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Dirmstein

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Vorlage:Infobox Ort in Deutschland

Ortszentrum: Schlossplatz mit (von rechts) Sturmfederschem Schloss (Rathaus), Café Kempf und St.-Michael-Apotheke (Rückgebäude)

Dirmstein ist mit 3000 Einwohnern der größte Ort der Verbandsgemeinde Grünstadt-Land im rheinland-pfälzischen Landkreis Bad Dürkheim. Es liegt im Nordwesten der europäischen Metropolregion Rhein-Neckar.

Erstmals urkundlich erwähnt wurde das Dorf im 8. Jahrhundert, mit Datum dann im Jahre 842. Obwohl es nie den Grafen von Leiningen gehört hat, ist es heute Teil des Leiningerlandes. Der historische und gut restaurierte Ortskern ist als Denkmalzone ausgewiesen.[1] Von den 58 geschützten Objekten liegen 49 in diesem Bereich. Sie stammen wie das bedeutendste Wahrzeichen des Dorfes, die barocke Zweikirche St. Laurentius (s. u. Bauwerke), fast alle aus der Glanzzeit der Gemeinde im 18. Jahrhundert, an dessen Ende Dirmstein für zwei Jahrzehnte sogar Stadtrechte besaß.

Geographie

Geographische Lage

Wehr: Umleitung des Eckbachs von Nord (links) auf Ost (geradeaus nach hinten)
Tief in die Lehmschichten eingeschnitten: Floßbach/Landgraben

Dirmstein liegt auf 108 m Höhe in der Oberrheinischen Tiefebene im Nordosten der Pfalz. 12 km östlich (Luftlinie) fließt der Rhein, 9 km westlich beginnt mit dem Haardtgebirge der Pfälzer Wald, 2 km nördlich verläuft die Grenze zu Rheinhessen.

Die Nachbardörfer sind im Uhrzeigersinn Offstein (Rheinhessen) im Norden, Heuchelheim (Verbandsgemeinde Heßheim) im Osten sowie Gerolsheim, Laumersheim und Obersülzen (alle Verbandsgemeinde Grünstadt-Land) im Süden, Südwesten und Westen. Die Entfernung zu ihnen beträgt 4 (Offstein) bzw. 2 km (alle anderen).

Der rheinseitige Ostteil der Gemarkung ist nahezu eben, während nach Westen zu Hügel aufsteigen, welche die Ausläufer der Haardt darstellen, des pfälzischen Weinbaugebietes zwischen Ebene und Mittelgebirge.

Das Gemeindegebiet wird in west-östlicher Richtung vom Eckbach durchflossen, der den Ort im Südwesten, von Laumersheim her, erreicht. In den 1920er Jahren wurde er aus dem Ortszentrum an die südliche Peripherie verlagert. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte es südlich der Kirche, am Affenstein, neben der Durchgangsstraße eine flache teichartige Erweiterung des Bachbettes gegeben, in der Fuhrwerke von Sand- und Lehmanhaftungen gereinigt werden konnten. Als neues Bachbett (geradeaus statt nach links) wurde offenbar die Rinne gewählt, die noch vom südlichen Graben der mittelalterlichen Befestigung des Dirmsteiner Oberdorfs stammte. Zwischen Ober- und Niederdorf trifft der heutige Eckbach von rechts her wieder auf sein altes Bett.

Der an sich unscheinbare Floßbach oder Landgraben, der, von Obersülzen kommend, Dirmstein im Norden umfließt und am Ostrand des Dorfes von links in den Eckbach mündet, wurde in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts begradigt. Der so bewirkte Verlust von Überschwemmungsräumen bereitet zusammen mit der Erhöhung der Fließgeschwindigkeit dem in den 1980er Jahren eröffneten Baugebiet Nördlich der Heuchelheimer Straße bei starken Regenfällen Probleme. 1994 kam es erstmals zu einer großflächigen Überflutung, bei der Keller bis zur Oberkante unter Wasser standen. 2006 wurden verschiedene Varianten für die Renaturierung des Baches sowie die Schaffung von Überschwemmungsflächen zur Diskussion gestellt.

Geologie

Wichtigstes Ereignis in der Landschaftsentwicklung der heutigen Vorderpfalz war der Einbruch des Oberrheingrabens gegenüber dem Haardtgebirge, der im Alttertiär vor etwa 65 Mio. Jahren einsetzte und bis in die Jetztzeit andauert. Vor dem Gebirge breitete sich eine Fläche aus, welche im Dirmsteiner Bereich von den beiden im Pfälzer Wald entspringenden Bächen zerschnitten wurde. Während der Eiszeiten kam es in der räumlichen Umgebung der Vergletscherung großer Teile Europas zu allmählichen Abgleitbewegungen der Hänge und zur Abschleifung durch den Wind. Diese Vorgänge führten zu einer Umformung des ursprünglichen Oberflächenreliefs, es bildete sich eine Schwemmfächerebene mit Aufschüttungs- bzw. Abtragungsterrassen. Zudem entstanden in trockenkalten Phasen der Würmeiszeit durch Windeinflüsse Lössschichten; dabei sammelte sich der Löss vor allem an Verwerfungen sowie im Lee von Kleinmulden an. Spätere Erosion schuf in den Lössflächen einige Steilwände, die heute wertvolle Biotope darstellen (s. u. Naturdenkmäler).

Die oberste Schicht der Ablagerungen stammt fast ausschließlich aus der jüngsten Zeit. In tiefer gelegenen Arealen haben die beiden Bäche die Sedimente hierher verfrachtet, die höheren Flächen wurden mehr durch Witterungseinflüsse überformt. Die Böden sind überwiegend sandig und weisen z. T. Lehmbeimengungen auf, deren Konzentration variiert. Wie auch andernorts in der Gegend werden gelegentlich Vorkommen von Quarzsand entdeckt, die wegen ihrer Reinheit dem Bergbaurecht unterliegen und damit Vorrang vor der Landwirtschaft besitzen. Aus diesem Grund muss die heimische Landwirtschaft mitunter sogar hochwertige Weinberge aufgeben zu Gunsten des Quarzsand-Tagebaus durch auswärtige Unternehmen.

Klima

Angesichts der vorherrschenden Südwest- und Westwinde bedeutet die Lage Dirmsteins im Lee des Pfälzer Waldes, dass der Ort mit maximal 500 mm Jahresniederschlag auskommen muss. Auch bei Nordwestwetterlagen verhindert das immerhin 25 km entfernte Massiv des Donnersberges (689 m) im Nordpfälzer Bergland häufig ebenfalls ergiebigere Niederschläge. Der Grundwasserspiegel liegt deswegen mittlerweile mehr als 10 m unter der Erdoberfläche. Die Regenarmut bedingt einerseits die Notwendigkeit künstlicher Bewässerung im Ackerbau, sie sorgt andererseits aber für ideale Voraussetzungen beim Weinbau: Die oberen - trockenen - Bodenschichten erwärmen sich rascher, so dass die Zuckerbildung in den Weintrauben gefördert wird, und die Weinreben müssen tiefer wurzeln, um an Feuchtigkeit zu gelangen, was die Aufnahme von Mineralstoffen begünstigt.

Seit 1936 verläuft einen Kilometer südlich von Dirmstein die Autobahn 6 (MannheimSaarbrücken). Mit ihrer Erhöhung auf Dammlage, im Mittel 5 m über dem Niveau der Umgebung, in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts stellt sie eine deutliche Barriere dar, die sich von Ost nach West durch die Rheinebene und die Hügel der Haardt zieht und nur von wenigen Unterführungen durchbrochen ist. Inwieweit die Trasse das kleinräumige Klima beeinflusst und beispielsweise bei Inversionswetterlagen zur Ausbildung von Kaltluftseen führen kann, wurde nie systematisch untersucht.

