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Lüdenscheid

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Wappen Deutschlandkarte
Lüdenscheid
Deutschlandkarte, Position der Stadt Lüdenscheid hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 51° 13′ N, 7° 38′ O keine Zahl: 232–539Koordinaten: 51° 13′ N, 7° 38′ O
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Regierungsbezirk: Arnsberg
Kreis: Märkischer Kreis
Höhe: 232–539 m ü. NHN
Fläche: 86,73 km2
Einwohner: 77.361 (31. Dez. 2007)[1]Vorlage:Infobox Verwaltungseinheit in Deutschland/Wartung/Noch nicht auf Metavorlage umgestellt
Bevölkerungsdichte: 892 Einwohner je km2
Postleitzahlen: 58507–58515
Vorwahl: 02351
Gemeindeschlüssel: 05 9 62 032Vorlage:Infobox Verwaltungseinheit in Deutschland/Wartung/Fehler in Gemeindeschlüssel
Adresse der
Stadtverwaltung:
Rathausplatz 2
58507 Lüdenscheid
Website: www.luedenscheid.de
Bürgermeister: Dieter Dzewas (SPD)
Rathaus Lüdenscheid

Lüdenscheid (westfälisch: Lünsche) liegt im Nordwesten des Sauerlands in Nordrhein-Westfalen und ist eine große kreisangehörige Stadt des Märkischen Kreises im Regierungsbezirk Arnsberg. Die Stadt ist Kreisstadt und Sitz des Kreistages des Märkischen Kreises. In alter Mundart wird Lüdenscheid auch als „Stiärt“ bezeichnet.[2] Der Beiname „Bergstadt“ wird seit Jahrzehnten häufig verwendet und fand unter anderem Eingang in die offizielle Bezeichnung des dritten städtischen Gymnasiums. „Stadt des Lichts“ ist ein der Stadtwerbung dienendes Attribut der jüngsten Zeit und nimmt Bezug auf die Lüdenscheider Lampen- und Leuchtenindustrie.

Geografie

Geografische Lage

Lüdenscheid liegt im nordwestlichen Sauerland, geografisch gesehen in der flachen, westsüdwest-ostnordost-gerichteten Lüdenscheider Mulde mit ihrem Kernbereich in der Quellmulde der Rahmede und einem Sattel der Wasserscheide zwischen Lenne und Volme, die die Stadt von Nordwest nach Südost quert. Die „Mulde“ wird ersichtlich, wenn man Lüdenscheid von der Homert (539 m) im Süden oder im Norden vom Radargelände (500 m) bei Großendrescheid betrachtet.

Als Bergstadt erscheint Lüdenscheid den Besuchern, die sich aus den Tälern, beispielsweise aus Richtung Altena oder Werdohl, nähern. Im Mittel liegt Lüdenscheid auf etwa 400 m. Der höchste Berg in der Umgebung von Lüdenscheid ist die Nordhelle (Ebbegebirge) mit 663,3 m Höhe. Höhere Berge als um Lüdenscheid gibt es nordöstlich erst wieder im Harz, östlich im Hochsauerland, westlich in der Eifel und südlich im Taunus sowie im Schwarzwald.

Geologie

Der Untergrund Lüdenscheids ist devonischen Ursprungs und somit über 350 Mio. Jahre alt. In Grauwacke und Tonschichten findet man häufig versteinerte Abdrücke von Muscheln und Seelilien, denn das Sauerland war damals Meeresboden. Im jüngeren Erdaltertum (Paläozoikum) faltete sich dann das Variszische Gebirge auf, das von Zentral-Frankreich bis Oberschlesien reichte. Das Lüdenscheider Gebiet ist der Rest einer Hochfläche dieses Gebirges und lag infolge von Abtragungen noch vor 225 Mio. Jahren etwa 400 m tiefer als heute. Erst in jüngerer Erdgeschichtlicher Zeit, vor 65-1,6 Mio. Jahren im Tertiär, entstand bei einem Hebungsprozess die heutige Höhe. Das reichhaltige Relief formten seither Bäche, Flüsse und mehrere Eiszeiten.

Ausdehnung des Stadtgebiets

Das Stadtgebiet von Lüdenscheid erstreckt sich über 13 km in Nord-Süd-Richtung und 11,7 km in West-Ost-Richtung. Die Länge der Stadtgrenze beträgt 54,6 km. [3]

Flächennutzung:

Das 86,73 km² große Stadtgebiet verteilt sich auf 47,4 % Waldfläche, 22,4 % Landwirtschaftsfläche, 18,1 % Gebäude- und Freifläche, 7,3 % Verkehrsfläche, 2,3 % Wasserfläche und 2,5 % übrige Nutzfläche.

Nachbargemeinden

Lüdenscheid grenzt im Norden an Altena, im Nordosten an Werdohl, im Südosten an Herscheid, im Süden an Meinerzhagen, im Südwesten an Kierspe, im Westen an Halver und im Nordwesten an Schalksmühle. Alle Nachbargemeinden liegen im Märkischen Kreis.[4]

Stadtgliederung

Die Stadt gegliedert sich in 22 statistische Bezirke. Im nachfolgenden Text finden sich die Einwohnerzahlen der Bezirke (Stand 2004) in Klammern. Neben dem Bezirk Innenstadt/City (3633) gibt es 4 Bezirke im Westen, 8 Bezirke im Norden, 7 Bezirke im Osten und 2 Bezirke im Süden. Im Westen liegen Brügge (5409), Buckesfeld und Othlinghausen (3481), Oeneking sowie Stüttinghausen und Pöppelsheim (5544).

Im Norden schließen sich Dickenberg (2890), Eggenscheid (321), Freisenberg (681), Gevelndorf (2993), Grünewald (5154), Tinsberg (7055), Vogelberg (543) und Wehberg (3839) an.

Im Osten befinden sich Brüninghausen (1595), Kalve (4057), Schlittenbach (5177), Trempershof (246), Wefelshohl (4562), Wettringhof (896) sowie Worth mit Eichholz und Honsel (6494).

Abschließend gibt es im Süden noch die beiden Bezirke Bierbaum mit Piepersloh (898) und den Bezirk Naturpark Ebbe (223).

Klima

Das Lüdenscheider Höhenklima ist atlantisch geprägt. Verantwortlich dafür sind die vorherrschenden westlichen Winde. Charakteristisch sind die verhältnismäßig großen Niederschlagsmengen und die für die Höhenlage gemäßigten Temperaturen. Der Juli ist mit durchschnittlich rund 16 °C der wärmste und der Januar mit um 0 °C der kälteste Monat. Die mittlere Jahrestemperatur liegt bei knapp 8 °C. Durch die Stauwirkung des Reliefs und den dadurch bei westlichen Winden entstehenden Steigungsregen sind die Niederschlagsmengen erheblich, im Jahresdurchschnitt mehr als 1200 Liter je Quadratmeter.


Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Lüdenscheid (Mittelwerte für den Zeitraum 1961-1990)
Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
Mittl. Temperatur (°C) 0,0 0,8 3,3 6,7 11,3 14,1 15,8 15,6 12,8 9,1 4,0 1,2 7,9
Niederschlag (mm) 120,5 87,7 102,0 82,9 86,5 103,4 111,2 90,3 93,1 90,1 114,9 130,8 Σ 1.213,4
T
e
m
p
e
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a
t
u
r
Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
N
i
e
d
e
r
s
c
h
l
a
g
120,5
87,7
102,0
82,9
86,5
103,4
111,2
90,3
93,1
90,1
114,9
130,8
  Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
Quelle: Deutscher Wetterdienst [5]

Eine Wetterstation des Deutschen Wetterdienstes befindet sich in Lüdenscheid-Oberhunscheid.

Geschichte

Ehemaliges Amtshaus

Ältere Zeit bis um 1600

Erste Spuren von Menschen auf Lüdenscheider Gebiet reichen bis in die Steinzeit zurück. Eine längerfristige Besiedlung des Gebietes zu dieser Zeit ist zwar nicht belegt, jedoch gibt es zumindest Hinweise auf den gelegentlichen Aufenthalt von Menschengruppen.

Eine erste Pfarrkirche entstand als eine Gründung des Erzbischofs von Köln im 9. Jahrhundert. Das Patrozinium des Heiligen Medardus, des in der gleichnamigen Kirche in Soissons begrabenen Bischofs von Noyon und Tournai, weist auf nordfranzösische Einflüsse hin. 1067 wird zum ersten Mal der Name Luidolvessceith erwähnt. 1072 schenkt Erzbischof Anno II. von Köln Hof und Kirche Luidolfessceide dem Kloster Grafschaft.[6]

Im Jahr 1114 wird in Lüdenscheid ein Burgbau durch Kaiser Heinrich V. begonnen. Die Burg soll der Verteidigung gegen den Kölner Erzbischof Friedrich I. von Schwarzenburg dienen.

Wenige Jahre vor 1278 wird Lüdenscheid als kleine Stadt mit etwa 3,5 Hektar Fläche von den Grafen von der Mark angelegt. Dies geschah offenbar gegen den Willen des Kölner Erzbischofs, dem zu dieser Zeit als Herzog von Westfalen das Befestigungsrecht zusteht. 1278 muss sich Graf Eberhard von der Mark gegenüber Erzbischof Siegfried von Köln vertraglich verpflichten, die Mauern von Lüdenscheid zu schleifen und die Gräben zuzuschütten. Der Ort wird ein Jahr später wieder als villa (Dorf) bezeichnet. Wenig später, im Jahr 1287, ist aber erneut von einer Stadt die Rede. 1364 hatte sie Dortmunder Stadtrechte.[7]

Das Marktprivileg wird Lüdenscheid 1425 erteilt. Ebenfalls im 15. Jahrhundert wird als zweites Gotteshaus die sogenannte Kreuzkapelle im Bereich des heutigen Sternplatzes errichtet (in den 1880er Jahren abgerissen). Im 15. und 16. Jahrhundert ist die Stadt der Hanse angeschlossen und wird dort von Unna und Soest vertreten. Bei noch schwankender Haltung der Grafen von der Mark führt die Stadtgemeinde zwischen 1563 und 1578 die Reformation ein; Lüdenscheid bekennt sich zur lutherischen Konfession.

