Taliban

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Taliban

Aktiv
Stärke ca. 60.000 (im Jahr 2014)[1]
Standort Quetta, Pakistan
Peshawar, Pakistan
Schlachten Krieg in Afghanistan seit 2001
Führung
Kommandeur Haibatullah Achundsada
Ehemalige
Kommandeure

Mohammed Omar † (1994–2013)
Abdul Ghani Barada
Akhtar Mansour

Die Taliban, manchmal auch Taleban (paschtunisch د افغانستان د طالبان اسلامی تحریکِ DMG Da Afghānistān da Ṭalibān Islāmi Tahrik, deutsch ‚Die Islamische Talibanbewegung Afghanistans‘), sind eine deobandisch-islamistische Terrorgruppe, welche von September 1996 bis Oktober 2001 große Teile Afghanistans beherrschte. Der Name ist der persische Plural des arabischen Wortes talib (arabisch طالب), das „Schüler“ oder „Suchender“ bedeutet. Diplomatisch wurde das Islamische Emirat Afghanistans der Taliban nur von Pakistan, Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten anerkannt.

Die Taliban-Bewegung hat ihre Ursprünge in religiösen Schulen für afghanische Flüchtlinge in Pakistan, welche meist von der politischen pakistanischen Partei Jamiat Ulema-e-Islam geführt wurden.[2] Die Ideologie der Bewegung basiert auf einer extremen Form des Deobandismus und ist zudem stark vom paschtunischen Rechts- und Ehrenkodex, dem Paschtunwali, geprägt. Der Anführer der Taliban war bis 2013 Mullah Mohammed Omar. Omars Nachfolger Akhtar Mansur wurde 2016 bei einem Drohnenangriff getötet. Mansurs Nachfolger ist Haibatullah Achundsada.[3]

Die Taliban traten erstmals im Jahr 1994 in der südlichen Stadt Kandahar in Erscheinung. Sie belagerten und beschossen zwei Jahre lang die Hauptstadt Kabul, nahmen sie im September 1996 ein und errichteten das Islamische Emirat Afghanistan. Im Oktober 2001 wurde ihre Regierung durch Truppen der afghanischen Vereinten Front in Zusammenarbeit mit amerikanischen und britischen Spezialeinheiten während der US-geführten Intervention in Afghanistan gestürzt. Ihre Führer konnten sich durch einen Rückzug nach Pakistan halten. Seit 2003 führen die Taliban ausgehend von Pakistan eine terroristisch-militärische Kampagne gegen die demokratische Islamische Republik Afghanistan und die internationalen Truppen der ISAF in Afghanistan. Hierbei verüben die Taliban mehr als doppelt so häufig gezielte Anschläge gegen die afghanische Zivilbevölkerung als gegen die afghanischen oder internationalen Truppen. Ein Bericht der Vereinten Nationen zeigt, dass die Taliban in den Jahren 2009 und 2010 für über ¾ der zivilen Todesopfer in Afghanistan verantwortlich waren. Menschenrechtsorganisationen haben den Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag dazu veranlasst, eine vorläufige Untersuchung gegen die Taliban wegen systematischer Kriegsverbrechen durchzuführen.

Sabiullah Mudschahid gilt als Sprecher der Taliban.

Geschichte

Zusammenbruch der Zentralregierung und Kampf um Kabul (1992–1994)

Nach dem Zusammenbruch des sowjetgestützten Regimes von Präsident Mohammed Nadschibullāh einigten sich die sieben wichtigsten sunnitischen Mudschaheddin-Parteien im Jahr 1992 auf einen Friedensvertrag, die Peschawar-Abkommen, der den Islamischen Staat Afghanistan begründete und eine Übergangsregierung einsetzte. Das Abkommen konnte allerdings nicht den Zusammenbruch des Staats verhindern: Die neue Regierung verfügte über keinerlei Einnahmen und in der Hauptstadt herrschte Chaos: Gulbuddin Hekmatyār und seine Hizb-i-Islāmi-Miliz, von Pakistan bewaffnet, finanziert und angeleitet,[4] starteten eine umfassende Anschlagskampagne gegen Kabul und die Übergangsregierung. Dies geschah, obwohl Hekmatyār wiederholt das Amt des Ministerpräsidenten angeboten worden war.

Zusätzlich eskalierten Mitte 1992 Spannungen zwischen der von Saudi-Arabien unterstützten radikal-sunnitischen Ittihad-i Islami und der vom Iran unterstützten schiitischen Hizb-i Wahdat.[5] Die Milizen starteten einen blutigen Krieg. Die Hizb-i-Wahdat-Miliz ging Ende 1992 eine Allianz mit Hekmatyār ein. Abdul Raschid Dostum und seine Dschunbisch-i-Milli-Miliz schlossen sich dieser Allianz Anfang 1994 an. Während der intensivsten Phase des Bombardements durch die Allianz Hekmatyārs starben in Kabul über 25.000 Menschen.[6]

Situation im Süden/Ursprung der Taliban (1992–1994)

Auch Kandahar, eine Stadt im Süden des Landes, welche nicht unter Kontrolle des neu gegründeten Staates stand, und Masar-e Scharif im Norden, erlebten blutige Kämpfe. Dagegen waren die im Sowjetisch-Afghanischen Krieg verwüsteten ländlichen Regionen von Kämpfen kaum betroffen und der Wiederaufbau begann.

Der Süden Afghanistans war weder unter der Kontrolle der Zentralregierung noch unter der Kontrolle von Milizen wie der Hekmatyars. Lokale Milizen- oder Stammesführer beherrschten den Süden. 1994 traten die Taliban in der südlichen Stadt Kandahar erstmals in Erscheinung. Als auslösender Moment wird in verschiedenen Quellen die Entführung und Vergewaltigung zweier Mädchen durch einen Milizenführer genannt, zu deren Befreiung sich 30 Männer unter der Führung von Mullah Omar zusammenschlossen.[7]

Im Herbst 1994 traten sie erstmals militärisch in Erscheinung und brachten am 5. November 1994 die Stadt Kandahar unter ihre Kontrolle. Bis zum 25. November 1994 kontrollierten sie die Stadt Laschkar Gah und die Provinz Helmand. Im Laufe des Jahres 1994 eroberten sie weitere Provinzen im Süden und Westen des Landes, die nicht unter Kontrolle der Zentralregierung standen.

