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Ceciliengärten

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Die Anlage der Ceciliengärten gehört zum Berliner Ortsteil Schöneberg des – seit 2001 neuen – siebten Verwaltungsbezirkes Tempelhof-Schöneberg. Die Berliner Denkmalpflege hat den Wert der in den Jahren 1922 bis 1927 erbauten Wohnsiedlung anerkannt und die Gesamtanlage 1977 zunächst zum Gartendenkmal erklärt. 1995 wurde sie als Denkmalbereich in die Denkmalliste Berlin aufgenommen.

Blick nach Süden auf den Atelierturm mit Torbogen

In ihrer städtebaulichen Konzeption und architektonischen Ausgestaltung steht sie im Kontrast zu mehreren zeitgleich entstandenen Siedlungen in Berlin. Der von Architekten wie den Brüdern Max und Bruno Taut oder Walter Gropius propagierte Stil des Neuen Bauens ließ die hier verwendete traditionelle Gestaltung mit Ornamenten, Staffelungen und Spitzdächern zunehmend in den Hintergrund treten.

Die Qualitäten der Ceciliengärten zeigen sich in der Gartenanlage, der Gliederung, Materialauswahl und der teilweisen Verspieltheit der Fassaden sowie der auffallenden Gestaltung des Atelierturms und in den zum Teil sehr üppigen Innenhofgärten. Der Fassadenschmuck mit den lebensnahen Darstellungen von kindlichem Alltag und dem seinerzeit modernen Verkehr, sowie die Formensprache der Türgestaltungen machen die Ceciliengärten zu einem öffentlichen Freilichtmuseum des Art Déco.

Geografische Lage

Umgebungskarte der Ceciliengärten

Die Siedlung mit einer Gesamtfläche von etwa sechs Hektar liegt im Berliner Ortsteil Schöneberg (nahe dem Ortsteil Friedenau und diesem deshalb oft fälschlicherweise zugesprochen) auf dem Teltow-Höhenzug südlich des Berlin-Warschauer Urstromtales mit einer mittleren Höhe von fast 40 Metern über NN. Das Terrain der Anlage weist einen Höhenunterschied von etwa drei Metern auf. Die – auf die platzartige Grünfläche zentrierte – geografische Lage der Ceciliengärten ist Vorlage:Koordinate Text Artikel.

Die Anlage wird konkret begrenzt durch die Traegerstraße im Norden, die Rubensstraße im Osten, die Baumeister- und Semperstraße im Süden sowie im Westen durch die rückwärtigen Grenzen der östlichen Grundstücke der Sponholzstraße. Durch die gesamte Siedlung führt die – seit dem Jahr 2000 verkehrsberuhigte – Straße Ceciliengärten. Die Anlage wird im Wesentlichen flankiert von folgenden Hauptverkehrsadern:

Durch ihre Lage und die verkehrstechnische Anbindung hat die Siedlung der Ceciliengärten einen verhältnismäßig ruhigen und dennoch zentralen Charakter. Die Entfernung bis zum Brandenburger Tor beträgt beispielsweise nur knapp sechs Kilometer.

Geschichte

Namenspatronin für die Benennung der Ceciliengärten war Kronprinzessin Cecilie von Preußen (* 1886; † 1954), Gattin des deutschen Kronprinzen Wilhelm. Sie war unter anderem auch Namensgeberin für das das Schloss Cecilienhof in Potsdam. Die Benennung der durch die Siedlung führenden Straße – die vorher Straße 39 hieß – mit der seit jeher angerähnlichen Platzform erfolgte im Jahr 1912. Man wollte damit der Kronprinzessin, die eine sehr hohe Anerkennung in der Bevölkerung genoss, bereits zu Lebzeiten eine Ehre erweisen.

Kronprinzessin Cecilie, 1908

Planung

Die ersten Ideen zur Parzellierung und Bebauung des ehemaligen Willmann'schen Parkgeländes westlich der Rubensstraße zwischen der Hauptstraße im Norden und der Berlin-Potsdamer Eisenbahn (Wannseebahn) am heutigen S-Bahnhof Friedenau im Süden entstanden bereits in den 1890er Jahren. Bis zur vorläufigen Planreife im Jahr 1909 favorisierte man zur Erschließung des Gebietes übermäßig breite Straßen mit „eingestreuten Grünflecken“.