Neuzeit

Ältester erhaltener Stadtplan von 1723

1609 gelangte Lüdenscheid mit der Grafschaft Mark unter die gemeinsame Herrschaft Brandenburgs und Pfalz-Neuburgs (letzteres bis 1614). Seit dieser Zeit war es Bestandteil des kurbrandenburgischen und später preußischen Staatsverbandes, wodurch die kulturelle und konfessionelle Eigenart bis heute mitbestimmt wird. Unter der napoleonischen Herrschaft (1807–1813), früher „Franzousentied“ genannt, gehörte Lüdenscheid zum Großherzogtum Berg. Nur zwei Jahre nach Ende Napoleons wurde es als Ergebnis des Wiener Kongresses Teil der neugebildeten preußischen Provinz Westfalen.

Bedingt durch das im Stadtgebiet betriebene eisenverarbeitende Gewerbe wurde die Bausubstanz in Mittelalter und früher Neuzeit mehrmals fast vollständig durch Brände vernichtet. Nach dem letzten großen Brand 1723 erfolgte der Wiederaufbau unter preußischer Herrschaft. Es entstanden die für die Altstadt charakteristischen traufständigen Bürgerhäuser mit ihren Dachgauben. Sie erinnern an die in Potsdam auf staatliche Anordnung errichteten Typenbauten.

Aufgrund der ungünstigen topographischen Lage erfolgte erst bis 1880 der Anschluss an das Eisenbahnnetz durch Errichtung der Stichbahn Brügge-Lüdenscheid. Damit war eine Verbindung zur Volmetalbahn hergestellt. Schmalspurstrecken der Kreis Altenaer Eisenbahn (KAE) folgten nach Altena und Werdohl. Hierdurch wurde die Anbindung an die bereits 1862 errichtete Bahnstrecke im Lennetal verbessert.

Eine interessante Episode in der Geschichte Lüdenscheids, die Produktion (Vormontage) der Zeppelin-Luftschiffe in der Fabrik von Carl Berg begann 1898. Sie steht für die industrielle Bedeutung der Stadt seit dem 19. Jahrhundert. Nach starkem Bevölkerungszuwachs in Folge stetigen wirtschaftlichen Wachstums wurde Lüdenscheid 1907 kreisfreie Stadt.

Stadtansicht von Norden um 1845

Die Folgen des Ersten Weltkriegs waren auch in Lüdenscheid zu spüren. Die demokratische Mitte wurde nur von einem Teil der Bevölkerung unterstützt. Ab 1929 - es war die Zeit der Weltwirtschaftskrise - verlor die Linke die Mehrheit an die rechtsnationalen Parteien. Zwar waren die Jahre zwischen 1924 und 1928 stabil, aber auch zu der Zeit lag die Arbeitslosenquote um die zehn Prozent. Wie in anderen Städten im Deutschen Reich auch wurde die KPD verboten und die Kommunisten verfolgt. Am 29. März 1933 wurden die ersten fünf Kommunisten verhaftet und in ein ehemaliges Arbeitshaus in Lippstadt-Benninghausen gebracht. Am 18. April 1933 wurde Adolf Hitler zum Ehrenbürger ernannt.[8]

Drei Jahre nach der Machtübernahme Hitlers, 1936, wurden Teile des Infanterie-Regiments 60, eine Panzerabwehr-Abteilung, eine Sanitätsstaffel und, während des Krieges, mehrere Ersatztruppenteile in der Stadt stationiert. Lüdenscheid wurde Garnisonsstadt. 1940 wurden starke Flak-Verbände in die Stadt verlegt, unter anderem 5 Batterien des Flak-Regiments 14. Ein Jahr vor Kriegsende, 1944, wurde mit der Fertigung von Teilen der Brennkammer der A4 („V2“-Rakete), versehen mit der Information „Streng geheim“, in Lüdenscheid begonnen. Ein Jahr danach wurden im Zuge von Kriegsendphasenverbrechen sowjetische Gestapo-Häftlinge im Arbeitserziehungslager Hunswinkel, exekutiert. Auch Lüdenscheider Bürger fielen diesen Verbrechen zum Opfer. Kurz vor Kriegsende werden drei Soldaten wegen Fahnenflucht am Marktplatz aufgehängt. Die letzte Greueltat (Erschießung des Zivilisten Hermann Masalski wegen „defätistischer Äußerungen“) geschieht wenige Stunden vor Einmarsch der US-Truppen. Von bemerkenswerten Schäden durch Bombardements oder Kampfhandlungen war die Stadt glücklicherweise verschont geblieben. Die US-Truppen übergeben Lüdenscheid den Briten, in deren Besatzungszone Lüdenscheid liegt. Die Briten wiederum überlassen die drei Kasernen (Buckesfeld, Baukloh und Hellersen), den Truppenübungsplatz südlich von Lüdenscheid sowie eine Reihe von beschlagnahmten Gebäuden den Belgiern. Wegen größeren Bedarfes wird für die Belgier zusätzlicher Wohnraum beschlagnahmt, aber auch eigene Siedlungen („Belgiersiedlungen“) werden gebaut. Als zunächst belgische Freizeiteinrichtung entsteht der Komplex aus Parktheater und Parkbad, außerdem an der Herscheider Landstraße das sogenannte „Belgierkaufhaus“.

Nachkriegszeit

Die Zeit nach 1945 war geprägt durch ein weiteres starkes Bevölkerungswachstum in Folge des Zuzugs zahlreicher Flüchtlinge aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten und Mitteldeutschland. Stadterweiterungen bislang ungekannten Ausmaßes (Lüdenscheid-Worth, Lüdenscheid-Honsel, Lüdenscheid-Höh, Bierbaum, Gevelndorf oder Wehberg) und zahlreiche Neubauten von Kirchen, Schulen und anderen öffentlichen Einrichtungen wurden erforderlich. Gleichzeitig profitierte Lüdenscheid in starkem Maße von dem wirtschaftlichen Aufstieg der jungen Bundesrepublik.

1968/1969 verlor die Stadt ihre Kreisfreiheit und wurde mit dem Landkreis Altena zum Kreis Lüdenscheid zusammengeschlossen, dessen Sitz sie fortan war. Altena behielt jedoch zunächst den Kreistag. Gleichzeitig kam es zur Auflösung des Amtes Lüdenscheid und zur Eingemeindung der amtsangehörigen Gemeinde Lüdenscheid-Land in die Stadt Lüdenscheid.

Mit dem Bau der Bundesautobahn (BAB) 45 durch Lüdenscheider Stadtgebiet in den 1970er Jahren war die verkehrstechnisch ungünstige Situation beendet; Lüdenscheid erhielt drei Anschlussstellen. 1975 wird die Stadt Sitz des neu geschaffenen Märkischen Kreises, gebildet im wesentlichen aus den Altkreisen Iserlohn und Lüdenscheid und der bis dahin kreisfreien Stadt Iserlohn. 1987 wurde das neue Kreishaus an der Heedfelder Straße bezogen.

Religionen

Das südliche märkische Sauerland wurde spätestens im 9. Jahrhundert christianisiert. In der Reformationszeit nahm Lüdenscheid die lutherische Konfession an. Während der industriellen Revolution stieg der Anteil der Katholiken wieder. Nach wie vor überwiegen aber die landes- und freikirchlich organisierten evangelischen Christen. 2006 waren in Lüdenscheid 22,4 % der Bevölkerung katholisch und 38,7 % in der evangelischen Landeskirche. 38,9 % waren freikirchlich, konfessionslos oder gehörten anderen Glaubensgemeinschaften an.[9] Vor Ort existieren mehrere muslimische Gemeinschaften und eine starke griechisch-orthodoxe Gemeinde.

Lüdenscheid ist Sitz des Evangelischen Kirchenkreises Lüdenscheid-Plettenberg. Es besteht ein Kirchenkreisverband mit dem Kirchenkreis Iserlohn, Siegen und Wittgenstein[10].

Siehe auch: Liste Lüdenscheider Kirchen und Gotteshäuser

Eingemeindungen

Am 1. Januar 1969 wurde die Stadt Lüdenscheid mit der bis dahin bestehenden Gemeinde Lüdenscheid-Land vereinigt. Die Gemeinde Hülscheid, welche zuvor mit Lüdenscheid-Land das Amt Lüdenscheid bildete, wurde Schalksmühle zugeschlagen.

Einwohnerentwicklung

Einwohnerentwicklung von 1800 bis 2002

Im Mittelalter und am Beginn der Neuzeit hatte Lüdenscheid nur wenige hundert Einwohner. Die Bevölkerung sank durch die vielen Kriege, Seuchen und Hungersnöte immer wieder. So forderten der Dreißigjährige Krieg (1618-1648) und die Pest 1634 zahlreiche Todesopfer. Erst durch die Industrialisierung im 19. Jahrhundert beschleunigte sich das Bevölkerungswachstum. Lebten 1800 erst 1.500 Menschen in Lüdenscheid, so waren es 1900 bereits 26.000. Bis 1950 verdoppelte sich die Bevölkerung auf 52.000.

Durch die am 1. Januar 1969 erfolgte Eingliederung der Gemeinde Lüdenscheid-Land (18.831 Einwohner 1968) stieg die Zahl der Bewohner auf rund 80.000. Seitdem pendelt die Bevölkerungszahl um diese Grenze. Am 30. Juni 2005 betrug die „Amtliche Einwohnerzahl“ für Lüdenscheid nach Fortschreibung des Landesamtes für Datenverarbeitung und Statistik Nordrhein-Westfalen 79.131 (nur Hauptwohnsitze und nach Abgleich mit den anderen Landesämtern).

Die folgende Übersicht zeigt die Einwohnerzahlen nach dem jeweiligen Gebietsstand. Dabei handelt es sich um Volkszählungsergebnisse (¹) oder amtliche Fortschreibungen des Statistischen Landesamtes. Die Angaben beziehen sich ab 1871 auf die „Ortsanwesende Bevölkerung“, ab 1925 auf die Wohnbevölkerung und seit 1987 auf die „Bevölkerung am Ort der Hauptwohnung“. Vor 1871 wurde die Einwohnerzahl nach uneinheitlichen Erhebungsverfahren ermittelt.

