„Liste griechischer Phrasen/My“ – Versionsunterschied

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== {{lang|grc|Μαιευτικὴ τέχνη}} ==
== {{lang|grc|Μαιευτικὴ τέχνη}} ==
[[Datei:Sanzio 01 Socrates.jpg|mini|Der disputierende [[Sokrates]] (rechts) in [[Raffael]]s Gemälde [[Die Schule von Athen]]]]
[[Datei:Sanzio 01 Socrates.jpg|mini|hochkant|Der disputierende [[Sokrates]] (rechts) in [[Raffael]]s Gemälde [[Die Schule von Athen]]]]
;{{lang|grc|Μαιευτικὴ τέχνη}}
;{{lang|grc|Μαιευτικὴ τέχνη}}
:Μaieutikē technē
:{{lang|grc-Latn|Μaieutikē technē}}
:„Hebammenkunst“
:„Hebammenkunst“
Als [[Mäeutik]] bezeichnete [[Sokrates]] in Anspielung auf den Beruf seiner Mutter seine Kunst der [[Gesprächsführung]]. Die Mäeutik beruht auf der Grundannahme, dass die Wahrheit in der angeborenen Vernunft jedes Menschen bereitliegt und nur ans Licht gebracht („entbunden“) werden muss.
Als [[Mäeutik]] bezeichnete [[Sokrates]] in Anspielung auf den Beruf seiner Mutter seine Kunst der [[Gesprächsführung]]. Die Mäeutik beruht auf der Grundannahme, dass die Wahrheit in der angeborenen Vernunft jedes Menschen bereitliegt und nur ans Licht gebracht („entbunden“) werden muss.


Die sokratische Ironie besteht darin, dass Sokrates vorgibt, der Unwissende zu sein, aber Fragen stellt, in denen die Antwort schon verborgen liegt. Der Kern des sokratischen Gesprächs ist es, durch gezielte Fragen die Beteiligten in den Dialog einzubeziehen, sodass sie selbst zu Erkenntnissen gelangen.
Die sokratische Ironie besteht darin, dass Sokrates vorgibt, der Unwissende zu sein, aber Fragen stellt, in denen die Antwort schon verborgen liegt. Der Kern des sokratischen Gesprächs ist es, durch gezielte Fragen die Beteiligten in den Dialog einzubeziehen, so dass sie selbst zu Erkenntnissen gelangen.


Die Mäeutik verfährt in zwei Schritten:
Die Mäeutik verfährt in zwei Schritten:
# In der Elenktik („Kunst der Überführung“) erschüttert Sokrates den Standpunkt seines Gesprächspartners und überführt ihn in die Aporie, wodurch die Bereitschaft zur Suche nach der Erkenntnis geweckt werden soll.
# In der Elenktik („Kunst der Überführung“) erschüttert Sokrates den Standpunkt seines Gesprächspartners und überführt ihn in die Aporie, wodurch die Bereitschaft zur Suche nach der Erkenntnis geweckt werden soll.
# In der Protreptik („Kunst der Hinwendung“) führt Sokrates den Gesprächspartner dann durch weiteres Fragen zu einer richtigen Meinung.
# In der Protreptik („Kunst der Hinwendung“) führt Sokrates den Gesprächspartner dann durch weiteres Fragen zu einer richtigen Meinung.

Ziel der Mäeutik ist, εὖ ζῆν (eu zēn), „richtig/gut/wahr zu leben“.
Ziel der Mäeutik ist {{lang|grc|εὖ ζῆν|(eu zēn)}} – „richtig/gut/wahr zu leben“.


== {{lang|grc|Μακάριοι οἱ μὴ ἰδόντες καὶ πιστεύσαντες.}} ==
== {{lang|grc|Μακάριοι οἱ μὴ ἰδόντες καὶ πιστεύσαντες.}} ==
[[Datei:Le Caravage - L'incrédulité de Saint Thomas.jpg|mini|[[Caravaggio]]: ''[[Ungläubiger Thomas|Der ungläubige Thomas]]'']]
[[Datei:Le Caravage - L'incrédulité de Saint Thomas.jpg|mini|[[Caravaggio]]: ''[[Ungläubiger Thomas|Der ungläubige Thomas]]'']]
;{{lang|grc|Μακάριοι οἱ μὴ ἰδόντες καὶ πιστεύσαντες.}}
;{{lang|grc|Μακάριοι οἱ μὴ ἰδόντες καὶ πιστεύσαντες.}}
:Makarioi hoi mē idontes kai pisteusantes.
:{{lang|grc-Latn|Makarioi hoi mē idontes kai pisteusantes.}}
:„Selig die nicht sehen und doch glauben.“
:„Selig die nicht sehen und doch glauben.“
Der Begriff des [[Ungläubiger Thomas|ungläubigen Thomas]] ist aus dem [[Evangelium nach Johannes]] abgeleitet, wo der Apostel [[Thomas (Apostel)|Thomas]] erst dann die [[Auferstehung]] Jesu glauben will, wenn er dessen Wundmale berührt hat. Thomas war nicht dabei, als Jesus kam. Als die anderen Jünger zu ihm sagten ''„Wir haben den Herrn gesehen“'', entgegnete er skeptisch:
Der Begriff des [[Ungläubiger Thomas|ungläubigen Thomas]] ist aus dem [[Evangelium nach Johannes]] abgeleitet, wo der Apostel [[Thomas (Apostel)|Thomas]] erst dann die [[Auferstehung]] Jesu glauben will, wenn er dessen Wundmale berührt hat. Thomas war nicht dabei, als Jesus kam. Als die anderen Jünger zu ihm sagten ''„Wir haben den Herrn gesehen“'', entgegnete er skeptisch:
:''„Wenn ich nicht die Male der Nägel an seinen Händen sehe und wenn ich meinen Finger nicht in die Male der Nägel und meine Hand nicht in seine Seite lege, glaube ich nicht.“''
:''„Wenn ich nicht die Male der Nägel an seinen Händen sehe und wenn ich meinen Finger nicht in die Male der Nägel und meine Hand nicht in seine Seite lege, glaube ich nicht.“''
Acht Tage später war Thomas dabei als Jesus, trotz verschlossener Türen, in ihre Mitte trat. Dann sagte er zu Thomas:
Acht Tage später war Thomas dabei, als Jesus trotz verschlossener Türen in ihre Mitte trat. Dann sagte er zu Thomas:
:''„Streck deinen Finger aus – hier sind meine Hände! Streck deine Hand aus und leg sie in meine Seite und sei nicht ungläubig, sondern gläubig!“''
:''„Streck deinen Finger aus – hier sind meine Hände! Streck deine Hand aus und leg sie in meine Seite und sei nicht ungläubig, sondern gläubig!“''
Thomas tat dies und sagte tief beeindruckt:
Thomas tat dies und sagte tief beeindruckt:
:''„Mein Herr und mein Gott!“''
:''„Mein Herr und mein Gott!“''
Jesus aber sagte zu ihm:
Jesus aber sagte zu ihm:
:''„Weil du mich gesehen hast, glaubst du. Selig sind, die nicht sehen und doch glauben.“'' <ref>[[Evangelium nach Johannes]] 20,24-29</ref>
:''„Weil du mich gesehen hast, glaubst du. Selig sind, die nicht sehen und doch glauben.“''<ref>[[Evangelium nach Johannes]], {{BB|Joh|20,24–29}}</ref>


== {{lang|grc|Μακάριοι οἱ πτωχοὶ τῷ πνεύματι.}} ==
== {{lang|grc|Μακάριοι οἱ πτωχοὶ τῷ πνεύματι.}} ==
;{{lang|grc|Μακάριοι οἱ πτωχοὶ τῷ πνεύματι, ὅτι αὐτῶν ἐστιν ἡ βασιλεία τῶν οὐρανῶν.}}
;{{lang|grc|Μακάριοι οἱ πτωχοὶ τῷ πνεύματι, ὅτι αὐτῶν ἐστιν ἡ βασιλεία τῶν οὐρανῶν.}}
:Makarioi hoi ptōchoi tō pneumati, hoti autōn estin hē basileia tōn ouranōn.
:{{lang|grc-Latn|Makarioi hoi ptōchoi tō pneumati, hoti autōn estin hē basileia tōn ouranōn.}}
:„Selig die [[Armut im Geiste|Armen im Geiste]], denn ihrer ist das Himmelreich.“
:„Selig die [[Armut im Geiste|Armen im Geiste]], denn ihrer ist das Himmelreich.“
Anfang der [[Seligpreisung]] im [[Matthäusevangelium]] <ref>[[Evangelium nach Matthäus]], 5.3ff</ref>
Anfang der [[Seligpreisung]] im [[Matthäusevangelium]] <ref>[[Evangelium nach Matthäus]], {{BB|Mt|5,3–11}}</ref>
Die Seligpreisungen (''Makarismen'' von {{lang|grc|Μακάριοι...}}) sind eine Reihung von 8 + 1 Mal „Selig sind...“, mit denen [[Jesus Christus|Jesus]] seine [[Bergpredigt]] einleitet. Dabei wird verschiedenen Gruppen von Menschen, die vordergründig gesehen zu den Benachteiligten gehören, die Teilnahme an der Gottesherrschaft versprochen.<ref>http://www.bibel-online.net/buch/40.matthaeus/5.html#5,3</ref>
Die Seligpreisungen (''Makarismen'' von {{lang|grc|Μακάριοι}}) sind eine Reihung von 8&nbsp;+ 1&nbsp;Mal „Selig sind …“, mit denen [[Jesus Christus|Jesus]] seine [[Bergpredigt]] einleitet. Dabei wird verschiedenen Gruppen von Menschen, die vordergründig gesehen zu den Benachteiligten gehören, die Teilnahme an der Gottesherrschaft versprochen.<ref>http://www.bibel-online.net/buch/40.matthaeus/5.html#5,3</ref>

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| [[Datei:Ikona Zapovedi Blazhen 01.jpg|70px]] || 1 || Selig sind, die da [[Armut im Geiste|geistlich arm]] sind; denn ihrer ist das Himmelreich. <br /> '''{{lang|grc|Μακάριοι οἱ πτωχοὶ τῷ πνεύματι, ὅτι αὐτῶν ἐστιν ἡ βασιλεία τῶν οὐρανῶν.}}''' <br />[[Lukasevangelium]]: Selig seid ihr Armen; denn das Reich Gottes ist euer.<ref>[[Lukasevangelium]], 6.20</ref> <br /> [[Jakobusbrief]]: »''Hört, meine geliebten Brüder, hat nicht Gott die Armen in dieser Welt zu Reichen im Glauben und Losteilinhabern des Königreichs erwählt, das Er denen verheißen hat, die Ihn lieben?''« <ref>Jak. 2:5; zitiert nach http://freenet-homepage.de/biblische_lehre/ausfuehrungen_zum_bericht_des_matthaeus.htm#5:1-26</ref>
| style="text-align:center" | 1
| Selig sind, die da [[Armut im Geiste|geistlich arm]] sind; denn ihrer ist das Himmelreich.<br />'''{{lang|grc|Μακάριοι οἱ πτωχοὶ τῷ πνεύματι, ὅτι αὐτῶν ἐστιν ἡ βασιλεία τῶν οὐρανῶν.}}'''<br />[[Lukasevangelium]]: Selig seid ihr Armen; denn das Reich Gottes ist euer.<ref>[[Lukasevangelium]], {{BB|Lk|6,20}}</ref><br />[[Jakobusbrief]]: »''Hört, meine geliebten Brüder, hat nicht Gott die Armen in dieser Welt zu Reichen im Glauben und Losteilinhabern des Königreichs erwählt, das Er denen verheißen hat, die Ihn lieben?''«<ref>Jak. 2,5; zitiert nach http://freenet-homepage.de/biblische_lehre/ausfuehrungen_zum_bericht_des_matthaeus.htm#5:1-26</ref>
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| [[Datei:Ikona Zapovedi Blazhen 02.jpg|70px]]
| [[Datei:Ikona Zapovedi Blazhen 02.jpg|70px]] || 2 || Selig sind, die da Leid tragen; denn sie sollen getröstet werden. <br /> '''{{lang|grc|Μακάριοι οἱ πενθοῦντες, ὅτι αὐτοὶ παρακληθήσονται.}}''' <br /> [[Jesaja]]: „''In der Höhe und im Heiligen weile Ich und bei dem, der zerschlagenen und erniedrigten Geistes ist, zu beleben den Geist der Erniedrigten und zu beleben das Herz der Zerschlagnen.''“<ref>[[Jesaja]], 57:15; zitiert nach http://freenet-homepage.de/biblische_lehre/ausfuehrungen_zum_bericht_des_matthaeus.htm#5:1-26</ref>
| style="text-align:center" | 2
| Selig sind, die da Leid tragen; denn sie sollen getröstet werden.<br />'''{{lang|grc|Μακάριοι οἱ πενθοῦντες, ὅτι αὐτοὶ παρακληθήσονται.}}'''<br />[[Jesaja]]: „''In der Höhe und im Heiligen weile Ich und bei dem, der zerschlagenen und erniedrigten Geistes ist, zu beleben den Geist der Erniedrigten und zu beleben das Herz der Zerschlagnen.''“<ref>[[Jesaja]], 57,15; zitiert nach http://freenet-homepage.de/biblische_lehre/ausfuehrungen_zum_bericht_des_matthaeus.htm#5:1-26</ref>
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| [[Datei:Ikona Zapovedi Blazhen 03.jpg|70px]] || 3 || Selig sind die Sanftmütigen; denn sie werden das Erdreich besitzen. <br /> '''{{lang|grc|Μακάριοι οἱ πραεῖς, ὅτι αὐτοὶ κληρονομήσουσι τὴν γῆν.}}''' <br />[[Psalm]] 37: „''Aber die Elenden werden das Land erben und Lust haben in großem Frieden.''“ <ref>[[Psalm]] 37:9,11</ref>
| [[Datei:Ikona Zapovedi Blazhen 03.jpg|70px]]
| style="text-align:center" | 3
| Selig sind die Sanftmütigen; denn sie werden das Erdreich besitzen.<br />'''{{lang|grc|Μακάριοι οἱ πραεῖς, ὅτι αὐτοὶ κληρονομήσουσι τὴν γῆν.}}'''<br />[[Psalm]] 37: „''Aber die Elenden werden das Land erben und Lust haben in großem Frieden.''“ <ref>[[Psalm]] 37,9,11</ref>
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| [[Datei:Ikona Zapovedi Blazhen 04.jpg|70px]]
| [[Datei:Ikona Zapovedi Blazhen 04.jpg|70px]] || 4 || Selig sind, die da hungert und dürstet nach der Gerechtigkeit; denn sie sollen satt werden. <br /> '''{{lang|grc|Μακάριοι οἱ πεινῶντες καὶ διψῶντες τὴν δικαιοσύνην, ὅτι αὐτοὶ χορτασθήσονται.}}''' <br />[[Lukasevangelium]]: „''Selig seid ihr, die ihr hier hungert; denn ihr sollt satt werden.''“ <ref>[[Lukasevangelium]], 6.21</ref> <br />[[Offenbarung des Johannes]]: „''Sie wird nicht mehr hungern noch dürsten; es wird auch nicht auf sie fallen die Sonne oder irgend eine Hitze;''“ <ref>[[Offenbarung des Johannes]], 7.16</ref>
| style="text-align:center" | 4
| Selig sind, die da hungert und dürstet nach der Gerechtigkeit; denn sie sollen satt werden.<br />'''{{lang|grc|Μακάριοι οἱ πεινῶντες καὶ διψῶντες τὴν δικαιοσύνην, ὅτι αὐτοὶ χορτασθήσονται.}}'''<br />[[Lukasevangelium]]: „''Selig seid ihr, die ihr hier hungert; denn ihr sollt satt werden.''“<ref>[[Lukasevangelium]], {{BB|Lk|6,21}}</ref><br />[[Offenbarung des Johannes]]: „''Sie wird nicht mehr hungern noch dürsten; es wird auch nicht auf sie fallen die Sonne oder irgend eine Hitze;''“<ref>[[Offenbarung des Johannes]], {{BB|Offb|7,16}}</ref>
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| [[Datei:Ikona Zapovedi Blazhen 05.jpg|70px]]
| [[Datei:Ikona Zapovedi Blazhen 05.jpg|70px]] || 5 || Selig sind die Barmherzigen; denn sie werden Barmherzigkeit erlangen. <br /> '''{{lang|grc|Μακάριοι οἱ ἐλεήμονες, ὅτι αὐτοὶ ἐλεηθήσονται.}}''' <br /> [[Jakobusbrief]]: „''Es wird aber ein unbarmherziges Gericht über den ergehen, der nicht Barmherzigkeit getan hat; und die Barmherzigkeit rühmt sich wider das Gericht.''“ <ref>[[Jakobusbrief]], 2.13</ref>
| style="text-align:center" | 5
| Selig sind die Barmherzigen; denn sie werden Barmherzigkeit erlangen.<br />'''{{lang|grc|Μακάριοι οἱ ἐλεήμονες, ὅτι αὐτοὶ ἐλεηθήσονται.}}'''<br />[[Jakobusbrief]]: „''Es wird aber ein unbarmherziges Gericht über den ergehen, der nicht Barmherzigkeit getan hat; und die Barmherzigkeit rühmt sich wider das Gericht.''“<ref>[[Jakobusbrief]], {{B|Jak|2,13}}</ref>
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| [[Datei:Ikona Zapovedi Blazhen 06.jpg|70px]] || 6 || Selig sind, die reines Herzens sind; denn sie werden Gott schauen. <br /> '''{{lang|grc|Μακάριοι οἱ καθαροὶ τῇ καρδίᾳ, ὅτι αὐτοὶ τὸν Θεὸν ὄψονται.}}''' <br /> [[Psalm]] 51: „''Schaffe in mir, Gott, ein reines Herz und gib mir einen neuen, gewissen Geist.''“ <ref>[[Psalm]] 51.12</ref>
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| style="text-align:center" | 6
| Selig sind, die reines Herzens sind; denn sie werden Gott schauen.<br />'''{{lang|grc|Μακάριοι οἱ καθαροὶ τῇ καρδίᾳ, ὅτι αὐτοὶ τὸν Θεὸν ὄψονται.}}'''<br />[[Psalm]] 51: „''Schaffe in mir, Gott, ein reines Herz und gib mir einen neuen, gewissen Geist.''“<ref>[[Psalm]] 51,12</ref>
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| [[Datei:Ikona Zapovedi Blazhen 07.jpg|70px]] || 7 || Selig sind die Friedfertigen; denn sie werden Gottes Kinder heißen. <br /> '''{{lang|grc|Μακάριοι οἱ εἰρηνοποιοί, ὅτι αὐτοὶ υἱοὶ Θεοῦ κληθήσονται.}}''' <br />[[Hebräerbrief]]: „''Jaget nach dem Frieden gegen jedermann und der Heiligung, ohne welche wird niemand den HERRN sehen.''“ <ref name="Hebräerbrief, 12.14">[[Hebräerbrief]], 12.14</ref>
| style="text-align:center" | 7
| Selig sind die Friedfertigen; denn sie werden Gottes Kinder heißen.<br />'''{{lang|grc|Μακάριοι οἱ εἰρηνοποιοί, ὅτι αὐτοὶ υἱοὶ Θεοῦ κληθήσονται.}}'''<br />[[Hebräerbrief]]: „''Jaget nach dem Frieden gegen jedermann und der Heiligung, ohne welche wird niemand den HERRN sehen.''“<ref name="Hebr12.14">[[Hebräerbrief]], {{BB|Hebr|12,14}}</ref>
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| [[Datei:Ikona Zapovedi Blazhen 08.jpg|70px]] || 8 || Selig sind, die um Gerechtigkeit willen verfolgt werden; denn das Himmelreich ist ihr. <br /> '''{{lang|grc|Μακάριοι οἱ δεδιωγμένοι ἕνεκεν δικαιοσύνης, ὅτι αὐτῶν ἐστιν ἡ βασιλεία τῶν οὐρανῶν.}}''' <br /> [[Hebräerbrief]]: „''Und ob ihr auch leidet um Gerechtigkeit willen, so seid ihr doch selig. Fürchtet euch aber vor ihrem Trotzen nicht und erschrecket nicht;''“ <ref name="Hebräerbrief, 12.14" />
| style="text-align:center" | 8
| Selig sind, die um Gerechtigkeit willen verfolgt werden; denn das Himmelreich ist ihr.<br />'''{{lang|grc|Μακάριοι οἱ δεδιωγμένοι ἕνεκεν δικαιοσύνης, ὅτι αὐτῶν ἐστιν ἡ βασιλεία τῶν οὐρανῶν.}}'''<br />[[Hebräerbrief]]: „''Und ob ihr auch leidet um Gerechtigkeit willen, so seid ihr doch selig. Fürchtet euch aber vor ihrem Trotzen nicht und erschrecket nicht;''“<ref name="Hebr12.14" />
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| [[Datei:Ikona Zapovedi Blazhen 09.jpg|70px]] || 9 || Selig seid ihr, wenn euch die Menschen um meinetwillen schmähen und verfolgen und reden allerlei Übles gegen euch, so sie daran lügen. <br /> '''{{lang|grc|Μακάριοί ἐστε ὅταν ὀνειδίσωσιν ὑμᾶς καὶ διώξωσι καὶ εἴπωσι πᾶν πονηρὸν ῥῆμα καθ᾿ ὑμῶν ψευδόμενοι ἔνεκεν ἐμοῦ.}}''' <br />[[Lukasevangelium]]: „''Selig seid ihr, so euch die Menschen hassen und euch absondern und schelten euch und verwerfen euren Namen als einen bösen um des Menschensohns willen.''“ <ref>[[Lukasevangelium]], 6.22</ref> <br />
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| Selig seid ihr, wenn euch die Menschen um meinetwillen schmähen und verfolgen und reden allerlei Übles gegen euch, so sie daran lügen.<br />'''{{lang|grc|Μακάριοί ἐστε ὅταν ὀνειδίσωσιν ὑμᾶς καὶ διώξωσι καὶ εἴπωσι πᾶν πονηρὸν ῥῆμα καθ᾿ ὑμῶν ψευδόμενοι ἔνεκεν ἐμοῦ.}}'''<br />[[Lukasevangelium]]: „''Selig seid ihr, so euch die Menschen hassen und euch absondern und schelten euch und verwerfen euren Namen als einen bösen um des Menschensohns willen.''“<ref>[[Lukasevangelium]], {{BB|Lk|6,22}}</ref>
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Die Seligpreisungen beginnen neunmal mit „selig (sind)...“ ({{lang|grc|Μακάριοι}}). Die erste und die achte Seligpreisung schließen jeweils mit der Verheißung des [[Himmelreich]]es ({{lang|grc|βασιλεία τῶν οὐρανῶν|basileia tōn ouranōn}}), für das Matthäusevangelium ein zentraler Begriff.
Die Seligpreisungen beginnen neunmal mit „Selig (sind/seid) …“ ({{lang|grc|Μακάριοι}}). Die erste und die achte Seligpreisung schließen jeweils mit der Verheißung des [[Reich Gottes|Himmelreiches]] ({{lang|grc|βασιλεία τῶν οὐρανῶν|basileia tōn ouranōn}}), für das Matthäusevangelium ein zentraler Begriff.


Auffallend ist auch, dass die ersten vier Seligpreisungen als π-[[Alliteration]] formuliert sind:
Auffallend ist auch, dass die ersten vier Seligpreisungen als {{lang|grc|π}}-[[Alliteration]] formuliert sind:
* Arme: {{lang|grc|πτωχοι}} / ptochoi
* Arme: {{lang|grc|πτωχοί|ptochoi}}
* Trauernde: {{lang|grc|πενθουντες}} / penthountes
* Trauernde: {{lang|grc|πενθοῦντες|penthountes}}
* Sanftmütige: {{lang|grc|πραεις}} / praeis
* Sanftmütige: {{lang|grc|πραεῖς|praeis}}
* Hungernde: {{lang|grc|πεινωντες}} / peinontes
* Hungernde: {{lang|grc|πεινῶντες|peinontes}}


== {{lang|grc|Μακάρων νῆσοι}} ==
== {{lang|grc|Μακάρων νῆσοι}} ==
[[Datei:Weltkarte hekataios.gif|mini|Weltkarte des [[Hekataios]]]]
[[Datei:Weltkarte hekataios.gif|mini|Weltkarte des [[Hekataios]]]]
;{{lang|grc|Μακάρων νῆσοι}}
;{{lang|grc|Μακάρων νῆσοι}}
:Μakárōn nēsoi
:{{lang|grc-Latn|Μakárōn nēsoi}}
:„Inseln der Seligen“
:„Inseln der Seligen“
Die „Insel der Seligen“ liegt im äußersten Westen des Erdkreises, wird vom [[Okeanos]] umflossen und ist der Ort auf die Helden entrückt werden, die von den Göttern geliebt wurden. Ein anderes Wort dafür ist [[Elysion]] ([[Liste griechischer Phrasen/Eta#Ἠλύσιον Πεδίον|{{lang|grc|Ἠλύσιον Πεδίον}}]]), der Ort an dem jene Helden entrückt werden, die von den Göttern geliebt wurden.
Die „Inseln der Seligen“ liegen im äußersten Westen des Erdkreises, werden vom [[Okeanos]] umflossen und sind der Ort, auf den Helden entrückt werden, die von den Göttern geliebt wurden. Eine der Inseln ist das [[Elysion]] ([[Liste griechischer Phrasen/Eta#Ἠλύσιον Πεδίον|{{lang|grc|Ἠλύσιον Πεδίον}}]]), nach späterer Ansicht war dieses jedoch Teil des [[Unterwelt der griechischen Mythologie|Hades]]. In [[Meyers Konversations-Lexikon]] heißt es dazu:
{{Zitat |Elysĭum (griech. Elysion), bei [[Homer]] ein Gefilde am westlichen Erdrand beim Okeanos, wo ewiger Frühling herrscht und immer ein kühlender [[Zephyr]] weht; dorthin werden Zeus' Lieblinge, wie sein Sohn [[Rhadamanthys]] und sein [[Schwiegerkind|Eidam]] [[Menelaos]], ohne den Tod zu schauen, entrückt, um das glücklichste Dasein zu führen. [[Hesiod]] u.a. reden von Inseln der Seligen, wo von Zeus erlesene Heroen des vierten Menschengeschlechts unter [[Kronos]]' Herrschaft fortleben. […] Spätere, wie auch [[Vergil]], verlegten das E.[lysium] in die Unterwelt als den Aufenthalt der von den Totenrichtern würdig Befundenen. |ref=<ref>{{Meyers-1905|5|741|spezialkapitel=Elysĭum}}</ref>}}


In [[Universal-Lexikon der Gegenwart und Vergangenheit|Pierer’s<!-- Sic! Ja, Schreibweise mit Apostroph. --> Universal-Lexikon]] heißt es ausführlicher:
Der römische Dichter [[Horaz]] fordert in einer ''Epode'' zur Auswanderung auf die lateinisch ''Divites Insulae'' (''arva divites et insulas'') genannten Inseln auf, die er mit folgenden Worten preist:
{{Zitat |Eine Fortdauer sammt dem irdischen Leibe war nur wenigen Auserwählten u. Freunden der Götter gewährt, […]; sie waren lebend der Erde entnommen u. wohnten auf den Elysäischen Gefilden (Elysium), wo ein ewiger Frühling herrschte. Diese Gefilde suchte man […] zuletzt auf einer Insel des Oceans. Der Glaube an eine Vergeltung des Erdenlebens tritt erst bei Hesiodos deutlicher hervor, so daß alle Gute u. Edle nach dem Leben in die seligen Eilande ({{lang|grc|Μακάρων νῆσοι}}, Inseln der Seligen), kommen; […] Die seligen Eilande sind ein Ort, wo unter der Herrschaft des Kronos das [[Goldenes Zeitalter|Goldene Zeitalter]] wieder gelebt wird, wo man in seliger Sorgenlosigkeit am Gewoge des Oceans lebt, wo der fruchtbare Boden dreimal des Jahres die schönsten Früchte bietet. Erst die spätere Zeit vereinigte Unterwelt u. Todtenreich ([[Hades]], [[Erebos]]), das man in die Mitte der Erde verlegte, u. schied zwischen Ort der Belohnung (Elysium) u. Bestrafung ([[Tartaros]]), […] Die dem [[Minos]] ihr Leben durch gute Thaten bewährt hatten, kamen in das Elysium, dessen Schilderung alle sinnlichen Freuden vereinigt darstellte. Um dasselbe herum strömte in Silberklarheit der [[Lethe (Mythologie)|Lethestrom]], […] blumige Auen mit schattigen Hainen dehnten sich dort aus, heitere u. reine Lüfte umgaben den wolkenlosen u. ewig lichten Himmel. Was im Leben Einen angenehm beschäftigt hatte, das trieb er auch hier noch fort. Hier war ewiger Frühling, unbestellt brachte die Erde dreimal des Jahres ihre Gaben zum Unterhalt der Seligen, Alter, Schmerzen u. Krankheit waren hier nicht, sondern nur Freude u. Luft. […] Nach dem Leben in der Unterwelt kehrten nach gewisser Zeit die Seelen wieder auf die Oberwelt zurück; die aus dem Elysium zurückkehrenden Frommen tranken wieder aus Lethe, um die genossenen Freuden zu vergessen. Hatten sie so dreimal unsträflich auf der Erde gelebt, so wurden sie für immer auf die Inseln der Seligen versetzt, wo ihrer noch höhere Freuden als im Elysium warteten. |ref=<ref>{{Pierer1857 Online |Schlagwort=Griechische Mythologie |Band=7 |Seite=638 |SeiteBis=643 |Kommentar=siehe in Sektion ''IV, Zustand nach dem Tode''}}</ref>}}
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Der römische Dichter [[Horaz]] fordert in einer ''Epode'' zur Auswanderung auf die lateinisch ''{{lang|la|Divites Insulae}}'' (''{{lang|la|arva divites et insulas}}'') genannten Inseln auf, die er mit folgenden Worten preist:<ref>[[Horaz]]: ''Epode'' 16,42; zitiert nach ''Navicula Bacchi'', [http://www.gottwein.de/Lat/hor/horepod16.php#Hor.epod.16,39 Horaz, Epode 16,39ff.: An das römische Volk] (Übersetzung: [[Rudolf Alexander Schröder]])</ref>
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<!-- Einrückung an Zitatvorlage angepasst -->
Vos, quibus est virtus, muliebrem tollite luctum,
<poem lang="la" style="margin-left:40px; font-style:italic; display:inline-block; vertical-align:top;">
:Etrusca praeter et volate litora.
vos, quibus est virtus, muliebrem tollite luctum,
nos manet Oceanus circumvagus: arva beata
Etrusca praeter et volate litora.
:petamus, arva divites et insulas,
nos manet Oceanus circumvagus: arva beata
petamus, arva divites et insulas,
reddit ubi cererem tellus inarata quotannis
reddit ubi cererem tellus inarata quotannis
:et inputata floret usque vinea,<ref>[[Horaz]]: ''Epode'' 16.42</ref>
et inputata floret usque vinea,
germinat et numquam fallentis termes olivae
| width="50%" |
suamque pulla ficus ornat arborem,
&nbsp;<br />
mella cava manant ex ilice, montibus altis
levis crepante lympha desilit pede.
illic iniussae veniunt ad mulctra capellae
refertque tenta grex amicus ubera,
nec vespertinus circumgemit ursus ovile
nec intumescit alta viperis humus;
nulla nocent pecori contagia, nullius astri
gregem aestuosa torret inpotentia.
</poem>
<poem style="margin-left:40px; font-style:italic; display:inline-block; vertical-align:top;">
Ihr, deren männlicher Mut noch grün, bannt weibisches Trauern
Ihr, deren männlicher Mut noch grün, bannt weibisches Trauern
:Und segelt, dem tyrrhenischen Gestad vorbei,
Und segelt, dem tyrrhenischen Gestad vorbei,
Wo der Oceanus fließt um die seligen, unser gewärtig,
Eilandsgefilde, reiche, kommt, wir suchen sie,
Eilandsgefilde, reiche, kommt, wir suchen sie,
:Länder ohne Pflug, da Ceres im Grund jahrjährlich bekleibet,
Länder ohne Pflug, da Ceres im Grund jahrjährlich bekleibet,
Und unbeschnitten immerfort die Rebe blüht,<ref>http://www.gottwein.de/Lat/hor/horepod16.php</ref>
Und unbeschnitten immerfort die Rebe blüht,
|}
Land, da des Ölbaums Reis untrüglich sprosset und fruchtet,
Schwarzfeige schmückt auf eigner Wurzel ihren Baum.
Honig aus hohlem Geschlüft des Eichbaums tränt, vom Gebirge
Die blanke Flut geschwätzigen Traufes niederspringt.
Dort ruft nimmer ein Hirt die Geiß zum melken, gewillig
Trägt seinen Euter prall daher das fromme Schaf.
Nicht tappt brummend zunacht der Bär um die Pferche der Lämmer,
Noch bäumt am Boden giftgeschwollene Natterbrut.
Keinerlei Seuche befällt das Vieh. Kein glühes Gestirn plagt
Mit Wut, unbändig tobender, die Herdentrift.
</poem>


Die [[Kanarische Inseln|Kanarischen Inseln]] wurden unter dem Namen ''Insulae Fortunatorum'' bekannt, ein Begriff, den schon [[Plinius der Ältere|Plinius]] im sechsten Buch seiner ''Naturgeschichte'' erwähnt.
Die [[Kanarische Inseln|Kanarischen Inseln]] wurden unter dem Namen ''{{lang|la|Insulae Fortunatorum}}'', der lateinischen Entsprechung zu {{lang|grc|μακάρων νῆσοι}}, bekannt&nbsp;– ein Begriff, den schon [[Plinius der Ältere|Plinius]] im sechsten Buch seiner ''Naturgeschichte'' erwähnt. Die Region der im östlichen Zentralatlantik liegenden Inselgruppen vulkanischen Ursprungs (einschließlich der Kanarischen Inseln) wird in der [[Biogeographie]] heutzutage unter dem Begriff [[Makaronesien]] zusammengefasst.


