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Titan (Mond)

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Titan (Saturn VI)
Titan im sichtbaren Licht. Aufgenommen aus einer Entfernung von 174.000 km durch die Raumsonde Cassini, 2009.
Titan im sichtbaren Licht; aufgenommen aus einer Entfernung von 174.000 Kilometern
(Raumsonde Cassini, 2009)
Zentralkörper Saturn
Eigenschaften des Orbits[1]
Große Halbachse 1.221.830 km
Exzentrizität 0,0292
Periapsis 1.186.150 km
Apoapsis 1.257.510 km
Bahnneigung
zum Äquator des Zentralkörpers
0,33°
Umlaufzeit 15,945 d
Mittlere Orbitalgeschwindigkeit 5,57 km/s
Physikalische Eigenschaften[1]
Albedo 0,22
Scheinbare Helligkeit 8,4 mag
Mittlerer Durchmesser 5150 km
Masse 1,345 · 1023 kg
Oberfläche 8,3 · 107 km2
Mittlere Dichte 1,88 g/cm3
Siderische Rotation 15,945 Tage
Achsneigung 1,942°
Fallbeschleunigung an der Oberfläche 1,35 m/s2
Fluchtgeschwindigkeit 2600 m/s
Oberflächentemperatur 94 K
Entdeckung
Entdecker

Christiaan Huygens

Datum der Entdeckung 25. März 1655
Anmerkungen Titan hat eine ausgeprägte Gashülle:
Größenvergleich zwischen Titan (unten links), Erdmond (oben links) und Erde.

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Titan (auch Saturn VI) ist mit einem Durchmesser von 5150 Kilometern der größte Mond des Planeten Saturn. Er ist nach Ganymed der zweitgrößte Mond im Sonnensystem und der einzige Satellit, der eine dichte Gashülle hat.

Titan wurde 1655 durch den niederländischen Astronomen Christiaan Huygens entdeckt.[2] Beobachtungen von der Erde und vom Weltraumteleskop Hubble aus erweiterten das Wissen über ihn, insbesondere jedoch Vorbeiflüge einiger Raumsonden seit 1979. Die informativsten Bilder und Messdaten stammen von der spektakulären Landung der Sonde Huygens im Jahre 2005.[3]

Trotz der enormen Temperaturdifferenzen zur Erde gilt Titan als der erdähnlichste Himmelskörper unseres Sonnensystems. Seine Gashülle ist fast 50 % dichter als die der Erde. Sie besteht überwiegend aus Stickstoff und enthält Kohlenwasserstoffe sowie Spuren anderer organischer Verbindungen. Die Oberfläche und die oberste Schicht des Mantels sind aus Eis und Methanhydrat. Darunter befindet sich möglicherweise ein Eismondozean mit flüssigem Wasser, obwohl die Temperaturen dort unter 0 °C liegen.[4][5]

Da Saturn und seine Trabanten in einer für Leben viel zu kalten Gegend des Sonnensystems kreisen (außerhalb der habitablen Zone), ist dort das Entstehen von Leben unwahrscheinlich, Vorstufen hierzu werden jedoch nicht ausgeschlossen.[6]

Physikalische Daten

Auf Titan entfallen über 95 % der Gesamtmasse aller Saturnmonde. Diese enorme Massekonzentration unter den Saturnsatelliten in einem einzelnen Körper hat zu Fragen über seine Entstehung geführt.

Es ist noch ungeklärt, ob Titan in einer Materieansammlung des Sonnennebels, die Saturn formte, als nativer Mond entstand, oder ob er sich an einem anderen Ort bildete und später durch Saturns Schwerkraft eingefangen wurde und somit in seine Umlaufbahn gelangte, wie dies auch bei Neptuns Mond Triton der Fall war. Die letztere Hypothese könnte die ungleiche Massenverteilung von Saturns Monden erklären.[7]

Titan besitzt mit 1,88 g/cm3 auch die höchste Dichte aller Saturnmonde, obwohl er ähnlich wie diese zusammengesetzt ist.

Umlaufbahn

Titan umrundet Saturn in einem mittleren Abstand von 1.221.850 Kilometern (20,3 Saturnradien) und somit weit außerhalb der Saturnringe, dessen E-Ring bei einem Radius von etwa 480.000 Kilometern endet.

Titans Umlaufbahn (rot) im Vergleich zu den Bahnen der anderen größeren Saturnmonde. Die Monde außerhalb seines Orbits (von links nach rechts) sind Iapetus und Hyperion; innen folgen Rhea, Dione, Tethys und Enceladus.

Die Umlaufbahnen seiner beiden nächsten Nachbarmonde liegen 242.000 Kilometer weiter außen (Hyperion) und 695.000 Kilometer weiter innen (Rhea). Ein resonanznahes Umlaufverhältnis besteht zu Hyperion, der während vier Titanumläufen knapp drei Mal (2,998) den Planeten umkreist.[8]

Ein Umlauf dauert 15 Tage, 22 Stunden und 41 Minuten bei einer mittleren Bahngeschwindigkeit von 5,57 km/s. Die Umlaufbahn bildet keinen exakten Kreis, sondern weist eine numerische Exzentrizität von 0,029 auf. Für einen großen Mond ist eine solche Abweichung von knapp 3 % relativ groß.[9] Die Bahnebene von Titan weicht um 0,33° von der Äquatorebene Saturns und seiner Ringe ab.