Erst nach dem Erwerb der Grundstücke durch die damalige Boden-Aktiengesellschaft Berlin-Nord besannen sich die Planer neuer städtebaulicher Gesichtspunkte: Man konzentrierte das angestrebte Wohnviertel nunmehr einheitlich um eine große zusammenhängende Grünfläche und projektierte dezentrale Hof-Parks. Hierzu zeichneten die Planer detaillierte Fassadenentwürfe und schrieben sämtliche Anforderungen in einem – vom Stadterweiterungsamt der damals eigenständigen Stadt Schöneberg überarbeiteten – Bebauungsplan fest.

In einem Exposé aus dem Jahre 1912 war erstmals die Rede von „der Ausschaltung der Brandgiebel, Berliner Zimmer und Hinterhäuser“ sowie von „durchsonnten Wohnungen durch Nord-Süd-Ausrichtung sämtlicher Baublocks“. Weiterhin beschäftigten sich die Planer mit den vorherrschenden Windrichtungen und der erforderlichen Ausstattung der Siedlung mit Spielplätzen „für die liebe Jugend“. Im Einzelnen widmete man sich der gärtnerischen Gestaltung mit Hecken, Rabatten, Baumreihen, Laubengängen sowie der Anlage mehrerer Brunnen und einer Wasserfontäne. Die Siedlung sollte als „Gartenstadt im englischen Stil“ errichtet werden, was die Attraktivität der Siedlung fördern sollte.

Sämtliche Ausführungen der Architektur und der Parkanlagen sollten unter der amtlichen Oberleitung des Schöneberger Stadtbauinspektors Paul Wolf erfolgen.

Umsetzung und Fertigstellung

Man vollendete demgemäß die Straßenaufteilung inklusive der platzartigen Grünfläche mit dem alten Baumbestand, der teilweise schon im Willmann'schen Parkgelände vorhandenen war.

Die ursprüngliche bauliche Planung wurde in dieser Form letztendlich nicht realisiert. Nur ein Gebäude wurde nach dem Ersten Weltkrieg – vermutlich als Musterbau – fertiggestellt und ist heute noch in den Ceciliengärten 1 (Ecke Traegerstraße) zu sehen.

Die Fertigstellung der Wohngebäude wurde in erster Linie durch den Ersten Weltkrieg verhindert. Erst nach der Eingemeindung zur Stadt Berlin im Jahr 1920 nahmen sich Schönebergs Stadtplaner des schon festgesetzten Bebauungsplanes wieder an. Sie fanden bald Geldgeber, die bereit waren, die parzellierten Blöcke zu erwerben. Für die damalige Gemeinnützige Heimstättengesellschaft der Berliner Straßenbahn (für den nordöstlichen Block) und die Wohnstättengesellschaft mbH (für die restlichen Blöcke) wurde die ursprüngliche Projektierung der Wohngebäude überarbeitet und den veränderten Wohnbedürfnissen angepasst. Das neu errichtete Quartier umfasste in erster Linie Dienstwohnungen, die für Bedienstete des Staates und für die Mitarbeiter der Berliner Verkehrsbetriebe reserviert waren.

Oberster Planer für die Realisierung der Pläne war der Schöneberger Stadtbaurat Heinrich Lassen. Eine Gedenktafel am Haus Traegerstraße 2/3 erinnert noch heute an ihn.

Datei:Ceciliengärten 1930er Jahre.jpg
Historischer Blick nach Osten aus der Sponholzstraße in die Ceciliengärten (1930er Jahre). Die Anlage beginnt in Höhe der Treppen und setzt sich nach hinten fort

Nur wenig beeinflusst durch die neuen architektonischen Zeichen der Zeit (Bauhaus-Stil) fiel die Fassadengestaltung nicht mehr ganz so pompös aus wie sie noch 1912 angestrebt wurde. Dennoch waren die Ergebnisse in Nutzbarkeit und Anschauung noch immer gut durchdacht und sehr detailverliebt. Bei den Fassadenflächen achtete der Architekt auf folgende Gliederungs- und Gestaltungselemente:

  • Die Plastizität der Vor- und Rücksprünge mit der daraus resultierenden Licht- und Schattenwirkung,
  • konsequente Beachtung einer starken Symmetrie aller Häuser,
  • Verwendung unterschiedlicher Materialien und gestalterischer Putztechniken sowie
  • Einsatz diverser Schmuckteile, beispielsweise über den Eingangsportalen.