== {{lang|grc|Μᾶτερ ὦ χρυσοστεφάνων ἀέθλων, Οὐλυμπία}} ==
== {{lang|grc|Μᾶτερ ὦ χρυσοστεφάνων ἀέθλων, Οὐλυμπία}} ==
;{{lang|grc|Μᾶτερ ὦ χρυσοστεφάνων ἀέθλων, Οὐλυμπία}}
;{{lang|grc|Μᾶτερ ὦ χρυσοστεφάνων ἀέθλων, Οὐλυμπία}}
:Mater ō chrysostephanōn aethlōn, Oulympia
:{{lang|grc-Latn|Mater ō chrysostephanōn aethlōn, Oulympia}}
:„O Mutter der goldgekrönten Kampfspiele, Olympia!“
:„O Mutter der goldgekrönten Kampfspiele, Olympia!“
Anfang eines Lobpreises auf [[Olympia (Griechenland)|Olympia]] und die [[Olympische Spiele der Antike|Olympischen Spiele]] durch den Dichter [[Pindar]], der Oden auf Sieger der olympischen, pythischen, nemeischen und isthmischen Spiele schrieb.
Anfang eines Lobpreises auf [[Olympia (Griechenland)|Olympia]] und die [[Olympische Spiele der Antike|Olympischen Spiele]] durch den Dichter [[Pindar]], der Oden auf Sieger der Olympischen, [[Pythische Spiele|Pythischen]], [[Nemeische Spiele|Nemeischen]] und [[Isthmische Spiele|Isthmischen Spiele]] schrieb.

{| width="100%"
<poem lang="grc" style="margin-left:1.6em; display:inline-block; vertical-align:top;">
|-
Μᾶτερ ὦ χρυσοστεφάνων
| width="50%" |
ἀέθλων, Οὐλυμπία,
O Mutter der goldgekrönten <br />
δέσποιν' ἀλαθείας, ἵνα μάντιες ἄνδρες
Kampfspiele, Olympia,<br />
ἐμπύροις τεκμαιρόμενοι παραπειρῶν-
Herrin der Wahrheit, wo wahrsagende Männer<br />
ται Διὸς ἀργικεραύνου,
brennende Opfer auslegend, befra-<br />
εἴ τιν' ἔχει λόγον ἀνθρώπων πέρι
gen Zeus, den hellblitzenden,<br />
μαιομένων μεγάλαν
ob er etwas Acht hat auf die Menschen,<br />
ἀρετὰν θυμῷ λαβεῖν,
die im Herzen streben,<br />
großen Heldenmut zu erlangen<br />
und ein Aufatmen von den Mühen.<ref>http://www.gottwein.de/Hell2000/ol01.php</ref>
| width="50%" |
&nbsp;<br />
Μᾶτερ ὦ χρυσοστεφάνων<br />
ἀέθλων, Οὐλυμπία,<br />
δέσποιν' ἀλαθείας, ἵνα μάντιες ἄνδρες<br />
ἐμπύροις τεκμαιρόμενοι παραπειρῶν-<br />
ται Διὸς ἀργικεραύνου,<br />
εἴ τιν' ἔχει λόγον ἀνθρώπων πέρι<br />
μαιομένων μεγάλαν<br />
ἀρετὰν θυμῷ λαβεῖν,<br />
τῶν δὲ μόχθων ἀμπνοάν.<ref>[[Pindar]]: ''Olympische Ode'' 8, 1–9</ref>
τῶν δὲ μόχθων ἀμπνοάν.<ref>[[Pindar]]: ''Olympische Ode'' 8, 1–9</ref>
</poem>
|}
<poem style="margin-left:1.6em; font-style:italic; display:inline-block; vertical-align:top;">
O Mutter der goldgekrönten
Kampfspiele, Olympia,
Herrin der Wahrheit, wo wahrsagende Männer
brennende Opfer auslegend, befra-
gen Zeus, den hellblitzenden,
ob er etwas Acht hat auf die Menschen,
die im Herzen streben,
großen Heldenmut zu erlangen
und ein Aufatmen von den Mühen.<ref>''Navicula Bacchi'', [http://www.gottwein.de/Hell2000/ol01.php Olympia1]</ref>
</poem>


Der Anfang dieser Ode war 2004 bei den Olympischen Spielen in Athen auf der Rückseite der Olympiamedaillen in griechischer Schrift eingraviert.<ref>http://olympic-museum.de/w_medals/wmed2004.htm</ref>
Der Anfang dieser Ode war 2004 bei den Olympischen Spielen in Athen auf der Rückseite der Olympiamedaillen in griechischer Schrift eingraviert.<ref>[http://olympic-museum.de/w_medals/olympic-games-winner-medal-2004.php Winner Medals Olympic Games 2004 Athens]</ref>


== {{lang|grc|Μέγα βιβλίον, μέγα κακόν.}} ==
== {{lang|grc|Μέγα βιβλίον, μέγα κακόν.}} ==
;{{lang|grc|Μέγα βιβλίον, μέγα κακόν.}}
;{{lang|grc|Μέγα βιβλίον, μέγα κακόν.}}
:Mega biblion mega kakon.
:{{lang|grc-Latn|Mega biblion, mega kakon.}}
:„Großes Buch – großes Übel.“
:„Großes Buch – großes Übel.“
Ausspruch des [[Alexandria|alexandrinischen]] Dichters [[Kallimachos]], der Hofdichter [[Ptolemaios II.|Ptolemaios’ II.]] war und an der [[Bibliothek von Alexandria]] arbeitete.
Ausspruch des alexandrinischen Dichters [[Kallimachos]], der Hofdichter [[Ptolemaios II.|Ptolemaios’ II.]] war und an der [[Bibliothek von Alexandria]] arbeitete.

Von ihm stammt der Bibliothekskatalog, der erste schriftliche Katalog der Bibliotheksgeschichte, der auf Tafeln an den Wänden angebracht war. Als Verfasserlexikon sämtlicher griechischer Autoren umfasste er 120 Buchrollen und war nicht für die Benutzer bestimmt, sondern konzentrierte sich auf eine Auswahl der griechischen Schriftsteller. Jede Rolle wurde mit einer Etikette mit Verfasser- und Titelangabe versehen, so dass man sie zu ihrer Identifizierung nicht zu entrollen brauchte.
Von ihm stammt der Bibliothekskatalog, der erste schriftliche Katalog der Bibliotheksgeschichte, der auf Tafeln an den Wänden angebracht war. Als Verfasserlexikon sämtlicher griechischer Autoren umfasste er 120&nbsp;Buchrollen und war nicht für die Benutzer bestimmt, sondern konzentrierte sich auf eine Auswahl der griechischen Schriftsteller. Jede Rolle wurde mit einer Etikette mit Verfasser- und Titelangabe versehen, so dass man sie zu ihrer Identifizierung nicht zu entrollen brauchte.


Gleichsam als Gegengewicht zu seinen umfangreichen Arbeiten als Bibliothekar pflegte Kallimachos das kleine Gedicht. Umfangreiche Dichtungen wie etwa [[Epos|Epen]] in [[homer]]ischer Tradition lehnte er ab.
Gleichsam als Gegengewicht zu seinen umfangreichen Arbeiten als Bibliothekar pflegte Kallimachos das kleine Gedicht. Umfangreiche Dichtungen wie etwa [[Epos|Epen]] in [[homer]]ischer Tradition lehnte er ab.

== {{lang|grc|Μεγαλύνει ἡ ψυχή μου τὸν Κύριον.}} ==
[[Datei:Folio 59v - The Visitation.jpg|mini|Magnificat anima mea Dominum]]
;{{lang|grc|Μεγαλύνει ἡ ψυχή μου τὸν Κύριον.}}
:Megalynei hē psychē mou ton Kyrion.
:„Meine Seele preist den Herrn.“
Griechischer Originaltext des [[Magnificat]].

Mit den lateinischen Worten ''„Magnificat anima mea Dominum“'' beginnt der psalmartige Lobgesang Marias, mit dem sie, nach der Ankündigung der Geburt Jesu durch den Erzengel [[Gabriel (Erzengel)|Gabriel]] ([[Mariä Heimsuchung]]) zu Besuch bei ihrer Base [[Elisabeth]], auf deren prophetischen Gruß antwortet.

Maria preist Gott als den, der sich ihr und allen Geringen, Machtlosen und Hungernden zuwendet, um sie aufzurichten, dagegen die Mächtigen, Reichen und Hochmütigen von ihren Thronen stürzt. Das Magnificat ist nur im [[Evangelium nach Lukas]] enthalten, das sich am meisten für die Ausgegrenzten interessiert, und propagiert gleich am Anfang die Wichtigkeit dieses Anliegens.

Die lateinische [[Vulgata]]-Übersetzung wird in der westlichen [[Liturgie]] verwendet und gab dem Magnificat seinen im Westen üblichen Namen.
<blockquote><em>
:Magnificat anima mea Dominum,
:et exsultavit spiritus meus in Deo salutari meo.
</em></blockquote>
In der deutschen Einheitsübersetzung heißt es:
<blockquote><em>
:Meine Seele preist die Größe des Herrn,
:und mein Geist jubelt über Gott, meinen Retter.
</em></blockquote>


== {{lang|grc|Μεγάλη Ἑλλάς}} ==
== {{lang|grc|Μεγάλη Ἑλλάς}} ==
[[Datei:Magna Grecia 280aC.jpg|mini|[[Magna Graecia]] <br /> {{lang|grc|Μεγάλη Ἑλλάς}}]]
[[Datei:Magna Grecia 280aC.jpg|mini|hochkant|[[Magna Graecia]] <br /> {{lang|grc|Μεγάλη Ἑλλάς}}]]
;{{lang|grc|Μεγάλη Ἑλλάς}}
;{{lang|grc|Μεγάλη Ἑλλάς}}
:Megalē Hellas
:{{lang|grc-Latn|Megalē Hellas}}
:„Großgriechenland“
:„Großgriechenland“
Lateinisch als [[Magna Graecia]] werden die Regionen im antiken Süditalien und [[Sizilien]] bezeichnet, die durch griechische Siedler ab dem 8. Jahrhundert v. Chr. kolonisiert wurden. Die Kolonien wurden als Magna Graecia bezeichnet, vermutlich, um ihre Größe gegenüber dem griechischen Mutterland zu betonen.
Lateinisch als {{lang|la|[[Magna Graecia]]}} werden die Regionen im antiken Süditalien und [[Sizilien]] bezeichnet, die durch griechische Siedler ab dem 8.&nbsp;Jahrhundert v.&nbsp;Chr. kolonisiert wurden. Die Kolonien wurden als {{lang|la|Magna Graecia}} bezeichnet, vermutlich, um ihre Größe gegenüber dem griechischen Mutterland zu betonen.


Die Abreise der Kolonisten aus Griechenland ging auf friedliche Weise vor, wenn die Bevölkerung in einer Stadt zu groß wurde, oder wenn Kämpfe zwischen Gruppen verschiedener Stadtbewohner mit dem Sieg einer Gruppe endeten, wurden die Besiegten zur Verbannung verurteilt.
Die Abreise der Kolonisten aus Griechenland ging auf friedliche Weise vor, wenn die Bevölkerung in einer Stadt zu groß wurde, oder wenn Kämpfe zwischen Gruppen verschiedener Stadtbewohner mit dem Sieg einer Gruppe endeten, wurden die Besiegten zur Verbannung verurteilt.


Noch heute existiert in [[Kalabrien]] und in [[Apulien]] eine kleine Minderheit, die [[Griko]] spricht – eine Sprache mit altgriechischen und italienischen Elementen. Im Griechischen wird die Sprache oft Katoitaliótika ({{lang|grc|Κατωιταλιώτικα}}, ''„Unteritalienisch“'') bezeichnet.
Noch heute existiert in [[Kalabrien]] und in [[Apulien]] eine kleine Minderheit, die [[Griko]] spricht – eine Sprache mit altgriechischen und italienischen Elementen. Im Griechischen wird die Sprache oft {{lang|el-Latn|Katoitaliótika}} ({{lang|el|Κατωιταλιώτικα}}, ''„Nieder-/Unteritalienisch“'') bezeichnet.


Das [[Vaterunser]] in Griko
Das [[Vaterunser]] in Griko:<ref>http://www.christusrex.com/www1/pater/JPN-grecanic.html</ref>
<poem lang="el-Latn" style="margin-left:1.6em; font-style:italic;">
<blockquote><em>
Patrimò pu stei stin ajèra,
Patrimò pu stei stin ajèra,
pu n'ajasti o Nomà-su, <br />
pu n'ajasti o Nomà-su,
pu n'arti i Vasilìa-su, <br />
pu n'arti i Vasilìa-su,
Pu na jettì to telimà-su, pos stin ajèra, jùs stin ghì. <br />
Pu na jettì to telimà-su, pos stin ajèra, jùs stin ghì.
Dòstu es emà to fsomì simmerinò. <br />
Dòstu es emà to fsomì simmerinò.
Fsexorisò-mma tes amartìe-mma, <br />
Fsexorisò-mma tes amartìe-mma,
pos emì efsexorùme us addù, <br />
pos emì efsexorùme us addù,
ce na mi mas fèri es ton àscimo, <br />
ce na mi mas fèri es ton àscimo,
ce vlèfse-ma es pa' kkakò.<ref>http://www.christusrex.com/www1/pater/JPN-grecanic.html</ref>
ce vlèfse-ma es pa' kkakò.
</poem>
</em></blockquote>


== {{lang|grc|Μεγάλη Ιδέα}} ==
== {{lang|grc|Μεγάλη Θάλασσα}} ==
;{{lang|grc|Μεγάλη Θάλασσα}}
:{{lang|grc-Latn|Megalē Thalassa}}
:„Großes Meer“
Dies ist die erste überlieferte griechische Bezeichnung für das [[Mittelmeer]], das in Neugriechisch jetzt {{lang|el|Μεσόγειος Θάλασσα|Mesojios Thalassa}} (''Mittelländisches Meer'') heißt. Mit der Entdeckung des [[Atlantik]] im 4.&nbsp;Jahrhundert v.&nbsp;Chr. kam die Bezeichnung ''{{lang|grc|Ἐντός Θάλασσα|Entos Thalassa}}'' (''Inneres Meer'') auf.

Das [[Schwarzes Meer|Schwarze Meer]] wurde [[Euphemismus|euphemistisch]] {{lang|grc|Πόντος Εὔξεινος|Pontos Euxeinos}} („gastliches Meer“) genannt. Vor dem Jahr 8.&nbsp;Jahrhundert v.&nbsp;Chr. war es auch als {{lang|grc|Πόντος Ἄξεινος|Pontos Axeinos}} („ungastliches Meer“) bekannt. Der ursprünglich [[Skythen|skythische]] Name lautete ''Aksaena'' („das Schwarze“). Im Lateinischen trat später auch das Wort ''{{lang|la|Pontus}}'' (von {{lang|grc|Πόντος}} „Meer“) für das Schwarze Meer auf. Heute heißt es im Griechischen {{lang|el|Μαύρη Θάλασσα|Mavre Thalassa}}.

Das [[Rotes Meer|Rote Meer]] wurde als Teil des [[Erythräisches Meer|Erythraeischen Meers]] ({{lang|grc-Latn|Erythra Thalatta}}) angesehen. [[Herodot]] nannte es {{lang|grc-Latn|Arabios kolpos}}, ''Meerbusen Arabiens''. Der Name leitet sich von den rötlichen Korallenbänken ({{lang|grc|ἐρυθρός|erythros|de=rot}}) und vom Anblick der arabischen Wüstenlandschaft ab.

Der [[Persischer Golf|Persische Golf]] war den Griechen vor den Eroberungen [[Alexander der Große|Alexanders]] unbekannt und dessen Admiral [[Nearchos]] nahm an, es handle sich um das {{lang|grc-Latn|Erythra Thalatta}}.

== {{lang|el|Μεγάλη Ιδέα}} ==
[[Datei:ParisPeace-Venizelos-Map.png|mini|griechische Gebietsansprüche]]
[[Datei:ParisPeace-Venizelos-Map.png|mini|griechische Gebietsansprüche]]
;{{lang|grc|Μεγάλη Ιδέα}}
;{{lang|el|Μεγάλη Ιδέα}}
:[[Megali Idea]]
:{{lang|el-Latn|[[Megali Idea]]}}
:„große Idee“
:„große Idee“
Die Großgriechische Idee war vom späten 19. bis in das frühe 20. Jahrhundert Grundlage der griechischen Außenpolitik und schien sich 1920 für kurze Zeit zu verwirklichen, bevor schließlich die damals mehrheitlich griechischsprachigen Regionen des westlichen Kleinasien an die Türkei abgetreten wurden.
Die Großgriechische Idee war vom späten 19.&nbsp;bis in das frühe 20.&nbsp;Jahrhundert Grundlage der griechischen Außenpolitik und schien sich 1920 für kurze Zeit zu verwirklichen, bevor schließlich die damals mehrheitlich griechischsprachigen Regionen des westlichen Kleinasien an die Türkei abgetreten wurden.


Die griechischen Revolutionäre nach 1821 sehnten das [[byzantinisches Reich|byzantinische Reich]] zurück und wollten ein hellenistisches Reich mit der Hauptstadt [[Konstantinopel]] gründen.
Die griechischen Revolutionäre nach 1821 sehnten das [[byzantinisches Reich|byzantinische Reich]] zurück und wollten ein hellenistisches Reich mit der Hauptstadt [[Konstantinopel]] gründen.


Der erste, der diese Idee propagierte war der Revolutionär [[Rigas Velestinlis|Rigas Ferreos oder Velestinlis]]. Er zeichnete 1791 die erste Landkarte darüber und verteilte sie später in den griechischsprachigen Gebieten des [[Osmanisches Reich|Osmanischen Reiches]]. Auf dieser Karte wurden der größte Teil der Balkanländer, Kreta, Rhodos, Thessaloniki, Zypern, die Ägäischen Inseln, Thrakien und Konstantinopel als zu befreiende Gebiete gekennzeichnet.
Der erste, der diese Idee propagierte, war der Revolutionär [[Rigas Velestinlis|Rigas Ferreos oder Velestinlis]]. Er zeichnete 1791 die erste Landkarte darüber und verteilte sie später in den griechischsprachigen Gebieten des [[Osmanisches Reich|Osmanischen Reiches]]. Auf dieser Karte wurden der größte Teil der [[Balkanhalbinsel|Balkanländer]], [[Kreta]], [[Rhodos]], [[Thessaloniki]], [[Zypern]], die [[Ägäische Inseln|Ägäischen Inseln]], [[Thrakien (Landschaft)|Thrakien]] und Konstantinopel als zu befreiende Gebiete gekennzeichnet.


Die Niederlage Griechenlands im [[Griechisch-Türkischer Krieg|Griechisch-Türkischen Krieg]] (1919–1922) zerschlug diese Idee endgültig. Im Zuge eines ''„Bevölkerungsaustauschs“'' verschwanden die fast drei Jahrtausenden ansässigen Griechen aus Kleinasien.
Die Niederlage Griechenlands im [[Griechisch-Türkischer Krieg|Griechisch-Türkischen Krieg]] (1919–1922) zerschlug diese Idee endgültig. Im Zuge eines ''„Bevölkerungsaustauschs“'' verschwanden die fast drei Jahrtausende dort ansässigen Griechen aus Kleinasien.


Werner van Gent und Paul L. Walser schreiben in ihrem Griechenlandbuch ''Zimt in der Suppe'':
Werner van Gent und Paul L. Walser schreiben in ihrem Griechenlandbuch ''Zimt in der Suppe'':
:''„In fataler Selbstüberschätzung und völlig falscher Einschätzung sowohl des Gegners als auch der Absichten der Großmächte glaubten die Griechen, ihre ‘Große Idee’ nun doch noch verwirklichen und die ‘Schmach von 1453’ tilgen zu können: Sie landeten im Mai 1919 an der anatolischen Küste und errichteten in Smyrna ([[İzmir]]) einen Stützpunkt, von dem aus sie die bis dahin mehrheitlich von Griechen bewohnte Küste und die einstige Kaiserstadt Konstantinopel, die sie bis heute zärtlich einfach als ‘die Stadt’ (i Pólis) zu bezeichnen pflegen, ‘zurückerobern’ wollten.“''<ref name="wg36f">Werner van Gent, Paul L. Walser: ''Zimt in der Suppe. Überraschendes Griechenland''. Zürich: Rotpunktverlag, 2004. ISBN 3-85869-283-2. S. 36f.</ref>
{{Zitat |In fataler Selbstüberschätzung und völlig falscher Einschätzung sowohl des Gegners als auch der Absichten der Großmächte glaubten die Griechen, ihre ‘Große Idee’ nun doch noch verwirklichen und die ‘Schmach von 1453’ tilgen zu können: Sie landeten im Mai 1919 an der anatolischen Küste und errichteten in Smyrna ([[İzmir]]) einen Stützpunkt, von dem aus sie die bis dahin mehrheitlich von Griechen bewohnte Küste und die einstige Kaiserstadt Konstantinopel, die sie bis heute zärtlich einfach als ‘die Stadt’ (i Pólis) zu bezeichnen pflegen, ‘zurückerobern’ wollten. |ref=<ref name="wg36f">Werner van Gent, Paul L. Walser: ''Zimt in der Suppe. Überraschendes Griechenland''. Zürich: Rotpunktverlag, 2004. ISBN 3-85869-283-2. S. 36f.</ref>}}
Doch die Invasoren hatten ihre Rechnung ohne [[Mustafa Kemal]] (Atatürk) gemacht. [[Venizelos]] wechselte sämtliche Offiziere der in Anatolien kämpfenden Armee aus, doch die Katastrophe war nicht mehr abzuwenden. Es folgte die [[#Μικρασιατική καταστροφή|Μικρασιατική καταστροφή]], die ''kleinasiatische Katastrophe''. Das irrwitzige Kleinasien-Abenteuer endete im August 1922 mit einer totalen Katastrophe. Smyrna wurde in Schutt und Asche gelegt; das, was vom griechischen Heer noch übrig war, flüchtete durch die anatolische Steppe. Konstantinopel hieß nun endgültig Istanbul, und die ethnische Koexistenz war durch den Nationalismus und drei unsinnige Kriegsjahre weggewischt.


Doch die Invasoren hatten ihre Rechnung ohne [[Mustafa Kemal]] (Atatürk) gemacht. [[Eleftherios Venizelos]] wechselte sämtliche Offiziere der in Anatolien kämpfenden Armee aus, doch die Katastrophe war nicht mehr abzuwenden. Es folgte die [[#Μικρασιατική καταστροφή|{{lang|grc|Μικρασιατική καταστροφή}}]], die ''kleinasiatische Katastrophe''. Das irrwitzige Kleinasien-Abenteuer endete im August 1922 mit einer totalen Katastrophe. Smyrna wurde in Schutt und Asche gelegt; das, was vom griechischen Heer noch übrig war, flüchtete durch die anatolische Steppe. Konstantinopel hieß nun endgültig Istanbul, und die ethnische Koexistenz war durch den Nationalismus und drei unsinnige Kriegsjahre weggewischt.
== {{lang|grc|Μεγάλη Θάλασσα}} ==
;{{lang|grc|Μεγάλη Θάλασσα}}
:Megalē Thalassa
:„Großes Meer“
Dies ist die erste überlieferte griechische Bezeichnung für das [[Mittelmeer]], das in Neugriechisch jetzt {{lang|grc|Μεσόγειος Θάλασσα}} (''Mittelländisches Meer'') heißt.
Mit der Entdeckung des [[Atlantik]] im 4. Jahrhundert v. Chr. kam die Bezeichnung ''Entos Thalassa'' (''Inneres Meer'') auf.


== {{lang|grc|Μεγαλύνει ἡ ψυχή μου τὸν Κύριον.}} ==
Das [[Schwarzes Meer|Schwarze Meer]] wurde [[Euphemismus|euphemistisch]] ''Pontos Euxeinos'' (Πόντος Εὔξεινος gastliches Meer) genannt. Vor dem Jahr 8. Jahrhundert v. Chr. war es auch als ''Pontos Axeinos'' (ungastliches Meer) bekannt. Der ursprünglich skythische Name lautete Aksaena (das Schwarze). Im Lateinischen trat später auch das Wort ''Pontus'' ({{lang|grc|Πόντος}} „Meer“) für das Schwarze Meer auf. Heute heißt es ''Mavre Thalassa'' (Μαύρη Θάλασσα).
[[Datei:Folio 59v - The Visitation.jpg|mini|Magnificat anima mea Dominum]]
;{{lang|grc|Μεγαλύνει ἡ ψυχή μου τὸν Κύριον.}}
:{{lang|grc-Latn|Megalynei hē psychē mou ton Kyrion.}}
:„Meine Seele preist den Herrn.“
Griechischer Originaltext des [[Magnificat]].


Mit den lateinischen Worten ''„{{lang|la|Magnificat anima mea Dominum}}“'' beginnt der psalmartige Lobgesang Marias, mit dem sie, nach der Ankündigung der Geburt Jesu durch den Erzengel [[Gabriel (Erzengel)|Gabriel]] ([[Mariä Heimsuchung]]) zu Besuch bei ihrer Base [[Elisabeth]], auf deren prophetischen Gruß antwortet.
Das [[Rotes Meer|Rote Meer]] wurde als Teil des Erythraeischen Meers (''Erythra Thalatta'') bezeichnet. [[Herodot]] nannte es ''Arabios kolpos'', ''Meerbusen Arabiens''. Der Name leitet sich von den rötlichen Korallenbänken und vom Anblick der arabischen Wüstenlandschaft ab.


Maria preist Gott als den, der sich ihr und allen Geringen, Machtlosen und Hungernden zuwendet, um sie aufzurichten, dagegen die Mächtigen, Reichen und Hochmütigen von ihren Thronen stürzt. Das Magnificat ist nur im [[Evangelium nach Lukas]] enthalten, das sich am meisten für die Ausgegrenzten interessiert, und propagiert gleich am Anfang die Wichtigkeit dieses Anliegens.
Der [[Persischer Golf|Persische Golf]] war den Griechen vor den Eroberungen [[Alexander der Große|Alexanders]] unbekannt und dessen Admiral [[Nearchos]] nahm an, es handle sich um das ''Erythra Thalatta'', den heutigen [[Indischer Ozean|Indischen Ozean]].

Die lateinische [[Vulgata]]-Übersetzung wird in der westlichen [[Liturgie]] verwendet und gab dem Magnificat seinen im Westen üblichen Namen.
<poem lang="la" style="margin-left:1.6em; font-style:italic;">
Magnificat anima mea Dominum,
et exsultavit spiritus meus in Deo salutari meo.
</poem>

In der deutschen Einheitsübersetzung heißt es:
<poem style="margin-left:1.6em; font-style:italic;">
Meine Seele preist die Größe des Herrn,
und mein Geist jubelt über Gott, meinen Retter.<ref>{{B|Lukas|1,46–47}}</ref>
</poem>


== {{lang|grc|μεθ᾿ ἡμῶν ὁ Θεός}} ==
== {{lang|grc|μεθ’ ἡμῶν ὁ Θεός}} ==
[[Datei:Gott mit uns 1WK.jpg|mini|[[Gott mit uns]] (Erster Weltkrieg)]]
[[Datei:Gott mit uns 1WK.jpg|mini|[[Gott mit uns]] (Erster Weltkrieg)]]
;{{lang|grc|μεθ᾿ ἡμῶν ὁ Θεός}}
;{{lang|grc|μεθ’ ἡμῶν ὁ Θεός}}
:meth' hēmōn ho theos
:{{lang|grc-Latn|meth’ hēmōn ho theos}}
:„[[Gott mit uns]]“
:„[[Gott mit uns]]“
''Gott mit uns'' war der Wahlspruch des preußischen Königshauses und der deutschen Kaiser und ein Teil der preußischen militärischen Hoheitszeichen, der auch nach dem Ende der Monarchie in Deutschland von der Reichswehr und Wehrmacht benutzt wurde.
''Gott mit uns'' war der Wahlspruch des preußischen Königshauses und der deutschen Kaiser und ein Teil der preußischen militärischen Hoheitszeichen, der auch nach dem Ende der Monarchie in Deutschland von der Reichswehr und Wehrmacht benutzt wurde.


