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Streitkräfte des Iran

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Flagge des Irans

Das iranische Militär besteht aus der regulären Armee, der Artesh und den Revolutionären Garden, den Pasdaran. Die aktiven Verbände beider Komponenten umfassen derzeit schätzungsweise rund 520.000 Mann, die Reserve rund 350.000.

Allgemein

Das iranische Militär befindet sich nach wie vor in einer Aufbauphase, in der das Land versucht, die Verluste durch den ersten Golfkrieg wieder auszugleichen. Was die Mannschaftsstärke betrifft, ist dieser Prozess weitgehend abgeschlossen, ähnliches dürfte auch für bodengebundene Waffensysteme gelten, bei denen es dem Land heute vor allem eher um qualitative Modernisierung geht, als um quantitative Aufrüstung. Die kriegsbedingten Materialverluste der Luftwaffe und in viel höherem Maß die der Marine bei größeren Schiffen sind bei Weitem noch nicht kompensiert. Auf diesem Sektor ist der Iran für ein Land seiner Größe im Vergleich zu anderen sogar unterbewaffnet. Neben den Kriegsverlusten sind vor allem die Ausfuhrbeschränkungen zahlreicher Staaten der Grund für diesen Zustand. Ein Großteil der vorhandenen Waffensysteme stammt aus US-Waffenhilfen und in neuerer Zeit aus Waffengeschäften mit Russland und der Volksrepublik China. Die CIA schätzte das iranische Militärbudget 2003 auf 4,3 Milliarden US-Dollar, was damals rund 3,3 Prozent des BIP entsprach.

Führung

Der militärische Oberbefehl liegt beim Revolutionsführer. Er besitzt die Vollmacht, Krieg und Frieden zu erklären sowie den Generalstabschef und die Befehlshaber der Teilstreitkräfte zu berufen oder zu entlassen.

Oberstes sicherheitspolitisches Gremium ist der Hohe Nationale Sicherheitsrat. Dieser Rat arbeitet die Sicherheitspolitik und Militärstrategie im Rahmen der Vorgaben des Revolutionsführers aus, befasst sich aber auch mit allen anderen Politikfeldern, die mittelbar oder unmittelbar mit Verteidigung und innerer Sicherheit zu tun haben. Der hohe Nationale Sicherheitsrat besteht aus dem Präsidenten, dem Premierminister, dem Verteidigungsminister, dem Generalstabschef, dem Kommandeur der Pasdaran und zwei vom Revolutionsführer ernannten Beratern. Der Revolutionsführer ist darüber hinaus das zuständige Kontrollorgan des Hohen Nationalen Sicherheitsrats. An den Beratungen des Gremiums nehmen häufig weitere Minister und die Befehlshaber der Teilstreitkräfte teil.

Das iranische Verteidigungsministerium ist für die regulären Streitkräfte und seit einer grundlegenden Reform 1989 auch für die Pasdaran zuständig. Sein Aufgabenbereich beschränkt sich auf die Verwaltung der Streitkräfte. Strategische Entscheidungen liegen beim Hohen Nationalen Sicherheitsrat, operative Entscheidungen werden vom Generalstabschef und den nachgeordneten militärischen Befehlshabern getroffen.

Der Generalstab setzt sich aus den Kommandeuren der Teilstreitkräfte sowie der Pasdaran, der nationalen Polizei und der Gendarmerie zusammen. Das Gremium ist nach dem Vorbild der Generalstäbe in Nato-Ländern aufgebaut, verfügt aber auch über eine politisch-ideologische Abteilung.

Strategie

Die iranische Militärstrategie umfasst mehrere Komponenten. Auf ideologischer Ebene spielt die Islamische Revolution eine entscheidende Rolle. Der Iran versteht sich gemäß seine theokratischen Staatsform als das einzige Land, in dem eine auf den Islam ausgerichtetes religiöses und staatliches Gemeinwesen vollständig verwirklicht wurde. Damit steht der Iran in seiner Selbstwahrnehmung im Gegensatz zu allen anderen Staaten der Welt und der Region, die entweder nicht-islamisch sind oder in deren politischer Struktur nach iranischer Einschätzung dem Islam keine angemessene Rolle zukommt. Die Streitkräfte haben damit unter anderem die Aufgabe, die besondere Staatsform des Irans zu verteidigen. In den Jahren unmittelbar nach der Islamische Revolution spielte der Auftrag einer Ausweitung der Revolution vor allem für die Pasdaran und die vom Iran unterstützten paramilitärischen Kräfte in der Region eine wichtige Rolle. Dieser Ansatz ist inzwischen aber weitgehend von Realpolitik verdrängt worden.

Eine Konstante der iranischen Außenpolitik bleibt die Feindschaft zu Israel, dessen Vernichtung seit der Islamischen Revolution zwar mit schwankendem Nachdruck, aber dennoch ständig propagiert wurde. Die offizielle iranische Politik sieht Israel als widerrechtliche errichtetes „zionistisches Gebilde“ an.

Die Abgrenzung der vor allem aus Persern bestehenden iranische Bevölkerung gegenüber den ethnisch unterschiedlichen Nachbarn ist eine weitere Quelle für mögliche Konflikte und damit in letzter Konsequenz ein sicherheits- und verteidigungspolitisches Thema.