Der Architekt legte ebenfalls Wert darauf, dass sich die Grundrisse der Wohnungen individuell voneinander unterschieden.

1927 wurde der letzte von acht Bauabschnitten nach fünfjähriger Bauzeit fertiggestellt. Der Komplex umfasste über 630 Wohnungen, in denen rund 2000 Menschen lebten. Mindestens ein geplanter Wohnblock fiel entgegen der ursprünglichen Projektierung von 1912 weg: Zwischen Semper-, Baumeister- und Sponholzstraße wurde etwa zur gleichen Zeit ein anderweitiges Wohnbauprojekt vollendet.

Neue markante Besonderheiten der Ceciliengärten waren der so genannte „Atelierturm“ als südliche Begrenzung zur Semperstraße. Dieser Turm hatte keine tatsächliche Funktion, sondern stellte eine architektonische Landmarke dar, die den geschlossenen Eindruck der Gesamtanlage unterstrich. Seinen Namen verdankt er der im oberen Teil gelegenen Atelierwohnung, die sich seinerzeit ohne Zwischendecke über die heutige vierte und fünfte Etage erstreckte und die der Maler Hans Baluschek zwischen 1929 und 1933 als Wirkungsstätte bewohnte.

Ebenso waren die beiden lebensgroßen Frauenstandbilder „Der Morgen“ und „Der Abend“ des Bildhauers Georg Kolbe auf der zentralen Grünanlage eine Besonderheit der Siedlung. Kolbe hat sich bei den Namensgebung seiner Bronzeplastiken nicht auf die Himmelsrichtungen bezogen, in denen seine Figuren aufgestellt worden sind, sondern an der Art, wie sie den Tag begrüßen („Der Morgen“ streckt sich dem Tag entgegen) bzw. den Tag beenden („Der Abend“ wirkt dagegen erschöpft mit herunterhängenden Armen). Die Plastik „Der Morgen“ wurde im Jahr 1929 im Deutschen Pavillon auf der Weltausstellung in Barcelona ausgestellt.

Der Zweite Weltkrieg

Die Auswirkungen des Zweiten Weltkriegs hielten sich für die Siedlung Ceciliengärten, im Gegensatz zu anderen Stadtgebieten Berlins, in Grenzen. Die überdimensionierten Planungen für die durch den „Generalbauinspektor für die Reichshauptstadt Berlin“ Albert Speer angestrebte „Welthauptstadt Germania“ mit einer bis zu 300 Meter breiten Nord-Süd-Achse zwischen dem Spreebogen im Norden und dem Teltowkanal im Süden endeten kurz vor den Toren der Siedlung am Vorarlberger Damm. Sie hätten auch bei Vollendung nach dem Planungsstand von 1942 keine direkten Veränderungen für die Anlage der Ceciliengärten mit sich gebracht.

Dennoch wurden aus Gründen der Bevölkerungsvorsorge die Grünanlagen relativ stark in Anspruch genommen: Auf alliierten Luftbildern von 1943 sind mitten auf der zentralen Grünanlage mehrere Schützengräben zu erkennen.

Die Siedlung wurde nicht von Bombardements verschont. Im Februar 1943 zogen alliierte Bomber eine Schneise im Norden der Anlage von West nach Ost. Dabei wurden die Häuser Ceciliengärten 4 bis 7 und 8/9 zerstört sowie das Haus Nr. 47 schwer in Mitleidenschaft gezogen.

Datei:Georg Kolbe "Der Morgen".jpg
Georg Kolbes Skulptur „Der Morgen“

Auch in den Häusern Ceciliengärten 39 und Rubensstraße 40 sowie Rubensstraße 32 bis 38 waren teilweise erhebliche Schäden zu verzeichnen. Die Schäden wurden in den Nachkriegsjahren beseitigt, die total zerstörten Häuser bis Ende der 1950er Jahre vereinfacht wieder aufgebaut.

Die im „Atelierturm“ am Südende der Siedlung gelegene Atelierwohnung büßte etwa zur gleichen Zeit durch Umbauten ihre Mehrgeschossigkeit ein. Das geschah nicht wegen der Beseitigung etwaiger Kriegsschäden, sondern wegen der großen Wohnungsknappheit nach dem Krieg und den sich daraus ergebenden Vermietungsmöglichkeiten.