Stabilisierung der Lage in Kabul (Ende 1994)

Ebenfalls Ende 1994 besiegte der afghanische Verteidigungsminister Ahmad Schah Massoud die Milizen, die um die Kontrolle der Hauptstadt Kabul gekämpft hatten. Die Bombardierung der Hauptstadt kam zu einem Halt.[8][9] Massoud initiierte einen landesweiten politischen Prozess mit dem Ziel nationaler Konsolidierung und demokratischen Wahlen.[10] Es fanden drei Konferenzen mit Vertretern aus den meisten Provinzen Afghanistans statt.[10] Massoud lud die Taliban ein, sich diesem Prozess anzuschließen und sich an der Schaffung von Stabilität zu beteiligen.[10] Die Taliban lehnten eine demokratische Staatsform ab.[10]

Anschlagskampagne der Taliban gegen Kabul (1995–1996)

Anfang 1995 starteten die Taliban großangelegte Anschlagskampagnen gegen Kabul.[11] Amnesty International schrieb:

„Dies ist das erste Mal nach einigen Monaten, dass die Zivilisten Kabuls das Ziel von Bombenangriffen wurden, die sich gegen Wohnbezirke in der Stadt richteten.“

Amnesty International (1995)[8]

Die Taliban erlitten schwere Niederlagen gegen die Truppen Massouds.[8] Internationale Beobachter vermuteten bereits das Ende der Talibanbewegung. Mit militärischer Unterstützung Pakistans und finanziellen Hilfen aus Saudi-Arabien formierten sie sich jedoch neu. Zwei Jahre belagerten und bombardierten sie Kabul. Im September 1996 planten die Taliban eine erneute Großoffensive gegen Kabul. Maßgeblich beteiligt an der finanziellen und materiellen Förderung der Taliban durch Pakistan waren der damalige General und spätere Präsident Pervez Musharraf und Innenminister Nasirullah Babar, der die Taliban als „unsere Jungs“ bezeichnete.[12]

Machtübernahme der Taliban (September 1996)

Am 26. September 1996 befahl Massoud einen strategischen Rückzug seiner Truppen in den Norden Afghanistans.[13] Am 27. September 1996 marschierten die Taliban in Kabul ein und errichteten das Islamische Emirat Afghanistan, welches lediglich von Pakistan, Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten anerkannt wurde. Die Regierung des Islamischen Staates Afghanistans blieb die international anerkannte Regierung Afghanistans (mit einem Sitz bei den Vereinten Nationen).

Die Taliban verhängten über die Gebiete unter ihrer Kontrolle ihre politische und juristische Interpretation des Islam. Frauen lebten quasi unter Hausarrest.[14]

Krieg gegen die Vereinte Front (1996–2001)

Nach einem Bericht der Vereinten Nationen begingen die Taliban systematische Massaker gegen die Zivilbevölkerung, während sie versuchten, ihre Kontrolle im Westen und Norden Afghanistans zu konsolidieren.[15][16] Die Vereinten Nationen benannten 15 Massaker in den Jahren 1996 bis 2001.[15][16] Diese seien „höchst systematisch gewesen und alle auf das Verteidigungsministerium [der Taliban] oder Mullah Omar persönlich zurückzuführen.“[15][16] Die sogenannte 055 Brigade al-Qaidas war ebenfalls an Gräueltaten gegen die afghanische Zivilbevölkerung beteiligt.[17]

Territoriale Kontrolle Afghanistans im Winter 1996: Massoud (blau), Taliban (grün), Dostum (rosa), Hezb-i Wahdat (gelb)

Ahmad Schah Massoud und Abdul Raschid Dostum, frühere Gegner, gründeten die Vereinte Front ursprünglich als Reaktion auf massive Talibanoffensiven gegen die Gebiete unter der Kontrolle Massouds auf der einen Seite und die Gebiete unter der Kontrolle Dostums auf der anderen Seite. Schon bald entwickelte sich aus der Vereinten Front jedoch eine nationale politische Widerstandsbewegung gegen die Taliban. Dieser traten die von den Taliban durch ethnische Säuberungen verfolgte Volksgruppe der Hazara bei, ebenso wie paschtunische Anti-Taliban-Führer wie der spätere Präsident Hamid Karzai, der aus dem Süden Afghanistans stammt, oder Abdul Qadir. Qadir entsprang einer Familie, welche großen Einfluss im paschtunischen Osten Afghanistans um Dschalalabad genoss.

Die Situation der Menschenrechte hing von den jeweiligen Kommandeuren ab, die bestimmte Gebiete kontrollierten. Human Rights Watch verzeichnet keine Menschenrechtsverbrechen für die Truppen unter der direkten Kontrolle Ahmad Schah Massouds für den Zeitraum von Oktober 1996 bis zu Massouds Ermordung im September 2001.[18] Massoud hatte Kontrolle über Pandschschir, Thakar, einige Teile Parwans und Badachschans. Zwischenzeitlich waren auch Nuristan, Kunduz und die Gebiete nördlich Kabuls unter seiner Kontrolle.

Nach Angaben von Human Rights Watch datieren die meisten Menschenrechtsverletzungen, die von Mitgliedern der Vereinten Front begangen wurden, in dem Zeitraum von 1996 bis 1998, während Abdul Raschid Dostum weite Teile des Nordens kontrollierte.[18] Bis zu seiner Niederlage im Jahr 1998 kontrollierte Dostum Samangan, Balch, Dschowzdschan, Faryab und Baglan. Im Jahr 1997 exekutierten Dostums Truppen unter dem Kommando von Abdul Malik Pahlawan 3000 Taliban-Gefangene in und um Masar-e Scharif.[18] Im Jahr 1998 besiegten die Taliban Abdul Raschid Dostum in Masar-e Scharif. Dostum ging ins Exil. Wenig später verloren auch die Hezb-i-Wahdat-Truppen ihre Gebiete an die Taliban. Die Taliban ermordeten in der Folge um die 4000 Zivilisten in und um Masar-e Scharif in einer gezielten Kampagne.