Geschichte

Eckdaten

Zeit Ereignisse Personen Objekte
ab 6. Jh. (5. Jh.?) Besiedelung nachgewiesen Franken (Alemannen?) Gräberfelder
8. Jh. 1. undatierte urkundliche Erwähnung Dirmsteins Benediktiner des Klosters Weißenburg Weißenburger Codex
23. November 842 1. datierte urkundliche Erwähnung Dirmsteins König und späterer Kaiser Karl der Kahle Ausfertigung eines Schutzbriefs
Anfang des 11. Jh. 1. Dirmsteiner Kirche: St. Petrus Bischof von Worms
1141 1. urkundliche Erwähnung von Weinbau in Dirmstein
13. Jh. Vorgängerbauten der späteren Schlösser Bischof von Worms, Ortsadlige (u. a. Jacob Lerch?)
1. Drittel des 17. Jh. Höhepunkt der Ära der Familie Lerch Caspar Lerch (1575–1642) 19 Jahre Exil
1. Hälfte des 18. Jh. Errichtung des Koeth-Wanscheidschen Schlosses
Errichtung des Quadtschen Schlosses
Familie Riesmann
Familie Quadt
ab 1736 Ausbau des Sturmfederschen Schlosses Freiherr Marsilius Franz Sturmfeder von Oppenweiler 1738: Bau des Michelstores
1742–1746 Bau der Laurentiuskirche Fürstbischof Franz Georg von Schönborn-Buchheim Entwurf von Balthasar Neumann
um 1780 Neubau des Sturmfederschen Schlosses Familie Sturmfeder von Oppenweiler
1780–1801 Stadtrechte
um 1790 Anlegung des Kellergartens Landschaftsarchitekt Friedrich Ludwig von Sckell
1797–1815 Dirmstein französisch Département Donnersberg
1816–1945 Dirmstein bayerisch Rheinkreis“, später „Rheinpfalz“
um 1830 Anlegung des Schlossparks Landschaftsarchitekt Johann Christian Metzger
1891–1939 Betrieb der Lokalbahn
1969 Landkreiswechsel Landkreis Bad Dürkheim
1972 Zuordnung Verbandsgemeinde Grünstadt-Land

Chronik

Kelten, Römer und Germanen

Als kurz vor der christlichen Zeitenwende die Römer die Region eroberten, siedelten hier neben Kelten auch Angehörige des germanischen Stammes der Vangionen. Die Römer wurden in der Spätzeit ihrer Herrschaft um 400 durch eindringende Germanen vom Stamm der Alemannen abgelöst, diese im Verlauf eines knappen Jahrhunderts durch ebenfalls germanische Franken. Bis hierher gibt es keine Zeugnisse über den Ort Dirmstein.

Frankenzeit
Altes Zollhaus: Keimzelle des Oberdorfes?

Die Gegend des Zusammenflusses von Eckbach und Floßbach/Landgraben war nachweislich ab dem Frühmittelalter besiedelt. Drei fränkische Gräberfelder aus dem 6. Jahrhundert, am Nordostrand des Ortes gelegen, wurden ab 1954 entdeckt[2]. Das zuletzt gefundene wurde in den 1980er Jahren archäologisch untersucht. Die geborgenen Funde wurden nach Speyer ins Historische Museum der Pfalz verbracht. Manche der mit den Fundstücken befassten Experten vertreten sogar die Meinung, dass die Grabstätten zumindest teilweise schon zu alemannischer Zeit (5. Jahrhundert) in Gebrauch waren.

Im 8. Jahrhundert bestand Dirmstein bereits als fränkische Ansiedlung „Díramestein“, die im Weißenburger Codex ohne genaue Datierung genannt wird. Keimzelle des Ortes war das heutige Oberdorf. In erster Linie kommt der Bereich im Südwesten in Frage, wo in späterer Zeit am Eckbach die „Burg“ errichtet wurde. Eine geringere Wahrscheinlichkeit spricht für den jetzigen nordwestlichen Ortseingang; dort gehen in der Gegend des ehemaligen Zollhauses die Hügel der Haardt in die Rheinebene über, und früher floss ein kleines Gewässer nach Süden in Richtung Eckbach. Sicher ist, dass bald anschließend das wenige hundert Meter östlich gelegene Niederdorf in der Gegend entstand, wo der Floßbach/Landgraben in den Eckbach mündet.

Erstmals mit Datum erwähnt wurde das Dorf im 9. Jahrhundert. Frankenkönig Karl der Kahle, später auch Kaiser, der sich kurz zuvor im nahen Worms mit seinem Bruder Ludwig getroffen hatte, stellte am 23. November 842 „in villa Theormsthein“ oder „Thiormsthein“ dem Erzbischof von Vienne, Agilmar (Amtszeit 841–859), einen Schutzbrief für Besitztümer in Aquitanien und Burgund aus.

Kaiser, Bischof und Ortsadelige
Spitalhof: Torbogen mit Inschrift Caspar Lerchs

Anfangs war Dirmstein reichsunmittelbar und unterstand hinsichtlich Grundherrschaft und Gerichtsbarkeit direkt dem König bzw. Kaiser. Diese Rechte trat Heinrich VI. am 4. April 1190 an den Wormser Bischof Konrad II. von Sternberg ab. Mit Urkunden aus den Jahren 1332 und 1384 wurden die bischöflichen Privilegien bestätigt und 1405 teilweise noch erweitert. Ein lediglich als „Haus“ bezeichneter Vorgängerbau eines Schlosses des Bischofs wurde ab 1240 bezeugt, das eigentliche Schloss, das dem Bischof auch als Sommersitz diente, erstmals 1414.

Bei der Verwaltung bediente sich der Bischof der Angehörigen des niederen Adels, die bereits in Dirmstein ansässig waren oder sich hier niederließen. Dirmsteiner Adelsfamilien wurden erstmals im 12. Jahrhundert urkundlich erwähnt. Die bekannteste war die Familie Lerch, die vom Ende des 13. Jahrhunderts bis zu ihrem namentlichen Aussterben Ende des 17. Jahrhunderts eine bedeutende Rolle sowohl im Dorf als auch – wegen ihrer ausgedehnten Besitztümer – im gesamten pfälzischen Raum und darüber hinaus spielte. Ihr Name ist an mehreren historischen Dirmsteiner Gebäuden in Stein gemeißelt, so am Torbogen zum Spitalhof und an der Mauer der heutigen „Fechtschule“ am Kellergarten. Durch Einheirat Mitte des 17. Jahrhunderts trat die Familie Sturmfeder von Oppenweiler das Erbe der Familie Lerch an.

Weitere Adelsgeschlechter des Mittelalters waren u. a. die Familien Nagel von Dirmstein, von der Hauben und von Affenstein. Ab dem 15. Jahrhundert bildeten die Vertreter des Adels eine Ganerbschaft, deren Versammlungen in einem Vorgängerbau der heutigen St.-Michael-Apotheke, der 1535 errichtet wurde, stattfanden.

Kondominium

Von 1419 bis 1705 gehörte Dirmstein gemeinsam zwei Herrschaften; in der Form eines Kondominiums war es sowohl dem Fürstbischof von Worms zu Eigen als auch dem pfälzischen Kurfürsten. Warum es trotz der erst 1405 erfolgten Ausweitung der bischöflichen Rechte schon 1411 zu der Machtteilung kam, die am 4. März 1419 durch eine schriftliche Vereinbarung fixiert wurde, geht aus den Quellen nicht hervor. Bischof Johann II. von Fleckenstein und Kurfürst Ludwig III. teilten sich alle Rechte an und in Dirmstein jeweils zur Hälfte. In dieser Zeit muss im Ort das Kurpfälzische Schloss erbaut worden sein, das man sich wohl eher als ein Amtsgebäude vorzustellen hat. Schon gut hundert Jahre später wurde es so schwer beschädigt (s. u.), dass es wahrscheinlich nicht wiederhergestellt wurde; heute ist nicht einmal mehr sein Standort bekannt.

Das Kondominium bewährte sich während der gesamten Zeit seines Bestehens, Differenzen wurden stets einvernehmlich beigelegt. Bedeutendster Erfolg dürfte die Vergabe der beiden größeren örtlichen Gotteshäuser, der Peterskirche und der Laurentiuskapelle, an die Katholiken bzw. die Protestanten gewesen sein. Dies geschah nach der Reformation, als sich in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts die Kurpfalz für das calvinistische Bekenntnis entschieden hatte. 1705 endete das Kondominium, indem das Hochstift Worms durch einen Gebietstausch mit der Kurpfalz wieder alle Rechte an und in Dirmstein zurückerhielt. Nur bei internen Angelegenheiten der protestantischen Einwohner war dem Kurfürsten die Entscheidungsbefugnis vorbehalten.

Kriegszeiten

Unter dem Bauernkrieg hatte der Ort selbst wenig zu leiden, obwohl am 4. Juni 1525 aufständische Bauern unter Führung des Dirmsteiner Vasallen Erasmus von der Hauben das Bischöfliche und das Kurpfälzische Schloss sowie das Augustiner-Kloster schleiften und in Brand setzten. Das Bischöfliche Schloss wurde anschließend wieder benutzbar gemacht, die beiden anderen Anwesen blieben Ruinen und verfielen allmählich ganz.

Ebenfalls nur zu kleineren Zerstörungen kam es während des Dreißigjährigen Krieges. Repressionen musste besonders der bekennende katholische Parteigänger Caspar Lerch (1575–1642) erdulden, dessen „Burg“ geplündert wurde und der samt seiner Familie zu Flucht und neunzehnjährigem Exil gezwungen war. Caspar Lerch war der herausragende Vertreter seiner Familie, zunächst als Kämmerer des Bischofs von Speyer, dann als kurmainzischer Amtmann in Tauberbischofsheim und schließlich als Direktor des Ritterkantons Oberrhein. Außerdem verfasste er zahlreiche juristische Werke sowie eine Familienchronik.