Saturns Rotationsachse ist gegenüber der Ekliptik um 26,73° geneigt (zum Vergleich: Erdachse 23,44°). Dadurch entstehen auf dem Planeten und allen seinen Satelliten auf ihren jeweiligen Nord- und Südhalbkugeln die vier Jahreszeiten, dort jedoch für jeweils 7 ½ Jahre, da ein Saturnjahr (Umlauf um die Sonne) fast 30 Jahre dauert. Der Sommer ging auf der Südhalbkugel des Titan im August 2009 zu Ende.[10]

Das Baryzentrum von Saturn und Titan ist infolge der 4227-fachen Masse des Planeten nur 290 Kilometer von dessen Mittelpunkt entfernt.

Rotation

Titan hat eine an den Umlauf gebundene Rotation. Das bedeutet, dass immer dieselbe Seite dem Planeten zugewandt ist, wie dies für den Erdmond und alle anderen großen Trabanten ebenfalls gilt. Er rotiert somit in der gleichen Zeit und mit dem gleichen Drehsinn seines Saturnumlaufs – von Ost nach West – in 15 Tagen, 22 Stunden und 41 Minuten um die eigene Achse. Am Äquator entspricht dies einer Geschwindigkeit von knapp 12 m/s. Seine Rotationsachse unterscheidet sich von der Bahnebene um 1,942°.

Größe, Masse und Albedo

Mit einem mittleren Durchmesser von 5150 Kilometern[11] ist Titan der zweitgrößte Mond im Sonnensystem und liegt mit Masse, Dichte und Durchmesser zwischen den Jupitermonden Ganymed und Kallisto.

Bildkomposition aus vier Infrarot-Aufnahmen von Cassini, 2005.

Von der Erde aus erschien es lange Zeit so, dass Titan etwa 5550 Kilometer Durchmesser hätte und damit größer sei als Ganymed. Doch die Erkundung durch Voyager 1 offenbarte 1980 die ausgeprägte und undurchsichtige Gashülle, weshalb zuvor der Durchmesser des festen Körpers überschätzt worden war. Titan ist etwa 50 % größer und 80 % massereicher als der Erdmond. Er ist sogar größer als der Planet Merkur, aber weit weniger massereich als dieser. Die Oberfläche von Titan ist so groß wie die von Europa, Asien und Afrika zusammen.

An seiner Oberfläche herrscht eine Fallbeschleunigung von 1,35 m/s2, das heißt, die Schwere beträgt dort nur knapp ein Siebtel derjenigen auf der Erde (9,81 m/s2). Zum Vergleich: Auf dem Erdmond ist es ein Sechstel.

Titan ist groß genug, um im Inneren zur Aufheizung ausreichende Wärmequellen in Form radioaktiver Nuklide in Mineralien zu besitzen (beispielsweise Kalium-40), so dass seine Temperatur mit zunehmender Tiefe ansteigt (Temperaturgradient). Sehr wahrscheinlich ist das Innere von Titan geologisch aktiv.

Die Dunstschicht der Gashülle verleiht ihm eine niedrige geometrische Albedo von 0,22; das heißt, nur 22 % des eingestrahlten Sonnenlichtes werden reflektiert.[1] Die sphärische Albedo beträgt 0,21.

Aufbau

Der feste Körper von Titan setzt sich etwa zur Hälfte aus einem Mantel von Wassereis und zur anderen Hälfte aus einem Kern von silikatischem Gestein zusammen. Damit dürfte er ähnlich aufgebaut sein wie die Jupitermonde Ganymed und Kallisto sowie der Neptunmond Triton und möglicherweise auch Pluto. Er unterscheidet sich jedoch von ihnen durch seine Gashülle.

Atmosphäre

Diese Grafik zeigt die Unterschiede zwischen der irdischen Atmosphäre (links) und der Atmosphäre Titans (rechts).

Titan ist der einzige Mond im Sonnensystem und der einzige bekannte Himmelskörper seiner Größenklasse mit einer dichten und wolkenreichen Atmosphäre.

Der katalanische Astronom José Comas Solá äußerte nach seinen teleskopischen Beobachtungen im Jahre 1908 als erster die Vermutung, dass der Mond von einer Gashülle umgeben ist,[12] da die winzige Titanscheibe am Rand dunkler sei als im Zentrum. Der Nachweis dafür wurde jedoch erst im Jahre 1944 von dem US-amerikanischen Astronomen Gerard Kuiper mittels spektroskopischer Untersuchungen erbracht. Dabei wurde der Partialdruck des Kohlenwasserstoffs Methan zu 100 mbar bestimmt.[13]

Untersuchungen durch die Voyager-Sonden haben ergeben, dass der atmosphärische Druck auf Titans Oberfläche circa 1,5 bar beträgt und somit um rund 50 % höher ist als der auf der Erdoberfläche. Unter Berücksichtigung der geringen Schwerkraft bedeutet dies, dass die Gasmasse der Titanatmosphäre pro Quadratmeter zehn Mal so hoch ist wie die der Erdatmosphäre und ihre Dichte in Bodennähe fünf Mal so groß.[14]

Ursprung und Materienachschub

Die Stickstoffatmosphäre ist aus Ammoniak (NH3) entstanden, das aus dem Mond ausgaste und bereits durch energiereiche UV-Anteile der Sonnenstrahlung unterhalb 300 nm (entsprechend 460 kJ/mol[15]) in Stickstoff- und Wasserstoffatome aufgespalten wurde, die sich sofort zu Stickstoffmolekülen (N2) und Wasserstoffmolekülen (H2) verbanden.[16] Der schwere Stickstoff sank unter das leichtere Ammoniak, der extrem leichte Wasserstoff entwich in den Weltraum; er kann sich auf Titan wegen der geringen Anziehungskraft nicht ansammeln.