Ahmad Schah Massoud blieb der einzige Kommandeur, der seine Gebiete erfolgreich gegen die Taliban verteidigen konnte. Pakistan unterstützte die Offensiven der Taliban, konnte jedoch keine Niederlage Massouds herbeiführen. Die Taliban boten ihm wiederholt eine Machtposition an. Massoud lehnte dies ab. Er erklärte in einem Interview:

„Die Taliban sagen: ‚Akzeptiere das Amt des Ministerpräsidenten und schließe dich uns an‘, und sie würden das höchste Amt im Land, die Präsidentschaft, behalten. Aber um welchen Preis?! Der Unterschied zwischen uns liegt darin, wie wir über die grundlegendsten Prinzipien der Gesellschaft und des Staates denken. Wir können nicht ihre Konditionen für einen Kompromiss akzeptieren, sonst müssten wir die Prinzipien einer modernen Demokratie aufgeben. Wir sind fundamental gegen das System, welches sich ‚das Emirat Afghanistans‘ nennt. … Es sollte ein Afghanistan geben, in dem sich jeder Afghane und jede Afghanin glücklich fühlen kann. Und ich denke, dies kann nur durch eine Demokratie, die auf Konsens basiert, gesichert werden.“

Ahmad Schah Massoud (August 2001)[19][20]

Massoud wollte die Taliban davon überzeugen, sich einem politischen Prozess anzuschließen, welcher letztendlich zu demokratischen Wahlen führen sollte.[19][21]

Anfang 2001 wandte die Vereinte Front eine neue Strategie von lokalem militärischem Druck und einer globalen politischen Agenda an.[22] Ressentiments und Widerstand gegen die Taliban, ausgehend von den Wurzeln der afghanischen Gesellschaft, wurden immer stärker. Dies betraf auch die paschtunischen Gebiete.[22] Insgesamt flohen schätzungsweise eine Million Menschen vor den Taliban.[23] Hunderttausende Zivilisten flohen in die Gebiete von Ahmad Schah Massoud.[24][25] Der Regisseur David Keane kam in seiner Dokumentation Inside the Taliban für den National Geographic Channel zu folgendem Schluss:

„Das einzige, was zukünftigen Massakern der Taliban im Wege steht, ist Ahmad Shah Massoud.“

National Geographic Channel: Inside the Taliban[24]

In den Gebieten unter seiner Kontrolle trainierte Massoud verstärkt Polizeikräfte, die eine Wiederholung des Chaos’ von Kabul (1992–1994) verhindern sollten, würde die Vereinte Front erfolgreich sein.[22]

Im Frühling 2001 sprach Ahmad Schah Massoud vor dem Europäischen Parlament in Brüssel und bat die internationale Gemeinschaft um humanitäre Hilfe für die Menschen Afghanistans.[23] Er erklärte, dass die Taliban und al-Qaida eine „sehr falsche Interpretation des Islam“ eingeführt hätten und dass die Taliban, wenn sie nicht die Unterstützung Pakistans hätten, ihre militärischen Kampagnen in dem Zeitraum eines Jahres nicht mehr aufrechterhalten könnten.[23] Auf seinem Besuch in Europa, bei dem ihn die europäische Parlamentspräsidentin Nicole Fontaine den „Pol der Freiheit in Afghanistan“ nannte, warnte Massoud davor, dass sein Geheimdienst Informationen habe, denen zufolge ein großangelegter Anschlag auf amerikanischem Boden unmittelbar bevorstehe.[26]

Ermordung von Massoud am 9. September 2001

Am 9. September 2001 ließen zwei arabische Selbstmordattentäter, die sich als Journalisten ausgegeben hatten, während eines Interviews mit Massoud in Takhar, Afghanistan, eine Bombe detonieren, die sie in ihrer Videokamera versteckt hatten. Massoud starb wenig später an seinen Verletzungen.[27] Obwohl die Beerdigung in dem sehr ländlichen Pandschschir-Tal stattfand, nahmen hunderttausende trauernde Afghanen an ihr teil.[28] Viele befürchteten nach der Ermordung Massouds den endgültigen Sieg der Taliban.

11. September 2001

Trümmer des World Trade Centers

Zwei Tage nach der Ermordung Massouds wurden terroristische Anschläge in den USA verübt, die zu dem Tod von mindestens 2993 Menschen führten und als terroristischer Massenmord angesehen werden.[29][30]

Vier Verkehrsflugzeuge wurden am frühen Morgen des 11. September entführt. Zwei wurden in die Türme des World Trade Centers (WTC) in New York City und eines in das Pentagon in Arlington, Virginia gelenkt. Das vierte Flugzeug, wahrscheinlich mit einem weiteren Anschlagsziel in Washington D.C., brachten die Entführer gegen die heftigen Widerstand leistenden Passagiere um 10:03 Uhr über dem Ort Shanksville in Pennsylvania zum Absturz. Etwa 15.100 von ungefähr 17.400 Personen konnten rechtzeitig vor dem Kollaps der WTC-Türme evakuiert werden.[31]

Die USA identifizierten Mitglieder der al-Qaida, welche ihre Basis in dem Emirat der Taliban hatte und mit den Taliban verbündet war, als ausführende Täter der Anschläge.

Operation Enduring Freedom (Oktober 2001)

