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Jugendfilm

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Unter einem Jugendfilm versteht man im weiteren Sinne einen Spiel-, Dokumentar- oder Kurzfilm, der sich vorrangig an Jugendliche – das heißt Menschen in der Lebensphase zwischen beginnender Pubertät und Erwachsensein – wendet.

Jugendfilme im engeren Sinne haben jugendliche Hauptfiguren, die den gleichaltrigen Zuschauern eine mehr oder weniger umfassende Identifikation erlauben, und befassen sich mit Themen, die im Leben von Jugendlichen eine besondere Rolle spielen. Zum Beispiel emotionales, sexuelles und körperliches Erwachsenwerden, allmähliche Ablösung von den Eltern, Freundschaft und die erste Liebe.

Der Hauptunterschied liegt darin, dass nur Jugendfilme im engeren Sinne spezifisch jugendliche Erfahrungen transportieren.

Jugendfilm
Jugendfilm

Definition

Zielgruppe

In den 50er- bis 70er-Jahren waren Jugendfilme für eine Altersgruppe von fünfzehn bis ungefähr zwanzig Jahren ausgelegt. Aufgrund der früher einsetzenden Pubertät verschob sich danach die Altersgruppe auf ca. zwölf bis achtzehn Jahre.

Die Themen werden im Jugendfilm so transportiert, wie es der Lebenssituation und dem Erfahrungshorizont der Jugendlichen entspricht. Wobei dies aber auch von der Zeit und dem Produktionsland abhängig ist. Jugendliche in der BRD hatten in den 70ern andere Erfahrungen als Jugendliche in der DDR. Dahingegen hat die Zielgruppe in den 2000ern ganz andere Erfahrungen als zu anderen Zeiten. Und in nicht-westlichen Ländern ist die Lebenssituation wiederum gänzlich anders für Jugendliche.

Abgrenzung

Die Abgrenzung zwischen Jugendfilmen und Kinderfilmen erweist sich mitunter als sehr schwierig. Besonders dann, wenn sich die Protagonisten des Films in einem Alter zu Beginn der Pubertät befinden. Wie zum Beispiel beim Film Eva und Adam. Während die Folgen der gleichnamigen Serie noch eine Kinderfernsehserie ausmachen, kann der Spielfilm durch die älter gewordenen Hauptdarsteller sowohl Kinder als auch Jugendliche interessieren.

Keine Jugendfilme im engeren Sinne sind Filme, die Jugendliche lediglich als Zielgruppe nutzen, ohne inhaltlich auf ihre besondere Lebenssituation einzugehen. Ein Beispiel dafür sind die besonders seit Anfang der 2000er wieder erfolgreichen Teenager-Horrorfilme, wie zum Beispiel Scream 3 (2000), Final Destination (2000) oder Wrong Turn (2003). Diese Filme haben eine Altersfreigabe der FSK ab 16 Jahren erhalten.

Ebenfalls keine Jugendfilme im engeren Sinne sind Filme, in denen Jugendliche und ihre altersspezifischen Anliegen zwar eine tragende Rolle spielen, die jedoch nicht auf eine Identifikation des Publikums mit den jugendlichen Figuren ausgerichtet sind. Ein Beispiel dafür ist Stanley Kubricks Lolita.

Problematisch ist die Beschränkung des Begriffs Jugendfilm im engeren Sinne auf Filme, die von Selbstfindung, Pubertätskonflikten usw. handeln, wenn man sie auf Filme aus nicht-westlichen Kulturen (zum Beispiel Nahost oder Lateinamerika) anzuwenden versucht. Diese Themen beschäftigen Jugendliche dort natürlich nicht weniger, sie spielen im Film aus kulturgeschichtlichen Gründen jedoch eine weitaus geringere Rolle als in Europa und Nordamerika.

Jugendfilmgenres

Realfilm

Obwohl der Jugendfilm im Grunde jedem Genre offensteht, werden einige besonders häufig als Jugendfilm gedreht.

Schul- bzw. Schülerfilme

Diese Filme entsprechen naturgemäß meistens ganz den Kriterien des Jugendfilms, da Schüler in der Regel Jugendliche sind (zum Beispiel Crazy, Schule, beide 2000). Dazu gehören auch Internats-Filme wie Der Club der toten Dichter. Mitunter sind sie jedoch eher auf die Sichtweise einer erwachsenen Hauptfigur zugeschnitten, die dann entweder ein Lehrer, der Direktor oder der Hausmeister ist (zum Beispiel Die Feuerzangenbowle, 1944; Dangerous Minds, 1995; Ungeküsst, 1999). Dann kommen zwar auch Jugendliche darin vor, häufig jedoch nur in Nebenrollen.

Historienfilm

Historienfilme sollen ihr jugendliches Publikum durch eine Identifikation mit gleichaltrigen Hauptfiguren mit den Lebensbedingungen zu anderen Zeiten bzw. in anderen Ländern vertraut machen. Häufig werden dabei gesellschaftliche Missstände gezeigt, wie zuletzt in der Verfilmung von Charles DickensOliver Twist. Als Historienfilme gelten auch die diversen Jugendfilme über den Nationalsozialismus, wie Napola oder Sophie Scholl – Die letzten Tage, während andere Ären in Deutschland kaum Berücksichtigung oder Interesse finden.

Eine Ausnahme ist allerdings der Film Was nützt die Liebe in Gedanken, der ein reales Ereignis der Weimarer Republik behandelt. Ein amerikanischer Film wie Der weite Weg der Natty Gann beschreibt die Ära der Depression in den 30ern. Der 1988er-Felix-Gewinner Pelle, der Eroberer handelt dagegen von einem Jungen, der zu Ende des 19. Jahrhunderts mit seinem arbeitsuchenden Vater von Schweden aus auf die dänische Insel Bornholm zieht.

