Voivod

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Voivod

Voivod beim Masters of Rock (2009)
Allgemeine Informationen
Genre(s) Thrash Metal, Progressive Metal
Gründung 1982
Website http://www.voivod.net
Gründungsmitglieder
Denis „Snake“ Belanger
Denis „Piggy“ D'Amour
Jean-Yves „Blacky“ Theriault
Michel „Away“ Langevin
Aktuelle Besetzung
Gesang
Denis „Snake“ Belanger (1983-1995, ab 2002)
Bass
Jean-Yves „Blacky“ Theriault (1982-1991, ab 2009)
Schlagzeug
Michel „Away“ Langevin
Gitarre
Daniel Mongrain (ab 2008)
Ehemalige Mitglieder
Gesang, Bass
Eric Forrest (1995–2002)
Bass
Jason Newsted (2002-2009)
Gitarre
Denis „Piggy“ D'Amour († 2005)
Live- und Session-Mitglieder
Bass
Pierre St. Jean auf „The Outer Limits“

Voivod ist eine kanadische Heavy-Metal-Band. Die musikalische Ausrichtung variierte im Laufe der Zeit zwischen Thrash Metal und Progressive Metal mit Einflüssen aus Industrial und Elektro. Auf Grund der Verwendung von Technologie-Themen wie Nanotechnologie oder Virtuelle Realität und der düsteren Endzeitszenarien in ihren Texten werden Voivod oftmals dem Cyberpunk zugeordnet.[1][2]

Der Bandname wird gelegentlich Voi Vod, VoiVod oder Voïvod geschrieben.

Biographie

Die frühen Jahre

Die Band wurde im November 1982 im kanadischen Jonquière (Provinz Québec) von den Schulfreunden Michel „Away“ Langevin (Schlagzeug), Jean-Yves „Blacky“ Theriault (Bass) und Denis „Piggy“ D'Amour (Gitarre) gegründet. Anfang 1983 vervollständigte Sänger Denis „Snake“ Belanger das erste Line-up.[3] Die Musiker waren frankophon, weshalb sie sich das Verfassen von Texten in englischer Sprache aneignen mussten. Michel Langevin hatte während seiner Schulzeit Lieder von den Beatles, den Rolling Stones und Kiss übersetzt. Die Texte von Pink Floyd und Van der Graaf Generator weckten sein Interesse an den Autoren der Schwarzen Romantik, u. a. dem englischen Autor Lord Byron.[1]

1983 trat die Band mehrmals als Vorband von Exciter auf. Das Mitte 1983 erschienene erste Demo „Anachronism“ wurde während eines dieser Live-Auftritte mitgeschnitten und enthielt überwiegend Coverversionen. Anfang 1984 erschien mit „To The Death“ das erste Demo, das fast ausschließlich aus Eigenkompositionen bestand. Das darauf folgende Demo „Morgoth Invasion“ zählt Ian Christe zu den zehn bedeutendsten Demos der Tapetrader-Szene der 1980er Jahre.[4] Bereits in diesem frühen Stadium war Voivod im Underground bekannt und verkaufte mehr als Tausend Demos. Ihre Veröffentlichungen wurden in Fanzines rezensiert und der Name der Band erschien in den Dankeslisten von Platten und Demos anderer Bands.[5] Brian Slagel, Gründer und Inhaber des Independentlabels Metal Blade, wurde auf Voivod aufmerksam. Nachdem die Band das Stück „Condemned to the Gallows“ zum Metal Massacre V-Sampler beisteuerte, erhielt sie einen Plattenvertrag über ein Album. Mitte 1984 veröffentlichte Voivod das Debütalbum „War and Pain“ bei Metal Blade.