Die Huygens-Sonde Messungen hat auch Mengenverhältnisse der Isotope von N und C gemessen. Das Isotopenverhältnis von 14N zu 15N legt nahe, dass ursprünglich die zehnfache Menge an Stickstoff vorhanden war und dass etwas leichtere 14N überwiegend in das Weltall diffundierte. Das Mengenverhältnis von 12C zu 13C lässt darauf schließen, dass Methan in der Gashülle kontinuierlich neu gebildet wird.[17]

Schichtenaufbau

Temperatur- und Druckverlauf in Titans unterer Atmosphäre mit Darstellung der Schichten in Abhängigkeit der Höhe.

Titans Atmosphäre reicht etwa 10 mal weiter in den Weltraum als die der Erde. Die Grenze der Troposphäre liegt in einer Höhe von etwa 44 Kilometern. Hier ist etwa das Temperaturminimum der Atmosphäre mit −200 °C. Darüber steigt die Temperatur an und liegt in 500 Kilometern bei −121 °C.[18] Auch die Ionosphäre Titans ist komplexer als die der Erde aufgebaut. Die Hauptzone der Ionosphäre befindet sich in einer Höhe von 1200 Kilometern.[19]

Zusammensetzung

Die einzigen Körper im Sonnensystem, deren Atmosphäre hauptsächlich aus Stickstoff besteht, sind Erde und Titan. Bei diesem sind es 98,4 % Stickstoff und etwa 1,6 % Argon sowie Methan, das in der oberen Atmosphäre aufgrund seiner geringen Dichte (57 % von Stickstoff) vorherrscht. Außerdem finden sich Spuren von mindestens einem Dutzend anderer organischer Verbindungen, unter anderem Ethan, Propan, Ethin, Cyanwasserstoff und Kohlenstoffdioxid. Helium und Wasser wurden ebenfalls gefunden, jedoch praktisch kein freier Sauerstoff.[20]

Chemie in der Atmosphäre

Diese von der Nachtseite aus gemachte UV-Aufnahme zeigt viele übereinanderliegende Dunstschichten in der Titanatmosphäre. Diese erstrecken sich hunderte Kilometer hoch. Die Aufnahme wurde nachkoloriert, um nahezu natürliche Farben zu erreichen, Cassini, 2004.

Da Titan kein nennenswertes Magnetfeld besitzt, ist seine Atmosphäre besonders an ihrem äußeren Rand direkt dem Sonnenwind ausgesetzt. Außerdem unterliegt sie der Einwirkung der kosmischen Strahlung sowie der Sonnneneinstrahlung, wovon chemisch der bereits erwähnte UV-Anteil von Bedeutung ist. Von solchen energiereichen Materieteilchen oder Photonen getroffene Stickstoff- und Methanmoleküle werden in Ionen oder sehr reaktive Radikale aufgespalten.[21] Diese Bruchstücke gehen mit anderen Molekülen neue Bindungen ein, wobei sie einerseits komplexe organische Stickstoffverbindungen und andererseits die oben genannten Kohlenstoffverbindungen sowie Aromaten (z. B. Benzol) bilden. Auf diese Weise entstehen in der oberen Titanatmosphäre auch Polyine, die Dreifachbindungen enthalten.[22][23][24]

Tholine

Die entstandenen schwereren Moleküle sinken langsam in tiefere Schichten der Atmosphäre und bilden den orangefarbenen Nebel, welcher den Saturnmond einhüllt.[25] Der Astrophysiker Carl Sagan prägte für dieses Gemisch von Verbindungen mit noch unbekannter Zusammensetzung den Begriff „Tholin“. Er vermutet auch eine Schicht solcher Moleküle auf der Oberfläche des Titans, in der bei Energiezufuhr chemische Reaktionen ablaufen könnten, die jenen in der Urzeit der Erde ähnlich sind und einen Beitrag zur Entstehung des Lebens auf unserem Planeten geleistet haben. Mit diesen Vermutungen wurde der Titan zu einem der interessantesten Schauplätze im Sonnensystem.[26]

Während ihres Fluges zur Titanoberfläche untersuchten Instrumente der Huygenssonde die Atmosphäre. Mit dem Ionen-Neutral-Massenspektrometer (INMS) konnte nachgewiesen werden, dass der orangefarbene Nebel kleinere und mittelgroße Moleküle enthält. Aufschlussreicher waren die Daten des Cassini-Plasmaspektrometers (CAPS), das eigens für die Untersuchung der Orangefärbung der Atmosphäre mitgeführt wurde und erstmals eine Erklärung für die Bildung von Tholinen lieferte. Es detektierte große, positiv und negativ geladene Ionen. Vor alem die negativ geladenen Ionen spielen vermutlich eine unerwartete Rolle in der Bildung von Tholinen aus kohlenstoff- und stickstoffhaltigen Verbindungen.[27]

Meteorologie

Die Temperatur auf Titans Oberfläche beträgt im Mittel −179 °C (94 Kelvin).[28] Der Temperaturunterschied zwischen dem Äquator und den Polen ist durch die gleichmäßig Sonnenlicht absorbierende Atmosphäre nicht größer als drei Grad. Bei diesen Temperatur- und Druckverhältnissen sublimiert Wassereis nicht, so dass nur sehr geringe Spuren von Wasser in der Atmosphäre vorhanden sind.