Topografie des Iran

Auf geopolitischer Ebene war der Irak nach dem Zerfall der Sowjetunion, der einzige verbliebene potenzielle Gegner des Iran, auf den sich die meisten Verteidigungs-Planspiele bezogen. Nach dem Dritten Golfkrieg verschwand dieses Feindbild weitgehend. An seine Stelle trat die militärische Präsenz der USA im Irak und in Afghanistan, der Iran in Verbindung mit seinem Atomprogramm als Bedrohung ansieht. In diesem Zusammenhang erhält auch der alte Ansatz der Verteidigung des Islams eine neue Bedeutung. Die USA werden als Gegner der islamischen Welt insgesamt wahrgenommen. Ähnlich ist das iranische Israel-Bild geprägt. Beiden Staaten wird vorgeworfen, dass sie eine Fremdherrschaft über die islamische Welt errichten wollten. Der Iran sieht sich als Verteidiger der islamischen Staatengemeinschaft, notfalls auch mit militärischen Mitteln.

Von zentraler geopolitischer Bedeutung für den Iran ist der Persische Golf. Neben den klassischen strategischen Problemen, die Irans lange Küstenlinie bedingt, ist der Golf die wichtigste Wasserstraße für den Öltransport, was eine mögliche Kontrolle über ihn neben der Landesverteidigung im engeren Sinne zum bedeutendsten strategischen Ziel des Irans macht.

In der operativen Strategie scheint sich seit knapp 20 Jahren ein Wandel zu vollziehen. Im Krieg gegen den Irak setzte der Iran in erster Linie auf die mengenmäßige Überlegenheit und die hohe Motivation durch religiösen Eifer seiner materiell schlecht ausgestatteten Truppen. Wohl vor allem als Konsequenz der katastrophalen eigenen Verluste durch dieses Vorgehen wird seit Ende der 1980er Jahre größerer Wert auf eine bessere technische Ausrüstung und intensivere Ausbildung der Truppen gelegt. Dieser Wandel drückt sich vor allem in der Entwicklung der Pasdaran von einer wenig strukturierten, revolutionär begeisterten Miliz hin zu einer traditionellen Militärorganisation mit qualitativ überdurchschnittlicher Bewaffnung aus. In die gleiche Richtung weist die Manöverkampagne aus dem April 2006, in der auch gegenüber der Weltöffentlichkeit besonders der Einsatz neuer Waffensysteme hervorgehoben wurde. Das Element einer Massenarmee scheint auf Dauer nur in den Basij vorhanden zu bleiben, während Artesh und Pasdaran zumindest den Anspruch erheben, zu modernen, hoch technisierten Truppen zu werden. Die Handelssanktionen vieler Staaten gegen den Iran machen es allerdings schwer, diesen Anspruch zu verwirklichen.

Die Möglichkeiten zur Projektion militärischer Macht über weite Entfernungen bleibt wegen fehlender Luft- und Seetransportfähigkeiten begrenzt, so dass der Iran auf Operationen innerhalb der eigenen Grenzen und im grenznahen Raum beschränkt ist. Dabei spielen mögliche Operationen im Persischen Golf eine besondere Rolle. Zur Demonstration militärischer Stärke über weitere Distanzen stehen dem Iran lediglich sein Raketenarsenal, sowie die Unterstützung irregulärer Kämpfer, beispielsweise in Palästina zur Verfügung.

Die wenigen bekannten iranischen Quellen lassen darauf schließen, dass diese beiden Möglichkeiten im Fall eines US-Angriffes gemeinsam mit einer Guerilla-Taktik im eigenen Land eine entscheidende Rolle spielen sollen. Demnach würde der Iran mit einer Ausweitung des Kampfgebiets reagieren, was Raketenangriffe, möglicherweise mit ABC-Waffen, auf US- und israelische Ziele, sowie eine Aktivierung irregulärer und terroristischer Verbündeter vor allem im Nahen Osten bedeuten würde.

Rekrutierung und Ausbildung

Alle männlichen Iraner sind wehrpflichtig. Im Alter von 18 Jahren werden sie registriert, mit 21 müssen sie ihren Waffendienst antreten. Die insgesamt 25 Jahre Wehrpflicht teilen sich in zwei Jahre aktiven Dienst, sechs Jahre Bereitschaftsreserve, acht Jahre Reserve erster Ordnung und neun Jahre Reserve zweiter Ordnung auf. Darüber hinaus gibt es die Möglichkeit, sich bereits vor dem Wehrpflichtalter freiwillig zu melden, was von den Behörden mit Anreizen und Druckmaßnahmen gefördert wird.

Ferner existieren Programme für ein militärisches Training von Frauen auf freiwilliger Basis. Allerdings nimmt die reguläre Armee keine weiblichen Kämpfer auf. Ob und wie militärisch ausgebildete Frauen in eigene Strukturen gegliedert sind, ist unbekannt.

Die zentrale Ausbildungseinrichtung für iranische Offiziere sind die Militärakademie in Teheran, eine Fernmelde-Schule in Shiraz und für die Marine die Seeakademie in Nou Shahr am Kaspischen Meer.

Die Dienstgradstruktur sowohl der Artesh als auch der Pasdaran entspricht weitgehend der klassischen europäischen Rangordnung.