„Coming-of-age-Filme“

Unter diesem Begriff versteht man Filme, deren jugendliche Helden von grundlegend menschlichen Fragen bewegt werden, wie zum Beispiel in Louis Malles Auf Wiedersehen, Kinder über die Freundschaft eines Schülers mit einem vor Nazis versteckten Juden. Der erstmalige Kontakt mit solchen Fragen ist für Jugendliche etwas durchaus Alterstypisches, andererseits sind solche Motive jedoch ebenso auch für Erwachsene interessant, die selbst in diesem Alter mit entsprechenden Fragen konfrontiert waren. Durch die erstmalige Verarbeitung werden die Gefühle der jungen Menschen besonders intensiviert. Dies gilt zum Beispiel auch für den brasilianischen Krimi City of God, der mehrere Oscar-Nominierungen erhielt. Bei diesen Filmen ist die Grenze zwischen ausdrücklich als Jugendfilm konzipierten Werken oder eher an Erwachsene gerichtete Filme schwer zu ziehen, wie etwa bei Kids oder Dreizehn.

Animationsfilm

Zeichentrickfilme galten bis in die 90er-Jahre als Kinderfilme. Etabliert wurde diese Ansicht vor allem durch die Walt-Disney-Filme, obwohl diese Filme bis weit in die 70er-Jahre hinein auch sehr viele Jugendliche interessierten. Zudem sind einige Disney-Filme, wie z. B. Bambi oder speziell Taran und der Zauberkessel, wegen ihrer leicht düsteren Atmosphäre nicht unbedingt für ganz kleine Kinder geeignet.

Neben den Disney-Filmen entstanden ab den 70er-Jahren Animationsfilme wie Watership Down, Wenn der Wind weht, Felidae oder The Nightmare Before Christmas, die sich wohl eher an Jugendliche richteten als an kleinere Kinder.

Die so genannten Animefilme bieten ein breites Spektrum an Filmgenres. So findet man dort auch Filme für Jugendliche. Wie beispielsweise bei den Studio-Ghibli-Filmen Prinzessin Mononoke, Chihiros Reise ins Zauberland oder Das wandelnde Schloss.

Die Auffassung, ob ein Animationsfilm für Kinder oder doch erst für Jugendliche geeignet ist, geht in verschiedenen Ländern weit auseinander. In dem Filmdrama Die letzten Glühwürmchen wird das Schicksal von einem Jugendlichen und seiner kleinen Schwester gezeigt, die zum Ende des Zweiten Weltkrieges schlichtweg verhungern. Er ist von der FSK für Kinder ab 6 Jahren freigegeben – in vielen anderen Ländern hat der Film dagegen eine Altersfreigabe von ab etwa 12 Jahren.

Geschichte des Jugendfilms in deutschsprachigen Ländern

Weimarer Republik

Der Jugendfilm spielte in der Weimarer Republik noch keine bedeutende Rolle. Trotzdem entstanden einige hervorragende Filme. Wie zum Beispiel Junges Blut (1926), in dem ein Schüler vom Lande sich in der Großstadt in eine Schauspielerin verliebt. In Primanerliebe (1927) geht es um eine unerlaubte Liebe im Internat. Besonders erfolgreich war der Film Mädchen in Uniform (1931), in dem es um ein junges Mädchen geht, das in einem strengen preußischen Internat Halt bei einer Lehrerin sucht.

Nationalsozialismus

Die Jugend war eine von den Nationalsozialisten besonders umworbene Zielgruppe. Ein großes Publikum hatten die Jugendfilmstunden, die seit 1934 von der Hitler-Jugend durchgeführt wurden. Freilich wurden dort überwiegend Propagandafilme gezeigt, die sich ebenso an erwachsene Zuschauer wandten.

Siehe dazu:

DDR

Die Aufarbeitung des Nationalsozialismus war ein wichtiges Thema im DDR-Jugendfilm. Wie zum Beispiel in Sie nannten ihn Amigo (1958). In dem Film geht es um einen Jungen, der 1939 einen politischen Häftling versteckt und deswegen selbst ins KZ gerät.

Vor allem in den 80er-Jahren bis zum Ende der DDR entstanden Filme, wie zum Beispiel Insel der Schwäne (1983) und Ich liebe Victor (1984), die die jeweilige Lebenssituation von Jugendlichen in der DDR realistisch darstellten. Ein ganz besonderer Erfolg wurde der Film Sieben Sommersprossen, der die erste Liebe in einer typischen Situation (hier im Ferienlager) für die DDR zeigte und dabei durchaus einen kritischen Unterton hatte. Auch der Film Verbotene Liebe setzt sich kritisch mit dem Erwachsenwerden und der Reaktion der Erwachsenen darauf auseinander.

Auch bei Dokumentarfilmen wurde die Lebenssituation von Kindern und Jugendlichen in der DDR gezeigt. Wie beispielsweise Die Kinder von Golzow (1961–1984). Dabei wurden die individuellen Lebensgeschichten der Protagonisten (Jahrgänge 1953–1955) über viele Jahre hinweg dokumentiert. Die Dokumentation wurde im wiedervereinigten Deutschland dann sogar noch weitergeführt (1992–2002).

BRD – 1945 bis in die 80er-Jahre

Im Nachkriegsdeutschland waren Jugendfilme im Wesentlichen Komödien, durch die Jugendliche kaum ein realistisches Lebensgefühl vermittelt bekamen. Typisch hierfür sind beispielsweise die Immenhof-Filme, die Pauker-Filme und die Musikfilme mit Peter Alexander oder Roy Black.