Klima

In der obersten Atmosphäre führen die Methananteile zu einem Treibhauseffekt, so dass es dort ohne dieses Gas erheblich kälter wäre.[29]

Auch der orangefarbene Nebel hat auf die unter ihm liegenden Teile der Atmosphäre klimatische Auswirkungen, die jedoch unterschiedlich gedeutet werden (Paradoxon der schwachen jungen Sonne). So wird in Bezug auf die feste Oberfläche, im Gegensatz zur Erde, von einem Anti-Treibhauseffekt gesprochen.[30]

Windsysteme und Superrotation

In der oberen Troposphäre rotiert Titans Atmosphäre schneller von Ost nach West als der Mond selbst. Dieses Phänomen wird „Superrotation“ genannt; es ist zum Beispiel auch auf der Venus zu beobachten. Im oberen Bereich der bis zu 50 Kilometer hoch reichenden Troposphäre herrschen starke Turbulenzen. Die Windgeschwindigkeit beträgt dort etwa 30 m/s und nimmt nach unten hin stetig ab. Unterhalb von sieben Kilometern ist die Geschwindigkeit der Gasmassen gering.[31]

Der Lander Huygens hat während seines Abstiegs die Luftströmungen gemessen. Eine Simulation auf Basis dieser Winddaten konnte zeigen, dass Titans Atmosphäre in der Stratosphäre in einer einzigen, riesigen Hadley-Zelle zirkuliert. Dabei steigt warme Luft in der südlichen Hemisphäre auf und sinkt in der nördlichen wieder ab. Dadurch strömt in großen Höhen der Stratosphäre die Luft von Süden nach Norden und in geringeren Höhen wieder von Norden nach Süden zurück. Im Gegensatz zur Erde, deren Hadley-Zelle und die innertropische Konvergenzzone aufgrund der Ozeane auf das Gebiet zwischen den Wendekreisen beschränkt ist, erstreckt sich das Einflussgebiet beim Titan von Pol zu Pol. Etwa alle 15 Jahre (inklusive einer dreijährigen Übergangszeit), also zwei Mal je Saturnjahr, kehrt diese Zelle ihre Windrichtung um. Solch eine Hadley-Zelle ist nur auf einem langsam rotierenden Körper, wie Titan, möglich.[32]

Wolken

Riesiger Wolkenwirbel über dem Nordpol von Cassini, 2006.

In der Atmosphäre sind auch Muster von Wolken zu erkennen, die überwiegend aus Methan, aber auch aus Ethan und anderen Kohlenwasserstoffen zusammengesetzt sind und auf die Oberfläche abregnen.

Ende 2006 wurde mittels Cassini ein riesiger Wolkenwirbel entdeckt, der mit einem Durchmesser von rund 2400 Kilometern einen Großteil der Nordpolregion überdeckt. Eine Wolke wurde zwar erwartet, jedoch kein Gebilde von dieser Größe und Struktur. Als sich die Sonde zwei Wochen später nochmals Titan näherte, konnte der Riesenwirbel erneut beobachtet werden. Vermutlich besteht er schon seit einigen Jahren und wird sich erst in ein oder zwei Jahrzehnten auflösen und danach am Südpol neu entstehen. Nach den Modellen der Forscher unterliegt seine Bildung einem Zyklus, der einem Saturnjahr entspricht, wie das auch bei der Hadley-Zelle der Fall ist.[33]

Feste Oberfläche

Aufgrund der dunstreichen Atmosphäre konnten bei früheren Beobachtungen im sichtbaren Licht und bei den Voyagermissionen keine Einzelheiten auf Titans Oberfläche erkannt werden.

Oberflächenkarte der beiden Pole, erstellt aus Daten des Cassini Imaging Science Subsystems, Januar 2009.

Die auf den ersten Radarbildern sichtbaren globalen und regionalen Oberflächenmerkmale werden, nach ersten Auswertungen von den NASA-Wissenschaftlern, für tektonische Strukturen wie Gräben und Krustenstörungen gehalten. Dies würde für eine fortdauernde bedeutende geologische Aktivität des Himmelskörpers sprechen.

Die Oberfläche ist im allgemeinen sehr flach. Höhenunterschiede von mehr als 150 m und gebirgsähnliche Züge kommen selten vor.[34] So fällt ein helle Region 4500 Kilometer entlang des Äquators, mit dem Namen Xanadu, besonders auf. NASA- und ESA-Forscher deuten sie, nach näheren Beobachtungen, als eine Landschaft mit überraschend erdähnlichem Gesamtbild. Xanadu, das flächenmäßig etwa so groß ist wie Australien, wird von bis zu 1000 m hohen Bergrücken durchzogen. Radardaten zufolge bestehen diese aus derart porösem Wassereis, dass dort durch Auswaschung und Zerklüftung, von einem zu vermutenden Methanregen, sogar Höhlensysteme geschaffen worden sein könnten. Dies entspricht ganz den durch Wind und Wasser geprägten Landschaften der Erde.[35]

Die Zusammensetzung der Oberfläche ist komplex. Cassini-Huygens hat dort Wassereis festgestellt, das bei so niedrigen Temperaturen die Konsistenz von Silikatgestein hat und teilweise von Tümpeln oder Seen aus flüssigem Methan bedeckt ist. Es wird angenommen, dass auf der Oberfläche Kohlenwasserstoffe existieren, die bisher noch nicht im Labor hergestellt werden konnten.