Jahr Einwohner
1800 1.540
1. Dezember 1840 ¹ 3.577
3. Dezember 1855 ¹ 4.792
3. Dezember 1858 ¹ 5.154
1. Dezember 1871 ¹ 7.546
1. Dezember 1875 ¹ 8.600
1. Dezember 1880 ¹ 11.100
1. Dezember 1885 ¹ 15.067
1. Dezember 1890 ¹ 19.457
2. Dezember 1895 ¹ 21.264
1. Dezember 1900 ¹ 25.509
1. Dezember 1905 ¹ 28.921
1. Dezember 1910 ¹ 32.301
1. Dezember 1916 ¹ 27.157
Jahr Einwohner
5. Dezember 1917 ¹ 26.644
8. Oktober 1919 ¹ 30.808
16. Juni 1925 ¹ 32.686
16. Juni 1933 ¹ 35.186
17. Mai 1939 ¹ 41.710
31. Dezember 1945 43.667
29. Oktober 1946 ¹ 49.926
13. September 1950 ¹ 51.705
25. September 1956 ¹ 55.278
6. Juni 1961 ¹ 58.239
31. Dezember 1965 58.937
27. Mai 1970 ¹ 78.993
31. Dezember 1975 76.213
31. Dezember 1980 74.578
Jahr Einwohner
31. Dezember 1985 73.292
25. Mai 1987 ¹ 74.635
31. Dezember 1990 79.401 [11]
31. Dezember 1995 81.831
31. Dezember 2000 80.613 [12]
31. Dezember 2003 79.829 [12]
31. Dezember 2004 79.379 [13]
30. Juni 2005 79.131 [11]
31. Dezember 2005 78.688 [12]
30. Juni 2006 78.456 [14]
31. Dezember 2006 78.032 [14]
30. Juni 2007 77.675 [14]
31. Dezember 2007 77.361 [15]

¹ Volkszählungsergebnis

Im Jahr 2006 waren 51,36 % der Bevölkerung weiblich und 48,64 % männlich. Der Ausländeranteil, der sich nach statistischen Angaben aus 95 Nationen zusammensetzte, lag bei 13,75 %. Die Mehrheit der ausländischen Mitbürger stammten aus der Türkei und Griechenland. [16]

Politik

Kommunalwahl 2004

Stadtrat

Im Stadtrat sind sieben Parteien und Wählergruppen vertreten. Die CDU stellt mit 20 Mitgliedern die größte Fraktion. Der SPD gehören 17 Abgeordnete an. Bündnis 90/Die Grünen verfügen über vier, FDP und die Lüdenscheider Liste (LL) über jeweils drei Sitze. Zwei Vertreter entsendet die Alternative für Lüdenscheid (AFL). Ein Mitglied zog für die Republikaner in den Stadtrat ein, welches sich allerdings im Laufe der Legislaturperiode der AfL anschloss.

Bürgermeister

Von 1720 bis zum heutigen Tag standen 35 Bürgermeister an der Spitze der Stadt. In der Zeit von 1916 bis 1968 hieß das Amt Oberbürgermeister, weil Lüdenscheid in dieser Zeit eine kreisfreie Stadt war.

Altes Rathaus Lüdenscheid
  • um 1683 Cronenberg
  • 1720–1725 Johann Heinrich von den Bercken
  • 1725–1743 Johann Peter Pollmann
  • 1743–1768 Johann Peter Kercksig
  • 1768–1769 Consul Haardt
  • 1770–1790 Caspar Jakob Theodor Christian Spannagel
  • 1790–1791 Camerarius Schniewindt
  • 1793–1808 Friedrich Wilhelm von den Bercken
  • 1808–1814 Peter Kercksig (Maire)
  • 1814–1818 Johann Jakob Friedrich Kobbe
  • 1818 Riegelmann
  • 1818–1820 Reinhard
  • 1820–1843 Ernst Wilhelm Jander
  • 1843–1856 Wilhelm Plöger
  • 1856–1869 Heinrich Nottebohm
  • 1869–1873 Rudolf Wiesmann
  • 1873–1874 Eduard Hueck
  • 1874–1896 August Selbach
  • 1896–1930 Dr. phil. Wilhelm Jockusch
  • 1930–1935: Ludwig Schneider, (DVP)
  • 1936–1944 Karl Friedrich Schumann
  • 1944–1945 Otto Hagedorn
  • 1945–1946 Karl Weiland
  • 1946: Willi Bürger, (SPD)
  • 1946: Richard Hueck, (CDU)
  • 1947–1948: Ernst Mehlich, (CDU)
  • 1948–1952: Willy Hoffmeister, (CDU)
  • 1952–1953: Walter Kimmig, (SPD)
  • 1953–1961: August Schlingmann, (SPD)
  • 1961–1964: Karl Diemer, (FDP)
  • 1964–1971: Erwin Welke, (SPD)
  • 1972–1975: Herbert Weigert, (SPD)
  • 1975–1994: Jürgen Dietrich, (CDU)
  • 1994–1999: Lisa Seuster, (1987-1998 MdB) (SPD)
  • 1999–2004: Friedrich Karl Schmidt, (CDU)
  • 2004–heute: Dieter Dzewas, (SPD)

Wappen

Wappen der Stadt Lüdenscheid Blasonierung:

In Gold (Gelb) über einer roten Zinnenmauer mit offenem Tor ein zweireihig siebzehnmal von Silber (Weiß) und Rot geschachter Balken, darüber wachsend der Bischof Medardus in rotem Ornat mit roter Mitra, silbernem Bischofsstab, in der linken Hand ein geschlossenes rotes Buch mit goldenem Kreuz und Goldschnitt haltend.[17] Das Wappen lässt sich auf ein Stadtsiegel aus dem Jahr 1341 zurückführen[18].

Städtepartnerschaften

Unter dem Aspekt der Völkerverständigung ist die Stadt Lüdenscheid auf kommunaler Ebene internationale Partnerschaften eingegangen.

Bereits seit 1950/1983 besteht eine Städtepartnerschaft zu Calderdale/Brighouse in Großbritannien. Das niederländische Den Helder wurde 1980, das belgische Leuven 1987 Partnerstadt. Myślenice in Polen folgte 1989. Romilly-sur-Seine in Frankreich und Taganrog in Russland sind mit Lüdenscheid seit 1991 partnerschaftlich verbunden.[19]

Mit der schlesischen Stadt Glatz (polnisch Kłodzko) und dem gleichnamigen Kreis besteht seit 1952 eine Patenschaft.[20]

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Theater

Kulturhaus

Das 1981 fertig gestellte Kulturhaus liegt zentral im Stadtzentrum und grenzt direkt an den Stadtgarten. Die auffällige Architektur ist sowohl außen, als auch innen an derjenigen der Philharmonie Berlin orientiert. Der große Theatersaal mit 676 Plätzen besitzt moderne Bühnentechnik, einen Orchestergraben und an Weinbergterrassen erinnernde Zuschauerränge. Weitere Säle unterschiedlicher Größe und gastronomische Einrichtungen ergänzen das Angebot. Im Rahmen des Spielplanes bietet das Kulturhaus unter anderem Musicals, Ballett, Opern, Operetten, Schauspiel, Konzerte und ein breites Kleinkunstprogramm, überwiegend in Form von Gastspielen. Seit 1986 werden aber auch Eingeninszenierungen durchgeführt. Hier liegt der Schwerpunkt auf klassischem Theater (Shakespeare, Goethe, Lessing oder Frisch). Die Theatergruppe unter der Regie des langjährigen Kulturhausleiters Rudolf Sparing nennt sich heute Ensemble K.[21]

Weitere Veranstaltungsorte mit Bühnentechnik sind die Aula des Geschwister-Scholl-Gymnasiums von 1964 (ca. 400 Plätze) und die Neue Schützenhalle. Letztere wurde 1900 als eine der größten Festhallen Westfalens eingeweiht. Sie kann mit 1400 Sitzplätzen im großen Saal und weiteren 200 im Foyer bestuhlt werden. Es handelt sich um einen stadtbildprägenden neobarocken Bau mit Jugendstilelementen und besonders charakteristischem Turm.

Die Theaterbühne „Die Bühnenmäuse“ des CVJM Lüdenscheid-West e. V. wurden 1983 gegründet. Mit einer Komödie pro Jahr ist sie fester Bestandteil der Lüdenscheider Kulturszene. Die zirka 20 Aufführungen in Lüdenscheid waren alle ausverkauft.

Die Lüdenscheider Altstadtbühne ist ein Laientheater mit ca. 30 Aufführungen pro Jahr. Es wird jeweils ein Stück pro Saison (Oktober bis Mai) gespielt, meist Boulevardkomödien oder Krimis.

Auf der Freien Kleinkunstbühne der Alten Druckerei finden Kulturveranstaltungen aller Art statt.

Musik

Der musikalische Ruf Lüdenscheids wird seit dem 19. Jahrhundert durch eine Vielzahl an Gesangvereinen und Chören mitbestimmt, welche sich bei vielen Gesangswettbewerben und -ausscheidungen durch Preise und gute Platzierungen auszeichnen konnten. Den organisatorischen Rahmen bildet der Sängerkreis Lüdenscheid. Spätestens seit Ende des 19. Jahrhunderts gibt es auch weitere interessante Anknüpfungspunkte an das nationale und internationale Musikleben. Der anerkannte Wiener Musikwissenschaftler und Beethovenforscher Martin Gustav Nottebohm war gebürtiger Lüdenscheider. Kurt Weill, später bedeutender deutscher und amerikanischer Komponist (z.B. Vertonung der Dreigroschenoper von Bertolt Brecht), hatte von 1919 bis 1921 sein erstes Engagement als Kapellmeister am Stadttheater Lüdenscheid. Seine Wirkungsstätte war das damalige Hotel zur Post am heutigen Rathausplatz. Wichtige Impulse erhielt das örtliche Musikleben durch die Übersiedelung des renommierten Musikwissenschaftlers und Hymnologen Konrad Ameln 1934. Wohl auch aus politischen Gründen war er in die „Provinz“ gegangen. Engagiert unterstützt von der Industriellenfrau Gertrud Hueck gründete er die Lüdenscheider Musikvereinigung und initiierte die Kleinen Musikfeste Lüdenscheid. Bis 1970 boten sie mit bedeutenden Künstlern ein ambitioniertes Programm mit Schwerpunkten in der Barockmusik und der Neuen Musik. Durch Initiative Amelns wurde Lüdenscheid zu einem frühen Zentrum der historischen Aufführungspraxis. Zeitgleich fand ein Aufschwung der evangelischen Kirchenmusik statt. Der Lüdenscheider Bach-Chor mit angegliedertem Bach-Orchester wurde 1947 gegründet. Der Lüdenscheider Oratorienchor führt seit 1985 diese Tradition fort. Seit Jahrzehnten gehören anspruchsvolle kirchenmusikalische Aufführungen mit Motetten, Kantaten oder Oratorien zum Lüdenscheider Kulturleben.[22] Als besonders geeigneter sakraler Aufführungsort hat sich unter anderem die Christuskirche bewährt. [23]

Überregionale Bedeutung besitzt seit Jahren das Lüdenscheider Vokalensemble unter der Leitung von Kirchenmusikdirektorin Mary Sherburne. Neben einer ausgeprägten Tourneetätigkeit tritt der ebenfalls der historischen Aufführungspraxis verpflichtete Chor regelmäßig in der Erlöserkirche auf.[24] Vor Ort wirkt eine Vielzahl an Kirchenchören und kirchlichen Singgruppen oder Singteams. Wichtiger Träger des örtlichen Musiklebens ist seit den 1960er Jahren die Städtische Musikschule mit eigenen Orchestern und Ensembles. Das Kulturhaus ist professionell für philharmonische Konzerte und Musiktheater ausgestattet. Daneben existieren zwei Kammermusiksäle, der ältere im ehemaligen Stadthaus, heute Stadtbücherei, der jüngere seit 1985 in der historischen Schalterhalle der Alten Post, heute Städtische Musikschule.

