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Balaton

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Plattensee (Balaton)
Daten
Lage: Westungarn
Fläche 594 km²
maximale Tiefe: 12,5 m
Zuflüsse: Zala
Abflüsse: Sió Kanal
Höhe über NN: 104 m
Größere Städte am Ufer: Keszthely, Siófok
Besonderheiten: größter See Mitteleuropas,
Weinanbau

Der Plattensee vom All aus gesehen
(Landsat-Satellitenfoto aus dem Jahr 2000)

Der Plattensee (ungar. Balaton), auch Ungarisches Meer genannt, liegt in Westungarn und ist der größte See Mitteleuropas und neben dem Neusiedler See der einzige Steppensee. Insgesamt ist er 79 km lang und 13 km breit. Die Fläche beträgt 594 km² und damit 12  km² mehr als beim Genfersee oder 60 km² mehr als beim Bodensee, dem drittgrößten See Mitteleuropas. In der Mitte wird er durch die Halbinsel Tihany auf 1,3 km Breite eingeschnürt. Die durchschnittliche Tiefe beträgt 3,25 m, die maximale Tiefe 12,5 m. Dadurch erhitzt sich das Wasser im Sommer auf bis zu 28 Grad Celsius. Das Südufer des Sees ist flach, das Nordufer wird von den Weinbergen des Badacsony und den Ausläufern des Bakony gesäumt. Die Römer nannten den Plattensee Pleso. Der ungarische Name Balaton stammt vom slawischen blatna, was soviel bedeutet wie sumpfige Marsch. Trotz des wenig einladenden Namens ziehen die Strände sowie die Heilbäder und Thermalquellen in der Umgebung viele Badetouristen an. Daher ist der Plattensee neben der Hauptstadt Budapest das wichtigste Tourismusgebiet Ungarns. Wirtschaftliche Bedeutung haben außerdem der Weinanbau und der Fischfang.


Der Plattensee aus geowissenschaftlicher Sicht

Geographie

Der Plattensee liegt in der Mitte Transdanubiens zwischen dem Südostrand des Bakony-Gebirges, dem Somogyer Hügelland und der Landschaft Mezőföld.

Abmessungen

Landsat 7-Aufnahme des Plattensees (aus NASA World Wind-Bildern erstellt)

Länge 79 km
Breite 7,7 km (durchschnittlich)
größte Breite 12,7 km (zwischen Balatonaliga und Balatonalmádi)
geringste Breite 1,3 km (an der Enge von Tihany)
Tiefe 3,25 m (durchschnittlich)
größte Tiefe 12,5 m (in der Enge von Tihany)
kleinste Tiefe 0,5 m (Südseite, 300-500 m vom Ufer entfernt), 1,2 m (Nordseite, wenige Meter vom Ufer entfernt)
Fläche 594 km²
Uferlänge 195 km
Wasservolumen 1,9 Mrd. m³

Zu- und Abflüsse

Blick auf den Nationalpark „Kis Balaton“ von Balatonmáriafürdő aus

Der Kis-Balaton (dt. Kleiner Plattensee) liegt südwestlich des Plattensees und war früher ein Teil von ihm, bis er durch das Absinken des Wasserspiegels abgeschnitten wurde. Der Kis-Balaton ist für die Zufuhr des Plattensees mit Frischwasser unentbehrlich, da über ihn der einzige größere Zufluss - die Zala - in den Plattensee mündet. Seine Sumpfzonen und Schilfregionen dienen als natürlicher Wasserfilter und als Lebensraum für viele seltene Vogel- und Pflanzenarten.


In den 1920er Jahren legte man durch Absenken des Wasserspiegels Teile des Sumpfgebietes trocken. Die Zala wurde begradigt und das ungeklärte Schmutzwasser des Flusses direkt in den Balaton geleitet. Dadurch begann der Plattensee zu veralgen und sein biologisches Gleichgewicht zu verlieren. Daher wurde 1949 das Gebiet um den Kis-Balaton und den südlichen Plattensee zum Naturschutzgebiet erklärt und 1986 auf 15.000 Hektar erweitert. In den 1980er Jahren begann schließlich die Renaturierung des Kis-Balaton. Dadurch verbesserte sich die Wasserqualität des Plattensees erheblich.