Gegenüber anderen Monden und Planeten im Sonnensystem weist Titan nur wenige Einschlagkrater auf. Durch den Schutz der dichten Atmosphäre wird die Anzahl der einschlagenden Objekte, von denen viele schon vorher in der Atmosphäre verglühen oder zerbersten, von vornherein um den Faktor Zwei vermindert. Der beständige Wind und der Methanregen formen die Oberfläche zudem vergleichsweise schnell und führen folglich zu einer geologisch jungen Oberfläche.

Dünen

Dünen auf der Titan-Oberfläche (unten) verglichen mit Sanddünen auf der Erde (oben).
Mögliche Seen in einem 140 Kilometer weiten Gebiet bei 80°  N und 35° W in Falschfarben. Radaraufnahme von Cassini, 2006.

Neuere Cassini-Daten zeigen, dass in den dunklen äquatorialen Gebieten, wo zunächst Kohlenwasserstoff-Ozeane vermutet wurden, große Wüstengebiete mit 150 m hohen und hunderte Kilometer langen Dünen existieren, wofür der stetige Wind auf Titan verantwortlich ist. Computergestützten Simulationen zufolge reicht dafür bereits eine Windgeschwindigkeit von zwei Kilometern pro Stunde aus.

Die Dünen bestehen aus bis zu 0,3 mm großen Partikel, deren Zusammensetzung noch nicht geklärt ist. In Frage kommt Wassereis oder organische Feststoffe. Nach einer Hypothese von Donald Hunten an der Universität von Arizona könnten sie aus Ethan bestehen, das an feinste Staubpartikel gebunden ist. Das würde auch erklären, warum sich hier keine Kohlenwasserstoff-Ozeane gebildet haben.[36]

Flüssige Kohlenwasserstoffe

In den beiden Polarregionen finden sich auf den Radaraufnahmen größere Methanseen, die von Flüssen gespeist werden. Zahlreiche radardunkle Flecken, die als eindeutiger Nachweis solcher „Gewässer“ angesehen werden, wurden rund um den Nordpol gefunden. In dieser Region herschte zu der Zeit der Cassini-Mission Polarnacht.

Von den Forschern wird vermutet, dass sich die Seen hauptsächlich während des 7 ½ Jahre dauernden Titan-Winters bilden und im Sommer größtenteils wieder austrocknen.[37] Diese Entdeckung passte gut zu der des riesigen nordpolaren Wolkenwirbels wenige Wochen später. Beides bestätigt die Vermutung eines Niederschlagkreislaufs von Methan, ähnlich dem Wasserkreislauf auf der Erde – mit Verdunstung, Wolkenbildung und erneutem Niederschlag (Methan ist nur im Temperaturbereich von −182 °C bis −162 °C flüssig, bei höheren Temperaturen gasförmig).

Titans Südpol. Rechts unten sind Wolken, links der Mitte ist der Ontario Lacus zu sehen.

Die größten Seen Kraken Mare, Ligeia Mare und Punga Mare erreichen mit Flächen bis über 100.000 Quadratkilometer die Dimensionen großer irdischer Binnenseen und -meere (zum Vergleich: Lake Superior 82.100 Quadratkilometer). Bereits zu Beginn der Mission wurde am Südpol der Ontario Lacus als bislang einziger Methansee auf der südlichen Hemisphäre entdeckt und nach dem mit rund 20.000 Quadratkilometer gleich großen Ontariosee benannt. Forscher des DLR gaben am 30. Juli 2008 bekannt, dass in ihm auch Ethan nachgewiesen wurde und er vermutlich noch andere Alkane enthält.[38][39][40] Zu den kleineren Seen zählen der Feia Lacus, der Kivu Lacus, der Koitere Lacus und der Neagh Lacus.

Die Flüssigkeiten in den seeähnlichen Gebilden sind relativ durchsichtig, so dass ein Mensch – würde er an einem solchen Ufer stehen – in diese „Gewässer“ wie in einen klaren irdischen See hinein blicken könnte. Nach Berechnungen der NASA übertrifft der Vorrat an flüssigen Kohlenwasserstoffen auf Titan den der Erde um das Hundertfache. Der atmosphärische Kreislauf, das Herabregnen, Sammeln und Fließen von Kohlenwasserstoffen prägte die eisige Oberfläche in überraschend ähnlicher Weise, wie auf der Erde Wasser die Silikatgesteine formt. Schon auf den ersten Blick sind aus einigen Kilometern Höhe ganze Flusssysteme erkennbar, flüssiges Methan schneidet sich erosiv in die Eisoberfläche ein und bildet ein hügelig-bergiges Relief. Auf der Erde würde dies eine (tektonische) Hebung der erodierten Gebiete über die durchschnittliche Oberflächenhöhe hinaus implizieren; das kann auf Titan nicht anders sein.

Kryovulkane

Kryovulkan auf Titan, fotografiert von Cassini, 2004.
Schnittzeichnung zur Illustration des inneren Aufbaus.

Auf Titan finden sich auch deutliche Anzeichen vulkanischer Aktivität. Auch wenn die erkannten Vulkane in ihrer Form und Größe denen auf der Erde ähneln, handelt es sich nicht um Feuervulkane wie auf den erdähnlichen Planeten Mars oder Venus, sondern vielmehr um sogenannte Kryovulkane, also Eisvulkane.