Museen

Bremecker Hammer

Zu den Museen der Stadt Lüdenscheid gehören die Städtische Galerie, das Geschichtsmuseum und das Kulturdenkmal Bremecker Hammer.

Das Geschichtsmuseum der Stadt Lüdenscheid bietet „Geschichte zum Anfassen“. Blickfang sind vor allem Objekte zur Industrie- und Technikgeschichte, wie ein historischer Kleinbahnzug der Kreis Altenaer Eisenbahn AG, ein Dampfstromerzeuger, Modelle des Zeppelins sowie Geräte des Brandschutzes. Die einmalige Sammlung von Knöpfen von der Bronzezeit bis in die Gegenwart belegt, warum Lüdenscheid im 19. Jahrhundert als Knopfstadt galt. Zur Ausstellung gehören ebenfalls eine bedeutende Sammlung historischer Landkarten, vornehmlich aus der Grafschaft Mark, und sehr anschauliche Stadtmodelle. Geschichtsmuseum und Städtische Galerie befinden sich seit Ende der 1980er Jahre in einem gemeinsamen Komplex am Sauerfeld. Das auch architektonisch interessante alte Amtshaus (1910) und ein altes Bankgebäude sind durch einen Glasbau miteinander verbunden. Im Verbindungstrakt befinden sich die größten Ausstellungsobjekte und ein beliebtes Museumscafé.

Das Schmiedemuseum Bremecker Hammer am Oberlauf der Verse ist ein technikgeschichtliches Museum. In dem funktionstüchtig mit Wasserrad und Stauteich erhaltenen Hammerwerk werden regelmäßig „Schmiedetage“ veranstaltet.

Die Phänomenta ist das erste und bisher einzige Science Center in Nordrhein-Westfalen. Über 120 interaktive Experimentierstationen laden zu naturwissenschaftlichen Entdeckungen ein und fordern Aktivität von den Besuchern. Statt „Berühren verboten“ gilt „Anfassen erwünscht“.

Bauwerke

Schlösser und Herrenhäuser

Das Wasserschloss Neuenhof gehört zu den kunsthistorisch und stadtgeschichtlich herausragenden Baudenkmälern der Stadt Lüdenscheid. Urkundlich wird auf die Anlage im Jahre 1326 erstmals hingewiesen. Nach einem Brand um 1638 erfolgt bis 1693 die Errichtung des bestehenden frühbarocken Hauptbaus. Es handelt sich um einen zweigeschossigen Kubus auf rechteckigem Grundriss mit gartenseitig abgewalmtem Satteldach. Die Hofseite wird von zwei Türmen mit geschweiften Hauben flankiert. Mittig zwischen den Türmen stellt ein Giebel mit großem geschnitztem Wappen (vor Ort heute Kopie) das herausragende Schmuckelement dar. Dem allseits von Wassergräben umgebenen Hauptbau ist ein Ehrenhof mit flankierenden Wirtschaftsgebäuden aus dem 18. und 19. Jahrhundert vorgelagert. Am östlichen Hofabschluss bemerkenswert ist eine reich geschmückte schmiedeeiserne Toranlage. Schloss Neuenhof befindet sich in Privatbesitz und kann nur an der Hofseite von außen besichtigt werden. Vergleichbar repräsentative Anlagen sind im südlichen Westfalen eher selten.

Schloss Oedenthal im Grebbecketal nördlich der Stadt präsentiert sich heute im neugotischen Stil. Nach einem Brand um 1865 entstand der aktuelle Bau auf den Grundrissen seines Vorgängers. Zwei unterschiedlich hohe Gebäudeflügel mit voneinander abweichender Fassadengliederung flankieren einen massigen Turm. Nach Entfernung der ursprünglichen Eckzinnen besitzt er nur noch ein schlichtes Pyramidendach. Dem erhöht auf einem Bergvorsprung gelegenen Schloss unmittelbar benachbart ist die Oedenthaler Wassermühle, heute ein Ausflugslokal. Bedeutend ist Schloss Oedenthal nicht zuletzt wegen seiner Besitzer, darunter lange Zeit die Familie von Holtzbrinck. Heinrich Wilhelm von Holtzbrinck, Regierungspräsident und preußischer Handelsminister, verbrachte hier seinen Lebensabend.

Der Platehof in Brüninghausen ist das repräsentative Anwesen einer bedeutenden örtlichen Industriellenfamilie in Form eines Herrenhauses mit Nebengebäuden.

Kirchen

Erlöserkirche

Die Erlöserkirche ist heute die mit Abstand älteste Kirche Lüdenscheids. Eine erste urkundliche Erwähnung erfolgt bereits 1067. Der in Teilen auf den romanischen Kirchenbau zurückgehende Turmschaft stellt zugleich das älteste erhaltene Bauwerk der Stadt dar. Die charakteristische, noch barock anmutende gestufte Haube erhielt er erst 1785. Sie prägt das Stadtbild Lüdenscheids wesentlich mit. Das gotische Langhaus der Kirche mit Chor wurde wegen Baufälligkeit 1822 abgetragen. Bis 1826 erfolgte der Bau des erhaltenen klassizistischen Kirchenschiffes mit seinen prägenden Rundbogenfenstern und einer Fassadengliederung durch Pilaster. Im Inneren finden sich Emporen und ein lutherischer Kanzelaltar. Seine Gestaltung, wohl durch einen Schüler von Karl Friedrich Schinkel, verweist auf die jahrhunderte lange Zugehörigkeit Lüdenscheids schon zum Kurfürstentum Brandenburg und dann zu Preußen.

Die neugotische Christuskirche wurde 1902 nach zweieinhalbjähriger Bauzeit eingeweiht. Der markante Turm ist prägend für die Silhouette der Stadt im Westen. Die Kirche ist das zweite evangelische Gotteshaus in der Innenstadt Lüdenscheids nach der Erlöserkirche und die größte im Märkischen Kreis. Im ebenfalls neugotisch geprägten Inneren mit Emporen finden sich etwa 1200 Plätze. Seit 1986 steht das Gebäude unter Denkmalschutz.

St. Josef und Medardus ist die bedeutendste katholische Pfarrkirche Lüdenscheids. Architekt Arnold Güldenpfennig entwarf den 1882 bis 1885 errichteten historistischen Bau im Stil der norddeutschen Backsteingotik. Er ersetzte die kleine Kreuzkapelle im Bereich des heutigen Sternplatzes, welche nach ihrer Neugründung zu Beginn des 19. Jahrhunderts von der katholischen Gemeinde Lüdenscheids genutzt wurde. Zunächst besaß St. Joseph und Medardus nur einen Dachreiter. Der beeindruckende satteldachbekrönte Turm (54,15 m), ebenfalls mit Architekturdetails der Backsteingotik, aber vor allem solchen des Expressionismus, entstand zwischen 1927 und 1929. Er vollendete seinerzeit neben den Türmen von Erlöserkirche und Christuskirche die Silhouette Lüdenscheids.

Siehe auch: Liste Lüdenscheider Kirchen und Gotteshäuser

Stadtbild und Bausubstanz

Das Zentrum Lüdenscheids lässt am Grundriss der Altstadt mit ihren ringförmig die Erlöserkirche umgebenden Straßen noch deutlich den mittelalterlichen Ursprung erkennen. Bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts hatte sich die Stadt darüber hinaus lediglich entlang der heutigen unteren Wilhelmstraße und an der Hoch- sowie der vorderen Werdohler Straße entwickelt. Abgesehen vom Turm der Erlöserkirche entstammen die ältesten Gebäude erst der Zeit nach 1723. Nach dem letzten großen Stadtbrand regelten damals allgemeinverbindliche Vorschriften den Wiederaufbau auf dem alten Straßengrundriss. Das einheitliche Erscheinungsbild der Stadt des 18. Jahrhunderts wurde durch zahlreiche Neubauten in wilhelminischer Zeit verändert. In den 1960er und 1970er Jahren war der Bestand der Altstadt durch großflächige Abrisse bedroht, welche in den Bereichen der Parkpalette und des heutigen Graf-Engelbert-Platzes auch erfolgten. Ein Sinneswandel in den 1970er Jahren führte noch rechtzeitig zu einer, wenn auch leicht romantisierenden, Instandsetzung der erhaltenen Bereiche. Jedoch brachte jahrelange Vernachlässigung in jüngster Zeit wiederum den Verlust eines bedeutenden Geschichtszeugnisses, des alten Pfarrhauses der Stadt an der Loher Straße.

Blick von Süden Richtung Innenstadt mit St. Joseph und Medardus und altem Amtsgericht

Im Verlauf des 19. Jahrhunderts wuchs Lüdenscheid mit zunehmender Geschwindigkeit entlang den alten Ausfallstraßen und an pragmatisch der Topographie angepassten Erschließungsstraßen. Es entstand die bis heute den Charakter der Stadt bestimmende Mischung aus Mietshäusern moderater Größe, mittleren und vielen kleinen Fabriken sowie zahlreichen Villen mit Gärten und Parks. Bevorzugte Wohnlagen bildeten sich südlich des Sauerfelds, an Humboldt- und Liebigstraße und vor allem um die Parkstraße am Stadtpark. Schließlich wurde bis zum Ersten Weltkrieg eine Vielzahl überwiegend noch erhaltener öffentlicher Bauten errichtet, welche Lüdenscheid die baulichen Attribute eines regionalen Zentrums verliehen. Stilistisch war der Historismus dominierend. Jedoch setzten auch einige Jugendstilbauten wie das Amtshaus am Sauerfeld oder das Inselhaus an der Wilhelmstraße bis heute wichtige Akzente.

