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Friedrichstadt

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Vorlage:Infobox Ort in Deutschland

Die Stadt Friedrichstadt (dänisch: Frederiksstad, friesisch: Fräärstää) liegt zwischen den Flüssen Eider und Treene im Kreis Nordfriesland in Schleswig-Holstein. Der Luftkurort gehört dem Amt Friedrichstadt an und ist ein hochrangiges Kulturdenkmal, das 1621 durch den gottorfschen Herzog Friedrich III. gegründet wurde. Er zielte auf Errichtung einer Handelsmetropole. Er holte dazu niederländische Bürger, besonders die verfolgten Remonstranten, an den Ort und gewährte ihnen Religionsfreiheit. Infolge dieser Maßnahme siedelten sich auch Mitglieder vieler anderer Religionsgemeinschaften in Friedrichstadt an, so dass der Ort als „Stadt der Toleranz“ galt. Heute sind noch fünf Religionsgemeinschaften aktiv. Die Bauten der niederländischen Backsteinrenaissance und Grachten prägen das Stadtbild des heute vor allem vom Tourismus lebenden „Holländerstädtchens“ mit knapp 2.500 Einwohnern.

Geografie

Wasser prägt das Stadtbild.
Mittelburggraben

Friedrichstadt liegt in der Eider-Treene-Niederung am Zufluss der Treene in die Eider. Bewohnbar wurde der in der Marsch gelegene Platz erst 1570, als Adolf von Schleswig-Holstein-Gottorf hier die Treene durchdämmen ließ, so dass sie ihrem ursprünglichen Bett nicht mehr folgen konnte. Unter der Stadt befinden sich anderthalb Meter aufgeschütteter Kleiboden, der auf tieferen Klei- und Moorschichten ruht.

Eine Schleuse trennt Friedrichstadt von der Eider. Die Gezeiten, die von der Nordsee kommend bis zum Bau des Eidersperrwerks im Fluss noch einen durchschnittlichen Tidenhub von 2,1 Meter verursachten[1], beeinflussen den Wasserstand innerhalb Friedrichstadts somit nicht. Vor Überflutung durch Sturmfluten ist die Stadt damit doppelt geschützt.

Zwei Sielzüge mit drei, ursprünglich vier, Sielen verbinden die Treene mit der Eider und entwässern das Gebiet um den Zusammenfluss. Die Stadt liegt daher auf einer künstlichen Insel. Im Süden begrenzt die Eider das Stadtgebiet, im Norden die Treene. Die Ost- und Westgrenze werden jeweils durch den Oster- und Westersielzug gebildet. Durch die Innenstadt selbst fließen zwei Kanäle, die die Sielzüge miteinander verbinden: Mittelburggraben und Fürstenburggraben. Der Westersielzug ist dabei mit etwa 30 Metern Breite und vier bis fünf Metern Wassertiefe der größere der beiden Hauptkanäle, während der Ostersielzug im Schnitt nur etwa zehn Meter breit und zwei bis drei Meter tief ist. Die Kanäle in der Stadt sind deutlich kleiner. Die Strömungsverhältnisse unterscheiden sich stark, je nachdem ob die Schleuse zur Eider hin offen oder geschlossen ist. Während die Kanäle bei geschlossenen Toren beinahe stehende Gewässer sind, können sich bei offenem Wasser starke Strömungen entwickeln.

In den verhältnismäßig sauberen Gewässern kommen verschiedene Fischarten vor, darunter Aal, Aland, Brachse, Flussbarsch, Hecht, Karpfen, Rotauge, Wels und Zander, andere häufig vorkommende Tierarten sind die beiden eingeschleppten und ursprünglich nicht in Europa vorkommen Krebsarten Chinesische Wollhandkrabbe und Kamberkrebs. Die Bäume der Stadt bieten Lebensraum für zahlreiche Dohlen, die Wasserarme für unzählige Stockenten, deren Fütterung wegen der Überpopulation mittlerweile verboten wurde.

Nahegelegene größere Städte sind Husum im Norden, Heide im Süden sowie Rendsburg und Kiel im Osten. Nachbargemeinden sind Koldenbüttel im Westen und Norden, Seeth und Drage im Osten, alle im Amt Friedrichstadt in Nordfriesland gelegen. Auf der anderen Eiderseite schließt sich im Süden die Dithmarscher Gemeinde Sankt Annen an.

Geschichte

Ehrgeizige Gründungspläne 1620/1624

Ehemaliges Gemeindehaus der Remonstranten, die Friedrichstadt zu einer Stadt des Welthandels machen sollten.

Ursächlich für die Gründung der Stadt war der Plan Herzog Friedrich III. von Schleswig-Gottorf, sein Land zum Mittelpunkt einer Handelslinie von Spanien über Russland nach Ostindien aufzuwerten. Um einen starken Handelshafen an der Nordseeküste zu etablieren, bot er Niederländern, den damals führenden Wasserbauern und Händlern Europas, namentlich den in ihrer Heimat verfolgten Remonstranten Religionsfreiheit in einer Exulantensiedlung mit niederländischer Amtssprache innerhalb seines Herrschaftsgebiets an. Er folgte damit dem Beispiel seines Onkels und Konkurrenten Christian IV., König von Dänemark und Herzog von Schleswig und Holstein, der 1617 Glückstadt an der Elbe aus ähnlichen Beweggründen und mit ähnlichen Methoden gegründet hatte.

Friedrich setzte sich gegen Widerstände aus dem nahegelegenen Tönning, wo Händler die neue Konkurrenz fürchteten, und seiner Mutter Augusta durch, die entschieden dagegen war, andere als lutheranische Religionsgemeinschaften in das Land zu lassen. Er erließ 1620 zwei Oktroys, die den Remonstranten Land, Religionsfreiheit, wirtschaftliche Privilegien, Niederländisch als Amtssprache und eine Verwaltung nach dem Vorbild von Amsterdam und Leiden zusicherten.

Am 21. September 1621 wurde mit dem ersten Hausbau der Planstadt begonnen. Dieses Haus war für den mennonitischen Bauherrn Willem van den Hove bestimmt, der den Herzog vertrat und maßgeblich an der frühen Stadtentwicklung beteiligt war. So holte van den Hove ab 1623 weitere finanzkräftige Mennoniten in die Stadt. 1622 ließ der Herzog auf eigene Rechnung zehn weitere Häuser durch den niederländischen Deichgrafen Hendrich Rautenstein aus Stapelholm bauen, die dieser nach „holländischer Manier“ errichten sollte. Bis 1625 war die gesamte südliche Stadthälfte fertiggestellt, die so genannte Vorderstadt, in der sich auch der Marktplatz befindet.