Nach den Anschlägen vom 11. September 2001 bekräftigte der UN-Sicherheitsrat den Vereinigten Staaten in der Resolution 1368 vom 12. September 2001 das Recht zur Selbstverteidigung. Nach Auffassung der USA und anderer Regierungen wurde dadurch ein militärischer Einsatz in Afghanistan völkerrechtlich legitimiert. Noch am 19. September 2001 forderte der UN-Sicherheitsrat die Talibanregierung in Afghanistan dazu auf, Osama bin Laden „sofort und bedingungslos“ auszuliefern und bezog sich dabei auf die UNO-Resolution 1333 vom Dezember 2000.[32][33] Auch US-Präsident George W. Bush hatte die Regierung in Afghanistan im Zuge einer Rede vor dem US-Senat dazu aufgefordert, bin Laden auszuliefern: „Sie werden die Terroristen ausliefern oder ihr Schicksal teilen.“[34] Mullah Omar und Abd al-Salim Saif, Taliban-Botschafter in Islamabad, erklärten, die Taliban würden eine Auslieferung erwägen, sollten sie Beweise für die Verwicklung Bin Ladens in die Anschläge vorgelegt bekommen.[35] Saudi-Arabien bemühte sich schon 1998 um eine Auslieferung, nachdem Bin Laden erklärte, die heiligen Stätten des Islam vom saudischen Königshaus befreien zu wollen und seinen Anhängern im Land Waffen zukommen lassen wollte und entsandte Prinz Turki ibn Faisal daraufhin im Juni 1998 nach Kandahar. Mullah Omar sicherte Prinz Turki während des Treffens zu, Bin Laden auszuliefern.[36] Als Prinz Turki im September 1998 Mullah Omar in Begleitung von ISI-Direktor Nasim Rana erneut aufsuchte, wollte er von seiner Zusage nichts mehr wissen, lehnte eine Auslieferung ab und beleidigte Prinz Turki.[37] Die USA hatten die Taliban seit 1996 etwa 30 Mal aufgefordert, Bin Laden auszuliefern und intensivierten ihre Bemühungen nach den Terroranschlägen auf die US-Botschaften in Daressalam und Nairobi im August 1998. Die USA übergaben den Taliban ein Dossier mit Beweisen gegen Bin Laden über die Verwicklung in die Anschläge in Ostafrika, doch die Taliban lehnten erneut ab.[38] Die Beweise für Bin Ladens Beteiligung hatte das FBI aus Verhören des Hauptangeklagten Mohammed al-Owhali gewonnen, der eine Kampfausbildung in Afghanistan absolviert hatte und ein umfassendes Geständnis abgelegt hatte. Er wurde im Mai 2001 von einem US-Bundesgericht als schuldig verurteilt.[39] ISI-Direktor Mahmud Ahmed flog unmittelbar nach den Anschlägen vom 11. September nach Kandahr, um mit Mullah Omar über eine Auslieferung zu verhandeln.[40] Zur selben Zeit traf sich Robert Grenier, der CIA-Vertreter in Islamabad, mit Taliban-Kommandeur Mullah Achtar Usmani in Quetta. Beide Initiativen blieben ergebnislos.[41] Letztlich weigerte sich Mullah Omar, Bin Laden auszuliefern, auch weil er glaubte, die Amerikaner würden keine Bodentruppen ins Land schicken.[42] Darüber hinaus hätte sich eine Auslieferung als praktisch schwierig erwiesen, weil Bin Laden über eine gut bewaffnete und loyale Schutztruppe verfügte und die Taliban zu diesem Zeitpunkt auch nicht wussten, wo er sich genau aufhält.[43]

Ab dem 7. Oktober 2001 intervenierten die Vereinigten Staaten mit der Operation Enduring Freedom militärisch in Afghanistan. Sie unterstützen zunächst mit massiven Luftangriffen Bodentruppen der Vereinten Front (Nordallianz) in einer Großoffensive gegen die Taliban. In den darauffolgenden Monaten wurde das Talibanregime in Afghanistan gestürzt (siehe auch Krieg in Afghanistan). Die Talibanführung um Mullah Omar floh nach Pakistan.

Bei Kämpfen aufgegriffene Taliban-Kämpfer und Personen, die verdächtigt werden, die Taliban zu unterstützen, werden seitdem inhaftiert. Sie werden von den Truppen der NATO überwiegend in Internierungslagern innerhalb Afghanistans festgehalten. Als ungefährlich eingestufte Häftlinge werden wieder freigelassen. Bis Herbst 2004 wurden teilweise auch Häftlinge in die international kritisierten Internierungslager in Guantánamo Bay auf Kuba überstellt.[44]

Unter der Schirmherrschaft der Vereinten Nationen wurde eine Übergangsregierung gebildet, die durch UN-mandatierte ausländische Truppen (ISAF) unterstützt wurde. Im Jahr 2004 wurde in Afghanistan eine demokratische Verfassung verabschiedet, das Land wurde dadurch offiziell eine demokratische Islamische Republik.

Neuformierung der Taliban (seit 2003)

In Pakistan formierten sich die Taliban neu. 2003 traten sie erstmals wieder in Erscheinung. Seit Anfang 2006 verüben sie zusammen mit dem Haqqani-Netzwerk und der Hezb-i Islami Gulbuddin Hekmatyārs verstärkt Anschläge gegen afghanische Zivilisten oder Soldaten der ISAF. Einige Dörfer und ländliche Gebiete gerieten erneut unter Kontrolle der Taliban.

Pakistan spielt eine zentrale Rolle in Afghanistan. Ein Bericht der London School of Economics aus dem Jahr 2010 sagt aus, dass der pakistanische Geheimdienst ISI eine „offizielle Politik“ der Unterstützung der Taliban betreibt. Der ISI finanziert und bildet die Taliban aus.[45] Dies passiert, obwohl Pakistan sich offiziell als Verbündeter der NATO ausgibt. Der Bericht der London School of Economics kommt zu dem Schluss:

„Pakistan scheint ein Doppelspiel erstaunlichen Ausmaßes zu spielen.“

Bericht der London School of Economics (2010)[45]

Amrullah Saleh, der ehemalige Geheimdienstchef Afghanistans, kritisierte:

„Wir reden über all diese Proxys [Taliban, Haqqani, Hekmatyar], aber nicht den Meister der Proxys, die pakistanische Armee. Die Frage ist, was will Pakistans Armee erreichen…? Sie wollen an Einfluss in der Region gewinnen.“

Amrullah Saleh (2010): Jamestown Foundation Terrorism Conference[46]

Die Taliban richten sich in Anschlägen gezielt gegen die afghanische Zivilbevölkerung. Im Jahr 2009 waren sie laut Angaben der Vereinten Nationen für über 76 % der Opfer unter afghanischen Zivilisten verantwortlich.[47] Auch im Jahr 2010 waren die Taliban für über 3/4 der zivilen Todesopfer in Afghanistan verantwortlich.[48] Zivilisten sind mehr als doppelt so häufig das Ziel tödlicher Anschläge der Taliban als afghanische Regierungstruppen oder Truppen der ISAF.[48]

Die Unabhängige Afghanische Menschenrechtskommission (AIGRC) nannte 2011 die gezielten Anschläge der Taliban gegen die Zivilbevölkerung ein „Kriegsverbrechen“.[49] Religiöse Führer verurteilten die Anschläge der Taliban als Verstoß gegen die islamische Ethik.[49]

Menschenrechtsgruppen haben 2011 den Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag dazu bewogen, eine vorläufige Untersuchung gegen die Taliban wegen Kriegsverbrechen durchzuführen.[48]

2011 nahmen auch kriegsähnliche Gefechte zwischen ISAF-Truppen und ihren Gegnern an Ausmaß und Schärfe zu.