Die zähflüssige Masse, die bei diesem Kryovulkanismus an die Titanoberfläche tritt, könnte Wasser und z. B. Ammoniak oder aus Wasser mit anderen kohlenwasserstoffhaltigen Gemischen bestehen, deren Gefrierpunkte weit unter dem von Wassers liegen und somit kurzzeitig an der Oberfläche fließen könnten.

Innerer Aufbau

Titan besitzt einen großen Kern aus Silikatgestein, der von mehreren Schichten Wassereis umgeben ist. Die äußere Schicht des Mantels besteht aus Eis und Methanhydrat, die innere aus Hochdruckeis (vgl. das Eis-Phasendiagramm). Nach Modellrechnungen von 2005 könnte sich zwischen diesen beiden Schichten ein Eismondozean aus flüssigem Wasser befinden.

Wie bei anderen Monden der Gasplaneten – Jupitermond Io und Saturnmond Enceladus – könnten aber auch hier Gezeitenkräfte des Mutterplaneten eine Rolle bei der für tektonische Bewegungen notwendigen Aufheizung und folgenden Mobilisierung des Mondinneren spielen.

Durch die relativ hohe Exzentrizität der Titan-Bahn und der daraus folgenden Libration in Länge pendelt die Gezeitendeformation des Mondes im Laufe seiner gebundenen Rotation entsprechend und könnte mit diesem Hin-und-her-Walken in Titans Innerem zu tektonischen Verschiebungen führen.[41]

Hypothetischer Ozean unter der Eiskruste

Radarmessungen der Cassini-Sonde deuten darauf hin, dass unter der Eiskruste ein Ozean aus flüssigem Wasser existiert.[42] Die Dicke der Eiskruste wird auf etwa 80 Kilometer geschätzt.[43]

Nach einem Modell, das vom Jupitermond Europa auf Titan übertragen wurde, kann die Wärmeentwicklung durch Gezeitenreibung auch unter seiner Eiskruste zu der Bildung dieser aufgeschmolzenen Schicht geführt haben. Sie müsste sich mit der Sonde Cassini durch Schwerefeldmessungen nachweisen lassen.

Im Wasser zu etwa 10 % enthaltenes Ammoniak würde als Frostschutzmittel (siehe Gefrierpunkterniedrigung) wirken, so dass auch bei der in dieser Tiefe zu erwartenden Temperatur von −20 °C ein flüssiger Ozean gebildet haben könnte – zumal in Verbindung mit dem dortigen hohen Druck.

Die Existenz eines Ozeans in der Tiefe bedeutet geologisch gesehen, dass die darüber liegende Kruste wesentlich beweglicher sein kann als auf Himmelskörpern, die durchgehend fest sind, wie beispielsweise der Erdmond. Die Krustenbeweglichkeit führt zu den beobachteten tektonischen Großstrukturen und auch zum Kryovulkanismus, wobei vermutet werden kann, dass auch Wasser aus dem untergründigen Ozean direkt am Eisvulkanismus beteiligt ist, wie es bei der Erde mit Magma aus dem Mantel der Fall ist. Wie auf Enceladus bereits nachgewiesen wurde, können auch die Krustenbewegungen allein lokal so viel Wärme erzeugen, dass bedeutende Mengen an Eis in den Bewegungszonen verflüssigt werden und Kryovulkanismus erzeugen.

Erforschung

Siehe auch: Liste der Entdeckungen der Planeten und ihrer Monde

Titans Entdecker Christiaan Huygens auf einem Gemälde von Caspar Netscher, 1671.

Entdeckung und Namensgebung

Der niederländische Mathematiker, Buchautor, Physiker und Astronom Christiaan Huygens entdeckte Titan am 25. März 1655. Dieser erste Fund eines Saturnmondes gelang ihm mit einem selbst gebauten Fernrohr, dessen Linsen er zusammen mit seinem Bruder Constantijn Jr. geschliffen hatte; es hatte einen Objektivdurchmesser von 57 mm und vergrößerte 50-fach.

Damit beobachtete Huygens zuerst die Planeten Venus, Mars, Jupiter und schließlich Saturn, in dessen Nähe er einen hellen Himmelskörper bemerkte, der im Laufe von 16 Tagen einmal Saturn umkreiste. Nach vier Umdrehungen war er sich im Juni sicher, dass es sich um einen Saturnmond handeln musste. Um diese Zeit war die Neigung der Saturnringe gegenüber der Erde gering und beeinträchtigten die Beobachtungen kaum.[44] Seit der Erfindung des Fernrohrs (1608) war dies die zweite Mondentdeckung, 45 Jahre nach den erstmals von Galilei beobachteten vier Jupitermonden.[45][46][47]

Nahezu zwei Jahrhunderte blieb der Satellit namenlos. Er wurde zunächst unter anderem als der Huygenssche Saturnmond bezeichnet. Huygens selbst nannte ihn lediglich „Saturni Luna“ (oder „Luna Saturni“, lateinisch für „Saturns Mond“). Die im Laufe der Zeit bekannt gewordenen Trabanten eines Planeten wurden zunächst in der Reihenfolge ihrer Bahngrößen nummeriert, so wurde er um 1800 der sechste Saturnmond. Der Astronom John Herschel schlug in der 1847 erschienenen Veröffentlichung „Results of Astronomical Observations made at the Cape of Good Hope“ für die damals bekannten acht Saturnmonde Namen nach den Titanen vor, einem Geschlecht von Riesen aus der griechischen Mythologie. Als größter Saturnmond erhielt er daraufhin den Namen Titan.[48][49]

Hubble

Infrarot-Aufnahme der Oberfläche von Titan mittels des Weltraumteleskops Hubble, 1998.
Titans Atmosphäre. Fotografiert aus einer Entfernung von 435.000 Kilometern durch Voyager 1, 1980.