Aufgrund des starken Expansionsdranges der Stadt siedelten sich in der Folge viele weitere Bürger verschiedenster Religionen an. Zu ihrer Bedeutung und Geschichte siehe Abschnitt Religion

17./18. Jahrhundert: Dreißigjähriger Krieg, niederländische Dominanz

Bis ins 18. Jahrhundert gelang es, einflussreiche holländische Händler anzuwerben. Die Hausmarke dieses Haus zeigt das Stadtwappen Amsterdams, es gehörte dem Bruder des dortigen Bürgermeisters

Durch den Dreißigjährigen Krieg, der seit 1626 auch Südschleswig und Holstein stark in Mitleidenschaft zog, entwickelte sich die Siedlung nur langsam. 1630 konnten die Remonstranten ihren Glauben auch wieder in ihrer Heimat ausüben, so dass viele dorthin zurückkehrten. Der erwartete wirtschaftliche Aufschwung blieb aus.

So erhielt der prachtvoll ausgebaute Speicher des Kaufmanns und zeitweisen Statthalters Friedrichs, Adolph van Wael, zwar den Namen Alte Münze, das ursprünglich zugesagte Münzprivileg ging jedoch nie an die Stadt. 1633 erhielt Friedrichstadt allerdings das Stadtrecht. Trotz schlechter wirtschaftlicher Entwicklung warb Friedrich weiter um Neubürger.

Zentral auf dem Weg nach Eiderstedt gelegen, nahmen in den Kriegen des 17. und 18. Jahrhunderts immer wieder verschiedene Truppen die Stadt ein. Wallenstein plante, Friedrichstadt als Kriegshafen einzurichten, obwohl er seine angestrebte Kriegsflotte nie aufbaute.

1643 wurden aufgrund von Gerüchten, dass die Schweden anrückten, die Schleusen geöffnet und das gesamte Friedrichstädter Umland unter Wasser gesetzt.

Nachdem der dänische König 1715 die Gottorfsche Festung Tönning geschleift hatte, entstanden kurzfristig Pläne, in Friedrichstadt eine neue aufzubauen.

Lange blieben die Niederländer die dominierende Bevölkerungsgruppe, was sich an Ratsprotokollen aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts in Niederländisch zeigt. Von ihrer andauernden Bedeutung für Friedrichstadt zeugt auch der überraschend harte Winter 1824, als viele Schiffe unvorhergesehen in Friedrichstadt überwintern mussten. Von ihnen hatten 80% niederländische Heimathäfen.

Ein prominenter Flüchtling war der spätere französische „Bürgerkönig“ Ludwig Philipp, der 1796 auf der Flucht vor der französischen Revolution einige Monate unter dem Decknamen „De Vries“ als Hauslehrer in der Stadt arbeitete und im Obergeschoss des Neberhauses lebte.

19. Jahrhundert: Schleswigscher Krieg, Preußen

Die in der Mitte des 19. Jahrhunderts durch den aufkommenden Nationalismus ausgelösten Konflikte sollten in der Stadt der religiösen Toleranz zu einer Tragödie führen. Bis zum Herbst 1850 hatte der Erste Schleswigsche Krieg um das Herzogtum Schleswig den Südwesten des Landes verschont. Nach der Schlacht von Idstedt am 25. Juli 1850 war der Krieg praktisch entschieden, und die verbliebenen schleswig-holsteinischen Truppenverbände zogen sich nach Holstein zurück. Vom 29. September bis zum 4. Oktober 1850 versuchten sie jedoch in einer letzten Kraftanstrengung, die mit dänischen Truppen belegte Stadt zurückzuerobern. Durch die Bombardierung der Stadt kamen 31 Einwohner ums Leben oder wurden verletzt, 53 dänische Soldaten starben, 285 Häuser wurden zerstört, darunter das Rathaus und die Remonstrantenkirche. Auch das Stadtarchiv brannte nieder.

Große Brücke im Jahr 1895

Im zweiten Krieg um Schleswig 1864 wurde Friedrichstadt kampflos besetzt. Das gesamte Herzogtum kam unter preußische Verwaltung und wurde 1867 Teil der einheitlichen Provinz Schleswig-Holstein. Im selben Jahr wurde ein Amtsgericht eingerichtet, das bis 1975 bestand. Zu diesem Zeitpunkt wurde Friedrichstadt der Region Stapelholm zugeordnet. Ein Relikt aus dieser Zeit ist die Bauernglocke, welche typisch für alle Stapelholmer Orte ist. Sie steht jetzt auf dem Platz vor der Jugendherberge.

In der Kommunalreform 1869 wurde Friedrichstadt, das wie alle Städte des Landes bis dahin außerhalb der Ämter und Landschaften gestanden hatte, dem neu geschaffenen Kreis Schleswig zugeordnet, dessen westlichste Spitze es bildete. In dieser Zeit erlebte die Stadt auch einen kleinen wirtschaftlichen Aufschwung, der durch die Anbindung an die verschiedenen Verkehrssysteme herrührte. 1854 wurde die Bahnstrecke nach Tönning, 1887 die Marschbahn gebaut, die die Stadt ans Eisenbahnnetz verbanden, 1905 stellte eine Kleinbahnlinie die Verbindung vom anderen Treeneufer nach Schleswig her, 1916 entstand schließlich eine Straßenbrücke über die Eider, die die bisherigen Fährfahrten über den Fluss unnötig werden ließ. In der Folge dieser Bauten siedelte sich, typisch für schleswig-holsteinische Kleinstädte zu dieser Zeit, auch Kleinindustrie an.

Ab dem 20. Jahrhundert

Das 20. Jahrhundert war für die Stadt religions-, kultur und politikgeschichtlich relativ unerheblich, abgesehen davon, dass der Nationalsozialismus auch in Friedrichstadt seine Anhänger fand. In der Reichspogromnacht verhafteten SA-Männer einen Teil ihrer jüdischen Mitbürger und lieferten sie in das KZ Sachsenhausen ein. Weitere Juden flüchteten nach Hamburg, viele von ihnen kamen von dort aus ins Konzentrationslager. [2]

Bei der Kreisreform 1970 wurde Friedrichstadt nicht Teil des Kreis Schleswig-Flensburg, sondern kam mit den Gemeinden Seeth, Drage sowie dem ehemaligen Kreis Eiderstedt an den Kreis Nordfriesland.