Organisation und Ausrüstung

Pasdaran

Die Pasdaran oder Revolutionären Garden wurden während der Revolution 1979 ins Leben gerufen, um eine Vielzahl von paramilitärischen Gruppen zu einer dem Regime gegenüber loyalen Streitmacht zusammenzufassen. Zunächst wurden sie vor allem im Land zur Durchsetzung des neuen Systems verwendet. Sie sollten ein der Revolution treu ergebenes Gegengewicht zum regulären Militär darstellen. Inzwischen haben sich die Pasdaran zu einem militärischen Verband entwickelt, der über die drei klassischen Teilstreitkräfte und eine traditionelle militärische Kommandostruktur verfügt. Außerdem nehmen die Revolutionären Garden Geheimdienstaufgaben innerhalb und außerhalb des Irans wahr und verfügen über beträchtlichen politischen Einfluss. Die Truppenstärke der Pasdaran wird vom US-Militär heute auf 125.000 Mann geschätzt. Vermutlich verfügen die Garden über 21 Infanterie- und drei Pionier-Division sowie über 15 eigenständige Infanterie-Brigaden, 21 Flugabwehr-Brigaden, insgesamt 42 gepanzerte, Artillerie- und ABC-Abwehrbrigaden sowie über mehrere Spezial-Einsatzgruppen.

Ihr Marine-Zweig, der rund 20.000 Mann umfasst ist vor allem mit kleinen, wendigen Booten ausgerüstet, die eine "Guerilla-Taktik" im Persischen Golf ermöglichen. In dieser Abteilung ist auch die gesamte iranische Marineinfanterie von rund 5000 Mann enthalten. Ihr Schiffsarsenal umfasst rund 40 leichte Patrouillenboote und zehn Raketenschnellboote der Houdong-Klasse mit rund 800 Raketen des Typs C-801. Darüber hinaus betreiben die Pasdaran schätzungsweise fünf bis sieben Abschusseinrichtungen für Seezielraketen an der Golfküste.

Im Jahr 2003 erwarb die Luftwaffe der Pasdaran rund zehn Su-25 Frogfoot zum Teil aus dem ausgelagerten, bzw. erbeuteten Bestand der irakischen Luftwaffe (siehe unten), zum Teil aus unbekannten Quellen. Darüber hinaus befinden sich rund 10 Erdkampfflugzeuge des Typs Embraer Super Tucano/ALX und 20 Hubschrauber des Typs Mi-171 in ihrem Arsenal. Als Transporter stehen 20 Yunshuji-12 und Dassault Falcon sowie 15 Iljuschin Il-76 aus irakischen Beständen und zwölf Antonow An-74 zur Verfügung. Auch die iranischen Raketen des Typs Shahab-3 unterstehen den Pasdaran.

Es gilt als gesichert, dass der Verband mehrfach gegen inneriranische bewaffnete Oppositionsbewegungen eingesetzt wurde. Der Verband unterstützte und unterstützt verschiedene Untergrundbewegungen in anderen Staaten der Golfregion. Wichtigstes Werkzeug dieser verdeckten Operationen sowie für klassische geheimdienstliche Aufgaben ist die so genannte Quds-Einheit, benannt nach dem arabischen Namen für Jerusalem. Diese Truppe ist vermutlich in verschiedene Einheiten aufgeteilt, denen jeweils ein Region der des Nahen Ostens und Nordafrikas zugeteilt ist. Darüber hinaus existieren vermutlich Verbindungsleute der Quds-Einheit in vielen iranischen Botschaften. Eine Ausbildungseinrichtung befindet sich möglicherweise auf dem Campus der Imam Ali Universität in Teheran, weitere an geheimen Orten im Iran sowie im Libanon und im Sudan.

Darüber hinaus unterstanden die paramilitärischen Einheiten, die Basij, ab 1980 den Pasdaran. Ihre Größe wurde 1985 mit drei Millionen Mitgliedern angegeben. Jüngere Schätzungen gehen von 400.000 Mitgliedern aus, davon rund 90.000 im aktiven Dienst und 300.000 mit Reservestatus. Iranische Angaben aus dem Jahr 2005, die von 11 Millionen Basij sprechen, sind höchstwahrscheinlich nur Propaganda. Vermutlich ist bei einem längeren Mobilisierungszeitraum eine Truppenstärke von rund einer Million Mann erreichbar. Die seit 1993 aufgestellten Ashura-Einheiten innerhalb der Basij sind speziell auf die Niederschlagung von Unruhen und Aufständen im Land ausgerichtet.

Angeblich stellten die Revolutionären Garden in jüngster Zeit auch Einheiten mit weiblichen Mitgliedern auf.

Paramilitärische Polizeieinheiten

Dem iranischen Innenministerium sind schätzungsweise 45.000 bis 60.000 Mann in Polizei- und Grenzschutzeinheiten unterstellt, die auch paramilitärische Aufgaben übernehmen können. Sie verfügen über leichte Geländerfahrzeugen, Patrouillenflugzeuge sowie über rund 90 Küsten- und 40 Hafenschutzboote.