Ein Ausnahmefilm war Die Halbstarken (1956), ein psychologisch differenzierter Jugendkriminalfilm vor dem Hintergrund des deutschen Wirtschaftswunders, der deutlich von amerikanischen Vorbildern wie Die Wilden oder ... denn sie wissen nicht, was sie tun inspiriert war. Ein weiterer Jugendfilm dieser Art war Bernhard Wickis Antikriegsdrama Die Brücke (1959), in dem Jugendliche in den letzten Kriegstagen als Kanonenfutter eine strategisch völlig unwichtige Brücke verteidigen sollen.

Erst mit Hark Bohm fand sich ein Regisseur, der ab den 70er-Jahren wieder regelmäßig Jugendfilme drehte. In diesen wurden realistische Lebenssituationen der jeweiligen Zeit gezeigt. Beispiele dafür sind Nordsee ist Mordsee (1975), Moritz, lieber Moritz (1977) und Yasemin (1988).

Ein sehr bekannter Jugendfilm aus der 80er-Jahren war die Literaturverfilmung Christiane F. – Wir Kinder vom Bahnhof Zoo (1981). In diesem Film wird die wahre Geschichte der hier erst 15-jährigen drogenabhängigen Prostituierten Christiane F. erzählt.

Deutschland nach der Wiedervereinigung

Nach dem kommerziell sehr erfolgreichen amerikanischen Film American Pie (1999) entstanden viele ebenfalls erfolgreiche deutsche Filme um Jugendliche. Dabei wurde das Erwachen der Sexualität zum Anlass für simple Unterhaltungsfilme genommen, wie zum Beispiel in Harte Jungs (2000) und Mädchen, Mädchen (2001).

Das Thema Erwachsenwerden junger Menschen behandelten dagegen glaubhaft und sensibel die Filme Crazy (2000) und Sommersturm (2004). Gleiches gilt auch für England! (2000), Fickende Fische (2001) und Kroko (2004). Diesen Filmen blieb trotz diverser Auszeichnungen jedoch der Publikumserfolg verwehrt. In Filmen wie Schule (2000), Nichts bereuen (2001) oder Verschwende Deine Jugend (2003) traten noch unverbrauchte Jungstars wie Daniel Brühl auf.

Auch der Handlungsstrang mit Franka Potente in Nach Fünf im Urwald (1995) setzte sich in Komödienform mit Verunsicherungen und dem entstehenden Verständnis der Umwelt gegenüber auseinander. In Paul is dead (2000) kam ein Beatles-begeisterter Teenager in den 70ern dem mutmaßlichen Tod von Paul McCartney und seiner Ersetzung durch einen Doppelgänger auf die Spur.

Eine Reihe von Filmen behandelten das Thema des Aufwachsens in der DDR. Jana und Jan (1992) schilderte eine Liebesgeschichte im Milieu eines DDR-Jugendgefängnisses kurz vor der Wende. Der Film Sonnenallee (1999) zeigt auf humoristische Weise das Leben Jugendlicher in Ostberlin. Der Film Wie Feuer und Flamme (2001) beschreibt dagegen die Liebesgeschichte eines Mädchens aus dem Westen zu einem Punk im Osten. Vergiss Amerika (2000) kreist um die Sehnsüchte junger Menschen, die ihre Flucht aus der scheinbar bedrückenden Umgebung Ostdeutschlands planen.

Zudem werden im wiedervereinigten Deutschland vermehrt Fernsehfilme mit jungen Leuten bzw. für Jugendliche produziert, wie zum Beispiel Riekes Liebe (2001). Darin geht es um Teenager auf dem Weg zu einer Karriere als Eiskunstlaufprofis. In dem Drama Königskinder (2003) wird die Geschichte einer Minderjährigen erzählt, die ungewollt schwanger geworden ist.

Österreich

Der überwiegende Teil der Jugendfilme aus Österreich sind Jugendfilme im weiteren Sinne. Wie zum Beispiel Mädchenjahre einer Königin (1954), in dem es um die Liebe von Englands junger Königin Viktoria zu Prinz Albert von Sachsen geht. Aber auch Jugendfilme im engeren Sinne wurden in Österreich produziert, wie zum Beispiel Abenteuer eines Sommers (1973), in dem es um Jugendliche zur Zeit der k.-u.-k.-Monarchie geht. In Herzklopfen (1984) wird das leidenschaftliche Liebesverhältnis zwischen einem Lehrling und einer Schülerin erzählt.

Als einer der umstrittendsten europäischen Filme über Jugendliche gilt Benny′s Video (1992) aus Österreich. Das Drama porträtiert einen von den Eltern vernachlässigten pubertierenden 13-Jährigen, dem jeglicher Realitätssinn durch Videofilme und die eigene Videokamera abhanden kommt und der für sein Hobby ohne irgendeine Gefühlsregung ein zu sich nach Hause eingeladenes gleichaltriges Mädchen tötet.

Schweiz

In der Schweiz wurden vor allem in den 70er-Jahren engagierte Jugendfilme gedreht. Wie zum Beispiel Fluchtgefahr (1974), in dem es um einen Jugendlichen geht, der bei einem Einbruch erwischt wird und als Rückfalltäter eingesperrt wird. In Kleine frieren auch im Sommer (1978) geht es um vier Schweizer Jugendliche, die in einen Teufelskreis aus Kriminalität und Drogen geraten.