Bevölkerung

Bevölkerungsentwicklung

In absoluten Zahlen hat sich die Bevölkerungszahl in Friedrichstadt seit der Zeit der Stadtgründung kaum geändert und blieb stets unterhalb der Erwartungen, die Friedrich III. einst für die Stadt hatte. In den letzten 200 Jahren gab es vor allem zwei große Änderungen der Bevölkerungsstruktur. In den Jahren nach der Bombardierung ging die Zahl der Bewohner aufgrund der wirtschaftlichen Notlage zurück und konnte erst durch den neuerlichen Aufschwung der Gründerzeit stabilisiert werden. Nach 1945 war Schleswig-Holstein und damit auch Friedrichstadt ein wichtiges Gebiet zur Unterbringung deutscher Ostvertriebener. Durch Fortzug der Vertriebenen in wirtschaftlich prosperierendere Gegenden sank die Bewohnerzahl in den folgenden Jahren jedoch fast wieder auf den alten Stand.

Jahr Bevölkerung Jahr Bevölkerung aktuell
1840 2272 1939 2146 2457
1855 2449 1946 3648
1864 2242 1950 3618
1871 2186 1970 3079
1895 2480 1979 2716
1906 2662 2003 2496
1919 2450 2006 2496

Religion

Remonstranten

Turm der Remonstrantenkirche

Friedrich setzte bei seiner Stadtgründung besonders auf holländische Remonstranten als Siedler. Die Religionsgemeinschaft war durch ein Zerwürfnis innerhalb des niederländischen Calvinismus entstanden. Streitpunkt war die theologische Grundfrage, wie strikt die Prädestinationslehre auszulegen sei, also inwieweit jeder Mensch das Heil erlangen könne, der fest genug an Gott glaube. Während die Remonstranten vor allem in den Städten der Provinz Holland erfolgreich waren, hatten die strengen Calvinisten vor allem Anhänger auf dem Land und später auch im Statthalter Moritz von Oranien. Dieser setzte 1619 auf der Dordrechter Synode das Verbot aller remonstrantischen Versammlungen durch, woraufhin viele Remonstranten ins Ausland flohen.

Die Remonstranten waren nie die zahlenmäßig größte Gruppe in Friedrichstadt, da sie jedoch vor allem aus Händlern der damaligen Welthandelsmacht bestand, eine ebenso reiche wie politisch bedeutende Gemeinde. Ihr Kirchengebäude in Friedrichstadt war das erste explizit remonstrantische der Welt, die Gemeinde ist heute die einzige außerhalb der Niederlande. Für Kirchenbauten erhielt die Gemeinde bereits 1854, wie auch heute wieder, Unterstützung aus den Niederlanden. Dies war und ist für die ihre Autonomie betonende remonstrantische Gemeinde eher ungewöhnlich und weist auf den besonderen Status Friedrichstadts als einziger Auslandsgemeinde hin. Die Gemeinde umfasst heute 150 bis 200 Mitglieder und weitere „Freunde der Gemeinde“. Gottesdienste finden zwölfmal im Jahr statt, hierbei kommt der Prediger aus den Niederlanden. Da der Dienst im Ausland nicht für alle attraktiv ist, mussten die Friedrichstäder Remonstranten im Laufe der Geschichte auch schon mit anderen protestantischen Predigern vorlieb nehmen.

Mennoniten

Die von den Stadtgründern angeworbenen Mennoniten haben noch heute eine aktive Gemeinde. Die ersten Mennoniten kamen aus Eiderstedt, wo seit 1560 Gemeinden bestanden, Ostfriesland und den Niederlanden. In Friedrichstadt bildeten sie zunächst vier unabhängige Gemeinden: Flamen, Friesen, Hochdeutsche und Waterländer. Bis zum Beginn des 18. Jahrhunderst stieg ihre Zahl auf 400, auch durch weitere Siedler aus Hamburg, Lübeck und der Pfalz. Die Mennoniten gehörten dabei zu den Händlern und Handwerkern, so dass die Gemeinden zu den vermögenderen in der Stadt zählten. Als sich die vier Gemeinden 1708 zu einer Gesamtgemeinde vereinigten, kauften sie die Alte Münze und richteten dort Kirche und Friedhof ein. Den langsamen Rückgang der mennonitischen Einwohnerschaft seit dem 18. Jahrhundert konnte dies nicht verhindern. Seit 1925 gibt es keinen Pfarrer mehr in der Stadt und die Gemeinde wird von Hamburg aus betreut. Heute leben in Friedrichstadt noch etwa 30 Mennoniten, die dreimal im Jahr einen Gottesdienst feiern.

Katholiken

Den römisch-katholischen Christen gewährte Friedrich am 24. Februar 1624 eine eingeschränkte Religionsfreiheit, da er für seine Pläne auf das Wohlwollen Spaniens gegenüber der Siedlung angewiesen war. Die katholische Gemeinde ist damit die erste katholische Gemeinde Schleswig-Holsteins seit der Reformation. Sie durfte eine Kirche bauen, jedoch ohne Turm, Gottesdienste durfte sie nicht in der Öffentlichkeit feiern. Von 1627 bis 1638 betreuten Dominikaner die Gemeinde, 1646 zogen jesuitische Missionare aus Belgien in die Stadt. Die katholische Gemeinde blieb immer eine der kleineren in Friedrichstadt, ihre höchste Mitgliederzahl erreichte sie um 1750 mit 120 Mitgliedern. Innerkirchlich gab diese Gemeinde wichtige liturgische Anstöße. Hier wurde zum ersten Mal die Messe in der Landessprache und nicht in dem bis dahin üblichen Latein gefeiert. Trotz ihrer Bedeutung als römisch-katholisches Zentrum des Gottorfer Herzogtums wurde die Zahl der Mitglieder immer geringer. Erst mit den Heimatvertriebenen 1945 kam nach 1750 wieder eine nennenswerte Anzahl von Katholiken in die Stadt. Die katholische Gemeinde gilt aufgrund ihrer frühen Neugründung nach der Reformation als katholische Mutterpfarrei an Schleswig-Holsteins Westküste. Die Gemeinde mit ihren etwa 80 (Jahr: 2003) Mitgliedern [3] hat seit der Profanierung von St. Knud keine eigene Kirche mehr, ist aber noch im religiösen Leben aktiv.