Die Anlage heute

Anlässlich der 750-Jahrfeier Berlins im Jahr 1987 wurde die gesamte Anlage ein Jahr vorher komplett restauriert. Hierbei wurden die Fassaden denkmalgerecht überarbeitet und die Dächer neu eingedeckt. In Teilen der Ceciliengärten (Häuser 42 bis 49) wurden Dachausbauten mit Gauben vorgenommen, um zusätzlichen Wohnraum zu schaffen. Im Zusammenhang mit der 750-Jahrfeier wurde der gesamte zentrale Platz nach den alten Plänen restauriert: Der ovale Fontänenbrunnen wurde ebenso wie der Fuchsbrunnen (mit einem Fuchs von Max Esser,1912) restauriert. Die Rasenfläche wurde in der ursprünglichen Art angelegt und mit Rosen umpflanzt. Die bereits oben erwähnten Frauenstandbilder des Künstlers Georg Kolbe „Der Morgen“ und „Der Abend“ kamen zu diesem Anlass wieder zurück an ihren angestammten Platz in die Ceciliengärten. Zwischenzeitlich hatte „Der Abend“ in der Nachkriegszeit auf dem Wittenbergplatz sein Domizil und ab 1954 wurden beide Standbilder im Rudolph-Wilde-Park am Rathaus Schöneberg aufgebaut.

Die in der Anlage befindlichen Wohnungen sind in verschiedene Eigentümereinheiten aufgeteilt:

  • Für den nordöstlichen Blockteil (mit den Häusern Ceciliengärten 40 bis 53, Traegerstraße 2 und 3 sowie den geraden Hausnummern der Rubensstraße 16 bis 38 ist dies die Gemeinnützige Heimstättenbaugesellschaft der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG).
  • Der größere Teil der Siedlung – mit den Häusern Ceciliengärten 2 bis 39, Rubensstraße 40 bis 50 (gerade Hausnummern), Baumeisterstraße 4 bis 8, Semperstraße 2 sowie Sponholzstraße 40/41 – befindet sich seit 1999 in Privateigentum und wird von der Deutschen Annington Service GmbH verwaltet. Hierbei zeigt sich eine unterschiedliche Verkaufssituation in den insgesamt sechs Wohnungseigentümergemeinschaften (WEG'n) dieses Teils der Anlage: In der kleinsten WEG – sie umfasst nur ein Haus – sind alle Wohnungen verkauft, in der größten WEG mit 24 Häusern und 220 Wohnungen liegt der verkaufte Privateigentumsanteil derzeit bei rd. 53 %. Im Schnitt kann man von einer ca. 75 %igen Verkaufssituation ausgehen.

Prominente Anwohner

In der Ceciliengärten-Siedlung und in den sie begrenzenden Straßen wohnten Persönlichkeiten, von denen einige hier benannt werden:

Hans Baluschek: Städtischer Arbeitsnachweis für Arbeiter, entstanden 1931 in der Atelierwohnung in den Ceciliengärten 27

Ceciliengärten 27: Als eine der bedeutenden Persönlichkeiten der Siedlung wohnte und arbeitete von 1929 bis 1933 der Maler und Graphiker Hans Baluschek (1870–1935) im so genannten „Atelierturm“ an der Semperstraße, in dem er eine „Ehrenwohnung“ hatte. Er musste hierfür keine Miete entrichten und konnte seinen künstlerischen Neigungen unbeschwert nachgehen. Baluschek wurde vornehmlich durch realistische Darstellungen des sozialen Lebens bekannt und illustrierte unter anderem Werke von Gerhart Hauptmann und Richard Dehmel. Später wurde er auch als Verfasser eigener Novellen bekannt („Spreeluft“, 1913). Er war Mitbegründer der „Berliner Secession“ (1898) und des „Bundes proletarisch revolutionärer Schriftsteller“ (1919). Baluschek leitete die „Große Berliner Kunstausstellung“ und war Vorsitzender der „Schöneberger Kunst-Deputation“. Als marxistisch und politisch unzuverlässig verfemt, legte er nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 alle Ämter nieder. An ihn erinnert in der Semperstraße 2 eine 1981 enthüllte Gedenktafel mit der Inschrift