1689 allerdings wurde Dirmstein durch französische Truppen fast gänzlich niedergebrannt. Von 1688 bis 1697 führte nämlich der „Sonnenkönig“ Ludwig XIV., um an das Erbe seiner Schwägerin Liselotte von der Pfalz zu kommen, den Pfälzischen Erbfolgekrieg - und ließ paradoxerweise die von ihm begehrte Kurpfalz in Schutt und Asche legen. In Dirmstein wütete die Feuersbrunst drei Tage lang, vom 7. bis 9. September. Nur einige wenige Häuser blieben unversehrt.

Barockzeit
Datei:2006 Dirmstein-Neidkopf2.jpg
„Neidkopf“ am Michelstor

Im Verlauf der Barockzeit wurde aus den beiden ursprünglichen Siedlungskernen, dem Ober- und dem Niederdorf, wieder ein ansehnliches Gemeinwesen. Eine der wichtigen Persönlichkeiten in dieser Ära war Freiherr Marsilius Franz Sturmfeder von Oppenweiler (1674–1744), Enkel der zweitältesten Tochter Caspar Lerchs. Wegen seiner verschwenderischen Hofhaltung und seiner Schulden angefeindet, wurde er legendär durch seinen langjährigen Hader mit der Obrigkeit. Seinen angeblichen Erfolg ließ er 1738 auf dem Michelstor – neben zahlreichen Inschriften – in Form einer Skulptur als seinen siegreichen Kampf mit dem Drachen verewigen. Über der Seitenpforte des Tores, das zum Sturmfederschen Schloss gehört, ist zudem ein steinerner „Neidkopf“ eingelassen. Der letzte Namensträger des Geschlechtes starb 1901.

Einer interkonfessionellen Kooperation zwischen dem katholischen Fürstbischof von Worms und dem protestantischen Kurfürsten trotz Beendigung des Kondominiums verdankt Dirmstein seine berühmte Zweikirche St. Laurentius (s. u.). Mit diesem Kirchenbau in der Mitte des 18. Jahrhunderts begann eine Phase der Prosperität des Ortes, die gut hundert Jahre anhielt. Von 1780 bis 1801, nur ein Jahrhundert nach dem Inferno im Pfälzischen Erbfolgekrieg, wurden Dirmstein sogar Stadtrechte gewährt.

Oberdorf 1746, Süden ist oben

Ein soziales Problem erwuchs aus dem kurzzeitigen Betrieb einer Steinzeugmanufaktur, die von 1778 bis 1788 im Zentrum des Oberdorfes bestand[3]. Dort ließ das Hochstift Worms aus der weißen Tonerde, die aus dem stiftseigenen Tagebau beim heutigen Hettenleidelheim im nordöstlichen Pfälzer Wald stammte, die „Dirmsteiner Fayence“ herstellen, deren wenige erhalten gebliebene Exemplare in Sammlerkreisen begehrt sind. Bereits 1779, wenige Monate nach Aufnahme der Fabrikation, intrigierte der damalige Bürgermeister Johann Michael Graeff mit falschen Anschuldigungen gegen den Manufakturleiter und Keramikexperten Johann Carl Vogelmann. Dieser wurde daraufhin unter Zurückbehaltung von Hab und Gut samt Frau und sieben Kindern aus dem Dorf gejagt. Graeff trat an seine Stelle, wirtschaftete allerdings derart dilettantisch, dass ihn das Hochstift 1782 absetzte. Doch auch unter Graeffs Nachfolgern erholte sich das Unternehmen nicht, so dass es zur Verelendung der 20- bis 30-köpfigen Arbeiterschaft kam, die in streikähnlichen Ereignissen gipfelte. Gründe für das Ende des Projekts 1788 waren zudem die aufwändige Heranschaffung der Rohstoffe über etwa 25 km und die Absatzschwierigkeiten infolge der zahlreichen Grenzzölle. Das Fabrikgebäude an der Nordseite des Schlossplatzes (Marktstr. 6), der ehemalige Reigerspergische Hof, war im Jahre 1592 errichtet worden und hatte 1689 die Niederbrennung des Dorfes überstanden. Es wurde in den 1960er Jahren abgerissen, um Platz für einen Wohnblock zu schaffen, der nie gebaut wurde.

„Fremdherrschaft“

Gegen Ende des 18. Jahrhunderts griffen die Wirren der Französischen Revolution auch auf die Kurpfalz über. Deren linksrheinische Gebiete wurden von 1797 an, zunächst de facto, ab 1801 offiziell, dem französischen Staat eingegliedert. Dabei gingen Dirmsteins Stadtrechte wieder verloren. Bis zum Ende der napoleonischen Ära (1815) wurden die annektierten Territorien als Teil des Departements „Mont Tonnerre“ verwaltet.

Nach dem Wiener Kongress wurde 1816 mit der linksrheinischen Pfalz auch Dirmstein dem Königreich Bayern zugeschlagen, weil dessen wittelsbachisches Herrscherhaus aus der Kurpfalz stammte. Der so entstandene Rheinkreis, der später, auch zum Unterschied von der ebenfalls bayerischen Oberpfalz, in Rheinpfalz umbenannt wurde, blieb bayerisch bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges.

Das weitere 19. Jahrhundert verlief unspektakulär. An die Stelle der durch die Franzosen enteigneten Adeligen traten „neureiche“ Angehörige des gehobenen Bürgertums, welche die ersteigerten Schlösser und Herrenhäuser ausbauten, bestehende Parkanlagen vergrößerten und neue anlegen ließen. Die Mehrzahl der Dorfbewohner war jedoch sehr arm.

Auswanderung

Die Pfalz, die über Jahrhunderte von Bedürftigkeit und Kriegen geprägt war, verlor im Laufe der Zeit viele ihrer Bewohner ans Ausland. In Dirmstein betraf die Auswanderung in ganz geringem Maße Ost- und Südosteuropa (Galizien, Banat, Batschka); erheblich sind dagegen die Zahlen derjenigen, die in Amerika ein neues Glück suchten.

Anfangs wanderten dorthin nur einzelne Personen oder auch Familien aus, so 1708, 1742 und 1752. Im 19. Jahrhundert setzte dann eine Welle ein, die in einem Dirmsteiner „Auswanderungsregister“ festgehalten ist, das hundert Jahre lang sehr sorgfältig geführt wurde und nach digitaler Erfassung über 600 Datensätze enthält. Hiernach verließen zwischen 1806 und 1905 mehr als 1.200 Dirmsteiner die Heimat, vor allem jüngere Familien mit oftmals vielen Kindern. Die letzten Eintragungen betreffen zwei Dirmsteiner Juden, die 1937 noch nach Argentinien ausreisen konnten.

Weltkriege und Nationalsozialismus

Den Ersten Weltkrieg überstand Dirmstein unversehrt, was seinen Gebäudebestand angeht; indessen waren 53 Gefallene zu beklagen.

1933, zu Beginn der Zeit des Nationalsozialismus, lebten im Ort 15 jüdische Mitbürger und ein „Mischling 2. Grades“; elf von ihnen gehörten zur Großfamilie Hirsch. Familie Liebmann mit Tochter gelang 1937 die Flucht nach Argentinien. Frieda Hirsch (* 1907) floh 1938 ebenfalls dorthin, musste aber ihren Sohn David (* 1928) zurücklassen. Er wurde wie die anderen elf Personen ins KZ deportiert. Außer ihm überlebte nur die weitläufig mit ihm verwandte Elisabeth Klara Hirsch geb. Lorch (1866–1958); sie emigrierte in die USA. David Hirsch folgte 1947 seiner Mutter nach Argentinien; 2005 besuchte er seinen Schulfreund Arthur Maurer in Dirmstein. Die restlichen zehn Deportierten starben im KZ oder sind dort verschollen[4].

Während des Zweiten Weltkrieges kam es durch Flugzeugbeschuss zu einigen Bordkanonentreffern an Häusern, nicht jedoch zu Bombenschäden. 89 gefallene und 41 vermisste Soldaten wurden verzeichnet.

Im Zusammenhang mit dem Zweiten Weltkrieg verdienen zwei völlig konträre Geschichten Erwähnung:

Der ehemalige Kriegsgefangene Stanislaus Swiatek (* 1920) aus dem heute polnischen Stettin, der von 1940 an fünf Jahre in Dirmstein verbracht hatte, bewahrte auf Grund seiner guten Erfahrungen dem Dorf eine lebenslange Freundschaft über mehr als ein halbes Jahrhundert und vermittelte jungen Landsleuten, die er zu Besuchen mitbrachte, seine Ansichten von Völkerverständigung. Nach dem ersten Besuch erschien darüber von Albert H. Keil im Heimatjahrbuch des Landkreises Bad Dürkheim die Reportage „Freunde nennen mich Stani“[5].