Juden

Ehemalige Synagoge

Friedrichs Versuche, spanische Sepharden anzusiedeln, scheiterten am Widerstand des spanischen Königs. 1675 gelang es jedoch, deutsche Juden anzuwerben. Die Gemeinde wuchs insbesondere im frühen 19. Jahrhundert. Von 187 Mitgliedern 1803 stieg die Zahl auf 500 Mitglieder im Jahr 1850. Sie war etwa 100 Jahre lang die zweitgrößte Religionsgemeinschaft in Friedrichstadt, die bis zu einem Fünftel der Friedrichstädter Bevölkerung stellte. Die jüdische Gemeinde war eine der größten Schleswig-Holsteins und des dänischen Gesamtstaats. Durch abwandernde Gemeindemitglieder seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts sank die Zahl der Juden bis 1933 auf 32 Mitglieder, der letzte Rabbiner verließ 1937 die Stadt. Mit dem Nationalsozialismus wurde die Gemeinde zerstört, so dass 1940 der letzte Jude in den städtischen Unterlagen auftaucht. Heute erinnern nur noch zwei Friedhöfe und das Gebäude der historischen Synagoge an die Juden.[4]

Lutheraner

Innenraum der Sankt-Christopherus-Kirche mit Jürgen-Ovens-Altarbild.

Deutsche Lutheraner und dänische Lutheraner kamen vor allem aus dem direkten Umland, später aber auch aus Süddeutschland. Sie bilden noch heute Gemeinden. Die deutsch-lutherische Gemeinde in der Nordelbischen Kirche wuchs schnell zur größten Gemeinde in der Stadt heran, was sie auch heute mit etwa 1.700 Gemeindemitgliedern noch ist. Sie war aber im Vergleich zu Remonstranten oder Mennoniten vergleichsweise arm. Für Kirchenbau und -erhaltung war die Gemeinde wiederholt auf Spenden des Gottorfer Herzogs angewiesen. Ihren eigenen Kirchbau konnte die Gemeinde erst 1643, also 22 Jahre nach Stadtgründung in Angriff nehmen konnte. Die dänische Gemeinde entstand erst nach 1945 und ist Teil der Danske Sømands- og Udlandskirker. Die Gemeinde, die sich eine Pastorenstelle mit der dänischen Gemeinde in Bredstedt teilt, zählt etwa 140 Familien als Mitglieder.

Andere Religionsgemeinschaften

Mitglieder anderer Religionsgemeinschaften folgten, konnten sich meist nur kurz in der Stadt halten.

Die Gemeinschaft der aus der Schweiz kommenden Socinianer verwies Christian Albrecht 1663 nach gerade einmal 18 Monate wieder außerhalb des Landes. Ein Großteil der Gemeindemitglieder folgte seiner Aufforderung, andere traten der remonstrantischen Kirche bei.

Die Friedrichstädter Quäker bildeten eine der ältesten Gemeinden Deutschlands. Auf Anregung des zeitweise dort anwesenden William Penn entstand von 1677 bis 1678 das erste deutsche Gebetshaus dieser Glaubensrichtung. Prominente Besucher dort waren Peter der Große und George Fox. Gemeinde wie Gebetshaus selbst überstanden die Zeiten nicht. Der letzte Quäker in Friedrichstadt ist für 1727 dokumentiert, 1850 wurde das Gebetshaus im Krieg zerstört.[5]

Die schwedischen Separatisten mussten Schweden nach dem Bruch mit der schwedischen Staatskirche verlassen und kamen nach längerer Wanderung auch nach Friedrichstadt, wo sie allerdings nur von 1735 bis 1737 nachweisbar sind.

Die Zeugen Jehovas siedelten während der Weimarer Republik und in der Zeit des Nationalsozialismus in Friedrichstadt, die Gemeinde überlebte aber die nationalsozialistische Verfolgung nicht.

Mormonen lebten seit den 1920ern bis in den 1950er in der Stadt, bevor sich ihre Spuren verlieren.

Politik

Die Stadt hatte bis 1970 und seit 1992 wieder einen hauptamtlichen Bürgermeister. Mit der Auflösung des Amts Friedrichstadt im Rahmen der Schleswig-Holsteiner Kommunalreform zum 1. Januar 2008 wird die Stadt nicht, wie der Rest des Amts, dem neuen Amt Husum-Land beitreten, sondern unabhängig werden, aber mit Husum-Land eine Verwaltungskooperation eingehen.

Von den 17 Sitzen in der Stadtvertretung hat die CDU seit der Kommunalwahl 2003 sieben Sitze inne, die SPD sechs, die Wählergemeinschaft FBV drei und der SSW einen. SPD und SSW bilden eine gemeinsame Fraktion.

Die Stadt gehört bei Bundestagswahlen zum Wahlkreis 002 Nordfriesland-Dithmarschen-Nord, direkt gewählter Abgeordneter ist Ingbert Liebing (CDU). Bei der Bundestagswahl wählte die Stadt aber im Gegensatz zum Wahlkreis. Dieser sah die CDU mit 41,6% vor der SPD mit 36,2%, während in Friedrichstadt die SPD die CDU mit 568 zu 467 Stimmen schlug.[6] Bei Landtagswahlen gehört sie zum Wahlkreis 3 Husum-Eiderstedt. Gewählte Abgeordnete 2005 ist Ursula Sassen (CDU). Husum-Eiderstedt ist auch Wahlkreis des einzigen friesischen Landtagsabgeordneten, Lars Harms (SSW).

Wappen

Das Friedrichstädter Wappen wurde 1652 genehmigt und stellt die beiden Flüsse Treene und Eider dar, die vom Nesselblatt des Hauses Schleswig-Holstein-Gottorf überlagert werden. Die Silberlinien um die Flüsse wurden 1986 ergänzt, um den Regeln der heraldischen Farbgebung gerecht zu werden. Die Flagge wurde ebenfalls 1986 genehmigt und stellt das Stadtwappen etwas zur Stange hin verschoben auf einem weißen Tuch mit roten Streifen oben und unten dar. Die Blasonierung des Wappens lautet: In Rot zwei silbern gesäumte, schrägrechte blaue Wellenbalken, überdeckt mit dem silbernen, mit einem von Silber und Rot geteilten Schildchen belegten holsteinischen Nesselblatt. [7]

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Architektur und Stadtbild

Steinbrücke über den Mittelburggraben (neben dem Marktplatz).
Zahlreiche Häuser sind mit Hausmarken geschmückt, hier in Form von Trippen. Es handelt sich offensichtlich um das ehemalige Haus eines Schumachers.

Die etwa 17 Hektar große Planstadt ist anhand eines Schachbrettmusters gestaltet. Der ältere, von der holländischen Backsteinrenaissance geprägte Teil der Stadt wird von zwei Grachten durchzogen. Der Fürstenburggraben liegt in der südlichen Stadthälfte, der Mittelburggraben (auch: Mittelburgwall) trennt die südliche Vorderstadt mit quadratischen Parzellen von der nördlichen Hinterstadt mit rechteckigen Parzellen. Über den Mittelburggraben führen drei Brücken. Der Marktplatz befindet sich direkt am Mittelburggraben, die wichtigste Einkaufsstraße ist die als Fußgängerzone gestaltete Prinzenstraße, die vom Fürstenburggraben zum Marktplatz führt. Eine weitere Gracht, die Norderburggracht, wurde bereits 1705 zugeschüttet. Während sich das Leben bis zum Zweiten Weltkrieg in der Kernstadt abspielte, die von Beginn an für mehr Einwohner geplant war, als je in Friedrichsatdt wohnten, machte die Aufnahme der Vertriebenen aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten nach 1945 ein Wachstum nötig. Neue Viertel entstanden fächerförmig im Osten der Stadt und zeigen das typische Bild der Neubauten jener Jahre.

Die Häuser aus den Gründungstagen der Stadt sind mit aus Holland eingeführten Baumaterialien von holländischen Baumeistern gebaut. Obwohl van den Hove bereits 1622 eine Ziegelei in der Stadt errichtete, konnte diese den Bedarf nicht decken. Aus den Niederlanden wurden neben den Moppen − holländischen Backsteinen, kleiner als gewöhnliche deutsche − fertige Sandsteingiebel, Pfeiler für die Kamine, gelbe und grüne Kacheln und selbst Bretter importiert. Anderes zum Bau verwendetes Holz stammte aus den Hüttener Bergen (Eiche) und Norwegen (Föhre).

Auffallendes Merkmal vieler Bauten sind die Hausmarken oder Gevelstene, oft farbig gefasste Reliefs über der Eingangstür, die einen Hinweis auf die ehemaligen Erbauer oder Bewohner geben und oft noch aus der Zeit der Stadtgründung stammen. Von vielen Häusern, die 1850 zerstört wurden, blieben die Hausmarken erhalten und schmücken nun den Neubau. Die älteste Hausmarke zeigt eine Taube mit Ölzweig und stammt von 1622. Andererseits bringen auch heute noch Hausbesitzer neue Marken an bisher ungeschmückten Gebäuden an.

Marktplatz

Marktplatz-Westseite. Die Häuser in der Mitte sind Edamerhaus, Apotheke, am Markt 20 und Mühlenhaus.

An der Westseite des Marktplatzes befinden sich noch neun Treppengiebel aus Backstein, die in der Gründerzeit der Stadt entstanden sind und heute das größte zusammenhängende Ensemble von Bauten aus der Gründungsphase der Stadt bilden. Wie die anderen Häuser aus der Gründungsepoche auch, sind diese den holländischen Vorbildern gemäß hoch und schmal. Das „Edamerhaus“ soll an ein Gebäude in Edam erinnern und zeigt noch Engelsköpfe aus Sandstein und Maueranker. Die Apotheke direkt daneben ist das einzige Gebäude mit Freitreppe und dient dieser Funktion schon seit dem 18. Jahrhundert. Der Treppengiebel stammt aus dem 20. Jahrhundert. Das Haus daneben, am Markt 20, hingegen hatte historisch einen Treppengiebel, bekam aber im 19. Jahrhundert ein Flachdach, was die Wirkung des gesamten Ensembles schwerwiegend beeinträchtigte. Erst in den 1970ern erhielt es wieder einen Treppengiebel, der sich aber noch deutlich vom restlichen Haus absetzt. Das „Mühlenhaus“ daneben gehörte einst dem Besitzer der Eidermühle und hat eine dementsprechende Hausmarke. Nach langen Jahrzehnten des Verfalls wurde es erst in der zweiten Hälfte der 1990er restauriert. Die Bebauung auf der Südseite des Marktplatzes überlebte die Kannonade von 1850 nicht.

Der eigentliche Platz teilt sich in der Mitte in einen steinernen Abschnitt auf der West- und einen begrünten Teil auf der Ostseite. Die beiden Teile trennt eine Reihe von Eisenstangen, die noch aus der Zeit des Pferdemarkts stammen und ursprünglich dazu dienten, die Tiere anzubinden. Auf der Mitte des Marktes steht ein kleines Brunnenhäuschen von 1879. Das von Heinrich Rohardt errichtete Gebäude ist mit vier plattdeutschen Sprüchen des Dichters Klaus Groth zum Thema Wasser verziert.

Bürgerhäuser

Doppelgiebelhaus in der Prinzenstraße

Durch die Beschießung von 1850 wurde ein Großteil des historischen Baubestandes vernichtet. Die danach errichteten Bauten fügen sich zwar stilistisch meist in das bereits bestehende ein und ergeben ein harmonisches Stadtbild, sind aufgrund der damaligen schwierigen Wirtschaftslage jedoch oft schlichter. Dennoch finden sich auch außerhalb des Marktes einige Bauten aus der Gründerzeit. Nachdem viele Häuser im 20. Jahrhundert verfielen, restaurierte eine umfassende Stadtsanierung in den 1970ern und 1980ern viele der Gebäude.

Eines der größten Bürgerhäuser liegt am Ostersielzug 7. Das Gebäude der Backsteinrenaissance diente früher als remonstrantischer Gemeindesaal. Zwei weitere bedeutende Häuser finden sich in der Prinzenstraße. Das „Paludanushaus“ von 1637 ist ein prachtvolles fünfachsiges Giebelhaus mit eindrucksvoller Rokokotür, das seit 1840 einen Barockgiebel trägt. Heute dient es als Versammlungshaus der dänischen Gemeinschaft. Kleiner ist das 1624 gebaute „Doppelgiebelhaus“ schräg gegenüber, das, zwischenzeitlich mit nur einem Giebel versehen, in den 1980ern wieder in den Ursprungszustand zurückversetzt wurde.

Sakralbauten

Remonstrantenkirche

Im Gegensatz zu den meisten anderen Städten befindet sich keine Kirche zentral am Marktplatz. Während die Kirchtürme von lutherischer und remonstrantischer Kirche noch heute die Silhouette der Stadt prägen, handelt es sich bei den anderen Sakralbauten um Gebäude, die nicht höher sind als ihre Nachbarschaft.

Der Saalbau der Remonstrantenkirche (wiedererrichtet 1852-1854) ist außen barock-spätklassizistisch, innen jedoch betont schlicht und enthält remonstrantischem Glauben folgend keinen Altar. Bis etwa 1885 wurde in ihr ausschließlich niederländisch gepredigt, die Pfarrer sind weiterhin überwiegend Niederländer. Remonstrantische Gottesdienste finden heute monatlich statt, Predigtsprache ist deutsch, nur einzelne Teile wie das Vaterunser werden auf niederländisch gesprochen. Hinter der Kirche liegt der remonstrantische Friedhof, auf dem bis heute auch Katholiken ihre letzte Ruhe finden, während die Mennoniten 1708 einen eigenen Friedhof errichteten.

Die ehemalige katholische Kirche (ganz links) und das 5-Giebel-Haus am Fürstenburgwall (ganz rechts)

Die katholische Gemeinde zog innerhalb Friedrichstadts mehrmals um, bis sie von 1854 bis 2003 in der St.-Knud-Kirche eine Bleibe fand. Nachdem die Jesuiten 1646 in die Stadt gekommen waren, fanden Gottesdienste im Fünfgiebelhaus statt. 1846 baute der Kopenhagener Architekt Friedrich Hetsch den Katholiken eine eigene Kirche, deren Gebäudedecke jedoch schon 1849 einstürzte. 1854 folgte mit der St.-Knud-Kirche ein weiterer Kirchenneubau, der bis heute besteht. Heute noch kann man im Kirchenschiff sechs hölzerne Apostelfiguren aus dem 17. Jahrhundert, den Christuskörper von 1230 und die Kirchenbänke von 1760, die vorher in einer katholischen Kapelle standen, sehen. In der neugotischen Kirche ohne Turm, die im Jahr 2003 profaniert wurde, findet nur noch einmal im Monat ein Wortgottesdienst statt. [8]

Ferner existiert die evangelisch-lutherische St.-Christophorus-Kirche am Mittelburgwall, deren Gemeindesaal die Katholiken heute mitnutzen. Die Saalkirche nach niederländischem Vorbild stammt von 1643-1649, der Westturm von 1657, die barocke Turmhaube von 1762. Das Altargemälde von 1675 malte und stiftete der Rembrandt-Schüler und langjährige Bewohner Friedrichstadts Jürgen Ovens, Hofmaler von Friedrich III.. Es zeigt die Beweinung Christi. Die Verbindung zum Meer zeigt ein Votivschiff von 1738 mit der Aufschrift „Der löblichen Schifferzunft zur Ehre und dieser Kirche zur Zierde. Anno 1738.“ Die übrige Inneneinrichtung wurde bei einer Renovierung von 1763 stark verändert. Ihren Namen erhielt die Kirche erst 1989. Im Angedenken an die zahlreichen Touristen, die Friedrichstadt und die Kirche besuchen, benannte die Gemeinde sie nach St. Christophorus, dem Schutzheiligen der Reisenden.[9]

Mennonitischer Friedhof vor Betsaal und der Rückseite der Alten Münze.

In der Alten Münze findet sich der Betsaal der Glaubensgemeinschaft der Mennoniten. Dieser ist schlicht, ohne Turm und auch nur mit schlichter Innenaussattung. Seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs nutzt auch die lutherische dänische Gemeinde diesen Saal. Seitdem befinden sich im Betsaal auch Kreuz und Altar, die bei den Mennoniten nicht üblich sind. Im Innenhof des Häuserblocks um die Alte Münze liegt der mennonitische Friedhof, auf dem sich noch zahlreiche Grabsteine aus der frühen Phase der Stadtgeschichte befinden.

Die ehemalige Synagoge von 1845 wurde 1938 während der Reichspogromnacht in Teilen zerstört. Feuer zerstörte den größten Teil des Innenraums, das nur aus Sorge um die umliegenden Wohnhäuser gelöscht wurde. 1941 wurde sie in ein Wohnhaus umgewandelt. Sie dient seit einer aufwändigen Restaurierung 2003 als Kulturzentrum. Während die Westfassade in den Zustand von vor 1938 zurückversetzt wurde, zeigen Nord- und Südfassade noch das Aussehen als Wohnhaus. In ihrem Inneren befindet sich eine Ausstellung über die Geschichte der jüdischen Gemeinde. Auf die ehemalige jüdische Schule und das ehemalige Rabbinat deutet nichts mehr hin. Die jüdische Gemeinde beschloss den Bau, da aufgrund des rapiden Gemeindewachstums die Alte Synagoge von 1734 zu klein wurde. Die Gemeinde hatte das älteste Haus der Stadt von 1621 gekauft und umgewidmet. Die Kanonade der Stadt 1850 zerstörte auch die Alte Synagoge. Von 1675 bis 1734 hatte sich die Gemeinde im Hinterhaus des Gemeindeältesten an der Prinzenstraße getroffen.

Der alte jüdische Friedhof von 1676 wurde 1939 auf Druck der Stadtverwaltung hin aufgelöst. Danach nutzten Kleingärtner das Gelände. Obwohl sich Stadtverwaltung und der ehemalige Gemeindevorsteher Israel Behrend einigten, die Grabsteine umgekippt und mit Erde bedeckt auf den Gräbern zu belassen, verschwanden die meisten von ihnen. Noch 1954 beschloss die Stadtverordnetenversammlung, das Gelände an einen Bauunternehmer zu verkaufen und konnte nur aufgrund von Protesten jüdischer Organisationen gestoppt werden. Mittlerweile ist er als Gedenkstätte gestaltet. [10]Der neuere jüdische Friedhof von 1888 überstand die Zeit des Nationalsozialismus und befindet sich noch immer an der Nordostecke des lutherischen Friedhofs außerhalb des ursprünglichen Stadtgebiets.[11]

Museen

Die Alte Münze beherbergt das Museum für Friedrichstädter Stadtgeschichte.

In der Stadt sind drei Museen angesiedelt. Das Museum für Friedrichstädter Geschichte ist seit 1997 in der Alten Münze untergebracht. Es erlaubt nicht nur einen Blick in den benachbarten mennonitischen Betsaal, sondern zeigt auch Artefakte aus der Stadtgeschichte und ihrer multireligiösen Prägung. Die wechselnden Ausstellungen zeigen unter anderem auch Bilder einheimischer Künstler.

Das Tischlereimuseum Jacob Hansen besteht vor allem aus der Werkstatt Hansens, die im Zustand zwischen den beiden Weltkriegen erhalten ist.[12] Hansen selbst führte sie in diesem Zustand dreißig Jahre, bis er im Alter von 92 Jahren 1999 verstarb. In dieser Zeit restaurierte er vor allem alte Möbel und kaufte aus Platzmangel weder Werkzeug nach, noch sonderte er es aus. Nach dem Umbau zum Museum arbeitet dort heute ein Restaurateur.

Schließlich befindet sich noch ein Puppen- und Spielzeugmuseum am Friedrichstädter Markt.

Sprache

In Friedrichstadt wird heute vor allem Hochdeutsch gesprochen. Dennoch gibt es noch Relikte der niederländischen Sprache. So haben sich noch einzelne niederländische Begriffe erhalten. Ein hier vor allem zu Silvester gegessenes Schmalzgebäck wird zum Beispiel Fudjes genannt. Frikadellen (Buletten) werden als Frikandellen (ndl. frikandel) bezeichnet.

Friedrichstadt befindet sich historisch an der Grenze zwischen niederdeutschem (in Dithmarschen und Stapelholm), dänischem (in den Goesharden) und friesischem (auf Eiderstedt) Sprachraum.

Niederdeutsch wird von vielen, vor allem älteren Menschen, gesprochen und gewinnt seit neuerem unter jüngeren Leuten wieder zunehmende Verbreitung. Dänisch wird ebenfalls gesprochen, besonders natürlich durch Bürger der dänischen Minderheit.

Sport

Klubhaus der Rudergesellschaft am Westersielzug

Die Turnhalle der Realschule, ein Fußballplatz, ein Freiluftschwimmbad sowie Treene und Eider dienen diversen Vereinen für ihre Betätigungsfelder, z.B.

  • der Schützengilde von 1690, dem ältesten noch bestehende Verein der Stadt. Sie organisiert das alle drei Jahre stattfindende Schützenfest.
  • den Reitergilden (Ringreitergilde v. 1812; Jungringreitergilde v. 1947), die der regionalen Sportart des Ringreitens nachgehen.
  • dem Segelclub Friedrichstadt, der bereits seit 1971 ein Optimisten-Trainingslager ausrichtet, an dem bis über 100 Kinder und Jugendliche aus Schleswig-Holstein das Segeln lernen und trainieren.
  • der Friedrichstädter Rudergesellschaft v. 1926 mit knapp 200 Mitglieder, die vor allem im Juniorenbereich immer wieder deutsche Meister stellen konnte. Größte Erfolg bisher waren der 1993 errungene Junioren-Vizeweltmeistertitel im Einer für Ulf-Hendrik Hansen[13] und der 2005 errungene Junioren-Vizeweltmeistertitel für Nils Menke im Achter.[14]

Zusammen mit dem Drachenbootverein Schwerin veranstaltete die Rudergesellschaft anlässlich der Neueinweihung ihres Ruderhauses 2005 ein Drachenbootrennen, welches jetzt jährlich durchgeführt wird. Bei diesem Rennen steht allerdings der Spaß im Vordergrund, alle Mannschaften sind nicht professionelle Einheimische oder andere Interessierte.

Möglichkeiten für unorganisierten Freizeitsport bieten sich vor allem durch die Wasserläufe im Stadtgebiet und die Treene. Neben zahlreichen Booten im Privatbesitz bietet ein Verleih Tret-, Ruder- und Elektroboote an. Mit diesen kann man durch die Stadt, aber auch die Treene hinauf fahren. Für Fahrten abseits der Eider ist kein Sportbootführerschein nötig.

Der Landes-Kanu-Verband Schleswig-Holstein ordnet die Treene als Haupt-Kanu-Gewässer ein. Dies ist eine Anerkennung der Tatsache, dass sich an Spitzentagen (Pfingsten, Himmelfahrt) zwischen 200 und 300 Boote auf den befahrbaren 71 Kilometern des Gewässers ab Friedrichstadt befinden. Darunter sind vergleichsweise viele ungeübte Kanuten, die bei Verleihern am Flussverlauf oder in Friedrichstadt ein Boot mieten.[15]

Segel- und Motorboote können auf der Eider oder der Treene fahren. Auf der Treene reicht das Revier für Segelboote nur fünf Kilometer bis nach Schwabstedt, da dort eine niedrige Brücke die Weiterfahrt verhindert. Motorboote können weitere fünf Kilometer bis zur Brücke nach Süderhöft fahren, ab dort herrscht für sie ein Fahrverbot.

Regelmäßige Veranstaltungen

  • Friedrichstädter Festtage am letzten Juliwochenende. Sie heben sich von anderen Veranstaltungen gleicher Art durch den Lampionkorso auf den Grachten ab. Hierbei bewerben sich diverse phantasievoll geschmückte Boote darum, durch eine Jury ausgezeichnet zu werden.
  • Ostereiermarkt, bei dem Künstler und Kunsthandwerker aus ganz Deutschland und den Nachbarländern ihre Arbeiten ausstellen und zum Verkauf anbieten

Wirtschaft und Verkehr

Wirtschaftsgeschichte

Die wichtige Rolle der Schiffergilde zeigt sich auch durch das 1738 gestiftete Votivschiff in der lutherischen Kirche.
Pferdemarkt im Jahr 1895
Die jetzt geschlossene Eidermühle war das letzte Relikt der Kleinindustrialisierung anfang des 20. Jahrhunderts.