Flussmündung der Zala in den Plattensee. Im Hintergrund die Stadt Keszthely

Der Fluss Zala ist mit 138 km Länge und einem durchschnittlichen Volumendurchfluss von 6 m³/min einer der kleineren Flüsse Ungarns, allerdings der größte Zufluss des Plattensees. Die Zala mündet im Norden in den Kis-Balaton und verlässt ihn im Osten, um dann zu versumpfen. Südlich von Keszthely tritt die Zala mit Sauerstoff angereichert und gereinigt aus dem Sumpfgebiet hervor und mündet ein paar hundert Meter weiter östlich in den Plattensee.

Außer von der Zala wird der Plattensee von ca. 30 ständigen und 20 periodischen Wasserläufen gespeist. Um den Wasserstand des Sees regeln zu können, wurde die Sió-Schleuse nahe Siófok gebaut. Überschüssiges Wasser wird über den Sió-Kanal östlich von Szekszárd in die Donau geleitet. Dieser Kanal stammt teilweise aus römischer Zeit und wurde bereits von Plinius dem Älteren erwähnt.

Geologie

Die Landschaft des Plattensees ist hauptsächlich aus mesozoischen Schichten aufgebaut, die den Gesteinen der Alpen ähneln. Dieses Krustensegment wurde jedoch nach Osten verschoben, bevor die Alpen aufgestaucht wurden. Daher haben die Schichten ihren ursprünglichen Verbund bewahrt. Der Balaton entstand vor ca. 15.000 Jahren(Holozän) durch Erosion: vermutlich wurde das Becken durch Wind freigeweht. In der Nähe des heutigen Keszthely bildeten sich mehrere kleine Seen, die mit einander verschmolzen und sich im Laufe von 5.000 Jahren nach Nordosten vergrößerten. Geologische Formationen zeugen von einem einst regen Vulkanismus, z.B. die Basaltsäulen am Badacsonyberg, die Geysirkegel in Tihany oder der Thermalsee in Hévíz.

Hydrografie

Hydrogeologie

Der Wasserstand des Plattensees wird durch Niederschlag, Zufluss, Verdunstung und die Wasserstandsregelung der Sió-Schleuse bestimmt. Durch Niederschlag auf das 5.800 km² Einzugsgebiet gelangt jährlich knapp eine Milliarde Kubikmeter Regenwasser in den Balaton, das entspricht ungefähr dem jährlichen Wasserverbrauch in Nordrhein-Westfalen. Hinzu kommen 370 Mio. m³ Niederschlag auf dem Plattensee selbst sowie 500 Mio. m³ Frischwasser durch zahlreiche Bäche und die Zala. Trotz dieser Zuflüsse ist im Sommer durch Verdunstung ein Abfall des Wasserspiegels um mehrere Zentimeter zu beobachten.

Wellengang

Der Plattensee bei Regen

Durch den Druck des Windes auf die Wasseroberfläche entstehen je nach Windstärke 0,5 bis 3 cm hohe Kapillarwellen. Die geringe Tiefe und die niedrige Viskosität des meist sehr warmen Wassers begünstigen die Wellenbildung. Der meist quer über den See wehende Wind wird durch die Hügel und Täler im Norden zum Pulsieren gebracht. Das führt zu einer Abfolge höherer Wellen und wellenfreier Intervalle. Wellenspitzen entstehen besonder bei plötzlicher Flaute. Durch Reflexion am Seegrund entstehen Interferenzmuster. Treten diese Einflüsse zusammen auf, können trotz der Binnenlage relativ hohe Wellen entstehen. Die bisher größte Welle wurde bei Nordwind in Ufernähe mit 1,82 m gemessen, in der Seemitte mit 1,95 m. Bei Wind ist die durchschnittliche Welle einen Meter hoch und zwischen 2 und 12 Meter lang. Wenn der Wind abflaut, laufen sich die Wellen innerhalb von zwei Stunden tot.

