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Wapiti

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Wapiti
Wapiti-Bulle
Systematik
Unterordnung: Wiederkäuer (Ruminantia)
Familie: Hirsche (Cervidae)
Unterfamilie: Cervinae
Gattung: Edelhirsche (Cervus)
Art: Rothirsch (Cervus elaphus)
Unterart: Wapiti (Cervus elaphus)
Unterarten
  • Roosevelt-Wapiti (C. e. roosevelti)
  • Tule-Wapiti (C. e. nannodes)
  • Rocky-Mountain-Wapiti (C. e. nelsoni)
  • Manitoba-Wapiti (C. e. manitobensis)
  • † Merriam-Wapiti (C. e. merriami)
  • † Östlicher Wapiti (C. e. canadensis)

Wapiti, in Nordamerika auch als Elk bekannt, ist eine zusammenfassende Bezeichnung für die nordamerikanischen Unterarten des Rothirsches. Viele von ihnen sind deutlich größer als europäische Rothirsche. In der Familie der Hirsche ist lediglich der Elch größer. Die Bezeichnung Wapiti (weißes Hinterteil) erhielten sie von den Shawnee-Indianern.

Wapitis haben eine Schulterhöhe von 0,75 bis 1,5 Metern und wiegen 230 bis 450 Kilogramm. Die Männchen sind meist etwa doppelt so schwer wie die Weibchen. Die Geweihe der Tiere messen 1,0 bis 1,5 Meter von Spitze zu Spitze. Wapitis sind bekannt für ihr lautes Röhren während der Brunftzeit.

Lebensweise

Wie bei den anderen Rothirschpopulationen leben bei den Wapiti die Weibchen in größeren oder kleineren Rudeln, die einem meist älteren, aber noch gebärfähigen Tier folgen. Oft schließen sich diesen Rudeln schwächere und jüngere Männchen an. Diese Rudel sind größtenteils standorttreu, die einzige Ausnahme kann eine starke Beunruhigung sein, die die Rudel veranlasst, weiter zu ziehen. In der Zeit, die der Brunst vorausgeht, leben die meisten Hirsche in großen Rudeln, während ältere Hirsche gelegentlich mit einem jüngeren Hirsch einzelgängerisch ziehen. Hirsche halten in dieser Zeit meist an ihrem Standort fest. In der Paarungszeit lösen sich diese Rudel auf, und die Männchen ziehen oft kilometerweit bis zu ihren Brunstrevieren. Dort kommt es zu Kämpfen um die Weibchen zwischen dem Platzhirsch und revalisierenden meist jüngeren Männchen, die teilweise tödliche Verletzungen zur Folge haben können.

Die Tragzeit beträgt etwa 260 Tage. Das einzige Kalb wiegt bei der Geburt etwa 15 Kilogramm und ist zunächst gefleckt. Diese Flecken verschwinden nach etwa drei Monaten. Ein halbes Jahr wird das Kalb vom Muttertier gesäugt. Die Lebensdauer beträgt in Gefangenschaft 25 Jahre, in der Wildnis aber sterben Rothirsche meistens vor dem fünfzehnten Lebensjahr. Vor allem die Männchen haben eine hohe Sterblichkeit wegen der Heftigkeit ihrer Kämpfe und aufgrund intensiver Bejagung.

Der Wapiti ist ein "Graser", er ernährt sich also vornehmlich von Gras, nimmt jedoch auch je nach Bedingungen andere Nahrung zu sich. Dabei handelt es sich vor allem um junges Laub, Wurzelknollen, Eicheln, Bucheckern, Kastanien, wildes Obst, Knospen und junge Nadelholzzweigspitzen. Im Winter fressen die Tiere außerdem Moose und Flechten.

Vorkommen

Wapitis leben als eine der größten nordamerikanischen Wildtierarten in offenen Wäldern oder in Waldnähe. Im Sommer steigen sie in Bergregionen in große Höhen auf, im Winter bevorzugen sie geschützere und tiefer gelegene Gegenden.