Als Koproduzent beteiligte sich die Schweiz an einigen Jugendfilmen, wie zum Beispiel Le Cri du Lézard (1990), in dem es um jugendliche Ausreißer geht. In Emporte-moi – Nimm mich mit (1999) geht es um ein 13-jähriges Mädchen, das vor seiner asozialen Familie in die „heile“ Scheinwelt der Filme flüchtet. Anna Wunder (2000) erzählt die Geschichte von der jugendlichen Anna, die von ihrer Mutter wegläuft, um ihren Vater zu suchen.

Der Jugendfilm in anderen Ländern

(Anm.: Die Länder sind alphabetisch geordnet.)

Westliche Länder

Allgemein lässt sich die Tendenz beobachten, dass Jugendfilme im engeren Sinne, das heißt Filme, die Jugendliche zu einer Auseinandersetzung mit dem eigenen Erwachsenwerden und einem differenzierten Nachdenken über sich selbst ermutigen, in liberalen, demokratischen Gesellschaften weitaus günstigere Entstehungs- und Rezeptionsbedingungen haben als in autoritären Gesellschaften.

Frankreich

Französische Jugendfilme haben eine lange Tradition. Ein Beispiel dafür ist der Jugendkrimi Geheimnis von St. Agil (1938). In den 50er-Jahren entstanden engagierte Jugendfilme wie beispielsweise Engel der Halbstarken (1953). Darin geht es um Streitigkeiten einer Gruppe „Halbstarker“. Im Liebesdrama Erwachende Herzen (1954) geht es um Jugendliche, die sich für die Liebe noch zu jung fühlen.

Im Zuge der Modewelle der Paukerfilme der 80er-Jahre produzierte Frankreich einige solcher Filme wie zum Beispiel Glückwunsch ... mal wieder sitzengeblieben (1980) oder Her mit den Jungs (1984). Ein kommerziell sehr erfolgreicher Film, der auf die Gefühlswelt der Jugendlichen eingeht, war dagegen La Boum (1980) und sein Sequel La Boum 2 (1982); beide mit Sophie Marceau.

Zudem beteiligte sich Frankreich als Koproduzent bei vielen Jugendfilmen wie beispielsweise Dannys Mutprobe (1997), in dem es um die Freundschaft zwischen einem 12-jährigen Jungen und einem krebskranken alten Mann geht. In Beschkempir – Der fremde Sohn (1998) geht es um das Heranwachsen eines Waisenjungen in einem kirgisischen Dorf.

Großbritannien

Angesichts der großen Menge britischer Jugendbücher, wie zum Beispiel von Roald Dahl, ist die Zahl ihrer Verfilmungen eher gering, da die meisten Adaptionen durch Hollywood vorgenommen werden. Trotzdem gab es einige ausgezeichnete Literaturverfilmungen, wie zum Beispiel David Leans Dickens-Adaptionen Geheimnisvolle Erbschaft (1946) und Oliver Twist (1948) oder Peter Brooks Verfilmung von William Goldings Roman Herr der Fliegen (1963).

Aus Großbritannien kamen Ende der 60er und Anfang der 70er zwei der umstrittendsten sozialkritischen Jugendfilme: if.... (1968) ist eine bitterböse Abhandlung über damalige britische Internatsstrukturen und Uhrwerk Orange (1971) eine brillante Satire über die Therapie des Anführers einer gewalttätigen Jugendbande. Eines der bedeutendsten britischen Jugenddramen ist Ken Loachs Kes von 1969, das ein realistisches Bild der sozialen und familiären Verhältnisse in den Arbeitervierteln zeigt. Eine andere Sichtweise der 60er-Jahre zeigt der Film Quadrophenia (1979). Darin wird die Geschichte eines jungen Burschen erzählt, der in die Machtkämpfe zwischen Mods und Rockern gerät. Im autobiografisch orientierten Werk Hope and Glory (1987) von John Boorman geht es um die Geschichte eines Jungen, der während des Zweiten Weltkrieges in London heranwächst. Die Kulturkonflikt-Komödie East is East (1999) zeichnet das knallbunte Bild einer bi-nationalen Familie (der Vater der sieben Khan-Kids ist Pakistani und die Mutter Britin) im England der frühen 70er-Jahre.

Auch in den 2000er-Jahren werden weiterhin engagierte Jugendfilme in Großbritannien produziert, wie beispielsweise Die Wunder des Taliesin Jones (2000). Darin geht es um ein Jungen, der zum Glauben findet. Billy Elliot – I Will Dance (2000) handelt von einem 11-Jährigen, der gegen den Willen seines strengen Vaters Ballett-Tänzer werden will. Der Fußballerinnen-Film Kick it like Beckham (2002) behandelt unter anderem Themen wie die Gleichberechtigung von Frauen und Männern unter indischen Immigranten. Überaus großen kommerziellen Erfolg haben die bisherigen vier Verfilmungen der Harry-Potter-Romane.

Italien

Auch Italien hat eine lange Tradition, Jugendfilme betreffend. In dem Episodenfilm Kinder unserer Zeit (1952) geht es um Delikte halbwüchsiger Krimineller in drei verschiedenen europäischen Ländern. In der feinfühligen Inszenierung Freunde fürs Leben (1955) geht es um Jugendfreundschaften.

Im Zuge der Paukerfilmwelle entstanden in Italien solche Filme wie Jetzt treibt sie's auch noch mit dem Pauker (1978). Ein besonders in der DDR sehr erfolgreicher Jugendfilm war der Liebesfilm Cinderella ′80 (1984). Unter dem Titel Cinderella ′87 wurde dieser Film auch in der BRD (allerdings mit einer anderen deutschen Synchronisation) veröffentlicht.