Nachdem über 300 Jahre nur Beobachtung von der Erde aus möglich waren, konnten die ersten groben Details der Oberfläche von Titan in den 1990er Jahren von dem Orbitalteleskop Hubble mit Aufnahmen im Spektralbereich des nahen Infrarot gewonnen werden, das die Methanwolken und den organischen „Smog“ durchdringt. Die darauf sichtbaren auffälligen Kontraste zwischen hellen und dunklen Gebieten der Oberflächen stehen in deutlichem Gegensatz zu den Strukturen, die von Oberflächen anderer Monde dieser Größenordnung bekannt waren. Konzentrische Strukturen wie Krater und Einschlagbecken waren damit zunächst nicht zu erkennen. Es lag nahe, die dunklen Zonen für tiefer gelegen zu halten als die hellen, sowie eine stofflich unterschiedliche Zusammensetzung dieser Oberflächen zu vermuten: Bei den hellen Zonen eventuell Wassereis, wie es etwa auf den Jupitermonden häufig ist, und bei den dunklen Bereichen möglicherweise silikatische Gesteine oder organisches Material.

Pioneer und Voyager

Als erste Raumsonde und einfacher Späher passierte die US-amerikanische Vorbeiflugsonde Pioneer 11 am 1. September 1979 den Planeten Saturn und übermittelte auch fünf Aufnahmen von Titan.[50][51] Die Sonde kam dabei Titan bis auf 353.950 Kilometer nahe. Die abgelichteten Bilder waren jedoch zu unscharf, um etwaige Oberflächendetails erkennen zu können.[52]

Ausgiebige Untersuchungen des Mondes erfolgten durch Voyager 1, die den Saturn am 12. November 1980 passierte und sich Titan bis auf 4000 Kilometer näherte. Ihre Aufnahmen des Mondes waren jedoch wegen der undurchsichtigen Dunstschicht seiner Atmosphäre nicht viel besser. Voyager 1 konnte deshalb nur die Zusammensetzung der Atmosphäre untersuchen und Basisdaten wie etwa die Größe, die Masse und die Umlaufzeit näher bestimmen.[53]

Am 25. August 1981 passierte die Schwestersonde Voyager 2 das Saturnsystem. Da sie am Saturn nur einen Swing-by in Richtung Uranus absolvierte, führte ihre Flugbahn nicht in Titans Nähe.

Cassini-Huygens

Dieses Bild zeigt den kleinen, verbeulten Mond Epimetheus, den mit Smog eingehüllten Titan und Saturns A- und F-Ring. Aufgenommen durch Cassini, 2006.

Am 15. Oktober 1997 wurde von der Cape Canaveral Air Force Station die Doppelsonde Cassini-Huygens, ein Gemeinschaftsprojekt der ESA, der NASA und der Agenzia Spaziale Italiana (ASI), zur Erkundung von Saturn, seiner Satelliten und Titan im speziellen gestartet. Cassini ist der erste Orbiter um den Saturn und sollte als ursprüngliches Missionsziel den Planeten mindestens vier Jahre lang umrunden.

Cassini umrundet Saturn seit seiner Ankunft am 1. Juli 2004. Planmäßig flog die Raumsonde erstmals am 26. Oktober 2004 in nur 1200 Kilometern Entfernung an Titan vorbei. Auf den dabei gemachten Radarfotos der Titanoberfläche zeigen sich komplexe Oberflächenstrukturen.

Am 1. Juni 2008 war das Primärziel mit insgesamt 74 Saturnumläufen und 45 vorausberechneten Vorbeiflügen am Titan erreicht. Die darauf folgende Missionsphase trägt die Bezeichnung „Cassini Equinox“, die bis zum 30. Juni 2010 noch 21 weitere Titan-Vorbeiflüge vorsieht.[54]

Huygens Abstieg und Landung

Künstlerische Darstellung: Huygens verlässt Cassini in Richtung Titan.

Am 25. Dezember 2004 wurde Huygens abgekoppelt und landete am 14. Januar 2005 auf der Oberfläche des Titan.[55] Huygens ist der erste Lander auf einem anderen Mond als dem der Erde.

Beim Abstieg wurden Bilder der sich nähernden und schließlich erreichten Oberfläche gesendet. Dabei hat die sich unter stürmischen Bedingungen drehende Sonde neben physikalischen, chemischen und meteorologischen Messwerten auch Windgeräusche übertragen.[56] Partikel in der Größenordnung von einem knappen Mikrometer konnten während des Abstiegs in der Atmosphäre ebenfalls nachgewiesen werden.