Im Juni 2011 bestätigten die USA überraschend, dass sie mit den Taliban direkt verhandeln.[50]

„Die ersten 10.000 US-Soldaten werden schon im Juli in ihr Heimatland zurückkehren. 2014 soll die Sache in Afghanistan ein Ende haben. Danach werden die Taliban das Schicksal Afghanistans wesentlich bestimmen. Im besten Fall werden sie mit den vom Westen unterstützten Kräften einen sehr wackeligen Kompromiss schließen, der das Land halbwegs stabil hält.“[50]

Im Januar 2012 erklärten die Taliban ihre Bereitschaft, ein Büro in Katar einzurichten. Dieses soll für Verhandlungen genutzt werden.[51] Zu dem Zweck reisten Anfang 2012 acht Vertreter der Taliban von Pakistan nach Katar, im Juni 2013 wurde dieses eröffnet. An dem Büro enthüllten sie eine Plakette mit der Aufschrift „Islamisches Emirat Afghanistan“, auf dem Gelände hissten sie die Taliban-Flagge. Die USA kündigten wenige Stunden nach der Eröffnung des Büros an, direkte Friedensgespräche mit den Taliban in Doha aufzunehmen.[52]

Erneuter Vormarsch ab 2015

Seit 2015 versuchen die Taliban in Afghanistan Regionen zu erobern.[53] Im Sommer 2016 standen 36 von 400 Regionen oder bis zu einem Drittel Afghanistans nicht mehr unter Kontrolle der Regierung.[54]

Russland unterstützte seit 2015 Verhandlungen mit den Taliban. Die größte sicherheitspolitische Gefahr für Russland sei der Islamische Staat.[55] Auch eine Unterstützung in Form von Waffenlieferungen kam laut Auskunft eines Experten für Russland in Betracht[56] oder war bis 2017 im Gange. Russland setzt sich zudem mit China und Pakistan dafür ein, dass Taliban-Vertreter von internationalen Sanktionslisten gestrichen werden. Bei einer ersten Gesprächsrunde zu Afghanistan im Jahr 2016 war die afghanische Regierung nicht eingeladen. Auch 2017 ging es bei den Verhandlungen weniger um das Voranbringen eines Friedensprozesses, sondern sehr viel mehr um die Interessen der umliegenden Länder.[57]

Auch 2019 empfing der Kreml wieder Vertreter der Taliban, nachdem die US-Regierung diese wegen eines neuerlichen Bombenanschlags ausgeladen hatten.[58]

Organisation

Führung

Der Obersten Schura der Gründungsmitglieder der Taliban gehörten im Zeitraum 1994 bis 1997 folgende Mitglieder an:

  • Mullah Mohammed Omar (1960–2013), Führer der Gläubigen und Oberhaupt der Taliban-Bewegung, ab September 1996 auch Staatsoberhaupt des Islamischen Emirats Afghanistan
  • Mullah Mohammad Rabbani Akhund (1955/56–2001), Regierungsvorsitzender und stellvertretendes Oberhaupt der Taliban-Bewegung
  • Mullah Mohammed Ghous Akhund (* 1961?), Außenminister bis Juni 1997
  • Mullah Mohammed Hassan Akhund (* 1958?), Militärstabschef, Außenminister vor Wakil Ahmad Mutawakil und Gouverneur von Kandahar während des Taliban-Regimes
  • Mullah Mohammed Fazil Akhund (* 1967), Oberhaupt des Armeekorps
  • Mullah Abdur Razzaq, Oberhaupt der Zollbehörde
  • Mullah Sayed Ghiasuddin Agha (?–2003), Informationsminister
  • Mullah Khirullah Said Wali Khairkhwa (* 1967), Innenminister
  • Maulvi Abdul Sattar Sanani (bzw.: Sattar Sadozai), Justizminister
  • Mullah Abdul Jalil, Außenminister ab 1997

Ideologie

Übersicht

Die Taliban selbst gehören mehr der ideologischen Schule der Deobandis an, einer fundamentalistischen Gruppe mit Hauptsitz in Deoband, Indien. In der Koranschule in Peschawar, dem größten pakistanischen Ableger der Dar-ul-'Ulum-Haqqania-Koranschule, rekrutierten sich viele hochrangige Taliban. Politischer Zweig und Unterstützer der Schulen der Deobandis ist die Partei Jamiat Ulema-e-Islam in Pakistan. Die USA forderten die pakistanische Regierung auf, diese Religionsschulen (Madrasas) zu schließen. In Pakistan sind diese offiziell jedoch nicht registriert. 2007 schätzte das pakistanische Innenministerium ihre Zahl auf etwa 13.500, andere Schätzungen gehen von 20.000 aus.

Im Selbstverständnis, welches ein Sprecher der Taliban 2019 in Doha vermittelt, sind die Taliban Afghanistan, sie sehen sich also nicht als ein Teil des Staates, sondern als der Staat selbst.[59]

Unterdrückung der Frauen

Zerstörung der Buddhas von Bamiyan durch die Taliban, Foto von vor und nach der Zerstörung

Während der Regierungszeit der Taliban im Islamischen Emirat Afghanistan von 1996 bis 2001 wurde das System der Taliban durch die Unterdrückung von Frauen weltweit bekannt. Das erklärte Ziel der Taliban war es, ein „sicheres Umfeld für die Frau zu schaffen, in der ihre Keuschheit und Würde wieder unantastbar ist“.[60] Frauen wurden gezwungen, in der Öffentlichkeit die Burka zu tragen, weil, wie ein Sprecher der Taliban es ausdrückte, „das Gesicht der Frau eine Quelle der Korruption für die mit ihr nicht verwandten Männer ist“.[61] Es wurde Frauen verboten zu arbeiten, und sie durften ab einem Alter von acht Jahren nicht mehr unterrichtet werden.

Scheinbar und gemäß Aussagen eines Taliban-Pressesprechers im Jahr 2019 gibt es eine Einsicht, dass mindestens in medizinischen Berufen weibliche Berufsleute unabdingbar sind.[59]

Zerstörung internationalen Kulturerbes

Die Taliban haben gezielt kulturelle Zeugnisse zerstört, die sie als unislamisch werteten. Dazu gehörten die von der UNESCO als Weltkulturerbe aufgeführten Buddha-Statuen von Bamiyan sowie buddhistische Ausstellungsstücke des Museums in Kabul.