Wasserspiegel

Sonnenuntergang am Plattensee

Da sich bei Windeinwirkung beträchtliche Wassermengen des Plattensees mit dem Wind verlagern, kann oft ein deutlicher Wasserspiegelabfall bzw. -anstieg beobachtet werden. Winde in Längsrichtung des Sees verursachen die größten Ausschläge mit einer Schwingungszeit von 5-11 Stunden. Zwischen weit entfernten Orten am Plattensee können sich wesentliche Wasserspiegelunterschiede ergeben. Querschwingungen, Rückläufe und die Brechung durch Buchten machen genaue Vorhersagen unmöglich. Beim größten Ausschlag, der am 14. Mai 1962 beobachtet wurde, sank der Wasserspiegel bei Keszthely neun Stunden lang um 45 cm und stieg bei Alsóörs um 52 cm an. In Querrichtung wurde der größte Ausschlag (Schwingungsdauer ca. 1,5 Stunden) bei Nordwind im südwestlichen Becken zwischen Alsóörs (-52,5 cm) und Siófok (+37,5 cm) gemessen.

Strömungen

Beeinflussende Faktoren für die Strömungen im See sind die Erdrotation und der Wind. An der Oberfläche strömt das Wasser angetrieben vom Wind (Hauptwindrichtung NW) Richtung Nordost. Entgegengesetzt dazu strömt das Wasser am Grund des Sees durch die Rotation der Erde und der Gravitation von Ost nach West. Durch die starken Spiegelausschläge können hohe Strömungswerte zwischen den einzelnen Becken und auch in den Becken und Buchten selbst gemessen werden. Die höchsten Strömungswerte findet man auf der Wasserfläche zwischen der Halbinsel Tihany und dem Ufer bei Szantód, da hier ein sehr großer Wasseraustausch in dem engen Querschnitt zwischen dem nördlichen und südwestlichen Becken stattfindet. Es können dabei Strömungsgeschwindigkeiten von 1,4 bis 2 m/s erreicht werden.

Meteorologie

Wind

Die vorherrschende Windrichtung, von den Fischern am See auch Hauptwind genannt, ist im Südwesten des Plattensees um Tihany und Keszthely N und im Osten zwischen Balatonkenese und Tihany NW. Außerhalb der Frühjahrs- und Sommermonate sind Winde aus SO und SW vorherrschend. Stürme sind in der Region zwar nicht die Regel, allerdings können sie gerade für die Schifffahrt auf dem Plattensee besonders gefährlich werden, da sich die Winde während eines Sturmes jederzeit verstärken und Geschwindigkeiten von 30-35 m/s (teilweise innerhalb von 10-20 Minuten) annehmen können. Die meisten Stürme entstehen im Anschluss an eine schwache südliche Luftströmung, welche dann allerdings rasch auf starken NW-Wind wechselt.

Der stärkste bisher gemessene Windstoß erreichte am 13. Juli 1961 eine Geschwindigkeit von 129,6 km/h. Der windreichste Monat ist der April, dagegen ist der September der windärmste Monat mit Sturmwinden durchschnittlich alle zehn Tage. Zu Beginn des Sommers entstehen immer öfter auch Stürme (durchschnittlich alle drei Tage) mit Windgeschwindigkeiten von über 15 m/s. Durch die Windschattenwirkung der Halbinsel Tihany und ihrer Hügelketten werden die Windgeschwindigkeiten der Stürme im Seegebiet um das Nordostufer (zwischen Balatonfüred und Siófok) teilweise um 60 % verringert. Wegen der Abmessungen des Sees (großes Verhältnis von Länge zu Breite) ist es normal, dass in den verschiedenen Bereichen des Plattensees auch unterschiedliche Wetterlagen vorherrschen können. An einem Ende kann es stürmen, am anderen Ende Windstille herrschen. Der Landeswetterdienst betreibt in Siófok ein Vorwarnobservatorium, das die Wetterlage am Balaton auswertet und beurteilt. Vom 1. Mai bis zum 30. September werden von diesem Observatorium auch Sturmwarnungen ausgegeben. Gestaffelt sind die Sturmwarnungen in zwei Stufen. Sie werden an 24 Punkten um den Plattensee durch verschiedene Abfolgen von Leuchtsignalen dargestellt.