In den 1920er und 1930er Jahren entstanden in bis dahin frei gebliebenen Lagen mehrere einheitlich gehaltene Mietshauskomplexe, überwiegend mit expressionistischer Formensprache. Zwischen der Straße Am Grünewald und der Wehberger Straße wurde ein größeres Wohngebiet angelegt. Seine Struktur einschließlich zentraler angerförmiger Grünfläche und ehemaligen Gemeinschaftseinrichtungen lässt eine Verwandtschaft mit bekannten zeitgleich entstandenen Anlagen wie der Hufeisensiedlung Berlin-Britz, dem Rundling in Leipzig oder den Wiener Gemeindebauten erkennen. Gestalterische Details und Architektur der Einzelgebäude werden allerdings durch Modernisierungsmaßnahmen zunehmend überformt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wuchs die Bevölkerung Lüdenscheids durch zugezogene Flüchtlinge und Heimatvertriebene um etwa ein Drittel. Hierdurch und durch die seinerzeit hohen Geburtenraten wurden zahlreiche Stadterweiterungen und neue öffentliche Gebäude erforderlich. Um die alten Bauernweiler Worth und Honsel entstanden großflächig Mietshauskomplexe, überwiegend in Zeilenbauweise, und Reihenhausanlagen. Stark erweitert wurde die Stadt etwa auch im Stadtteil Höh. Das etwas später entstandene Neubaugebiet Wehberg weist mit größeren kubischen Wohnkomplexen moderat den Charakter einer Trabantenstadt auf. In der ehemaligen Gemeinde Lüdenscheid-Land entstanden zahlreiche größere, jedoch behutsam in die Landschaft eingefügte geschlossene Siedlungen, z.B. Pöppelsheim, Piepersloh, Gevelndorf oder, etwas später, Dickenberg. Bierbaum, zu Beginn der 1950er Jahre konzipiert, besitzt die städtebauliche Struktur einer Gartenstadt. In den letzten Jahren sind die Siedlungen in Stadtrandlage meist durch ausgedehnte Einfamilienhaus-Neubaugebiete mit der alten Kernstadt zusammengewachsen. Etliche moderne Großbauten und auch Hochhäuser an Sauerfelder Straße, Stern- und Rathausplatz veränderten das bis in die 1960er Jahre beschauliche Stadtbild im Zentrum ebenso, wie Straßenausbauten, etwa am Sauerfeld. Dennoch weist Lüdenscheid dank der unterbliebenen Kriegszerstörungen einen für Nordrhein-Westfalen weit überdurchschnittlichen Anteil an Altbausubstanz auf. Er erleichtert für Einheimische und Besucher die Identifikation mit der Stadt und stellt für viele in Kombination mit den topographischen Besonderheiten einen spezifischen Reiz dar. [25]

Parks

Der Stadtpark ist ein ab 1888 auf Initiative einflussreicher Lüdenscheider angelegter Waldpark mit Freilichtbühne, kleineren gärtnerisch gestalteten Bereichen und einer Promenade, welche früher für Konzerte genutzt wurde. An der Stelle des 1970 abgerissenen „Parkhauses“, Veranstaltungsstätte und Restaurant, befindet sich heute Lüdenscheids einziges Großhotel. Um den Park herum entstand das vornehmste Villenviertel der Stadt.

Das Loher Wäldchen, ebenfalls ein kleiner Waldpark, welcher auf eine Aufforstungsaktion um 1790 zurückgeht, befindet sich seit dem städtischen Wachstum um 1900 in innerstädtischer Lage.

Der Brighouse-Park am Sauerfeld wurde nach Lüdenscheids englischer Partnerstadt benannt. Er befindet sich teils auf der Fläche eines 1818 eingeweihten evangelischen Friedhofes und wurde später nach Abriss einiger Villen um deren Parks erweitert.

Ebenfalls am Sauerfeld bildet der Stadtgarten das Umfeld des Kulturhauses. Auch diese Fläche entstand durch Abriss älterer Bausubstanz; u. a. befand sich hier der traditionsreiche Veranstaltungssaal „Erholung“, einer der Vorgänger des Kulturhauses.

Die bedeutendsten innerstädtischen Grünflächen sind der neue und der sogenannte alte evangelische Friedhof. Der heutige alte evangelische Friedhof wurde 1865 eröffnet, besitzt schachbrettartig angeordnete alte Alleen und zahlreiche kunsthistorisch interessante Grabmale, darunter viele wichtiger Lüdenscheider Fabrikantenfamilien. Der dem alten benachbarte neue evangelische Friedhof ist ein weitläufiger Parkfriedhof.

Natur

Blick über den Baukloh-Hof Richtung Bierbaum
Wanderweg im Stadtwald Nurre

Der Charakter Lüdenscheids wird wesentlich durch seine Einbettung in eine stark gegliederte und waldreiche Mittelgebirgslandschaft geprägt. Ihr Erscheinungsbild ist zwar insbesondere im Norden und Osten durch Industrie- und Gewerbeansiedlungen gestört worden, jedoch nimmt etwa ein Drittel des Stadtgebietes im Süden noch nahezu unverändert überkommene bäuerliche Kulturlandschaft ein. Der bis nahe an die Kernstadt heranreichende Nurre-Stadtwald leitet zu diesem Bereich über, der zu einem großen Teil Bestandteil des Naturparks Ebbegebirge ist. Zum Beispiel im Mintenbecktal oder dem oberen Elspetal sowie ihren kleinen Nebentälern findet sich noch die typisch kleinteilige märkische Landschaft mit von Gärten und Obstgehölzen umgebenen Weilern. Das gesamte Stadtgebiet Lüdenscheids wird von einem gut gekennzeichneten Wegenetz des Sauerländischen Gebirgsvereins (SGV) durchzogen.

Das Naturschutzgebiet Stilleking ist ein ehemaliger Truppenübungsplatz. Durch die militärische Nutzung wurde zwar die ursprüngliche Kulturlandschaft verändert; vereinzelt finden sich noch Ruinen der ursprünglichen Höfe. Jedoch wurden gleichzeitig durch die extensive Nutzung ansonsten im Naturraum Märkisches Oberland sehr selten gewordene Lebensräume bewahrt, u.a. größere Heideflächen. Auch finden sich für den Naturraum charakteristische Buchenwaldgesellschaften und bachbegleitende Erlenbruchwälder. Sie entsprechen der sogenannten Potentiellen natürlichen Vegetation. Das NSG Stilleking bietet mehreren selten gewordenen Tier- und Pflanzenarten einen geeigneten Lebensraum.

Der Berg Homert ist mit 539 m die höchste Erhebung im Lüdenscheider Stadtgebiet. Der hier errichtete Homertturm ermöglicht einen weiten Blick über das Sauerland bis an die Grenzen des Ruhrgebietes. Auf verkehrsfreien Wegen finden sich Möglichkeiten zu ausgedehnten erholsamen Spaziergängen und Wanderungen.

Eines der bekanntesten Naturdenkmale Lüdenscheids sind die sogenannten Husareneichen unterhalb des Hofes Baukloh. Sie wurden auf den Gräbern gefallener napoleonischer Husaren gepflanzt.

Die im Südosten des Stadtgebietes landschaftlich reizvoll gelegene Versetalsperre mit einer Wasserfläche von 183 ha lädt zu Spaziergängen und Wanderungen ein. Sie wurde von 1929 bis 1952 erbaut und 1951 in Betrieb genommen. Während der Zeit des Nationalsozialismuses wurden auf der Baustelle Häftlinge des Arbeitserziehungslagers Hunswinkel eingesetzt.

Denkmäler und Brunnen

Selvebrunnen

Der Selve-Brunnen von Luigi Calderini stammt aus dem Jahre 1910. Er wird bekrönt von einer etwa lebensgroßen Figur H. D. Balvers, des Gründers des Unternehmens Basse und Selve, dargestellt als Schmied. Der Brunnen besitzt eine neobarocke Formensprache und betont die städtebaulich wichtige Ecksituation Sauerfelder Straße - Freiherr-vom-Stein-Str. vor dem ehemaligen Amtshaus.

Onkel Willi, eine volkstümliche Bronzeplastik des Bildhauers Waldemar Wien, stellt einen idealtypischen Lüdenscheider mit seinem Hund dar. Von der zentral auf dem Sternplatz aufgestellten Figur behaupten manche Lüdenscheider, es habe ihr Onkel dafür Modell gestanden.

Ebenfalls auf dem Sternplatz befindet sich der sogenannte Neumann-Brunnen aus den späten 1970er Jahren. Auf der runden Einfassungsmauer des Bassins finden sich Reliefdarstellungen zur Stadtgeschichte.

Mit der Gestaltung des Graf-Engelbert-Platzes in der Altstadt in den 1980er Jahren wurde dort ein historisierender Brunnen mit der Metallfigur eines Ritters in Rüstung errichtet. Die Darstellung erinnert mutmaßlich an Graf Engelbert I. von der Mark, den Stadtgründer Lüdenscheids.

Die hinsichtlich der künstlerischen Autorenschaft wohl bedeutendste Plastik im Lüdenscheider Freiraum nennt sich Großer Wächter. Georg Kolbe schuf die überlebensgroße Bronze 1936 als Auftragswerk für die Buckesfelder Kaserne („Flak-Kaserne“). Heute befindet sie sich auf der Grünfläche vor der AOK an der Knapper Straße.

Die 1902 eingeweihte Bismarcksäule an der Kaiserallee wurde 1965 abgerissen, jedoch wurde ein kleineres, noch bestehendes Denkmal für den Reichskanzler im Loher Wäldchen errichtet.

Das Ehrenmal am Stadtpark wurde bis 1935 mit der Aufstellung der überlebensgroßen Bronzeplastik eines je nach Interpretation erwachenden oder sterbenden Jünglings von Prof. Willy Meller fertig gestellt. Mit seiner an die Staatskunst des Dritten Reiches erinnernden Gestaltung sollte das Areal die Opfer des Ersten Weltkrieges ehren, später wurde es auch jenen des Zweiten Weltkrieges gewidmet. Wegen der hervorragenden Aussicht auf die Stadt von dem terrassenartig angelegten Gelände war das Ehrenmal lange ein beliebtes Ausflugsziel, auch in Verbindung mit der benachbarten, 1970 abgerissenen Restauration „Parkhaus“.

Die Figur Müller-Lüdenscheidt aus einem berühmten Zeichentrick-Sketch von Loriot ist für viele die einzige Verbindung zur Stadt Lüdenscheid. Der Name wurde vermutlich nach der (heute nicht mehr existierenden) Textileinzelhandelskette Müller-Wipperfürth gebildet. In einer Einkaufspassage nahe dem Rathausplatz steht ein Denkmal, das Müller-Lüdenscheidt zusammen mit Dr. Klöbner in der Badewanne darstellt.