Heer

Das Heer wurde 2004 von US-Militärexperten auf 350.000 Mann geschätzt, 200.000 davon Wehrpflichtige. Es verfügt über drei Hauptquartiere in Teheran, Isfahan und Shiraz. Die Gliederung ist nicht vollkommen klar, umfasst aber vermutlich vier Korps, die wiederum aus vier gepanzerten, sechs mechanisierten und sechs Infanterie-Divisionen, einer Fallschirmjäger-Brigade, einer Spezialeinheiten-Division und einem Luftunterstützungskommando bestehen. Dazu kommen eine Logistik- und eine Raketenbrigade sowie mehrere nicht genau zugeordnete Einheiten von Brigadestärke. Die 23. Spezialeinheiten-Division ist vermutlich die kampfstärkste Einheit des Heeres. Sie gliedert sich in vier Brigaden auf und umfasst schätzungsweise 5000 Soldaten, unter denen sich keine Wehrpflichtigen befinden. Insgesamt sind die iranischen Heeresverbände sehr uneinheitlich organisiert. Es gibt Brigaden, die von ihrer Größe und Ausrüstung eigentlich eher als Divisionen anzusehen sind, Verbände mit erheblicher Unterbesetzung, sowie beträchtliche Unterschiede zwischen den Größen nominell gleichrangiger Verbände.

Aktuellen US-Schätzungen zufolge verfügt der Iran über mehr als 1600 Kampfpanzer, die meisten davon von den sowjetischen Typen T-54 (540 Stück) und T-72 (480 Stück), daneben vor allem Panzer der Typen M47, M60A1 und Chieftain Mk-5. Dazu kommen Schützenpanzer der Typen BMP 1 (210 Stück) und BMP 2 (400 Stück) sowie BTR-60 (300) und M113 (200). Unter den rund 2000 nicht-selbstfahrenden Geschützen machen knapp 1000 Haubitzen vom Typ M-46 und rund 540 vom Typ D30 den Hauptanteil aus. Die rund 300 Selbstfahrlafetten sind vor allem vom Typ M-109. Bei der Raketen-Artillerie sind 700 12-Rohr-Werfer vom Typ 63 im Einsatz. Die Heeresflieger-Abteilung ist relativ klein und hat vor allem etwas über 100 Transporthubschrauber in ihrem Arsenal. Darüber hinaus verfügt die Armee über eine nicht näher bekannte Zahl Flugabwehrraketen vom Typ Hawk und TOW-Panzerabwehrraketen.

Marine

Die Stärke der Marine beträgt heute schätzungsweise 20.000 Mann, ein Großteil von ihnen allerdings keine Bootsbesatzung, sondern Marine-Infanteristen und Infanteristen auf Inseln des Persischen Golfs. Die Marine ist damit vergleichsweise klein. Darüber hinaus ist ein Großteil der Ausrüstung veraltet oder wegen des Mangels an Ersatzteilen kaum einsatzfähig. Seit 2001 steht die Marine allerdings im Zentrum der Modernisierung der iranischen Armee und wurde mit neuen Fahrzeugen ausgestattet. Seit den späten 1970er Jahre wird eine große Basis in Bandar Beheshti gebaut, die zum Herzstück der iranischen Seestreitkräfte werden soll. Derzeit sind die großen Überwassereinheiten in Bandar Abbas stationiert, dem wichtigsten Kriegshafen und zugleich Standort der militärischen Werften des Iran. Strategisches Ziel ist die Kontrolle des Persischen Golfs mit seinen wichtigen Verkehrswegen vor allem für Öltanker. Dementsprechend ist die Marine geostrategisch in fünf Operationszonen gegliedert, drei davon im Persischen Golf Hauptquartiere:

In ihrer Ausrüstung setzt die iranische Marine vor allem auf leichte Patrouillenboote, 1993 wurden aber auch drei russische U-Boote der Kilo-Klasse gekauft. 2002 erwarb das Land zehn mit Antischiffsflugkörpern ausgestattete Raketenschnellboote der Houdong-Klasse von der Volksrepublik China sowie 15 Semi-Tauchboote von Nordkorea. Möglicherweise wurde ein großer Teil dieser Waffensysteme den Pasdaran unterstellt. Die größeren Überwasser-Einheiten sind weitgehend veraltet und stammen aus ehemaligen britischen und amerikanischen Beständen. Allerdings verfügt der Iran nach unbestätigten Berichten über Kapazitäten zur Produktion vergleichsweise moderner Seeminen. Jüngste Entwicklungen deuten auf eine enge Kooperation mit der Volksrepublik China bei der Entwicklung von Antischiffsflugkörpern hin. Erste Produkte dieser gemeinschaftlichen Entwicklungen stellen die Nasr und Kosar dar, die in China die Bezeichnung TL-6 und TL-10 tragen.

Für 2005 war die Indienststellung mehrerer moderner Schiffstypen, sowie die Produktion mehrerer Klein- und Kleinst-U-Boote angekündigt. Während die U-Boote im Jahr 2005 im iranischen Fernsehen bereits gezeigt wurden, gibt es über den Entwicklungsstand der angekündigten Fregatten (Mowj und Sina) derzeit keine neuen Erkenntnisse.

Schätzungen zufolge verfügt die iranische Marine heute über drei diesel-elektrische U-Boote aus russischer, drei Fregatten aus britischer und zwei Korvetten aus US-Produktion sowie 25 Raketen- und 45 Patrouillenboote. Dazu kommen zwei Minenleger, fünf Minenräumboote, sechs Luftkissenboote und 23 Versorgungs- und Unterstützungsschiffe. Darüber hinaus existieren ein Hubschrauberschwadron zur U-Boot-Jagd, sowie ein Transporthubschrauber-Bataillon, deren Einsatzfähigkeit aber unklar ist.