Ein neuerer italienischer Jugendfilm ist unter anderem Karate Rock (1990), in dem es um Konflikte an einer Schule geht. In Der Riesenkürbis (1993) geht es um ein 13-jähriges Mädchen, das unter epileptischen Anfällen leidet.

Japan

Die geistige und seelische Verarbeitung der Atombombenabwürfe spielt im japanischen Film eine große Rolle. Zu diesem Thema sind auch einige Jugendfilme entstanden. Zum Beispiel Kinder von Hiroshima (1952/53), Das Mädchen Toshiko (1979), Lehrerin (1982) oder Kinder von Nagasaki (1983).

Aber auch anderen Themen widmet sich der japanische Jugendfilm. Von der Komödie Junge Mäherin (1953), darin geht es um junge Liebende bei der Heuernte, bis hin zum Filmdrama Junge (1969). Dieser Film erzählt die Geschichte eines Jungen, der aus der Kindheit vertrieben wird.

In den 80er-Jahren kamen weitere japanische Jugendfilme nach Deutschland. Wie zum Beispiel Frei wie ein Vogel (1980). Darin geht es um Spatzen, die in Japan geschossen werden. Bärenfänger (1986) wiederum erzählt die Beziehung zwischen einem Jungen und seinem Großvater.

Niederlande

Kinderfilme wurden in den Niederlanden relativ häufig produziert, während Jugendfilme von dort eher selten waren. Dennoch gab es einige engagierte Jugendfilme wie zum Beispiel das Filmdrama Messer (1960), in dem es um die Pubertätskrise eines 13-jährigen Jungen geht. Spetters – Knallhart und romantisch (1980) erzählt die Geschichte von drei Jugendlichen, die versuchen, mit ihren Motorrädern einem Idol nachzueifern. Im Film Taschendieb (1995) geht um einen 12-jährigen Jungen, der von zwei stärkeren Jungs dazu gezwungen wird, älteren Frauen die Handtaschen zu klauen.

Russland

Da in der DDR möglichst wenig Filme aus kapitalistischen Ländern in den Kinos laufen sollten, wurden vor allem aus sozialistischen Bruderländern Filme in Deutsch synchronisiert. Der überwiegenden Anteil davon war aus der UDSSR, weil diese eine große Kinofilmproduktion hatten.

In den Anfängen gab es einige politsch motivierte russische Filme, wie zum Beispiel bei Freundschaft (1948), Ihr großer Tag (1958) oder Flaggen auf den Türmen (1958). Der überwiegende Teil waren allerdings unpolitische Unterhaltunsfilme wie zum Beispiel Die Kratzbürste (1957) oder Gefährliche Mission (1959). Zudem gab es zahlreiche Literaturverfilmungen wie beispielsweise Fünfzehnjährige Kapitän (1945), Dem Leben entgegen (1952), Geheimnis des Bergsees (1954) oder Geschichte einer ersten Liebe (1957).

Der Trend in der russischen Jugendfilmproduktion setzte sich in den 60er-Jahren weiter fort. Es entstanden weiter Fime, die politischen Einfluss auf Jugendliche nehmen wollten. Wie zum Beispiel Armee der Bachstelzen (1964) oder Es geschah in der Aufklärung (1968).

Die Anzahl der unpolitschen Unterhaltungsfilme stieg in den 60ern aber im Verhältnis wesentlich stärker an. Wie zum Beispiel Abenteuer des Krosch (1961), Kommen Sie morgen (1963), Fußballkapitän (1963), Begegnung mit der Zärtlichkeit (1967), Dubrawika (1967) oder Kleine Ausreißer (1967). Letzterer war eine russisch-japanische Koproduktion.

Die russischen Jugendfilme der 70er-Jahre enthielten sich jeder politischen Indoktrination, ohne aber die Auswirkungen des politischen Systems zu verleugnen. Zudem begannen sie ein realistisches Jugendbild zu zeigen. Zum Beispiel in Coming-of-age-Filmen wie Hierher fliegen die Schwäne (1973), Der furchtlose Ataman (1973) oder Ich bin doch schon erwachsen (1974).

Zahlreiche russische Jugendfilme der 70er-Jahre waren Historienfilme. Wie zum Beispiel Begegnung an der alten Moschee (1970), Die verschollene Expedition, Goldene Fluß (1976), Bewegte Kindheit (1976), Auf Wolfsspur (1977), Alles wegen Kusmin (1978) oder Geschichte eines Jungen aus Abchasien (1978).

Aber auch andere Filmgenres wurden im russischen Jugendfilm verwendet. Wie zum Beispiel Filmdramen Bedenkzeit für die Liebe (1971) oder Jirka läßt die Puppen tanzen (1974). Liebesfilme waren zum Beispiel Hurra, wir haben Ferien! (1972), Hundert Tage nach der Kindheit (1975), Kühnen Träume (1975) oder An meinem Tod ist Klawa K. schuld (1979).

In den 80er-Jahren wurden nicht mehr so viele russische Filme in Deutsch synchronisiert. Dennoch gab aus den verschiedensten Filmgenres russische Jugendfilme. Zum Beispiel Alarm an der Küste (1981), Abenteuer von Tom Sawyer und Huckleberry Finn (1982), Alle rufen mich Talisman (1983), Bote (1987), Brandstifter (1988) oder Kleine Vera (1988).

Skandinavien

Skandinavien hat eine große Tradition, was Kinder- und Jugendfilme betrifft. Filme wie Mein Leben als Hund und Pele, der Eroberer erhielten Oscars als Bester ausländischer Film. Lukas Moodysson gilt als einer der bekanntesten europäischen Regisseure und drehte mit Raus aus Åmål und Lilja 4-ever moderne Jugend-Studien. 2003 wurde die Verfilmung Evil des autobiographischen Romans des Krimi-Autoren Jan Guillou über seine Schuljahre für den Oscar nominiert.

Der skandinavische Film kann auf eine große Anzahl von Jugendbüchern zurückgreifen, von denen viele als Literaturverfilmung umgesetzt wurden. Wie zum Beispiel Die Zeit mit Monika (1953), Mädchen im gefährlichen Alter (1956), Ich bin Maria (1979), Geschichte von Kalle und Reinert (1979), Junge im Baum (1981), Unter dem Nordlicht (1985) oder Frida – Mit dem Herzen in der Hand (1991). Kommerziell sehr erfolgreich war Sofies Welt (1999), in der eine 14-jährige Schülerin von einem väterlichen Freund in die Welt der Philosophie eingeführt wird.

Der Jugendfilm war in der skandinavischen Filmgeschichte stets ein wichtiger Faktor. So entstand in den 50er-Jahren beispielsweise Wenn die Liebe erwacht (1952). In der Komödie geht es um Primaner-Liebe auf einer gemischten Oberschule. Im Drama Es geschah aus heißer Jugendliebe (1952) wird von einer Schülerliebe berichtet, die durch die uneheliche Geburt eines Kindes gefährdet wird. Gewalt gegen Gewalt (1954) berichtet über Jugendkriminalität im Schweden der 50er-Jahre.

Viele Filmgenres fanden ihre Umsetzung in Jugendfilmen. Zum Beispiel in Filmdramen wie Neue (1955), Kinderwagen (1963), Lenk oder Das Ende einer Kindheit (1975), Such′ nicht nach mir (1982), Schwarze Panther – Rebellen des Zorns (1992) oder Wild Angel (1997). Leichte Unterhaltung boten dagegen Liebesfilme wie beispielsweise Es war einmal ein Krieg (1966), Eine schwedische Liebesgeschichte (1969) oder Keine Liebe wie die unsere (1988). Im Genre Semi-Dokumentarfilm entstanden Jugendfilme wie zum Beispiel Mein Heim ist Copacabana (1965). Darin geht es um das Schicksal elternloser Straßenkinder in Rio de Janeiro.

Ein ganz wichtiges Thema im skandinavischen Jugendfilm sind Coming-of-age-Filme. Im Rahmen der Persönlichkeitsentwicklung von Jugendlichen wird von ihnen ein realistisches Bild der Lebenssituation vermittelt. Daher sind solche Filme sehr zahlreich – wie unter anderem Abseits (1979), So bin ich auch (1980), Baum der Erkenntnis (1981), Twist and Shout – Rock'n'Roll und erste Liebe (1984), Straße der Kindheit (1986), Höher als der Himmel (1994) oder Träume wachsen nicht auf Bäumen (1996).

Auch in den 2000er-Jahren entstehen weiterhin Jugendfilme. Zum Beispiel Kinder des Sturms (2000), ein Dokumentarfilm über das Leben von 14-jährigen Schülern. In Liebe in Blechdosen (2000) wird die Geschichte von zwei schwedischen Waisenkindern in den 50er-Jahren erzählt.

Spanien

Aus Spanien kommend wurden vor allem in den 80er-Jahren einige Jugendfilme ins Deutsche synchronisiert. Wie zum Beispiel Bertas Motive (1983). Darin geht es um die Erlebnisse eines Mädchens in der öden Landschaft Kastiliens. Das Drama Rothaarige Teo (1985) erzählt die Erlebnisse des Sohns eines Madrider Richters und seines sterbenden Großvaters. In 27 Stunden (1986) werden 27 Stunden aus dem Leben eines 18-jährigen baskischen Jugendlichen und seiner Freunde aufgezeigt. Ebenfalls ein Porträt jugendlichen Lebens ist Schönsten Jahre des Lebens (1989). Zudem entstanden Literaturverfilmungen wie zum Beispiel Dickkopf (1982) oder Liebe Valentina (1982).

Aber auch in den 2000ern entstehen weiterhin Jugendfilme im weiteren Sinne, wie zum Beispiel The Devil's Backbone (2001). In diesem Thriller geht es um ein düsteres Geheimnis in einem völlig entlegenen Waisenhaus zur Zeit des Spanischen Bürgerkrieges.

USA

Stummfilmzeit bis 50er-Jahre

Der amerikanische Jugendfilm spiegelt, mehr noch als andere Filme, die gesellschaftlichen Entwicklungen und die Krise des Hollywood-Kinos wider. Wobei der Begriff des Jugendfilms sich erst entwickelte. Filme galten in der Anfangszeit der Filmindustrie als Unterhaltung für alle Altersgruppen.

Frühe Beispiele von angagierten Jugendfilmen sind zum Beispiel die Literaturverfilmung Kinder auf den Straßen (1933). Dort geht es um Jugendliche während der amerikanischen Wirtschaftskrise. In Boys Town (1938) wird die Geschichte eines Pfarrer erzählt, der ein Heim für sozial benachteiligte Jugendliche einrichten will.

Ein bedeutender Teil des amerikanischen Nachkriegskinos umfasst vermeintliche Kinder- bzw. Jugendfilme wie beispielsweise Black Beauty (1946), Black Gold (1947), In 80 Tagen um die Welt (1956) die zwar häufig Oscar-Nominierungen oder -Auszeichnungen erhielten, in denen Jugendliche und ihre Probleme jedoch überhaupt nicht thematisiert wurden.