Sport

Mitte 2008 waren im Stadtsportverband Lüdenscheid e.V. 64 Vereine organisiert.

Der Lüdenscheider Turnverein von 1861 ist der älteste und mit 1.800 Mitgliedern der zweitgrößte Sportverein der Stadt. Innerhalb des polysportiven Vereins LTV v. 1861 sind im Bereich des Leistungssportes hervorzuheben: die Jazz-Dance 30+ Formation (Jazz1; deutscher Vizemeister 2006 DTB-Dance, mehrfacher Westfalenmeister), die Fechtabteilung (u. a. Landesmeistertitel 2006 und 2007 im Schülerbereich) sowie die Inline-Skater-Hockey-Abteilung (Highlander Lüdenscheid, 1. Bundesliga Nord).

Weitere große Traditionssportvereine sind der Turn- und Sportverein Jahn 1891 Lüdenscheid e.V. (erster Vorsitzender war Julius Lenzmann) oder der Turnverein Friesen Lüdenscheid von 1892.

Der MC 62 Lüdenscheid ist ein Miniatur Golf Verein der in vergangenen Jahren bei deutschen Meisterschaften meist unter den ersten zehn Plätzen zu finden war.

Der Fußballverein Rot-Weiß Lüdenscheid ging 1971 aus einer Fusion der Sportfreunde 08 und des RSV Höh hervor. Von 1977 bis 1981 war der Verein in der 2. Bundesliga Nord vertreten. Gespielt wird im 1972 erbauten Stadion Nattenberg im Südwesten der Stadt.

Der Fußballverein Hellas Lüdenscheid wurde im Jahre 1965 von den Griechen Emmanuel Lagoudakis und Absiss Panagiotis gegründet und zählt heute zu den ältesten griechischen Fußballvereinen in Deutschland.

Die Lateinformation TSG Lüdenscheid wurde im Jahr 1995 gegründet. Das A-Team der TSG stieg 2005 in die 2. Bundesliga, und 2007 als erste Lüdenscheider Lateinformation in die 1. Bundesliga auf.

Die Wasserfreunde Lüdenscheid sind 1971 aus der Fusion mit dem Lüdenscheider Schwimmverein 1901 (gegründet 1901) und dem SV Neptun Lüdenscheid (gegründet 1908) entstanden. Neben dem Schwimmen ist ein weiterer Schwerpunkt des Vereins der Wasserball. Trainiert wird im Frei- und Hallenbad am Nattenberg.

Regelmäßige Veranstaltungen

„Neue Schützenhalle“
  • LichtRouten (alle zwei Jahre im Herbst werden verteilt über die Stadt Lichtkunstinstallationen gezeigt)
  • „Lüdenscheider Gespräche“ des Instituts für Geschichte und Biografie der Fernuniversität Hagen
  • „Lüdenscheider Umweltmarkt“ (einmal jährlich)
  • Nachtflug (Bands spielen in verschiedenen Bars und Lokalen)
  • Firmenlauf: Mitarbeiter von Unternehmen im Märkischen Kreis können an dem jährlich seit 2003 stattfindenden AOK-Firmenlauf teilnehmen.
  • Schützenfeste: Jedes Jahr an zehn Tagen im Mai findet auf der Hohen Steinert ein Bürgerschützenfest mit großer Kirmes, veranstaltet durch den Bürger-Schützen-Verein e.V. Lüdenscheid, statt. Am zweiten Wochenende im August folgt dann das Schützenfest der Lüdenscheider Schützengesellschaft 1506 e.V. am Schützenplatz Loh. 2006 feierte man das Jubiläums-Schützenfest 500 Jahre Lüdenscheider Schützengesellschaft.
  • Stadtfest: Das Stadtfest Lüdenscheid findet seit 1976 jährlich am zweiten Septemberwochenende statt. Es ist das große Fest der Lüdenscheider Vereine.

Kulinarische Spezialitäten

Altstadtgaststätte
Zum Schwejk

Die Potthucke ist ein typisches Kartoffelgericht aus dem Sauerland, wörtlich bedeutet es: “das was im Topf hockt”. Sie ist ein mit Mettwurststückchen gefüllter Kartoffelauflauf und wird gern in geselliger Runde mit Schwarzbrot gegessen. Zu dem deftigen Gericht wird oftmals Pils als Getränk serviert.

Ein Krüstchen (umgangssprachlich für Brotkante) ist ein kleines Gericht, das in der Regel mindestens aus einem mit einem Spiegelei überbackenen kleinen Schnitzel auf einer Scheibe Roggenbrot oder Toastbrot besteht.

Wirtschaft und Infrastruktur

Wirtschaft

„Inselhaus“: Denkmalgeschütztes Wohn- und Geschäftshaus

Lüdenscheid ist eine alte Industriestadt, in der die metallverarbeitende Industrie immer den Schwerpunkt gebildet hat. Im Mittelalter wurde hier schon früh der Osemund produziert. Während ab diesem Zeitalter die Eisenerzvorkommen im Sieger- und Sauerland in den umliegenden Tälern mit ihrer Wasserkraft die Errichtung von Hammerwerken und Drahtziehereien begünstigt haben, wurde in Lüdenscheid das aus dem Erz gewonnene Metall in kleinen handwerklichen Schmieden weiter verarbeitet. Die weite Verbreitung ihrer Produkte legten den Beitritt Lüdenscheids zur Hanse nahe. Die Schmieden bedeuteten aber nicht nur eine wichtige Einkommensquelle für die Stadt, sondern waren auch eine Gefahr für das Gemeinwesen. Nach dem fünften Stadtbrand vom 12. Juni 1681 wurden die Schmieden aus der Stadt und vor deren Mauern verwiesen. 1735, acht Jahre nach dem sechsten Stadtbrand, wurden neun Kleinschmieden gezählt, im Jahre 1788 175 Schmiede. Schmidt ist auch heute noch der häufigste Nachname in Lüdenscheid.

Ende des 18. Jahrhunderts ermöglichten neue Techniken der Umformung von Metallen, wie Stanzen, Prägen, Drehen das Aufkommen einer Industrie, die zunächst in Form von der Herstellung von Knöpfen und Schnallen entstand.

Im 20. Jahrhundert ging die Kleineisenindustrie nahtlos in die Kunststoffverarbeitung über, zunächst mit Bakelit, später dann von thermoplastischen Kunststoffen, die man durch Spritzguss in Formen bringen kann.

Der Werkzeugmacher, sowohl auf dem Gebiet der Metall- als auch der Kunststoffverarbeitung, der die Stanz- oder Prägewerkzeuge, die Spritzgussformen und -werkzeuge herstellt, wurde zu einem der am stärksten verbreiteten Lehrberufen der Stadt, und eine eigene Industrie der Herstellung von Spritzgussformen entstand.

1988 wurde von damals 30 Firmen und der Stadt Lüdenscheid das Kunststoff-Institut Lüdenscheid gegründet, das vor allem der mittelständischen Wirtschaft mit Beratung und Forschung beiseite stehen soll und als angegliedertes Institut mit der Fachhochschule Südwestfalen verbunden ist.

Für das Gebiet der Metallindustrie wurde das Institut für Umformtechnik (IFU) gegründet, das ebenfalls der Fachhochschule Südwestfalen angegliedert ist. Beide Institute sind im Entwicklungs- und GründerCentrum Lüdenscheid angesiedelt.

Von etwa 1885 bis zum Ende des 2. Weltkriegs spielte die Herstellung von Knöpfen, Schnallen und Orden die zentrale Rolle; Uniformknöpfe wurden für Militär und andere in der ganzen Welt hergestellt. Das daraus entstandene Knopfmuseum ist inzwischen als eigene Abteilung in das Stadtmuseum integriert.

Teile und Zubehör für die Elektro- und Autoindustrie (P.C. Turck, Busch-Jäger, Kostal, Matsushita ex-Vossloh, Gerhardi) spielen heute eine große Rolle, aber auch das Pressen von Aluminium- und Messingprofilen oder Aluminiumfolien (Hueck) sowie die Herstellung von Spezialstahlteilen (Platestahl in Brüninghausen). Einige Firmen, wie z.B. Erco, haben sich zum Systemanbieter auf ihrem Gebiet entwickelt.

Bedeutung besitzt Lüdenscheid nicht zuletzt als Einzelhandelsstandort. In dieser Hinsicht weist es Teilfunktionen eines Oberzentrums auf. Im Zentrum befinden sich mehrere, teils als Fußgängerzone ausgewiesene Geschäftsstraßen und zwei größere Ladenpassagen.

Ausgewählte ansässige Unternehmen

Ausgewählte Unternehmen, die beispielhaft für Industriegeschichte und Industriestruktur der Stadt Lüdenscheid stehen.

P.C. Turck ist eines der ältesten Unternehmen der Stadt: gegründet 1791 als Metallknopffabrik P.C. Turck ist sie heute schwerpunktmäßig ein Zulieferer der Autoindustrie, entwickelt und fertigt Komponenten für Kugelgelenke, Lenksysteme, Stoßdämpfer und die Fensterhebetechnik, ist aber seinen Ursprüngen in der textilen Verbindungstechnik treu geblieben mit der Fertigung von Klipsen für Hosenträger. Firmierte jahrzehntelang als P.C. Turck Wwe.

Gerhardi & Cie ist seit der Firmengründung im Jahr 1796 im Zentrum Lüdenscheids ansässig. Mit zirka 500 Mitarbeitern fertigt Gerhardi heute an den zwei Standorten Lüdenscheid und Ibbenbüren für die Automobilindustrie. Das Unternehmen ist aufgeteilt in Lydall Gerhardi (Zulieferer für die Autoindustrie) und Gerhardi Aultechnik. Lydall Gerhardi hat Produktiosstätten in Lüdenscheid am Loh und in Meinerzhagen. Gerhardi Alutechnik hat die Produktionstätte in Lüdenscheid am Freisenberg und in Ibbenbüren.

Die heutige Eduard Hueck GmbH & Co. KG (1812 als „Fabrik in diversen Knöpfen und Handlung in Eisen-, Stahl- und Messingwaren“ gegründet) ist heute Produzent und Anbieter von Aluminiumprofil-Systemen und Aluminiumprofilen. Mit über 600 Mitarbeitern ist sie einer der größten Arbeitgeber in Lüdenscheid.

Die Geschichte der Busch-Jaeger Elektro GmbH geht bis aufs Jahr 1879 zurück; sie gehört seit 1969 zur ABB-Gruppe. Busch-Jaeger bezeichnet sich als Marktführer für Elektro- und Installationstechnik in Deutschland und exportiert in über 60 Länder weltweit.