Klimatologie

verschneiter Balaton im Januar

Der Plattensee liegt im Bereich des gemäßigten Kontinentalklimas und hat dadurch im Jahr durchschnittlich 2.000 Sonnenstunden. Die wärmsten Monate sind Juni, Juli und August; mit Durchschnittstemperaturen am Tag um 28°C und in der Nacht um 17°C. Der Juni ist der sonnenreichste Monat mit durchschnittlichen zehn Sonnenstunden pro Tag. Die niederschlagsärmsten Monate sind August und September mit im Schnitt sechs Regentagen.

Flora und Fauna

Der Plattensee und seine Umgebung beherbergen viele seltene und geschützte Pflanzen- und Tierarten. Oft handelt es sich um besonders wärmeliebende Arten. Einige davon sollen hier dargestellt werden.

Flora

An den nach Süden exponierten Hängen des Nordufers wachsen z. B. Mandelbäume, in vielen Gärten reifen Feigen, und oft schimmern Granatäpfel durchs Laub.

Fauna

Vögel

Schwarzstörche

Am und um den Plattensee sind 250 Vogelarten, davon 27 streng geschützte Spezies wie Waldohreule, Schwarzstorch, Schwarzspecht, Kormorane, verschiedene Reiher und Löffler, zu finden.

Insekten

Etwa 1.000 verschiedene Insektenarten sind am Plattensee beheimatet. Besonders bemerkenswert ist die Vielzahl an Schmetterlingen. Die ungefähre Anzahl der Arten wird auf 800 geschätzt.

Naturschutz

Etwa 13 km² stehen unter der Ramsar-Konvention und 616 km² liegen im Nationalpark Plattensee-Hochland.

Nordufer

Die Umgebung des Plattensees ist reich an seltenen Pflanzen, Tieren und geologischen Formationen, welche heute unter Naturschutz stehen und in den Nationalpark Balaton-Oberland eingebunden wurden. Eine Besonderheit, die weit über die Grenzen Ungarns bekannt ist, sind die Steinmeere des Kali-Beckens.

Südufer (Kis-Balaton)

Diese 69 km² große "Wildwasserwelt" war einst ein Teil des Plattensees, doch nach und nach wurde dieser Teil aufgeschüttet, und so entstand der Kleine Plattensee. In den 1980er Jahren wurde ein Teil des ehemaligen Sumpfgebietes wieder renaturiert, um die natürlichen Filtereigenschaften wieder herzustellen und Anschwemmungen der Zala zu verringern.

Nationalpark Plattensee-Hochland (Balaton-Felvidék)

Der Nationalpark Plattensee-Hochland wurde 1997 gegründet. Er umfasst ein Areal von ca. 56 km² und erstreckt sich von der Halbinsel Tihany bis zum Sumpfgebiet des Kis-Balaton (Kleiner Plattensee). Landschaftlich ist er sehr vielfältig, z. B. durch die hier anzutreffenden Geysirkegel, welche noch aus der Zeit des aktiven Vulkanismus stammen. Das Gebiet des Kleinen Plattensees zeichnet sich besonders durch ein Vogelreservat und ein Büffelreservat aus. Weiterhin beherbergt der Nationalpark das Keszthely-Gebirge sowie Moore, in denen seltene Pflanzenarten vorkommen. Darüber hinaus sind im Nationalpark die versteinerten Überreste des Pannonischen Meeres zu finden.

Büffelreservat am Kis-Balaton

Indischer Wasserbüffel - nächster Verwandter der Ungarischen Büffel

Büffel sind seit mehreren hundert Jahren im Karpatenbecken beheimatet und zählen zu den ältesten ungarischen Tierrassen. Noch am Anfang des 19. Jahrhunderts gab es in Ungarn mindenstens 100.000 Tiere. Die Magyaren benutzten sie als Zugtiere und zur Milch- und Fleischgewinnung. Es war die Grafenfamilie Festetics, welche um 1800 die ersten Büffel auf ihren Weiden neben dem Sumpfgebiet des Kis-Balaton ansiedelte. Nach dem Zweiten Weltkrieg änderte sich dies jedoch rapide, da die Arbeitskraft der Büffel immer mehr von Landmaschinen und Traktoren ersetzt wurde. Die wenigen Tiere, welche in der Kápolna-puszta, in der Nähe des Plattensees, noch existierten, wurden nicht mehr als Arbeitstiere gehalten. Einzig als Touristenattraktion konnten sie überleben, da viele Touristen vom Plattensee und aus anderen Urlaubsgebieten Ungarns anreisten, um die letzten Exemplare einer in weiten Teilen Europas ausgestorbenen Tierrasse zu sehen.

Zu Beginn der 1990er Jahre wurde die Kápolna-puszta mit ihren Büffeln in den Nationalpark Plattensee-Hochland aufgenommen, und es begann eines der ersten Büffelschutzprogramme Ungarns. In weniger als 20 Jahren hat sich aufgrund dieser Maßnahmen die Büffelpopulation von 16 auf mehr als 200 Tieren erhöht, welche nun etwa 1/4 des gesamten Tierbestandes in Ungarn darstellen. Aufgabe des Reservates ist es nicht nur, den Büffeln in Ungarn wieder eine Heimat zu geben. Es soll auch auf ca. 120 Hektar interessierten Besuchern die Geschichte und die Haltung dieser Tiere näher bringen.

Infrastruktur

Die wichtigsten Orte rund um den Balaton

Orte um den Plattensee

  • Nordufer: Balatonfűzfő - Balatonkenese - Balatonalmádi
  • Südufer: Balatonfenyves - Balatonkeresztűr - Balatonmáriafürdő - Balatonszentgyőrgy
  • Südostufer: Balatonvilágos - Siófok - Zamárdi - Sántódrév - Balatonföldvár - Balatonszárszó - Balatonszemes - Balatonlelle - Balatonboglár - Fonyód
  • Nordwestufer: Keszthely - Gyenesdiás - Vonyarcvashegy - Badacsony - Badacsonytomaj - Révfülöp - Balatonszepezd - Balatonakali - Balatonudvari - Aszófő - Tihany - Balatonfüred - Csopak - Alsóőrs - Balatonalmádi

Verkehr

Der Plattensee ist wegen des Tourismus verkehrstechnisch sehr gut erschlossen. Die Autobahn M 7 führt heute direkt von Budapest bis zum Plattensee. Doch bereits 1861 wurde am Südufer eine Bahnlinie erbaut, um den Großstädtern schnelle Ferien am Balaton zu ermöglichen. 1909 wurde schließlich die nördliche Bahnlinie eröffnet. Heute ist jeder Ort am Balaton mit dem Zug zu erreichen. In der Kritik steht immer wieder die Sicherheit der Bahnübergänge. Zuletzt kam es im Mai 2003 zu einem schweren Busunglück an einem Bahnübergang in der Nähe von Siófok, bei dem viele deutsche Urlauber ums Leben kamen.

Für Querverbindungen abseits der Bahntrassen sorgen die ungarischen Fernbusse, zum Beispiel Bakony Volan. Am westlichen Ende des Balaton liegt der Flughafen Balaton in Sármellék, der regelmäßig von deutschen Flughäfen aus angeflogen wird. In der Nähe von Siófok gibt es einen weiteren regionalen Flughafen in Kiliti.

Wirtschaft

Tourismus

2004 wurden rund 1 Million Touristen in der Region um den Plattensee gezählt, welche ca. 4,3 Mio. Übernachtungen generierten und dadurch einen großen Anteil am Tourismus Ungarns haben. Der Anteil deutscher Gäste am Gesamtaufkommen betrug 21,3 Prozent. Schaut man sich nur die ausländischen Touristen an, dann liegt der Anteil der deutschen Touristen sogar bei ca. 50 Prozent.

Fischerei

Die Fischerei hat eine über 2.000 Jahre alte Tradition am Plattensee, was verschiedene archäologische Funde beweisen. Die Fischbestände setzen sich hauptsächlich aus Aal, Amur, Blei, Güster, Hecht, Karausche, Karpfen, Schleie, Wels und vor allem dem Balaton-Zander (fogas)zusammen, der nur hier vorkommt. Insgesamt leben 50 Fischarten im Plattensee, von denen ca. 15 Arten von Berufsfischern gefangen werden.

Weinbau

Datei:Balatonmariafurdo Badacsony.jpg
Blick über den Plattensee auf das Weinbaugebiet von Badacsony

Der Weinanbau hat am Plattensee - genauso wie in ganz Ungarn - eine lange Tradition, die weit über 2.000 Jahre zurück reicht. Im 3. Jahrhundert ließ Marcus Aurelius Probus weitläufige Weinpflanzungen anlegen. Später machte man sich in Keszthely um die Weinzucht verdient. Dort wurde 1797 von György Festetics die erste europäische landwirtschaftliche Fakultät gegründet. Das Georgikon gehört inzwischen zur Universität Veszprém. Im 19. Jahrhundert wurden auch die Anbaugebiete am Balaton schwer von der Reblauskatastrophe getroffen. Als Folge davon wurden viele Weinberge an Großstädter veräußert, die dort weitläufige Villen errichten ließen. Die wichtigsten Weinbaugebiete am Balaton sind heute:

  • Balatonmellék
  • Badacsony: Olaszrizling (Welschriesling), Szürkebarát (grauer Mönch), Kéknyelü (Blaustiel)
  • Balatonfüred/Csopak: Olaszrizling, Furmint
  • Dél-balaton (südlicher Balaton): Olaszrizling, Chardonnay, Leányka (Mädchentraube)

Weiter im Norden liegen die beiden Anbaugebiete bei Somló und Mór. Das größte Weinbauunternehmen am südlichen Plattensee ist Balaton-boglari Borgazdasagi Rt. Nach dem Aufkauf des Staatsunternehmens durch den deutschen Henkel-Konzern werden hier ca. 3500 Hektar bewirtschaftet. Hauptsächlich werden Weißweinsorten wie Chardonnay, Sauvignon Blanc, Rheinriesling und Traminer angebaut. Als Rotwein gelegentlich Pinot Noir, welcher als Balaton oder Balaton-Boglar vermarktet wird.


Schifffahrt

Die erste Schiffsflotte wurde durch die Familie Festetics (aus Keszthely) am Ende des 18. Jahrhunderts am Plattensee gegründet. Unter anderem richteten sie 1777 eine Fährverbindung zwischen Tihany und Szántód ein (welche damit auch die erste Fährverbindung auf dem Plattensee war). Allerdings wurde die Personenschifffahrt wenig später, nach dem Tod des Grafen György Festetics, wieder eingestellt. Auf Initiative des Grafen Istvan Széchenyi wurde Anfang des 19. Jahrhunderts die Balatoner Dampfschiffahrtsgesellschaft gegründet. Zu Ehren des Dichters Károly Kisfaludy wurde das erste Dampfschiff der Flotte auf nach ihm benannt. Neben den regelmäßigen Fährverbindungen wurden Sonntagnachmittags auch ab Balatonfüred Ausflugsfahrten auf dem Plattensee angeboten. Einen großen Aufschwung erlebte die Schifffahrt auf dem Plattensee in den 1960er Jahren durch den gestiegenen Tourismus, was auch auf den Ausbau der Eisenbahn entlang des Sees zurückzuführen ist. Die meisten Orte haben sich mit der Zeit einen Hafen zugelegt, von wo aus man zu Veranstaltungsfahrten oder auch nur zu Überfahrten aufbrechen kann. Zwischen den Orten Tihanyrév am Nordwestufer (auf der Halbinsel Tihany) und Szántód am Südostufer verkehrt eine Autofähre, die zehn Minuten zum Übersetzen braucht.

Freizeit und Tourismus

Angelsport

Wie schon unter Wirtschaft/Fischerei beschrieben, gibt es einen großen Artenreichtum an Fischen im Plattensee (unter anderem: Karpfen, Hecht, Wels, Zander), welche außerhalb der Schonzeiten fischbar sind. Insgesamt leben in dem See 25 Fischarten. Möglichkeiten zum Angeln bieten rund um den Plattensee verteilte, Stege und Charterboote. Angelkarten kann man sowohl in Anglergeschäften als auch an Campingplätzen erwerben.

Segelsport

Der Plattensee ist das wichtigste touristische Gebiet des Segelsports in Ungarn. Für die Segelboote stehen zahlreiche gut ausgerüstete Häfen und Jachtklubs zur Verfügung. Auf dem Plattensee ist es allerdings verboten, Boote mit Verbrennungsmotor zu betreiben.

Radtouren

Seit 1990 kehrt auch am Plattensee der Fahrradtourismus zurück. Vielerorts werden Radwege erneuert und neue zu dem bestehenden Netz um den See hinzugefügt.

Baden

Seit etwa dem Ende des 18. Jahrhunderts entwickelte sich der Badetourismus am Plattensee von Mai bis in den Spätherbst. Für Familien und Nichtschwimmer ist besonders das Südufer geeignet, da hier das Wasser noch 200-300 Meter vom Ufer entfernt weniger als einen Meter tief ist. Von vielen wird das Wasser als seidig bezeichnet, was daher kommt, dass es schwach alkalisch ist. Wegen der in ihm enthaltenen feinen Schwebstoffe und mineralischen Partikel könnte man es auch als stark verdünntes Mineralwasser bezeichnen.

Veranstaltungen

  • Balaton-Festival in Keszthely (Mai)
  • Saisoneröffnung Festliches Segelhissen in Balatonfüred (Mai)
  • Saisoneröffnung zu Pfingsten in Siófok (Mai/Juni)
  • Internationales Folklorefestival Aranykagyló (Goldmuschel) in Siófok (Juli)
  • Kékszalag (Blaues Band) Großer Preis, Segelregatta in Balatonfüre (Juli)
  • Anna-Ball in Balatonfüred (Juli)
  • Balaton-Ruderregatta von Alsóörs über Siófok nach Alsóőrs (Juli)
  • Durchschwimmen des Balaton von Révfülöp nach Balatonboglár (Juli)
  • Festival "Tal der Künste" ("Művészetek völgye")in Kapolcs und Umgebung, Balaton-Hochland, nördlich vom Balaton: Dorffestival mit authentischem Kunsthandwerk, Theateraufführungen, Kinderprogrammen, das gleichzeitig in mehreren Dörfern im Juli stattfindet
  • Weinwochen in Balatonfüred und in Balatonalmádi (August)
  • Leller Weinwoche in Balatonlelle (August)
  • Badacsonyer Winzerfest in Badacsony (September)

siehe auch

Zala - Nationalparks in Ungarn - Flughafen Balaton - Siófok - Balatonfüred - Keszthely - Sió-Schleuse - Tihany

Literatur

  • Pongrác Galsai: Der Balaton. Landschaft und Geschichte, Corvina Verlag, Budapest, 1978, ISBN 3876807492
  • Laszlo Trunko: Sammlung geologischer Führer Band.91, 2000, ISBN 344315073X
  • Anasztázia Koncz: Balaton: Bildband, Corvina Verlag, Budapest, 1986, ISBN 963-13-2206-8
  • Francé, R.: Balaton-Ausschuß der Ungarischen Geographischen Gesellschaft: Resultate der wissenschaftlichen Erforschung des Balatonsees, Wien, Commissionsverlag

Weblinks

Vorlage:Commons2 Balaton

www.hungary.com Karte des Plattensees
www.balaton.hu Informationen rund um den Plattensee (deutsch, engl. ungar.)
www.balaton-service.de
www.plattensee.at
Balatonschifffahrts AG
Balatonzeitung (deutsch)

Naturschutz

Plattensee-Hochland Nationalpark (deutsch, engl., ungar.)
Lageplan des Nationalparks

Organisationen:

BALATON Limnological Research Institue (ungar., engl.)
Living Lakes -> Balaton (deutsch)
Worldlakes -> Balaton (englisch)

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