Große Dhünntalsperre

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Bild
Übersichtstafel Große Dhünntalsperre
Daten
Geografische Koordinaten des Staudamms: 7° 11' 11" Ost
51° 04' 03" Nord
Position der Großen Dhünntalsperre in Deutschland
Position der Großen Dhünntalsperre in Deutschland
Bauzeit der Vorsperre Große Dhünn (vormals Dhünntalsperre): 1960-1962
Bauzeit Große Dhünntalsperre: 1975-1985
Probestau: November 1984 - April 1987
Inbetriebnahme: 1988
Gesamtspeicherraum: 81 Mio. m³
  davon Vorsperre Große Dhünn: 7,5 Mio. m³
  davon Vorsperre Kleine Dhünn: 0,4 Mio. m³
  davon Vor- und Zulaufbecken: 0,3 Mio. m³
Jährl. Trinkwasserentnahme: 42 Mio. m³
Jährl. Entnahme zur Niedrigwasseraufhöhung : 8 Mio. m³
Jährl. Versickerungs- und Verdunstungsverluste : 6 Mio. m³
Hochwasserrückhaltung: 8,5 Mio. m³
Stauziel: 176,50 m ü. NN
Wasseroberfläche bei Vollstau: 440 ha
Höhe über Talsohle: 53 m
Höhe über Gründungssohle: 63 m
Dammvolumen: 1,2 Mio. m³
Kronenlänge: 400 m
Kronenbreite: 8,5 m
Basisbreite: 210 m
Krümmungsradius: Keine Krümmung
Einzugsgebiet: 60 km²
Einzugsgebiet einschl. Sülzzufluß: 89 km²
Mittlere Jahreszuflußmenge: 44 Mio. m³
Mittlere Jahreszuflußmenge einschl. Sülzzufluß: 56 Mio. m³
Bemessungshochwasser: 90 m³ pro Sekunde
Bemessungshochwasser einschl. Sülzzufluß: 115 m³ pro Sekunde
Baukosten: 286 Mio. DM
  davon Grunderwerb: 64 Mio. DM
Kosten für Wasseraufbereitung und -verteilung: 255 Mio. DM
Kosten für Hochwasserschutz: 14,5 Mio. DM
Kosten für Ausgleichs- und Folgemaßnahmen: 12 Mio. DM
Kartenansicht der Großen Dhünntalsperre

Die Große Dhünntalsperre ist die größte Trinkwassertalsperre im Westen Deutschlands und wird vom Wupperverband betrieben. Sie liegt im Rheinisch-Bergischen Kreis zwischen den Städten Wermelskirchen, Wipperfürth, Kürten und Odenthal in der Mittelgebirgsregion Bergisches Land (NRW).

Geschichte

Die ältere Talsperre

Die Große Dhünntalsperre ist die Erweiterung einer schon 15 Jahre zuvor erbauten, weitaus kleineren Talsperre im Dhünntal, der Dhünntalsperre (Stauvolumen: 7,5 Mio. m³).

Die Wasserversorgung der grundwasserarmen Bergischen Großstädte Wuppertal, Remscheid und Solingen konnte in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts trotz jeweils eigener Trinkwassertalsperren (Wuppertal: Obere Herbringhauser Talsperre, Ronsdorfer Talsperre und Kerspetalsperre; Remscheid: Eschbachtalsperre, Neyetalsperre und Panzertalsperre; Solingen: Sengbachtalsperre) in den Sommermonaten nicht garantiert werden, so dass mit dem Wupperverband Ende der 1950er Jahre der Bau der Dhünntalsperre vereinbart wurde.

Diese Talsperre wurde in den Jahren 1960-1962 errichtet und war in ihren Ausmaßen identisch mit der heutigen Vorsperre Große Dhünn. In der Literatur wird diese Talsperre auch oft fälschlicherweise als Kleine Dhünntalsperre bezeichnet. (Siehe Begriffserklärung und Namensgebung). Die Solinger Sengbachtalsperre erhielt aus der Dhünntalsperre zuletzt einen Zufluß von 2,5 Mio. m³ pro Jahr. Weitere Abnehmer für die insgesamt jährlich entnommenen 8 Mio. m³ Rohwasser waren die Stadt Remscheid, der Wasserversorgungsverband Rhein-Wupper (WVV) und bergische Wassergenossenschaften. Die 1963-1964 in Betrieb genommenen Wasseraufbereitungsanlagen besaßen eine Kapazität von 500 - 1.800 m³ pro Stunde.