Die 1912 gegründete Leopold Kostal GmbH & Co. KG beschäftigt in Lüdenscheid über 2000 Mitarbeiter und weltweit über 10000. Damit ist sie das größte Unternehmen der Kreisstadt. Kostal entwickelt und produziert mechatronische Produkte für die Automobil-Industrie.

Die Wilhelm Schröder GmbH & Co. wurde 1912 gegründet und ist der weltweit größte Hersteller für Modell-Dampfmaschinen. Sie werden unter dem Markenzeichen Wilesco vertrieben.

SIKU-Werk

Die Sieper Lüdenscheid GmbH & Co. KG geht auf eine Gründung im Jahre 1921 zurück und ist ein Hersteller für Spielzeugminiaturen aus Plastik und Metall (meist Fahrzeuge). Die weltweit bekannte Marke SIKU wird von Sieper produziert. Scherzhaft wird SIKU in Lüdenscheid als Europas größter Autohersteller bezeichnet.

Die ERCO Leuchten GmbH ist mit Gründungsjahr 1934 ein relativ junges Unternehmen. Erco bildet als weltweit aktiver Hersteller von Architekturbeleuchtung einen wichtigen Baustein des Charakters von Lüdenscheid als „Stadt des Lichts“. Am Standort Lüdenscheid beschäftigt ERCO etwa 800 Mitarbeiter.

Die Insta Elektro GmbH entwickelt und produziert LED-Produkte und gehört neben dem ebenfalls in Lüdenscheid ansässigen Unternehmen Busch-Jaeger zu den größten Produzenten für Produkte des EIB. Von den insgesamt 600 in Lüdenscheid ansässigen Mitarbeitern werden etwa 80 Entwickler beschäftigt.

Die MTS Sensor Technologie GmbH & Co. KG entwickelt, produziert und vertreibt in Lüdenscheid seit über 30 Jahren magnetostriktive Positions- und Füllstandsensoren für die verschiedensten Anwendungsbereiche. Die Muttergesellschaft MTS Systems Corp. (MN, USA) beschäftigt weltweit über 1600 Mitarbeiter.

Die Schrauben Betzer GmbH & Co. KG ist Produzent von Kaltformteilen und Spezialschrauben, meist für die Automobil- und Elektroindustrie. Mit ca. 65 Mitarbeitern ist sie ein typisches Unternehmen in Lüdenscheid, das traditionell Draht verarbeitet.

Verkehr

Lüdenscheid ist durch drei Anschlussstellen an die A 45 (DortmundHanau), durch die B 229 und B 54 an das deutsche Fernstraßennetz angebunden. Die Autobahn führt im Osten im Halbkreis um die Stadt herum. Die B 229 verläuft durch Täler östlich und südlich im Bogen um die Innenstadt herum. Die B 54 leitet den Verkehr durch das Volmetal und den Vorort Brügge. In den 1980er Jahren wurde die Nordtangente gebaut, welche im Bereich des Kreishauses einen kreuzungsfreien Verknüpfungspunkt mit der Heedfelder Straße besitzt. In Verbindung mit der Lösenbachtalstraße und der Lennestraße (im Lüdenscheider Stadtgebiet) sowie der B 229 entstand damit eine weitläufige ringförmige Umgehungsmöglichkeit der Kernstadt.

Das Straßen- und Wegenetz in Lüdenscheid besteht aus 13,9 km Bundesautobahn, 20,3 km Bundesstraßen, 62,4 km Landstraßen, 265,2 km Gemeindestraßen und 220 km Wanderwegen.

Die Hauptgeschäftsstraße Wilhelmstraße, die obere Altenaer Straße, Rathaus- und Sternplatz sind seit Jahrzehnten Fußgängerzone. Auch die Altstadt ist heute großteils für den Verkehr gesperrt; nur wenige der engen Gassen sind für PKW freigegeben. Der Durchgangsverkehr wird durch zwei Tunnel (Rathaustunnel und Oberstadt-Tunnel) geführt.

Der Innenstadtbahnhof

In Lüdenscheid gibt es zwei Bahnhöfe, einer befindet sich am Rand der Innenstadt, der zweite liegt im Stadtteil Brügge. Lüdenscheid ist so durch eine Anbindung an die Volmetalstrecke über Hagen nach Dortmund mit dem internationalen Schienennetz verbunden. Die etwa fünf Kilometer lange Strecke von Brügge in die Innenstadt ist mit einer Steigung von 2,8 Prozent eine der steilsten Nebenbahnen Deutschlands. Mit der Schnellbuslinie S2 erreicht man in 20 Minuten den Bahnhof Werdohl an der Ruhr-Sieg-Strecke Richtung Siegen, Gießen und Frankfurt am Main.

Von 1887/88 bis 1961 verband eine Schmalspurbahn Lüdenscheid mit Altena und eine weitere zwischen 1905 und 1955 mit Werdohl. Betrieben wurden die Strecken von der Kreis Altenaer Eisenbahn AG. Im Volksmund sind die Bahnen bis heute als Schnurre bekannt. Es fand Personen- und Gütertransport statt, letzterer auf einem Teilabschnitt der Werdohler Strecke noch bis 1967. Der zentrale Schmalspurbahnhof befand sich an der mittleren Altenaer Straße, in etwa unterhalb des hier in Hanglage befindlichen DB- und früheren Reichsbahnhofs. Von dort verliefen die Schmalspurgleise für beide Verbindungen talwärts. In Höhe von Schafsbrücke zweigte die Strecke nach Werdohl ab, überwand den Höhensattel an der Worth und verlief weiter durch das Schlittenbach- und untere Versetal. Die Strecke nach Altena verlief überwiegend durch das Rahmedetal und lediglich eine kurze Distanz parallel zur DB/Reichsbahnstrecke im Lennetal.

Es existieren lokale und regionale Busverbindungen zu allen Nachbarstädten und Orten. Die Stadt gehört der Verkehrsgemeinschaft Ruhr-Lippe an, deren Tarif genauso in den Bussen der Märkischen Verkehrsgesellschaft GmbH (MVG) und denen der Busverkehr Ruhr-Sieg (brs) wie auch in der Volmetalbahn gilt. Der zentrale Omnibusbahnhof (ZOB) befindet sich am unteren Sauerfeld.

Die Volmetalbahn verkehrt stündlich. Die Deutsche Bahn betreibt diese Linie seit dem 12. Dezember 2004 wieder über ihre Tochtergesellschaft (RBW). Von 1999 bis 2004 hatte die Dortmund-Märkische Eisenbahn GmbH (DME) den Betrieb der Strecke übernommen, kam jedoch bei der erneuten Ausschreibung nicht mehr zum Zuge. Die DME war ein Gemeinschaftsprojekt der Dortmunder Stadtwerke (DSW21) und der Märkischen Verkehrsgesellschaft (MVG).

Nächstgelegen sind die Flughäfen Dortmund in etwa 45 Kilometer und Köln/Bonn in etwa 80 Kilometer Entfernung. Kleinere Flugplätze gibt es gut erreichbar in zwei Nachbargemeinden; den Flugplatz Meinerzhagen und in Herscheid den Flugplatz Plettenberg-Hüinghausen.

Medien

Zu den wichtigen regionalen Printmedien gehören die Lüdenscheider Nachrichten und die Westfälische Rundschau.

Der Rundfunksender Radio MK hat seinen Sitz in Iserlohn und sendet für den Märkischen Kreis.

Öffentliche Einrichtungen

Stadtbücherei

Die Stadtbücherei Lüdenscheid bzw. ihre Vorgängerin, die Volksbibliothek der Stadt Lüdenscheid, wurde am 10. Mai 1857 eröffnet und gehört damit zu den älteren kommunalen Bibliotheken in Deutschland. Sie befindet sich heute im ehemaligen Stadthaus am Graf-Engelbert-Platz in der Altstadt und einem postmodernen Erweiterungsbau.

Für die Musikschule der Stadt Lüdenscheid wurde das Alte Postamt umgenutzt. Es handelt sich um ein denkmalgeschütztes Gebäude in repräsentativem Neorenaissancestil an der oberen Altenaer Straße. Das Alte Rathaus beherbergt heute die Zentrale der Volkshochschule der Stadt Lüdenscheid. Seit 2005 ist das Stadtarchiv in der ehemaligen Kercksighalle (Kercksigstr.) untergebracht, ehemals eine Turnhalle aus der Zwischenkriegszeit.

Lüdenscheid besaß früher ein gutes Angebot an Schwimmstätten in der Nachfolge der bereits 1905 eingeweihten Schwimmhalle Schillerbad (heute Brauhaus). Das Wellenbad in der Innenstadt und die Schwimmhalle des Krankenhauses für Sportverletzte in Hellersen, beide seit Jahrzehnten genutzte öffentliche Einrichtungen, wurden jedoch geschlossen. An der heutigen Talstraße befinden sich seit der Zeit um 1900 die öffentlichen Freibäder Lüdenscheids. Die aktuelle Anlage von 1934 wurde in den 1980er Jahren erweitert und um ein Hallenbad ergänzt. Die nächsten Badeseen, Talsperren mit Schwimmmöglichkeit - Glörtalsperre, Oestertalsperre oder Listertalsperre - sind mit dem Öffentlichen Personennahverkehr nur schlecht und mit erheblichem Zeitaufwand zu erreichen.

Neben dem Stadion Nattenberg besitzt Lüdenscheid noch mehrere weitere Sportplätze.

Behörden

Finanzamt

Lüdenscheid ist Sitz des Märkischen Kreises. Die Kreisverwaltung ist überwiegend im Kreishaus an der Heedfelder Straße angesiedelt. Daneben besitzt die Stadt unter anderem ein Finanzamt und eine Nebenstelle der Agentur für Arbeit Iserlohn. Das für Lüdenscheid, Halver und Schalksmühle zuständige Amtsgericht Lüdenscheid befindet sich seit 2004 im Gebäude Dukatenweg 6, einem einfachen Bau der 1950er Jahre, in dem ursprünglich das Finanzamt untergebracht war. Der traditionsreiche und repräsentative Altbau, ein wichtiges Baudenkmal im Stil der Neorenaissance in der Freiherr-vom-Stein-Straße, wurde seinerzeit verlassen. In der Parkstraße befindet sich das Regionalforstamt Märkisches Sauerland, eines von 14 in Nordrhein-Westfalen. Die Südwestfälische Industrie- und Handelskammer (SIHK) betreibt eine Geschäftsstelle im Hanns-Martin-Schleyer-Haus an der Staberger Straße. Das Kreiskirchenamt des Evangelischen Kirchenkreises Lüdenscheid-Plettenberg befindet sich in der Hohfuhrstraße. Der Kirchenkreis umfasst den südlichen Märkischen Kreis und nach einer Strukturreform auch Teile des Kreises Olpe.