Luftwaffe

Die iranische Luftwaffe (Hauptquartier: Doshan Tapeh, nahe Teheran) wurde im ersten Golfkrieg mit großem Erfolg gegen den Irak eingesetzt, verlor jedoch schnell an Schlagkraft, weil der Iran kaum neue Munition und Ersatzteile beschaffen konnte.

Es wird angenommen, dass die Mannstärke der iranischen Luftwaffe seit 1996 etwa 52.000 Mann beträgt, davon rund 15.000 in den Luftabwehrtruppen. Nach Schätzungen aus dem Jahr 2005 besitzt der Iran gut 300 Kampfflugzeuge, über deren Einsatzfähigkeit relativ wenig bekannt ist. Den zahlenmäßig größten Anteil machen F-14 Tomcat, F-4 Phantom II und Northrop F-5 aus, die das Rückgrat der iranischen Luftwaffe darstellen. Die kämpfenden Einheiten sind in neun Staffeln für den Kampf gegen Bodenziele (162 bis 186 Flugzeuge), sieben Jägerstaffeln (70 bis 74 Flugzeuge) und eine Aufklärungsstaffel (vier bis acht Flugzeuge) gegliedert. Allerdings ist deren Einsatzfähigkeit zumindest zweifelhaft, da es sich um amerikanische Baumuster handelt, deren Ersatzteilversorgung durch Einfuhrbeschränkungen stark eingeschränkt ist. 14 Flughäfen sollen derzeit militärisch nutzbar sein. Dauerhaft sind in Bandar Abbas, Bushehr, Dezful, Hamadan, Tabriz und Mehrabad fliegende Einheiten stationiert, die für den Kampf gegen Bodenziele geeignet sind. Die Abfangjägerstaffel und ein Transportverband haben ihre Basen in Shiraz. Die wichtigste Reparatur-Werft für Flugzeuge befindet sich in Mehrabad. Die drei regionalen Hauptquartiere sind in Badl Sar (Norden), Masshad (Mitte) und Bushehr (Süden) angesiedelt. Die Ersatzteilversorgung der Flugzeuge wurde inzwischen durch die inzwischen relativ eigenständige Luftfahrtindustrie, sowie illegale Beschaffung von Ersatzteilen im Ausland zu einem gewissen Grad sichergestellt. Mit russischer Hilfe sollen sogar einige Verbesserungen durchgeführt worden sein. Dennoch bleibt die genaue Zahl der einsatzfähigen Maschinen der ursprünglich 177 F-14A , 166 F-5 und 190 F-4 Phantom eine unbekannte Größe. US-Schätzungen zufolge waren im Jahr 2000 rund 100 Düsenflugzeuge der iranischen Luftwaffe flugfähig. Zu den Kampfflugzeugen kommen noch einmal rund 15 Aufklärer mit entsprechender elektronischer Ausstattung, 100 Ausbildungsflugzeuge, knapp 50 Transport- und Tankflugzeuge und rund 35 Helikopter, die aber nicht für direkte Kampfeinsätze geeignet sind.

1991 brachte die irakische Luftwaffe einen Großteil ihrer Flugzeuge in den Iran, der offiziell zu diesem Zeitpunkt noch Kriegsgegner war, in vermeintliche Sicherheit, um die Vernichtung der Luftflotte im Zweiten Golfkrieg zu vermeiden. Zu diesen Flugzeugen zählten 24 Mirage F1, vier Su-20 Fitter, 40 Su-22 Fitter, 24 Su-24 Fencer, sieben Su-25 Frogfoot, neun MiG-23 Flogger, und vier MiG-29 Fulcrum. Welche Flugzeuge davon in den Dienst der iranischen Luftwaffe integriert wurden, bleibt unklar. Bis heute wurde keines dieser Flugzeuge an den Irak zurückgegeben.

Meldungen über zehn F-8M, sieben Tu-22M, 19 MiG-27 und einigen MiG-31 im iranischen Arsenal sind vermutlich Gerüchte.

Derzeit arbeitet die iranische Luftfahrtindustrie (HESA) an mehreren Eigenentwicklungen auf Basis der F-5. Dazu zählt zum Beispiel die Saeqeh, bei der es sich um einen Nachbau der F-5 mit 2 Leitwerken und veränderten Lufteinlässen handelt. Im Jahr 2004 wurde bereits ein flugfähiges Vorserienmodell vorgeführt. Ein weiteres Projekt ist die Shafagh, die über begrenzte Stealtheigenschaften verfügen soll und zukünftig die Rolle als Trainer und leichtes Angriffsflugzeug einnehmen wird. Die Shafagh ist aus dem offiziellen russischen LFI-Projekt der Firma Mikojan-Gurewitsch (MIG) hervorgegangen und war dort unter dem Namen Projekt Integral/I-2000 bekannt. Die Shafagh befindet sich derzeit vermutlich noch in einer frühen Entwicklungsphase. Auf der Persian Gulf Air Show wurde jedoch bereits ein Modell in Originalgröße präsentiert. Es ist derzeit unklar, ob Russland weiterhin an der Entwicklung beteiligt ist. Der Iran hat darüber hinaus in China Modelle des noch nicht in Serie produzierten neu entwickelten Düsenjägers Super-7 bestellt.