Andererseits wurde am 21. Februar 1945 der abgeschossene britische Flieger Cyril William Sibley (* 1923), der verwundet in Gefangenschaft geraten war, vom Ortsgruppenleiter der NSDAP, Adolf Wolfert, ermordet. 1946 wurden der für Sibleys Tod Verantwortliche und sein Mittäter Georg Hartleb von einem britischen Militärgericht zum Tod verurteilt und ein halbes Jahr später hingerichtet[6]. 40 Jahre später fand die Bluttat an Sibley ihre literarische Aufarbeitung durch den Dirmsteiner Dichter Walter Landin in der Erzählung „Wenn erst Gras wächst“[7].

Nachkriegszeit
Ortsschild seit der Landkreisreform 1969

Nach dem Zweiten Weltkrieg verlief die Geschichte des Ortes relativ undramatisch. Die Verwaltungsreform in Rheinland-Pfalz führte 1969 zum Wechsel vom damals erloschenen Landkreis Frankenthal in den neuen Kreis Bad Dürkheim, 1972 folgte die Zuordnung zur gleichfalls neuen Verbandsgemeinde Grünstadt-Land.

Einschneidender zumindest für einen Teil der Einwohner gestaltete sich 1994 die großräumige Überschwemmung des erst zehn Jahre zuvor eröffneten Wohngebietes „Nördlich der Heuchelheimer Straße“. 1996 feierte die Gemeinde die 250. Wiederkehr der Einweihung der Laurentiuskirche. Anfang des Jahres 2000 kam es zu einem Großbrand, der den einzigen Verbrauchermarkt am Ort für Monate zur Ruine machte. Am 23. November 2005, dem 1163. Jahrestag der ersten urkundlichen Erwähnung, erschien nach mehr als zwanzigjähriger Vorarbeit die Ortschronik. An ihr haben neben dem Herausgeber, der in jahrelanger Arbeit das ungewöhnlich reichhaltige Gemeindearchiv geordnet hatte, und einigen weiteren externen Fachleuten der Kulturverein St. Michael Dirmstein sowie zahlreiche Autoren aus dem Dorf mitgearbeitet.

Ortsname

Entwicklung des Namens
8. Jh. Díramestein
842 Theormsthein oder Thiormsthein, eig. wohl „Díermstein“
1044 Díermundestein
1110 und 1120 Díeremestein
1141 Díermestein
1190 Dirmenstein
12.–15. Jh. Dirmestein, Dirmenstein, Dirminstein
1315 Dirmstein (erstmals)
1529 Nebenform: Durmstein
1561 Nebenform: Dirmbstein

Unter Berücksichtigung vor allem der frühen Formen deutet die Wissenschaft den Namen „Dirmstein“ heute als „Diermuntstein“, also etwa „Stein(haus) des Diermunt“. Offenbar hatte hier ein wohlhabender Mann es sich leisten können, sein Haus dauerhafter aus Stein als aus Holz zu errichten. Da bei der ersten bekannten Erwähnung im 8. Jahrhundert bereits eine abgeschliffene Form verwendet wurde, steht zu vermuten, dass Dirmstein zu dieser Zeit schon mindestens einige Generationen lang einen namentlichen Begriff darstellte, der bereits Abwandlungen unterworfen war.

Der Ortsname entwickelte sich über zahlreiche Varianten, von denen hier einige markante herausgegriffen seien: 842 erfolgte die erste datierte Erwähnung des Dorfes in einer Urkunde, die Frankenkönig Karl der Kahle „in villa Theormsthein“ oder „Thiormsthein“ unterzeichnet hat. Da dieses Dokument lediglich in einer Abschrift aus dem 17. Jahrhundert existiert, nimmt die Forschung an, dass nach damaliger Gepflogenheit ein ursprüngliches „Díermstein“ transkribiert wurde. Von 1110 stammt eine Urkunde des Propstes Hartwig von St. Paul zu Worms, wo der Ort unter dem Namen „Díeremestein“ aufgeführt ist. Mit einer weiteren Wormser Urkunde von 1190 übertrug Kaiser Heinrich IV. die Vogtei über „Dirmenstein“ dem Bistum Worms. 1315 wurde erstmals der Name „Dirmstein“ in der heute üblichen Schreibung verwendet. Im 16. Jahrhundert kam es zum Gebrauch zweier Nebenformen, bei denen das i zu u abgelautet bzw. ein zusätzliches b eingefügt wurde.

Bevölkerung

Religion

Südportal der Laurentiuskirche

Die erste Pfarrkirche Dirmsteins lag im Niederdorf. Sie wurde in der Zeit der Romanik deutlich vor 1044 und vermutlich auf Initiative eines Wormser Bischofs erbaut, denn sie war dem Patron des Bistums Worms, St. Petrus, geweiht. Aufgrund mehrerer übereinstimmender Quellen schätzen die Historiker ihr Fassungsvermögen auf nur etwa hundert Personen, was auch Rückschlüsse auf niedrige Bevölkerungszahlen zulässt. Das Oberdorf verfügte über die 1240 erstmals erwähnte gotische Kapelle „St. Laurentius“, die als Filialkirche eingestuft war. Im 14. Jahrhundert kamen die Kapelle „St. Antonius“ auf dem Friedhof im Niederdorf und die Spitalhof-Kapelle „St. Maria Magdalena“ im Oberdorf hinzu. Auch diese Kapellen sind ein Indiz dafür, dass die Einwohnerzahl keine großen Gotteshäuser erforderte.

Die Laurentiuskapelle wurde im 16. Jahrhundert zu einer reformierten Kirche umgebaut und, beim Brand von 1689 zur Ruine geworden, schließlich 1742–46 an gleicher Stelle durch die heutige Barockkirche ersetzt (s. u. Bauwerke), die wiederum St. Laurentius geweiht wurde. Ihre Kapazität reichte für das gesamte Dorf aus. Deshalb wurde die Peterskirche, die im Verlauf des 18. Jahrhunderts immer mehr verfallen war, 1809 versteigert und abgerissen. Die Antoniuskapelle wurde mit der Aufgabe und Verlegung des Friedhofs um 1850 ebenfalls abgetragen. Die Spitalhof-Kapelle hat, wenn auch profanisiert und mehrmals umgebaut, bis heute überdauert.

1367 wurde im Norden des Ortszentrums eine Augustinerpropstei gegründet, im Jahre 1500 unmittelbar daneben ein Jesuitenkloster. Während das Augustinerkloster nur bis zu seiner Brandschatzung im Bauernkrieg (1525, s. o.) Bestand hatte, existierte das Jesuitenkloster 300 Jahre. Im Spätmittelalter ließen die Mönche die von ihnen genutzte schwefelhaltige Heilquelle des Chorbrünnels nordwestlich des Dorfes in Stein fassen; der ursprüngliche Name war deswegen unter Bezugnahme auf die Jesuiten „Chorherrnbronn“. Die Pfarrstelle Dirmstein wurde, bevor sie von regulären Pfarrern übernommen wurde, vermutlich 200 Jahre lang durch die Jesuitenpatres betreut, wenn auch nur die letzten Jahre von 1685 bis 1705 durch erhalten gebliebene Aufzeichnungen dokumentiert sind. Um 1800 wurde das Jesuitenkloster als Folge der Französischen Revolution und der dadurch bedingten Säkularisierung aufgelöst.

Die Religonszugehörigkeit[8] ist in den letzten 250 Jahren gut dokumentiert und war in diesem Zeitraum hinsichtlich der Bevölkerungsanteile einem starken Wandel unterworfen.

Die 1746 errichtete Zweikirche mit einem Grundflächenverhältnis von 2:1 zu Gunsten des katholischen Teiles belegt, dass die Dirmsteiner Bevölkerung um die Mitte des 18. Jahrhunderts zu 2/3 katholischen und zu 1/3 protestantischen bzw. reformierten Bekenntnisses war. Doch schon gut 50 Jahre später (1802) wurden nur noch 56 % Katholiken gezählt, aber bereits 40 % Protestanten. Nach 2000 gab es 45,46 % Protestanten, 33,74 % Katholiken sowie 20,79 % Andersgläubige und Konfessionslose.

Die Anzahl der jüdischen Mitbürger hatte vom ersten schriftlichen Zeugnis über eine jüdische Gemeinde (1464) bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts meist bei einigen Dutzend gelegen mit einer Höchstzahl von 129 im Jahre 1855. Spätestens ab 1738 und mit Unterbrechungen unterhielt die jüdische Gemeinde eine „Judenschuhl“. 1858 wurde nach zweijähriger Bauzeit in der Straße Mitteltor (direkt gegenüber der Laurentiuskirche und neben dem Alten Rathaus) eine Synagoge eingeweiht. In den nächsten Jahrzehnten schrumpfte die jüdische Gemeinde vor allem durch Auswanderung immer weiter, etwa 1913 hörte sie faktisch auf zu bestehen. Die nunmehr ungenutzte Synagoge wurde immer schadhafter. 1932 wurde das marode Gebäude verkauft und von Grund auf zu einem Wohnhaus umgebaut, dem die ehemalige Funktion heute nicht mehr anzusehen ist. Während der Nazizeit fielen alle noch in Dirmstein lebenden Juden dem Holocaust zum Opfer (s. o.) mit Ausnahme der vier, denen die Flucht ins Ausland gelang, und der beiden, die das KZ überlebten[4].