''Gott mit uns'' ist die deutsche Übersetzung von Immanu'el (עמנואל). Der Name [[Immanuel]] kommt nur vier Mal in der Bibel vor. Jesus bekommt diesen Namen, als seine Geburt angekündigt wird, sonst wird er aber zu keinem Zeitpunkt Immanuel genannt.
''Gott mit uns'' ist die deutsche Übersetzung von Immanu'el ({{he|עמנואל}}). Der Name [[Immanuel]] kommt nur vier Mal in der Bibel vor. Jesus bekommt diesen Namen, als seine Geburt angekündigt wird, sonst wird er aber zu keinem Zeitpunkt Immanuel genannt. Im [[Evangelium nach Matthäus]] heißt es:
Im [[Evangelium nach Matthäus]] heißt es:
:„{{lang|grc|ἰδοὺ ἡ παρθένος ἐν γαστρὶ ἕξει καὶ τέξεται υἱόν, καὶ καλέσουσι τὸ ὄνομα αὐτοῦ ᾿Εμμανουήλ, ὅ ἐστι μεθερμηνευόμενον μεθ᾿ ἡμῶν ὁ Θεός.}}“
:„{{lang|grc|ἰδοὺ ἡ παρθένος ἐν γαστρὶ ἕξει καὶ τέξεται υἱόν, καὶ καλέσουσι τὸ ὄνομα αὐτοῦ ᾿Εμμανουήλ, ὅ ἐστι μεθερμηνευόμενον μεθ᾿ ἡμῶν ὁ Θεός.}}“
:''„Siehe, eine Jungfrau wird schwanger sein und einen Sohn gebären, und sie werden ihm den Namen Immanuel geben, das heißt übersetzt: Gott mit uns.“'' <ref>[[Evangelium nach Matthäus]], 1,23</ref>
:''„Siehe, eine Jungfrau wird schwanger sein und einen Sohn gebären, und sie werden ihm den Namen Immanuel geben, das heißt übersetzt: Gott mit uns.“''<ref>[[Evangelium nach Matthäus]], {{B|Mt|1,23}}</ref>


== {{lang|grc|μέλαν ἱμάτιον περιβάλλεσθαι}} ==
== {{lang|grc|μέλαν ἱμάτιον περιβάλλεσθαι}} ==
[[Datei:Pericles Pio-Clementino Inv269 n3.jpg|mini|[[Perikles]]]]
[[Datei:Pericles Pio-Clementino Inv269 n3.jpg|mini|hochkant|[[Perikles]]]]
;{{lang|grc|μέλαν ἱμάτιον περιβάλλεσθαι}}
;{{lang|grc|μέλαν ἱμάτιον περιβάλλεσθαι}}
:melan himation periballesthai
:{{lang|grc-Latn|melan himation periballesthai}}
:„ein schwarzes Gewand anlegen“
:„ein schwarzes Gewand anlegen“
Im antiken Athen wurde ein schwarzes Gewand bei Todesfällen und anderen traurigen Ereignissen angelegt. Diese Redewendung verwendet der Geschichtsschreiber [[Plutarch]] in seinem Bericht über den Tod des athenischen Staatsmannes [[Perikles]].
Im antiken Athen wurde ein schwarzes Gewand bei Todesfällen und anderen traurigen Ereignissen angelegt. Diese Redewendung verwendet der Geschichtsschreiber [[Plutarch]] in seinem Bericht über den Tod des athenischen Staatsmannes [[Perikles]].


Als dieser im Sterben lag, versammelten sich seine Freunde um sein Bett und sprachen über seine Leistungen, in der Meinung, Perikles würde dies nicht mehr wahrnehmen. Doch da meldete sich Perikles zu Wort und erinnerte alle daran, dass sie das Wichtigste vergessen hätten:
Als dieser im Sterben lag, versammelten sich seine Freunde um sein Bett und sprachen über seine Leistungen, in der Meinung, Perikles würde dies nicht mehr wahrnehmen. Doch da meldete sich Perikles zu Wort und erinnerte alle daran, dass sie das Wichtigste vergessen hätten:
:''„‚Denn keiner von den lebenden Athenern‘, so sagte er, ’hat um meinetwillen ein schwarzes Gewand angelegt.'' <ref>[[Plutarch]]: [[Liste griechischer Phrasen/Beta#βίοι παράλληλοι|Vergleichende Lebensbeschreibungen]]</ref>
:''„‚Denn keiner von den lebenden Athenern‘, so sagte er, ‚hat um meinetwillen ein schwarzes Gewand angelegt.‘“''<ref>[[Plutarch]]: [[Liste griechischer Phrasen/Beta#βίοι παράλληλοι|Vergleichende Lebensbeschreibungen]]</ref>


== {{lang|grc|Μελέτη τὸ πᾶν.}} ==
== {{lang|grc|Μελέτη τὸ πᾶν.}} ==
[[Datei:Periander.jpg|mini|Büste des [[Periander von Korinth|Periander]] mit seinem Wahlspruch]]
[[Datei:Periander.jpg|mini|hochkant|Büste des [[Periander von Korinth|Periander]] mit seinem Wahlspruch]]
;{{lang|grc|Μελέτη τὸ πᾶν.}}
;{{lang|grc|Μελέτη τὸ πᾶν.}}
:Meletē to pān.
:{{lang|grc-Latn|Meletē to pān.}}
:„Bedachtsamkeit vermag alles.“ war der Wahlspruch des [[Periander von Korinth]], der als Prototyp des [[Tyrannis|Tyrannen]] galt, hart aber weitsichtig.
:„Bedachtsamkeit vermag alles.“
Dies war der Wahlspruch des [[Periander von Korinth]], der als Prototyp des [[Tyrannis|Tyrannen]] galt: hart, aber weitsichtig.


Dieser Spruch wurde im Prolog des ''Ludus Septem Sapientum'' (''Das Spiel der Sieben Weisen'') des römischen Dichters [[Ausonius]] von einem ''Ludius'' (eine „Lustige Person“) zitiert, der die bekannten Sprüche der [[Sieben Weise von Griechenland|Sieben Weisen]] aufzählt:
Dieser Spruch wurde im Prolog des ''{{lang|la|Ludus Septem Sapientum}}'' (''Das Spiel der Sieben Weisen'') des römischen Dichters [[Ausonius]] von einem ''{{lang|la|Ludius}}'' (eine „lustige Person“) zitiert, der die bekannten Sprüche der [[Sieben Weise von Griechenland|Sieben Weisen]] aufzählt:
:Lateinisch: „{{lang|grc|μελέτη τὸ πᾶν}}, {{lang|la|Periandri id est Corinthii, meditationem posse totum qui putat.}}“
:Deutsch: „Und {{lang|grc|μελέτη τὸ πᾶν}} &lt;der Spruch&gt; des Periander aus Korinth, der meint, dass Bedachtsamkeit alles vermöge.“<ref>Zitiert nach [[Bruno Snell]] (1952).</ref>


Lateinisch
:μελέτη τὸ πᾶν, Periandri id est Corinthii, meditationem posse totum qui putat.
Deutsch
:Und μελέτη τὸ πᾶν <der Spruch> des Periander aus Korinth, der meint, dass Bedachtsamkeit alles vermöge.<ref>Zitiert nach [[Bruno Snell]] (1952).</ref>
Weitere seiner Aussprüche sind:
Weitere seiner Aussprüche sind:
* Die Lüste sind vergänglich, die Tugenden unsterblich.
* ''Die Lüste sind vergänglich, die Tugenden unsterblich.''
* Schimpfe so, dass du schnell wieder Freund werden kannst.
* ''Schimpfe so, dass du schnell wieder Freund werden kannst.''
* Halte dich an alte Gesetze, aber an frische Speisen.
* ''Halte dich an alte Gesetze, aber an frische Speisen.''


== {{lang|grc|Μεταβολὴ πάντων γλυκύ.}} ==
== {{lang|grc|Μεταβολὴ πάντων γλυκύ.}} ==
;{{lang|grc|Μεταβολὴ πάντων γλυκύ.}}
;{{lang|grc|Μεταβολὴ πάντων γλυκύ.}}
:Metabolē pantōn glyky.
:{{lang|grc-Latn|Metabolē pantōn glyky.}}
:„Änderung von allem ist angenehm.“ [[Euripides]], ''Orestes'' 234
:„Änderung von allem ist angenehm.“
:Dieses Zitat wurde zum beliebten Sprichwort, das auch [[Aristoteles]] mehrfach zitiert.<ref>[[Aristoteles]]: ''[[Nikomachische Ethik]]'', 7, 1154b 29. und Aristoteles: ''Rhetorik'', 1371a 28;</ref>
Dieses Zitat aus [[Euripides]], ''Orestes'',234 wurde zum beliebten Sprichwort, das auch [[Aristoteles]] mehrfach zitiert.<ref>[[Aristoteles]]: ''[[Nikomachische Ethik]]'', 7, 1154b 29. und Aristoteles: ''Rhetorik'', 1371a 28;</ref>

:Die sprichwörtliche Wendung beginnt im Lateinischen in der ''[[Rhetorica ad Herennium|Rhetorik an Herennius]]'' eines unbekannten Autors, mit Bezug auf das Heben und Senken der Stimme beim Reden:
Die sprichwörtliche Wendung beginnt im Lateinischen in der ''[[Rhetorica ad Herennium|Rhetorik an Herennius]]'' eines unbekannten Autors, mit Bezug auf das Heben und Senken der Stimme beim Reden:
:''„Auditorem varietas maxime delectat.“''
:''„{{lang|la|Auditorem varietas maxime delectat.}}“''
:''„Den Hörer erfreut am meisten die Abwechslung.“''
:''„Den Hörer erfreut am meisten die Abwechslung.“''
:Meist wird dieser Satz mit ''„[[Liste lateinischer Phrasen/V#Variatio delectat.|Variatio delectat]]“'' zitiert.
:Meist wird dieser Satz mit ''„[[Liste lateinischer Phrasen/V#Variatio delectat.|{{lang|la|Variatio delectat}}]]“'' zitiert.


== {{lang|grc|Μετανοεῖτε.}} ==
== {{lang|grc|Μετανοεῖτε.}} ==
;{{lang|grc|Μετανοεῖτε.}}
;{{lang|grc|Μετανοεῖτε.}}
:Metanoeite
:{{lang|grc-Latn|Metanoeite.}}
:„Denkt um!“
:„Denkt um!“
Diese Aufforderung [[Jesus von Nazareth|Jesu]] im [[Evangelium nach Matthäus]] wird nicht ganz korrekt mit ''„Tut Buße!“'' oder ''„Kehrt um!“'' übersetzt. Sie ist zusammengesetzt aus der Präposition {{lang|grc|μετά}} (''meta'' = um, nach) {{lang|grc|νοεῖν}} (''noein'' = denken). Von [[Buße (Religion)|Buße]] ist also nicht die Rede. Im Kontext heißt es, dass sich Jesus, als er hörte, dass [[Johannes der Täufer]] gefangen worden war, nach [[Galiläa]] zurückzog:
Diese Aufforderung [[Jesus von Nazareth|Jesu]] im [[Evangelium nach Matthäus]] wird nicht ganz korrekt mit ''„Tut Buße!“'' oder ''„Kehrt um!“'' übersetzt. Sie ist zusammengesetzt aus der Präposition {{lang|grc|μετά}} ({{lang|grc-Latn|meta}}, „um, nach“) {{lang|grc|νοεῖν}} ({{lang|grc-Latn|noein}} „denken“). Von [[Buße (Religion)|Buße]] ist also nicht die Rede. Im Kontext heißt es, dass sich Jesus, als er hörte, dass [[Johannes der Täufer]] gefangen worden war, nach [[Galiläa]] zurückzog:
:„{{lang|grc|᾿Απὸ τότε ἤρξατο ὁ ᾿Ιησοῦς κηρύσσειν καὶ λέγειν· μετανοεῖτε· ἤγγικε γὰρ ἡ βασιλεία τῶν οὐρανῶν.}}“ <ref>[[Evangelium nach Matthäus]] 4,17.</ref>
:„{{lang|grc|᾿Απὸ τότε ἤρξατο ὁ ᾿Ιησοῦς κηρύσσειν καὶ λέγειν· μετανοεῖτε· ἤγγικε γὰρ ἡ βασιλεία τῶν οὐρανῶν.}}“
:''„Seit der Zeit fing Jesus an zu predigen: Tut Buße, denn das Himmelreich ist nahe!“''
:''„Seit der Zeit fing Jesus an zu predigen: Tut Buße, denn das Himmelreich ist nahe!“''<ref>[[Evangelium nach Matthäus]] {{BB|Mt|4,17}}.</ref>
Mit den Angaben zum ersten öffentlichen Auftreten Jesu grenzt [[Matthäus (Evangelist)|Matthäus]] die [[Perikope (Liturgie)|Perikope]] zu der vorangegangenen [[Taufe Jesu|Taufe]] und [[Versuchung Jesu|Versuchung]] ab. Jesus tritt also erst dann an die Öffentlichkeit, als das Wirken Johannes' gewaltsam beendet wird. Ob allerdings die Gefangennahme des Täufers nicht nur den Zeitpunkt, sondern auch den Anlass für Jesu Ortswechsel darstellt, wird nicht erklärt. Dass Jesus seine Tätigkeit gerade in Galiläa aufnimmt, ist ungewöhnlich, denn es liegt weit weg von [[Jerusalem]], dem kulturellen und religiösen Zentrum Israels. Außerdem hatten Galiläa und Jesu Heimatort [[Nazareth]] keinen guten Ruf. Im [[Evangelium nach Johannes]] fragt sich [[Nathanael]]:
Mit den Angaben zum ersten öffentlichen Auftreten Jesu grenzt [[Matthäus (Evangelist)|Matthäus]] die [[Perikope (Liturgie)|Perikope]] zu der vorangegangenen [[Taufe Jesu|Taufe]] und [[Versuchung Jesu|Versuchung]] ab. Jesus tritt also erst dann an die Öffentlichkeit, als das Wirken Johannes’ gewaltsam beendet wird. Ob allerdings die Gefangennahme des Täufers nicht nur den Zeitpunkt, sondern auch den Anlass für Jesu Ortswechsel darstellt, wird nicht erklärt. Dass Jesus seine Tätigkeit gerade in Galiläa aufnimmt, ist ungewöhnlich, denn es liegt weit weg von [[Jerusalem]], dem kulturellen und religiösen Zentrum Israels. Außerdem hatten Galiläa und Jesu Heimatort [[Nazareth]] keinen guten Ruf. Im [[Evangelium nach Johannes]] fragt sich [[Nathanael]]:
:''„Was kann von Nazareth Gutes kommen?“'' <ref>http://www.bibel-online.net/buch/43.johannes/1.html#1,46</ref>
:''„Was kann von Nazareth Gutes kommen?“''<ref>http://www.bibel-online.net/buch/43.johannes/1.html#1,46</ref>
Der hebräische Begriff ''schuv'', der in der [[Septuaginta]] mit {{lang|grc|μετάνοια}} (metanoia) übersetzt wird, umfasst eine Umkehr zu Gott. Ins Lateinische wurde metanoia mit ''poenitentia'' (= „Reue“, von ''poena'' = „Strafe“) übersetzt. Im Deutschen wurde das Wort Buße verwendet, das die Genugtuung des Sünders gegenüber Gott bezeichnete. [[Martin Luther]] betonte damit wieder mehr den ''„Schrecken und gläubige Reue“''.
Der hebräische Begriff ''schuv'', der in der [[Septuaginta]] mit {{lang|grc|μετάνοια|(metanoia)}} übersetzt wird, umfasst eine Umkehr zu Gott. Ins Lateinische wurde {{lang|grc-Latn|metanoia}} mit ''{{lang|la|poenitentia}}'' („Reue“; von ''{{lang|la|poena}}'', „Strafe“) übersetzt. Im Deutschen wurde das Wort Buße verwendet, das die Genugtuung des Sünders gegenüber Gott bezeichnete. [[Martin Luther]] betonte damit wieder mehr den ''„Schrecken und gläubige Reue“''.


== {{lang|grc|Μετάφραση των Εβδομήκοντα}} ==
== {{lang|el|Μετάφραση των Εβδομήκοντα}} ==
;{{lang|grc|Μετάφραση των Εβδομήκοντα}}
;{{lang|el|Μετάφραση των Εβδομήκοντα}}
:Metáfrasi ton Evdomíkonda
:{{lang|el|Metáfrasi ton Evdomíkonda}}
:„Übersetzung der Siebzig“
:„Übersetzung der Siebzig“
(Neu-)Griechische Bezeichnung für die [[Septuaginta]], die [[altgriechisch]]e Übersetzung der hebräischen heiligen Schriften. Sie ist die älteste durchgehende [[Bibelübersetzung]] überhaupt und wurde von jüdischen Schriftgelehrten aus [[Alexandria]], im Umfeld des [[Hellenistisches Judentum|Hellenistischen Judentums]] angefertigt.
Neugriechische Bezeichnung für die [[Septuaginta]], die [[altgriechisch]]e Übersetzung der hebräischen heiligen Schriften. Sie ist die älteste durchgehende [[Bibelübersetzung]] überhaupt und wurde von jüdischen Schriftgelehrten aus [[Alexandria]] im Umfeld des [[Hellenistisches Judentum|Hellenistischen Judentums]] angefertigt.


Der lateinische Name Septuaginta (= 70) leitet sich von der Aristeaslegende ab, nach der 72 jüdische Gelehrte die Fünf Bücher Mose in 72 Tagen aus dem Hebräischen ins Griechische übersetzt hätten. Die Zahl 72 wurde auf 70 abgerundet und wird oft in abkürzender Schreibweise als LXX notiert (LXX = 70).
Der lateinische Name Septuaginta (=&nbsp;70) leitet sich von der Aristeaslegende ab, nach der 72&nbsp;jüdische Gelehrte die Fünf Bücher Mose in 72&nbsp;Tagen aus dem Hebräischen ins Griechische übersetzt hätten. Die Zahl 72&nbsp;wurde auf 70&nbsp;abgerundet und wird oft in abkürzender Schreibweise als LXX notiert (LXX &nbsp;=&nbsp;70 als [[Römische Zahlschrift|römische Zahl]]).


Die Legende über die Entstehung geht auf den so genannten [[Aristeasbrief]] zurück, der als Entstehungszeit die Regierungszeit [[Ptolemaios II.]] (285–246 v.&nbsp;Chr.) angibt. Nachdem der Vorsteher der [[Bibliothek von Alexandria]], die jüdische Tora in seine Bibliothek aufnehmen wollte, habe der jüdische Hohepriester Eleazar auf Bitten des Ptolemäerkönigs 72 Gelehrten (je 6 aus den 12 Stämmen Israels) nach Alexandria entsandt. Diese hätten die Übersetzung auf der Insel [[Pharos von Alexandria|Pharos]] innerhalb von 72 Tagen vollendet. Bevor die Übersetzung dem König präsentiert wurde, sei sie der jüdischen Gemeinde vorgestellt und von dieser akzeptiert worden.
Die Legende über die Entstehung geht auf den so genannten [[Aristeasbrief]] zurück, der als Entstehungszeit die Regierungszeit [[Ptolemaios II.]] (285–246 v.&nbsp;Chr.) angibt. Nachdem der Vorsteher der [[Bibliothek von Alexandria]], die jüdische Tora in seine Bibliothek aufnehmen wollte, habe der jüdische Hohepriester Eleazar auf Bitten des Ptolemäerkönigs 72&nbsp;&nbsp;Gelehrten (je&nbsp;6 aus den 12&nbsp;Stämmen Israels) nach Alexandria entsandt. Diese hätten die Übersetzung auf der Insel [[Pharos von Alexandria|Pharos]] innerhalb von 72&nbsp;Tagen vollendet. Bevor die Übersetzung dem König präsentiert wurde, sei sie der jüdischen Gemeinde vorgestellt und von dieser akzeptiert worden. [[Philo von Alexandria]] weitete die Legende dahin aus, dass alle 72&nbsp;Gelehrten in unabhängiger Arbeit zu einer identischen Übersetzung gekommen seien.
[[Philo von Alexandria]] weitete die Legende dahin aus, dass alle 72 Gelehrten in unabhängiger Arbeit zu einer identischen Übersetzung gekommen seien.


== {{lang|grc|Μέτρον ἄριστον.}} ==
== {{lang|grc|Μέτρον ἄριστον.}} ==
;{{lang|grc|Μέτρον ἄριστον.}}
;{{lang|grc|Μέτρον ἄριστον.}}
:Metron ariston.
:{{lang|grc-Latn|Metron ariston.}}
:„Maß ist das Beste.“
:„Maß (ist) das Beste.“
Der Ausspruch ''„Maßhalten ist das Beste“'' wird [[Kleobulos]], dem Tyrannen von [[Lindos]] auf der Insel [[Rhodos]] zugeschrieben, einem der [[Sieben Weise von Griechenland|Sieben Weisen]].<ref>[[Stobaios]]: ''Anthologie'' 3, 1, 172</ref>
Der Ausspruch ''„Maßhalten ist das Beste“'' wird [[Kleobulos]], dem Tyrannen von [[Lindos]] auf der Insel [[Rhodos]] zugeschrieben, einem der [[Sieben Weise von Griechenland|Sieben Weisen]].<ref>[[Stobaios]]: ''Anthologie'' 3, 1, 172</ref>


* Lateinisch: ''„Optimus cunctis modus.“''
Die lateinische Entsprechung ist ''„{{lang|la|Optimus cunctis modus.}}“''


Nach [[Platon]] ist Maßhalten eine der vier [[Kardinaltugend]]en:
Nach [[Platon]] ist Maßhalten eine der vier [[Kardinaltugend]]en:
# Weisheit ({{lang|grc|σοφία}} ''sophia'')
# Weisheit ({{lang|grc|σοφία|sophia}})
# Tapferkeit ({{lang|grc|ανδρεία}} ''andreia'')
# Tapferkeit ({{lang|grc|ανδρεία|andreia}})
# Maßhalten bzw. Besonnenheit ({{lang|grc|σωφροσύνη}} ''sōphrosynē'')
# Maßhalten bzw. Besonnenheit ({{lang|grc|σωφροσύνη|sōphrosynē}})
# Gerechtigkeit ({{lang|grc|δικαιοσύνη}} ''dikaiosynē'')
# Gerechtigkeit ({{lang|grc|δικαιοσύνη|dikaiosynē}})
Platon zählt dann auch noch die Frömmigkeit ({{lang|grc|ὁσιότης}} ''hosiotēs'') dazu.
Platon zählt dann auch noch die Frömmigkeit ({{lang|grc|ὁσιότης|hosiotēs}}) dazu.
<!--

Im November 1934 reichte [[Johanna Schmidt]] ihre [[Habilitation]]sschrift mit dem Titel ''Metron ariston'' an der Universität München ein, die sich mit dem Maß bei den frühgriechischen Schriftstellern befasste. Die Arbeit wurde jedoch abgelehnt, weil sie das ''nationalsozialistische Rassedenken'' nicht genügend berücksichtigte.
Im November 1934 reichte [[Johanna Schmidt]] ihre [[Habilitation]]sschrift mit dem Titel ''Metron ariston'' an der Universität München ein, die sich mit dem Maß bei den frühgriechischen Schriftstellern befasste. Die Arbeit wurde jedoch abgelehnt, weil sie das ''nationalsozialistische Rassedenken'' nicht genügend berücksichtigte.
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Auskommentiert: Keine der unter [[Johanna Schmidt]] aufgeführten Frauen passt hier.
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== {{lang|grc|Μὴ βλάπτειν}} ==
== {{lang|grc|Μὴ βλάπτειν}} ==
;{{lang|grc|Μὴ βλάπτειν}}
;{{lang|grc|Μὴ βλάπτειν}}
:Μē blaptein
:{{lang|grc-Latn|Μē blaptein}}
:„nicht schaden“
:„nicht schaden“
:„nil nocere“
Grundsatz, den die [[Hippokrates von Kos|hippokratische]] Tradition ins Zentrum des moralisch geforderten ärztlichen Handelns stellt. Der ganze Satz lautet auf Griechisch:
Grundsatz, den die [[Hippokrates von Kos|hippokratische]] Tradition ins Zentrum des moralisch geforderten ärztlichen Handelns stellt. Der ganze Satz lautet auf Griechisch:
:„Άσκει̑ν περὶ τὰ νοσήματα δύο, ὠφελει̑ν ἢ μὴ βλάπτειν.“
:„{{lang|grc|Άσκει̑ν περὶ τὰ νοσήματα δύο, ὠφελει̑ν ἢ μὴ βλάπτειν.}}
:''„Für die Behandlung der Krankheiten gilt zweierlei: nützen oder doch nicht schaden.“''<ref>Übersetzung von Walter Müri, in: Ders., ''Der Arzt im Altertum. Griechische und lateinische Quellenstücke mit der Übertragung ins Deutsche.'' München (Heimeran)</ref>
:''„Für die Behandlung der Krankheiten gilt zweierlei: nützen oder doch nicht schaden.“''<ref>Übersetzung von Walter Müri, in: Ders., ''Der Arzt im Altertum. Griechische und lateinische Quellenstücke mit der Übertragung ins Deutsche.'' München (Heimeran)</ref>


Ins Lateinische geriet diese Weisheit in der Form [[primum non nocere]] (''„zuerst einmal nicht schaden“'') oder ''nihil nocere'' (''nicht schaden'') um das Jahr 50 durch den Arzt [[Scribonius Largus]] am Hof des Kaisers [[Tiberius]]. Dazu schreibt Harro Albrecht in der Wochenzeitschrift [[Die Zeit]]:
Ins Lateinische geriet diese Weisheit in der Form {{lang|la|[[primum non nocere]]}} (''„zuerst einmal nicht schaden“'') oder ''{{lang|la|nihil nocere}}'' (''keineswegs schaden'') um das Jahr&nbsp;50 durch den Arzt [[Scribonius Largus]] am Hof des Kaisers [[Tiberius]]. Dazu schreibt Harro Albrecht in der Wochenzeitschrift [[Die Zeit]]:
:''„Die römische Schadensverhütungsregel ist nachvollziehbar. Ärzte standen schon immer im Ruf, sich mit allerlei giftigen Substanzen auszukennen, also gerieten sie bei mysteriösen oder prominenten Todesfällen in Verdacht – und wurden trotzdem nie dafür belangt. … Der Ruf als Auftragskiller aber war verheerend. Um das Image der römischen Mediziner aufzupolieren, empfahl Largus seinen Kollegen mit dem ‚Primum nil nocere‘ eine vertrauensbildende Parole.“'' <ref>{{Literatur|Autor=Harro Albrecht|Titel=Medizin: Primum nil nocere|Sammelwerk=[[Die Zeit]]|Nummer=15/2005|Online=[https://www.zeit.de/2005/15/M-Hypokrates online]}}</ref>
{{Zitat |Die römische Schadensverhütungsregel ist nachvollziehbar. Ärzte standen schon immer im Ruf, sich mit allerlei giftigen Substanzen auszukennen, also gerieten sie bei mysteriösen oder prominenten Todesfällen in Verdacht&nbsp;– und wurden trotzdem nie dafür belangt. … Der Ruf als Auftragskiller aber war verheerend. Um das Image der römischen Mediziner aufzupolieren, empfahl Largus seinen Kollegen mit dem ‚{{lang|la|Primum nil nocere}}‘ eine vertrauensbildende Parole. |ref=<ref>{{Literatur|Autor=Harro Albrecht|Titel=Medizin: Primum nil nocere|Sammelwerk=[[Die Zeit]]|Nummer=15/2005|Online=[https://www.zeit.de/2005/15/M-Hypokrates online]}}</ref>}}


== {{lang|grc|Μὴ γένοιτο.}} ==
== {{lang|grc|Μὴ γένοιτο.}} ==
;{{lang|grc|Μὴ γένοιτο.}}
;{{lang|grc|Μὴ γένοιτο.}}
:Mē genoito.
:{{lang|grc-Latn|Mē genoito.}}
:„Das geschehe nie!“
:„Das geschehe nie!“
Im [[Brief des Paulus an die Römer]], 6.2, heißt es:
Im [[Brief des Paulus an die Römer]], 6.2, heißt es:
:„μὴ ἄδικος ὁ Θεὸς ὁ ἐπιφέρων τὴν ὀργήν; κατὰ ἄνθρωπον λέγω. μὴ γένοιτο·“
:„{{lang|grc|μὴ ἄδικος ὁ Θεὸς ὁ ἐπιφέρων τὴν ὀργήν; κατὰ ἄνθρωπον λέγω. μὴ γένοιτο·}}
:„Ist Gott etwa ungerecht, der Zorn auferlegt? (Ich rede nach Menschenweise.) Das sei ferne!“
:„Ist Gott etwa ungerecht, der Zorn auferlegt? (Ich rede nach Menschenweise.) Das sei ferne!“
„Was wollen wir hierzu sagen? Sollen wir denn in der Sünde beharren, auf daß die Gnade desto mächtiger werde? Ist's aber also, daß unsere Ungerechtigkeit Gottes Gerechtigkeit preist, was wollen wir sagen? Ist denn Gott auch ungerecht, wenn er darüber zürnt? (Ich rede also auf Menschenweise.) Das sei ferne! <ref>http://www.bibel-online.net/buch/45.roemer/6.html</ref>
{{Zitat |Was wollen wir hierzu sagen? Sollen wir denn in der Sünde beharren, auf daß die Gnade desto mächtiger werde? Ist's aber also, daß unsere Ungerechtigkeit Gottes Gerechtigkeit preist, was wollen wir sagen? Ist denn Gott auch ungerecht, wenn er darüber zürnt? (Ich rede also auf Menschenweise.) Das sei ferne! |ref=<ref>http://www.bibel-online.net/buch/45.roemer/6.html</ref>}}
Und bereits in Römer 3:

:1 Was haben denn die Juden für Vorteil, oder was nützt die Beschneidung? 2 Fürwahr sehr viel. Zum ersten: ihnen ist vertraut, was Gott geredet hat. 3 Daß aber etliche nicht daran glauben, was liegt daran? Sollte ihr Unglaube Gottes Glauben aufheben? 4 Das sei ferne!<ref>http://www.bibel-online.net/buch/45.roemer/3.html#3,5</ref>
{{Zitat |<sup>1</sup> Was haben denn die Juden für Vorteil, oder was nützt die [[Zirkumzision|Beschneidung]]? <sup>2</sup> Fürwahr sehr viel. Zum ersten: ihnen ist vertraut, was Gott geredet hat. <sup>3</sup> Daß aber etliche nicht daran glauben, was liegt daran? Sollte ihr Unglaube Gottes Glauben aufheben? <sup>4</sup> Das sei ferne! |ref=<ref>http://www.bibel-online.net/buch/45.roemer/3.html#3,5</ref>}}


== {{lang|grc|Μὴ γνώτω ἡ ἀριστερά σου τί ποιεῖ ἡ δεξιά σου.}} ==
== {{lang|grc|Μὴ γνώτω ἡ ἀριστερά σου τί ποιεῖ ἡ δεξιά σου.}} ==
;{{lang|grc|Μὴ γνώτω ἡ ἀριστερά σου τί ποιεῖ ἡ δεξιά σου.}}
;{{lang|grc|Μὴ γνώτω ἡ ἀριστερά σου τί ποιεῖ ἡ δεξιά σου.}}
:Mē gnōtō hē aristera sou ti poiei hē dexia sou.
:{{lang|grc-Latn|Mē gnōtō hē aristera sou ti poiei hē dexia sou.}}
:„Lass deine linke Hand nicht wissen, was die rechte tut!“
:„Lass deine linke Hand nicht wissen, was die rechte tut!“
Stelle aus dem [[Evangelium nach Matthäus]], wo Jesus vom Almosengeben spricht:
Stelle aus dem [[Evangelium nach Matthäus]], wo Jesus vom Almosengeben spricht:
:''„1. Hütet euch, eure Gerechtigkeit vor den Menschen zur Schau zu stellen; … 3. Wenn du aber Almosen gibst, so laß deine linke Hand nicht wissen, was die rechte tut, 4. damit deine Gabe verborgen bleibe; und dein Vater, der in das verborgene sieht, wird dir’s vergelten.“'' <ref>[[Evangelium nach Matthäus]], 6,3</ref>
{{Zizat |<sup>1</sup> Hütet euch, eure Gerechtigkeit vor den Menschen zur Schau zu stellen; … <sup>3</sup> Wenn du aber Almosen gibst, so laß deine linke Hand nicht wissen, was die rechte tut, <sup>4</sup> damit deine Gabe verborgen bleibe; und dein Vater, der in das verborgene sieht, wird dir’s vergelten. |ref=<ref>[[Evangelium nach Matthäus]], 6,3</ref>}}