Zu den heute im Dienst befindlichen Luftabwehrraketen gehören sowohl westliche als auch russische und chinesische Systeme sowie deren iranische Kopien. Dazu zählen Hawk (Mitte der 1990er Jahre: 12 Bataillone mit mehr als 150 Abschussvorrichtungen), SA-2 (45 bis 60 Abschussvorrichtungen), Rapier (rund 30) und FM-90. Unbestätigt sind Meldungen, nach denen der Iran 1996 acht Abschussvorrichtungen für SA-6 von Russland erwarb. 1997 gab der Iran offiziell die Indienststellung von Raketen des Typs SA-5 bekannt. Die Angaben über die damit ausgestatteten Einheiten schwanken zwischen drei und zehn Bataillonen. Darüber hinaus gab es seit 2000 immer wieder Berichte über Verhandlungen mit Russland zum Erwerb von Luftabwehrsystemen des Typs SA-10 und S-300, anscheinend wurden entsprechende Geschäfte aber nie abgeschlossen.

Es existiert kein einheitliches, größere Gebiete umfassendes Feuerleitsystem. Die Luftabwehr basiert vielmehr auf kleinere, nicht vernetzte Verteidigungszentren an strategisch wichtigen Punkten. Die Reichweite einzelner, von China erworbener Radarsysteme, beträgt 300 Kilometer.

Raketenarsenal

Als eine der größten Bedrohungen, vor allem für US-Einheiten in der Region und für Israel wird das iranische Raketenarsenal angesehen. Alle größeren Raketensysteme sind den Pasdaran unterstellt.

Allerdings sind die Informationen über den Umfang der iranischen Raketenbewaffnung vage. Im ersten Golfkrieg setzte der Iran knapp 100 Raketen vom Typ Scud-B (Reichweite: 300 Kilometer) ein. Im April 2001 griff der Iran Volksmudschaheddin-Basen im Irak mit angeblich 66 solcher Raketen an. Diese Behauptung wurde allerdings als unrealistisch verworfenVorlage:Ref. Vermutlich wurden die Angriffe mit anderen schweren Waffen durchgeführt. Da der Iran heute über eigene Produktionsanlagen für den Bau von Mittelstreckenraketen verfügt, ist der Umfang des Arsenals an Scud-Derivaten unbekannt. Die Schätzungen reichen von 250 bis 300 Scud-B, sowie von 200 bis 450 Scud-C und von 12 bis 18 Abschussvorrichtungen für die beiden Modelle, sind aber hochgradig spekulativ. Außerdem wird ein Bestand von rund 175 CSS-8 mit etwa 30 landgestützen Abschussvorrichtungen angenommen.

Mit Shahab-3 (Meteor) werden iranische Raketen auf der Basis der nordkoreanischen Nodong-1 mit einer Reichweite von 1300 bis 1700 Kilometern bezeichnet. Im September 2003 wurden sechs Raketen dieses Types erstmals während einer offiziellen Parade vorgeführt. Die Gesamtmenge im iranischen Besitz dürfte zwischen 25 und 100 Stück liegen. Im Jahr 2005 wurde diese Rakete mit Hilfe angeworbener russischer Wissenschaftler weiterentwickelt und deren Reichweite und Zielgenauigkeit weiter erhöht. Die nun neue markante Form der Spitze erinnert zudem stark an frühere russische Raketen. Sowohl die Shahab-3, als auch die Shahab-3A, sind vermutlich sowohl mit GPS als auch mit einem internen Navigationssystem bzw. Gyroskop ausgestattet. Inwieweit das GPS-System in einem Konflikt mit den USA nutzbar wäre, ist allerdings fraglich. Darüber hinaus ist die mögliche Zielgenauigkeit der Systeme fraglich. Westliche Experten betonen jedoch regelmäßig die Gefährlichkeit der hohen Geschwindigkeit dieser Raketen von Mach 6 - 7 und stellen die Effektivität verfügbarer Abwehrsysteme, wie Arrow und Patriot, in Frage.

Offiziell bestreitet Iran, militärische Raketen mit einer größeren Reichweite als die Shahab-3 zu entwickeln, doch gab es mehrfach Hinweise aus Geheimdienst- und iranischen Militärkreisen, dass an mehrstufigen Raketen auf der Grundlage nordkoreanischer und russischer Technologie geforscht wird. Bei dem angeblichen Projekt Shahab-6 mit bis zu 10.000 Kilometer Reichweite dürfte es sich aber aller Wahrscheinlichkeit nach um ein Gerücht handeln. Naheliegender ist, dass auf Basis der Shahab-3 an einer mehrstufigen Rakete gearbeitet wird, mit denen eigene Satelliten ins All befördert werden sollen. Im Mai 2005 bestätigte der Iran offiziell, einen Feststoff-Raketenantrieb erfolgreich getestet zu haben, der eine Reichweite von 2000 Kilometern ermöglichen soll.

Weiterhin wurden im Jahr 2001 zwölf (nicht einsatzbereite) Waffensysteme vom Typ X-55 von der Ukraine gekauft. Hierbei handelt es sich um Marschflugkörper mit einer Reichweite von bis zu 3500 km. Dem Iran fehlt aber ein entsprechendes Trägersystem, was den praktischen Nutzen dieser Anschaffung in Frage stellt. Mit der Analyse der besonders energiesparenden Antriebstechnik und Zielverfolgung dieser Flugkörper, könnte der Iran jedoch bald eigene Raketen mit ähnlicher Reichweite konstruieren. Bemerkenswert ist hierbei auch die auf diesem Gebiet vorhandene Kooperation mit China, das ebenfalls einige dieser Cruise-Missiles aus der Ukraine erhalten haben soll.

ABC-Waffen

Als Reaktion auf den massiven und erfolgreichen Einsatz von Chemiewaffen durch den Irak im ersten Golfkrieg, versucht der Iran seit dieser Zeit, ein eigenes C-Waffen-Programm aufzubauen. Vermutlich verfügt das Land über mehrere tausend Tonnen eher veralteter Kampfstoffe wie Senfgas, Phosgen und verschiedene Cyanid-Gase. Moderne Nervengifte dürften nur in kleineren Mengen vorhanden sein. Die Kapazität der Kampfmittelproduktion dürfte rund 1000 Tonnen pro Jahr betragen. Noch ist der Iran aber auf die Lieferung von Technologie und Ausgangsprodukten vor allem aus China angewiesen, arbeitet aber an einer möglichst eigenständigen Produktion. Die wichtigste Anlage zur Herstellung von Kampfstoffen befindet sich in Damghan, 300 Kilometer östlich von Teheran. Dort könnten auch Forschungsanlagen zur Herstellung biologischer Waffen angesiedelt sein, deren Kapazität zurzeit wohl noch nicht zum tatsächlichen Gefechtseinsatz von Biowaffen ausreicht. Ein weiterer Ort, an dem möglicherweise ABC-Waffen sowie Trägerraketen gelagert werden, ist die seit 1971 zwischen Iran und den Vereinigten Arabischen Emiraten umstrittene und in einem militärischen Sperrbezirk liegende Insel Abu Mussa im Persischen Golf.

Das Atomprogramm Irans ist derzeit (2006) der Anlass für massive Spannungen in den Beziehungen zwischen dem Iran und der Weltgemeinschaft. In Teheran, Ramsar und Bonab existieren drei Forschungsreaktoren. Mit russischer Hilfe wird in Buschir im Süden des Landes ein Leichtwasserreaktor errichtet. Im Bau sind außerdem eine Anlage zur Uran-Anreicherung in Natans sowie zur Produktion von Schwerem Wasser bei Arak und von Kernbrennstäben bei Isfahan. Mehrere Schwerwasserreaktoren sind in Planung. Letztere können zur Erzeugung waffenfähigen Materials verwendet werden. Vor allem von den USA wird der Vorwurf erhoben, dass die Anlagen der Herstellung von Atomwaffen dienen. Die iranische Regierung bestreitet diese Vorwürfe. Das ursprüngliche strategische Ziel der militärischen Nuklearforschung im Iran war das Beschaffen eines Waffensystems, mit dem die Unterlegenheit gegenüber den irakischen Chemiewaffen ausgeglichen werden konnte. Spätestens seit dem Dritten Golfkrieg rückt aber die Einsatzmöglichkeit während eines möglichen Krieges gegen die USA in den Mittelpunkt der strategischen Überlegungen.

Darüber hinaus versteht der Iran eigene Atomwaffen als Gegengewicht gegen das Atomwaffen-Monopol Israels in der Region.

Rüstungsindustrie

Seit dem Schah-Regime gibt es im Iran eine Tradition einer staatlich gelenkten Rüstungsindustrie. Organisiert in der Militärindustrie Organisation, die dem Verteidigungsministerium untergeordnet war, wurde vor allem Munition für Infanteriewaffen hergestellt. Nach der Islamischen Revolution brach dieser Wirtschaftszweig jedoch weitgehend zusammen. 1981 wurde angesichts des Krieges mit dem Irak die Organisation der Verteidigungsindustrie geschaffen, deren Führungsgremium zur Hälfte aus ranghohen Offizieren und Zivilisten bestand. Auch in dieser Phase wurde vor allem Infanteriemunition hergestellt sowie vermutlich in geringerem Umfang Bauteile für militärische Bodenfahrzeuge. Darüber hinaus bemühte der Iran sich, eigene Reparaturkapazitäten für seine großen Waffensysteme aufzubauen, da wegen des Embargos Ersatzteile und Fachwissen aus dem Ausland kaum zu beschaffen waren. Ab 1983 bauten die Pasdaran eine von der regulären Armee unabhängige Rüstungsindustrie auf, die ebenfalls vor allem Ausrüstung und Munition für die Infanterie produzierte.

Seit 1990 konzentriert sich die iranische Rüstungsindustrie auf den Bau von Flugzeugen und Hubschraubern sowie auf die Herstellung von Ersatzteilen für Luftfahrzeuge.

Auch das Raketenprogramm ist der Organisation der Verteidigungsindustrie untergeordnet, ebenso mehrere Produktions- und Forschungseinrichtungen, die sich in der Nähe der Stadt Parchin befinden. Dort liegt auch die größte Sprengstoff- und Munitionsfabrik des Landes. Unter anderem werden dort verschiedene Raketen hergestellt, von leichten Panzerabwehrraketen bis zu Treibstoff für die iranischen Mittelstreckenraketen. Auch Einrichtungen für die Nuklearforschung- und Technik sind nahe Parchin stationiert.