HIER LEBTE, MALTE, ZEICHNETE UND SCHRIEB HANS BALUSCHEK 1929 – 1933

Die Tafel zeigt neben dem Text eine Straßenszene in der für Baluschek typischen Art. Seit 2004 trägt auch eine Grünverbindung in der Nähe der Siedlung seinen Namen: Bei dem Hans-Baluschek-Park handelt es sich um eine schmale Grünanlage zwischen den S-Bahnhöfen Priesterweg und Südkreuz (Papestraße) mit einer Länge von 1½ Kilometern und einer Größe von sieben Hektar. Durch den Park führt ein vier Meter breiter Asphaltweg, der Teil einer übergeordneten Fuß- und Radwegeverbindung ist und der später einmal über den Park am Gleisdreieck bis zum Potsdamer Platz reichen wird. Das Grab von Hans Baluschek ist auf dem Wilmersdorfer Waldfriedhof in Stahnsdorf (Abt. L I–S III–334).

Ceciliengärten 20: Im Oktober 1945 bezog hier der Literaturhistoriker und Schriftsteller Heinrich Spiero (1876–1947) seine letzte Wohnung. Er hatte zuvor in der Fregestraße, Wilhelm-Hauff-Straße und Odenwaldstraße in Friedenau gewohnt, musste diese Wohnungen jedoch wegen seiner jüdischen Herkunft jeweils wieder aufgeben. Zu seinen wichtigsten Werken zählen Biografien von Detlev von Liliencron, Gustav Falke, Theodore Fontane, Julius Rodenberg und Wilhelm Raabe. Von 1929 bis 1934 war er Herausgeber von Jedermanns Lexikon. In den Ceciliengärten entstand sein letztes Werk Geschichte des deutschen Romans. Seine letzte Ruhe fand er in einem Ehrengrab auf dem Alten Friedhof der Zwölf-Apostel-Gemeinde in der Schöneberger Kolonnenstraße. An ihn erinnert der Spieroweg in Berlin-Staaken.

Baumeisterstraße 8: Hier lebte von 1946 bis zu seinem Tode der Klarinettist und Berliner Kammervirtuose Alfred Bürkner (1905–1981). Von 1921 bis 1925 studierte er Klarinette bei Oskar Schubert, bereits von 1922 bis 1924 war er Klarinettist an der Großen Volksoper Berlin, dem heutigen Theater des Westens. Von 1925 bis 1973 gehörte er dem Berliner Philharmonischen Orchester an. Im Jahr 1930 zählte er zu den Gründungsmitgliedern der Kammermusikvereinigung der Berliner Philharmoniker, der ältesten Kammermusikvereinigung dieses Orchesters, die unter anderem Namen noch heute besteht.

Traegerstraße 2: Dies war 1922 die Adresse des Komponisten und Musikschriftstellers Arnold Ebel (1883–1963). Er war an der Berliner Hochschule für Musik Meisterschüler von Max Bruch. Nach dem Studienabschluss arbeitete er zunächst als Chordirektor und Organist des Johanniterordens in Berlin, 1921 wurde er Organist an der Schöneberger Paul-Gerhardt-Kirche. Er war außerdem Vorsitzender des Berliner Tonkünstler-Vereins und der Vereinigten Musikpädagogischen Verbände. Er komponierte unter anderem Lieder und ein Requiem.

Semperstraße 3: In diesem Haus wuchs der Fernsehmoderator, Produzent, Musiker, Schauspieler und Kabarettist Hugo Egon Balder (*1950) auf, dessen Halbbruder noch heute hier wohnt.

Neben den hier genannten Persönlichkeiten ist der Architekt der Ceciliengärten, Heinrich Lassen (1864–1953), hervorzuheben. Obwohl er hier nicht wohnte und keine der hiesigen Straßen seinen Namen trägt, ist er eng mit der architektonischen Gestaltung der Ceciliengärten verbunden. Er wohnte 1896 in Friedenau, nicht weit entfernt in der Schmargendorfer Straße 18. Als späterer Stadtverordneter und Stadtbaurat in Schöneberg regte er die Schöneberger Siedlung Lindenhof an und schuf das Schöneberger Stadtbad in der Hauptstraße. Auch der Kiosk mit Wartehäuschen und Bedürfnisanstalt auf dem heutigen Breslauer Platz wurde 1929 nach seinen Plänen erbaut. 1953 wurde nach ihm der Heinrich-Lassen-Park benannt, der aus den Gärten der alten Schöneberger Familien Richnow und Willmann entstand, die seinerzeit als „Millionenbauern“ bekannt wurden, weil sie in der Gründerzeit ihre großen Ländereien an die Stadt verkauften und damit zu einem ansehnlichen Vermögen kamen.