== {{lang|grc|Μὴ κινεῖν τὰ ἀκίνητα}} ==
;{{lang|grc|Μὴ κινεῖν τὰ ἀκίνητα}}
:{{lang|grc-Latn|Μē kinein ta akinēta}}
:„Ruhendes nicht bewegen“
Diese sprichwörtliche Mahnung wird zitiert in den [[Scholion|Scholien]] zu [[Platon]], bei [[Theognis]] und bei [[Sophokles]]. Die Mahnung begegnet auch in der Variante ''„Das Unbewegliche nicht bewegen“'' bei Platon.<ref>[[Platon]]: Gesetze 913 B</ref>

Dieser alte Spruch<ref>lateinisch bei [[Sallust]]</ref> wurde in seiner lateinischen Form ''„{{lang|la|quieta non movere}}“'' (übertragen: ''„keine schlafenden Hunde wecken“'') vom deutschen Reichskanzler [[Otto von Bismarck]] im April 1891 in [[Friedrichsruh]] in einem Schreiben an den Vorstand der [[Konservative Partei (Preußen)|Konservativen Partei]], deren Abgeordneter er war, zitiert:
:''„Es gibt ein altes, gutes politisches Sprichwort: {{lang|la|Quieta non movere}} …“''
:''„Ein Übel, das gut liegt, nicht bewegen“''


== {{lang|grc|Μὴ κρίνετε, ἵνα μὴ κριθῆτε·}} ==
== {{lang|grc|Μὴ κρίνετε, ἵνα μὴ κριθῆτε·}} ==
;{{lang|grc|Μὴ κρίνετε, ἵνα μὴ κριθῆτε·}}
;{{lang|grc|Μὴ κρίνετε, ἵνα μὴ κριθῆτε·}}
:''Mē krinete hina mē krithēte.''
:{{lang|grc-Latn|Mē krinete hina mē krithēte.}}
:„Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet!“
:„Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet!“
Im [[Evangelium nach Matthäus]] ermahnt Jesus in der Bergpredigt, den Nächsten nicht ungerecht zu beurteilen. Weiter führt er aus:
Im [[Evangelium nach Matthäus]] ermahnt Jesus in der Bergpredigt, den Nächsten nicht ungerecht zu beurteilen. Weiter führt er aus:
:''„Denn nach welchem Recht ihr richtet, werdet ihr gerichtet werden; und mit welchem Maß ihr messt, wird euch zugemessen werden.“'' <ref>[[Evangelium nach Matthäus]], 7.1</ref>
:''„Denn nach welchem Recht ihr richtet, werdet ihr gerichtet werden; und mit welchem Maß ihr messt, wird euch zugemessen werden.“'' <ref>[[Evangelium nach Matthäus]], {{BB|Mt|7,1}}</ref>
Das unrechte Richten geschieht
Das unrechte Richten geschieht
* aus Heuchlerei <ref>[[Evangelium nach Matthäus]], 7,1–5</ref>
* aus Heuchlerei<ref>[[Evangelium nach Matthäus]], {{BB|Mt|7,1–5}}</ref>
* aus Unbarmherzigkeit <ref>[[Evangelium nach Lukas]], 6,36</ref>
* aus Unbarmherzigkeit<ref>[[Evangelium nach Lukas]], {{BB|Lk|6,36}}</ref>
* nach dem Schein <ref>[[Evangelium nach Johannes]], 7,24</ref>
* nach dem Schein<ref>[[Evangelium nach Johannes]], {{BB|Joh|7,24}}</ref>
* in Anmaßung <ref>[[Brief des Paulus an die Römer]], 14,4</ref>
* in Anmaßung<ref>[[Brief des Paulus an die Römer]], {{BB|Röm|14,4}}</ref>
* als Ausdruck mangelnder Liebe <ref>[[Brief des Paulus an die Römer]], 14,13</ref>
* als Ausdruck mangelnder Liebe<ref>[[Brief des Paulus an die Römer]], {{BB|Röm|14,13}}</ref>
* aus falschen Motiven <ref>[[Brief des Jakobus]], 2,4</ref>
* aus falschen Motiven<ref>[[Brief des Jakobus]], {{BB|Jak|2,4}}</ref>

Siehe auch: [[Liste griechischer Phrasen/Omikron#Ὁ ἀναμάρτητος ὑμῶν πρῶτος ἐπ᾿ αὐτὴν βαλέτω λίθον.|{{lang|grc|Ὁ ἀναμάρτητος ὑμῶν πρῶτος ἐπ᾿ αὐτὴν βαλέτω λίθον.}}]] (''„Wer von euch ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein auf sie.“'')
Siehe auch: [[Liste griechischer Phrasen/Omikron#Ὁ ἀναμάρτητος ὑμῶν πρῶτος ἐπ᾿ αὐτὴν βαλέτω λίθον.|{{lang|grc|Ὁ ἀναμάρτητος ὑμῶν πρῶτος ἐπ᾿ αὐτὴν βαλέτω λίθον.}}]] (''„Wer von euch ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein auf sie.“'')

== {{lang|grc| Μὴ κινεῖν τὰ ἀκίνητα}} ==
;{{lang|grc| Μὴ κινεῖν τὰ ἀκίνητα}}
:Μē kinein ta akinēta
:„Ruhendes nicht bewegen“
Diese sprichwörtliche Mahnung wird zitiert in den [[Scholion|Scholien]] zu [[Platon]], bei [[Theognis]] und bei [[Sophokles]]. Die Mahnung begegnet auch in der Variante ''„Das Unbewegliche nicht bewegen“'' bei Platon <ref>[[Platon]]: Gesetze 913 B</ref>

Dieser alte Spruch <ref>lateinisch bei [[Sallust]]</ref> wurde in seiner lateinischen Form ''„quieta non movere“'' (übertragen: ''„keine schlafenden Hunde wecken“'') vom deutschen Reichskanzler [[Otto von Bismarck]] im April 1891 in [[Friedrichsruh]] in einem Schreiben an den Vorstand der [[Konservative Partei (Preußen)|Konservativen Partei]], deren Abgeordneter er war, zitiert:
:''„Es gibt ein altes, gutes politisches Sprichwort: Quieta non movere...“''
:''„Ein Übel, das gut liegt, nicht bewegen“''


== {{lang|grc|Μή μου ἅπτου.}} ==
== {{lang|grc|Μή μου ἅπτου.}} ==
[[Datei:Noli me tangere, fresco by Fra Angelico.jpg|mini|Jesus zu [[Maria Magdalena]] am [[Ostermorgen]]: <br />„{{lang|grc|Μή μου ἅπτου.}}“ <br />„[[Noli me tangere]]“.<br />(von [[Fra Angelico]])]]
[[Datei:Noli me tangere, fresco by Fra Angelico.jpg|mini|hochkant|Jesus zu [[Maria Magdalena]] am [[Auferstehung Jesu Christi|Ostermorgen]]:<br />„{{lang|grc|Μή μου ἅπτου.}}“ „[[Noli me tangere]]“.<br />(von [[Fra Angelico]])]]
;{{lang|grc|Μή μου ἅπτου.}}
;{{lang|grc|Μή μου ἅπτου.}}
:Mē mou haptou.
:{{lang|grc-Latn|Mē mou haptou.}}
:„Rühr mich nicht an!“
:„Rühr mich nicht an!“
Die Wendung [[Noli me tangere (Lateinische Phrase)|noli me tangere]] ist der ins Lateinische übersetzte Ausspruch Jesu zu der suchenden [[Maria Magdalena]] nach seiner [[Auferstehung Jesu Christi|Auferstehung]] am Ostermorgen im [[Evangelium nach Johannes]] (20,17):
Die Wendung [[Noli me tangere (Lateinische Phrase)|{{lang|la|noli me tangere}}]] ist der ins Lateinische übersetzte Ausspruch Jesu zu der suchenden [[Maria Magdalena]] nach seiner [[Auferstehung Jesu Christi|Auferstehung]] am Ostermorgen im [[Evangelium nach Johannes]] (20,17):
{{Zitat |<sup>15</sup> Jesus spricht zu ihr: Weib, was weinst du? Wen suchst du? Sie, in der Meinung, es sei der Gärtner, spricht zu ihm: Herr, wenn du ihn weggetragen, so sage mir, wo du ihn hingelegt hast, und ich werde ihn wegholen. <sup>16</sup> Jesus spricht zu ihr: Maria! Sie wendet sich um und spricht zu ihm auf hebräisch: Rabbuni! das heißt Lehrer. <sup>17</sup> Jesus spricht zu ihr: Rühre mich nicht an, denn ich bin noch nicht aufgefahren zu [meinem] Vater. Geh aber hin zu meinen Brüdern und sprich zu ihnen: Ich fahre auf zu meinem Vater und eurem Vater, und zu meinem Gott und eurem Gott. |ref=<ref>http://www.bibel-online.net/buch/43.johannes/20.html#20,17</ref>}}
<blockquote><em>
15 Jesus spricht zu ihr: Weib, was weinst du? Wen suchst du? Sie, in der Meinung, es sei der Gärtner, spricht zu ihm: Herr, wenn du ihn weggetragen, so sage mir, wo du ihn hingelegt hast, und ich werde ihn wegholen. 16 Jesus spricht zu ihr: Maria! Sie wendet sich um und spricht zu ihm auf hebräisch: Rabbuni! das heißt Lehrer. 17 Jesus spricht zu ihr: Rühre mich nicht an, denn ich bin noch nicht aufgefahren zu [meinem] Vater. Geh aber hin zu meinen Brüdern und sprich zu ihnen: Ich fahre auf zu meinem Vater und eurem Vater, und zu meinem Gott und eurem Gott.<ref>http://www.bibel-online.net/buch/43.johannes/20.html#20,17</ref>
</em></blockquote>
Jesus sagt nur den Namen, und zwar in der [[aramäisch]]en Form „Mariám“. Als sie ihn nun erkennt, antwortet sie mit der aramäischen Anrede „Rabbuní“, und der Evangelist Johannes übersetzt das ins Griechische: {{lang|grc|ῥαββουνί, ὃ λέγεται, διδάσκαλε}} – „Rabbuní, das heisst Meister“.


Jesus sagt nur den Namen, und zwar in der [[Aramäische Sprachen|aramäischen]] Form „Mariám“. Als sie ihn nun erkennt, antwortet sie mit der aramäischen Anrede „Rabbuní“, und der Evangelist Johannes übersetzt das ins Griechische: {{lang|grc|ῥαββουνί, ὃ λέγεται, διδάσκαλε}} – „Rabbuní, das heisst Meister“.
In der [[Neue Zürcher Zeitung|Neuen Zürcher Zeitung]] schreibt der Romanist Hans-Martin Gauger dazu:
<blockquote><em>
„Danach war da wohl eine auf Jesus zustürzende Bewegung Magdalenas. Denn nun kommt das seltsame ’Rühr mich nicht an!. Oder, so kann man es auch übersetzen (und so überträgt es die hier zitierte «Einheitsübersetzung»): ‚Halte mich nicht fest!‘ Die Begründung, die Jesus gibt, ist rätselhaft: ‚Denn ich bin noch nicht zum Vater hinaufgegangen.‘“
<ref name="nzz-20060602666">{{Toter Link|url=http://www.nzz.ch/2006/06/02/fe/articleE66U6.html|zugriff=2018-10-14}} ''[[nzz.ch]]''</ref>
</em></blockquote>


In der [[Neue Zürcher Zeitung|Neuen Zürcher Zeitung]] schreibt [[Hans-Martin Gauger]] dazu:
Von dieser Bibelstelle abgeleitet ist der Name „Rühr-mich-nicht-an“ für das [[Großes Springkraut|Große Springkraut]], dessen auffälliges Merkmal es ist, dass die Fruchtkapseln unter so starkem Druck stehen, dass sie bei Berührung aufplatzen und die enthaltenen Samen herausgeschleudert werden.
{{Zitat-de-CH |Danach war da wohl eine auf Jesus zustürzende Bewegung Magdalenas. Denn nun kommt das seltsame ‹Rühr mich nicht an!›. Oder, so kann man es auch übersetzen (und so überträgt es die hier zitierte ‹Einheitsübersetzung›): ‹Halte mich nicht fest!› Die Begründung, die Jesus gibt, ist rätselhaft: ‹Denn ich bin noch nicht zum Vater hinaufgegangen.› |ref=<ref>{{Internetquelle |url=https://www.nzz.ch/articleE66U6-1.36739 |titel=Wer war Maria Magdalena? |autor=Hans-Martin Gauger |werk=[[NZZ]] |datum=2006-06-02 |zugriff=2018-12-25}}</ref>}}


Von dieser Bibelstelle abgeleitet ist der volkstümliche Name „Rühr-mich-nicht-an“ für das [[Großes Springkraut|Große Springkraut]], dessen auffälliges Merkmal es ist, dass die Fruchtkapseln unter so starkem Druck stehen, dass sie bei Berührung aufplatzen und die enthaltenen Samen herausgeschleudert werden.
== {{lang|grc|Μή μου παρέλθῃς τοῦπίγραμμ', ὁδοιπόρε.}} ==

;{{lang|grc|Μή μου παρέλθῃς τοῦπίγραμμ', ὁδοιπόρε.}}
== {{lang|grc|Μή μου παρέλθῃς τοῦπίγραμμ’, ὁδοιπόρε.}} ==
:Mē mou parelthēs toupigramm', hodoipore.
[[Datei:Charon by Dore.jpg|mini|hochkant|[[Gustave Doré]]: [[Charon (Mythologie)|Charon]]]]
;{{lang|grc|Μή μου παρέλθῃς τοῦπίγραμμ’, ὁδοιπόρε.}}
:{{lang|grc-Latn|Mē mou parelthēs toupigramm', hodoipore.}}
:„Geh nicht an meiner Grabinschrift vorbei, Wanderer!“
:„Geh nicht an meiner Grabinschrift vorbei, Wanderer!“
[[Epitaph]] eines ungläubigen [[Epikureer]]s, auf dessen Grabstein weiter steht:
[[Epitaph]] eines ungläubigen [[Epikureer]]s, auf dessen Grabstein weiter steht:<ref>Hans Poeschel: ''Die griechische Sprache'', S. 298</ref>
<poem style="margin-left:1.6em; font-style:italic;">
[[Datei:Charon by Dore.jpg|mini|[[Gustave Doré]]: [[Charon (Mythologie)|Charon]]]]
Geh nicht an meiner Grabinschrift vorbei, Wanderer,
<blockquote><em>
sondern bleib stehen und höre, und belehrt wirst du fortgehen.
„Geh nicht an meiner Grabinschrift vorbei, Wanderer,<br />
Es gibt im Hades kein Schiff, keinen Fährmann Charon.
sondern bleib stehen und höre, und belehrt wirst du fortgehen.<br />
Keinen Schlüsselhalter Aiakos, keinen Kerberos.
Es gibt im Hades kein Schiff, keinen Fährmann Charon.<br />
Wir alle die Toten unten,
Keinen Schlüsselhalter Aiakos, keinen Kerberos.<br />
Knochen und Asche sind wir, sonst nichts.
Wir alle die Toten unten,<br />
Ich habe gesprochen. Geradewegs hebe dich nun hinweg, Wanderer,
Knochen und Asche sind wir, sonst nichts.<br />
Damit ich nicht noch tot als Schwätzer dir erscheine.
Ich habe gesprochen. Geradewegs hebe dich nun hinweg, Wanderer,<br />
</poem>
Damit ich nicht noch tot als Schwätzer dir erscheine.“ <ref>Hans Poeschel: ''Die griechische Sprache'', S. 298</ref>

</em></blockquote>
Nach der griechischen Mythologie fährt der Fährmann [[Charon (Mythologie)|Charon]] die Seelen der Toten über den Totenfluss [[Acheron]] in den [[Unterwelt der griechischen Mythologie|Hades]]. Der Zeus-Sohn [[Aiakos]] wurde wegen seiner Gerechtigkeit nach dem Tod zu einem der Richter in der Unterwelt berufen, während der Höllenhund [[Kerberos]] den Eingang zur Unterwelt bewacht.
Nach der griechischen Mythologie fährt der Fährmann [[Charon (Mythologie)|Charon]] die Seelen der Toten über den Totenfluss [[Acheron]] in den [[Unterwelt der griechischen Mythologie|Hades]]. Der Zeus-Sohn [[Aiakos]] wurde wegen seiner Gerechtigkeit nach dem Tod zu einem der Richter in der Unterwelt berufen, während der Höllenhund [[Kerberos]] den Eingang zur Unterwelt bewacht.


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[[Datei:Gerhard Thieme Archimedes.jpg|mini|[[Archimedes]] beim Zeichnen von Kreisen im Sand]]
[[Datei:Gerhard Thieme Archimedes.jpg|mini|[[Archimedes]] beim Zeichnen von Kreisen im Sand]]
;{{lang|grc|Μή μου τοὺς κύκλους τάραττε.}}
;{{lang|grc|Μή μου τοὺς κύκλους τάραττε.}}
:Mē mou tous kyklous taratte!
:{{lang|grc-Latn|Mē mou tous kyklous taratte.}}
:„Störe meine Kreise nicht!“
:„Störe meine Kreise nicht!“
Nach römischer Überlieferung die letzten Worte des [[Archimedes]] gegenüber einem römischen Soldaten, der bei der Eroberung von [[Syrakus]] während des [[Zweiter Punischer Krieg|Zweiten Punischen Kriegs]] im Garten über seine geometrischen Figuren trampelte, die er in den Sand gezeichnet hatte. Die Römer hatten von ihrem Feldherrn [[Marcus Claudius Marcellus (Feldherr)|Marcellus]] den Auftrag, Archimedes festzunehmen, ihm aber nichts anzutun. Archimedes war jedoch so sehr in seine Aufgabe versunken, dass er barsch mit diesem Satz reagierte. Dies brachte angeblich einen der Soldaten so in Zorn, dass er den alten Mann erschlug.
Nach römischer Überlieferung die letzten Worte des [[Archimedes]] gegenüber einem römischen Soldaten, der bei der Eroberung von [[Syrakus]] während des [[Zweiter Punischer Krieg|Zweiten Punischen Kriegs]] im Garten über seine geometrischen Figuren trampelte, die er in den Sand gezeichnet hatte. Die Römer hatten von ihrem Feldherrn [[Marcus Claudius Marcellus (Feldherr)|Marcellus]] den Auftrag, Archimedes festzunehmen, ihm aber nichts anzutun. Archimedes war jedoch so sehr in seine Aufgabe versunken, dass er barsch mit diesem Satz reagierte. Dies brachte angeblich einen der Soldaten so in Zorn, dass er den alten Mann erschlug.
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Auch heute noch, wird dieser Ausspruch gelegentlich noch zitiert, wenn jemand sagen will, dass er nicht gestört werden möchte.
Auch heute noch, wird dieser Ausspruch gelegentlich noch zitiert, wenn jemand sagen will, dass er nicht gestört werden möchte.


Nach [[Valerius Maximus]], ''Denkwürdige Taten und Worte'' (8, 7, externi 7) soll das letzte Wort des Archimedes gegenüber dem römischen Legionär so gelautet haben:
Nach [[Valerius Maximus]], ''Denkwürdige Taten und Worte''<ref>Valerius Maximus, ''Denkwürdige Taten und Worte'' 8, 7, externi 7</ref> soll das letzte Wort des Archimedes gegenüber dem römischen Legionär so gelautet haben:
:„… protecto manibus pulvere: Noli, inquit, obsecro, istum disturbare,
:„{{lang|la|… protecto manibus pulvere: Noli, inquit, obsecro, istum disturbare}}
:„… während er seine Hände schützend über den Sand hielt, rief er: Ich beschwöre dich: Verwische den (Sand) da nicht!“
:„… während er seine Hände schützend über den Sand hielt, rief er: Ich beschwöre dich: Verwische den (Sand) da nicht!“
Zitiert werden diese letzten Worte des Archimedes meist in der lateinischen Form ''„Noli turbare circulos meos.“''.
Zitiert werden diese letzten Worte des Archimedes meist in der lateinischen Form ''„{{lang|la|Noli turbare circulos meos.}}“''. Sie stellen Archimedes als weltfremden Gelehrten dar, den selbst der Kriegslärm nicht von seinem geometrischen Problem ablenken konnte, was jedoch vermutlich nicht stimmt, denn Archimedes hat auch Kriegsmaschinen konstruiert. Diese letzten Worte sind wahrscheinlich erfunden, denn Plutarch zitiert diesen Ausruf in seiner Biografie des Marcellus nicht.
Sie stellen Archimedes als weltfremden Gelehrten dar, den selbst der Kriegslärm nicht von seinem geometrischen Problem ablenken konnte, was jedoch vermutlich nicht stimmt, denn Archimedes hat auch Kriegsmaschinen konstruiert. Diese letzten Worte sind wahrscheinlich erfunden, denn Plutarch zitiert diesen Ausruf in seiner Biografie des Marcellus nicht.


== {{lang|grc|Μηδὲ δίκην δικάσῃς, πρὶν ἄμφω μῦθον ἀκούσῃς.}} ==
== {{lang|grc|Μηδὲ δίκην δικάσῃς, πρὶν ἄμφω μῦθον ἀκούσῃς.}} ==
;{{lang|grc|Μηδὲ δίκην δικάσῃς, πρὶν ἄμφω μῦθον ἀκούσῃς.}}
;{{lang|grc|Μηδὲ δίκην δικάσῃς, πρὶν ἄμφω μῦθον ἀκούσῃς.}}
:Mēde dikēn dikasēs, prin ampho mython akousēs.
:{{lang|grc-Latn|Mēde dikēn dikasēs, prin ampho mython akousēs.}}
:„Sprich kein Urteil, bevor du nicht beider Parteien Reden gehört hast!“
:„Sprich kein Urteil, bevor du nicht beider Parteien Reden gehört hast!“
Die geläufige latinische Fassung dieser Rechtsformel „[[Audiatur et altera pars]]“ scheint nicht antiken Ursprungs zu sein. Am nächsten kommen ihr [[Seneca der Ältere]]:
Die geläufige latinische Fassung dieser Rechtsformel „[[Audiatur et altera pars]]“ scheint nicht antiken Ursprungs zu sein. Am nächsten kommen ihr [[Seneca der Ältere]]:
:''„Qui statuit aliquid parte inaudita altera, / haud aequus fuit.“'' <ref>[[Seneca der Ältere]]: ''Medea'', 2.2,199</ref>
:''„{{lang|la|Qui statuit aliquid parte inaudita altera, haud aequus fuit.}}“''<ref>[[Seneca der Ältere]]: ''Medea'', 2.2,199</ref>
:''„Wer einen Beschluss gefasst hat, ohne die andere Partei zu hören, … ist nicht gerecht gewesen.“''
:''„Wer einen Beschluss gefasst hat, ohne die andere Partei zu hören, … ist nicht gerecht gewesen.“''
Der daraus abgeleitete Rechtsgrundsatz steht für den Anspruch auf rechtliches Gehör, der in allen modernen Rechtsordnungen ein zentrales Verfahrensgrundrecht ist. Er bedeutet, dass der Richter alle am [[Prozess (Recht)|Prozess]] beteiligten Personen zu hören hat, bevor er sein Urteil fällt.safiye
Der daraus abgeleitete Rechtsgrundsatz steht für den Anspruch auf rechtliches Gehör, der in allen modernen Rechtsordnungen ein zentrales Verfahrensgrundrecht ist. Er bedeutet, dass der Richter alle am [[Prozess (Recht)|Prozess]] beteiligten Personen zu hören hat, bevor er sein Urteil fällt.


== {{lang|grc|Μηδὲν ἄγαν.}} ==
== {{lang|grc|Μηδὲν ἄγαν.}} ==
;{{lang|grc|Μηδὲν ἄγαν.}}
;{{lang|grc|Μηδὲν ἄγαν.}}
:Mēden agān.
:{{lang|grc-Latn|Mēden agān.}}
:„Nichts im Übermaß!“
:„Nichts im Übermaß!“
Dies ist eine der drei [[apollon]]ischen Weisheiten von [[Delphi]], neben [[Liste griechischer Phrasen/Epsilon#Εἶ.|{{lang|grc|Εἶ.}}]] ''„du bist“'' und [[Liste griechischer Phrasen/Gamma#Γνῶθι σεαυτόν.|{{lang|grc|Γνῶθι σεαυτόν}}]] ''„Erkenne dich selbst!“'' Sie wird von einigen Historikern dem athenischen Staatsmann [[Solon]] von anderen dem Verfassungsreformer [[Chilon von Sparta]] zugeschrieben. Beide werden den [[Sieben Weise von Griechenland|Sieben Weisen]] zugerechnet.
Dies ist eine der drei [[apollon]]ischen Weisheiten von [[Delphi]], neben [[Liste griechischer Phrasen/Epsilon#Εἶ.|{{lang|grc|Εἶ.}}]] (''„du bist“'') und [[Liste griechischer Phrasen/Gamma#Γνῶθι σεαυτόν.|{{lang|grc|Γνῶθι σεαυτόν}}]] (''„Erkenne dich selbst!“''). Sie wird von einigen Historikern dem athenischen Staatsmann [[Solon]], von anderen dem Verfassungsreformer [[Chilon von Sparta]] zugeschrieben. Beide werden den [[Sieben Weise von Griechenland|Sieben Weisen]] zugerechnet.


Die lateinische Fassung ''„Ne quid nimis“'' stammt vom römischen Komödiendichter [[Terenz|Publius Terentius Afer]]:
Die lateinische Fassung ''„{{lang|la|Ne quid nimis}}“'' stammt vom römischen Komödiendichter [[Terenz|Publius Terentius Afer]]:
<poem lang="la" style="margin-left:1.6em; font-style:italic; display:inline-block; vertical-align:top;">
{| width="100%"
Gaudebam. [Sosia Libertus] Non iniuria; nam id arbitror
|-
| width="50%" |
Gaudebam. [Sosia Libertus] Non iniuria; nam id arbitror<br />
adprime in vita esse utile, ut nequid nimis.<ref>[[Publius Terentius Afer]]: ''Andria'' (''Das Mädchen von Andros'') 61, Akt I</ref>
adprime in vita esse utile, ut nequid nimis.<ref>[[Publius Terentius Afer]]: ''Andria'' (''Das Mädchen von Andros'') 61, Akt I</ref>
</poem>
| width="50%" |
<poem style="margin-left:1.6em; font-style:italic; display:inline-block; vertical-align:top;">
&nbsp;<br />
Das freute mich. [Sosia Libertus] Und mir scheint mit Recht: denn im Leben ist,<br />
Das freute mich. [Sosia Libertus] Und mir scheint mit Recht: denn im Leben ist,
scheint mir, nichts nützlicher als: nie etwas zu viel!<ref>http://www.gottwein.de/Lat/ter/andr0001.php</ref>
scheint mir, nichts nützlicher als: nie etwas zu viel!<ref>http://www.gottwein.de/Lat/ter/andr0001.php</ref>
</poem>
|}


== {{lang|grc|μῆλον τῆς Ἔριδος}} ==
== {{lang|grc|μῆλον τῆς Ἔριδος}} ==
[[Datei:The judgement of Paris by Jean Regnault.jpg|mini|Jean Regnault: Das Urteil des Paris]]
[[Datei:The judgement of Paris by Jean Regnault.jpg|mini|hochkant|Jean Regnault: Das Urteil des Paris]]
;{{lang|grc|μῆλον τῆς Ἔριδος}}
;{{lang|grc|μῆλον τῆς Ἔριδος}}
:mēlon tēs Eridos
:{{lang|grc-Latn|mēlon tēs Eridos}}
:„Apfel der Eris“ – [[Zankapfel]]
:„Apfel der Eris“ – [[Zankapfel]]
Der Zankapfel ist der Sage nach der goldene ''Apfel der Zwietracht''. Bei der Hochzeit des [[Peleus]] und der [[Thetis (Mythologie)|Thetis]] (der späteren Eltern des [[Achilleus]]) soll die Göttin [[Eris (Mythologie)|Eris]] einen goldenen Apfel mit der Aufschrift ''„Für die Schönste“'' ([[Liste griechischer Phrasen/Kappa#Καλλίστῃ|{{lang|grc|καλλίστῃ}}]], {{lang|grc-Latn|kallistē}}) zwischen die Göttinnen geworfen haben, und zwar aus Ärger darüber, dass sie nicht eingeladen war. [[Zeus]] weigerte sich, den sogleich entstandenen Streit zwischen [[Hera]], [[Pallas Athene]] und [[Aphrodite]] zu schlichten, wem denn nun der Apfel gebühre. Auf seine Anweisung musste [[Paris (Mythologie)|Paris]] dies entscheiden. Das [[Urteil des Paris]] löste wiederum den [[Trojanischer Krieg|Trojanischen Krieg]] aus.


Der Begriff lässt sich zuerst nachweisen bei dem spätantiken Schriftsteller [[Junianus Justinus]], der von einem ''{{lang|la|malum Discordiae}}'' spricht, dem Apfel der Zwietracht; ''Discordia'' ist die lateinische Entsprechung der ''Eris''.
Der Zankapfel ist der Sage nach der goldene ''Apfel der Zwietracht''.
Bei der Hochzeit des [[Peleus]] und der [[Thetis (Mythologie)|Thetis]] (der späteren Eltern des [[Achilleus]]) soll die Göttin [[Eris (Mythologie)|Eris]] einen goldenen Apfel mit der Aufschrift ''„Für die Schönste“'' ([[altgriechisch]] καλλίστῃ, ''kallistē'') zwischen die Göttinnen geworfen haben, und zwar aus Ärger darüber, dass sie nicht eingeladen war. [[Zeus]] weigerte sich, den sogleich entstandenen Streit zwischen [[Hera]], [[Pallas Athene]] und [[Aphrodite]] zu schlichten, wem denn nun der Apfel gebühre. Auf seine Anweisung musste [[Paris (Mythologie)|Paris]] dies entscheiden. Das [[Urteil des Paris]] löste wiederum den [[Trojanischer Krieg|Trojanischen Krieg]] aus.