Geschichte

Armee

Zu Beginn der Herrschaft von Reza Schah Pahlavi stellten Schweden, Russen und Briten einen Großteil des iranischen Offizierskorps, was von vielen Iranern als Fremdherrschaft abgelehnt wurde. In der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen förderte der Schah die Ausbildung iranischer Offiziere an europäischen Akademien, vor allem in Frankreich und Deutschland. Nach dem Zweiten Weltkrieg wuchs der Einfluss von US-Militärberatern, zahlreiche iranische Offiziere studierten an Militärakademien in den USA. Ihren Höhepunkt erreichte die amerikanische Militärhilfe von 1973 bis zur islamischen Revolution 1979. In diesen sechs Jahren waren viele Beraterteams im Land aktiv, so dass der Iran über die größte US-Militärberatermission der Welt verfügte (1978: rund 1500 Mitglieder). Zeitgleich stieg auch die Mannschaftsstärke der iranischen Armee deutlich an. Die Militärhilfe der USA für den Iran wird für den Zeitraum von 1947 bis 1969 auf rund 1,4 Milliarden US-Dollar geschätzt. Im Zentrum der materiellen Aufrüstung stand die Luftwaffe, die am Ende der Schah-Ära die modernste Teilstreitkraft war. Zwischen 1950 und 1979 wurden rund 11.000 Angehörige des iranischen Militärs in den USA geschult. Im gleichen Zeitraum exportierten die Vereinigten Staaten Rüstungsgüter im Wert von rund 10,7 Milliarden Dollar in den Iran.

1977 wurde der zentrale iranische Militärhafen von Khorramshahr nach Bandar-e Abbas verlegt.

Die islamische Revolution führte 1979 zu einer massiven Desertionswelle, bei der alleine das Heer schätzungsweise 60 Prozent seiner Angehörigen verlor.

Nachdem die Revolution die Verbindungen zwischen den USA und dem Iran unterbrochen und ein Waffenembargo verhängt hatte, wurde die Sowjetunion zum wichtigsten militärischen Partner des Landes. US-Quellen schätzen den Wert der Waffengeschäfte zwischen dem Iran und der Sowjetunion beziehungsweise Russland von 1979 bis 2005 auf zwei bis vier Milliarden Dollar. Gleichzeitig kaufte der Iran weiter amerikanische Waffensysteme sowie Ersatzteile und Munition für die zahlreichen in seinem Besitz befindlichen Systeme aus US-Quellen. Diese Geschäfte wurden unter anderem über Israel, europäische und südamerikanische Länder abgewickelt. Seit 1979 verhinderten US-Behörden amerikanische Waffenverkäufe an den Iran in Höhe von rund zwei Milliarden Dollar. Allerdings betrieb auch die US-Regierung selbst weiter inoffizielle Waffengeschäfte, die unter der Bezeichnung Iran-Contra-Affäre bekannt wurden.

In den 1980er Jahren überholten die Volksrepublik China und Nordkorea die Sowjetunion als wichtigsten Rüstungspartner des Iran. Die genaue Größe dieser Waffengeschäfte ist unbekannt. Darüber hinaus schlossen mehrere westeuropäische Staaten trotz des Embargos offizielle Waffengeschäfte mit dem Iran ab. Eine weitere Quelle für Rüstungsgüter waren illegale Geschäfte mit Waffenhändlern in zahlreichen westlichen Staaten.

Von 1980 bis 1988 bekämpften sich Iran und Irak im Ersten Golfkrieg. Armee und Pasdaran wuchsen von 235.000 Mann im Jahr 1982 auf eine größte Stärke von 704.500 Mann 1986. Während des Krieges wurden auch die Kommandostrukturen modernisiert. Unter anderem wurden sowohl regionale als auch übergreifende Strukturen geschaffen, die hohe Offiziere des Revolutionären Garden und des regulären Militärs enthielten. US-Schätzungen gehen davon aus, dass der Irak in den acht Kriegsjahren zwischen 40 und 60 Prozent der iranischen Militärkapazität vernichtete, sowohl an Soldaten als auch an Material.

Pasdaran

Die Zur Zeit ihrer Gründung umfassten die Pasdaran rund 30.000 Mann, kurz vor dem Ende des Zweiten Golfkriegs erreichte ihre Größe rund 350.000 Mann. Bis zu diesem Zeitpunkt bestand die Garde vor allem aus kleinen, unabhängig voneinander operierenden Einheiten von bis zu Bataillonsstärke.

Der Aufbau einer klassischen militärischen Struktur sowie die Ausstattung mit Marine- und Luftwaffensystemen erfolgte ebenfalls in der Endphase des Zweiten Golfkrieges, besonders in den Monaten August und September 1988. Vor allem die Pasdaran-Marine wuchs schnell und kontrollierte bald große Teile des nördlichen Persischen Golfs. Die Luftwaffe der Revolutionären Garden ist seit der Mitte der 1990er Jahre praktisch bedeutungslos geworden, da neue Flugzeugmodelle fast ausschließlich an die reguläre Luftwaffe ausgeliefert werden.

Erster Kommandant der Pasdaran war Abbas Zamani, genannt Abu Sharif, der zuvor die Hisbollah im Libanon gegründet hatte. 1980 griffen die ersten Pasdaran-Einheiten aktiv in den Zweiten Golfkrieg ein, zunächst vor allem gegen kurdische Rebellen, später auf allen Kriegsschauplätzen. Ab 1982 kämpften rund 1000 Pasdaran-Angehörige im libanesischen Bürgerkrieg, vor allem im Shia Biqa-Tal.

Quellen

  1. Vorlage:Fußnote

Analyse des Center for Strategic and International Studies zum iranischen Raketenpotenzial

Weblinks