Amper

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Die Amper südlich von Fürstenfeldbruck

Die Amper ist ein Fluss im Bereich des bayerischen Alpenvorlandes und bildet zusammen mit der Ammer ein zusammenhängendes Flusssystem. Die Ammer bezeichnet den Oberlauf bis zum Ammersee, die Amper den weiteren Verlauf vom See bis zur Mündung in die Isar. Das über weite Bereiche naturnahe Flusssystem ist mit rund 150 Kilometer Länge und einem mittleren Abfluss von 45 m³/s einer der wichtigsten Zuflüsse der Isar.

Etymologie

Ursprünglich hieß der Fluss von der Quelle bis zur Mündung in die Isar Amper. Erst ab dem 14. Jahrhundert wird zwischen der Ammer als Zufluss zum Ammersee und der Amper unterschieden. Der Begriff „Amper“ läßt sich aus der indogermanischen Wurzel ab herleiten, die „Wasser“ oder einen „Wasserlauf“ bezeichnet. Der römische Name Amprae wurde nur leicht abgewandelt von der keltischen Bevölkerung übernommen. Nach einer anderen Deutung ist Amper mit dem bretonischen und damit keltischen Wort ampart verwandt. Demnach stände der Flussname für die Begriffe „geschickt“, „gewandt“ und „stark“

Geographie

Das Flusssystem Ammer/Amper

Die Ammer, und damit auch die Amper, entwässert einen Teil des Ammergebirges nach Nordenosten zur Isar und damit zur Donau hin. Ihre beiden größten Nebenflüsse sind die Glonn und die Würm.

Der Quellbereich der Ammer befindet sich südwestlich von Oberammergau im Bereich des Ammergebirges. Die verschiedenen Quelltöpfe werden aus dem hier zutage tretenden Wasser der Linder gespeist. Dieser kleine Gebirgsbach entspringt 10 km südöstlich unmittelbar an der Grenze zwischen Tirol und Bayern. Fast 4 Kilometer westlich des Quellbereichs der Ammer versickert die Linder in dem durchlässigen, kalkigen Untergrund, um nach kurzer Zeit wieder als Ammer zutage zutreten. Nördlich von Unterammergau verlässt der Fluss nach ungefähr 15 km die Bayerischen Alpen und durchfließt anschließend das Ammer-Loisach-Hügelland. In dieser aus den Ablagerungen des Isar-Loisach-Ammersee-Gletschers während der Würmeiszeit entstandenen Jungmoränenlandschaft schneidet sich die Ammer bis zu 80 Meter tief in die Moränen und in die darunter anstehende Molasse ein. Bei Peißenberg verlässt sie die Schlucht und durchfließt ein lang gestrecktes und breites Tal, bis sie östlich von Diessen in den Ammersee mündet.

Bei Grafrath durchschneidet das Tal der Amper zunächst eine Endmoränenlandschaft und durchfließt anschließend ab Fürstenfeldbruck die Münchner Schotterebene. Nordöstlich von Dachau kommt sie in den Bereich des Tertiären Hügellandes und mündet schließlich bei Moosburg in die Isar. Insgesamt überwindet das Flusssystem Ammer/Amper 430 Höhenmeter. Fast 200 Meter verliert die Ammer davon in der 20 Kilometer langen Schucht südlich von Peißenberg.

Geschichte

Ammer und Amper wurden sehr wahrscheinlich schon seit vorgeschichtlicher Zeit von den am Flusslauf siedelnden Kelten als Transportweg genutzt. Als die Römer im 1. Jahrhundert den Bereich des heutigen Oberbayerns eroberten, erschlossen sie das Land mit gut ausgebauten Verkehrswegen. Eine der bedeutendsten Heeres- und Handelsstraßen, die Via Tiberina, verband Augusta Vindelicorum (Augsburg) mit Juvavum (Salzburg). Diese Straßen wurden nicht nur vom Militär genutzt, sondern vor allem auch von Händlern, um das damals so wertvolle Salz besser transportieren zu können. Um die Amper sicher zu überwinden, bauten die Römer Brücken, so zum Beispiel bei Schöngeising, dem römischen Ambrae südlich von Fürstenfeldbruck. Der dadurch einfach zu kontrollierende Handelsverkehr ermöglichte regelmäßige Einnahmen durch Zollgebühren und gewann so an zusätzlicher Bedeutung. So steht auch die mittelalterliche Gründung der Stadt Fürstenfeldbruck im direkten Zusammenhang mit dem Bau einer Brücke.

Während der Völkerwanderung im 5. Jahrhundert drangen alemannische Stammesverbände bis in den Bereich der Ammer/Amper vor. Die Alemannen wurden zwar in der Folge durch die bajuwarischen Stämme zurückgedrängt, aber dennoch bildet der Verlauf der beiden Flüsse in etwa auch heute noch die Sprachgrenze zwischen der schwäbischen und der bayerischen Mundart.

Durch die wiederkehrenden Hochwasser kam es immer wieder zu Überschwemmungen in den anliegenden Städten und Gemeinden. So wurde seit dem 19. Jahrhundert verstärkt damit begonnen, zur Verringerung der Hochwassergefahr die Ufer mit Deichen zu sichern und den Fluss selbst zu kanalisieren, damit sich das Flussbett vertiefen konnte. Durch weitere regulierende Maßnahmen, wie den Bau von Wehren, wurde der Hochwasserschutz zusätzlich verbessert.

1945 sprengten deutsche Soldaten unter anderem auch die Amperbrücke westlich von Inning. Dies hatte zur Folge, dass die von der Bevölkerung gefürchteten französischen Truppen des Generals de Gaulle im westlichen Bereich des Ammersees verblieben und so die weiter östlich gelegenen Gebiete von den amerikanischen Soldaten erobert wurden.

Beim Pfingsthochwasser von 1999 wurden trotz aller Maßnahmen unter anderem auch die Wehre teilweise stark beschädigt.

Biologie

Ökologie

Seit Mitte des 19. Jahrhunderts wird der natürliche Verlauf der Ammer und der Amper durch verschiedenen Hochwasserschutzmaßnahmen und den Bau von Kraftwerken stark eingeschränkt – mit weitreichenden Folgen für die einheimische Tier- und Pflanzenwelt. Die Durchgängigkeit des Fliessgewässers wird zum Beispiel häufig durch Wehre gestört. Dadurch wird die Möglichkeit der Wanderung und der Verbreitung von Fischen nach flussauf- bzw. flussabwärts erschwert oder sogar unmöglich gemacht. Auch die Eindeichung in einigen Bereichen bedeutete einen Eingriff in das ursprünglich bestehende, ökologische Gleichgewicht. Die Auwälder wurden durch die Deiche vom natürlichen Wasserzufluss abgeschirmt, so dass der Auwaldbestand nur noch in Restbeständen vorhanden ist. Um zumindest in Teilbereichen die ursprüngliche Flusslandschaft zu erhalten, wurden mehrere Naturschutzgebiete ausgewiesen. So gehören der Mündungsbereich der Ammer sowie das Naturschutzgebiet Ampermoos nördlich des Ammersees zu den sieben international bedeutsamen Feuchtgebieten Bayerns (Siehe auch: Ramsar-Konvention).

Fauna und Flora

Gänsesäger leben als Kulturfolger auch im Bereich von Ortschaften

Der Bestand von Fauna und Flora hängt direkt mit der Gestaltung der Flusslandschaft zusammen, auf die der Mensch seit dem 19. Jahrhundert starken Einfluss nimmt. Durch Aufstauungen an zahlreichen Wehren wurde die Fließgeschwindigkeit stark herabgesetzt, was auch zur Erhöhung der Wassertemperatur führte. Fischarten, die sauerstoffreiches und kühleres Wasser als Lebensraum benötigen, wurden durch Arten aus dem Stillwasserbereich verdrängt. Durch die verringerte Fließgeschwindigkeit werden auch die Kiesbänke nur noch selten umgeschichtet, so dass diese zuwachsen. Vogelarten, die offene Kiesflächen als Brutplatz benötigen, finden hier so keinen Lebensraum mehr.

Durch verschiedene Maßnahmen wie die Ausweisung von Naturschutzgebieten, das Einrichten von verbesserten Fischpässen an Stauwehren wurden neue Rahmenbedingungen geschaffen, um die Lebensbedingungen für viele zum Teil seltene Tiere und Pflanzen zu verbessern. Untersuchen belegen allerdings auch, dass der Rückgang des Äschenbestandes an der Ammer mit der ansteigenden Population der Gänsesäger zusammenhängt. Dieser als gefährdet eingestufte Entenvogel hat sich auf die Jagd nach kleinen Fischen spezialisiert. An diesem Beispiel zeigt sich, wie schwierig es ist, ein ursprünglich vorhandenes ökologisches Gleichgewicht wiederherzustellen, wenn dieses erst einmal nachhaltig gestört wurde.

Fauna

Die Ammer bietet auch dem Eisvogel Lebensraum

Das Flusssystem von Ammer und Amper lässt sich in drei Flussregionen gliedern:

  • Forellenregion
  • Äschenregion
  • Barbenregion

So wird die Ammer in eine Forellen- und Äschenregion aufgeteilt. Vor allem in dem sauerstoffreichen und kühleren Oberlauf des Flusses bis zum Ende der Ammerschlucht südwestlich von Peißenberg kommt in erster Linie der typische Leitfisch der Forellenregion, die Bachforelle vor. Der weitere Verlauf bis hin zur Ammermündung in den Ammersee wird als Äschenregion bezeichnet. Die Amper wird im Gegensatz zur Ammer über ihren gesamten Verlauf der Barbenregion zugeordnet. In erster Linie ist dies der Lebensraum von Bachforellen, Rotaugen, Hechten oder auch der eingebürgerten Aale. Neben dem typischen Fischbestand kommen in diesem Gewässer auch seltene Fische wie Barben und Nasen vor.

Die Flusslandschaft bietet vielen seltenen Vogelarten einen Lebensraum, darunter auch den Wasseramseln, den Eisvögeln und den Großen Brachvögeln. Eine Besonderheit ist das Vorkommen der Schwarzstörche im Bereich der Ammer. Die ebenfalls als gefährdet geltenden Flussuferläufer bauen ihre Nester gut getarnt inmitten des Gerölls der Kiesbänke, wo diese von Erholungssuchenden meist gar nicht wahrgenommen wird. So besteht die Gefahr, dass die Vögel besonders während der Brutzeit massiv und nachhaltig gestört werden. Sowohl im Uferbereich, aber auch auf den Kiesbänken kommen neben Erdkröten und Zauneidechsen auch Blindschleichen vor. Die verschiedenen Schlangenarten sind durch Kreuzottern sowie durch die Ringel- und Schlingnattern vertreten. Bemerkenswert ist das große Ringelnatter-Vorkommen im Naturschutzgebiet Amperauen südlich von Fürstenfeldbruck.

Flora

Das Alpen-Leinkraut gehört zu den Pionierpflanzen

Besonders im oberen, aber teilweise auch im mittleren Flussabschnitt entstehen durch Erosion und Sedimentation immer wieder neue Flussaufschüttungen. Diese noch offenen Schotterflächen werden zuerst von Pionierpflanzen besiedelt, welche mit den schwierigen Bedingungen dort gut zurecht kommen; dazu gehören das Alpen-Leinkraut, das gelbblütige Habichtskraut und die seltene Deutsche Tamariske. Wird die Kiesbank nicht von Hochwasser wieder abgetragen, siedeln sich nach einigen Jahren auch Silberwurz, Wacholder und schließlich auch verschiedene Weidenarten an.

In den letzten verbliebenen Auwäldern sind Grauerlenwälder und am Unterlauf der Amper auch Traubenkirschen-Erlen-Eschenwälder verbreitet. Entlang der Ammer haben sich eine Reihe von Mooren entwickelt, welche bekannt für ihre bunte Blumenwelt sind, so zum Beispiel das Ettaler Weidmoos südlich von Oberammergau.

Wirtschaft

Die Ammer/Amper hat keine Bedeutung für die Binnenschifffahrt und somit für den Transportverkehr, da der Fluss über seinen gesamten Verlauf nicht schiffbar ist.

Energie

Das erste Wasserkraftwerk Bayerns

Historische Bedeutung kommt zwei Wasserkraftwerken zu. So wurde schon 1891/92 in Schöngeising das erste Wasserkraft-Elektrizitätswerk Bayerns von Oskar von Miller erbaut. Das erste Bahnkraftwerk der Welt für Einphasenwechselstrom, das Kraftwerk Kammerl, wurde wenige Jahre später um 1898 westlich von Saulgrub im Ammertal in Betrieb genommen. Es diente zur Versorgung der 23 Kilometer langen Strecke zwischen Murnau und Oberammergau, welche 1905 den ersten fahrplanmäßigen elektrischen Zugverkehr aufnahm. Eine Reihe weiterer kleinerer Kraftwerke entlang des Flusssystems haben ausschließlich regionale wirtschaftliche Bedeutung. Wasserkraftwerke benötigen einen gleichmäßig hohen Wasserstand, damit die Energieerzeugung in niederschlagsarmen Monaten nicht zum Erliegen kommt. Dies wurde durch den Bau einiger kleinerer Kanäle, Wehre und eines Stausees bei Fürstenfeldbruck sichergestellt.

Datei:Schleifälle.jpg
Die Schleierfälle im NSG Ammerleite

Tourismus

Neben einer Reihe sehenswerter Städte entlang der Ammer und der Amper, wie Oberammergau und Dachau ist vor allem der Ammersee von touristischer Bedeutung. Entlang der Ammer zählen unter anderem auch die Schleierwasserfälle südlich von Bad Bayersoien und die Echelsbacher Brücke zu den Sehenswürdigkeiten. Über weite Strecken wird der Fluss von Radwanderwegen gesäumt, die eine Radwanderung von den Alpen bis zur Ampermündung bei Moosburg an der Isar ermöglichen. Das Befahren der Ammer und der Amper mit Kanus oder ähnlich wendigen Booten ist über fast die gesamte Strecke möglich. Die Stadt Fürstenfeldbruck hat eine Reihe von offiziellen Badegelegenheiten entlang der Amper ausgewiesen.

Literatur

  • Norbert Göttler: An Ammer und Amper - Eine kulturhistorische Wanderung. Verlagsanstalt "Bayerland", Dachau ISBN 3-89251-060-1
  • Martin Siepmann, Brigitta Siepmann: Werdenfelser Land und oberes Ammertal. Verlagsanstalt "Bayerland", ISBN 3-89251-213-2

Weblinks


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