Die jüngere Talsperre

Schnell stellte sich heraus, dass die Kapazität der Dhünntalsperre für die zukünftige Trinkwasserversorgung nicht reichen würde und nach einem Doppeltrockenjahr wurde 1971 die Erweiterung zur Großen Dhünntalsperre geplant (Stauvolumen: 81 Mio. m³). Erste Überlegungen zu einem Bau gab es aber schon seit den 1940er Jahren.

Der Bau wurde am 22. April 1975 mit einem ersten Sprengschuss durch den Minister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten des Landes NRW, Dr. Diether Deneke feierlich begonnen und endete 1985.

Als erstes wurde der Grundablass gebaut, durch den die Dhünn während der Bauphase des Damms ungehindert abfließen konnte. Umsiedlungs-, Abriss- und Rodungsarbeiten folgten. Danach wurden der Staudamm und die wassertechnischen Einrichtungen hergestellt. Nach einen zweieinhalbjährigen Probe- und Reinigungsaufstau von November 1984 bis April 1987 wurde die Talsperre am 30. September 1988 mit einer Einweihungsfeier offiziell in Betrieb genommen.

Mit der Vollendung der Großen Dünntalsperre wurden sämtliche Versorgungsprobleme nachhaltig gelöst, sie ist sogar in die Notfallversorgung der Landeshauptstadt Düsseldorf eingebunden.

Im Jahre 1984 stürzte ein Hubschrauber in die Talsperre. Das Fluggerät wurde von der Flusspionierkompanie 850 der Bundeswehr geborgen.

Begriffserklärung und Namensgebung

Der Name der Großen Dhünntalsperre leitet sich nicht von ihren Ausmaßen, sondern konventionsgemäß von ihrem Hauptzufluß, dem Bach Große Dhünn her.

Die ältere und kleinere Talsperre im Dhünntal wurde als Dhünntalsperre bezeichnet, obwohl sie nach der Namenskonvention auch Große Dhünntalsperre hätte heißen müssen, da sie alleine den Bach Große Dhünn staute. Diese Talsperre ist heute die Vorsperre Große Dhünn der jüngeren Großen Dhünntalsperre. Zur Unterscheidung zu der später gebauten Großen Dhünntalsperre wird sie manchmal auch als Kleine Dhünntalsperre im Sinne von kleiner als bezeichnet.

Der zweite Hauptzufluß der Großen Dhünntalsperre ist der Bach Kleine Dhünn. Gleichwohl dieser auch in der Vorsperre Kleine Dhünn der Großen Dhünntalsperre gestaut wird, ist diese nicht identisch mit der fälschlicherweise so bezeichneten Kleinen Dhünntalsperre, der älteren Dhünntalsperre.

Das Stausystem

Zu- und Abflüsse

Die Bäche Große Dhünn und Kleine Dhünn stellen die größten Zuflüsse dar. Die Große Dhünn entspringt nahe der Wipperfürther Ortschaft Peddenpohl, durchfließt geradlinig ihr bewaldetes Bachtal und vereint sich kurz vor der Talsperre mit dem Purder Bach. Die Kleine Dhünn entspringt bei Dreibäumen an der Grenze von Hückeswagen und Wermelskirchen und mündet kurz hinter der Wermelskirchener Ortschaft Dhünn in der Talsperre. Das durch die beiden Zuflüsse aufgespannte Dreieck ist nur dünn besiedelt, sehr waldreich und sorgt somit für eine hohe Qualität des Wassereintrags in die Talsperre. Um diesen Zustand weiter erhalten zu können, wurde das Areal als Wasserschutzzone IIb und III ausgewiesen.

Beide Zuflüsse werden in jeweils recht großen Vorsperren vorgestaut, wobei die Vorsperre Große Dhünn eine vormals eigenständige Talsperre stellte. Der Abfluß Dhünn ist der größte Nebenfluß der Wupper und mündet in Leverkusen in diese.

Weitere größere Zuflüsse sind: Frenkhausener Bach, Hohemühlenbach, Ledderbach, Oberstockberger Bach und Viersbach.