Im November 1985 trat die Band neben Celtic Frost, Possessed, Destruction und Nasty Savage beim World War III-Festival in Montreal vor rund 7.000 Zuschauern auf.[6]

Kurz darauf unterzeichnete die Band einen Plattenvertrag beim deutschen Label Noise Records. 1986 wurde das zweite Album „Rrröööaaarrr“ veröffentlicht. Es folgten Tourneen mit Celtic Frost und Running Wild. In einem Interview zum 1987 erschienenen Album „Killing Technology“ bezeichnete Michel Langevin den Stil der Band erstmals als „Space Metal“.[7] Ebenfalls 1987 veröffentliche die Band eine Single mit dem Titel „Cockroaches“ (engl. Schaben). Das Titelstück handelt davon, dass Küchenschaben die einzigen Lebewesen sein sollen, die einen Atomkrieg überleben können. Die Idee zu dem Lied kam Michel Langevin aufgrund der Vielzahl von Küchenschaben im Appartment in Montreal, das die Bandmitglieder zu der Zeit bewohnten.[1]

Nach einer Tournee mit Possessed und Deathrow wurde 1988 „Dimension Hatröss“ veröffentlicht. Bei Denis D'Amour wurde kurz darauf ein Tumor diagnostiziert, der mit einer Chemotherapie erfolgreich bekämpft werden konnte. Die anschließende Tournee führte die Band durch Nordamerika. In den USA spielten sie mit Soundgarden und Faith No More, in Kanada als Vorband von Rush. Die für Ende 1989, Anfang 1990 geplanten Auftritte in Europa wurde dagegen auf Grund finanzieller Probleme von der Plattenfirma mehrfach verschoben und schließlich abgesagt.[8]

Die progressiven Jahre

Denis Belanger beim „Gods of Metal“ 2009

Nach der Trennung von Noise Records wurde die Band von MCA Records unter Vertrag genommen und erhielt für die nächste Veröffentlichung das bis dahin höchste Budget in der Bandgeschichte. Ergebnis war das fünfte Studioalbum „Nothingface“ (1989), mit dem Voivod sich weiter vom Thrash Metal hin zu geradlinigeren und progressiveren Klängen entwickelte.[8] Das Album war zugleich das erfolgreichste der Bandgeschichte, es erreichte Platz 114 der Billboard 200-Albumcharts. Bei den Vorarbeiten zum Nachfolger „Angel Rat“ kam es 1991 zu musikalischen Differenzen zwischen Bassist Jean-Yves Theriault und dem Rest der Band. Nach den Aufnahmen verließ Theriault Voivod und wurde durch wechselnde Session-Bassisten ersetzt. Es folgten die Studioalben „Angel Rat“ und „The Outer Limits“, dessen Titel eine Hommage an die gleichnamige Fernsehserie aus den 1960er Jahren ist.[8] Nach der anschließenden Tournee verließ der an Depressionen leidende[8] Sänger Denis Belanger 1995 die Band. Der Plattenvertrag bei MCA Records wurde nicht verlängert. Schlagzeuger Michel Langevin wollte daraufhin die Band ebenfalls verlassen und seinem Hauptberuf als Computergrafiker nachgehen. Nachdem die Ramones auf einem Konzert in Montreal der Band spontan ein Lied widmeten, entschlossen sich Langevin und D'Amour, Voivod weiterzuführen.[1]

Bei einem Konzert in Toronto lernte der Manager von Voivod den Sänger und Bassisten Eric Forrest kennen. Nach einer Jamsession mit Langevin und D'Amour wurde Forrest Mitglied der Band.[9] Laut Langevin brachte Forrest die Band mit seinen frischen Ideen in die Realität der 1990er Jahre zurück.[1] Nachdem Voivod einen Plattenvertrag bei Hypnotic Records abschließen konnte, änderte Band ihre musikalische Ausrichtung. Sie kombinierte den Thrash Metal der frühen Veröffentlichungen der 1980er Jahre mit progressiven Elementen und Einflüssen aus dem Industrial. Von dem 1995 erschienenen „Negatron“ wurden weltweit rund 75.000 Einheiten verkauft.[10] Das 1997 veröffentlichte „Phobos“ erinnerte mit seinem elektronisch geprägten Sound an eine moderne Variante der Spacerock-Band Hawkwind.