Krankenhäuser und Krankenhilfe

Größtes Krankenhaus ist mit 979 Betten das Klinikum Lüdenscheid. Als akademische Lehreinrichtung der Universität Bonn bietet es Maximalversorgung und ist das größte Krankenhaus in Südwestfalen. Die Klinik ist 1970 aus einer Fusion des traditionsreichen Städtischen Krankenhauses an der Philippstraße und des 1946 in der Kaserne Hellersen gegründeten Kreiskrankenhauses hervorgegangen. Bis 1986 wurden beide Standorte genutzt, in diesem Jahr aber der große Neubau in Lüdenscheid-Hellersen Paulmannshöherstr. 14 bezogen. Die meisten alten Gebäude des Städtischen Krankenhauses wurden bald durch Wohnbauten ersetzt, die Altbauten des Kreiskrankenhauses entgegen den ursprünglichen Plänen bei steigendem Bedarf doch wieder für das Klinikum in Nutzung genommen. Die integrierte, früher in einem eigenen Gebäude an der Hohfuhrstr. 25 untergebrachte, Kinderklinik hat 74 Betten.

Die dem Klinikum Lüdenscheid benachbarte Sportklinik Hellersen hat 260 Betten in zwei Hauptgebäuden. Die Berglandklinik (Am Hundebrinck) ist eine Fachklinik für Gynäkologie und Geburtshilfe und hat 40 Betten.

Das Haus Spielwigge ist ein Fachkrankenhaus für suchtkranke Männer mit 40 Betten. Ferner gibt es eine offene psychiatrische Langzeiteinrichtung mit 241 Betten, das Haus Hellersen - Karl Wessel GmbH & Co.

Bildung

„Alte Post“
Seit 1985 Nutzung durch die städtische Musikschule.

Lüdenscheid hat ein differenziertes Schulwesen. Es bestehen 16 Grundschulen in vielen Ortsteilen, beispielsweise die Pestalozzischule, weitere in Bierbaum, Brügge, Brüninghausen, Gevelndorf, Kalve, Lösenbach, Vogelberg und Schöneck.

Außerdem gibt es zwei Förderschulen: die sogenannte Friedensschule und eine Schule für Lernbehinderte. Daneben existiert die Michael-Ende-Schule, eine Städtische Schule für Kranke.

Es gibt drei verschiedene Hauptschulen. Die Albert-Schweitzer-Schule hat zwei verschiedene Standorte, den Standort Stammschule und den Teilstandort Wefelshohl. Außerdem gibt es noch die Freie christliche Hauptschule und die Hauptschule Stadtpark. [26] Die drei Realschulen nennen sich Freie Christliche Realschule, Richard-Schirrmann-Realschule und Theodor-Heuss-Realschule. In Lüdenscheid gibt es zudem eine Gesamtschule, die Adolf-Reichwein-Gesamtschule.

Vor Ort gibt es ein Berufskolleg für Technik und das Gertrud-Bäumer Berufskolleg für Gesundheit und Soziales. Beide Schulen befinden sich am Raithelplatz 5. Kern des dortigen Bauensembles ist ein markantes neobarockes Gebäude, welches 1913 für ein damals in Lüdenscheid angesiedeltes Lehrerseminar errichtet worden war. Mit insgesamt mehr als 5000 Schülern sind die beiden Berufskollegs die größten im südlichen Märkischen Kreis.

Die Stadt hat drei Gymnasien. Da ist zum einen das Bergstadt-Gymnasium, das 1965 gegründet wurde. Das Geschwister-Scholl Gymnasium war ursprünglich ein reines Mädchen-Gymnasium. Das mit Abstand älteste Gymnasium ist das Zeppelin-Gymnasium. Es führt seine Geschichte auf die Gründung einer Lateinschule um das Jahr 1450 zurück. Ursprünglich war es eine reine Knabenschule.

Zu den übrigen Schulen gehören das Abendgymnasium Lüdenscheid, eine Integrative Schule für Musik und Kunst, das Griechische Lyzeum Lüdenscheid, die städtische Musikschule, eine Schule für Krankenpflegeberufe und die Volkshochschule.

Bei den Hochschuleinrichtungen sind das Institut für Geschichte und Biographie der Fernuniversität Hagen, das Institut für Umformtechnik Lüdenscheid (der Fachhochschule Südwestfalen angeschlossen) und das Kunststoff-Institut Lüdenscheid (der Fachhochschule Südwestfalen angeschlossen) zu nennen.

Persönlichkeiten

Ida Gerhardi (Selbstbildnis)

Hauptartikel: Liste der Persönlichkeiten der Stadt Lüdenscheid

Lüdenscheid war Geburtsort oder Wirkungsstätte zahlreicher bekannter Persönlichkeiten. Dazu gehören der Großindustrielle Gustav Selve, sowie der Luftschiffbauer Carl Berg. Beispielhaft für Kulturschaffende können der Filmregisseur Wolfgang Büld, der Maler Paul Wieghardt, die Malerin Ida Gerhardi oder die Schriftstellerinnen Annette Gonserowski und Else Hueck-Dehio genannt werden. Mit der Stadt verbunden waren auch der preußische Regierungspräsident und Handelsminister Heinrich Wilhelm von Holtzbrinck oder der liberale Politiker Julius Lenzmann. Jochen Bohl, amtierender Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens, ist gebürtiger Lüdenscheider und begann hier seine Laufbahn.

Sonstiges

KFZ-Kennzeichen

In Lüdenscheid zugelassene Fahrzeuge erhielten bis zum 31. Dezember 1974 ein KFZ-Kennzeichen beginnend mit LÜD, bis zum 31. März 1980 lautete das Kfz-Kennzeichen LS. Dies kennzeichnete den Zusammenschluss des Kreises Lüdenscheid durch das L und des Kreises Iserlohn, dessen altes KFZ-Kennzeichen IS war, durch das S. 1980 wurde dann auf MK als Abkürzung für Märkischer Kreis gewechselt. Einige Fahrzeuge mit alten Kennzeichen (LÜD/LS) existieren jedoch weiterhin. Es gibt bundesweit Fan-Vereinigungen selten gewordener KFZ-Kennzeichen zum Erhalt dieser Fahrzeuge.

Literatur

  • Karl A.F. Günther: Lüdenscheid, Gesicht einer Stadt im Sauerland. Lüdenscheid 1959
  • Carl Haase: Die Entstehung der westfälischen Städte. 4. Auflage, Münster 1984, ISBN 3-402-05867-7
  • Wilfried Hoffmeister: Lüdenscheid, Bilder, Notizen, Gedanken, 2. Auflage, Lüdenscheid 1983, ISBN 3-922650-02-3
  • Albert Hömberg: Kirchliche und weltliche Landesorganisation (Pfarrsystem und Gerichtsverfassung) in den Urpfarrgebieten des südlichen Westfalen, Münster 1967
  • Walter Hostert: Lüdenscheid, Industriestadt auf den Bergen. Altena 1964
  • Richard Althaus: Lüdenscheid in alter Zeit. Lüdenscheid 1981
  • Wilhelm Sauerländer: Geschichte der Stadt Lüdenscheid, von der Anfängen bis zum Jahre 1813. 2.Auflage, erweitert und durchgesehen von Günther Deitenbeck, Lüdenscheid 1989
  • Walter Hostert: Lüdenscheid - Gesicht einer Stadt. Lüdenscheid 1992
  • Günther Deitenbeck: Geschichte der Stadt Lüdenscheid, 1813–1914. Lüdenscheid 1985
  • Dietmar Simon: Arbeiterbewegung in der Provinz: soziale Konflikte und sozialistische Politik in Lüdenscheid im 19. und 20. Jahrhundert. Essen 1995, ISBN 3-88474-282-5
  • Was heißt da schon Provinz: 12 Fotografen sehen Lüdenscheid. Texte von Robert Kuhn. (Mit zahlreichen Textbeiträgen weiterer Autoren.) Konzeption und Gestaltung Otl Aicher. Lüdenscheid 1984, ISBN 3-9800859-0-2

Einzelnachweise

  1. Information und Technik Nordrhein-Westfalen: Amtliche Bevölkerungszahlen
  2. Karl A.F. Günther: Lüdenscheid, Gesicht einer Stadt im Sauerland, Lüdenscheid 1959, S.80ff.
  3. Stadtinfos Lüdenscheid
  4. Landesvermessungsamt NRW
  5. Deutscher Wetterdienst, Klimadaten (Mittelwerte)
  6. Hömberg S. 52
  7. Haase S. 87 f.
  8. Vor 75 Jahren ernannte der Stadtrat Lüdenscheids Adolf Hitler zum Ehrenbürger: 18.4.1933
  9. Lüdenscheider Stadtinfo
  10. Ev. Kirche Lüdenscheid-Plettenberg: Kirchenkreisverband
  11. a b LDS NRW (amtliche Bevölkerungszahlen 31. Dezember 1990, 2004 und Juni 2005)
  12. a b c LDS NRW (amtliche Bevölkerungszahlen 31. Dezember 2000 und 2005)
  13. LDS NRW (amtliche Bevölkerungszahlen 2004)
  14. a b c LDS NRW (amtliche Bevölkerungszahlen 2006 und 2007)
  15. LDS NRW (amtliche Bevölkerungszahlen 2007)
  16. Statistisches Jahrbuch 2006 - Kapitel 2 (PDF-Datei; 924 KB)
  17. § 1 der Hauptsatzung der Stadt Lüdenscheid (PDF-Datei; 66 KB)
  18. Hoffmeister, Lüdenscheid, Seite 30
  19. Statistisches Jahrbuch 2006 - Kapitel 1 (PDF-Datei; 229 KB)
  20. Stadt Lüdenscheid: Presse 10. Mai 2006
  21. Eigeninszenierungen des Kulturhauses Lüdenscheid
  22. Profil des Oratorienchores Lüdenscheid
  23. Kulturamt der Stadt Lüdenscheid (1951): Buch der Bergstadt Lüdenscheid, S. 243 ff. (Musik)
  24. Lüdenscheider Vokalensemble: Überregionale Auftritte
  25. Kulturamt der Stadt Lüdenscheid (1951): Buch der Bergstadt Lüdenscheid, S. 111 ff. (Stadtbild und Bausubstanz)
  26. Schulen in Lüdenscheid

Weblinks

Commons: Lüdenscheid – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien