einen große Rolle. Zwei Gemälde von Turner, "Mercury and Argus" oder "Dogana, and Madonna della Salute, Venice" waren bereits 1843 in Stahlstichen publiziert worden und sie zeigen eine atmosphärische Auflösung der Landschaft, in der einzelnen Formen und Gegenstände nur schemenhaft angedeutet worden. Achenbach war in seinen Bilddarstellung nie so radikal wie Turner, aber vor allem in seinen Gemälden nach 1860 vollzieht sich eine ähnliche malerische Gegenstandauflösung.

Achenbach hat seinen Schülern mehrfach Turner als Vorbild empfohlen. William Turner, "The Grand Canal", 1837, Huntington Library

Im Gegensatz zu den Gemälden von William Turner hat Achenbach wahrscheinlich mehrfach die Gelegenheit gehabt, die Werke von Gustave Courbet im Original zu studieren. Bis zum Deutsch Französischen Krieg 1870/71 hatte Achenbach in engem Austausch mit der Kunstszene in Paris gestanden. Auf der Weltausstellung 1855 in Paris, auf der Achenbach mit Gemälden vertreten war, waren auch elf Gemälde von Courbet zu sehen. Parallel dazu stellte Courbet vierzig Gemälde im "Pavillon du réalisme" aus. Courbet erregte mit seinem radikalen Realismus sehr viel Aufmerksamkeit und es ist sehr wahrscheinlich, dass Achenbach sowohl die Ausstellung des Frankfurter Kunstvereins gesehen hat, die vom Frühjahr 1858 bis Februar 1859 Werke von Courbet ausstellte als auch die erste große Courbet-Retrospektive, die parallel zur Pariser Weltausstellung von 1867 stattfand. Ähnlich wie bei Courbet findet man in Achenbachs Werk zunehmend eine maltechniche Angleichung einzelner perspektivisch auseinanderlilegender Bildelemente. Während Courbet aber eine egalitäre Flächenstruktur entwickelte, wurde Achenbachs Malerei reliefartiger.

Einordnung von Achenbachs Werk

Gustave Courbets radikaler Realismus hat neben Oswald Achenbach auch eine Reihe anderer deutscher Maler inspiriert. Der sogenannte "Leibl-Kreis" um den Maler Wilhelm Leibl, zu dem Wilhelm Trübner, Carl Schuch, Johann Sperl und zeitweilig auch Hans Thoma angehörte, hatte sich intensiv mit Courbets Werken auseinandergesetzt und waren davon inspiriert zu einer "reinmalerischen" Technik gelangt. Insbesondere Leibl entwickelte eine Technik, bei der die Pinselführung die spezifische Stofflichkeit des darzustellenden Gegenstandes völlig vernachlässigte und die damit bereits in Richtung Abstraktion wies, da sie Flächen und Formen in gleichförmige Einheiten zerlegte.

Achenbach dagegen war radikal in seiner Pinselführung und Farbauftrag, er bewahrte jedoch immer die formalen Kriterien der traditionellen Bildauffassung. Dies führt zu einer kunstgeschichtlich sehr unterschiedlichen Einordnung von Achenbach. Die einen sehen in Achenbach einen Künstler, der in einem einmal erarbeitenden Stil verharrte und künstlerisch daher stagnierte. Andere Kunsthistoriker weisen Achenbach eine vermittelnde Rolle zu, da er zwar tradiertes Bildgut in einer eigenen Formensprache darstellt und damit in Richtung Moderne weist. Unbestritten ist, dass seine frühen Landschaftsbilder richtungsweisend waren. Schon zu Anfang des 20. Jahrhunderts aber sah man ihn ihm einen Maler, der sich in seinen späteren Gemälden dem Publikumsgeschmack angepasst hatte und zu einem typischen Repräsenten der Gründerzeit wurde. Auch Kindlers Malerei Lexikon kommt zu einem ähnlichen Urteil:

[Achenbach schuf] ein umfangreiches Werk, wobei ihn sein virtuoses, weniger den Geschmack bildendes als dem Geschmack unkritischer Käuferkreise huldigendes Talent lange Zeit zu einem ausgesprochenen Modemaler machte, aber nicht selten auch die Qualität seiner Bilder beeinträchtigte.

Oswald Achenbachs Gesamtwerk umfasst etwa 2.000 Gemälde. Etwa zwei Drittel des Gesamtwerks befindet sich in Privatbesitz.

Werkauswahl

Literatur

  • Mechthild Potthoff; Oswald Achenbach - Sein künstlerisches Wirken zur Hochzeit des Bürgertums - Studien zu Leben und Werk, Hanstein Verlag Köln-Berlin 1995, ISBN 3-9802183-6-8
  • Oskar Berggruen; Die Jahresausstellung im Wiener Künstlerhaus, in Zeitschrift für bildende Kunst, 11. Band, Beiblatt Kunst-Chronik, 1876, Sp. 556
  • Karl Koetschau; Vorwort des Ausstellungskataloges zur Ausstellung Untermalungen, Skizzen, Studien, Aquarelle und Zeichnungen Oswald Achenbachs, Düsseldorf, 1916
  • Kindlers Malerei Lexikon im dtv, Band 1, DTV Verlag München 1976, ISBN 3-423-05956-7

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