Früher war der Wapiti in Nordamerika, speziell in der Gegend der Rocky Mountains weit verbreitet. Der Östliche Wapiti (C. e. canadensis) lebte in verschiedenen Bundesstaaten östlich des Mississippi Rivers. Nach deren Aussterben durch die Jagd brachte man westliche Wapitis in diese Gegend.

Die heutige Zahl der nordamerikanischen Wapitis wird auf rund ein Zehntel des historischen Vorkommens von 10 Millionen geschätzt. Wie auch andere nordamerikanische Wildarten erreichte der Wapiti den Tiefpunkt um 1900. Seither ist ihre Zahl dank Jagdkontrollen wieder steigend. 1989 schätzte man in Nordamerika ein Vorkommen von 782.500, wovon etwa 72.000 in Kanada und der Rest in den USA lebten. 20.000 lebten in Wapiti-Ranches, wo sie ihres Fleisches und ihres Geweihes wegen oder zur Jagd gehalten werden.

Die meisten Wapitis leben im Westen, hauptsächlich in der Region der Rocky Mountains. Östlich des Mississippi gibt es nur etwa 3.500 Wapitis verteilt auf sieben Bundesstaaten. Im östlichen Kanada ist die Population ähnlich gering.

U.S.-Präsident Theodore Roosevelt schenkte Neuseeland eine Herde Wapitis, die im südwestlichen Teil der South Island freigesetzt wurden. Heute sind die echten Wapitis nur noch selten zu finden, da sie sich mit den auf Neuseeland sehr häufigen europäischen Rothirschen, die vor allem durch britische Siedler eingeführt wurden, gekreuzt haben. Viele dieser Tiere leben isoliert auf Wapitifarmen und sollten in regelmäßigen Abständen wieder in die Freiheit entlassen werden. Dies wurde allerdings durch einen Regierungsbeschluss verhindert, der die Freisetzung gebietsfremder Tiere (Neozoen) in Neuseeland heute gänzlich verbietet.

Natürliche Feinde

Wapitis sind durch die Chronic Wasting Disease gefährdet, eine BSE-ähnliche Krankheit, die in Nordamerika speziell bei ihnen und Maultieren verbreitet ist.

Ausgewachsene Wapitis werden von Pumas, Wölfen und Grizzly-Bären gejagt. Kojoten und Schwarzbären reißen manchmal Kälber.

Geschichte

Wapiti-Bulle mit zwei -Kühen

In Nordamerika erschien der Wapiti vermutlich erst vor 120.000 Jahren, als er in der Eiszeit über die Beringstraße ebenso wie die Elche und Karibus aus Asien einwanderte. Von dort breiteten sie sich nach Süden und Osten aus. Er stammt wahrscheinlich vom Altai-Maral (C. e. sibiricus) ab, manchmal fälschlich auch als Altai-Wapiti bezeichnet, der zu dieser Zeit große Bereiche der Taiga Sibiriens bewohnte.

Vor etwa 70.000 Jahren waren die Wapitis isoliert in vier verschiedenen Populationen. Eine befand sich in der Alaska/Yukon-Region, eine in der Küstenregion von Washington/Oregon, eine im westlichen Kalifornien und die vierte östlich der Cascade- und Sierra Nevada-Berge, bis zu den Appalachen, bis ins südliche Kanada und ins nördliche Mexiko beheimatet.

Die Wapiti-Population in Washington/Oregon unterteilte sich später in zwei unterschiedliche Unterarten, die Olympic-Wapitis des südwestlichen British Columbia, Washington, Oregon und des nordwestlichen Kalifornien; und die Tule-Wapitis in Zentralkalifornien. Vor rund 10.000 Jahren wurde eine Population der Wapitis im Osten isoliert und entwickelte sich zu den Merriam-Wapitis, die in Mexiko und in den südwestlichen USA beheimatet waren. Als die Plains entstanden, wurde wieder eine Population der Wapitis im Osten isoliert und entwickelten zu den Manitoba-Wapiti. Die im Osten verbliebenen Wapitis entwickelten sich zur Unterart der Östlichen Wapiti. Die Wapitis im Westen entwickelten sich zu den Rocky Mountain-Wapitis. Als die Europäer Nordamerika eroberten, bewohnten diese sechs Wapiti-Arten den Kontinent.

