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Jannowitzbrücke

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Die Berliner Jannowitzbrücke vom Fernsehturm aus gesehen. Links der S-Bahnhof, rechts die chinesische Botschaft, im Hintergrund das Jannowitzcenter, im Vordergrund die Vertretung des Sozialverbandes Deutschland

Die Jannowitzbrücke ist eine die Spree überspannende Brücke in Berlin. Sie wurde 1822 erbaut und ist nach dem Baumwollfabrikanten August Alexander Jannowitz benannt. Bei den Berlinern wird diese Brücke auch Brünowitzjacke genannt. Die Brücke liegt direkt an der Berliner Stadtbahn und verbindet die Brückenstraße mit der Alexander-, Stralauer und Holzmarktstraße.

Brücke

Lage

Die Berliner Jannowitzbrücke

Die Brücke, die im Bezirk Mitte von Berlin liegt, ist die Fortsetzung der Brückenstraße. Hinter der Jannowitzbrücke folgt die Alexanderstraße, die sich dort mit der Stralauer und der Holzmarktstraße kreuzt. Die nächste Brücke in Richtung Osten ist die Michaelbrücke, in Richtung Westen die Mühlendammbrücke.

Geschichte

Adolph von Menzel: Daniel Chodowiecki auf der Jannowitzbrücke, postumes Porträt von 1859
Lage der Jannowitzbrücke

Nach vielen Diskussionen und Anregungen gründete der Baumwollfabrikant August Alexander Jannowitz 1822 eine Gesellschaft, die die Mittel für eine geplante Brücke über die Spree aufbringen sollte. Noch im gleichen Jahr wurde die Brücke erbaut. Jeder, der über die Jochbrücke gelangen wollte, musste eine Maut von 6 Pfennig an den Fabrikanten bezahlen. Den Namen "Jannowitzbrücke" erhielt sie erst 1835, zuvor war sie namenlos. 1831 kaufte der Preußische Staat die Brücke den Aktionären ab, die Maut wurde auch weiterhin noch bis 1840 genommen. Da der Verkehr stetig zunahm, entschloss sich die Stadt Berlin, ein "Brückenbauprogramm" aufzulegen. So wurde in den Jahren 1881 bis 1883 eine neue, 17 Meter breite und 83 Meter lange Brücke an der gleichen Stelle erbaut, die auch den Namen Jannowitzbrücke behielt. Neben den zwei Straßen für Kutschen erhielt sie auch zwei Schienenpaare für die damals noch fahrende Pferdebahn, die später elektrisiert wurde. Die Pfeiler und Landwiderlager waren aus Klinkern gebaut, außerdem wurden sie mit Harzer Granit verblendet. In der Nähe wurde im Jahr 1888 eine Dampferanlegestelle errichtet, seitdem besteht von dort regelmäßiger Schiffsverkehr, der auch heute noch betrieben wird. Im Zuge des U-Bahnbaus an der Jannowitzbrücke wurde die 1881-83 erbaute Brücke demontiert und eingeschmolzen. Dafür wurde in fünf Jahren eine 36,8 Meter breite Bogenfachwerkbrücke ohne Pfeiler Brücke erbaut. Sie wurde 1930 gemeinsam mit dem U-Bahnhof eröffnet. Auch diese Brücke erhielt einen gesonderten Straßenbahnschienenstrang, da sie jedoch im Gegensatz zur Brückenstraße selber sehr breit war, gab es viel Kritik.

Ende des Zweiten Weltkrieges wurde die Brücke aus Furcht vor den anrückenden Sowjets gesprengt, so kam später ein Wiederaufbau nicht in Frage. Die ersten Aufräumarbeiten begannen dafür im Oktober 1950. Bis 1951 wurde die Brücke demontiert und entsorgt. Von 1952 bis 1954 wurde die wichtige Verkehrsverbindung neu erbaut. Zusätzlich zu den bisherigen Verkehrsströmen übernahm sie fortan auch die Aufgaben der wenige Meter weiter liegenden Waisenbrücke, die nicht wieder aufgebaut wurde. Die Brücke ist insgesamt 80 Meter lang und 36 Meter breit und ist damit in etwa so groß wie die Vorgängerbrücke.

Umgebung

U-Bahnhof

Bahnsteig des U-Bahnhofes

Nachdem Ende des 19. Jahrhunderts in Berlin der Entschluss gefasst worden war, ein neues Schnellbahnsystem zu errichten, gingen sehr viele verschiedene Vorschläge dazu ein. Neben dem später erbauten U-Bahnsystem von Siemens gab es auch die Idee, eine Schwebebahn in Berlin zu errichten, wie es zum Beispiel bereits in Wuppertal durchgeführt worden war. Dafür wurde auch ein Schwebebahnhof Jannowitzbrücke in Erwägung gezogen. Aus ästhetischen Gründen lehnten die Berliner Stadtväter dieses System jedoch ab und favorisierten das U-Bahnsystem von Siemens beziehungsweise AEG.