Sülzüberleitung

Durch einen 3.100 Meter langen Überleitungsstollen mit einem Durchmesser von 3,35 m ist die Große Dhünntalsperre mit dem Flusssystem der Kürtener Sülz verbunden. Durch diese Zuleitung vergrößert sich der jährliche Zufluss von 44 Mio. m³ um weitere 12 Mio. m³ auf 56 Mio. m³. Der Überleitungsstollen beginnt bei der Kürtener Ortschaft Häcksbilstein und mündet in die Stauwurzel der Große Dhünn Vorsperre.

Aus der Kürtener Sülz wird im Durchschnitt nur an 200 Tagen im Jahr übergeleitet, da Wasser nur bei einer minimalen Durchflußmenge der Kürtener Sülz von 0,435 m³/s entnommen wird. Die maximale Überleitung beträgt 25 m³/s. Das Gefälle zwischen Einlass und Auslass beträgt 10 m, der Höhenzug zwischen den Bachtälern der Großen Dhünn und der Kürtener Sülz erhebt sich 90 m über dem Überleitungsstollen.

Vorsperren, Vor- und Zulaufbecken

Die Talsperre besitzt neben den beiden Vorsperren Große Dhünn Vorsperre (Stauvolumen: 7,5 Mio. m³) und Kleine Dhünn Vorsperre (Stauvolumen: 0,4 Mio. m³) 15 weitere wasserwirtschaftliche Vorbecken und ökologische Zulaufbecken (Summenstauvolumen: 0,3 Mio. m³), die der Sedimentablagerung und dem Natur- und Artenschutz dienen:

Damm der Vorsperre Große Dhünn
Der Staudamm
Vorsperren, Vor- und Zulaufbecken

(Im Uhrzeigersinn vom Damm aus gesehen)

Name Einzugsgebiet Stauinhalt
Zulaufbecken Engerfeld 0,47 km² 2.000 m³
Zulaufbecken Schaffeld 0,19 km² 13.600 m³
Zulaufbecken Malsberg 0,44 km² 3.200 m³
Zulaufbecken Hundhagen 0,38 km² 6.900 m³
Zulaufbecken Frenkhauser Bach 1,21 km² 12.000 m³
Vorsperre Kleine Dhünn 14 km² 0,4 Mio. m³
Zulaufbecken Am Rottfeld 0,21 km² 6.800 m³
Vorsperre Große Dhünn 30 km² 7,5 Mio. m³
Zulaufbecken Hutsherweg 0,28 km² 5.100 m³
Vorbecken Oberstockberg 0,73 km² 24.900 m³
Vorbecken Richerzhagen 1,02 km² 51.300 m³
Vorbecken Müllenberg/Viersbach 0,59 km² 63.300 m³
Vorbecken Hohemühle 2,08 km² 80.000 m³
Zulaufbecken Auf dem Örtgen 0,15 km² 2.200 m³
Zulaufbecken Große Heide 0,51 km² 37.400 m³
Zulaufbecken Eichholz 0,24 km² 4.900 m³
Zulaufbecken Breibacher Berg 0,16 km² 7.500 m³

Zweck der Talsperre

Der Wasserentnahmeturm und der Hochwasserentlastungturm mit Überfalltrichter

Die Talsperre dient neben der Gewinnung von 42 Mio. m³ Trinkwasser pro Jahr zur Versorgung von ca. 500.000 Menschen auch der Niedrigwasseraufhöhung und dem Hochwasserschutz (8,5 Mio. m³ Rückhaltekapazität) für die Dhünn und das untere Wuppergebiet. Die gesteuerte Wasserentnahme aus der Kürtener Sülz dient ebenfalls dem Hochwasserschutz für deren Flusssystem.

Die Talsperre ist so dimensioniert, dass Überschusswassermengen regenreicher Jahre über einen langen Zeitraum aufgenommen werden können, um sie in regenarmen Jahren wieder abgeben zu können. Eine Talsperre mit dieser Art der Bevorratung wird auch Überjahresspeicher genannt.

Die Wasserentnahme unterteilt sich in folgende Kontigente:

Wasserversorgungsverband Rhein-Wupper (WVV)
  • 6,0 Mio. m³
Der WVV versorgt über eine Wasseraufbereitungsanlage im nahen Wermelskirchen-Dabringhausen die Städte Radevormwald, Leichlingen, Hückeswagen, Wermelskirchen, Burscheid und Odenthal.
Bergischer Trinkwasserverbund GmbH (BTV)

Staudamm und wassertechnische Einrichtungen

Querschnitt und Längsschnitt des Staudamms
Querschnitt eines Hochwasserentlastungsturm mit Überfalltrichter

Staudamm

Die unterhalb der Wermelskirchener Ortschaft Lindscheid liegende Staumauer ist ein Steinschüttdamm mit Asphaltbeton-Kerndichtung. Die Steinschüttung ist geschichtet: Der Innenbereich besitzt eine maximale Korngröße von 300 mm Durchmesser, der Außenbereich eine maximale Korngröße von 600 mm.