Wapiti-Herde

Wapitis wurden bereits von den Indianern gejagt. Mit der Ankunft der Europäer und deren Besiedelung des Westens stieg allerdings der Bedarf an Nahrung. Die Jagd zum Nahrungserwerb ging außerdem in eine Jagd zu Sportzwecken über. Betroffen waren davon vor allem die Bisons und die Wapitis. Die Östlichen Wapitis und die Merriam's Wapitis waren bald ausgestorben, der Rocky Mountain Wapiti überlebte nur knapp. Die Östlichen Wapitis starben an der übermäßigen Jagd, die Merriam's Wapitis - auch Südwestliche Wapitis genannt - sowohl an übermäßiger Jagd als auch an Nahrungsarmut aufgrund der Ausdehnung der Wüsten. Der letzte Östliche Wapiti wurde 1849 im östlichen Tennessee geschossen.

In den frühen Jahren des 20. Jahrhunderts wurde die Jagd eingeschränkt: Wapitis durften nur noch während der Jagdsaison und auch dann nur in eingeschränkter Zahl geschossen werden. Diese Vorgaben retteten die verbliebenen Wapitis ebenso wie die Bisons vor dem Aussterben.

Systematik

Die nordamerikanischen Wapitis stammen ursprünglich aus Eurasien. Sie wanderten während einer Eiszeit über die Beringstraße nach Nordamerika ein und verteilten sich von dort aus über den Kontinent.

Früher ordnete man den nordamerikanischen Wapitis als eigenständige Art neben den Rothirschen ein. Heute betrachten Wissenschaftler ihn als zur selben Art wie den Rothirsch gehörend. Von den sechs Unterarten der Wapitis sind mit dem Östlichen Wapiti (C. e. canadensis) und Merriams Wapiti (C. e. merriami) zwei bereits ausgestorben. Die noch existenten Wapiti-Unterarten sind der Rocky-Mountain-Wapiti, auch Yellowstone-Wapiti (C. e. nelsoni), der Manitoba-Wapiti (C. e. manatobensis), der Olympic-Wapiti (auch Roosevelt-Wapiti, C. e. roosevelti) und der Tule-Wapiti (C. e. nannodes).

Laut dem Zoologen Valerius Geist unterscheiden sich die sechs Unterarten aufgrund ihrer Umgebung, die genetischen Differenzen sind minimal.

Rocky-Mountain-Wapiti

Entgegen der üblichen Meinung ist der Rocky-Mountain-Wapiti nicht ein Tier der Prärie, welches sich wegen der zunehmenden Besiedlung durch die Europäer in die Berge zurückgezogen hat. Schon früher lebten Wapitis in den Rocky Mountains. Heute kommen sie in den kanadischen Provinzen British Columbia und Alberta vor, sowie in den US-Bundesstaaten Idaho, Montana, Washington, Oregon, Nevada, Utah, Arizona, New Mexico, Colorado, Wyoming, Nord- und Süd-Dakota. Vereinzelt trifft man sie auch im westlichen Nebraska, im nordöstlichen Minnesota und im nördlichen Michigan an.

Die Population der Rocky-Mountain-Wapitis umfasst rund 750.000 Tiere. Alleine im Yellowstone-Nationalpark befinden sich im Sommer jeweils etwa 30.000 Exemplare dieser Unterart.

Ein Bulle wiegt etwa 300 bis 350 Kilogramm, eine Kuh etwa 200 bis 250 Kilogramm. Die Bullen können eine Schulterhöhe von 1,5 Metern erreichen und eine Körperlänge von 2,5 Metern. Sie sind meist braun mit dunkelbraunen Beinen, Nacken und Bauch sowie einem hellen Hinterteil. Bullen können heller gefärbt sein als Kühe. Die Geweihe der Bullen haben gewöhnlich sechs oder mehr Enden pro Seite.

Roosevelt-Wapiti

Die Roosevelt-Wapitis bewohnen das nördliche Kalifornien und den westlichen Teil von Oregon, Washington und British Columbia. Einige wurden nach Afognak Island in Alaska umgesiedelt. Schätzungen der gesamten Population schwanken zwischen 20.000 und 30.000 Individuen. Roosevelt-Wapitis sind größer und dunkler als Rocky-Mountain-Wapitis. Die Bullen können bis zu 450 Kilogramm wiegen. Ihr Geweih formt häufig eine Krone oder einen Korb.

Manitoba-Wapiti

Die Manitoba-Wapitis bewohnen das zentrale Manitoba, das östliche Saskatchewan und die Badlands in South Dakota. Viele dieser kanadischen Wapitis finden sich im oder in der Nähe vom Riding Mountain National Park und Prince Albert National Park sowie im Duck Mountain Provincial Park. Das Fell der Manitoba-Wapitis ist dunkler als dasjenige der Rocky-Mountain-Wapitis. Sie sind nicht so groß wie die Rocky-Mountain-Wapitis, aber kompakter, so dass sie etwa gleich schwer sind. Die Population ist stabil bei etwa 10.000 Tieren.

Tule-Wapiti

Tule-Wapiti

Früher lebten große Herden von Tule-Wapitis in den California Central Valley grasslands und den California Chaparral and Woodlands im zentralen California. Durch übermäßige Jagd wurden sie stark reduziert, bis sie knapp vor dem Aussterben standen. Der Rinderzüchter Henry Miller, der große Weiden im südlichen Central Valley besaß, erstellte in den 1870er Jahren ein kleines privates Reservat, um die Unterart zu retten.

1932 wurde die Herde permanent geschützt in einem 3,8 km² großen Anwesen in der Nähe von Buttonwillow, California, das heute als Tule Elk State Reserve bekannt ist. Weitere Tule-Wapitis finden sich in nahgelegenen Gegenden, meist auf privatem Grund. Die Tule-Wapitis sind kleiner als diejenigen der übrigen Unterarten, die Bullen wiegen durchschnittlich etwa 225 kg. Zur Zeit gibt es etwa 2.000 Tule-Wapitis. Die Jagd auf privatem Grund wurde inzwischen wieder erlaubt, ist aber mit einem Preis von 13.000 US-Dollar (2004) sehr teuer.

1978 wurden Tule-Wapitis ins Point Reyes National Seashore in Marin County verfrachtet, das sich nördlich von San Francisco befindet. Eine andere Herde befindet sich in der Ohlone Wilderness in Alameda County.

Kulturelle Bedeutung

Wie jedes Tier, das für die Indianer von Bedeutung war, floss auch der Wapiti in ihre Mythologie ein, wenn er auch nicht den Stellenwert beispielsweise des Kojoten oder der Spinne erreichte. Dem Wapiti werden Eigenschaften wie Graziösität, Sanftmütigkeit und Dankbarkeit zugeschrieben. Ausserdem soll er ausgleichend und vermittelnd sein. Weiter ist er bekannt dafür, dass er versteht, was er braucht, um zu überleben.

Verschiedene Indianerstämme begingen Zeremonien zu Ehren des Wapitis. Solche Zeremonien verfolgten auch immer den Zweck, die Kräfte der Wapitis auf sich zu übertragen. Die Bedeutung des Wapitis spiegelt sich auch in den Namen bedeutender Medizinmänner von Jäger-Völkern wider. Beispiele hierfür sind die beiden Lakota-Sioux-Indianer Black Elk (Schwarzer Wapiti - auch als Schwarzer Hirsch bekannt) und Elk Head (Wapiti-Kopf).

Heute stellen Wapitis ein beliebtes Motiv für Fetische, Schnitzereien und andere Kunsthandwerke sowie für gemalte Bilder dar.

Literatur

  • Valerius Geist: Elk Country. Northword Press 1993, ISBN 1-55971-208-2
  • D.E. Toweill, J.W. Thomas, R.E. McCabe: North American Elk: Ecology and Management. Smithsonian Books 2002, ISBN 1-58834-018-X

Weblinks