Einwohnerzahlen

Jahr 1682 1710 1771 1802 1815 1835 1871 1905 1939 1950 1961 1970 1986 2004 2005
Einwohner *445 *516 945 1.252 1.500 2.049 1.517 1.467 1.672 1.924 2.091 2.252 2.587 3.100 3.030

Erst ab 1771 verfügt das Gemeindearchiv über konkrete Unterlagen zur Entwicklung der Einwohnerzahlen[8]; die vorher festgehaltenen Daten (*markiert) beruhen auf den Schatzungsbüchern und bedeuten Untergrenzen, die erheblich zu niedrig liegen dürften, weil die nicht Steuerpflichtigen fehlen.

Die starke Zunahme am Ende des 18. Jahrhunderts geht möglicherweise auf die Perspektiven zurück, welche die Stadt, die Dirmstein von 1780 bis 1801 war, ihren Bürgern zu bieten vermochte. Das Wachstum hielt auch noch bis zum Beginn der Industrialisierung an, die sich in Dirmstein um die Mitte des 19. Jahrhunderts bemerkbar machte. Auswanderung und Landflucht führten dann aber zu einem 100 Jahre anhaltenden Rückgang der Bevölkerung, der erst wieder nach dem Zweiten Weltkrieg durch eine Wachstumsphase abgelöst wurde. Diese fiel bis in die 1980er Jahre noch verhalten aus, um sich dann zu intensivieren. Seit 1996 die Marke von 3.000 Einwohnern überschritten wurde, ist eine Stagnation auf dem erreichten hohen Niveau zu beobachten.

Altersstruktur

Altersgruppe     1–9 10–19 20–29 30–39 40–49 50–59 60–69 70–79 80–89 90–99 alle
Jahr 2002
(Prozent)
336
(11)
363
(12)
346
(11)
537
(18)
532
(17)
448
(15)
379
(12)
209
(7)
92
(3)
18
(0,6)
3.051
(100)
Jahr 1710
(Prozent)
205
(40)
70
(14)
62
(12)
83
(16)
61
(12)
21
(4)
13
(3)
1
(0,2)

 

 
516
(100)

Die Altersstruktur[8] der örtlichen Bevölkerung ist stark im Wandel begriffen. 1682 waren mehr als die Hälfte der Einwohner Kinder und Jugendliche bis 19 Jahre. Um 1850 war ihr Anteil auf ein gutes Drittel gesunken, 2003 lag er noch bei 21,5 %. Andererseits wuchs die Zahl der über 40-Jährigen von 19 % im Jahre 1682 auf 48,7 % 2003. Im tabellarischen Vergleich der Jahre 1710 (allerdings beruhen die Einwohnerzahlen, wie oben erwähnt, auf dem Schatzungsbuch, betreffen also nur die Steuerpflichtigen) und 2002 zeigt sich eine deutliche Verschiebung der Effektivzahlen nach rechts zum höheren Lebensalter sowie eine gewisse Nivellierung zwischen den mittleren Dekaden.

Damit zeigt sich auch in Dirmstein der Trend zur Überalterung; allerdings wurden die Werte des Bundesdurchschnitts von 1995 erst mit achtjähriger Verzögerung erreicht. Die Zahlen von 2002 weisen auch aus: Mehr als 3,5 % der Einwohner sind alte und sehr alte Menschen, die überwiegend noch innerhalb des Familienverbandes leben; denn ein Senioren- oder Pflegeheim gibt es in Dirmstein nicht.

Politik

Wappen

Das Gemeindewappen ist geteilt. Die obere Hälfte ist in Schwarz und Blau gespalten. Oben rechts steht auf den Hinterbeinen ein nach rechts gewendeter goldener Löwe, der rot bewehrt und rot bezungt ist, oben links liegt in mit goldenen Kreuzchen bestreutem Feld ein mit der Spitze schräg zur Mitte oben weisender silberfarbener Schlüssel. Die untere Hälfte zeigt in rotem Feld drei vollständige und zwei angeschnittene silberfarbene Helme.

Löwe und Schlüssel symbolisieren die während drei Jahrhunderten geteilte Herrschaft durch die Kurpfalz und das Hochstift Worms, die Helme stellen die „Eisenhüte“ der ortsansässigen niederen Adeligen dar.

Der rote Hintergrund der Helme wird mitunter als „Dachziegeln“ missdeutet. Und sogar in offiziellen Wappenverzeichnissen ist eine fehlerhafte Version des Dirmsteiner Wappens gebräuchlich, bei der die Eisenhüte der unteren Reihe farblich mit dem Hintergrund vertauscht sind. Dadurch ist der harmonische Wechsel von silbernen und roten Feldern gestört, die unteren Helme stehen auf dem Kopf, und es stoßen zweimal zwei Helme flächig aneinander.

Gemeinderat

Das Rathaus:
Sturmfedersches Schloss

Dirmstein gehört zur Verbandsgemeinde Grünstadt-Land. Politische Verantwortung und 20 Sitze im Ortsgemeinderat teilen sich drei Fraktionen, Ortsbürgermeister ist Jürgen Schwerdt (CDU). Die Wahl zum Ortsgemeinderat am 13. Juni 2004 hatte folgendes Ergebnis:

Wahl zum Ortsgemeinderat Anzahl Prozent Sitze
Wahlberechtigte 2.423 100,0 20
Wähler 1.552 64,1
Ungültige Stimmzettel 40 2,6
Gültige Stimmzettel 1.512 97,4
SPD 397 26,3 5
CDU 772 51,1 11
FWG 343 22,7 4

Bürgermeister

Die Liste der Bürgermeister seit dem Dreißigjährigen Krieg ist noch nicht vollständig, weist aber nur wenige Lücken und Unklarheiten auf.

Bürgermeister ab 1900
Zeit Bürgermeister Partei
seit 2004 Jürgen Schwerdt CDU
1994–2004 Werner Sauer CDU
1986–1994 Friedrich Raster SPD
1964–1986 Erich Otto FWG
–1964 Philipp Hartmüller
David Fischer
um 1950 Roland Bengel
1945 Mattern
1943–1945 Philipp Neuschäfer NSDAP
1941–1943 Karl Schlösser NSDAP
1937–1941 Heinrich Körber NSDAP
1933–1937 Johann (Hans) Karl Becker NSDAP
1931–1933 Dr. Lauterbach (?)
1924–1931 Richard Römer
1900–1924 Albert Römer
Bürgermeister bis 1900
Zeit Bürgermeister
1894–(1900?) Karl Witt
1884–1893 Dr. med. Heinrich Bennighof
1874–(1884?) Abraham Janson
1868–1874 Gideon von Camuzi
um 1863 Johann Roos
um 1848 Christian Janson
um 1835/41 Roland Stocké
um 1833 Hartmüller
um 1823/25 Jacob Janson
1801–1815 Joseph von Camuzi
1793–(1801?) Stephan Graeff
1792–1793 Philipp Roos
1784–1792 Johann Michael Graeff
–1782 Johann Michael Graeff
um 1772 Christian Sartor
–1761 Johann Grothe
um 1749/52 Georg Mappes
um 1741 Boetty
um 1717/37 Andres Einsel(e)
um 1671/72 Daniel Deimel
um 1652 Hans Conrad Winter

Sehenswürdigkeiten und Kultur

Denkmalzone

Der historische Kern des Oberdorfes stellt eine recht homogene Denkmalzone dar. Diese besteht aus Mitteltor, Affenstein, Laumersheimer Straße, Herrengasse, Kirchenstraße sowie Metzgergasse; am Obertor und mit den beiden Parkanlagen reicht sie etwas weiter hinaus. Das Ortsbild ist in diesem Bereich weitgehend geschlossen und wird in erster Linie von der spätbarocken Bebauung der Jahrzehnte nach der dreitägigen Feuersbrunst im Pfälzischen Erbfolgekrieg bestimmt. Es ergibt sich der Eindruck eines wohlhabenden Dorfes, das von Bauten des Adels und des gehobenen Bürgertums geprägt ist und seine Struktur auch über die Nachwirren der Französischen Revolution hinweg bewahren konnte.

Die drei fast unversehrt erhaltenen schlossähnlichen Herrenhäuser vermitteln zudem die Tradition des im Mittelalter von den Adelsfamilien gemeinschaftlich dominierten Ortes. In ihrer großen Nähe zueinander ebenfalls singulär sind die beiden Englischen Gärten im Nordwesten und im Süden des Oberdorfes. Einen den Adelsbauten architektonisch zumindest gleichkommenden Anspruch macht die Zweikirche von 1746 geltend, die mit ihrem aus dem Mittelalter stammenden und 1904 erhöhten Turm einerseits den baulichen Gemeindemittelpunkt darstellt, andererseits die religiösen Verhältnisse des drei Jahrhunderte lang als kurpfälzisch-wormsisches Kondominium verwalteten Ortes widerspiegelt. Zusammen mit der ehemaligen Spitalkapelle westlich gegenüber bildet die Kirche eine homogene Baugruppe.

Typisch für die Wohlstand vermittelnde bürgerliche und bäuerliche Bebauung innerhalb der Denkmalzone sind die Walmdachgebäude mit Fachwerkkonstruktionen über gemauerten Erdgeschossen, die vor allem den Innenort charakterisieren. Mit Gliederungselementen wie Hausteinpilastern dienen einigen der Wohnhäuser deutlich die herrschaftlichen Gebäude als Vorbild; die tadellose Ausführung belegt die handwerklichen Fertigkeiten der Steinmetze der Gegend. Die Zwei- und Dreiseitgehöfte am Affenstein, an der Hauptstraße und im östlichen Abschnitt der Metzgergasse künden dagegen eher von den weniger wohlhabenden Bevölkerungsschichten.

Eine auffallende Lücke innerhalb des Gefüges entstand, als in den 1960er Jahren das Gebäude der ehemaligen bischöflich-wormsischen Fayencemanufaktur an der Ecke Marktstraße/Metzgergasse abgebrochen wurde. Damit wurde auf der Nordseite des Schlossplatzes statt der gewachsenen Bebauung eine konturlose Parkplatzfläche geschaffen.

Bauwerke

Markante Bauwerke in der Denkmalzone
Laurentiuskirche
„Ältestes Haus“ von Dirmstein
Café Kempf mit Madonnenfigur
Backhaus

Die Laurentiuskirche wurde ab 1742 nach den vor Ort modifizierten Plänen des Baumeisters Balthasar Neumann als Zweikirche errichtet und 1746 geweiht. Die im Jahr 1900 gebaute und 1986 renovierte Voit-Orgel im katholischen Teil zieht von weither Kenner an; auch das noch ältere Instrument im protestantischen Teil, das über ein 1869 gebautes Walcker-Werk verfügt, besitzt unter Fachleuten einen guten Ruf.

Das „Älteste Haus“ Dirmsteins liegt an der Ecke Metzger-/Salzgasse. Es trägt die eingemeißelte Jahreszahl 1596. 1689 überstand es mit nur fünf oder sechs anderen Gebäuden das Niederbrennen des Ortes durch die Franzosen; als einziges überdauerte es bis heute. Es wurde um die Jahrtausendwende ansprechend restauriert.

Das Sturmfedersche und das Koeth-Wanscheidsche Schloss waren schlossartige Herrenhäuser der adeligen Familien Sturmfeder sowie Koeth-Wanscheid und wurden in jüngerer Zeit restauriert.

Kaum noch ursprüngliche Überbleibsel gibt es von den zwei Klöstern der Augustiner und Jesuiten, die im Norden des Ortszentrums nebeneinander lagen. An der Stelle des Augustinerklosters wurde später das Quadtsche Schloss errichtet, das heute, historisch unkorrekt, als „Jesuitenhof“ firmiert. Vom eigentlichen Jesuitenkloster sind lediglich einige Nebengebäude erhalten.

Gegenüber der Kirche im Spitalhof, der früher ein Hospiz war und zu dem die in gotischem Stil errichtete und heute profanisierte Kapelle St. Maria Magdalena gehört, ist nun der Gemeindekindergarten untergebracht.

Das Haus Marktstraße 1 wurde im frühen 18. Jahrhundert als Stein- und Fachwerkbau erstellt. Für vorbildliche Sanierung wurde den Eigentümern im Jahre 2006 der erstmals vergebene Balthasar-Neumann-Preis des Kulturvereins St. Michael Dirmstein zuerkannt[9]. Die St.-Michael-Apotheke wurde ebenfalls im frühen 18. Jahrhundert als Fachwerkgebäude errichtet. Der Vorgängerbau aus dem Mittelalter enthielt den Rittersaal, in dem die Ortsadeligen, die eine Ganerbschaft bildeten, ihre Zusammenkünfte abhielten. Das Alte Rathaus von 1714 wird als „Haus der Vereine“ genutzt, die das Gebäude in ehrenamtlicher Arbeit restauriert haben.

Die Marktstraße, deren Südteil auf 80 m als „Deutschlands kleinste Fußgängerzone“ ausgewiesen ist, verläuft zwischen dem Sturmfederschen Schloss und dem Hotel Café Kempf, das - 1926 aus einem Winzerhaus hervorgegangen und in der Gegend „das Kempf“ genannt - nach vollständiger Renovierung wieder seinen früheren Platz als größter gastronomischer Betrieb am Ort und als optischer Blickfang einnimmt. Im vorderen Gastraum befindet sich eine denkmalgeschützte Madonnenstatue aus dem 18. Jahrhundert. Als kleines, aber feines Pendant zum Café Kempf fungiert um die Ecke, am Eingang zur Herrengasse, das zur Weinstube ausgebaute einstige Backhaus.

Die „Fechtschule“ liegt südlich des Ortszentrums am Rande des Kellergartens. Ein Vorgängerbau des klassizistischen Gebäudes, die „Burg“, war ab 1602 das Wohnhaus Caspar Lerchs. Seit mehreren Jahrzehnten wird dort die Landesfechtschule des Südwestdeutschen Fechtverbandes betrieben; aus dieser Verwendung hat sich die aktuelle Bezeichnung entwickelt. Eine Besonderheit ist, gleichfalls auf dem Gelände des Kellergartens, das ehemalige „Badehaus der Gräfin von Brühl“, deren fürstliche Badewanne heute als übergroßer Blumentopf im Vorgarten steht.

Markante Bauwerke außerhalb der Denkmalzone

Das Bischöfliche Schloss, ehemals Verwaltungs- und Sommersitz des Fürstbischofs von Worms, in der Nähe des östlichen Ortsrandes ist das älteste zumindest teilweise noch erhaltene Dirmsteiner Schloss. Von ihm stehen - auf dem Gelände eines heutigen Hofgutes - allerdings nur noch wenige originale Reste.

Die Spormühle liegt im Südwesten des Dorfes am Eckbach und beherbergt neben einer Kunstgalerie ein kleines Landhotel. Die Niedermühle ganz im Osten der Gemeinde wurde im 19. Jahrhundert in ein Hofgut umgebaut, das in spätklassizistischem Stil gehalten ist.

Parks und Friedhöfe

Englische Gärten

Der im Stil eines Englischen Landschaftsgartens angelegte und zur Jahrtausendwende sanierte Schlosspark ermöglicht Veranstaltungen vor allem musikalischer Art. Geplant wurde er um 1830 durch den Landschaftsarchitekten Johann Christian Metzger. Für den in Sanierung befindlichen Kellergarten, einen weiteren der einstmals sieben Englischen Gärten am Ort, zeichnete um 1790 Metzgers noch bekannterer Berufskollege Friedrich Ludwig von Sckell verantwortlich.

Friedhöfe
Friedhofskapelle

Die oben erwähnten frühmittelalterlichen Gräberfelder lagen etwa 300 m nördlich bzw. nordwestlich des Zusammenflusses von Eckbach und Floßbach/Landgraben und damit recht nahe der Gegend, wo später das Niederdorf entstand. Sie können allerdings noch nicht als organisiert angelegte Friedhöfe angesehen werden.

Bis etwa 1850 besaß der Ort seinen Friedhof im Osten der Gemeinde, im Niederdorf unmittelbar neben der Peterskirche und dem Bischöflichen Schloss. Seither wird er nicht mehr genutzt. Das bekannteste Grab dort ist dasjenige des Arztes Johann von Hubertus.

Der heute in Gebrauch befindliche neue Friedhof liegt etwas erhöht am Nordrand des Dorfes, das sich im Laufe der Zeit zu ihm hin ausgebreitet hat. Zahlreiche kulturhistorisch wertvolle Grabsteine aus dem 17., 18. und 19. Jahrhundert wurden vom alten Friedhof übernommen und hier aufgestellt. Die Kapelle, in der ein Teil der ursprünglichen Fresken restauriert worden ist, stellt eine neuromanische Anlage mit rechteckigem Grundriss aus der Mitte des 19. Jahrhunderts dar und birgt die Gruft der Stifter der Kapelle, der adeligen Familie Camuzi.

Naturdenkmäler

Lösswand an der Obersülzer Straße

Die Fläche zwischen der Südspitze des Kellergartens und dem Eckbach nimmt der „Dicke Baum“ ein, eine ca. zweihundertjährige Platane. Mit einem Stammumfang von etwa 6 und einer Höhe von mehr als 20 m gilt der mächtige Baum als Naturdenkmal.

Im Bereich des nordwestlichen Ortsausgangs (Obersülzer Straße) gibt es eine nach Süden ausgerichtete steile Lösswand, die ein Biotop für zahlreiche Arten von wärmeliebenden Insekten darstellt, so z. B. für solitäre Wildbienen und Grabwespen. Auch höhlenbrütende Vogelarten, z. B. Mauersegler, werden beobachtet.

Der Chorbrünnel-Rundweg im Nordwesten der Dirmsteiner Gemarkung verbindet die Wörschberger Hohl, einen ebenfalls durch Lösswände gekennzeichneten Hohlweg, mit dem Chorbrünnel. Dieser kleine Brunnen wird von einer schwefelhaltigen Quelle gespeist, deren Wasser Jahrhunderte lang zu Heilzwecken genutzt wurde. Im Spätmittelalter wurde die Quelle durch die ortsansässigen Jesuitenmönche in Stein gefasst. Unter Bezugnahme hierauf zeigen die grünen Hinweisschilder auf den Rundweg eine orangegelbe Steinarkade samt dem blauen Symbol eines Brunnens.

Der mit rustikalen Holztafeln markierte Eckbachmühlen-Rad- und Wanderweg führt von Dirmstein aus bachaufwärts über 19 km bis nach Altleiningen und verbindet dabei acht malerische Weindörfer und den Eckbachweiher. Er ermöglicht Bewegung in freier Natur und ist auch für Mühlenliebhaber wegen der 23 teils restaurierten Mühlen begehenswert.

Veranstaltungen

Veranstaltungsorte

Die zahlreichen örtlichen Vereine bescheren dem Ort einen wohlgefüllten Terminkalender. Vor allem der Kulturverein St. Michael Dirmstein betätigt sich auf vielen Gebieten und lädt ein zu Auftritten seiner historischen Tanzgruppe, zu Literaturabenden und zu Musik im Schlosspark. Größere Veranstaltungen finden in der Unterhaardter Festhalle (UHF) statt, die südlich der Laurentiuskirche am Rande des Ortszentrums liegt und mehrere hundert Besucher aufnehmen kann. Sie wurde Anfang des neuen Jahrtausends durch ehrenamtliche Helfer baulich und technisch saniert. Für Veranstaltungen mit maximal 80–100 Besuchern steht der Eux-Stocké-Ratssaal im Sturmfederschen Schloss zur Verfügung, speziell für Orgelmusik bietet sich die Laurentiuskirche mit ihren beiden historischen Instrumenten an, der Walcker-Orgel von 1869 und der Voit-Orgel von 1900.

Konzerte

Im Ratssaal, wo auch ein historischer Bechstein-Flügel zur Verfügung steht, werden Konzerte veranstaltet. Zu den Spielorten der deutsch-französischen Konzertreihe „Printemps Rhénan - Rheinischer Frühling“ gehört die Laurentiuskirche.

Schlosspark

Im Schlosspark findet jährlich eine Open-Air-Gala der Reihe „palatiajazz“ statt, bei der beispielsweise schon die original Blues-Brothers-Band, Branford Marsalis und Cassandra Wilson aufgetreten sind.

Felix Hell, der aus dem Nachbarort Laumersheim stammende Organist, kehrt zu jedem Jahreswechsel nach Dirmstein zurück, um in der Laurentiuskirche ein Silvesterkonzert zu geben.

Literaturlesungen

In Dirmstein wird eine Variante des Vorderpfälzischen gesprochen, das zu den pfälzischen Dialektgruppen gehört. Die kulturelle Pflege der Mundart wird im Ort groß geschrieben; mehrere hier geborene bzw. ansässig gewordene Autoren gehören seit Jahren zu den Preisträgern bei den pfälzischen Mundartdichterwettbewerben und veranstalten auch im Ratssaal immer wieder Lesungen. Dort finden ebenfalls Veranstaltungen statt, die sich mit hochdeutscher Literatur beschäftigen.

Volksfeste

Der Dirmsteiner Jahrmarkt jedes Jahr am 2. Septemberwochenende und das Bayerische Bierfest alle zwei Jahre im Sommer gemeinsam mit der bayerischen Partnergemeinde Neuötting sorgen dafür, dass der bogenförmig gepflasterte Schlossplatz sowie die Weinstuben und Winzerhöfe dicht bevölkert sind. Das schon mehrmals im Hochsommer durchgeführte Schlossparkfest hat sich ebenfalls als Publikumsmagnet etabliert.

Bildung und Erziehung

  • Kindergärten – Die Gemeinde verfügt über den katholischen Kindergarten „St. Laurentius“ und die kommunale Kindertagesstätte „Himmelszelt“. Beide haben zwei Gruppen. Im „Himmelszelt“ gibt es zudem Ganztagsplätze, ferner können vier Zweijährige aufgenommen werden.
  • Grundschule und Sporthalle – Dirmstein ist Standort einer zweizügigen Grundschule, die eine Ganztagsbetreuung anbietet. Neben der Schule liegt eine Allzweck-Sporthalle, die auch für überörtliche Ereignisse zur Verfügung steht.
  • Musikschule – Das Sturmfedersche Schloss beherbergt die einzige Außenstelle der Musikschule Leiningerland, die ihren Sitz in Grünstadt hat.
  • Jugendraum – Mit maßgeblichem Engagement der Landjugend Dirmstein, die dem Bund der Deutschen Landjugend angehört, wurde 1997/98 im Alten Rathaus ein Jugendraum geschaffen, der nach Art eines Internet-Cafés ausgestattet ist. Neben individuell und kollektiv möglicher Freizeitbeschäftigung wird dort auch Arbeit für die Gemeinschaft geleistet, indem ein freiwillig tätiges Team von interessierten jungen Leuten die offizielle Website der Gemeinde gestaltet.
  • Erwachsenenbildung – Bildung für Erwachsene wird von der örtlichen Volkshochschule angeboten, die in die Kreisvolkshochschule Bad Dürkheim integriert ist. Unterrichtsräume liegen unter anderem im Sturmfederschen Schloss.
  • Öffentliche Bücherei – Im Sturmfederschen Schloss befindet sich die zentrale öffentliche Bücherei für die Verbandsgemeinde Grünstadt-Land.

Sport

Am Ort gibt es fünf Sportvereine (Mitgliederstand 2006):

  • Fechten – Der FC Dirmstein verwaltet die Landesfechtschule des Südwestdeutschen Fechtverbandes. Sie wird am Ort des ehemaligen Wohnanwesens von Caspar Lerch am Kellergarten betrieben.
  • Fußball und Gymnastik – Der TuS Dirmstein 1946 hat 491 Mitglieder. Er unterhält Fußballmannschaften für Jugendliche, Aktive sowie AH und bietet zudem Gymnastik für Frauen an. Seine Sportanlagen samt Vereinsheim liegen am Südrand des Ortes.
  • Tennis – Der TC Grün-Weiß Dirmstein wurde 1979 gegründet und hat 230 Mitglieder. Er verfügt am Südrand des Ortes über eine Tennisanlage mit acht Sandplätzen und dem Vereinslokal.
  • Tischtennis – Der TTC Dirmstein wurde 1997 gegründet und hat 65 Mitglieder. Er unterhält drei Tischtennis-Herrenmannschaften und eine Schülermannschaft.
  • Turnen–Spiel–Gymnastik – Die TSG Dirmstein 1986 hat 466 Mitglieder. Sie verfügt über ein breites Angebot hinsichtlich Turnen, Fitness, Aerobic u. dgl.

Wirtschaft und Infrastruktur

Wirtschaftstrends

Ortseingang

Nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelte sich Dirmstein von einer rein landwirtschaftlich geprägten Gemeinde zu einem Ort, in dem sowohl Landwirtschaft - und hier vor allem der Weinbau - als auch Dienstleistung gleichberechtigt nebeneinander stehen. Heute gibt es mehr als 200 eingetragene Gewerbebetriebe. Diese sind sämtlich mittelständisch geprägt, Großunternehmen fehlen gänzlich. Deshalb pendeln viele Dirmsteiner in andere Orte, was wegen der sehr dichten wirtschaftlichen Verflechtung in der Metropolregion Rhein-Neckar weniger schwierig ist als in strukturschwächeren Gegenden. Die Arbeitsplätze liegen meist im Umkreis von 5 bis 25 km.

Dirmstein öffnet sich seit den 1960er Jahren auch dem Tourismus. Der Ort wurde zunächst als „Perle der Unterhaardt“ beworben, ab 1972 als „Perle des Leiningerlandes“. Im Jahr 2005 beschloss der Gemeinderat den Slogan „Perle zwischen Worms und Weinstraße“.

Weinkelter, Nachbau 1984

Weinbau

Bereits seit der Römerzeit wird in der Vorderpfalz Wein angebaut. Im Jahr 1141 wurde der Weinbau erstmals urkundlich erwähnt. Das sonnige Klima des Leiningerlandes begünstigt auch in Dirmstein die Produktion von Qualitätsweinen.

Rund 2,5 der 14,67 km² Fläche des Ortes sind mit Reben bestockt. Die am häufigsten angebauten Sorten sind Riesling, Portugieser und Dornfelder, nennenswerten Zuwachs verzeichnen auch Spät-, Grau- und Weißburgunder. Die früher zahlreichen kleinen Weinlagen Dirmsteins wurden mittlerweile zu drei Einzellagen zusammengefasst: Herrgottsacker (im Norden), Mandelpfad (im Westen) und Jesuitenhofgarten. Dieser, ein leicht nach Süden geneigter Hang, liegt nördlich des Zentrums direkt im Ort und ist eine der flächenmäßig kleinsten Einzellagen Deutschlands. Sämtliche Dirmsteiner Weinlagen gehören zur Großlage Schwarzerde.

Am Rande des südlichen Kirchplatzes steht eine große hölzerne Kelter, die 1984 durch den Dirmsteiner Küfermeister Emil Steigner funktionsfähig nachgebaut wurde.

Weitere Wirtschaftszweige

Mandelblüte in Dirmstein

Neben dem Weinbau besitzt in Dirmstein noch der Anbau von Obst, besonders von Äpfeln, einige Bedeutung; aus den Früchten werden vor allem Obstbrände hergestellt. Mandeln und Feigen sind dagegen nur von geringer wirtschaftlicher Relevanz. Ein typisches Saisongemüse ist der Spargel, der im flacheren östlichen Gemarkungsbereich Dirmsteins angebaut wird. Dort erstrecken sich überwiegend Getreide- und Kartoffelfelder. Durch die Gemeinde führt vom unmittelbar östlich angrenzenden Rhein-Pfalz-Kreis her, der den Beinamen „Gemüsegarten Deutschlands“ führt, ein Seitenarm der Deutschen Grumbeer- und Gemüsestraße.

Verkehr

Straßenverkehr

Dirmstein wird nicht über die einen Kilometer südlich verlaufende Autobahn 6 (MannheimSaarbrücken) erschlossen, sondern über die Landesstraße 453, die etwa parallel zu dieser Autobahn verläuft und Frankenthal (im Osten) mit Grünstadt (im Westen) verbindet. Am Rande der beiden Städte gibt es auch die nächsten Anschlussstellen. Nach Südwesten stellt die Landesstraße 455 die Verbindung mit der Kleinstadt Freinsheim her, nach Norden über Offstein mit dem Landkreis Alzey-Worms. Die Kreisstraße 24 führt nach Süden zum Nachbarort Gerolsheim. Zur Autobahn 61 (Koblenz–Speyer), die zwei Kilometer südöstlich des Ortes im Autobahnkreuz Frankenthal die A 6 überquert, gibt es keine direkte Verbindung.

Die fehlende Anbindung ans Autobahnnetz bedingt ein hohes Fahrzeugaufkommen durch den Ort. Bauliche Maßnahmen, die Ende der 1990er Jahre an zwei Stellen der Landesstraße 453 vorgenommen wurden, konnten dort die Situation, dass innerörtlich zu hohe Geschwindigkeiten gefahren werden, teilweise entschärfen.

Über zwei Buslininen des Verkehrsverbundes Rhein-Neckar (VRN) kann man von Dirmstein aus praktisch im Stundentakt zu den Bahnhöfen Grünstadt (ca. 7 km) und Frankenthal (ca. 10 km) gelangen. Für den späten Abend und die Nacht gibt es seit September 2006 eine Ruftaxi-Linie von und zu den Bahnhöfen in Frankenthal und Kirchheim/Weinstraße, die ebenfalls mit VRN-Tickets genutzt werden kann.

Schienenverkehr

Einen Schienenanschluss besitzt Dirmstein nicht mehr. Fast ein halbes Jahrhundert lang lag der Ort an der Lokalbahn, einer eingleisigen Schmalspurstrecke (1000 mm). Diese führte ab 1. Juli 1891 vom Frankenthaler Bahnhof, wo die Anbindung an die Reichsbahn erfolgte, westwärts über Heßheim und Dirmstein bis nach Großkarlbach. Die im gleichen Baustil - rotbraune Backsteingebäude - errichteten Bahnhöfe sind teilweise noch heute erhalten, so auch in Dirmstein, und werden zu Wohnzwecken genutzt. Außer dem alten Bahnhof erinnern noch die „Bahnhof-“ und die „Lokalbahnstraße“ an die am 14. Mai 1939 stillgelegte Strecke.

Medien

Für den Ort gilt die Lokalausgabe Frankenthal (Frankenthaler Zeitung) der Tageszeitung Die Rheinpfalz. Wöchentlich erscheint das Amtsblatt der Verbandsgemeinde Grünstadt-Land, außerdem werden drei Anzeigenblätter - eines aus Frankenthal, zwei aus Grünstadt - verteilt. Seit den 1980er Jahren gibt die örtliche Gliederung einer Partei in unregelmäßigen Abständen die Ortszeitung „De Michel“ heraus; der pfälzische Titel nimmt einerseits Bezug auf das Michelstor als eines der Wahrzeichen des Dorfes, zum anderen assoziiert er den Deutschen Michel als wenig kritikfreudigen Bürger.

Persönlichkeiten

Ehrenbürger

Söhne und Töchter der Gemeinde

Weitere Persönlichkeiten

Nicht in Dirmstein geborene, aber mit der Gemeinde verbundene Persönlichkeiten:

  • Lydia Hauenschild (* 1957 in Deggendorf), Autorin, wohnt in Dirmstein.
  • Albert H. Keil (* 1947 in Mußbach), Pfälzer Mundartdichter, wohnt in Dirmstein.
  • Friedrich Klingmann (* 1874 in Gaiberg; † 1947), Önologe, Rebenzüchter und Landwirtschaftsrat, gründete 1924 die Rebenveredelungsanstalt Dirmstein, die später in Weinbauversuchsanstalt umbenannt wurde. Ihm hat die Gemeinde den Rat-Klingmann-Weg gewidmet.
Von Walter Perron bemalter Gartenpavillon (Aufnahme 2006 vor der Sanierung)

Quellen

  1. Georg Peter Karn, Ulrike Weber: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz (s. u. Literatur)
  2. Joachim Kauppert, Melanie Lebschy: Das merowingerzeitliche Gräberfeld von Dirmstein aus anthropologischer Sicht, in: Dirmstein - Adel, Bauern und Bürger, Chronik der Gemeinde Dirmstein, S. 25–35 (s. u. Literatur)
  3. Walter Jarosch: Keramik aus Dirmstein, in: Dirmstein - Adel, Bauern und Bürger, Chronik der Gemeinde Dirmstein, S. 481–497 (s. u. Literatur)
  4. a b Michael Martin: Juden in Dirmstein, in: Dirmstein - Adel, Bauern und Bürger, Chronik der Gemeinde Dirmstein, S. 327–338 (s. u. Literatur)
  5. Albert H. Keil: „Freunde nennen mich Stani“, in: Heimatjahrbuch 1996, Haßloch 1995 (s. u. Literatur)
  6. Marie-Christine Werner: Der englische Flieger - Der Mord an Cyril William Sibley, Südwestrundfunk Mainz, 10. Februar 2001 (s. u. Literatur)
  7. Walter Landin: Wenn erst Gras wächst, Landau 1985 (s. u. Literatur)
  8. a b c Margret Schwerdt: Ein Blick auf die Sozialgeschichte vom Ende des 17. bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts mit Bezügen zur Gegenwart, in: Dirmstein - Adel, Bauern und Bürger, Chronik der Gemeinde Dirmstein, S. 119–140 (s. u. Literatur)
  9. Die Rheinpfalz, Lokalausgabe Frankenthal: Ein „zugelaufenes“ Fachwerkhaus voller Überraschungen, 13. September 2006
  10. Die Rheinpfalz, Lokalausgabe Frankenthal: Vereine wollen Pavillon sanieren, 20. September 2006

Literatur

  • Walter Landin: Wenn erst Gras wächst, Erzählungen, Pfälzische Verlagsanstalt, Landau 1985
  • Albert H. Keil: „Freunde nennen mich Stani“, Reportage, in: Heimatjahrbuch 1996, Herausgeber: Landkreis Bad Dürkheim, Verlag H. Englram, Haßloch 1995, ISBN 3-926775-13-0
  • Marie-Christine Werner: Der englische Flieger - Der Mord an Cyril William Sibley, Sendung des Südwestrundfunks in Mainz am 10. Februar 2001, 21–22 Uhr; Typoskript
  • Isolde Stauder: Wo das Dorf zu Ende geht, Eine authentische Geschichte, Sommer Druck und Verlag, Grünstadt 2004
  • Dirmstein - Adel, Bauern und Bürger, Chronik der Gemeinde Dirmstein, Herausgeber: Michael Martin, Selbstverlag der Stiftung zur Förderung der pfälzischen Geschichtsforschung, Neustadt an der Weinstraße 2005, ISBN 3-9808304-6-2
  • Georg Peter Karn, Ulrike Weber: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz. Band 13.2: Kreis Bad Dürkheim. Stadt Grünstadt, Verbandsgemeinden Freinsheim, Grünstadt-Land, Hettenleidelheim. Worms 2006

Weblinks

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