Lateinisch: malum Discordiae


== {{lang|grc|Μῆνιν ἄειδε θεὰ Πηληιάδεω Ἀχιλῆος}} ==
== {{lang|grc|Μῆνιν ἄειδε θεὰ Πηληιάδεω Ἀχιλῆος}} ==
[[Datei:The Rage of Achilles by Giovanni Battista Tiepolo.jpeg|mini|[[Giovanni Battista Tiepolo]]: “''Der Zorn des Achilleus''”]]
[[Datei:The Rage of Achilles by Giovanni Battista Tiepolo.jpeg|mini|hochkant|[[Giovanni Battista Tiepolo]]: “''Der Zorn des Achilleus''”]]
;{{lang|grc|Μῆνιν ἄειδε θεὰ Πηληιάδεω Ἀχιλῆος}}
;{{lang|grc|Μῆνιν ἄειδε θεὰ Πηληιάδεω Ἀχιλῆος}}
:Mẹ̄nin aeịde, theạ, Pēlẹ̄iadeọ̄ Achilẹ̄os
:{{lang|grc-Latn|Mẹ̄nin aeịde, theạ, Pēlẹ̄iadeọ̄ Achilẹ̄os}}
:„Singe den Zorn, o Göttin, des Peleiaden Achilleus“
:„Singe den Zorn, o Göttin, des Peleiaden Achilleus“
Anfang der [[Ilias]], der vom Zorn des [[Achilleus]] spricht, dem stärksten Held der Griechen vor [[Troja]], der mit [[Agamemnon]] über die Sklavin [[Briseis]] in Streit gerät und aus Verärgerung nicht mehr am Kampf teilnimmt. Die Trojaner unter ihrem Vorkämpfer [[Hektor]] nutzen diese Gelegenheit und bedrängen die Griechen schwer. Der Tod Hektors besiegelt das Schicksal Trojas; das Epos aber endet thematisch mit dem Ende des Grimms und dem einsetzenden Mitleid des Achilleus, der Hektors Vater [[Priamos]] den Leichnam seines Sohnes zur Bestattung zurückgibt.
Anfang der [[Ilias]], der vom Zorn des [[Achilleus]] spricht, dem stärksten Held der Griechen vor [[Troja]], der mit [[Agamemnon]] über die Sklavin [[Briseis]] in Streit gerät und aus Verärgerung nicht mehr am Kampf teilnimmt. Die Trojaner unter ihrem Vorkämpfer [[Hektor]] nutzen diese Gelegenheit und bedrängen die Griechen schwer. Der Tod Hektors besiegelt das Schicksal Trojas; das Epos aber endet thematisch mit dem Ende des Grimms und dem einsetzenden Mitleid des Achilleus, der Hektors Vater [[Priamos]] den Leichnam seines Sohnes zur Bestattung zurückgibt.
<div style="margin-left:1.6em; display:inline-block; vertical-align:top;">
{|
Griechischer Originaltext:
|-
<poem lang="grc">
| width="45%" valign="top" |
Μῆνιν ἄειδε θεὰ Πηληιάδεω Ἀχιλῆος
Griechischer Originaltext
οὐλομένην, ἥ μυρί’ Ἀχαιοῖς ἄλγε’ ἔθηκεν,
: {{lang|grc|Μῆνιν ἄειδε θεὰ Πηληιάδεω Ἀχιλῆος}}
</poem>
: {{lang|grc|οὐλομένην, ἥ μυρί’ Ἀχαιοῖς ἄλγε’ ἔθηκεν,}}
</div>
| valign="top" |
<div style="margin-left:1.6em; display:inline-block; vertical-align:top;">
Übersetzung nach [[Johann Heinrich Voß]]
Übersetzung nach [[Johann Heinrich Voß]]:
: ''Singe den Zorn, o Göttin, des Peleiaden Achilleus,''
<poem style="font-style:italic;">
: ''Ihn, der entbrannt den Achaiern unnennbaren Jammer erregte,''
Singe den Zorn, o Göttin, des Peleiaden Achilleus,
|}
Ihn, der entbrannt den Achaiern unnennbaren Jammer erregte,
Achilleus ist ein Sohn des [[Peleus]] (daher der Beiname Pelide). Die [[Achaier]] waren ein griechischer Stamm in der Landschaft Achaia im Nordwesten der [[Peloponnes]]. In [[Homer]]s Epen steht die Bezeichnung neben [[Danaer]] und [[Argos|Argeiern]] für die [[Griechen]] insgesamt.
</poem>
</div>

Achilleus ist ein Sohn des [[Peleus]] (daher der Beiname Peleiade). Die [[Achaier]] waren ein griechischer Stamm in der Landschaft Achaia im Nordwesten der [[Peloponnes]]. In [[Homer]]s Epen steht die Bezeichnung neben [[Danaer]] und [[Argos (Stadt)|Argeier]] für die [[Griechen]] insgesamt.


Achilleus vollbrachte vor [[Troja]] zahlreiche Heldentaten, zog sich aber nach einem Streit um die schöne Sklavin [[Briseis]] vom Kampf zurück. Dies war der ''„Zorn des Achilleus“''. Der Heerführer [[Agamemnon]] nahm Achilleus die Briseis weg, als er seine eigene Sklavin, [[Chryseis]], wegen eines Orakels und zur Abwendung weiterer Pfeile des [[Apollon|Apollo]] ihrem Vater zurückgeben musste.
Achilleus vollbrachte vor [[Troja]] zahlreiche Heldentaten, zog sich aber nach einem Streit um die schöne Sklavin [[Briseis]] vom Kampf zurück. Dies war der ''„Zorn des Achilleus“''. Der Heerführer [[Agamemnon]] nahm Achilleus die Briseis weg, als er seine eigene Sklavin, [[Chryseis]], wegen eines Orakels und zur Abwendung weiterer Pfeile des [[Apollon|Apollo]] ihrem Vater zurückgeben musste.
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[[Datei:Croxall spendthrift.jpg|mini|Holzschnitt aus Samuel Croxalls ''The Fables of Aesop'', 1814]]
[[Datei:Croxall spendthrift.jpg|mini|Holzschnitt aus Samuel Croxalls ''The Fables of Aesop'', 1814]]
;{{lang|grc|Μία χελιδὼν ἔαρ οὐ ποιεῖ.}}
;{{lang|grc|Μία χελιδὼν ἔαρ οὐ ποιεῖ.}}
:Mia chelidōn ear ou poiei.
:{{lang|grc-Latn|Mia chelidōn ear ou poiei.}}
:„Eine Schwalbe macht keinen Frühling.“
:„Eine Schwalbe macht keinen Frühling.“
Diese Wendung stammt aus [[Äsop]]s Fabel [[Der verschwenderische Jüngling und die Schwalbe]] ({{lang|grc|Νέος ἄσωτος καὶ χελιδών}}). Dort verkauft ein verschwenderischer junger Mann sogar seinen Mantel, als er die erste Schwalbe im Frühjahr heimkehren sah. Als es aber dann noch einmal so kalt wurde, dass die Schwalbe erfror und er auch bald zu erfrieren drohte, schimpfte er über die Schwalbe:
Diese Wendung stammt aus [[Äsop]]s Fabel [[Der verschwenderische Jüngling und die Schwalbe]] ({{lang|grc|Νέος ἄσωτος καὶ χελιδών}}). Dort verkauft ein verschwenderischer junger Mann sogar seinen Mantel, als er die erste Schwalbe im Frühjahr heimkehren sah. Als es aber dann noch einmal so kalt wurde, dass die Schwalbe erfror und er auch bald zu erfrieren drohte, schimpfte er über die Schwalbe:
:„Ὦ αὕτη, σὺ κἀμὲ καὶ σὲ ἀπώλεσας.“
:„{{lang|grc|Ὦ αὕτη, σὺ κἀμὲ καὶ σὲ ἀπώλεσας.}}
:O hautē, sy kāme kai se apōlesas.
:{{lang|grc-Latn|O hautē, sy kāme kai se apōlesas.}}
:„Oh du dort! Du hast uns beide umgebracht!“
:„Oh du dort! Du hast uns beide umgebracht!“


Dieser Satz wird auch von Aristoteles in seiner [[Nikomachische Ethik|Nikomachischen Ethik]] zitiert:
Dieser Satz wird auch von Aristoteles in seiner [[Nikomachische Ethik|Nikomachischen Ethik]] zitiert:
:„Μία γὰρ χελιδὼν ἔαρ οὐ ποιεῖ, οὐδὲ μία ἡμέρα· οὕτω δὲ οὐδὲ μακάριον καὶ εὐδαίμονα μία ἡμέρα οὐδ᾽ ὀλίγος χρόνος·“ <ref>[[Nikomachische Ethik]], I, Kap. 6, 19f, 1098a</ref>
:„{{lang|grc|Μία γὰρ χελιδὼν ἔαρ οὐ ποιεῖ, οὐδὲ μία ἡμέρα· οὕτω δὲ οὐδὲ μακάριον καὶ εὐδαίμονα μία ἡμέρα οὐδ᾽ ὀλίγος χρόνος·}}“<ref>[[Nikomachische Ethik]], I, Kap. 6, 19f, 1098a</ref>
:''„Denn eine Schwalbe macht noch keinen Frühling und auch nicht ein einziger Tag; ebenso macht auch ein einziger Tag oder eine kurze Zeit niemanden gesegnet oder glücklich.“''
:''„Denn eine Schwalbe macht noch keinen Frühling und auch nicht ein einziger Tag; ebenso macht auch ein einziger Tag oder eine kurze Zeit niemanden gesegnet oder glücklich.“''


Im Deutschen wurde daraus die Redewendung ''„Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer“'', die auch in das Sprachgut anderer europäischer Völker eingegangen ist:
Im Deutschen wurde daraus die Redewendung ''„Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer“'', die auch in das Sprachgut anderer europäischer Völker eingegangen ist:
* Lateinisch: ''„Una hirundo non facit ver.“''
* Lateinisch: ''„{{lang|la|Una hirundo non facit ver.}}“'' (''{{lang|la|ver}}:'' „Frühling“)
* Englisch: ''„One swallow does not make a summer.“''
* Englisch: ''„{{lang|en|swallow does not make a summer.}}“''
* Französisch: ''„Une hirondelle ne fait pas le printemps.“''
* Französisch: ''„{{lang|fr|Une hirondelle ne fait pas le printemps.}}“'' (''{{lang|fr|printemps.}}:'' „Frühling“)
* Neugriechisch: „{{lang|grc|Ένας κούκος δε φέρνει την Άνοιξη.}}“ (''„Ein Kuckuck bringt noch keinen Frühling.“'')
* Neugriechisch: „{{lang|grc|Ένας κούκος δε φέρνει την Άνοιξη.}}“ (''„Ein Kuckuck bringt noch keinen Frühling.“'')


== {{lang|grc|μίαν, ἁγίαν, καθολικὴν καὶ ἀποστολικὴν Ἐκκλησίαν}} ==
== {{lang|grc|μίαν, ἁγίαν, καθολικὴν καὶ ἀποστολικὴν Ἐκκλησίαν}} ==
[[Datei:Nicaea icon.jpg|mini|[[Erstes Konzil von Nicäa]] (325): Kaiser [[Konstantin der Große|Konstantin]] entrollt den Text des [[Nicäno-Konstantinopolitanum]], wie es auf dem [[Erstes Konzil von Konstantinopel|ersten Konzil von Konstantinopel]] (381) umformuliert wurde, mit Ausnahme des ersten Wortes, von πιστεύομεν zu πιστεύω geändert, wie in der Liturgie.]]
[[Datei:Nicaea icon.jpg|mini|hochkant|[[Erstes Konzil von Nicäa]] (325): Kaiser [[Konstantin der Große|Konstantin]] entrollt den Text des [[Nicäno-Konstantinopolitanum]]s, wie es auf dem [[Erstes Konzil von Konstantinopel|ersten Konzil von Konstantinopel]] (381) umformuliert wurde, mit Ausnahme des ersten Wortes: Änderung von {{lang|grc|πιστεύομεν}} zu {{lang|grc|πιστεύω}}, wie in der Liturgie.]]
;{{lang|grc|μίαν, ἁγίαν, καθολικὴν καὶ ἀποστολικὴν Ἐκκλησίαν}}
;{{lang|grc|μίαν, ἁγίαν, καθολικὴν καὶ ἀποστολικὴν Ἐκκλησίαν}}
:mian, hagian, katholikēn kai apostolikēn Ekklesian
:{{lang|grc-Latn|mian, hagian, katholikēn kai apostolikēn Ekklesian}}
:„der einen, heiligen, katholischen und apostolischen Kirche“
:„der einen, heiligen, katholischen und apostolischen Kirche“
Das [[Nicäno-Konstantinopolitanum|Glaubensbekenntnis von Nicäa und Konstantinopel]] nennt so die vier klassischen Wesensmerkmale ([[Notae ecclesiae]]) der christlichen Kirche:
Das [[Nicäno-Konstantinopolitanum|Glaubensbekenntnis von Nicäa und Konstantinopel]] nennt so die vier klassischen Wesensmerkmale ({{lang|la|[[Notae ecclesiae]]}}) der christlichen Kirche:
:''„Wir glauben an den Heiligen Geist, der Herr ist und lebendig macht, der aus dem Vater und dem Sohn hervorgeht, der mit dem Vater und dem Sohn angebetet und verherrlicht wird, der gesprochen hat durch die Propheten, und die eine, heilige, katholische und apostolische Kirche.“''
{{Zitat |Wir glauben an den Heiligen Geist, der Herr ist und lebendig macht, der aus dem Vater und dem Sohn hervorgeht, der mit dem Vater und dem Sohn angebetet und verherrlicht wird, der gesprochen hat durch die Propheten, und die eine, heilige, katholische und apostolische Kirche.}}
# Einheit: Die römisch-katholische Kirche, sowohl des lateinischen wie der östlichen Riten, beansprucht für sich, die eine, heilige, apostolische und katholische Kirche zu sein. Dasselbe beanspruchen die 16 autokephalen orthodoxen Kirchen.
# Einheit: Die römisch-katholische Kirche, sowohl des lateinischen wie der östlichen Riten, beansprucht für sich, die eine, heilige, apostolische und katholische Kirche zu sein. Dasselbe beanspruchen die 16 autokephalen orthodoxen Kirchen.
# Heiligkeit: Es besagt, dass die Kirche Gottes Zeichen in der Welt ist. Allen Konfessionen gemeinsam ist dabei das Problem, wie die Mängel und Verfehlungen von Christen mit der geglaubten Heiligkeit vereinbar sind.
# Heiligkeit: Es besagt, dass die Kirche Gottes Zeichen in der Welt ist. Allen Konfessionen gemeinsam ist dabei das Problem, wie die Mängel und Verfehlungen von Christen mit der geglaubten Heiligkeit vereinbar sind.
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[[Datei:Melchior Meier - Apolo, Marsias, Midas e Pan, 1581.jpg|mini|[[Melchior Meier]]: Apollon, Marsias, Midas und Pan]]
[[Datei:Melchior Meier - Apolo, Marsias, Midas e Pan, 1581.jpg|mini|[[Melchior Meier]]: Apollon, Marsias, Midas und Pan]]
;{{lang|grc|Μίδας ὄνου ὦτα.}}
;{{lang|grc|Μίδας ὄνου ὦτα.}}
:Midas onou ota.
:{{lang|grc-Latn|Midas onou ota.}}
:„Midas (hat) Eselsohren.“
:„Midas (hat) Eselsohren.“
König [[Midas]] erkannte bei einem Wettstreit zwischen dem hässlichen [[Pan (Mythologie)|Pan]] und dem wohlgestalteten [[Apollon]], den Vertretern der [[Syrinx]] und der [[Kithara]], dem Pan den Preis zu, wofür ihm Apoll die Ohren zu zwei [[Asiatischer Esel|Eselsohren]] lang zog. Midas verbarg diese Schmach unter einer [[Phrygische Mütze|Phrygischen Mütze]]. Nur sein [[Barbier]] entdeckte sie. Der wagte zwar nicht, das Geheimnis einem Menschen zu verraten, konnte aber dem Drang es weiterzusagen nicht widerstehen, grub am Flussufer ein Loch und rief dreimal hinein:
König [[Midas]] erkannte bei einem Wettstreit zwischen dem hässlichen [[Pan (Mythologie)|Pan]] und dem wohlgestalteten [[Apollon]], den Vertretern der [[Syrinx]] und der [[Kithara]], dem Pan den Preis zu, wofür ihm Apoll die Ohren zu zwei [[Asiatischer Esel|Eselsohren]] lang zog. Midas verbarg diese Schmach unter einer [[Phrygische Mütze|Phrygischen Mütze]]. Nur sein [[Barbier]] entdeckte sie. Der wagte zwar nicht, das Geheimnis einem Menschen zu verraten, konnte aber dem Drang es weiterzusagen nicht widerstehen, grub am Flussufer ein Loch und rief dreimal hinein:
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Dann warf er es wieder zu. Doch das [[Schilfrohr]] hatte mitgehört und flüsterte es anderen [[Binsen]] weiter, wenn der Wind rauschte, so dass am Ende alle Welt es wusste.
Dann warf er es wieder zu. Doch das [[Schilfrohr]] hatte mitgehört und flüsterte es anderen [[Binsen]] weiter, wenn der Wind rauschte, so dass am Ende alle Welt es wusste.


[[Johann Sebastian Bach]] komponierte nach diesem Motiv seine Kantate [[Geschwinde, ihr wirbelnden Winde]].<ref>Bachwerkeverzeichnis 201</ref> Im Autograph trägt sie den Titel ''Der Streit zwischen Phoebus und Pan''. Bach bietet für die Probearie des Phoebus ''Mit Verlangen drück ich deine zarten Wangen'' seine ganze Kunst auf und beweist, dass ein vollendetes kontrapunktisches Geflecht (Solist, Streicher, Flöte, Oboe, Basso continuo&nbsp;– keine „Leier“) durchaus tiefstes Gefühl ausdrücken kann. Aber auch an den „populären“ Ton des Pan (''Zu Tanze, zu Sprunge, so wackelt das Herz''&nbsp;– mit Streichern, ohne Flöte!) wendet er außer Humor höchste Kunst und Sorgfalt – und als Midas sein Urteil abgibt: ''Pan ist Meister'', stimmen die Violinen ein unverkennbares Eselsgeschrei an. In der Tadelarie des Mercurius (''Aufgeblasne Hitze'') ist die ''Schellenmütze'' vokal und instrumental abgebildet. Und vor dem mitreißenden Schlusshymnus des Chores auf die (wahre) Musik ist die Harmoniewendung des Rezitativs zu Bachs Selbstermutigung (''Ergreife, Phoebus, nun die Leier wieder …'').
[[Johann Sebastian Bach]] komponierte nach diesem Motiv seine Kantate [[Geschwinde, ihr wirbelnden Winde]].<ref>Bachwerkeverzeichnis 201</ref> Im Autograph trägt sie den Titel ''Der Streit zwischen Phoebus und Pan''.
Bach bietet für die Probearie des Phoebus ''Mit Verlangen drück ich deine zarten Wangen'' seine ganze Kunst auf und beweist, dass ein vollendetes kontrapunktisches Geflecht (Solist, Streicher, Flöte, Oboe, Basso continuo – keine „Leier“) durchaus tiefstes Gefühl ausdrücken kann. Aber auch an den „populären“ Ton des Pan (''Zu Tanze, zu Sprunge, so wackelt das Herz'' – mit Streichern, ohne Flöte!) wendet er außer Humor höchste Kunst und Sorgfalt – und als Midas sein Urteil abgibt: ''Pan ist Meister'', stimmen die Violinen ein unverkennbares Eselsgeschrei an. In der Tadelarie des Mercurius (''Aufgeblasne Hitze'') ist die ''Schellenmütze'' vokal und instrumental abgebildet. Und vor dem mitreißenden Schlusshymnus des Chores auf die (wahre) Musik ist die Harmoniewendung des Rezitativs zu Bachs Selbstermutigung (''Ergreife, Phoebus, nun die Leier wieder...'').


== {{lang|grc|Μικρασιατική καταστροφή}} ==
== {{lang|el|Μικρασιατική καταστροφή}} ==
[[Datei:Turk-greek11.jpg|mini|Türke und Grieche im Streit]]
[[Datei:Turk-greek11.jpg|mini|Türke und Grieche im Streit]]
;{{lang|grc|Μικρασιατική καταστροφή}}
;{{lang|el|Μικρασιατική καταστροφή}}
:Mikroasiatiki katastrophi
:{{lang|el-Latn|Mikroasiatiki katastrophi}}
:„kleinasiatische Katastrophe“
:„Kleinasiatische Katastrophe“
Griechische Bezeichnung für den Bevölkerungsaustausch zwischen Griechenland und der Türkei im Jahr 1923.
Griechische Bezeichnung für den Bevölkerungsaustausch zwischen Griechenland und der Türkei im Jahr 1923.

Nach dem [[Vertrag von Lausanne]] wurden die in [[Kleinasien]] ansässigen türkischen Staatsangehörigen griechisch-orthodoxen Glaubens (etwa 1,25 Mio) nach Griechenland ausgewiesen, die im griechischen Teil Makedoniens beheimateten griechischen Staatsangehörigen muslimischen Glaubens (ca. 0,5 Mio) mussten in die Türkei auswandern. Ziel der Maßnahme des Bevölkerungsaustausches war es, die durch nationale Minderheiten ausgelösten Spannungen zu vermindern.
Nach dem [[Vertrag von Lausanne]] wurden die in [[Kleinasien]] ansässigen türkischen Staatsangehörigen griechisch-orthodoxen Glaubens (etwa 1,25&nbsp;Millionen) nach Griechenland ausgewiesen, die im griechischen Teil Makedoniens beheimateten griechischen Staatsangehörigen muslimischen Glaubens (ca. 0,5&nbsp;Millionen) mussten in die Türkei auswandern. Ziel der Maßnahme des Bevölkerungsaustausches war es, die durch nationale Minderheiten ausgelösten Spannungen zu vermindern.


Werner van Gent und Paul L. Walser schreiben in ihrem Griechenlandbuch ''Zimt in der Suppe'':
Werner van Gent und Paul L. Walser schreiben in ihrem Griechenlandbuch ''Zimt in der Suppe'':
:''„Gegen eineinhalb Millionen Griechen mussten Kleinasien, das seit der frühen Antike Siedlungs- und Kulturgebiet der Hellenen gewesen war, definitiv verlassen und Zuflucht in einem armen kleinen Land namens Elláda suchen, das den meisten von ihnen unbekannt und vor allem gänzlich unvertraut war. Im Gegenzug mussten rund 400.000 Türken aus Griechenland in die neue Türkei emigrieren. Griechenland, das vor der Flüchtlingslawine etwa fünf Millionen Einwohner zählte, war kaum in der Lage, die neuen Einwohner zu integrieren. Heimisch wurden die neuen Griechen aus den alten Ländern lange nicht. Was von Experten des internationalen Rechtes als erster friedlicher Volksaustausch bezeichnet wurde, war in Wirklichkeit eine brutale ethnische Säuberung.“'' <ref name="wg36f" />
{{Zitat |Gegen eineinhalb Millionen Griechen mussten Kleinasien, das seit der frühen Antike Siedlungs- und Kulturgebiet der Hellenen gewesen war, definitiv verlassen und Zuflucht in einem armen kleinen Land namens Elláda suchen, das den meisten von ihnen unbekannt und vor allem gänzlich unvertraut war. Im Gegenzug mussten rund 400.000&nbsp;Türken aus Griechenland in die neue Türkei emigrieren. Griechenland, das vor der Flüchtlingslawine etwa fünf Millionen Einwohner zählte, war kaum in der Lage, die neuen Einwohner zu integrieren. Heimisch wurden die neuen Griechen aus den alten Ländern lange nicht. Was von Experten des internationalen Rechtes als erster friedlicher Volksaustausch bezeichnet wurde, war in Wirklichkeit eine brutale ethnische Säuberung. |ref=<ref name="wg36f" />}}


Der britische Außenminister [[George Curzon, 1. Marquess Curzon of Kedleston|George Curzon]] bezeichnete diesen Vertrag als eine durch und durch schlechte und böse Lösung, ''„für welche die Welt während der nächsten hundert Jahren noch eine schwere Buße werde entrichten müssen.“''
Der britische Außenminister [[George Curzon, 1. Marquess Curzon of Kedleston|George Curzon]] bezeichnete diesen Vertrag als eine durch und durch schlechte und böse Lösung, ''„für welche die Welt während der nächsten hundert Jahren noch eine schwere Buße werde entrichten müssen.“''


Die so genannte Kleinasiatische Katastrophe ist ein unbewältigtes Trauma der neueren griechischen Geschichte. Welche absurden Formen diese Übereinkunft annehmen konnte beschreibt Ekkehard Kraft in der [[Neue Zürcher Zeitung|Neuen Zürcher Zeitung]] vom 6. Oktober 2001:
Die so genannte Kleinasiatische Katastrophe ist ein unbewältigtes Trauma der neueren griechischen Geschichte. Welche absurden Formen diese Übereinkunft annehmen ,beschreibt Ekkehard Kraft in der [[Neue Zürcher Zeitung|Neuen Zürcher Zeitung]] vom 6.&nbsp;Oktober 2001:
:''„Der ältere Herr in Krinides war zu Beginn des Jahrhunderts mitten in Anatolien geboren worden, seine Muttersprache war Türkisch, aber als orthodoxer Christ galt er als Grieche und musste als solcher nach 1922 seine Heimat verlassen. Die griechischsprachige Familie der Bankangestellten in Ayvalik stammte aus Kreta; als Muslime mussten sie ebenfalls ihre Heimat verlassen. In ihrer neuen Heimat sprechen sie nun weiterhin die Sprache jener, an deren Stelle man sie angesiedelt hatte.“'' <ref>http://www.geschichtsforum.de/f42/die-kleinasiatische-katastrophe-ein-unbewaeltigtes-trauma-16379/</ref>
{{Zitat-de-CH |Vor etlichen Jahren machte der Schreibende auf zwei Reisen zwei ähnliche Beobachtungen. In dem Dorf Krinides nahe dem antiken [[Philippi]] im Norden Griechenlands war er von einer Bauernfamilie zum Kaffee eingeladen worden; der Grossvater, sein Enkelkind auf dem Schoss, sprach mit diesem auf Türkisch. Einige Jahre später war beim Geldwechseln auf einer Bank in [[Ayvalık|Ayvalik]] an der türkischen Westküste zu hören, wie sich eine junge Bankangestellte mit einem Mädchen in griechischer Sprache unterhielt. In beiden Fällen handelte es sich um Menschen, die aus ihrer ursprünglichen Heimat vertrieben worden waren, bzw. deren Nachkommen. Der ältere Herr in Krinides war zu Beginn des Jahrhunderts mitten in Anatolien geboren worden, seine Muttersprache war Türkisch, aber als orthodoxer Christ galt er als Grieche und musste als solcher nach 1922 seine Heimat verlassen. Die griechischsprachige Familie der Bankangestellten in Ayvalik stammte aus Kreta; als Muslime mussten sie ebenfalls ihre Heimat verlassen. In ihrer neuen Heimat sprechen sie nun weiterhin die Sprache jener, an deren Stelle man sie angesiedelt hatte. |ref=<ref>http://www.geschichtsforum.de/f42/die-kleinasiatische-katastrophe-ein-unbewaeltigtes-trauma-16379/</ref>}}


== {{lang|grc|Μικρὸν ἀπὸ τοῦ ἡλίου μετάστηθι.}} ==
== {{lang|grc|Μικρὸν ἀπὸ τοῦ ἡλίου μετάστηθι.}} ==
[[Datei:Alexander visits Diogenes living in a barrel at Corinth in an early 19th century engraving.jpg|mini|[[Diogenes von Sinope|Diogenes]] und [[Alexander der Große|Alexander]]
;{{lang|grc|Μικρὸν ἀπὸ τοῦ ἡλίου μετάστηθι.}}
;{{lang|grc|Μικρὸν ἀπὸ τοῦ ἡλίου μετάστηθι.}}
[[Datei:Alexander visits Diogenes living in a barrel at Corinth in an early 19th century engraving.jpg|mini|[[Diogenes von Sinope|Diogenes]] und [[Alexander der Große|Alexander]]: „{{lang|grc|Ἀποσκότησον μου}}“]]
: „{{lang|grc|Ἀποσκότησον μου}}“]]
:Mikron apo tou hēliou metastēthi.
:{{lang|grc-Latn|Mikron apo tou hēliou metastēthi.}}
:„Geh mir ein bisschen aus der Sonne.“
:„Geh mir ein bisschen aus der Sonne.“
Angeblicher Ausspruch des [[Diogenes von Sinope|Diogenes]] gegenüber [[Alexander der Große|Alexander den Großen]], der gerade zum obersten Feldherrn der Griechen gewählt worden war und von allen Seiten Gratulationen entgegennahm. Eigentlich hatte er auch mit Diogenes gerechnet. Als dieser aber nicht erschien, suchte ihn Alexander in Begleitung einiger Offiziere auf.
Angeblicher Ausspruch des [[Diogenes von Sinope|Diogenes]] gegenüber [[Alexander der Große|Alexander dem Großen]], der gerade zum obersten Feldherrn der Griechen gewählt worden war und von allen Seiten Gratulationen entgegennahm. Eigentlich hatte er auch mit Diogenes gerechnet. Als dieser aber nicht erschien, suchte ihn Alexander in Begleitung einiger Offiziere auf.


Nach anderen Quellen sagte er: {{lang|grc|Ἀποσκότησον μου}} – ''„Nimm deinen Schatten von mir!“'' <ref>[[Diogenes Laertius]]: ''Leben und Meinungen berühmter Philosophen'', VI, 38</ref>
Nach anderen Quellen sagte er: {{lang|grc|Ἀποσκότησον μου}}&nbsp;– ''„Nimm deinen Schatten von mir!“''<ref>[[Diogenes Laertius]]: ''Leben und Meinungen berühmter Philosophen'', VI, 38</ref>


Der Historiker [[Plutarch]] erzählt, Diogenes habe gerade in der Sonne gelegen, als Alexander erschien und fragte, ob er eine Bitte an ihn habe. Daraufhin sprach Diogenes die obigen Worte. Alexander soll davon so beeindruckt gewesen sein, dass er sagte:
Der Historiker [[Plutarch]] erzählt, Diogenes habe gerade in der Sonne gelegen, als Alexander erschien und fragte, ob er eine Bitte an ihn habe. Daraufhin sprach Diogenes die obigen Worte. Alexander soll davon so beeindruckt gewesen sein, dass er sagte:
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:''„Wenn ich nicht Alexander wäre, dann möchte ich Diogenes sein''.“
:''„Wenn ich nicht Alexander wäre, dann möchte ich Diogenes sein''.“


(Anmerkung: Es wird übrigens erzählt, dass Alexander und Diogenes am selben Tag, dem 10. oder 11. Juni 323 v. Chr., gestorben seien.)
(Es wird übrigens erzählt, dass Alexander und Diogenes am selben Tag, dem 10.&nbsp;oder 11.&nbsp;Juni 323&nbsp;v.&nbsp;Chr., gestorben seien.)


== Μολὼν λαβέ ==
== {{lang|grc|Μολὼν λαβέ}} ==
;{{lang|grc|Μολὼν λαβέ}}

;[[Molon labe|Molōn labé]].
:[[Molon labe|{{lang|grc-Latn|Molōn labé}}]]
:„Komm und nimm!“
:„Komm und nimm!“
Antwort des Königs [[Leonidas I.]] von Sparta auf das Angebot des persischen Königs [[Xerxes I.]], der mit 800.000 Mann vor den [[Thermopylen]] erschien, ihn und seine wenigen Männer zu verschonen, wenn sie die Waffen niederlegten. Leonidas antwortete lakonisch: „Molon labe!“, was so viel heißt wie: „Kommt und holt sie euch!“
Antwort des Königs [[Leonidas I.]] von Sparta auf das Angebot des persischen Königs [[Xerxes I.]], der mit 800.000 Mann vor den [[Thermopylen]] erschien, ihn und seine wenigen Männer zu verschonen, wenn sie die Waffen niederlegten. Leonidas antwortete [[lakonisch]]: „{{lang|grc-Latn|Molon labe!}}“, was so viel heißt wie: „Kommt und holt sie euch!“ Dann kämpften seine Soldaten bis zum letzten Mann.
Dann kämpften seine Soldaten bis zum letzten Mann.


Erst der Verrat durch einen gewissen {{lang|grc|Ἐφιάλτης}} ''Ephialtēs'' (griechisch: Alptraum) <ref>[[Historien des Herodot]], VII, 213f.</ref> erlaubte es den Persern, die griechischen Truppen zu besiegen. Insgesamt blieben etwa 1.000 Griechen, um den Rückzug zu decken, die alle starben, allerdings nicht ohne den Persern schwere Verluste zuzufügen. Diese nicht kriegsentscheidende Niederlage begründete den späteren Ruhm [[Sparta]]s.
Erst der Verrat durch einen gewissen {{lang|grc|Ἐφιάλτης|Ephialtēs}} („Alptraum“)<ref>[[Historien des Herodot]], VII, 213f.</ref> erlaubte es den Persern, die griechischen Truppen zu besiegen. Insgesamt blieben etwa 1.000 Griechen, um den Rückzug zu decken, die alle starben, allerdings nicht ohne den Persern schwere Verluste zuzufügen. Diese nicht kriegsentscheidende Niederlage begründete den späteren Ruhm [[Sparta]]s.


''„Molon labe“'' ist heute das Motto des ''Ersten Griechischen Armeecorps''<ref>Vergleiche [[:el:Μολών λαβέ|el:{{lang|el|Μολών λαβέ}}]]</ref> und des ''United States Special Operations Command Central Command'' (SOCCENT)<ref>Vergleiche [[:en:Special Operations Command Central]]</ref>.
''„Molon labe“'' ist heute das Motto US-amerikanischer Gruppierungen, die sich ihr Recht auf Waffenbesitz nicht nehmen lassen wollen und es erscheint seit den späten 1990er und frühen 2000er Jahren auf den Web-Sites von Waffenaktivisten.


''„Molon labe“'' ist auch das Motto US-amerikanischer Gruppierungen, die das Recht auf Waffenbesitz verteidigen wollen, und es erscheint seit den späten 1990er und frühen 2000er Jahren auf den Web-Sites von Waffenaktivisten.
''„Molon labe“'' ist auch das Motto des ''Ersten Griechischen Armeecorps'' <!--siehe http://el.wikipedia.org/wiki/%CE%9C%CE%BF%CE%BB%CF%8E%CE%BD_%CE%BB%CE%B1%CE%B2%CE%AD--> und des ''United States Special Operations Command Central Command'' (SOCCENT).


Siehe auch: [[Liste griechischer Phrasen/Ypsilon#Ὑπὸ σκιῇ.|{{lang|grc|Ὑπὸ σκιῇ.}}]] (''„Dann werden wir eben im Schatten kämpfen.“'')
Siehe auch: [[Liste griechischer Phrasen/Ypsilon#Ὑπὸ σκιῇ.|{{lang|grc|Ὑπὸ σκιῇ.}}]] (''„Dann werden wir eben im Schatten kämpfen.“'')


== {{lang|grc|Μουσάων Ἑλικωνιάδων ἀρχώμεθ᾽ ἀείδειν}} ==
== {{lang|grc|Μουσάων Ἑλικωνιάδων ἀρχώμεθ’ ἀείδειν}} ==
;{{lang|grc|Μουσάων Ἑλικωνιάδων ἀρχώμεθ᾽ ἀείδειν}}
:Mousaōn Helikōniadōn archōmeth' aeidein
:„Helikonischen Musen geweiht, heb' unser Gesang an“
Anfangsworte der [[Theogonie]] des Dichters [[Hesiod]], die sich mit der Entstehung der Götter befasst:
:„Μουσάων Ἑλικωνιάδων ἀρχώμεθ᾽ ἀείδειν,<br />:αἵ θ᾽ Ἑλικῶνος ἔχουσιν ὄρος μέγα τε ζάθεόν τε<br />:καί τε περὶ κρήνην ἰοειδέα πόσσ᾽ ἁπαλοῖσιν<br />:ὀρχεῦνται καὶ βωμὸν ἐρισθενέος Κρονίωνος·“
[[Datei:Helikonmountainascent.JPG|mini|[[Helikon (Gebirge)|Helikon]]-Gebirge]]
[[Datei:Helikonmountainascent.JPG|mini|[[Helikon (Gebirge)|Helikon]]-Gebirge]]
;{{lang|grc|Μουσάων Ἑλικωνιάδων ἀρχώμεθ’ ἀείδειν}}
:{{lang|grc-Latn|Mousaōn Helikōniadōn archōmeth’ aeidein}}
:„Helikonischen Musen geweiht, heb unser Gesang an“
Anfangsworte der [[Theogonie]] des Dichters [[Hesiod]], die sich mit der Entstehung der Götter befasst:
<poem lang="grc" style="margin-left:1.6em;">
Μουσάων Ἑλικωνιάδων ἀρχώμεθ᾽ ἀείδειν,
αἵ θ᾽ Ἑλικῶνος ἔχουσιν ὄρος μέγα τε ζάθεόν τε
καί τε περὶ κρήνην ἰοειδέα πόσσ᾽ ἁπαλοῖσιν
ὀρχεῦνται καὶ βωμὸν ἐρισθενέος Κρονίωνος·
</poem>

In der deutschen Übersetzung von [[Johann Heinrich Voß]] klingt das so:
In der deutschen Übersetzung von [[Johann Heinrich Voß]] klingt das so:
<poem style="margin-left:1.6em; font-style:italic;">
:''„Helikonischen Musen geweiht, heb' unser Gesang an,<br />Die auf dem Helikonberge, dem großen und heiligen, walten:<br />Wo sie den dunkelen Quell mit geschmeidigen Füßen im Reihntanz<br />Und den Altar umschweben des allmachtfrohen Kronion.“''
Helikonischen Musen geweiht, heb' unser Gesang an,
[[Helikon (Gebirge)|Helikon]] ist ein Gebirge in der Landschaft [[Böotien]], der als Sitz der [[Musen]] galt, bis sie von [[Apollon]] nach [[Delphi]] gebracht wurden. Kronion ist ein anderer Name für [[Zeus]], dem Sohn des Titanen [[Kronos]].
Die auf dem Helikonberge, dem großen und heiligen, walten:
Wo sie den dunkelen Quell mit geschmeidigen Füßen im Reihntanz
Und den Altar umschweben des allmachtfrohen Kronion.
</poem>

Der [[Helikon (Gebirge)|Helikon]] ist ein Gebirge in der Landschaft [[Böotien]], der als Sitz der [[Musen]] galt, bis sie von [[Apollon]] nach [[Delphi]] gebracht wurden. Kronion ist ein anderer Name für [[Zeus]], dem Sohn des Titanen [[Kronos]].


== {{lang|grc|μουσικὴ τέχνη}} ==
== {{lang|grc|μουσικὴ τέχνη}} ==
;{{lang|grc|μουσικὴ τέχνη}}
;{{lang|grc|μουσικὴ τέχνη}}
:musikē technē
:{{lang|grc-Latn|musikē technē}}
:„musische Beschäftigung“, also Beschäftigung mit einem Bereich, für den eine der neun Musen zuständig war. Erst später verengte sich der Begriff über das lateinische ''ars musica'' zu ''„Tonkunst“''.
:„musische Beschäftigung“
Das heißt Beschäftigung mit einem Bereich, für den eine der neun [[Musen]] zuständig war. Erst später verengte sich der Begriff über das lateinische ''{{lang|la|ars musica}}'' zu ''„Tonkunst“''.

Der Dichter [[Hesiod]] legt in seiner ''[[Theogonie]]'' die Zahl der Musen auf neun fest, auch die von ihm genannten Namen werden [[Bildungskanon|kanonisch]] und lassen sich anhand des folgenden [[Merkspruch|Hilfsverses]] leicht merken: „KlioMeTerThal EuEr UrPoKal“.


Der Dichter [[Hesiod]] legt in seiner ''[[Theogonie]]'' die Zahl der Musen auf neun fest, auch die von ihm genannten Namen werden [[kanon]]isch und lassen sich anhand des folgenden Hilfsverses leicht merken: „Clio/me/ter/thal / Eu/er/ur/po/kal“
{| class="wikitable"
{| class="wikitable"
|+ Die neun Musen
|-
! colspan="7" style="background:#cccccc" | Die Neun Musen
|-
! Bild
! Bild
! Name
! Name
! Anmerkungen
! Anmerkungen
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|-
| [[Datei:AT-68612 Skulpturen im Park Belvedere Wien 090.JPG|100px]]
|
| [[Klio (Muse)|Klio]] <br /> {{lang|grc|Κλειώ}} <br /> (''die Rühmende'')
| [[Klio (Muse)|Klio]]<br />{{lang|grc|Κλειώ}}<br />(''die Rühmende'')
| Muse der Geschichtsschreibung. Sie brachte das phönizische Alphabet nach Griechenland. <br />(Attribute: Papierrolle und Schreibgriffel)
| Muse der Geschichtsschreibung. Sie brachte das phönizische Alphabet nach Griechenland.<br />(''Attribute:'' [[Schriftrolle]] und [[Schreibrohr]] oder [[Schreibfeder|Feder]], [[Zink (Musik)|cornettoartiges Instrument]], [[Lorbeerkranz]])
|-
|-
| [[Datei:AT-68612 Skulpturen im Park Belvedere Wien 085.JPG|100px]]
|
| [[Melpomene]] <br /> {{lang|grc|Μελπομένη}} <br />(''die Singende'')
| [[Melpomene]]<br />{{lang|grc|Μελπομένη}}<br />(''die Singende'')
| Muse der tragischen Dichtung und des Trauergesangs. Sie ist zuständig für die Tragödie. <br />(Attribute: tragische Maske und Keule, sowie ein Kranz mit Weinlaub; manchmal Messer in der einen und Maske in der anderen Hand)
| Muse der tragischen Dichtung und des Trauergesangs. Sie ist zuständig für die Tragödie. <br />(''Attribute:'' tragische Maske und Keule, sowie ein Kranz mit Weinlaub, [[Kothurn]]e; manchmal Messer oder ähnliches in der einen und Maske in der anderen Hand)
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| [[Datei:Terpsichore v Canova.jpg|100px]]
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| [[Terpsichore]] <br /> {{lang|grc|Τερψιχόρα}} <br /> (''die Reigenfrohe'')
| [[Terpsichore]]<br />{{lang|grc|Τερψιχόρα}}<br />(''die Reigenfrohe'')
| Muse der Chorlyrik und des Tanzes. Gemeinsam mit dem Flussgott Achelos ist sie die [[Ahnherrin]] der Sirenen. <br />(Attribute: Lyra und Plektron)
| Muse der Chorlyrik und des Tanzes. Gemeinsam mit dem Flussgott Achelos ist sie die [[Ahnherrin]] der Sirenen.<br />(''Attribute:'' [[Lyra (Zupfinstrument)|Lyra]] und [[Plektron]])
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| [[Datei:Thalia Pio-Clementino Inv295.jpg|100px]]
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| [[Thalia (Muse)|Thalia]] <br /> {{lang|grc|Θάλια}} <br /> (''die Blühende'')
| [[Thalia (Muse)|Thalia]]<br />{{lang|grc|Θάλια}}<br />(''die Blühende'')
| Muse der komischen Dichtung und der Unterhaltung. Thalia ist auch eine der Drei Grazien. <br />(Attribute: komische Maske, Efeukranz und Krummstab des Schäfers)
| Muse der komischen Dichtung und der Unterhaltung. Thalia ist auch eine der drei [[Grazien]].<br />(''Attribute:'' komische Maske, [[Efeu#Symbolik|Efeukranz]] und Krummstab des Schäfers)
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[[Datei:25.Euterpe auf Brunnenwand(1857)-Friedrich Ochs-Sanssouci-Mittlerer Lustgarten Steffen Heilfort.JPG|100px]]
| [[Euterpe]] <br /> {{lang|grc|Εὐτέρπη}} <br /> (''die Erfreuende'')
| [[Euterpe]]<br />{{lang|grc|Εὐτέρπη}}<br />(''die Erfreuende'')
| Muse der Tonkunst und der lyrischen Poesie. Sie gilt als Erfinderin der Flöte. <br />(Attribute: Flöte oder Aulos)
| Muse der Tonkunst und der lyrischen Poesie. Sie gilt als Erfinderin der [[Flöte]].<br />(''Attribute:'' Flöte oder [[Aulos]], Lorbeerkranz)
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| [[Datei:Erato monte calvo.jpg|100px]]
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| [[Erato]] <br /> {{lang|grc|Έρατώ}} <br /> (''die Liebevolle'')
| [[Erato]]<br />{{lang|grc|Έρατώ}}<br />(''die Liebevolle'')
| Muse der Lyrik (insbesondere der Liebes- und Erotikpoesie), des Gesanges, des Tanzes und der Nachahmung. <br /> (Attribut: Leier)
| Muse der Lyrik (insbesondere der Liebes- und Erotikpoesie), des Gesanges, des Tanzes und der Nachahmung.<br />(''Attribut:'' [[Kithara]])
|-
|-
| [[Datei:28 Urania - Neues Palais Sanssouci Steffen Heilfort.JPG|100px]]
|
| [[Urania]] <br /> {{lang|grc|Οὐρανία}} <br /> (''die Himmlische'')
| [[Urania]]<br />{{lang|grc|Οὐρανία}}<br />(''die Himmlische'')
| Muse der Sternkunde. Sie kleidete sich in einen Mantel der mit Sternen bestickt war und richtet ihren Blick meist zum Himmel. <br />(Attribute: Himmelsglobus und Zeigestab)
| Muse der Sternkunde. Sie kleidete sich in einen Mantel, der mit Sternen bestickt war, und richtet ihren Blick meist zum Himmel.<br />(''Attribute:'' Himmelsglobus und Zeigestab)
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| [[Datei:22.Brunnenwand mit Polyhymnia(1857)-Friedrich Ochs-Sanssouci-Mittlerer Lustgarten Steffen Heilfort.JPG|100px]]
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| [[Polyhymnia]] <br /> {{lang|grc|Πολυμνία}} <br /> (''die Hymnenreiche'')
| [[Polyhymnia]]<br />{{lang|grc|Πολυμνία}}<br />(''die Hymnenreiche'')
| Muse der Hymnendichtung, des Tanzes, der Pantomime, und der Geometrie. Oft wird sie mit dem Ellbogen auf eine Säule gestützt und einen Finger an den Mund dargestellt. <br />(kein spezifisches Attribut, manchmal die Leier)
| Muse der Hymnendichtung, des Tanzes, der Pantomime, und der Geometrie. Oft wird sie mit dem Ellbogen auf eine Säule gestützt und einen Finger an den Mund dargestellt.<br />(kein spezifisches Attribut, manchmal die Lyra; gern auch mit einem bauschigen Umhang, Schultertuch oder Schleier dargestellt)
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| [[Datei:Calliope Pio-Clementino Inv312.jpg|100px]]
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| [[Kalliope]] <br /> {{lang|grc|Καλλιόπη}} <br /> (''die Schönstimmige'')
| [[Kalliope]]<br />{{lang|grc|Καλλιόπη}}<br />(''die Schönstimmige'')
| Muse der epischen Dichtung, der Wissenschaft, der Philosophie und des Saitenspiels sowie des Epos und der Elegie. Mutter des Sängers Orpheus. Schlichtete einen Streit zwischen Persephone und Aphrodite. <br />(Attribute: Schreibtafel, Schriftrolle und Feder)
| Muse der epischen Dichtung, der Wissenschaft, der Philosophie und des Saitenspiels sowie des Epos und der Elegie. Mutter des Sängers Orpheus. Schlichtete einen Streit zwischen Persephone und Aphrodite.<br />(''Attribute:'' [[Wachstafel|Schreibtafel]] und [[Stilus|Schreibgriffel]] oder Schriftrolle und Feder, Lyra)
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== {{lang|grc|Μυκονίων δίκην}} ==
== {{lang|grc|Μυκονίων δίκην}} ==
;{{lang|grc|Μυκονίων δίκην}}
;{{lang|grc|Μυκονίων δίκην}}
:Mykoniōn dikēn
:{{lang|grc-Latn|Mykoniōn dikēn}}
:„wie die Mykonier“
:„wie die Mykonier“
:Lateinisch „{{lang|la|Myconiorum more}}“
:„Myconiorum more“
Der Humanist [[Erasmus von Rotterdam]] schreibt in seiner Sprichwörtersammlung [[Adagia]]:
Der Humanist [[Erasmus von Rotterdam]] schreibt in seiner Sprichwörtersammlung [[Adagia]]:
:''„Wie die Mykonier gellen sie zu einem Gelage: Das sagte man von denen, die uneingeladen, aus freien Stücken kamen. Mykonos ist eine Kykladeninsel; die Leute dort waren so arm, daß die Not sie zwang, bei Gesellschaften zu schmarotzen; daher die scherzhafte Redensart.“'' <ref>[[Erasmus von Rotterdam]]: ''Ausgewählte Schriften''. Band 7. Wissenschaftliche Buchgesellschaft. 1972</ref>
{{Zitat |Wie die Mykonier gellen sie zu einem Gelage: Das sagte man von denen, die uneingeladen, aus freien Stücken kamen. Mykonos ist eine Kykladeninsel; die Leute dort waren so arm, daß die Not sie zwang, bei Gesellschaften zu schmarotzen; daher die scherzhafte Redensart. |ref=<ref>[[Erasmus von Rotterdam]]: ''Ausgewählte Schriften''. Band 7. Wissenschaftliche Buchgesellschaft. 1972</ref>}}


Das deutsche Äquivalent für diese Redewendung ist [[Nassauer]] bzw. ''nassauern''. Da das [[Herzogtum Nassau]] über keine eigene Universität verfügte, schloss Herzog Wilhelm von Nassau-Weilburg 1817 einen Staatsvertrag mit dem [[Königreich Hannover]]. Die Königlich-Hannoversche [[Georg-August-Universität]] zu [[Göttingen]] wurde dadurch zur Nassauischen Landesuniversität.
Das deutsche Äquivalent für diese Redewendung ist ''[[Nassauer]]'' bzw. ''nassauern''. Da das [[Herzogtum Nassau]] über keine eigene Universität verfügte, schloss Herzog Wilhelm von Nassau-Weilburg 1817 einen Staatsvertrag mit dem [[Königreich Hannover]]. Die Königlich-Hannoversche [[Georg-August-Universität]] zu [[Göttingen]] wurde dadurch zur Nassauischen Landesuniversität. Um den Studenten einen Anreiz zur Aufnahme des Studiums im über 300&nbsp;Kilometer entfernten Göttingen zu bieten, gewährte der Herzog Stipendien in Form einer kostenlosen Verköstigung. Die Stipendiaten konnten also bei einem Göttinger Vertragswirt kostenlos essen. Nutzte ein Nassauer Student dieses Angebot nicht, nahm häufig ein Fremder, Unbefugter, der sich als Nassauer ausgab, dessen Platz und das freie Mahl ein. Dadurch sollen die studentischen Ausdrücke „nassauern“ und „Nassauer“ entstanden sein.
Um den Studenten einen Anreiz zur Aufnahme des Studiums im über 300 Kilometer entfernten Göttingen zu bieten, gewährte der Herzog Stipendien in Form einer kostenlosen Verköstigung. Die Stipendiaten konnten also bei einem Göttinger Vertragswirt kostenlos essen. Nutzte ein Nassauer Student dieses Angebot nicht, nahm häufig ein Fremder, Unbefugter, der sich als Nassauer ausgab, dessen Platz und das freie Mahl ein. Dadurch sollen die studentischen Ausdrücke 'nassauern' und 'Nassauer' entstanden sein.


== {{lang|grc|μυστήριον τῆς πίστεως }} ==
== {{lang|grc|μυστήριον τῆς πίστεως }} ==
;{{lang|grc|μυστήριον τῆς πίστεως }}
;{{lang|grc|μυστήριον τῆς πίστεως }}
:mystērion tēs písteōs
:{{lang|grc-Latn|mystērion tēs písteōs}}
:„Geheimnis des Glaubens“
:„Geheimnis des Glaubens“
Das [[Geheimnis des Glaubens]] (lateinisch: ''mysterium fidei'') ist der Ausruf des Priesters während der katholischen Messfeier unmittelbar nach den [[Einsetzungsbericht|Wandlungsworten]]. Die versammelte Gemeinde antwortet darauf mit der Akklamation:
Das [[Geheimnis des Glaubens]] (lateinisch: ''{{lang|la|mysterium fidei}}'') ist der Ausruf des Priesters während der katholischen Messfeier unmittelbar nach den [[Einsetzungsbericht|Wandlungsworten]]. Die versammelte Gemeinde antwortet darauf mit der Akklamation:
:''„Deinen Tod, o Herr, verkünden wir, und deine Auferstehung preisen wir, bis du kommst in Herrlichkeit.“'' <ref>vgl. 1. Brief an die Korinther, 11, 23–26</ref>
:''„Deinen Tod, o Herr, verkünden wir, und deine Auferstehung preisen wir, bis du kommst in Herrlichkeit.“''<ref>vgl. 1. Brief an die Korinther, 11, 23–26</ref>


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==

Version vom 27. Dezember 2018, 01:14 Uhr

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Μαιευτικὴ τέχνη

Der disputierende Sokrates (rechts) in Raffaels Gemälde Die Schule von Athen
Μαιευτικὴ τέχνη
Μaieutikē technē
„Hebammenkunst“

Als Mäeutik bezeichnete Sokrates in Anspielung auf den Beruf seiner Mutter seine Kunst der Gesprächsführung. Die Mäeutik beruht auf der Grundannahme, dass die Wahrheit in der angeborenen Vernunft jedes Menschen bereitliegt und nur ans Licht gebracht („entbunden“) werden muss.

Die sokratische Ironie besteht darin, dass Sokrates vorgibt, der Unwissende zu sein, aber Fragen stellt, in denen die Antwort schon verborgen liegt. Der Kern des sokratischen Gesprächs ist es, durch gezielte Fragen die Beteiligten in den Dialog einzubeziehen, so dass sie selbst zu Erkenntnissen gelangen.

Die Mäeutik verfährt in zwei Schritten:

  1. In der Elenktik („Kunst der Überführung“) erschüttert Sokrates den Standpunkt seines Gesprächspartners und überführt ihn in die Aporie, wodurch die Bereitschaft zur Suche nach der Erkenntnis geweckt werden soll.
  2. In der Protreptik („Kunst der Hinwendung“) führt Sokrates den Gesprächspartner dann durch weiteres Fragen zu einer richtigen Meinung.

Ziel der Mäeutik ist εὖ ζῆν (eu zēn) – „richtig/gut/wahr zu leben“.

Μακάριοι οἱ μὴ ἰδόντες καὶ πιστεύσαντες.

Caravaggio: Der ungläubige Thomas
Μακάριοι οἱ μὴ ἰδόντες καὶ πιστεύσαντες.
Makarioi hoi mē idontes kai pisteusantes.
„Selig die nicht sehen und doch glauben.“

Der Begriff des ungläubigen Thomas ist aus dem Evangelium nach Johannes abgeleitet, wo der Apostel Thomas erst dann die Auferstehung Jesu glauben will, wenn er dessen Wundmale berührt hat. Thomas war nicht dabei, als Jesus kam. Als die anderen Jünger zu ihm sagten „Wir haben den Herrn gesehen“, entgegnete er skeptisch:

„Wenn ich nicht die Male der Nägel an seinen Händen sehe und wenn ich meinen Finger nicht in die Male der Nägel und meine Hand nicht in seine Seite lege, glaube ich nicht.“

Acht Tage später war Thomas dabei, als Jesus trotz verschlossener Türen in ihre Mitte trat. Dann sagte er zu Thomas:

„Streck deinen Finger aus – hier sind meine Hände! Streck deine Hand aus und leg sie in meine Seite und sei nicht ungläubig, sondern gläubig!“

Thomas tat dies und sagte tief beeindruckt:

„Mein Herr und mein Gott!“

Jesus aber sagte zu ihm:

„Weil du mich gesehen hast, glaubst du. Selig sind, die nicht sehen und doch glauben.“[1]

Μακάριοι οἱ πτωχοὶ τῷ πνεύματι.

Μακάριοι οἱ πτωχοὶ τῷ πνεύματι, ὅτι αὐτῶν ἐστιν ἡ βασιλεία τῶν οὐρανῶν.
Makarioi hoi ptōchoi tō pneumati, hoti autōn estin hē basileia tōn ouranōn.
„Selig die Armen im Geiste, denn ihrer ist das Himmelreich.“

Anfang der Seligpreisung im Matthäusevangelium [2] Die Seligpreisungen (Makarismen von Μακάριοι …) sind eine Reihung von 8 + 1 Mal „Selig sind …“, mit denen Jesus seine Bergpredigt einleitet. Dabei wird verschiedenen Gruppen von Menschen, die vordergründig gesehen zu den Benachteiligten gehören, die Teilnahme an der Gottesherrschaft versprochen.[3]

Bild Nr. deutsch/griechisch
1 Selig sind, die da geistlich arm sind; denn ihrer ist das Himmelreich.
Μακάριοι οἱ πτωχοὶ τῷ πνεύματι, ὅτι αὐτῶν ἐστιν ἡ βασιλεία τῶν οὐρανῶν.
Lukasevangelium: Selig seid ihr Armen; denn das Reich Gottes ist euer.[4]
Jakobusbrief: »Hört, meine geliebten Brüder, hat nicht Gott die Armen in dieser Welt zu Reichen im Glauben und Losteilinhabern des Königreichs erwählt, das Er denen verheißen hat, die Ihn lieben?«[5]
2 Selig sind, die da Leid tragen; denn sie sollen getröstet werden.
Μακάριοι οἱ πενθοῦντες, ὅτι αὐτοὶ παρακληθήσονται.
Jesaja: „In der Höhe und im Heiligen weile Ich und bei dem, der zerschlagenen und erniedrigten Geistes ist, zu beleben den Geist der Erniedrigten und zu beleben das Herz der Zerschlagnen.[6]
3 Selig sind die Sanftmütigen; denn sie werden das Erdreich besitzen.
Μακάριοι οἱ πραεῖς, ὅτι αὐτοὶ κληρονομήσουσι τὴν γῆν.
Psalm 37: „Aber die Elenden werden das Land erben und Lust haben in großem Frieden.[7]
4 Selig sind, die da hungert und dürstet nach der Gerechtigkeit; denn sie sollen satt werden.
Μακάριοι οἱ πεινῶντες καὶ διψῶντες τὴν δικαιοσύνην, ὅτι αὐτοὶ χορτασθήσονται.
Lukasevangelium: „Selig seid ihr, die ihr hier hungert; denn ihr sollt satt werden.[8]
Offenbarung des Johannes: „Sie wird nicht mehr hungern noch dürsten; es wird auch nicht auf sie fallen die Sonne oder irgend eine Hitze;[9]
5 Selig sind die Barmherzigen; denn sie werden Barmherzigkeit erlangen.
Μακάριοι οἱ ἐλεήμονες, ὅτι αὐτοὶ ἐλεηθήσονται.
Jakobusbrief: „Es wird aber ein unbarmherziges Gericht über den ergehen, der nicht Barmherzigkeit getan hat; und die Barmherzigkeit rühmt sich wider das Gericht.[10]
6 Selig sind, die reines Herzens sind; denn sie werden Gott schauen.
Μακάριοι οἱ καθαροὶ τῇ καρδίᾳ, ὅτι αὐτοὶ τὸν Θεὸν ὄψονται.
Psalm 51: „Schaffe in mir, Gott, ein reines Herz und gib mir einen neuen, gewissen Geist.[11]
7 Selig sind die Friedfertigen; denn sie werden Gottes Kinder heißen.
Μακάριοι οἱ εἰρηνοποιοί, ὅτι αὐτοὶ υἱοὶ Θεοῦ κληθήσονται.
Hebräerbrief: „Jaget nach dem Frieden gegen jedermann und der Heiligung, ohne welche wird niemand den HERRN sehen.[12]
8 Selig sind, die um Gerechtigkeit willen verfolgt werden; denn das Himmelreich ist ihr.
Μακάριοι οἱ δεδιωγμένοι ἕνεκεν δικαιοσύνης, ὅτι αὐτῶν ἐστιν ἡ βασιλεία τῶν οὐρανῶν.
Hebräerbrief: „Und ob ihr auch leidet um Gerechtigkeit willen, so seid ihr doch selig. Fürchtet euch aber vor ihrem Trotzen nicht und erschrecket nicht;[12]
9 Selig seid ihr, wenn euch die Menschen um meinetwillen schmähen und verfolgen und reden allerlei Übles gegen euch, so sie daran lügen.
Μακάριοί ἐστε ὅταν ὀνειδίσωσιν ὑμᾶς καὶ διώξωσι καὶ εἴπωσι πᾶν πονηρὸν ῥῆμα καθ᾿ ὑμῶν ψευδόμενοι ἔνεκεν ἐμοῦ.
Lukasevangelium: „Selig seid ihr, so euch die Menschen hassen und euch absondern und schelten euch und verwerfen euren Namen als einen bösen um des Menschensohns willen.[13]

Die Seligpreisungen beginnen neunmal mit „Selig (sind/seid) …“ (Μακάριοι). Die erste und die achte Seligpreisung schließen jeweils mit der Verheißung des Himmelreiches (βασιλεία τῶν οὐρανῶν basileia tōn ouranōn), für das Matthäusevangelium ein zentraler Begriff.

Auffallend ist auch, dass die ersten vier Seligpreisungen als π-Alliteration formuliert sind:

  • Arme: πτωχοί ptochoi
  • Trauernde: πενθοῦντες penthountes
  • Sanftmütige: πραεῖς praeis
  • Hungernde: πεινῶντες peinontes

Μακάρων νῆσοι

Weltkarte des Hekataios
Μακάρων νῆσοι
Μakárōn nēsoi
„Inseln der Seligen“

Die „Inseln der Seligen“ liegen im äußersten Westen des Erdkreises, werden vom Okeanos umflossen und sind der Ort, auf den Helden entrückt werden, die von den Göttern geliebt wurden. Eine der Inseln ist das Elysion (Ἠλύσιον Πεδίον), nach späterer Ansicht war dieses jedoch Teil des Hades. In Meyers Konversations-Lexikon heißt es dazu:

„Elysĭum (griech. Elysion), bei Homer ein Gefilde am westlichen Erdrand beim Okeanos, wo ewiger Frühling herrscht und immer ein kühlender Zephyr weht; dorthin werden Zeus' Lieblinge, wie sein Sohn Rhadamanthys und sein Eidam Menelaos, ohne den Tod zu schauen, entrückt, um das glücklichste Dasein zu führen. Hesiod u.a. reden von Inseln der Seligen, wo von Zeus erlesene Heroen des vierten Menschengeschlechts unter Kronos' Herrschaft fortleben. […] Spätere, wie auch Vergil, verlegten das E.[lysium] in die Unterwelt als den Aufenthalt der von den Totenrichtern würdig Befundenen.“[14]

In Pierer’s Universal-Lexikon heißt es ausführlicher:

„Eine Fortdauer sammt dem irdischen Leibe war nur wenigen Auserwählten u. Freunden der Götter gewährt, […]; sie waren lebend der Erde entnommen u. wohnten auf den Elysäischen Gefilden (Elysium), wo ein ewiger Frühling herrschte. Diese Gefilde suchte man […] zuletzt auf einer Insel des Oceans. Der Glaube an eine Vergeltung des Erdenlebens tritt erst bei Hesiodos deutlicher hervor, so daß alle Gute u. Edle nach dem Leben in die seligen Eilande (Μακάρων νῆσοι, Inseln der Seligen), kommen; […] Die seligen Eilande sind ein Ort, wo unter der Herrschaft des Kronos das Goldene Zeitalter wieder gelebt wird, wo man in seliger Sorgenlosigkeit am Gewoge des Oceans lebt, wo der fruchtbare Boden dreimal des Jahres die schönsten Früchte bietet. Erst die spätere Zeit vereinigte Unterwelt u. Todtenreich (Hades, Erebos), das man in die Mitte der Erde verlegte, u. schied zwischen Ort der Belohnung (Elysium) u. Bestrafung (Tartaros), […] Die dem Minos ihr Leben durch gute Thaten bewährt hatten, kamen in das Elysium, dessen Schilderung alle sinnlichen Freuden vereinigt darstellte. Um dasselbe herum strömte in Silberklarheit der Lethestrom, […] blumige Auen mit schattigen Hainen dehnten sich dort aus, heitere u. reine Lüfte umgaben den wolkenlosen u. ewig lichten Himmel. Was im Leben Einen angenehm beschäftigt hatte, das trieb er auch hier noch fort. Hier war ewiger Frühling, unbestellt brachte die Erde dreimal des Jahres ihre Gaben zum Unterhalt der Seligen, Alter, Schmerzen u. Krankheit waren hier nicht, sondern nur Freude u. Luft. […] Nach dem Leben in der Unterwelt kehrten nach gewisser Zeit die Seelen wieder auf die Oberwelt zurück; die aus dem Elysium zurückkehrenden Frommen tranken wieder aus Lethe, um die genossenen Freuden zu vergessen. Hatten sie so dreimal unsträflich auf der Erde gelebt, so wurden sie für immer auf die Inseln der Seligen versetzt, wo ihrer noch höhere Freuden als im Elysium warteten.“[15]

Der römische Dichter Horaz fordert in einer Epode zur Auswanderung auf die lateinisch Divites Insulae (arva divites et insulas) genannten Inseln auf, die er mit folgenden Worten preist:[16]

vos, quibus est virtus, muliebrem tollite luctum,
    Etrusca praeter et volate litora.
nos manet Oceanus circumvagus: arva beata
    petamus, arva divites et insulas,
reddit ubi cererem tellus inarata quotannis
    et inputata floret usque vinea,
germinat et numquam fallentis termes olivae
    suamque pulla ficus ornat arborem,
mella cava manant ex ilice, montibus altis
    levis crepante lympha desilit pede.
illic iniussae veniunt ad mulctra capellae
    refertque tenta grex amicus ubera,
nec vespertinus circumgemit ursus ovile
    nec intumescit alta viperis humus;
nulla nocent pecori contagia, nullius astri
    gregem aestuosa torret inpotentia.

Ihr, deren männlicher Mut noch grün, bannt weibisches Trauern
    Und segelt, dem tyrrhenischen Gestad vorbei,
Wo der Oceanus fließt um die seligen, unser gewärtig,
    Eilandsgefilde, reiche, kommt, wir suchen sie,
Länder ohne Pflug, da Ceres im Grund jahrjährlich bekleibet,
    Und unbeschnitten immerfort die Rebe blüht,
Land, da des Ölbaums Reis untrüglich sprosset und fruchtet,
    Schwarzfeige schmückt auf eigner Wurzel ihren Baum.
Honig aus hohlem Geschlüft des Eichbaums tränt, vom Gebirge
    Die blanke Flut geschwätzigen Traufes niederspringt.
Dort ruft nimmer ein Hirt die Geiß zum melken, gewillig
    Trägt seinen Euter prall daher das fromme Schaf.
Nicht tappt brummend zunacht der Bär um die Pferche der Lämmer,
    Noch bäumt am Boden giftgeschwollene Natterbrut.
Keinerlei Seuche befällt das Vieh. Kein glühes Gestirn plagt
    Mit Wut, unbändig tobender, die Herdentrift.

Die Kanarischen Inseln wurden unter dem Namen Insulae Fortunatorum, der lateinischen Entsprechung zu μακάρων νῆσοι, bekannt – ein Begriff, den schon Plinius im sechsten Buch seiner Naturgeschichte erwähnt. Die Region der im östlichen Zentralatlantik liegenden Inselgruppen vulkanischen Ursprungs (einschließlich der Kanarischen Inseln) wird in der Biogeographie heutzutage unter dem Begriff Makaronesien zusammengefasst.

Μᾶτερ ὦ χρυσοστεφάνων ἀέθλων, Οὐλυμπία

Μᾶτερ ὦ χρυσοστεφάνων ἀέθλων, Οὐλυμπία
Mater ō chrysostephanōn aethlōn, Oulympia
„O Mutter der goldgekrönten Kampfspiele, Olympia!“

Anfang eines Lobpreises auf Olympia und die Olympischen Spiele durch den Dichter Pindar, der Oden auf Sieger der Olympischen, Pythischen, Nemeischen und Isthmischen Spiele schrieb.

Μᾶτερ ὦ χρυσοστεφάνων
ἀέθλων, Οὐλυμπία,
δέσποιν' ἀλαθείας, ἵνα μάντιες ἄνδρες
ἐμπύροις τεκμαιρόμενοι παραπειρῶν-
ται Διὸς ἀργικεραύνου,
εἴ τιν' ἔχει λόγον ἀνθρώπων πέρι
μαιομένων μεγάλαν
ἀρετὰν θυμῷ λαβεῖν,
τῶν δὲ μόχθων ἀμπνοάν.[17]

O Mutter der goldgekrönten
Kampfspiele, Olympia,
Herrin der Wahrheit, wo wahrsagende Männer
brennende Opfer auslegend, befra-
gen Zeus, den hellblitzenden,
ob er etwas Acht hat auf die Menschen,
die im Herzen streben,
großen Heldenmut zu erlangen
und ein Aufatmen von den Mühen.[18]

Der Anfang dieser Ode war 2004 bei den Olympischen Spielen in Athen auf der Rückseite der Olympiamedaillen in griechischer Schrift eingraviert.[19]

Μέγα βιβλίον, μέγα κακόν.

Μέγα βιβλίον, μέγα κακόν.
Mega biblion, mega kakon.
„Großes Buch – großes Übel.“

Ausspruch des alexandrinischen Dichters Kallimachos, der Hofdichter Ptolemaios’ II. war und an der Bibliothek von Alexandria arbeitete.

Von ihm stammt der Bibliothekskatalog, der erste schriftliche Katalog der Bibliotheksgeschichte, der auf Tafeln an den Wänden angebracht war. Als Verfasserlexikon sämtlicher griechischer Autoren umfasste er 120 Buchrollen und war nicht für die Benutzer bestimmt, sondern konzentrierte sich auf eine Auswahl der griechischen Schriftsteller. Jede Rolle wurde mit einer Etikette mit Verfasser- und Titelangabe versehen, so dass man sie zu ihrer Identifizierung nicht zu entrollen brauchte.

Gleichsam als Gegengewicht zu seinen umfangreichen Arbeiten als Bibliothekar pflegte Kallimachos das kleine Gedicht. Umfangreiche Dichtungen wie etwa Epen in homerischer Tradition lehnte er ab.

Μεγάλη Ἑλλάς

Magna Graecia
Μεγάλη Ἑλλάς
Μεγάλη Ἑλλάς
Megalē Hellas
„Großgriechenland“

Lateinisch als Magna Graecia werden die Regionen im antiken Süditalien und Sizilien bezeichnet, die durch griechische Siedler ab dem 8. Jahrhundert v. Chr. kolonisiert wurden. Die Kolonien wurden als Magna Graecia bezeichnet, vermutlich, um ihre Größe gegenüber dem griechischen Mutterland zu betonen.

Die Abreise der Kolonisten aus Griechenland ging auf friedliche Weise vor, wenn die Bevölkerung in einer Stadt zu groß wurde, oder wenn Kämpfe zwischen Gruppen verschiedener Stadtbewohner mit dem Sieg einer Gruppe endeten, wurden die Besiegten zur Verbannung verurteilt.

Noch heute existiert in Kalabrien und in Apulien eine kleine Minderheit, die Griko spricht – eine Sprache mit altgriechischen und italienischen Elementen. Im Griechischen wird die Sprache oft Katoitaliótika (Κατωιταλιώτικα, „Nieder-/Unteritalienisch“) bezeichnet.

Das Vaterunser in Griko:[20]

Patrimò pu stei stin ajèra,
pu n'ajasti o Nomà-su,
pu n'arti i Vasilìa-su,
Pu na jettì to telimà-su, pos stin ajèra, jùs stin ghì.
Dòstu es emà to fsomì simmerinò.
Fsexorisò-mma tes amartìe-mma,
pos emì efsexorùme us addù,
ce na mi mas fèri es ton àscimo,
ce vlèfse-ma es pa' kkakò.

Μεγάλη Θάλασσα

Μεγάλη Θάλασσα
Megalē Thalassa
„Großes Meer“

Dies ist die erste überlieferte griechische Bezeichnung für das Mittelmeer, das in Neugriechisch jetzt Μεσόγειος Θάλασσα Mesojios Thalassa (Mittelländisches Meer) heißt. Mit der Entdeckung des Atlantik im 4. Jahrhundert v. Chr. kam die Bezeichnung Ἐντός Θάλασσα Entos Thalassa (Inneres Meer) auf.

Das Schwarze Meer wurde euphemistisch Πόντος Εὔξεινος Pontos Euxeinos („gastliches Meer“) genannt. Vor dem Jahr 8. Jahrhundert v. Chr. war es auch als Πόντος Ἄξεινος Pontos Axeinos („ungastliches Meer“) bekannt. Der ursprünglich skythische Name lautete Aksaena („das Schwarze“). Im Lateinischen trat später auch das Wort Pontus (von Πόντος „Meer“) für das Schwarze Meer auf. Heute heißt es im Griechischen Μαύρη Θάλασσα Mavre Thalassa.

Das Rote Meer wurde als Teil des Erythraeischen Meers (Erythra Thalatta) angesehen. Herodot nannte es Arabios kolpos, Meerbusen Arabiens. Der Name leitet sich von den rötlichen Korallenbänken (ἐρυθρός erythros, deutsch ‚rot‘) und vom Anblick der arabischen Wüstenlandschaft ab.

Der Persische Golf war den Griechen vor den Eroberungen Alexanders unbekannt und dessen Admiral Nearchos nahm an, es handle sich um das Erythra Thalatta.

Μεγάλη Ιδέα

griechische Gebietsansprüche
Μεγάλη Ιδέα
Megali Idea
„große Idee“

Die Großgriechische Idee war vom späten 19. bis in das frühe 20. Jahrhundert Grundlage der griechischen Außenpolitik und schien sich 1920 für kurze Zeit zu verwirklichen, bevor schließlich die damals mehrheitlich griechischsprachigen Regionen des westlichen Kleinasien an die Türkei abgetreten wurden.

Die griechischen Revolutionäre nach 1821 sehnten das byzantinische Reich zurück und wollten ein hellenistisches Reich mit der Hauptstadt Konstantinopel gründen.

Der erste, der diese Idee propagierte, war der Revolutionär Rigas Ferreos oder Velestinlis. Er zeichnete 1791 die erste Landkarte darüber und verteilte sie später in den griechischsprachigen Gebieten des Osmanischen Reiches. Auf dieser Karte wurden der größte Teil der Balkanländer, Kreta, Rhodos, Thessaloniki, Zypern, die Ägäischen Inseln, Thrakien und Konstantinopel als zu befreiende Gebiete gekennzeichnet.

Die Niederlage Griechenlands im Griechisch-Türkischen Krieg (1919–1922) zerschlug diese Idee endgültig. Im Zuge eines „Bevölkerungsaustauschs“ verschwanden die fast drei Jahrtausende dort ansässigen Griechen aus Kleinasien.

Werner van Gent und Paul L. Walser schreiben in ihrem Griechenlandbuch Zimt in der Suppe:

„In fataler Selbstüberschätzung und völlig falscher Einschätzung sowohl des Gegners als auch der Absichten der Großmächte glaubten die Griechen, ihre ‘Große Idee’ nun doch noch verwirklichen und die ‘Schmach von 1453’ tilgen zu können: Sie landeten im Mai 1919 an der anatolischen Küste und errichteten in Smyrna (İzmir) einen Stützpunkt, von dem aus sie die bis dahin mehrheitlich von Griechen bewohnte Küste und die einstige Kaiserstadt Konstantinopel, die sie bis heute zärtlich einfach als ‘die Stadt’ (i Pólis) zu bezeichnen pflegen, ‘zurückerobern’ wollten.“[21]

Doch die Invasoren hatten ihre Rechnung ohne Mustafa Kemal (Atatürk) gemacht. Eleftherios Venizelos wechselte sämtliche Offiziere der in Anatolien kämpfenden Armee aus, doch die Katastrophe war nicht mehr abzuwenden. Es folgte die Μικρασιατική καταστροφή, die kleinasiatische Katastrophe. Das irrwitzige Kleinasien-Abenteuer endete im August 1922 mit einer totalen Katastrophe. Smyrna wurde in Schutt und Asche gelegt; das, was vom griechischen Heer noch übrig war, flüchtete durch die anatolische Steppe. Konstantinopel hieß nun endgültig Istanbul, und die ethnische Koexistenz war durch den Nationalismus und drei unsinnige Kriegsjahre weggewischt.

Μεγαλύνει ἡ ψυχή μου τὸν Κύριον.

Magnificat anima mea Dominum
Μεγαλύνει ἡ ψυχή μου τὸν Κύριον.
Megalynei hē psychē mou ton Kyrion.
„Meine Seele preist den Herrn.“

Griechischer Originaltext des Magnificat.

Mit den lateinischen Worten Magnificat anima mea Dominum beginnt der psalmartige Lobgesang Marias, mit dem sie, nach der Ankündigung der Geburt Jesu durch den Erzengel Gabriel (Mariä Heimsuchung) zu Besuch bei ihrer Base Elisabeth, auf deren prophetischen Gruß antwortet.

Maria preist Gott als den, der sich ihr und allen Geringen, Machtlosen und Hungernden zuwendet, um sie aufzurichten, dagegen die Mächtigen, Reichen und Hochmütigen von ihren Thronen stürzt. Das Magnificat ist nur im Evangelium nach Lukas enthalten, das sich am meisten für die Ausgegrenzten interessiert, und propagiert gleich am Anfang die Wichtigkeit dieses Anliegens.

Die lateinische Vulgata-Übersetzung wird in der westlichen Liturgie verwendet und gab dem Magnificat seinen im Westen üblichen Namen.

Magnificat anima mea Dominum,
et exsultavit spiritus meus in Deo salutari meo.

In der deutschen Einheitsübersetzung heißt es:

Meine Seele preist die Größe des Herrn,
und mein Geist jubelt über Gott, meinen Retter.[22]

μεθ’ ἡμῶν ὁ Θεός

Gott mit uns (Erster Weltkrieg)
μεθ’ ἡμῶν ὁ Θεός
meth’ hēmōn ho theos
Gott mit uns

Gott mit uns war der Wahlspruch des preußischen Königshauses und der deutschen Kaiser und ein Teil der preußischen militärischen Hoheitszeichen, der auch nach dem Ende der Monarchie in Deutschland von der Reichswehr und Wehrmacht benutzt wurde.

Gott mit uns ist die deutsche Übersetzung von Immanu'el (עמנואל). Der Name Immanuel kommt nur vier Mal in der Bibel vor. Jesus bekommt diesen Namen, als seine Geburt angekündigt wird, sonst wird er aber zu keinem Zeitpunkt Immanuel genannt. Im Evangelium nach Matthäus heißt es:

ἰδοὺ ἡ παρθένος ἐν γαστρὶ ἕξει καὶ τέξεται υἱόν, καὶ καλέσουσι τὸ ὄνομα αὐτοῦ ᾿Εμμανουήλ, ὅ ἐστι μεθερμηνευόμενον μεθ᾿ ἡμῶν ὁ Θεός.
„Siehe, eine Jungfrau wird schwanger sein und einen Sohn gebären, und sie werden ihm den Namen Immanuel geben, das heißt übersetzt: Gott mit uns.“[23]

μέλαν ἱμάτιον περιβάλλεσθαι

Perikles
μέλαν ἱμάτιον περιβάλλεσθαι
melan himation periballesthai
„ein schwarzes Gewand anlegen“

Im antiken Athen wurde ein schwarzes Gewand bei Todesfällen und anderen traurigen Ereignissen angelegt. Diese Redewendung verwendet der Geschichtsschreiber Plutarch in seinem Bericht über den Tod des athenischen Staatsmannes Perikles.

Als dieser im Sterben lag, versammelten sich seine Freunde um sein Bett und sprachen über seine Leistungen, in der Meinung, Perikles würde dies nicht mehr wahrnehmen. Doch da meldete sich Perikles zu Wort und erinnerte alle daran, dass sie das Wichtigste vergessen hätten:

„‚Denn keiner von den lebenden Athenern‘, so sagte er, ‚hat um meinetwillen ein schwarzes Gewand angelegt.‘“[24]

Μελέτη τὸ πᾶν.

Büste des Periander mit seinem Wahlspruch
Μελέτη τὸ πᾶν.
Meletē to pān.
„Bedachtsamkeit vermag alles.“

Dies war der Wahlspruch des Periander von Korinth, der als Prototyp des Tyrannen galt: hart, aber weitsichtig.

Dieser Spruch wurde im Prolog des Ludus Septem Sapientum (Das Spiel der Sieben Weisen) des römischen Dichters Ausonius von einem Ludius (eine „lustige Person“) zitiert, der die bekannten Sprüche der Sieben Weisen aufzählt:

Lateinisch: „μελέτη τὸ πᾶν, Periandri id est Corinthii, meditationem posse totum qui putat.
Deutsch: „Und μελέτη τὸ πᾶν <der Spruch> des Periander aus Korinth, der meint, dass Bedachtsamkeit alles vermöge.“[25]

Weitere seiner Aussprüche sind:

  • Die Lüste sind vergänglich, die Tugenden unsterblich.
  • Schimpfe so, dass du schnell wieder Freund werden kannst.
  • Halte dich an alte Gesetze, aber an frische Speisen.

Μεταβολὴ πάντων γλυκύ.

Μεταβολὴ πάντων γλυκύ.
Metabolē pantōn glyky.
„Änderung von allem ist angenehm.“

Dieses Zitat aus Euripides, Orestes,234 wurde zum beliebten Sprichwort, das auch Aristoteles mehrfach zitiert.[26]

Die sprichwörtliche Wendung beginnt im Lateinischen in der Rhetorik an Herennius eines unbekannten Autors, mit Bezug auf das Heben und Senken der Stimme beim Reden:

Auditorem varietas maxime delectat.
„Den Hörer erfreut am meisten die Abwechslung.“
Meist wird dieser Satz mit Variatio delectat zitiert.

Μετανοεῖτε.

Μετανοεῖτε.
Metanoeite.
„Denkt um!“

Diese Aufforderung Jesu im Evangelium nach Matthäus wird nicht ganz korrekt mit „Tut Buße!“ oder „Kehrt um!“ übersetzt. Sie ist zusammengesetzt aus der Präposition μετά (meta, „um, nach“) νοεῖν (noein „denken“). Von Buße ist also nicht die Rede. Im Kontext heißt es, dass sich Jesus, als er hörte, dass Johannes der Täufer gefangen worden war, nach Galiläa zurückzog:

᾿Απὸ τότε ἤρξατο ὁ ᾿Ιησοῦς κηρύσσειν καὶ λέγειν· μετανοεῖτε· ἤγγικε γὰρ ἡ βασιλεία τῶν οὐρανῶν.
„Seit der Zeit fing Jesus an zu predigen: Tut Buße, denn das Himmelreich ist nahe!“[27]

Mit den Angaben zum ersten öffentlichen Auftreten Jesu grenzt Matthäus die Perikope zu der vorangegangenen Taufe und Versuchung ab. Jesus tritt also erst dann an die Öffentlichkeit, als das Wirken Johannes’ gewaltsam beendet wird. Ob allerdings die Gefangennahme des Täufers nicht nur den Zeitpunkt, sondern auch den Anlass für Jesu Ortswechsel darstellt, wird nicht erklärt. Dass Jesus seine Tätigkeit gerade in Galiläa aufnimmt, ist ungewöhnlich, denn es liegt weit weg von Jerusalem, dem kulturellen und religiösen Zentrum Israels. Außerdem hatten Galiläa und Jesu Heimatort Nazareth keinen guten Ruf. Im Evangelium nach Johannes fragt sich Nathanael:

„Was kann von Nazareth Gutes kommen?“[28]

Der hebräische Begriff schuv, der in der Septuaginta mit μετάνοια (metanoia) übersetzt wird, umfasst eine Umkehr zu Gott. Ins Lateinische wurde metanoia mit poenitentia („Reue“; von poena, „Strafe“) übersetzt. Im Deutschen wurde das Wort Buße verwendet, das die Genugtuung des Sünders gegenüber Gott bezeichnete. Martin Luther betonte damit wieder mehr den „Schrecken und gläubige Reue“.

Μετάφραση των Εβδομήκοντα

Μετάφραση των Εβδομήκοντα
Metáfrasi ton Evdomíkonda
„Übersetzung der Siebzig“

Neugriechische Bezeichnung für die Septuaginta, die altgriechische Übersetzung der hebräischen heiligen Schriften. Sie ist die älteste durchgehende Bibelübersetzung überhaupt und wurde von jüdischen Schriftgelehrten aus Alexandria im Umfeld des Hellenistischen Judentums angefertigt.

Der lateinische Name Septuaginta (= 70) leitet sich von der Aristeaslegende ab, nach der 72 jüdische Gelehrte die Fünf Bücher Mose in 72 Tagen aus dem Hebräischen ins Griechische übersetzt hätten. Die Zahl 72 wurde auf 70 abgerundet und wird oft in abkürzender Schreibweise als LXX notiert (LXX  = 70 als römische Zahl).

Die Legende über die Entstehung geht auf den so genannten Aristeasbrief zurück, der als Entstehungszeit die Regierungszeit Ptolemaios II. (285–246 v. Chr.) angibt. Nachdem der Vorsteher der Bibliothek von Alexandria, die jüdische Tora in seine Bibliothek aufnehmen wollte, habe der jüdische Hohepriester Eleazar auf Bitten des Ptolemäerkönigs 72  Gelehrten (je 6 aus den 12 Stämmen Israels) nach Alexandria entsandt. Diese hätten die Übersetzung auf der Insel Pharos innerhalb von 72 Tagen vollendet. Bevor die Übersetzung dem König präsentiert wurde, sei sie der jüdischen Gemeinde vorgestellt und von dieser akzeptiert worden. Philo von Alexandria weitete die Legende dahin aus, dass alle 72 Gelehrten in unabhängiger Arbeit zu einer identischen Übersetzung gekommen seien.

Μέτρον ἄριστον.

Μέτρον ἄριστον.
Metron ariston.
„Maß (ist) das Beste.“

Der Ausspruch „Maßhalten ist das Beste“ wird Kleobulos, dem Tyrannen von Lindos auf der Insel Rhodos zugeschrieben, einem der Sieben Weisen.[29]

Die lateinische Entsprechung ist Optimus cunctis modus.

Nach Platon ist Maßhalten eine der vier Kardinaltugenden:

  1. Weisheit (σοφία sophia)
  2. Tapferkeit (ανδρεία andreia)
  3. Maßhalten bzw. Besonnenheit (σωφροσύνη sōphrosynē)
  4. Gerechtigkeit (δικαιοσύνη dikaiosynē)

Platon zählt dann auch noch die Frömmigkeit (ὁσιότης hosiotēs) dazu.

Μὴ βλάπτειν

Μὴ βλάπτειν
Μē blaptein
„nicht schaden“

Grundsatz, den die hippokratische Tradition ins Zentrum des moralisch geforderten ärztlichen Handelns stellt. Der ganze Satz lautet auf Griechisch:

Άσκει̑ν περὶ τὰ νοσήματα δύο, ὠφελει̑ν ἢ μὴ βλάπτειν.
„Für die Behandlung der Krankheiten gilt zweierlei: nützen oder doch nicht schaden.“[30]

Ins Lateinische geriet diese Weisheit in der Form primum non nocere („zuerst einmal nicht schaden“) oder nihil nocere (keineswegs schaden) um das Jahr 50 durch den Arzt Scribonius Largus am Hof des Kaisers Tiberius. Dazu schreibt Harro Albrecht in der Wochenzeitschrift Die Zeit:

„Die römische Schadensverhütungsregel ist nachvollziehbar. Ärzte standen schon immer im Ruf, sich mit allerlei giftigen Substanzen auszukennen, also gerieten sie bei mysteriösen oder prominenten Todesfällen in Verdacht – und wurden trotzdem nie dafür belangt. … Der Ruf als Auftragskiller aber war verheerend. Um das Image der römischen Mediziner aufzupolieren, empfahl Largus seinen Kollegen mit dem ‚Primum nil nocere‘ eine vertrauensbildende Parole.“[31]

Μὴ γένοιτο.

Μὴ γένοιτο.
Mē genoito.
„Das geschehe nie!“

Im Brief des Paulus an die Römer, 6.2, heißt es:

μὴ ἄδικος ὁ Θεὸς ὁ ἐπιφέρων τὴν ὀργήν; κατὰ ἄνθρωπον λέγω. μὴ γένοιτο·
„Ist Gott etwa ungerecht, der Zorn auferlegt? (Ich rede nach Menschenweise.) Das sei ferne!“

„Was wollen wir hierzu sagen? Sollen wir denn in der Sünde beharren, auf daß die Gnade desto mächtiger werde? Ist's aber also, daß unsere Ungerechtigkeit Gottes Gerechtigkeit preist, was wollen wir sagen? Ist denn Gott auch ungerecht, wenn er darüber zürnt? (Ich rede also auf Menschenweise.) Das sei ferne!“[32]

Und bereits in Römer 3:

1 Was haben denn die Juden für Vorteil, oder was nützt die Beschneidung? 2 Fürwahr sehr viel. Zum ersten: ihnen ist vertraut, was Gott geredet hat. 3 Daß aber etliche nicht daran glauben, was liegt daran? Sollte ihr Unglaube Gottes Glauben aufheben? 4 Das sei ferne!“[33]

Μὴ γνώτω ἡ ἀριστερά σου τί ποιεῖ ἡ δεξιά σου.

Μὴ γνώτω ἡ ἀριστερά σου τί ποιεῖ ἡ δεξιά σου.
Mē gnōtō hē aristera sou ti poiei hē dexia sou.
„Lass deine linke Hand nicht wissen, was die rechte tut!“

Stelle aus dem Evangelium nach Matthäus, wo Jesus vom Almosengeben spricht: Vorlage:Zizat

Μὴ κινεῖν τὰ ἀκίνητα

Μὴ κινεῖν τὰ ἀκίνητα
Μē kinein ta akinēta
„Ruhendes nicht bewegen“

Diese sprichwörtliche Mahnung wird zitiert in den Scholien zu Platon, bei Theognis und bei Sophokles. Die Mahnung begegnet auch in der Variante „Das Unbewegliche nicht bewegen“ bei Platon.[34]

Dieser alte Spruch[35] wurde in seiner lateinischen Form quieta non movere (übertragen: „keine schlafenden Hunde wecken“) vom deutschen Reichskanzler Otto von Bismarck im April 1891 in Friedrichsruh in einem Schreiben an den Vorstand der Konservativen Partei, deren Abgeordneter er war, zitiert:

„Es gibt ein altes, gutes politisches Sprichwort: Quieta non movere …“
„Ein Übel, das gut liegt, nicht bewegen“

Μὴ κρίνετε, ἵνα μὴ κριθῆτε·

Μὴ κρίνετε, ἵνα μὴ κριθῆτε·
Mē krinete hina mē krithēte.
„Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet!“

Im Evangelium nach Matthäus ermahnt Jesus in der Bergpredigt, den Nächsten nicht ungerecht zu beurteilen. Weiter führt er aus:

„Denn nach welchem Recht ihr richtet, werdet ihr gerichtet werden; und mit welchem Maß ihr messt, wird euch zugemessen werden.“ [36]

Das unrechte Richten geschieht

  • aus Heuchlerei[37]
  • aus Unbarmherzigkeit[38]
  • nach dem Schein[39]
  • in Anmaßung[40]
  • als Ausdruck mangelnder Liebe[41]
  • aus falschen Motiven[42]

Siehe auch: Ὁ ἀναμάρτητος ὑμῶν πρῶτος ἐπ᾿ αὐτὴν βαλέτω λίθον. („Wer von euch ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein auf sie.“)

Μή μου ἅπτου.

Jesus zu Maria Magdalena am Ostermorgen:
Μή μου ἅπτου.“ „Noli me tangere“.
(von Fra Angelico)
Μή μου ἅπτου.
Mē mou haptou.
„Rühr mich nicht an!“

Die Wendung noli me tangere ist der ins Lateinische übersetzte Ausspruch Jesu zu der suchenden Maria Magdalena nach seiner Auferstehung am Ostermorgen im Evangelium nach Johannes (20,17):

15 Jesus spricht zu ihr: Weib, was weinst du? Wen suchst du? Sie, in der Meinung, es sei der Gärtner, spricht zu ihm: Herr, wenn du ihn weggetragen, so sage mir, wo du ihn hingelegt hast, und ich werde ihn wegholen. 16 Jesus spricht zu ihr: Maria! Sie wendet sich um und spricht zu ihm auf hebräisch: Rabbuni! das heißt Lehrer. 17 Jesus spricht zu ihr: Rühre mich nicht an, denn ich bin noch nicht aufgefahren zu [meinem] Vater. Geh aber hin zu meinen Brüdern und sprich zu ihnen: Ich fahre auf zu meinem Vater und eurem Vater, und zu meinem Gott und eurem Gott.“[43]

Jesus sagt nur den Namen, und zwar in der aramäischen Form „Mariám“. Als sie ihn nun erkennt, antwortet sie mit der aramäischen Anrede „Rabbuní“, und der Evangelist Johannes übersetzt das ins Griechische: ῥαββουνί, ὃ λέγεται, διδάσκαλε – „Rabbuní, das heisst Meister“.

In der Neuen Zürcher Zeitung schreibt Hans-Martin Gauger dazu:

«Danach war da wohl eine auf Jesus zustürzende Bewegung Magdalenas. Denn nun kommt das seltsame ‹Rühr mich nicht an!›. Oder, so kann man es auch übersetzen (und so überträgt es die hier zitierte ‹Einheitsübersetzung›): ‹Halte mich nicht fest!› Die Begründung, die Jesus gibt, ist rätselhaft: ‹Denn ich bin noch nicht zum Vater hinaufgegangen.›»[44]

Von dieser Bibelstelle abgeleitet ist der volkstümliche Name „Rühr-mich-nicht-an“ für das Große Springkraut, dessen auffälliges Merkmal es ist, dass die Fruchtkapseln unter so starkem Druck stehen, dass sie bei Berührung aufplatzen und die enthaltenen Samen herausgeschleudert werden.

Μή μου παρέλθῃς τοῦπίγραμμ’, ὁδοιπόρε.

Gustave Doré: Charon
Μή μου παρέλθῃς τοῦπίγραμμ’, ὁδοιπόρε.
Mē mou parelthēs toupigramm', hodoipore.
„Geh nicht an meiner Grabinschrift vorbei, Wanderer!“

Epitaph eines ungläubigen Epikureers, auf dessen Grabstein weiter steht:[45]

Geh nicht an meiner Grabinschrift vorbei, Wanderer,
sondern bleib stehen und höre, und belehrt wirst du fortgehen.
Es gibt im Hades kein Schiff, keinen Fährmann Charon.
Keinen Schlüsselhalter Aiakos, keinen Kerberos.
Wir alle die Toten unten,
Knochen und Asche sind wir, sonst nichts.
Ich habe gesprochen. Geradewegs hebe dich nun hinweg, Wanderer,
Damit ich nicht noch tot als Schwätzer dir erscheine.

Nach der griechischen Mythologie fährt der Fährmann Charon die Seelen der Toten über den Totenfluss Acheron in den Hades. Der Zeus-Sohn Aiakos wurde wegen seiner Gerechtigkeit nach dem Tod zu einem der Richter in der Unterwelt berufen, während der Höllenhund Kerberos den Eingang zur Unterwelt bewacht.

Μή μου τοὺς κύκλους τάραττε.

Archimedes beim Zeichnen von Kreisen im Sand
Μή μου τοὺς κύκλους τάραττε.
Mē mou tous kyklous taratte.
„Störe meine Kreise nicht!“

Nach römischer Überlieferung die letzten Worte des Archimedes gegenüber einem römischen Soldaten, der bei der Eroberung von Syrakus während des Zweiten Punischen Kriegs im Garten über seine geometrischen Figuren trampelte, die er in den Sand gezeichnet hatte. Die Römer hatten von ihrem Feldherrn Marcellus den Auftrag, Archimedes festzunehmen, ihm aber nichts anzutun. Archimedes war jedoch so sehr in seine Aufgabe versunken, dass er barsch mit diesem Satz reagierte. Dies brachte angeblich einen der Soldaten so in Zorn, dass er den alten Mann erschlug.

Auch heute noch, wird dieser Ausspruch gelegentlich noch zitiert, wenn jemand sagen will, dass er nicht gestört werden möchte.

Nach Valerius Maximus, Denkwürdige Taten und Worte[46] soll das letzte Wort des Archimedes gegenüber dem römischen Legionär so gelautet haben:

… protecto manibus pulvere: Noli, inquit, obsecro, istum disturbare
„… während er seine Hände schützend über den Sand hielt, rief er: Ich beschwöre dich: Verwische den (Sand) da nicht!“

Zitiert werden diese letzten Worte des Archimedes meist in der lateinischen Form Noli turbare circulos meos.. Sie stellen Archimedes als weltfremden Gelehrten dar, den selbst der Kriegslärm nicht von seinem geometrischen Problem ablenken konnte, was jedoch vermutlich nicht stimmt, denn Archimedes hat auch Kriegsmaschinen konstruiert. Diese letzten Worte sind wahrscheinlich erfunden, denn Plutarch zitiert diesen Ausruf in seiner Biografie des Marcellus nicht.

Μηδὲ δίκην δικάσῃς, πρὶν ἄμφω μῦθον ἀκούσῃς.

Μηδὲ δίκην δικάσῃς, πρὶν ἄμφω μῦθον ἀκούσῃς.
Mēde dikēn dikasēs, prin ampho mython akousēs.
„Sprich kein Urteil, bevor du nicht beider Parteien Reden gehört hast!“

Die geläufige latinische Fassung dieser Rechtsformel „Audiatur et altera pars“ scheint nicht antiken Ursprungs zu sein. Am nächsten kommen ihr Seneca der Ältere:

Qui statuit aliquid parte inaudita altera, haud aequus fuit.[47]
„Wer einen Beschluss gefasst hat, ohne die andere Partei zu hören, … ist nicht gerecht gewesen.“

Der daraus abgeleitete Rechtsgrundsatz steht für den Anspruch auf rechtliches Gehör, der in allen modernen Rechtsordnungen ein zentrales Verfahrensgrundrecht ist. Er bedeutet, dass der Richter alle am Prozess beteiligten Personen zu hören hat, bevor er sein Urteil fällt.

Μηδὲν ἄγαν.

Μηδὲν ἄγαν.
Mēden agān.
„Nichts im Übermaß!“

Dies ist eine der drei apollonischen Weisheiten von Delphi, neben Εἶ. („du bist“) und Γνῶθι σεαυτόν („Erkenne dich selbst!“). Sie wird von einigen Historikern dem athenischen Staatsmann Solon, von anderen dem Verfassungsreformer Chilon von Sparta zugeschrieben. Beide werden den Sieben Weisen zugerechnet.

Die lateinische Fassung Ne quid nimis stammt vom römischen Komödiendichter Publius Terentius Afer:

Gaudebam. [Sosia Libertus] Non iniuria; nam id arbitror
adprime in vita esse utile, ut nequid nimis.[48]

Das freute mich. [Sosia Libertus] Und mir scheint mit Recht: denn im Leben ist,
scheint mir, nichts nützlicher als: nie etwas zu viel![49]

μῆλον τῆς Ἔριδος

Jean Regnault: Das Urteil des Paris
μῆλον τῆς Ἔριδος
mēlon tēs Eridos
„Apfel der Eris“ – Zankapfel

Der Zankapfel ist der Sage nach der goldene Apfel der Zwietracht. Bei der Hochzeit des Peleus und der Thetis (der späteren Eltern des Achilleus) soll die Göttin Eris einen goldenen Apfel mit der Aufschrift „Für die Schönste“ (καλλίστῃ, kallistē) zwischen die Göttinnen geworfen haben, und zwar aus Ärger darüber, dass sie nicht eingeladen war. Zeus weigerte sich, den sogleich entstandenen Streit zwischen Hera, Pallas Athene und Aphrodite zu schlichten, wem denn nun der Apfel gebühre. Auf seine Anweisung musste Paris dies entscheiden. Das Urteil des Paris löste wiederum den Trojanischen Krieg aus.

Der Begriff lässt sich zuerst nachweisen bei dem spätantiken Schriftsteller Junianus Justinus, der von einem malum Discordiae spricht, dem Apfel der Zwietracht; Discordia ist die lateinische Entsprechung der Eris.

Μῆνιν ἄειδε θεὰ Πηληιάδεω Ἀχιλῆος

Giovanni Battista Tiepolo: “Der Zorn des Achilleus
Μῆνιν ἄειδε θεὰ Πηληιάδεω Ἀχιλῆος
Mẹ̄nin aeịde, theạ, Pēlẹ̄iadeọ̄ Achilẹ̄os
„Singe den Zorn, o Göttin, des Peleiaden Achilleus“

Anfang der Ilias, der vom Zorn des Achilleus spricht, dem stärksten Held der Griechen vor Troja, der mit Agamemnon über die Sklavin Briseis in Streit gerät und aus Verärgerung nicht mehr am Kampf teilnimmt. Die Trojaner unter ihrem Vorkämpfer Hektor nutzen diese Gelegenheit und bedrängen die Griechen schwer. Der Tod Hektors besiegelt das Schicksal Trojas; das Epos aber endet thematisch mit dem Ende des Grimms und dem einsetzenden Mitleid des Achilleus, der Hektors Vater Priamos den Leichnam seines Sohnes zur Bestattung zurückgibt.

Griechischer Originaltext:

Μῆνιν ἄειδε θεὰ Πηληιάδεω Ἀχιλῆος
οὐλομένην, ἥ μυρί’ Ἀχαιοῖς ἄλγε’ ἔθηκεν,

Übersetzung nach Johann Heinrich Voß:

Singe den Zorn, o Göttin, des Peleiaden Achilleus,
Ihn, der entbrannt den Achaiern unnennbaren Jammer erregte,

Achilleus ist ein Sohn des Peleus (daher der Beiname Peleiade). Die Achaier waren ein griechischer Stamm in der Landschaft Achaia im Nordwesten der Peloponnes. In Homers Epen steht die Bezeichnung neben Danaer und Argeier für die Griechen insgesamt.

Achilleus vollbrachte vor Troja zahlreiche Heldentaten, zog sich aber nach einem Streit um die schöne Sklavin Briseis vom Kampf zurück. Dies war der „Zorn des Achilleus“. Der Heerführer Agamemnon nahm Achilleus die Briseis weg, als er seine eigene Sklavin, Chryseis, wegen eines Orakels und zur Abwendung weiterer Pfeile des Apollo ihrem Vater zurückgeben musste.

Achilleus griff erst wieder ein, um seinen Cousin Patroklos zu rächen; dabei tötete er dessen Besieger Prinz Hektor und wurde erst durch einen Besuch von dessen Vater Priamos zum Mitleid bewogen, den Leichnam für eine ehrenvolle Bestattung zurückzugeben.

Μία χελιδὼν ἔαρ οὐ ποιεῖ.

einzelne Schwalbe
Holzschnitt aus Samuel Croxalls The Fables of Aesop, 1814
Μία χελιδὼν ἔαρ οὐ ποιεῖ.
Mia chelidōn ear ou poiei.
„Eine Schwalbe macht keinen Frühling.“

Diese Wendung stammt aus Äsops Fabel Der verschwenderische Jüngling und die Schwalbe (Νέος ἄσωτος καὶ χελιδών). Dort verkauft ein verschwenderischer junger Mann sogar seinen Mantel, als er die erste Schwalbe im Frühjahr heimkehren sah. Als es aber dann noch einmal so kalt wurde, dass die Schwalbe erfror und er auch bald zu erfrieren drohte, schimpfte er über die Schwalbe:

Ὦ αὕτη, σὺ κἀμὲ καὶ σὲ ἀπώλεσας.
O hautē, sy kāme kai se apōlesas.
„Oh du dort! Du hast uns beide umgebracht!“

Dieser Satz wird auch von Aristoteles in seiner Nikomachischen Ethik zitiert:

Μία γὰρ χελιδὼν ἔαρ οὐ ποιεῖ, οὐδὲ μία ἡμέρα· οὕτω δὲ οὐδὲ μακάριον καὶ εὐδαίμονα μία ἡμέρα οὐδ᾽ ὀλίγος χρόνος·[50]
„Denn eine Schwalbe macht noch keinen Frühling und auch nicht ein einziger Tag; ebenso macht auch ein einziger Tag oder eine kurze Zeit niemanden gesegnet oder glücklich.“

Im Deutschen wurde daraus die Redewendung „Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer“, die auch in das Sprachgut anderer europäischer Völker eingegangen ist:

  • Lateinisch: Una hirundo non facit ver. (ver: „Frühling“)
  • Englisch: swallow does not make a summer.
  • Französisch: Une hirondelle ne fait pas le printemps. (printemps.: „Frühling“)
  • Neugriechisch: „Ένας κούκος δε φέρνει την Άνοιξη.“ („Ein Kuckuck bringt noch keinen Frühling.“)

μίαν, ἁγίαν, καθολικὴν καὶ ἀποστολικὴν Ἐκκλησίαν

Erstes Konzil von Nicäa (325): Kaiser Konstantin entrollt den Text des Nicäno-Konstantinopolitanums, wie es auf dem ersten Konzil von Konstantinopel (381) umformuliert wurde, mit Ausnahme des ersten Wortes: Änderung von πιστεύομεν zu πιστεύω, wie in der Liturgie.
μίαν, ἁγίαν, καθολικὴν καὶ ἀποστολικὴν Ἐκκλησίαν
mian, hagian, katholikēn kai apostolikēn Ekklesian
„der einen, heiligen, katholischen und apostolischen Kirche“

Das Glaubensbekenntnis von Nicäa und Konstantinopel nennt so die vier klassischen Wesensmerkmale (Notae ecclesiae) der christlichen Kirche:

„Wir glauben an den Heiligen Geist, der Herr ist und lebendig macht, der aus dem Vater und dem Sohn hervorgeht, der mit dem Vater und dem Sohn angebetet und verherrlicht wird, der gesprochen hat durch die Propheten, und die eine, heilige, katholische und apostolische Kirche.“

  1. Einheit: Die römisch-katholische Kirche, sowohl des lateinischen wie der östlichen Riten, beansprucht für sich, die eine, heilige, apostolische und katholische Kirche zu sein. Dasselbe beanspruchen die 16 autokephalen orthodoxen Kirchen.
  2. Heiligkeit: Es besagt, dass die Kirche Gottes Zeichen in der Welt ist. Allen Konfessionen gemeinsam ist dabei das Problem, wie die Mängel und Verfehlungen von Christen mit der geglaubten Heiligkeit vereinbar sind.
  3. Universalität: Etymologisch leitet sich das Wort katholisch vom Adjektiv καθολικός ab. Die beste Umschreibung lautet daher Ganzheit. Die protestantischen Kirchen und Freikirchen verstehen katholisch im Sinne einer universellen Kirche.
  4. Apostolizität: Die römisch-katholische Kirche und die orthodoxen Kirchen sowie einige anglikanische Kirchen haben kirchliche Tradition basierend auf der apostolischen Sukzession im Blick, die Kirche im Vollsinn nur dort zulässt, wo durch bischöfliche Weihe eine ununterbrochene Kontinuität vorhanden ist.

Μίδας ὄνου ὦτα.

Melchior Meier: Apollon, Marsias, Midas und Pan
Μίδας ὄνου ὦτα.
Midas onou ota.
„Midas (hat) Eselsohren.“

König Midas erkannte bei einem Wettstreit zwischen dem hässlichen Pan und dem wohlgestalteten Apollon, den Vertretern der Syrinx und der Kithara, dem Pan den Preis zu, wofür ihm Apoll die Ohren zu zwei Eselsohren lang zog. Midas verbarg diese Schmach unter einer Phrygischen Mütze. Nur sein Barbier entdeckte sie. Der wagte zwar nicht, das Geheimnis einem Menschen zu verraten, konnte aber dem Drang es weiterzusagen nicht widerstehen, grub am Flussufer ein Loch und rief dreimal hinein:

„König Midas hat Eselsohren!“

Dann warf er es wieder zu. Doch das Schilfrohr hatte mitgehört und flüsterte es anderen Binsen weiter, wenn der Wind rauschte, so dass am Ende alle Welt es wusste.

Johann Sebastian Bach komponierte nach diesem Motiv seine Kantate Geschwinde, ihr wirbelnden Winde.[51] Im Autograph trägt sie den Titel Der Streit zwischen Phoebus und Pan. Bach bietet für die Probearie des Phoebus Mit Verlangen drück ich deine zarten Wangen seine ganze Kunst auf und beweist, dass ein vollendetes kontrapunktisches Geflecht (Solist, Streicher, Flöte, Oboe, Basso continuo – keine „Leier“) durchaus tiefstes Gefühl ausdrücken kann. Aber auch an den „populären“ Ton des Pan (Zu Tanze, zu Sprunge, so wackelt das Herz – mit Streichern, ohne Flöte!) wendet er außer Humor höchste Kunst und Sorgfalt – und als Midas sein Urteil abgibt: Pan ist Meister, stimmen die Violinen ein unverkennbares Eselsgeschrei an. In der Tadelarie des Mercurius (Aufgeblasne Hitze) ist die Schellenmütze vokal und instrumental abgebildet. Und vor dem mitreißenden Schlusshymnus des Chores auf die (wahre) Musik ist die Harmoniewendung des Rezitativs zu Bachs Selbstermutigung (Ergreife, Phoebus, nun die Leier wieder …).

Μικρασιατική καταστροφή

Türke und Grieche im Streit
Μικρασιατική καταστροφή
Mikroasiatiki katastrophi
„Kleinasiatische Katastrophe“

Griechische Bezeichnung für den Bevölkerungsaustausch zwischen Griechenland und der Türkei im Jahr 1923.

Nach dem Vertrag von Lausanne wurden die in Kleinasien ansässigen türkischen Staatsangehörigen griechisch-orthodoxen Glaubens (etwa 1,25 Millionen) nach Griechenland ausgewiesen, die im griechischen Teil Makedoniens beheimateten griechischen Staatsangehörigen muslimischen Glaubens (ca. 0,5 Millionen) mussten in die Türkei auswandern. Ziel der Maßnahme des Bevölkerungsaustausches war es, die durch nationale Minderheiten ausgelösten Spannungen zu vermindern.

Werner van Gent und Paul L. Walser schreiben in ihrem Griechenlandbuch Zimt in der Suppe:

„Gegen eineinhalb Millionen Griechen mussten Kleinasien, das seit der frühen Antike Siedlungs- und Kulturgebiet der Hellenen gewesen war, definitiv verlassen und Zuflucht in einem armen kleinen Land namens Elláda suchen, das den meisten von ihnen unbekannt und vor allem gänzlich unvertraut war. Im Gegenzug mussten rund 400.000 Türken aus Griechenland in die neue Türkei emigrieren. Griechenland, das vor der Flüchtlingslawine etwa fünf Millionen Einwohner zählte, war kaum in der Lage, die neuen Einwohner zu integrieren. Heimisch wurden die neuen Griechen aus den alten Ländern lange nicht. Was von Experten des internationalen Rechtes als erster friedlicher Volksaustausch bezeichnet wurde, war in Wirklichkeit eine brutale ethnische Säuberung.“[21]

Der britische Außenminister George Curzon bezeichnete diesen Vertrag als eine durch und durch schlechte und böse Lösung, „für welche die Welt während der nächsten hundert Jahren noch eine schwere Buße werde entrichten müssen.“

Die so genannte Kleinasiatische Katastrophe ist ein unbewältigtes Trauma der neueren griechischen Geschichte. Welche absurden Formen diese Übereinkunft annehmen ,beschreibt Ekkehard Kraft in der Neuen Zürcher Zeitung vom 6. Oktober 2001:

«Vor etlichen Jahren machte der Schreibende auf zwei Reisen zwei ähnliche Beobachtungen. In dem Dorf Krinides nahe dem antiken Philippi im Norden Griechenlands war er von einer Bauernfamilie zum Kaffee eingeladen worden; der Grossvater, sein Enkelkind auf dem Schoss, sprach mit diesem auf Türkisch. Einige Jahre später war beim Geldwechseln auf einer Bank in Ayvalik an der türkischen Westküste zu hören, wie sich eine junge Bankangestellte mit einem Mädchen in griechischer Sprache unterhielt. In beiden Fällen handelte es sich um Menschen, die aus ihrer ursprünglichen Heimat vertrieben worden waren, bzw. deren Nachkommen. Der ältere Herr in Krinides war zu Beginn des Jahrhunderts mitten in Anatolien geboren worden, seine Muttersprache war Türkisch, aber als orthodoxer Christ galt er als Grieche und musste als solcher nach 1922 seine Heimat verlassen. Die griechischsprachige Familie der Bankangestellten in Ayvalik stammte aus Kreta; als Muslime mussten sie ebenfalls ihre Heimat verlassen. In ihrer neuen Heimat sprechen sie nun weiterhin die Sprache jener, an deren Stelle man sie angesiedelt hatte.»[52]

Μικρὸν ἀπὸ τοῦ ἡλίου μετάστηθι.

Diogenes und Alexander ;Μικρὸν ἀπὸ τοῦ ἡλίου μετάστηθι. : „Ἀποσκότησον μου
Mikron apo tou hēliou metastēthi.
„Geh mir ein bisschen aus der Sonne.“

Angeblicher Ausspruch des Diogenes gegenüber Alexander dem Großen, der gerade zum obersten Feldherrn der Griechen gewählt worden war und von allen Seiten Gratulationen entgegennahm. Eigentlich hatte er auch mit Diogenes gerechnet. Als dieser aber nicht erschien, suchte ihn Alexander in Begleitung einiger Offiziere auf.

Nach anderen Quellen sagte er: Ἀποσκότησον μου – „Nimm deinen Schatten von mir!“[53]

Der Historiker Plutarch erzählt, Diogenes habe gerade in der Sonne gelegen, als Alexander erschien und fragte, ob er eine Bitte an ihn habe. Daraufhin sprach Diogenes die obigen Worte. Alexander soll davon so beeindruckt gewesen sein, dass er sagte:

Εἰ μὴ Ἀλέξανδρος ἤμην, Διογένης ἂν ἤμην.
„Wenn ich nicht Alexander wäre, dann möchte ich Diogenes sein.“

(Es wird übrigens erzählt, dass Alexander und Diogenes am selben Tag, dem 10. oder 11. Juni 323 v. Chr., gestorben seien.)

Μολὼν λαβέ

Μολὼν λαβέ
Molōn labé
„Komm und nimm!“

Antwort des Königs Leonidas I. von Sparta auf das Angebot des persischen Königs Xerxes I., der mit 800.000 Mann vor den Thermopylen erschien, ihn und seine wenigen Männer zu verschonen, wenn sie die Waffen niederlegten. Leonidas antwortete lakonisch: „Molon labe!“, was so viel heißt wie: „Kommt und holt sie euch!“ Dann kämpften seine Soldaten bis zum letzten Mann.

Erst der Verrat durch einen gewissen Ἐφιάλτης Ephialtēs („Alptraum“)[54] erlaubte es den Persern, die griechischen Truppen zu besiegen. Insgesamt blieben etwa 1.000 Griechen, um den Rückzug zu decken, die alle starben, allerdings nicht ohne den Persern schwere Verluste zuzufügen. Diese nicht kriegsentscheidende Niederlage begründete den späteren Ruhm Spartas.

„Molon labe“ ist heute das Motto des Ersten Griechischen Armeecorps[55] und des United States Special Operations Command Central Command (SOCCENT)[56].

„Molon labe“ ist auch das Motto US-amerikanischer Gruppierungen, die das Recht auf Waffenbesitz verteidigen wollen, und es erscheint seit den späten 1990er und frühen 2000er Jahren auf den Web-Sites von Waffenaktivisten.

Siehe auch: Ὑπὸ σκιῇ. („Dann werden wir eben im Schatten kämpfen.“)

Μουσάων Ἑλικωνιάδων ἀρχώμεθ’ ἀείδειν

Helikon-Gebirge
Μουσάων Ἑλικωνιάδων ἀρχώμεθ’ ἀείδειν
Mousaōn Helikōniadōn archōmeth’ aeidein
„Helikonischen Musen geweiht, heb unser Gesang an“

Anfangsworte der Theogonie des Dichters Hesiod, die sich mit der Entstehung der Götter befasst:

Μουσάων Ἑλικωνιάδων ἀρχώμεθ᾽ ἀείδειν,
αἵ θ᾽ Ἑλικῶνος ἔχουσιν ὄρος μέγα τε ζάθεόν τε
καί τε περὶ κρήνην ἰοειδέα πόσσ᾽ ἁπαλοῖσιν
ὀρχεῦνται καὶ βωμὸν ἐρισθενέος Κρονίωνος·

In der deutschen Übersetzung von Johann Heinrich Voß klingt das so:

Helikonischen Musen geweiht, heb' unser Gesang an,
Die auf dem Helikonberge, dem großen und heiligen, walten:
Wo sie den dunkelen Quell mit geschmeidigen Füßen im Reihntanz
Und den Altar umschweben des allmachtfrohen Kronion.

Der Helikon ist ein Gebirge in der Landschaft Böotien, der als Sitz der Musen galt, bis sie von Apollon nach Delphi gebracht wurden. Kronion ist ein anderer Name für Zeus, dem Sohn des Titanen Kronos.

μουσικὴ τέχνη

μουσικὴ τέχνη
musikē technē
„musische Beschäftigung“

Das heißt Beschäftigung mit einem Bereich, für den eine der neun Musen zuständig war. Erst später verengte sich der Begriff über das lateinische ars musica zu „Tonkunst“.

Der Dichter Hesiod legt in seiner Theogonie die Zahl der Musen auf neun fest, auch die von ihm genannten Namen werden kanonisch und lassen sich anhand des folgenden Hilfsverses leicht merken: „KlioMeTerThal EuEr UrPoKal“.

Die neun Musen
Bild Name Anmerkungen
Klio
Κλειώ
(die Rühmende)
Muse der Geschichtsschreibung. Sie brachte das phönizische Alphabet nach Griechenland.
(Attribute: Schriftrolle und Schreibrohr oder Feder, cornettoartiges Instrument, Lorbeerkranz)
Melpomene
Μελπομένη
(die Singende)
Muse der tragischen Dichtung und des Trauergesangs. Sie ist zuständig für die Tragödie.
(Attribute: tragische Maske und Keule, sowie ein Kranz mit Weinlaub, Kothurne; manchmal Messer oder ähnliches in der einen und Maske in der anderen Hand)
Terpsichore
Τερψιχόρα
(die Reigenfrohe)
Muse der Chorlyrik und des Tanzes. Gemeinsam mit dem Flussgott Achelos ist sie die Ahnherrin der Sirenen.
(Attribute: Lyra und Plektron)
Thalia
Θάλια
(die Blühende)
Muse der komischen Dichtung und der Unterhaltung. Thalia ist auch eine der drei Grazien.
(Attribute: komische Maske, Efeukranz und Krummstab des Schäfers)

Euterpe
Εὐτέρπη
(die Erfreuende)
Muse der Tonkunst und der lyrischen Poesie. Sie gilt als Erfinderin der Flöte.
(Attribute: Flöte oder Aulos, Lorbeerkranz)
Erato
Έρατώ
(die Liebevolle)
Muse der Lyrik (insbesondere der Liebes- und Erotikpoesie), des Gesanges, des Tanzes und der Nachahmung.
(Attribut: Kithara)
Urania
Οὐρανία
(die Himmlische)
Muse der Sternkunde. Sie kleidete sich in einen Mantel, der mit Sternen bestickt war, und richtet ihren Blick meist zum Himmel.
(Attribute: Himmelsglobus und Zeigestab)
Polyhymnia
Πολυμνία
(die Hymnenreiche)
Muse der Hymnendichtung, des Tanzes, der Pantomime, und der Geometrie. Oft wird sie mit dem Ellbogen auf eine Säule gestützt und einen Finger an den Mund dargestellt.
(kein spezifisches Attribut, manchmal die Lyra; gern auch mit einem bauschigen Umhang, Schultertuch oder Schleier dargestellt)
Kalliope
Καλλιόπη
(die Schönstimmige)
Muse der epischen Dichtung, der Wissenschaft, der Philosophie und des Saitenspiels sowie des Epos und der Elegie. Mutter des Sängers Orpheus. Schlichtete einen Streit zwischen Persephone und Aphrodite.
(Attribute: Schreibtafel und Schreibgriffel oder Schriftrolle und Feder, Lyra)

Μυκονίων δίκην

Μυκονίων δίκην
Mykoniōn dikēn
„wie die Mykonier“
Lateinisch „Myconiorum more

Der Humanist Erasmus von Rotterdam schreibt in seiner Sprichwörtersammlung Adagia:

„Wie die Mykonier gellen sie zu einem Gelage: Das sagte man von denen, die uneingeladen, aus freien Stücken kamen. Mykonos ist eine Kykladeninsel; die Leute dort waren so arm, daß die Not sie zwang, bei Gesellschaften zu schmarotzen; daher die scherzhafte Redensart.“[57]

Das deutsche Äquivalent für diese Redewendung ist Nassauer bzw. nassauern. Da das Herzogtum Nassau über keine eigene Universität verfügte, schloss Herzog Wilhelm von Nassau-Weilburg 1817 einen Staatsvertrag mit dem Königreich Hannover. Die Königlich-Hannoversche Georg-August-Universität zu Göttingen wurde dadurch zur Nassauischen Landesuniversität. Um den Studenten einen Anreiz zur Aufnahme des Studiums im über 300 Kilometer entfernten Göttingen zu bieten, gewährte der Herzog Stipendien in Form einer kostenlosen Verköstigung. Die Stipendiaten konnten also bei einem Göttinger Vertragswirt kostenlos essen. Nutzte ein Nassauer Student dieses Angebot nicht, nahm häufig ein Fremder, Unbefugter, der sich als Nassauer ausgab, dessen Platz und das freie Mahl ein. Dadurch sollen die studentischen Ausdrücke „nassauern“ und „Nassauer“ entstanden sein.

μυστήριον τῆς πίστεως

μυστήριον τῆς πίστεως
mystērion tēs písteōs
„Geheimnis des Glaubens“

Das Geheimnis des Glaubens (lateinisch: mysterium fidei) ist der Ausruf des Priesters während der katholischen Messfeier unmittelbar nach den Wandlungsworten. Die versammelte Gemeinde antwortet darauf mit der Akklamation:

„Deinen Tod, o Herr, verkünden wir, und deine Auferstehung preisen wir, bis du kommst in Herrlichkeit.“[58]

Einzelnachweise

  1. Evangelium nach Johannes, 20,24–29 EU
  2. Evangelium nach Matthäus, 5,3–11 EU
  3. http://www.bibel-online.net/buch/40.matthaeus/5.html#5,3
  4. Lukasevangelium, 6,20 EU
  5. Jak. 2,5; zitiert nach http://freenet-homepage.de/biblische_lehre/ausfuehrungen_zum_bericht_des_matthaeus.htm#5:1-26
  6. Jesaja, 57,15; zitiert nach http://freenet-homepage.de/biblische_lehre/ausfuehrungen_zum_bericht_des_matthaeus.htm#5:1-26
  7. Psalm 37,9,11
  8. Lukasevangelium, 6,21 EU
  9. Offenbarung des Johannes, 7,16 EU
  10. Jakobusbrief, Jak 2,13 EU
  11. Psalm 51,12
  12. a b Hebräerbrief, 12,14 EU
  13. Lukasevangelium, 6,22 EU
  14. Elysĭum. In: Meyers Großes Konversations-Lexikon. 6. Auflage. Band 5: Differenzgeschäfte–Erde. Bibliographisches Institut, Leipzig / Wien 1906, S. 741 (zeno.org).
  15. Griechische Mythologie. In: Heinrich August Pierer, Julius Löbe (Hrsg.): Universal-Lexikon der Gegenwart und Vergangenheit. 4. Auflage. Band 7: Gascognisches Meer–Hannok. Altenburg 1859, S. 638–643 (zeno.org – siehe in Sektion IV, Zustand nach dem Tode).
  16. Horaz: Epode 16,42; zitiert nach Navicula Bacchi, Horaz, Epode 16,39ff.: An das römische Volk (Übersetzung: Rudolf Alexander Schröder)
  17. Pindar: Olympische Ode 8, 1–9
  18. Navicula Bacchi, Olympia1
  19. Winner Medals Olympic Games 2004 Athens
  20. http://www.christusrex.com/www1/pater/JPN-grecanic.html
  21. a b Werner van Gent, Paul L. Walser: Zimt in der Suppe. Überraschendes Griechenland. Zürich: Rotpunktverlag, 2004. ISBN 3-85869-283-2. S. 36f.
  22. Lukas 1,46–47 EU
  23. Evangelium nach Matthäus, Mt 1,23 EU
  24. Plutarch: Vergleichende Lebensbeschreibungen
  25. Zitiert nach Bruno Snell (1952).
  26. Aristoteles: Nikomachische Ethik, 7, 1154b 29. und Aristoteles: Rhetorik, 1371a 28;
  27. Evangelium nach Matthäus 4,17 EU.
  28. http://www.bibel-online.net/buch/43.johannes/1.html#1,46
  29. Stobaios: Anthologie 3, 1, 172
  30. Übersetzung von Walter Müri, in: Ders., Der Arzt im Altertum. Griechische und lateinische Quellenstücke mit der Übertragung ins Deutsche. München (Heimeran)
  31. Harro Albrecht: Medizin: Primum nil nocere. In: Die Zeit. Nr. 15/2005 (online).
  32. http://www.bibel-online.net/buch/45.roemer/6.html
  33. http://www.bibel-online.net/buch/45.roemer/3.html#3,5
  34. Platon: Gesetze 913 B
  35. lateinisch bei Sallust
  36. Evangelium nach Matthäus, 7,1 EU
  37. Evangelium nach Matthäus, 7,1–5 EU
  38. Evangelium nach Lukas, 6,36 EU
  39. Evangelium nach Johannes, 7,24 EU
  40. Brief des Paulus an die Römer, 14,4 EU
  41. Brief des Paulus an die Römer, 14,13 EU
  42. Brief des Jakobus, 2,4 EU
  43. http://www.bibel-online.net/buch/43.johannes/20.html#20,17
  44. Hans-Martin Gauger: Wer war Maria Magdalena? In: NZZ. 2. Juni 2006, abgerufen am 25. Dezember 2018.
  45. Hans Poeschel: Die griechische Sprache, S. 298
  46. Valerius Maximus, Denkwürdige Taten und Worte 8, 7, externi 7
  47. Seneca der Ältere: Medea, 2.2,199
  48. Publius Terentius Afer: Andria (Das Mädchen von Andros) 61, Akt I
  49. http://www.gottwein.de/Lat/ter/andr0001.php
  50. Nikomachische Ethik, I, Kap. 6, 19f, 1098a
  51. Bachwerkeverzeichnis 201
  52. http://www.geschichtsforum.de/f42/die-kleinasiatische-katastrophe-ein-unbewaeltigtes-trauma-16379/
  53. Diogenes Laertius: Leben und Meinungen berühmter Philosophen, VI, 38
  54. Historien des Herodot, VII, 213f.
  55. Vergleiche el:Μολών λαβέ
  56. Vergleiche en:Special Operations Command Central
  57. Erasmus von Rotterdam: Ausgewählte Schriften. Band 7. Wissenschaftliche Buchgesellschaft. 1972
  58. vgl. 1. Brief an die Korinther, 11, 23–26