Die Wasserseite ist mit gröberem Gestein dünn beschichtet und die dem Wasser abgewandte Seite wurde bepflanzt. Der Untergrund wurde mit einer Injektionsdichtung versehen. Die Krone ist 400 m lang und 8,5 m breit. An der Sohle ist die Staumauer 210 m breit.

Der Damm besitzt in der Herdmauer einen Kontrollgang und wird mittels eines komplexen Verbunds von Sensoren und Messpunkten ständig auf Standfestigkeit und Funktionssicherheit überprüft. Der Zugang in den Kontrollgang ist von beiden Ende des Staudamms, sowie über einen Quergang von dem Tosbecken unterhalb des Staudamms aus möglich.

Der Grundablass-Stollen besitzt ein Maulprofil mit den Maßen 4,00 x 2,54 m. Er ist in den Sockel des Wasserentnahmeturms eingebaut.

Hochwasserschutz

Der Hochwasserentlastungsturm mit Überfalltrichter besitzt einen maximalen Durchmesser von 20 m, der sich zum Hochwasserentlastungs-Stollen hin auf vier Meter verjüngt. Strömungspfeiler und eine Entlüftungsvorrichtung sorgen für einen geregelten Überlauf in das Tosbecken.

Wasserentnahme

Der Wasserentnahmeturm erhebt sich mit einer Höhe vom 66 m über Gründungssohle unweit des Überfalltrichters und der Staumauer aus dem Wasser. Er ist über eine 140 Meter lange Brücke erreichbar. Im Wasserentnahmeturm befinden sich in 5 Meter Abstand Einlässe, die je nach Wasserqualität eine gesteuerte Entnahme aus unterschiedlichen Wasserhöhen erlauben. Das Rohwasser wird von hier aus zur Aufbereitung in die Aufbereitungsanlagen bei der Wermelskirchener Ortschaft Dabringhausen-Bremen gepumpt. Das Fernwassersystem besitzt drei Pumpwerke und eine Transportleitungslänge von 50 km.

Grundablass, Wasserentnahmeturm und Hochwasserentlastungsturm mit Überfalltrichter der Großen Dhünntalsperre

Sonstiges

Nahe dem Staudamm befindet sich das Betriebsgebäude des Wupperverbands, dem ein Informationszentrum angegliedert ist.

Ökologie

Dem späten Bauzeitpunkt Ende des 20.Jahrhunderts ist es zu verdanken, daß in hohem Maße ökologische Aspekte bei der Errichtung berücksichtigt wurden. So wurden die Vor- und Zulaufbecken auch als Räume für Natur- und Artenschutz eingerichtet, wie z.B. in Form von Schwimminseln als Brutplätze für Wasservögel.

Die in einem Naturschutzgebiet gelegene Talsperre ist großflächig von einem 760 ha großen Wasserschutzwald (Wasserschutzzone IIa) umgeben, durch den eine große Anzahl von naturnahen, markierten Wanderwegen führen. Einzig diese Wanderwege sind von dem Beretungsverbot des 100 Meter breiten Schutzzonenstreifens (Wasserschutzzone I) um die Talsperre herum ausgenommen. Er dient neben dem Gewässerschutz auch als Ruhezone für die heimische Tier- und Pflanzenwelt.

Flora

Breitblättriger Rohrkolben

Komplettiert wurden die Maßnahmen durch die Anpflanzung heimischer Wasser-, Schwimmblatt- und Sumpfpflanzen wie z.B. Binsen-, Röhricht-, Glanzgras-, Rohr- und Rohrkolbenbestände. Hochstaudenarten siedelten sich rasch an.

Der Wald besteht überwiegend aus Fichten- und Laubwaldbeständen. Bei den Laubwäldern dominieren Buchen-Eichenwälder (Fago-Quercetum), bodensaure Buchenwälder (Luzulo-Fagetum) und Birken-Eichenwälder (Betulo-Quercetum), sowie begrenzt in der Uferzone Birkenpionierwälder, Stieleichen, gelegentlich Traubeneichen und Erlen an den Bachläufen der Zuflüsse.

Im Unterwuchs der Laubwälder siedeln Adlerfarne, Heidelbeere, Pfeifengras und Drahtschmiele. Englischer Ginster hat eine kleine Freifläche südlich der Staumauer besiedelt.

In den ökologischen Zulaufbecken konnten das Kleine Laichkraut (Potamogeton berchtoldii) und Armleuchteralgen (Characeae nitella) nachgewiesen werden. Besenheiden oder Ginsterheiden erobern Uferhänge.

In Fachkreisen werden Funde seltener Pilze wie den Sommersteinpilz (Boletus reticulatus) und den Krummstieligen Schüppling (Pholiota tuberculosa) vermeldet. Über 30 Hutpilzarten wurden registriert.

Brachliegenden Feuchtwiesen in der Uferzone wurden von Adlerfarnherden, Schlangenknöterich, Hochstauden und Waldsimsenfluren besiedelt oder verbuschen.

Avifauna

Flussregenpfeifer (Charadrius dubius)

Von den 80 Vogelarten, die an der Großen Dhünntalsperre brüten, stehen über 20 auf der Roten Liste der bedrohten Tierarten. Auf zwei angelegten Kiesinseln der Vorsperre Kleine Dhünn brütet z.B. der Flussregenpfeifer (Charadrius dubius). Weitere im Gebiet der Talsperre vorkommende Vogelarten sind:

Herpetofauna

Grasfrosch

Eigens eingerichtete Tümpel bilden eine Heimstatt für Amphibien. Weitere ökologische Maßnahmen sind Fels- und Geröllbiotope als Lebensraum für Reptilien, unterschiedlich gestaltete Uferzonen von Flachufern bis zu Steilufern und Flachwasserzonen.

Ichthyofauna

Bachforelle

Allerdings wirkt sich die Talsperre aus ökologischer Sicht für die Gewässerfauna zum Teil negativ aus. Die Talsperre als solche unterbricht den Lauf des Bachs Dhünns und bildet somit eine unüberwindliche Sperre für eine Fischwanderung in die Oberläufe. Der einst heimische Lachs wird trotz der umfangreichen Maßnahmen zur Ansiedlung im Rhein und den Nebenflüssen nicht seine bevorzugten Laichplätze im Oberlauf erreichen können, die Talsperre stellt eine scharfe Trennline zwischen der Gewässerfauna oberhalb und unterhalb der Staumauer dar.

Der Wassermengen- und Temperaturhaushalt des Abflusses Dhünn wird durch die Talsperre gravierend verändert. Besitzt die Wasserqualität im Abfluss beinahe Trinkwasserqualität, so ist das von dem Grundablass entnommene Wasser für die Dhünn aber zu kalt für eine Gewässerfauna, wie sie ohne diesen Eintrag vorhanden wäre. Die Niedrigwasseraufhöhung führt zu einer Änderung der Abflussdynamik und wirkt sich ebenfalls auf das Wander- und Besiedelungsverhalten aus.

In der Talsperre, sowie den Zuflüssen findet sich eine für den Gewässertyp (Nach Illies Epihithral, Metahithral und Hyporhithral) regionaltypische Besiedelung von Bachforellen und Koppen. Ohne Sperre wäre dieser Gewässertyp eher typisches Siedlungsgebiet für Lachs und Äsche mit einer reduzierten Anzahl von Individuen der heute vorherrschenden Arten.

Entomofauna

Wasserläufer bei der Paarung

Säugetiere

Es sind relevante Bestände von Feldhasen und Wildschweinen zu vermelden.

Versunkene Ortschaften

Durch den Aufstau wurden mehrere Dörfer, Mühlen und Hofschaften überflutet und Verbindungsstraßen unterbrochen. Damit endete eine nachweislich 1000-jährige Siedlungsgeschichte im Dhünntal. Um das Jahr 1673 sind Pulvermühlen belegt. Von den 67 abgetragenen, teilweise historischen Gebäuden, wurden 25 landwirtschaftlich genutzt.

Für die 210 betroffenen Bewohner des Dhünntales, von denen sich viele bis zuletzt gegen die Umsiedelung gewehrt haben, sind Entschädigungen in Form von Rentenzahlungen und Ausgleichsgrundstücken geleistet worden. Kurz vor Beginn des Probestaus wurde ein großes Fest gefeiert, bei dem Tausende von Auswärtigen zusammen mit den Anwohnern Abschied nahmen.

Folgende Dörfer, Mühlen und Hofschaften sind versunken oder abgetragen:

Ausgemusterter Sperrschieber
Das Informationszentrum im Betriebsgebäude
Karte
Versunkene Orte und Straßen
Versunkene und/oder abgetragene Ortschaften
Dahl 7° 13' 59" Ost / 51° 05' 22" Nord
(Abgetragen, in Wasserschutzzone II gelegen)
Dhün 7° 11' 40" Ost / 51° 03' 51" Nord
Dhünnenburg 7° 14' 12" Ost / 51° 04' 44" Nord
Doktorsdhünn 7° 14' 01" Ost / 51° 04' 35" Nord
Eiberg 7° 13' 29" Ost / 51° 03' 57" Nord
(Abgetragen, da in Wasserschutzzone I gelegen)
Eulen 7° 14' 47" Ost / 51° 04' 24" Nord
(Vorsperre Große Dhünn bzw. Dhünntalsperre, abgetragen, da in Wasserschutzzone I)
Haaswinkel 7° 12' 28" Ost / 51° 03' 40" Nord
Hohemühle 7° 12' 39" Ost / 51° 03' 04" Nord
Großklev 7° 14' 35" Ost / 51° 04' 49" Nord
(Abgetragen, da in Wasserschutzzone I gelegen)
Kesselsdhünn 7° 13' 36" Ost / 51° 04' 18" Nord
Klevermühle 7° 14' 28" Ost / 51° 05' 20" Nord
Kotten 7° 15' 52" Ost / 51° 04' 56" Nord
Kotterlinde 7° 15' 33" Ost / 51° 05' 05" Nord
(Abgetragen, da in Wasserschutzzone I gelegen)
Königsspitze 7° 13' 26" Ost / 51° 04' 13" Nord
Malsberg 7° 12' 42" Ost / 51° 04' 28" Nord
Plätzmühle 7° 11' 53" Ost / 51° 03' 55" Nord
Pompelbusch 7° 11' 51" Ost / 51° 03' 50" Nord
Schaffeld (südliche Gebäude) 7° 12' 18" Ost / 51° 04' 20" Nord
(In Wasserschutzzone I gelegene Teile)
Schirpendhünn 7° 13' 00" Ost / 51° 04' 20" Nord
Siebelsmühle 7° 15' 32" Ost / 51° 04' 45" Nord
(Vorsperre Große Dhünn bzw. Dhünntalsperre)
Strünken 7° 11' 05" Ost / 51° 04' 04" Nord
(Von Staumauer überbaut)
Werth 7° 11' 34" Ost / 51° 03' 57" Nord

Tourismus

Der Wupperverband hat neben dem Schutz der Wassergüte auch das Erholungsbedürfnis der Bevölkerung berücksichtigt und einen eingeschränkten Zugang zur Talsperre zugelassen. Die Dämme der beiden großen Vorsperren und der Hauptsperre sind frei zugänglich und können zu Fuß überquert werden. Besucher können sich detailiert über die Talsperre im Informationszentrum informieren.

Die Nutzung der Talsperre ist auf fußläufige Aktivitäten beschränkt. Wassersportliche Aktivitäten, einschließlich Angeln, sind nicht gestattet.

Wandermöglichkeiten

Neben den markierten Wanderwegen des Sauerländischen Gebirgsvereins (SGV) hat der Wupperverband eigene Wanderwege ausgewiesen, Informationstafeln aufgestellt und eine Wanderkarte herausgegeben. Zahlreiche eigens eingerichtete Wanderparkplätze umgeben die Talsperre.

  • Zu den vom Wupperverband ausgewiesenen Wanderwegen gehören unter anderem Rundwanderwege um die beiden Vorsperren und um die gesamte Talsperre herum. Dieser Weg ist mit 40 km Weglänge ob seiner Länge aber nur ambitionierteren Wanderern zu empfehlen.
  • Eine Vielzahl von markierten kleineren Ortsrundwanderwegen der einzelnen SGV Abteilungen der umgebenden Städte berühren die Talsperre oder führen durch deren Schutzwald.
  • Die Hauptwanderstrecke X29 des Sauerländischen Gebirgsvereins, Bergischer Weg genannt, überquert den Staudamm und begleitet anschließend auf vielen Kilometern die westliche Talsperre bis zum Vorlaufbecken Hohemühle.
  • Der SGV Wanderweg rund um die Stadtgrenze Kürtens, Kürtenring genannt, folgt der gesamten südlichen Uferlinie der Talsperre und der Vorsperre Große Dhünn.
  • Der SGV Wanderweg rund um die Stadtgrenze Wermelskirchens folgt der fast gesamten nördlichen Uferlinie der Talsperre und der Vorsperre Kleine Dhünn.
  • Der SGV Wanderweg von Schloss Burg zur Wermelskirchener Ortschaft Halzenberg verläuft auf dem nördlichen Uferweg der Vorsperre Große Dhünn.

Talsperrenführungen

Der Wupperverband bietet regelmäßig Talsperrenführungen an. Jährlich lernen auf diese Art und Weise 3.000 bis 4.000 Gäste aus aller Welt das Gewässer kennen. Diese Führungen richten sich auch verstärkt an Schulklassen der Region.

Panoramansicht, vom Staudamm aus gesehen

Literatur

Informationsbroschüren und Kartografie

  • Festschrift zur Einweihung der Dhünntalsperre: 14. Juni 1962, herausgegeben vom Wupperverband
  • Inbetriebnahme Große Dhünn-Talsperre und Fernwasserversorgung Große Dhünn-Talsperre, Hrsg.: Energieversorgung Leverkusen; Wuppertaler Stadtwerke; Wupperverband, 1988
  • Informationsbroschüre "Große Dhünntalsperre" des Wupperverbands
  • Wanderkarte 1:15.000 mit Erläuterungen "Wandern um die große Dhünn-Talsperre", herausgegeben vom Wupperverband

Siedlungsgeschichte

  • Rech, Manfred: Ausgrabungen im Bereich der Großen Dhünntalsperre bei Wermelskirchen-Dabringhausen, Rhein.-Berg. Kreis. In: Ausgrabungen im Rheinland / Rheinisches Landesmuseum Bonn, 1983
  • Soechting, Dirk: Frühe Besiedlung im Bereich der Großen Dhünn-Talsperre. In: Romerike Berge, 1990
  • Jeremias, Martin; Schmidt-Goertz, Ursula: Die Dhünntalsperre spült die Jahrtausende frei : neue Bodenfunde bei Niedrigwasser ; Forschungen werden fortgesetzt. In: Rhein.-Berg. Kalender 66. 1996 (1995) S. 57-64 : Ill.

Ökologie

  • Borggreve: Forstlicher Fachbeitrag zum Landschaftsplan der Großen Dhünntalsperre, Teilgebiet 3 des Rhein.-Bergischen Kreises gemäß [Paragraph] 17 Abs. 3 Landschaftsgesetz NW. Staatliches Forstamt Königsforst: Höhere Forstbehörde Rheinland, Bonn, 1978
  • Osing, Hartmut: Die Große Dhünntalsperre und ihre Vogelwelt : Überraschungen zwischen Wasser, Ufern, Kies und Wald ; eine Bilanz. In: Rhein.-Berg. Kalender 64. 1994 (1993) S. 36-42 : Ill.
  • Schmitz, Michael ; Osing, Hartmut: Auswirkungen der Errichtung von Wupper- und Großer Dhünn-Talsperre auf die Avifauna : mit Anmerkungen zur Funktion der Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen, 1999

Hydrologie und Geologie

  • Kisseler, H.: Trinkwasserversorgung aus der Großen Dhünn-Talsperre : Übergang von d. Bauphase zur Betriebsphase. In: Kommunalwirtschaft, 1984
  • Horn, Manfred ; Mencke, Jürgen ; Paproth, Eva: Vorläufige Mitteilung über Gesteinsuntersuchungen im Sülz-Überleitungsstollen zur Großen Dhünn-Talsperre im Rheinisch-Bergischen Kreis. In: Der Niederrhein, 1986
  • Karagüzel, Remzi: Über Gebirgsdurchlässigkeit und Untergrundinjektionen an der Grosse Dhünn-Talsperre und ihren Vorsperren, Aachen : Lehrstuhl für Ingenieurgeologie u. Hydrogeologie d. RWTH, 1989

Weblinks

Siehe auch: Liste von Talsperren in Deutschland

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