Erst 20 Kilometer über der Oberfläche gab der Dunst den Blick auf Titan frei. Auf einigen Fotos vom Landeanflug war eine schwarze Fläche zu erkennen, in die kurze Drainage-Kanäle münden. Sie wurde als möglicher See aus einer teerartigen Flüssigkeit interpretiert.[3]

Am Ende des 2,5-stündigen Abstiegs durch die Atmosphäre prallte die Sonde mit einer Geschwindigkeit von 4,5 m/s auf. Danach konnten ihre Signale noch für eine Stunde und zehn Minuten von Cassini empfangen werden. Die Aufnahme von der erreichten Oberfläche ähnelt auf den ersten Blick früheren Bildern der auf dem Mars gelandeten Viking-Sonden: Auf einer grau-orangefarbenen Ebene liegen bis zum Horizont zahlreiche Brocken unter einem gelb-orangen Himmel. Den ersten Analysen zufolge bestehen sie jedoch nicht aus Gestein, sondern wie der Boden aus Eis und Kohlenwasserstoffen. Die rundlichen Brocken in unmittelbarer Nähe der Kamera sind im Durchmesser bis zu 15 cm groß und gleichen Kieselsteinen.[57][58]

Durch die viel größere Entfernung von der Sonne und den Dunst in der Atmosphäre ist das Tageslicht auf Titan nur ungefähr ein Tausendstel so hell wie das auf der Erde. Kurz vor der Landung schaltete sich deshalb ein Scheinwerfer ein, in dessen Licht das Eis des Titanbodens spektroskopisch identifiziert werden konnte.

Der Landeplatz erhielt am 14. März 2007 zu Ehren von Hubert Curien, einem der Gründerväter der europäischen Raumfahrt, den Namen „Hubert-Curien-Gedenkstätte“.[59][60]

Um das Jahr 2030 soll der Lander der Mission TandEM auf dem Kraken Mare landen.

Geplante Missionen

Im Rahmen der Titan- und Enceladus-Erkundungsmission TandEM ist für Titan ein eigener Orbiter vorgesehen, der zu seiner näheren Erkundung sowohl verschiedene Lander als auch Penetratoren auf ihm absetzen, sowie Funkkontakt zu einem sich frei in der Titanatmosphäre bewegenden Ballon halten soll.[61] Anfang 2009 wurde beim ESA-Ministerratstreffen entschieden, dass die Europa Jupiter System Mission zeitlichen Vorrang genießt.[62] TandEM könnte also erst nach 2020 starten.

Spekulationen über Vorstufen zu Leben

Da Saturn und seine Trabanten weit außerhalb der habitablen Zone kreisen, ist das Entstehen von Leben unwahrscheinlich, Vorstufen werden jedoch nicht ausgeschlossen. Insgesamt sind trotz der niedrigen Temperaturen für die Kosmochemie sehr interessante Vorgänge auf diesem Mond zu vermuten, vielleicht auch Vorstufen für eine Art chemische Evolution. Auf Grund der dichten Atmosphäre aus Stickstoff und organischen Verbindungen ist er ein bedeutendes Forschungsobjekt der Exobiologie, da diese Bedingungen denen auf der Urerde gleichen könnten. Eine präbiotische Entwicklung in Richtung Leben, vergleichbar mit dem irdischen, würden die Oberflächentemperaturen jedoch verhindern.[6]

Steven Benner von der University of Florida vertritt die Ansicht, dass sich Leben in Seen aus flüssigen Kohlenwasserstoffen wie Methan oder Ethan bilden könnte, da diese sich ebenfalls als Lösungsmittel für chemischen Reaktionen eignen, wie sie in Lebewesen vorkommen. Die chemische Aggressivität dieser Kohlenwasserstoffe sei sogar geringer als die von Wasser. Somit wären Riesenmoleküle, wie DNA, stabiler.[63]

Titan könnte einen Schlüssel zum Verständnis der Entstehung des Lebens auf der Erde enthalten, da angenommen wird, dass auf der Urerde eine ähnliche Atmosphäre vorhanden war und somit ähnliche Bedingungen geherrscht haben.[64][65][66]

Amateurastronomische Beobachtung

Mit einer scheinbaren Helligkeit der Magnitude 8,4 und einem maximalen Winkelabstand von circa drei Bogenminuten zum Saturn reicht bei günstiger Sicht schon ein gutes Fernglas, um den großen Mond Titan zu sehen.[67] Mit relativ kleinen Teleskopen kann er bereits sehr gut beobachtet und sein Umlauf um den Planeten ohne weiteres verfolgt werden. Seine Umlaufbahn hat den scheinbaren Durchmesser von etwa einem Fünftel der Mondscheibe. Titans Oberfläche lässt sich wegen der dichten Atmosphäre nicht erkennen. Mit einem Spektrometer können Spektraluntersuchungen der atmosphärischen Zusammensetzung durchgeführt werden.

Siehe auch

Literatur

  • Ralph Lorenz, Jacqueline Mitton: Titan Unveiled: Saturn's Mysterious Moon Explored. Princeton Univ Pr (1. April 2008), ISBN 978-0-6911-2587-9
  • Stephen Baxter: Titan, (Hard Science Ficton Roman über eine bemannte Mission zu Titan), Heyne (2000), ISBN 978-3-4531-7107-7

Weblinks

Commons: Titan – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  6. a b Henry Bortman: Saturn's Moon Titan: Prebiotic Laboratory. Astrobiology Magazine, 11. August 2004, abgerufen am 4. November 2009 (englisch).
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  67. Benton Julius L. Jr.: Saturn and How to Observe It. Hrsg.: Springer London. 2005, ISBN 978-1-85233-887-9, ISSN 1611-7360, S. 141–146, doi:10.1007/1-84628-045-1_9.
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