„Der Titel soll Furcht und Verlorenheit ausdrücken. Phobos ist einer der beiden Monde, die den Mars umkreisen - und zwar der, der meiner Meinung nach der schönere ist. Dieser Mond, so sagen Wissenschaftler, ist dazu verurteilt, in ferner Zukunft wie ein Meteor auf den Mars zu krachen. Wir wollen mit dem Albumtitel die Gefühle ausdrücken, die Phobos hätte, wenn er leben und wissen würde, was mit ihm eines Tages passiert.“

Away[10]

Zu dem Album steuerte Jason Newsted (damals noch Metallica) mit „M-Body“ einen Song bei.[8] Der Text zu „D.N.A.“ stammte von Industrial-Pionier Jim „Foetus“ Thirlwell.[1] Des weiteren arbeitete die Band mit Ivan Doroschuk von der kanadischen Pop-Band Men Without Hats zusammen. Er half auf „Phobos“ bei den elektronischen Klangeffekten und hatte bereits den Text zu „Nanoman“ auf dem Album „Negatron“ verfasst.[10] Michel Langevin bezeichnete das Album als Tribut an die „Hardcore-Fans ... die Jahr für Jahr zu unseren Konzerten kommen und uns trotz aller Trends die Treue gehalten haben“. Er nannte es „das bislang stärkste, in musikalischer Hinsicht schwierigste Album“ der Band, das am Besten in die „Schublade Space-Core“ passe.[10]

1998 erschien „Kronik“, das Live-Mitschnitte und bis dahin unveröffentlichte Studioaufnahmen sowie Remixe enthielt. Für das Live-Album „Voivod Lives“ richtete die Band auf ihrer Webseite die Möglichkeit ein, über die besten Lieder abzustimmen. Lediglich die Aufnahmen der Shows in Osteuropa konnten wegen mangelnder Qualität nicht berücksichtigt werden, da keine Overdubs verwendet werden sollten. Im August 1998 überschlug sich der Tour-Van auf der Anfahrt zum Wacken Open Air. Sänger und Bassist Eric Forrest wurde bei dem Unfall schwer verletzt und fiel für neun Monate ins Koma. Nachdem festgestellt wurde, dass sein Gehirn keinen Schaden genommen hatte, begann ein mehrmonatiger Genesungsprozess. Ende 1999 trat Forrest zum ersten Mal wieder mit der Band auf.[11] Während der Genesung wurde Forrest im Studio von Ex-Metallica-Bassist Jason Newsted vertreten.

Zurück zu den Wurzeln

Jean-Yves Theriault beim „Gods of Metal“ 2009
Dan Mongrain beim „Gods of Metal“ 2009

Das Ausscheiden von Eric Forrest soll weder mit dem Unfall noch mit dem späteren Einstieg des ehemaligen Metallica-Bassisten Jason Newsted zu tun gehabt haben.[12] In einem Interview erklärte Forrest 2008, dass er Voivod nicht im Streit verlassen hätte.[13] Forrest dementierte auch, dass seine Krankenversicherung die Band wegen des schweren Unfalls verklagt und dies zu seinem Rauswurf geführt hatte.[14] Zu seinen Beweggründen für den Einstieg bei Voivod sagte Newsted:

„Ich bin etwa im gleichen Alter wie die anderen Bandmitglieder und zählte VOIVOD schon immer zu meinen Lieblingsbands. Zudem haben wir jede Menge ähnliche Erfahrungen mit dem Musikgeschäft machen müssen. Also habe ich einfach angefragt, ob sie sich mich als Bandmitglied vorstellen könnten. Wir alle haben jetzt eine großartige Zeit, indem wir unsere Metalsongs gemeinsam schreiben, in einem gemeinsamen Raum. Im Gegensatz zu früheren Erfahrungen, die ich gesammelt habe, ist das hier real und hautnah.“

Jason Newsted[12]

Neben Newsted, der das Pseudonym „Jasonic“ führte, kam 2002 Sänger Denis Belanger zurück in die Band. Die Band wechselte zum kanadischen Label Chophouse, an dem Newsted finanziell beteiligt war. Unter dem Arbeitstitel „The Multiverse“[12] wurde in dieser Besetzung das Album eingespielt, das 2003 als „Voivod“ erschien. Mit ihm nahm die Band den progressiv-melodischen Stil der frühen Neunziger wieder auf.

Der ehemalige Sänger und Bassist Eric Forrest gründete die Band E-Force, die den Stil der Voivod-Alben unter seiner Beteiligung weiterführte. Das erste Album dieser Band erschien ebenfalls 2003 und trug den Namen „Evil Forces“.