1907 legte die AEG Pläne für eine neue U-Bahnlinie von Rixdorf nach Gesundbrunnen vor. Die Verhandlungen mit Berlin waren sehr zäh, bis sich schließlich die beiden Parteien 1912 auf einen Vertrag einigen konnten. Nachdem aufgrund des Ersten Weltkrieges und der darauffolgenden Wirtschaftskrise die AEG-Schnellbahn-AG, eine Tochterfirma der AEG, Bankrott ging und liquidiert werden musste, übernahm die Stadt Berlin die bisher errichteten U-Bahnbauten, dazu gehörte unter anderem auch die Spreeunterfahrung bei der Jannowitzbrücke. Diese befand sich jedoch nicht wie heute unter der Jannowitzbrücke, sonder unter der Waisenbrücke. Dieses Tunnelstück wurde später zu einem Betriebstunnel umgebaut. Außerdem korrigierte die Stadt noch einmal den Verlauf, zum Beispiel am Alexanderplatz, um eine bessere Umsteigebeziehung zu erreichen.

Am 6. April 1928 wurde die Strecke Schönleinstraße – Neanderstraße der heutigen U8 eröffnet. Wie bereits erwähnt musste der Verlauf korrigiert werden. Da die Jannowitzbrücke sowieso in einem schlechten Zustand war, wurde sie durch einen Neubau ersetzt. Beim Neubau der Spreeunterfahrung (die andere war an der falschen Stelle und wurde umfunktionalisiert) waren viele Dinge zu regeln. Da die Jannowitzbrücke nicht benutzt werden konnte, wurde der Straßenverkehr über die in der Nähe liegende Waisenbrücke umgeleitet. Für die Fußgänger musste eine eigene Behelfsbrücke erbaut werden. Schließlich konnte am 18. April 1930 der Abschnitt Neanderstraße – Gesundbrunnen mit dem U-Bahnhof Jannowitzbrücke eröffnet werden.

Im Krieg erlitt der Bahnhof kaum Schäden, nur zur Zeit des „Endkampfes“ musste er geschlossen werden. Dies war vom April 1945 bis zum 16. Juni der Fall, die damalige Linie D, heute U8, konnte als erste aller Linien jedoch bereits am 16. Juni in voller Länge und im Umlaufbetrieb auf der Strecke Gesundbrunnen - Leinestraße befahren werden.

16 Jahre später, am 13. August 1961, musste der Bahnhof jedoch schon wieder geschlossen werden. Diesmal jedoch nicht nur für ein paar Monate, sondern für knapp 28 Jahre. Die Station wurde aufgrund des Mauerbaus ein „Geisterbahnhof“. Die Züge fuhren damals einfach durch, die Linie D hielt kein einziges Mal in Ost-Berlin. Auch wurden die Zugänge zur zwei Ebenen weiter oben fahrenden S-Bahn komplett vermauert, nur ein leises Rumpeln war noch zu hören. Übrigens wurden auf dieser Strecke, ebenso wie auf der U-Bahnlinie C (heute U6), nur Altbauzüge eingesetzt, da die BVG (West) befürchtete, dass die DDR in einer Aktion Neubauzüge über den Waisentunnel nach Ost-Berlin verschleppen könnte.

Datei:IMG 1906.jpg
Jannowitzbrücke bei Nacht

Zur Wende spielte der U-Bahnhof Jannowitzbrücke wieder eine sehr wichtige Rolle: Bereits zwei Tage nach dem Mauerfall, am 11. November, wurde der U-Bahnhof als Grenzübergangstelle wiedereröffnet, wofür sich das zwischen U-Bahn und S-Bahn befindliche Zwischengeschoss hervorragend eignete. Somit übernahm der Bahnhof eine wichtige Rolle im Grenzverkehr: Die Ost-Berliner, die mit der S-Bahn angereist waren, konnten nun via Hermannplatz mit der U7 ins West-Berliner Zentrum gelangen.

Monate später, am 1. Juli 1990, entfielen mit der Wirtschafts-, Währungs- und Sozialunion zwischen den beiden deutschen Staaten auch die Grenzkontrollen. Somit konnte der Bahnhof wieder uneingeschränkt benutzt werden, der Mittelausgang jedoch blieb bis heute verschlossen. Im Jahr 2004 erfolgte eine Deckensanierung des Bahnhofes sowie eine Vervollständigung mit dem Fahrgastinformationssystem „Daisy“. In naher Zukunft ist geplant, den Bahnhof wie auch andere auf der U2 und U8 komplett zu sanieren. Ob der Bahnhof dann wie die sanierten Bahnhöfe der U5 aussehen wird, ist unklar. Fest eingeplant sind dagegen Einbauten wie Blindenleitsysteme und Aufzug.

S-Bahnhof

Der S-Bahnhof von außen

In den Jahren, als die Jannowitzbrücke neu errichtet wurde (1831 bis 1833), wurde gleichzeitig auch der Vorortbahnhof noch ohne Halle auf dem Stadtbahnviadukt direkt neben der Spree eröffnet. Da sich die Fahrgäste jedoch durch den Lokomotivenrauch gestört fühlten, der vom Wind von der Spree gen Norden geweht wurde, beschloss man 1885, eine Halle zwischen den Vorort- und Fernverkehrsgleisen zu bauen.

Der Verkehr auf der Stadtbahn nahm stetig zu, sodass der schmale Mittelbahnsteig des Vorortbahnhofes Jannowitzbrücke verbreitert werden musste. Um genügend Platz zu erhalten, wurden die Gleise des Fernverkehrs 1906 bis 1907 leicht in Richtung Süden verschoben, sodass sie jetzt durch eine schlaue Konstruktion direkt über der Spree waren. Unverändert war dies bis 1997 geblieben, danach wurde dies Konstruktion leicht verändert, um die Stabilität zu sichern.

Als das neue System der S-Bahn sich nach und nach durchsetzte und ab 1928 nun auch auf der Stadtbahn elektrische Züge fahren sollten, wurde der bestehende Bahnhof komplett abgerissen, und von 1927 bis 1932 wurde die Station nach Plänen des Architekten Hugo Röttcher in ihrer heutigen Form neu erbaut. Schließlich fuhren ab dem 11. Juni 1928 auch S-Bahnen in die neu errichtete Station ein.

Während des Krieges musste die S-Bahn vom April 1945 bis zum 15. November pausieren, kein Zug fuhr mehr auf der Stadtbahn. Nachdem die S-Bahn wieder fuhr, stieg der Verkehr aufgrund der Umsteigemöglichkeit von S- und U-Bahn wieder stetig an. Dies wurde mit dem 13. August 1961 jedoch obsolet. Jeder Hinweis auf die kaum zu hörende U-Bahn wurde verbaut, der Bahnhof Jannowitzbrücke war nur noch eine einfache S-Bahnstation. Dennoch war dieser Station das kürzeste Leben als Geisterbahnhof vergönnt, bereits am 11. November 1989 war es hier wieder möglich, zwischen der S-Bahn und der U-Bahn umzusteigen.

Nach der Wende stand eine gründliche Sanierung der Stadtbahn an. Die S-Bahnen fuhren auf den stillgelegten Fernverkehrsgleisen um die S-Bahnhalle herum, sodass diese dort nicht halten konnten. So war es möglich, die S-Bahnstation vom 15. November 1994 bis zum 21. Oktober 1996 komplett zu sanieren. Seitdem bereichern ein Aufzug, mehrere Rolltreppen und allerlei Geschäfte den Bahnhof.

Jannowitzcenter

Das Jannowitzcenter

1997 wurde gegenüber dem S-Bahnhof das Jannowitzcenter nach Plänen der Architekten Hentrich-Petschnigg errichtet. Insgesamt besitzt das vor allem durch Einzelhandelsgeschäfte geprägte Gebäude 30.000 m² Fläche, die aber auch von Büros und teilweise von der Senatsverwaltung für Umwelt genutzt werden. Dennoch fehlt es aufgrund des Überangebots an Büroflächen in Berlin an Mietern. Das Jannowitzcenter leidet jedoch auch sehr unter der Konkurrenz des in der Nähe liegenden Alexanderplatz, wo in wenigen Jahren das neue Einkaufszentrum Alexa entstehen wird, und des ebenfalls nur eine Station wegliegenden Ostbahnhofes mit seinem großen Angebot an Geschäften, die aufgrund der Sonderregelungen für Bahnhöfe längere Öffnungszeiten haben dürfen.

Chinesische Botschaft

Die chinsesische Botschaft

1988 wurde das Gebäude nach Plänen von Jens Ebert errichtet. Zu DDR-Zeiten befanden sich hier nacheinander ein Hotel und die Vertretung des FDGB. Nach der Wende wurde es zu einem Kongresszentrum umgebaut. Nach dem Hauptstadtbeschluss 1991 zog die chinesische Botschaft 1999 nach Berlin in das alte Gebäude. Da dies jedoch nicht mehr modern genug war, wurde die Botschaft in den folgenden Jahren saniert. Seitdem schmücken eine neue, silberne Außenfassade, viele Bäume und ein chinesischer Löwe das Gebäude. Um aber auch den nötigen Sicherheitsvorkehrungen gerecht zu werden, wurde noch zusätzlich noch ein großer Hochsicherheitszaun um die Botschaft errichtet. Direkt neben dem Hauptgebäude wurde noch ein zusätzliches Haus erbaut, wo sich nun die Visa-Stelle befindet.

Literatur

  • Eckhard Thiemann, Dieter Desczyk und Horstpeter Metzing: Berlin und seine Brücken, Jaron Verlag, Oktober 2003, ISBN 3897730731
  • Uwe Kieling und Günter Schneider: Stadt der Brücken Berlin, Jaron Verlag, März 1999, ISBN 3932202139

Weblinks

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