Die Pflanzen in der Siedlung

Die Straße Ceciliengärten, über die der große zentralen Platz mit den beiden Brunnen erreicht werden kann, wird in den jeweiligen Bereichen vor dem Platz von japanischen Kirschbäumen flankiert. Die Pflanzung dieser eher untypischen Straßenbäume erfolgte erst gegen Ende der 1950er Jahre.

Um dem in der Planung der Anlage als „Gartenstadt“ vorgegebenen Anspruch nachzukommen, legten die Planer von Anfang an großen Wert auf die sinnvolle Begrünung: Hierbei sollte eine Abfolge von blühenden Pflanzen vom Frühjahr bis in den Herbst hinein gewährleistet sein:

  • Den blütenreichen Auftakt bilden im April die Forsythien in ihren gelben Blüten.
  • Direkt im Anschluss (Ende April/Anfang Mai) bilden die japanischen Kirschbäume ein rosafarbenes Dach über der Straße Ceciliengärten.
  • Anschließend gehen die Dolden der lilafarbenen Fliederbüsche auf, die im Bereich zwischen Atelierturm und zentralem Platz stehen.
  • Kurz danach setzen die weiß blühenden Rosskastanien am zentralen Platz ihre „Lichter“ auf und lassen den Sommer beginnen.
  • Diese Blüte wird anschließend von den rosafarbenen Rosen auf dem Platz rund um die beiden Frauenstandbilder „Der Morgen“ und „Der Abend“ fortgesetzt.

Bis lange über die Nachkriegszeit hinaus war das Bemerkenswerteste an der – die Ceciliengärten begrenzenden – Baumeisterstraße der im Mai üppig blühende Flieder am S-Bahndamm. Er erfuhr in der Nacht vor dem Muttertag regelmäßig eine wundersame Ausdünnung.

Verkehrsverbindungen

Blick vom S-Bahnhof Berlin-Friedenau in Richtung der Ceciliengärten

Die Ceciliengärten liegen zwischen den S- und U-Bahn-Stationen Innsbrucker Platz (Ringbahnlinien S41, S42 und S46 sowie U-Bahnlinie 4) und dem S-Bahnhof Berlin-Friedenau (Wannseebahn-Linie S1).

Mit der Metrobuslinie M48 ist die Siedlung über die Haltestelle Hähnelstraße und mit der Buslinie 187 an der Haltestelle Ceciliengärten sowie mit den Bussen der Linie 248 an der Haltestelle Innsbrucker Platz zu erreichen.

Mit dem eigenen Fahrzeug sind die Ceciliengärten über die nahe gelegene Autobahn-Stadtring-Ausfahrt der BAB 100 (Anschlussstelle 17 – Innsbrucker Platz) zu erreichen.

Siehe auch

Quellen und Literatur

  • Alfred Bürkner: Friedenau – Straßen, Häuser, Menschen. Stapp-Verlag, Berlin 1996. ISBN 3-87776-065-1
  • Christel und Heinz Blumensath: Das andere Friedenau – Spaziergänge durch 125 Jahre Kunst-, Literatur- und Baugeschichte. Bezirksamt Schöneberg, Berlin 1996.
  • Hermann Ebling: Friedenau – Aus dem Leben einer Landgemeinde, 1871–1924. Zinsmeister und Grass, Berlin 1986. ISBN 3980130908
  • Stefan Eggert: Spaziergänge in Schöneberg. Berlinische Reminiszenzen. Bd 78. Haude & Spener, Berlin 1997. ISBN 3-7759-0419-0
  • Alle Berliner Straßen und Plätze, von der Gründung bis zur Gegenwart. Lexikon hrsg. v. Hans-Jürgen Mende. 4 Bände Edition Luisenstadt. Verlag Neues Leben, Berlin 1998. ISBN 3355014915
  • Gudrun Blankenburg: Friedenau – Künstlerort und Wohnidyll. Die Geschichte eines Berliner Stadtteils. Frieling, Berlin 2006. ISBN 3-8280-2350-9 (mit Register sowie beiliegender Denkmalkarte)

Weblinks