Menschenrechtsverletzungen

Massaker

Die Taliban verübten systematische Massaker gegen die Zivilbevölkerung, insbesondere gegen Angehörige der mehrheitlich schiitischen Hazara-Volksgruppe, während sie versuchten, ihre Kontrolle im Westen und Norden Afghanistans zu konsolidieren.[15][16] Die Vereinten Nationen benannten 15 Massaker in den Jahren 1996 bis 2001.[15][16] Vertreter der Vereinten Nationen verglichen die Massaker mit den ethnischen Säuberungen, die während des Bosnienkriegs stattgefunden haben. Die Massakerkampagnen der Taliban seien „höchst systematisch gewesen und alle auf das Verteidigungsministerium [der Taliban] oder Mullah Omar persönlich zurückzuführen.“[15][16] Die sogenannte 055 Brigade al-Qaidas war ebenfalls an Gräueltaten gegen die afghanische Zivilbevölkerung beteiligt.[17] Der Bericht der Vereinten Nationen zitiert Zeugenaussagen, welche beschreiben, dass arabische Milizionäre lange Messer mit sich trugen, mit denen sie Kehlen aufschnitten und Menschen häuteten.[15][16]

Die Taliban verfolgten zudem eine Politik der Verbrannten Erde.[62][63] Sie verbrannten ganze Landstriche und rissen ganze Städte nieder. Die Stadt Istalif, welche über 45.000 Einwohner hatte, wurde z. B. gänzlich zerstört und umliegendes Agrarland in Brand gesteckt.[62] Einwohner wurden ermordet oder vertrieben.

Anfang 1998 schnitten die Taliban ganz Zentralafghanistan, das Hauptsiedlungsgebiet der Hazara, systematisch von UN Hilfslieferungen ab. Diese Hungerblockade von etwa einer Million Menschen war das erste Mal in 20 Jahren Krieg, dass eine Partei Nahrungsmittel als Waffe einsetzte.[64]

Menschenhandel

Taliban- und al-Qaida-Kommandeure unterhielten ein Netzwerk zu Menschenhandel. Sie entführten Frauen und verkauften sie in die Sexsklaverei in Afghanistan und in die Zwangsprostitution in Pakistan.[65]

Das Time Magazine schrieb: „Die Taliban haben oft argumentiert, dass ihre brutalen Restriktionen, die sie Frauen auferlegt haben, nur ein Weg seien, das andere Geschlecht zu beschützen. Das Verhalten der Taliban während der sechs Jahre, in denen sie ihre Herrschaft in Afghanistan ausweiteten, machen diese Aussagen zu einer Farce.“[65]

Während einer Offensive in den Schomali-Ebenen im Jahre 1999 ließen die Taliban sowie arabische und pakistanische al-Qaida-Milizionäre allein mehr als 600 Frauen verschwinden.[65] Sie wurden in Busse und Transporter gepfercht und nicht mehr wiedergesehen.[65] Das Time Magazine schrieb: „Die Spur der vermissten Shomali-Frauen führt nach Jalalabad, nicht weit der pakistanischen Grenze. Dort wurden die Frauen nach Zeugenaussagen in dem Lager ‚Sar Schahi‘ in der Wüste eingesperrt… Einige wurden nach Peshawar [Pakistan] weitertransportiert… andere wurden nach Khost in die Trainingslager von bin Laden gebracht.“[65] Hilfsorganisationen gehen davon aus, dass viele Frauen nach Pakistan gebracht wurden, wo sie an Bordelle verkauft oder als Sklavinnen in privaten Haushalten eingesetzt wurden.[65]

Einige Talibankämpfer weigerten sich, an dem Menschenhandel teilzunehmen. Ein Talibankommandeur mit dem Namen Nuruludah erklärte z. B., dass er sah, wie pakistanische al-Qaida-Kämpfer Frauen in einen Transporter zwangen. Nuruludah und seine Kämpfer befreiten die Frauen daraufhin aus dem Transporter. In einem weiteren Vorfall befreiten Talibankämpfer Frauen aus einem al-Qaida-Lager in Jalalabad.[65]

Unterdrückung von Frauen

Taliban in Herat (2001)

Nachdem sie die politische Herrschaft über Afghanistan erkämpft hatten, erließen die Taliban zudem Edikte, die die Rechte der Frauen stark einschränkten. Sie betrafen die Bereiche Bildung, medizinische Versorgung, Kleidung und Verhalten in der Öffentlichkeit.[66] Mädchen war es verboten, zur Schule zu gehen. Viele Schulen wurden geschlossen, worauf die Mädchen, wenn überhaupt, nur noch privat unterrichtet wurden. Frauen in Kabul durften nicht mehr ihre Berufe ausüben und saßen immer häufiger als Bettlerinnen in Burkas auf der Straße. Da durch die Wirren des Krieges allein in Kabul ca. 30.000 Frauen als Witwen ohne jegliche männliche Verwandtschaft lebten, hatten diese Frauen meist keine andere Chance als zu betteln, um ein wenig Geld zum Überleben aufzutreiben. Dass die Restriktionen lebensbedrohend waren, verdeutlicht Folgendes:

Laut den „Physicians for Human Rights“ bekamen 53 Prozent der ernsthaft Kranken keine Behandlung. Zugang zu medizinischer Versorgung war vor allem den Frauen fast unmöglich. Es gab zur Zeit der Talibanherrschaft in Kabul ein einziges Krankenhaus, in dem Frauen behandelt werden durften. Dort allerdings war die Grundausstattung mangelhaft, Röntgen- oder Sauerstoffgeräte und Medikamente fehlten, fließendes Wasser war nicht vorhanden. Um überhaupt behandelt werden zu können, mussten die Frauen mehrere Hürden überwinden: Ohne männlichen Begleiter durfte eine Frau nicht behandelt werden. Da es männlichen Ärzten generell verboten war, Frauen anzuschauen oder zu berühren, konnten Frauen nur noch sehr eingeschränkt untersucht werden. Das Tragen der Burka war auch während der Behandlung Pflicht. Eine einfache Untersuchung oder ein Zahnarztbesuch war fast unmöglich, da der Schleier nicht hochgehoben werden durfte. Um die Einhaltung der Gesetze zu wahren, waren regelmäßig Taliban-Mitglieder in den Krankenhäusern anwesend. Falls sich Afghanen den Taliban-Gesetzen dennoch widersetzten, wurden schwere Strafen verhängt. Ärzten drohten Schläge, Berufsverbot und Gefängnisstrafen.

Sowohl in den Städten als auch auf dem Lande waren (und sind teilweise heute noch) die hygienischen Verhältnisse auf niedrigstem Niveau. Öffentliche Bäder waren, soweit noch vorhanden, Frauen generell nicht mehr zugänglich.

In den Städten trafen die Gesetze die Frauen besonders hart, da dort die westliche Orientierung vor der Taliban-Gewaltherrschaft am stärksten ausgeprägt gewesen war, Frauen in vielen Fällen einer regelmäßigen Erwerbstätigkeit nachgingen und westliche Kleidung getragen hatten.

Terrorismus gegen die Zivilbevölkerung

Die Taliban richten sich bei Anschlägen gezielt gegen die afghanische Zivilbevölkerung. Im Jahr 2009 waren sie laut Angaben der Vereinten Nationen für über 76 % der Opfer unter afghanischen Zivilisten verantwortlich.[47] Auch im Jahr 2010 waren die Taliban für über 3/4 der zivilen Todesopfer in Afghanistan verantwortlich.[48] Zivilisten sind mehr als doppelt so häufig das Ziel tödlicher Anschläge der Taliban als afghanische Regierungstruppen oder Truppen der ISAF.[48]

Die Unabhängige Afghanische Menschenrechtskommission (AIGRC) nannte 2011 die gezielten Anschläge der Taliban gegen die Zivilbevölkerung ein „Kriegsverbrechen“.[49] Religiöse Führer verurteilten die Anschläge der Taliban als Verstoß gegen die islamische Ethik.[49]

Menschenrechtsgruppen haben 2011 den Internationalen Gerichtshof in Den Haag dazu veranlasst, eine vorläufige Untersuchung gegen die Taliban wegen Kriegsverbrechen durchzuführen.[48]

Finanzierung

Neben dem Drogenhandel finanzieren sich die Taliban über Spenden aus dem Ausland, dem Abzweigen internationaler Hilfsgelder, Schutzgelderpressung und der Erhebung von Steuern in den von ihnen kontrollierten Gebieten. 2012 nahmen die Taliban etwa 400 Millionen Dollar ein, darunter über hundert Millionen Dollar aus abgezweigten Hilfsgeldern.[67] Im Jahr 2017 behauptete der katarische Nachrichtensender Al Jazeera, dass Russland die Taliban mit Waffenlieferungen unterstützt.[68]

Drogenhandel

Im von den Taliban regierten Afghanistan in den späten 1990er Jahren verdienten die Taliban am Anbau von Drogen und am Schmuggel mit Opium, Heroin, Haschisch und anderen Rauschgiftmitteln.[69] Dabei ließen die Taliban den Bauern als Produzenten des Rohopiums und dem "informellen Sektor für Weiterverarbeitung" desselben zu Heroin freie Hand und erhoben auf Anbau sowie Handel Steuern.[69][70]

Für das Jahr 1999 wurden die Einnahmen der Taliban aus dem Drogenhandel auf 40 Millionen Dollar geschätzt.[71] Für den Transport wurden Flugzeuge der Ariana Afghan Airlines benutzt. Mit der Resolution 1267 des UN-Sicherheitsrats wurden internationale Flüge von Ariana Air verboten, der Drogenschmuggel lief von nun über Land.[69]

Im Jahr 2001, vor den Terroranschlägen am 11. September, setzten die Taliban ein rigoroses Anbauverbot für Schlafmohn in Afghanistan durch,[70][71] welches weltweit den bis dato größten Rückgang an Drogenproduktion innerhalb eines Jahres in einem Land zur Folge hatte.[69]

Daraufhin wurde nur noch im nicht von den Taliban kontrollierten Norden Afghanistans Schlafmohn angebaut. Jedoch handelten die Taliban weiterhin mit Opium und Heroin aus Lagerbeständen.[69] Der Anbaustop führte zu einer „humanitären Krise“,[69] da sich Tausende Kleinbauern ohne Einkommen wiederfanden. Mit dem Anbaustopp wollten die Taliban zum einen eine Lockerung der Sanktionen der Resolution 1267 des UN-Sicherheitsrats erreichen.[69] Einem Bericht der CRS nach[71] vermuteten einige Mitglieder der US-amerikanischen Drogenbekämpfung dahinter lediglich eine Strategie, um die Preise nach oben zu treiben. In der Tat stieg der Rohopium-Preis von einem Allzeittief von 28 $/kg auf ein Allzeithoch von 746 $/kg am 11. September 2001. In den Wochen nach den Terroranschlägen fiel er wieder auf 95 $/kg, wahrscheinlich weil Lagerbestände in großem Stil verkauft wurden angesichts einer drohenden Invasion.[69]

Im Jahr 2002 stieg die Anbaufläche für Schlafmohn von 8000 auf 74.000 Hektar.[69] Die Taliban befanden sich nach dem Krieg in einer Phase der Reorganisation. Einzelne Talibanführer verkauften ihre Lagerbestände an Opium. Manche Drogenschmuggler „investierten“ in die Taliban.[69]

In den von Taliban kontrollierten Gebieten erheben lokale Taliban-Kommandeure oft eine zehnprozentige Steuer (uschr) nicht nur auf den Verkauf von Rohopium, sondern auch auf diverse andere Geschäfte, z. B. die von kleinen Läden und Kleinbetrieben. Zahlungsmittel können dabei Rohopium oder sonstige Naturalien sein.[69][72][73] Bei Nichtzahlung der Steuer wurde über Gewalt berichtet und ähnlich den Strukturen in einer Mafia finanzieren sich Taliban-Kommandeure auf Dorf-Ebene aus weiteren mafiösen Geschäften, z. B. Wegzöllen,[69][72] müssen aber einen Teil davon an die ranghöheren Kommandeure abgeben.[69]

Taliban-Kommandeure schützen Produktion und Schmuggel von Opium militärisch und verlangen dafür bis zu 20 % der Einnahmen. Dabei schrecken sie nicht vor Waffengewalt gegenüber staatlicher Polizei zurück und überfallen mitunter Kontrollpunkte, um Drogenkonvois freie Fahrt zu garantieren. Daneben sind Taliban-Kommandeure an der Besteuerung oder dem Betrieb von bis zu 60 Heroin-Laboren beteiligt.[69][72][73]

Für das Jahr 2009 schätzte das Büro der Vereinten Nationen für Drogen- und Verbrechensbekämpfung die Gewinne der Taliban aus dem Opiumhandel auf 150 Millionen Dollar, den der afghanischen Drogenhändler auf 2,2 Milliarden Dollar und jenen der afghanischer Bauern auf 440 Millionen Dollar.[73]