Als Resultat wurden realistische Filme jugendlichen Verhaltens und ihrer Empfindungen häufig als Provokation angesehen, zumal in ihnen häufig die Heranwachsenden mit Gewalt auf das elterliche Unverständnis reagierten: (Der Wilde, 1953); ... denn sie wissen nicht, was sie tun und Saat der Gewalt, 1955). Versuche, Jugendliche durch gefällige Gesangsfilme ihres Idols Elvis Presley an Hollywood zu binden, scheiterten, da das Publikum sich einfach neue oder andere Helden wie Marlon Brando, Steve McQueen oder Paul Newman suchte.

Zudem entstanden in den 50ern einige Literaturverfilmungen von Jugendbüchern. Wie zum Beispiel Junges Glück im April (1957) oder Das Geheimnis der verwunschenen Höhle (1959).

60er- bis 70er-Jahre

In den 60ern rückte eine neue Generation Jugendlicher nach, die unter anderem Die Reifeprüfung (1967) oder Easy Rider (1969) sahen. Erstgenannter Film gilt auch als Auslöser der Popkultur und zeigte, dass die Heranwachsenden eher verwirrt, unsicher und desinteressiert als rebellisch und zornig waren.

Später entwickelte sich das New Hollywood, ein von jungen Filmemachern begründetes realistisches Kino, an dem das Studiosystem des alten Hollywood zerbrach. Beispiele dieser Entwicklung waren Die letzte Vorstellung (1971) und American Graffiti (1973), in der George Lucas als erster Regisseur die Handlung eines Jugendfilms in seine eigene Kindheit verlegte und somit neben den Jugendlichen des Jahres 1973 auch jene als Zuschauer gewann, die zur Zeit der Handlung (60er-Jahre) selbst Jugendliche waren. Dieser Kunstgriff wurde später häufiger angewendet, so zum Beispiel in Die Outsider, American Diner und Stand By Me. 1973 entstand mit Jeremy einer der wenigen Liebesfilme, der unter Jugendlichen spielt.

1977 löste Saturday Night Fever das Disco-Fieber aus, bevor Der weiße Hai und Krieg der Sterne das Blockbuster-Kino etablierten, welches das Kinoprogramm für Jugendliche über die nächsten Jahrzehnte bestimmte.

80er- bis 90er-Jahre

Die Jugendfilme der 80er-Jahre erzeugten kaum gesellschaftliche Impulse. Sie waren im Wesentlichen von den Erfolgen Steven Spielbergs, George Lucas’ und John Hughes’ geprägt. Während die ersten beiden Regisseure vor allem den Action-Film für Jugendliche etablierten (Zurück in die Zukunft, Gremlins, Die Goonies, Willow usw.), drehte Hughes Komödien über Schüler, in denen zwar auch Probleme wie die Entwicklung von Individualität, Gruppenzwängen oder Einsamkeit thematisiert wurden (Der Frühstücksclub, Ferris macht blau, Pretty in Pink), diese aber stets mit einem Happy End gelöst wurden. In diese Kategorie gehören auch St. Elmo’s Fire und Das Geheimnis meines Erfolges.

Daneben entstand aber auch eine Reihe von Filme, die sich kritisch mit den Lebenserfahrungen Jugendlicher und junger Erwachsener auseinander setzten. Wie zum Beispiel der Film Reise zur Insel der Geister (1988), bei der es um die Auseinandersetzung von Jugendlichen zwischen Tradition und Moderne geht. Maßstäbe setzte hier Francis Ford Coppola mit den beiden Auftragswerken Die Outsider und Rumble Fish, aber auch Das Messer am Ufer (1986) mit Keanu Reeves über einen Mord unter Jugendlichen. Alan Parkers Film Birdy von 1984 beschreibt die Freundschaft zweier Jugendlicher angesichts traumatischer Erfahrungen im Vietnam-Krieg. Die Kadetten von Bunker Hill (1981) handelt von der Verführbarkeit junger Menschen angesichts einer scheinbaren Ordnung und von falsch verstandenen Ehrbegriffen. Neben Timothy Hutton, der 1980 als jüngster Darsteller einen Oscar für Eine ganz normale Familie erhalten hatte, spielten Sean Penn und Tom Cruise, dessen 1986 gedrehter Film Top Gun als speziell für jugendliche Männer gedachter Werbefilm fürs Militär konzipiert worden war.

Als Trend erwies sich, dass im Fernsehen erfolgreiche Komiker – zumeist aus der Saturday Night Live Show – auf die Leinwand wechselten (Beverly Hills Cop, Ghostbusters, Tote tragen keine Karos), auf der sie zum Teil sogar die bereits bekannten Rollen darstellten (der Musikfilm Blues Brothers). Überhaupt konnten Tanz- und Musikfilme wieder vermehrt Zuschauer anziehen (Flashdance, Footloose, Fame, Dirty Dancing). Hierzu gehört auch die in den 60ern angesiedelte Komödie Hairspray (1988) von John Walters.

Die Jugendfilme der 90er-Jahre begannen mehr gesellschaftliche Impulse zu erzeugen. In Gilbert Grape – Irgendwo in Iowa (1993) geht es um einen jungen Amerikaner, der neben der Fürsorge für seine Mutter und den behinderten Bruder Raum nach seinem eigenen Leben sucht. Das Thema Aids dokumentiert das Drama Kids (1995). Darin geht es um ein Mädchen, das von einem Jungen mit HIV infiziert wird. Es folgten die Filme The Mighty (1998), in dem es um die magische Traumreise zweier ungleicher Freunde geht, und Rushmore (1998), eine intelligente Tragikomödie im Highschool-Milieu.

Die 2000er

Das neue Millennium wurde von einer Reihe erfolgreicher Adaptionen von Shakespeare-Stücken eingeleitet, die eine gelungene Modernisierung erfuhren. Julia Stiles spielt in gleich drei dieser Filme die Hauptrolle: 10 Dinge, die ich an Dir hasse, Hamlet und O.

Zu den engagierten Jugendfilmen der 2000er gehören 8 Mile (2002) von Curtis Hanson, der erste ernsthafte Film um die Rapkultur, in dem Eminem die mutmaßlich autobiografisch angelegte Hauptrolle übernahm. Das Jugenddrama The Dangerous Lives of Altar Boys (2002) spielt im Milieu einer katholischen Schule der 70er-Jahre. Der Abenteuerfilm Das Geheimnis von Green Lake (2003) ist in einem Erziehungs- und Arbeitslager angesiedelt. Eine ähnliche Thematik wurde auch in Thumbsucker (2005) behandelt. Darin geht es um einen Teenager, der entdeckt, dass seine übertherapierten Probleme eigentlich gar keine richtigen Probleme sind. Mean Creek (2004) handelt von einer Clique, die sich an einem sie drangsalierenden Jungen rächen will.

Jugendfilme aus anderen Kulturkreisen

Es gibt eine beachtliche Zahl nicht-westlicher Filme in Europa zu sehen. Diese unterscheiden sich jedoch häufig grundlegend von hier gängigen Jugendfilmen. Auf vertraute Stilmittel, wie den Einsatz von Popmusik, humorvolle Auflockerung der Handlung oder das Happy End wird bei ihnen häufig verzichtet. Aufgrund des fremdartigen kulturellen Hintergrundes und der beschriebenen ungewohnten Lebensumstände finden diese Filme allerdings eher ein erwachsenes Publikum.

Afrika

Auch aus Afrika kamen bereits sehr interessante Filme zu uns, wie zum Beispiel Geschenk Gottes (Burkina Faso 1982). Dieser Film behandelt die Geschichte eines stummen Jungen in einem afrikanischen Dorf. In Zwei Welten (Zimbabwe 1988) wird die authentische Geschichte einer 13-jährigen Weißen im Südafrika der Apartheid erzählt. Das 1992 von Briten produzierte Filmmusical Sarafina! spielt 1976, also ebenfalls zur Zeit der Apartheid, in Südafrika und handelt von den aufmüpfigen Schülern einer Schule der South Western Townships (auch als Soweto bekannt) bei Johannesburg.

Moslemische Länder

Filme aus moslemischen Ländern können für ein jugendliches Publikum durchaus sehenswert und interessant sein. Diese Filme vermitteln zum Teil einen authentischen Einblick in eine ganz andere Realität. In Halfaouine – Zeit der Träume (Tunesien 1990) werden die letzten "Kindertage" eines 12-jährigen Jungen in Tunis in Szene gesetzt. Oder Zeit der trunkenen Pferde (Iran 2000), in dem es um junge Kurden geht, die ihren todkranken Bruder zu retten versuchen. Der preisgekrönte Film Osama (Afghanistan 2002) erzählt von einem Mädchen, das sich im Afghanistan der Taliban als Junge verkleidet.

Ureinwohner

Filme über Ureinwohner handeln oft von der kulturellen Identitätssuche Jugendlicher. Wie zum Beispiel Whale Rider (Neuseeland 2002), der die Geschichte eines jungen Maori-Mädchens erzählt. In Long Walk Home (Australien 2002) wird die authentische Geschichte der Flucht dreier junger Aborigine-Mädchen aus einem englischen Um-Erziehungslager des Jahres 1931 gezeigt. In dem norwegischen Abenteuerfilm Pathfinder (1987) wird die Geschichte eines Sámi-Stammes erzählt, der etwa um das Jahr 1000 n. Chr. von einem trickreichen 16-jährigen Helden vor der Vernichtung durch seine mutmaßlich übermächtigen Feinde bewahrt wird. Der Abenteuerfilm Der Smaragdwald (Großbritannien 1985) behandelt die zum Teil authentische Geschichte eines weißen Jungen, der von Amazonas-Indianern entführt wird, bei ihnen aufwächst und sich Jahre später trotz Wiederentdeckung durch den richtigen Vater gegen dessen Zivilisation und für "seinen Stamm" entscheidet.

Weitere Informationen

Altersfreigabe

Jugendfilme haben in der Regel eine Altersfreigabe FSK 12 bzw. FSK 16. Allerdings sind auch einige Jugendfilme mit FSK 6 freigegeben. Denn die FSK prüft nur, ob es Inhalte im Film gibt, die für Kinder ungeeignet sind.

Ob es sich bei einem FSK-6-Film wirklich um einen Kinderfilm oder doch eher um einen Jugendfilm handelt, wird von der FSK nicht überprüft. Daher kann es gut sein, dass bei einem FSK-6-Film der komplette Sinn des Werkes erst von älteren Kindern bzw. Jugendlichen erfasst wird.

Jugendfilmpreise

Wichtige Jugendfilmpreise sind zum Beispiel:

  • der Jugendfilmpreis des Filmbüros Baden-Württemberg e. V.
  • der Kasseler Jugendfilmpreis
  • der Frankfurter Jugendfilmpreis (im Rahmen der Hessischen Jugendfilmtage von der Stadt Frankfurt verliehen)
  • der Bayerische Jugendfilmpreis
  • der Kinder- und Jugendpreis der Nordischen Filminstitute
  • Kategorie „Bester Kinder- und Jugendfilm“ des Deutschen Filmpreises

Siehe auch

Portal: Film – Übersicht zu Wikipedia-Inhalten zum Thema Film
Wiktionary: Jugendfilm – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Literatur

  • Vera Hütte / Hauke Lange-Fuchs: Das Kinderbild im skandinavischen Film

Weblinks