Am 26. August 2005 starb Gitarrist Denis „Piggy“ D'Amour - zwei Monate nach der Diagnose - an Darmkrebs. D'Amour hatte kurz vor seinem Tod seinem Freund Michel Langevin die Passwörter seines für Homerecording verwendeten Laptops übergeben, sodass die Band auf seine musikalischen Ideen zugreifen konnte. Auf dem Computer befand sich ein vollständig komponiertes und arrangiertes Album.[15] Es erschien am 28. Juli 2006 unter dem Titel „Katorz“. Katorz steht für französisch quatorze, zu deutsch 14. Einschließlich der Best Of-Veröffentlichung und „Kronik“ ist es das 14. Album. Unter Verwendung der noch auf dem Laptop gespeicherten Liedfragmente wollten die verbliebenen Mitglieder Langevin und Belanger noch ein Album veröffentlichen und Voivod dann auflösen.[15] Die für 2007 geplante Veröffentlichung wurde mehrfach verschoben.

Im Jahr 2008 erhielt Langevin Anfragen für mehrere Konzerte: Mit Ozzy Osbourne in Calgary, mit Judas Priest in Montreal und zwei Auftritte mit Testament in Tokio. Die Band hatte seit 2003 nicht mehr live gespielt und Jason Newsted kein Interesse mehr an Konzertauftritten. Deshalb bat Langevin den Ur-Bassisten Jean-Yves Theriault, für diese Auftritte den Bass zu übernehmen.[16] Ergänzt durch Gitarrist Dan Mongrain von Martyr nahm die Band die Angebote wahr. Es folgten weitere Shows in Russland und Südamerika.

Die letzten von Denis D'Amour hinterlassenen Fragmente fanden auf dem Album „Infini“ Verwendung, das am 12. Juni 2009 erschien. Zwar spielte Jason Newsted noch die Bassparts ein, allerdings gehört Theriault an seiner Stelle wieder zur festen Besetzung der Band.[16] Im Sommer 2009 absolvierte die Band eine Festival-Tour und spielte u. a. beim Masters of Rock, beim Gods of Metal und beim Jarometalli in Oulu.

Musikalische Entwicklung

Auszug aus dem Intro zu „Tornado“ (vom Album „Killing Technology“, 1986) mit Rhythmuswechsel; erster Teil (Takte 1–8) in verminderter Skala. Hörbeispiel/?

Zu den frühen musikalischen Einflüssen von Voivod gehörten Slayer, Venom und Celtic Frost. Das erste Album bot noch klassischen 1980er Thrash Metal, den Greg Prato von Allmusic mit Metallicas Kill ’Em All verglich und anmerkt, dass die Band mit der trockenen Produktion und den geradlinigen Gitarrenriffs noch weit entfernt von den progressiven Einflüssen späterer Alben sei.[17] Für Götz Kühnemund vom Rock Hard überschreitet die Band mehr als einmal die Grenzen zum Punk.[18] Diesen Stil führte die Band auch auf dem zweiten Album „Rrröööaaarrr“ weiter. Mit dem dritten Album „Killing Technology“ bildete sich der für die Band als typische angesehene Sound heraus. Das Songwriting wurde durchdachter und es zeigten sich erste Einflüsse aus dem Progressive Rock von Bands wie Pink Floyd oder King Crimson. Mit dem zwei Jahre später veröffentlichten Album „Dimension Hatröss“ fand diese Entwicklung ihren vorläufigen Höhepunkt.[19] Es war das erste Album, auf dem Voivod ihren „experimentellen Metal“[20] von Anfang bis Ende präsentierten. Erstmals fanden auch Computereffekte wie Samples und Synthesizer Eingang in die Musik.

Als Höhepunkt der musikalischen Entwicklung wird das 1989 veröffentlichte Majorlabel-Debüt „Nothingface“ angesehen, mit dem die Band die Mischung aus Thrash Metal und Progressive Rock perfektionieren und ihr kommerziell erfolgreichste Album vorlegen konnte. Hervorgehoben wird der erstmals durchgängig melodische Gesang von Sänger Denis Belanger, der gänzlich auf Screams verzichtete. Mit den folgenden Alben setzte die Band diese Richtung fort. Auf „Angel Rat“, das von Terry Brown (u. a. Rush) produziert wurde, wurden die Elemente des Thrash Metal weiter zurückgedrängt. Das Album wird als eine Mischung aus Pink Floyd und Rush mit einem Schuss Heavy Metal charakterisiert.[21] Holger Stratmann vom Rock Hard nennt die Band in dieser Phase „eine intellektuelle, schräge Hardrockband, die mehr Wert auf kompaktes Zusammenspiel und originelles Songmaterial legt als auf brachiale Gewalt“.[22] Michel Langevin bezeichnete das Album rückblickend als notwendigen Schritt in der musikalischen Entwicklung der Band, ohne den es ein Album wie „Phobos“ nie gegeben hätte.[10]

Riffs aus „Pre-Ignition“ vom Album „Nothingface“ mit Tritoni und rhytmischem Wechsel von 5/4- auf 6/8-Takt.Hörbeispiel/?

Mit dem Ausscheiden von Denis Belanger und der Aufnahme von Sänger und Bassist Eric Forrest wurde der Band eine Rückbesinnung auf ihre Thrash-Metal-Wurzeln attestiert.[8] Auf dem ersten Album mit Forrest, dem 1995 veröffentlichten „Negatron“, dominierten „schräge Riffs, unterkühlte Atmosphäre und kranke Vocals voller Haß und Leid“[23], wie sie zuletzt auf „Dimension Hatröss“ zu hören waren. Diese mit dem Nachfolger „Phobos“ fortgesetzte Rückkehr zum Thrash Metal wurde trotz der Einflüsse aus dem Industrial als Rückschritt in der musikalischen Entwicklung der Band angesehen.

Mit dem Ausscheiden von Eric Forrest, der Rückkehr von Denis Belanger und der Verpflichtung von Jason Newsted als Bassist änderte die Band ihre musikalische Ausrichtung erneut. Thom Jurek von Allmusic sieht im 2003 veröffentlichten „Voivod“ die endgültige Abkehr vom Thrash Metal und bemerkt, dass Voivod nunmehr eine der besten Hardrockbands des Planeten sei.[24] Das 2006 veröffentlichte „Katorz“ wird als geradliniger und eingängiger charakterisiert.[25] Mit dem 2009er Album „Infini“ bewege sich Voivod nunmehr in der Schnittmenge aus dem Thrash Metal von „Dimension Hatröss“, den progressiven Einflüssen auf „Nothingface“ und der Eingängigkeit von „Negatron“.[26]

Im Vordergrund auf allen Platten steht die Gitarrenarbeit von Denis „Piggy“ D'Amour, welcher innovative und jazzige Thrash-Metal-Riffs mit psychedelischen Zerreffekten versah.[27] Diese auf Tritoni basierenden dissonanten Akkorde werden auch „Piggy Chords“ genannt. Seit dem 1986er Album „Killing Technology“ verwendet die Band als Erweiterung ihres Sounds elektronische Effekte. Diese fanden auf „Phobos“ ihre maximale Ausprägung. Für die Effekte zeigte sich Schlagzeuger Michel Langevin verantwortlich, der hauptberuflich in einer Computerfirma arbeitet und als sehr experimentierfreudig im Umgang mit moderner Technik gilt.

Der „Voivod“

Zentraler Bestandteil des Bandimages ist eine fiktive Figur mit dem Namen „Voivod“. Einem Interview aus dem Jahr 1986 zufolge hatte Michel Langevin als Teenager etwas über ein Volk von Barbaren in Nordeuropa gelesen, die sich „Voivods“ nannten.[28] Eine andere Version besagt, dass ihm eine menschliche Maschine schon als Kind in Alpträumen erschienen sei, nachdem er als Kind bei einem Autounfall beinahe sein Leben verloren hatte.[19] Der Name „Voivod“ entstammt der Legende um Vlad III. Drăculea, Vorbild der Romanfigur Graf Dracula. Dieser führte den Titel Voivod.[29]

Die ersten fünf Alben stellen ein Gesamtkonzept um die Geschichte des „Voivods“ dar. Er wird als „post-nuklearer Vampir“ dargestellt. Auf „War and Pain“ erwacht er nach einem Atomkrieg zum Leben und gewinnt im Zuge weiterer Atomkriege auf „Rrröööaaarrr“ an Kraft, um auf „Killing Technology“ zu „Korgüll the Exterminator“ zu mutieren.[28] „Dimension Hatröss“ beschreibt die Erlebnisse des Voivod in einem von ihm geschaffenen Mikrokosmos, auf „Nothingface“ zieht er sich in sein tiefstes Inneres zurück. Die Geschichte um den Voivod wurde erst auf „Phobos“ fortgesetzt und fand damit seinen vorläufigen Abschluss:

„Einst, also in der "War And Pain"-Ära, war der Voivod ein menschliches Wesen, das von seiner Umwelt geprägt wurde. Später vertauschte der Voivod seine Wächterrolle mit der eines Aggressors. Er führte Kriege, kämpfte und vernichtete, wurde manipuliert - und verwandelte sich schlußendlich mehr und mehr in eine Maschine. Fleisch und Zellen wichen anorganischem Material, Kalkül verdrängte Gefühle, Humanität wurde ersetzt durch skrupellose Präzision.“

Wolf-Rüdiger Mühlmann[10]

Beendet wurde die Geschichte um den Voivod mit dem 2003 erschienenen Album „Voivod“. Er zieht in den Krieg, um dort sein Ende zu finden.[12]

Cyberpunk-Image

Texte und Artworks der Band thematisieren Inhalte aus der Science Fiction, überwiegend aus dem Cyberpunk. Inspiriert von William Gibsons Romanen wie „Neuromancer“, zeichnen sie auf ihren meist als Konzeptalbum ausgelegten Veröffentlichungen eine düstere Zukunft, in welcher Maschinen die Macht übernommen haben und Computer die Geschicke lenken, nicht aber der Mensch oder ein Gott.[30] Auf dem Album „Killing Technologies“ wird die Zukunft als eine von künstlichen Wesen dominierte Welt dargestellt, in der bereits Kinder zu Robotern werden und kein Mensch mehr alt werden kann. Mit verschiedensten bildkünstlerischen und textlichen Mitteln reflektiert Voivod „die beklemmende Atmosphäre einer zunehmend technisierten Welt“[8].

Elemente des Cyberpunks finden sich ebenso wie in den Texten auch auf den Plattencovern, für deren Gestaltung sich von Beginn an Schlagzeuger Michel Langevin verantwortlich zeigte. So wird der „Voivod“ meist als Cyborg („Menschmaschine“) dargestellt, die sich in einem künstlichen Universum bewegt. Anfänglich inspiriert von den in Filmen wie Conan der Barbar und Blade Runner dargestellten Endzeitszenarien[31], entwickelte Langevin ab 1989 einen eigenen Stil, als er von Handzeichnungen zu Computergrafiken und Computeranimationen wechselte.[32] Auch das Bandlogo variierte von Album zu Album. Langevin verkauft seine Artworks als Poster, auf T-Shirts und als Tattoos, hat bereits für Danko Jones und The Haunted Layouts entworfen und das Cover zum Probot-Album gestaltet.[16]

Diskografie

Studioalben
  • War And Pain (1984, Metal Blade)
  • Rrröööaaarrr (1986, Noise Records)
  • Killing Technology (1987, Noise Records)
  • Dimension Hatröss (1988, Noise Records)
  • Nothingface (1989, MCA Records)
  • Angel Rat (1991, MCA Records)
  • The Outer Limits (1993, MCA Records)
  • Negatron (1995, Hypnotic Records)
  • Phobos (1997, Hypnotic Records)
  • Voivod (2003, Chophouse Records)
  • Katorz (2006, The End Records)
  • Infini (2009, Nuclear Blast)
Kompilationen
  • Best of Voivod (1992, Futurist Records)
  • Kronik (1998, Hypnotic Records), enthielt Remixe, bisher unveröffentlichte Titel sowie einige Live-Aufnahmen
  • Voivod Lives (2000, Metal Blade), Livealbum
Videos
Soundtracks

Einzelnachweise

  1. a b c d e f Hanno Kress: Voivod: Den letzten beißt die Ameise. In: RockHard-Magazin. Nr. 101.
  2. Christa Titus: The End is Just Beginning. In: Billboard Magazine. 16. Dezember 2006, S. 14.
  3. Glenn Salter: Interview mit Voivod. Metallic Assault Fanzine, 1985, abgerufen am 18. Juni 2009 (englisch).
  4. Ian Christe: Sound of the Beast. The Complete Headbanging History of Heavy Metal. ItBooks, 2003, ISBN 978-0-380-81127-4, S. 114.
  5. Ian Christe: Sound of the Beast. a.a.O., S. 93
  6. Ian Christe: Sound of the Beast. a.a.O., S. 142
  7. Monte Connor: Interview mit Away. Metal Mania, Oktober 1987, abgerufen am 18. Juni 2009 (englisch).
  8. a b c d e f g Holger Stratmann (Hrsg.): RockHard Enzyklopädie. RockHard Verlag, Dortmund 1998, ISBN 3-9805171-0-1, S. 454.
  9. Voivod: Starwars für die Sinne. Intro Online, Oktober 1995, abgerufen am 18. Juni 2009.
  10. a b c d e f Wolf-Rüdiger Mühlmann: Voivod: Die Macht der Maschine. In: RockHard-Magazin. Nr. 124.
  11. Wolf-Rüdiger Mühlmann: Voivod: Das letzte Kapitel der Menschmaschine. In: RockHard-Magazin. Nr. 155.
  12. a b c d Wolf-Rüdiger Mühlmann: Voivod: Die Maschine stirbt im Krieg. In: RockHard-Magazin. Nr. 188.
  13. Eric Forrest-Interview. brutalism.com, abgerufen am 21. Juni 2009 (englisch).
  14. News-Archiv vom 16. August 2001. blabbermouth.net, abgerufen am 21. Juni 2009.
  15. a b Patrick Schmidt: Voivod: Das Vermächtnis einer Legende. In: RockHard-Magazin. Nr. 231.
  16. a b c Danko Jones: Interview mit Michel „Away“ Langevin. In: RockHard-Magazin. Nr. 266.
  17. Greg Prato: Review zu „War and Pain“. allmusic.com, abgerufen am 29. Oktober 2009 (englisch).
  18. Götz Kühnemund: Review zu „War and Pain“. In: Rock Hard. Nr. 8.
  19. a b Holger Stratmann (Hrsg.): RockHard Enzyklopädie. RockHard Verlag, Dortmund 1998, ISBN 3-9805171-0-1, S. 453.
  20. Greg Prato: Review zu „Dimension Hatröss“. allmusic.com, abgerufen am 29. Oktober 2009 (englisch).
  21. Greg Prato: Review zu „Angel Rat“. allmusic.com, abgerufen am 29. Oktober 2009 (englisch).
  22. Holger Stratmann: Review zu „Angel Rat“. In: Rock Hard. Nr. 55.
  23. Holger Stratmann: Review zu „Negatron“. In: Rock Hard. Nr. 100.
  24. Thom Jurek: Review zu „Voivod“. allmusic.com, abgerufen am 29. Oktober 2009 (englisch).
  25. Thorsten Gürntke: Review zu Katorz. Babyblaue Seiten, abgerufen am 29. Oktober 2009.
  26. Michael Rensen: Review zu „Infini“. In: Rock Hard. Nr. 266.
  27. Greg Prato: Voivod's Denis D'Amour. In: Billboard Magazine. 10. September 2005.
  28. a b Interview mit Away. Metal Mania, 1986, abgerufen am 18. Juni 2009 (englisch).
  29. Jimmie E. Cain: Bram Stoker and Russophobia. McFarland, 2006, ISBN 978-0-7864-2407-8, S. 183.
  30. Ray Broadus Browne, Marshall William Fishwick: Preview 2001+: popular culture studies in the future. Popular Press, 1995, S. 166 f.
  31. Piero Scaruffi: A History of Rock Music: 1951-2000. iUniverse, 2003, S. 274 f.
  32. Buffo: Klassiker: Voivod - Dimension Hatröss. In: RockHard-Magazin. Nr. 269, S. 100.

Weblinks

Commons: Voivod – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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