2012 betrug die Anbaufläche für Schlafmohn in Afghanistan 154.000 Hektar[74] und die Taliban finanzierten sich weiter durch Drogengelder.[75]

Spendengelder

Spendengelder erhalten die Taliban aus allen Teilen der Welt, vor allem aber aus der Golfregion.[76] Genaue Zahlen zu den Spendensummen seien nach Einschätzung des US-Gesandten für Afghanistan und Pakistan Richard Holbrooke aus dem Jahr 2009 zwar schwierig zu ermitteln, jedoch seien Spendengelder „wichtiger“ als der Drogenhandel.[76]

Siehe auch

Literatur

Klassische Talibanbewegung 1994–2001

  • William Maley (Hrsg.): Fundamentalism reborn? Afghanistan and the Taliban. Hurst, London 2001, ISBN 1-85065-360-7.
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  • Gilles Dorronsoro: Revolution Unending: Afghanistan, 1979 to the Present. Columbia University Press / Centre d’Etudes et de Recherches Internationales, New York / Paris 2005, ISBN 0-231-13626-9.
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  • Robert D. Crews, Amin Tarzi (Hrsg.): The Taliban and the Crisis of Afghanistan. Harvard University Press, Cambridge 2008, ISBN 978-0-674-02690-2.
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Neotaliban ab 2002

  • Antonio Giustozzi: Koran, Kalashnikov and Laptop: The Neo-Taliban Insurgency in Afghanistan 2002–2007. Hurst Publishers, London 2007, ISBN 978-0-231-70009-2.
  • Antonio Giustozzi: Decoding the New Taliban: Insights from the Afghan Field. Columbia University Press, New York 2009, ISBN 978-0-231-70112-9.
  • Alex Strick van Linschoten, Felix Kuehn: An Enemy we Created – The Myth of the Taliban-Al Qaeda Merger in Afghanistan, 1970-2010. C. Hurst & Co, London 2012.
  • Borhan Osman, Anand Gopal: Taliban Views on a Future State, NYU Center on International Cooperation, 2016, cic.nyu.edu (PDF)
  • Florian Weigand: Afghanistan’s Taliban – Legitimate Jihadists or Coercive Extremists? In: Journal of Intervention and Statebuilding, 2017, doi:10.1080/17502977.2017.1353755

Weblinks

Commons: Taliban – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  2. Kamal Matinuddin: The Taliban Phenomenon, Afghanistan 1994–1997. Oxford University Press, (1999), S. 25–6
  3. Nach Tötung von Anführer Mansur: Taliban bestimmen neuen Chef. Tagesschau.de, 25. Mai 2015.
  4. Neamatollah Nojumi: The Rise of the Taliban in Afghanistan: Mass Mobilization, Civil War, and the Future of the Region. 1st Auflage. Palgrave, New York 2002.
  5. Amin Saikal: Modern Afghanistan: A History of Struggle and Survival. 1st Auflage. I.B. Tauris, London / New York 2004, ISBN 1-85043-437-9, S. 352.
  6. Casting Shadows: War Crimes and Crimes against Humanity: 1978–2001. (PDF; 1,3 MB) Afghanistan Justice Project, 2005, abgerufen am 7. März 2020.
  7. Matinuddin, Kamal, The Taliban Phenomenon, Afghanistan 1994–1997, Oxford University Press, (1999)
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  29. Tribute to the Victims of September 11
  30. Hans Joachim Schneider: Internationales Handbuch der Kriminologie: Grundlagen der Kriminologie, Band 1, Walter de Gruyter, 1. Auflage 2007, ISBN 3-89949-130-0, S. 802
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    Olaf Ihlau, Christian Neef: Die Scharaden der Gotteskrieger. In: Der Spiegel. 24. September 2001, abgerufen am 24. März 2020.
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  37. Lawrence Wright: Der Tod wird euch finden. Al-Qaida und der Weg zum 11. September. München 2007, S. 360.
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    State Department Report: U.S. Engagement with the Taliban on Usama Bin Laden. (PDF) The National Security Archive, 16. Juli 2001, S. 7, abgerufen am 24. März 2020 (englisch): „On May 27 [2000], in Islamabad, Undersecretary Pickering gave Taliban Deputy Foreign Minister Jalil a point-by-point outline of the information tying Usama bin Laden to the 1998 embassy bombings (2000 Islamabad 2899). The Taliban subsequently rejected this evidence.“
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  40. Steve Coll: Directorate S. The C.I.A. and America’s Secret Wars in Afghanistan and Pakistan. Penguin Press, New York 2018, ISBN 978-1-59420-458-6, S. 60–61 (englisch).
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  42. Ahmed Rashid: Taliban. Afghanistans Gotteskämpfer und der neue Krieg am Hindukusch. C.H.Beck, München 2010, ISBN 978-3-406-60628-1, S. 338–339 (englisch: Taliban. The Power of Militant Islam in Afghanistan and Beyond. 2010.): „Mullah Omar mobilisierte die Taliban zum Widerstand gegen die USA und lehnte alle Forderungen an, die Macht abzugeben und Osama Bin Laden und die Mitglieder von Al-Qaida an die Amerikaner auszuliefern. Wiederholt versuchte der pakistanische Geheimdienst ISI, Mullah Omar zur Auslieferung Bin Ladens zu bewegen, um das Taliban-Regime zu retten, aber der lehnte ab, obwohl er wusste, dass die Taliban-Führung in dieser Frage tief gespalten und eine Revolte in den eigenen Reihen durchaus vorstellbar war. Omar fühlte sich auch durch die Versicherung seiner Unterstützer in Pakistan und im Terrornetzwerk Al-Qaida bestärkt, die USA würden Afghanistan zwar bombardieren – was die Taliban überleben konnten –, aber niemals Bodentruppen ins Land schicken.“
  43. Alex Strick van Linschoten, Felix Kuehn: An Enemy We Created. The Myth of the Taliban–Al-Qaeda Merger in Afghanistan. Oxford University Press, New York 2012, ISBN 978-0-19-992731-9, S. 225 (englisch, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
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  51. Auslandsvertretung der Taliban: Ein Büro in Doha. In: taz.de. 3. Januar 2012, abgerufen am 10. Januar 2012.
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