Beispielhaft für den Aufbau und Niedergang der Wirtschaft werden im folgenden der Schiffsbau und die Salzsiederei betrachtet. Es gab außerdem einige andere größere Betriebe wie eine Senffabrik, eine Säurefabrik und eine Knochenmehlfabrik, sowie diverse Gerbereien und Wäschemangeln.

Vermutlich hat es bereits um 1624 Schiffbau in Friedrichstadt gegeben, da die Stadt in diesem Jahr aus einer Verordnung genommen wurde, welche den Schiffverkauf außerhalb des Landes erst nach vierzehnjähriger Verwendung erlaubte.

1636 wurde die Aushebung eines Außenhafens abgeschlossen, der Bereich ist heute durch die Bundesstraße von dem Ortskern getrennt. Der Werftinhaber Cornelis Cornelissen stellte am 23. November 1637 den Antrag, seine bestehende Werft an diesen Außendeich verlagern zu dürfen, damit er dort größere Schiffe bauen könne. Er war damit der erste der dortigen Werfteigner. Dass die Werft in Friedrichstadt von größerer Bedeutung war, lässt sich auch aus dem Bedauern der Tönninger schließen, welche zwar durch konzentrierten Schiffsverkehr über die Eider und Nordsee gute Einnahmen hatten, aber feststellen mussten, ...aber es werden keine Schiffe hier gebaut und selbst fremde Fahrzeuge werden häufiger von hier (Tönning) nach Friedrichstadt geführt, um dort repariert zu werden.[16]

Die Napoleonischen Kriege, besonders die 1806 errichtete Kontinentalsperre, während der der gesamte Schiffsverkehr in der Nordsee zum Erliegen kam, führten zu einem Niedergang des Schiffbaus. Zu diesem Zeitpunkt gab es wahrscheinlich vier Werften in Friedrichstadt. 1848 wurden die Werften im Krieg zerstört. Zumindest eine Werft sollte sich danach wieder ansiedeln, die, nachdem sie durch mehrere Eignerhände ging, 1912 schließlich ihre Pforten schloss. Diese Werft (Schöning´sche Schiffswerft nach dem letzten Eigner) baute Schiffe bis zu einer Größe von 25 Meter und mit bis zu drei Masten.

Die Salzsiederei, die Roh- zu Feinsalz raffinierte, ist bereits kurz nach der Stadtgründung nachzuweisen, sie wurde aber auf Grund von kollidierenden Privilegien schnell wieder aufgegeben. 1827 wurde die Salzsiederei wieder rentabel, sie war in der Zwischenzeit durch festgeschriebe Lieferanten nicht sinnvoll. Nach Einrichtung der ersten Siederei 1928 durch Nicolaus Jacob Stuhr entstanden in Friedrichstadt schließlich insgesamt drei solcher Betriebe. Stuhr wurde als Begründer des Salzsiedergewerbes in Schleswig-Holstein gefeiert, allerdings sah sich die Regierung um Einnahmen aus den Zöllen für die Einfuhr von Feinsalz gebracht, so dass 1939 die Zollgesetze geändert wurden. Für alle Salzarten wurde der Tarif gleich, und somit wurde dieses Gewerbe wieder unrentabel.[17]

Die verschiedenen Eisenbahnverbindungen ermöglichten Anfang des 20. Jahrhunderts eine kleine Industrielandschaft. Zeitweise existierten eine Schwefelsäurefabrik, eine Knochenmühle, die Köllnsche Walzenmühle, die Senffabrik Günthrat und die Schöning´sche Schiffswerft. Diese Industrie war aber bereits in der Zeit vor dem Zweiten Weltkrie bereits wieder zum größten Teil weggezogen oder in Konkurs gegangen, so dass kein dauerhafter Aufschwung im industriellen Sektor erfolgte. Einzig die Köllnsche Walzenmühle, später umbenannt in Eidermühle, konnte sich länger halten und war bis Anfang des 21. Jahrhunderts größter Arbeitgeber der Stadt. Da das Werk auch bei voller Auslastung jedoch nicht die gewünschten Mengen liefern konnte, zog der Betrieb in ein größeres Gebäude näher bei Hamburg an der Elbe.

Die 1905 eingerichtet Eisenbahnverbindung nach Schleswig durch die Schleswiger Kreisbahn wurde 1934 stillgelegt.

Wirtschaft heute

Friedrichstadt lebt vor allem vom Tourismus mit dem besonderen Aushängeschild des Marktplatzes.

Der Tourismus stellt für die Stadt, die laut taz „auf jedem Meter ein Dutzend Fotomotive“ bietet[18], den Hauptwirtschaftszweig dar. Dabei ist sie vor allem für Tagesausflügler interessant, 1996 kamen beispielsweise 300.000 bis 400.000 Tagesausflügler in die Stadt, die oft an der nahegelegenen Nordseeküste einen längeren Urlaub verbrachten. Grachtenfahrten zweier konkurrierender Bewerber sind in diesem Bereich ein ebenso beliebtes Angebot wie die auf 100 m² verteilte Minieisenbahnanlage namens „Modellbahn-Zauber“. Beide sind aufgrund ihrer Größe als private Wirtschaftsfaktoren im touristischen Bereich zu nennen. Die Stadt selbst bietet zwischen Juli und September tägliche Stadtführungen an, die teilweise von Führerinnen und Führern in holländischer Tracht geleitet werden.

Neben Hotels und Privatunterkünften bietet Friedrichstadt für seine Gäste einen Campingplatz und eine Jugendherberge. Im ehemaligen Versammlungshaus der Remonstranten ist Schleswig-Holsteins einzige Privatklinik für plastische Chirurgie untergebracht.

Weder der industrielle Sektor noch die Landwirtschaft zeigen nennenswerte Aktivitäten. Schon 1987 existierten nur noch zwei milchverarbeitende Betriebe im Stadtgebiet, die Landwirtschaft befindet sich in den anderen Gemeinden des Amts Friedrichstadt.

Im Mai 2007 waren 181 Einwohner der Stadt arbeitslos.

Verkehr

Lange war Friedrichstadt am besten über das Wasser erreichbar. Auch heute ist es noch möglich, von der Nordsee über die Eider und von der Ostsee über den Nord-Ostsee-Kanal und dann die Eider an die Häfen an Eider und Treene zu gelangen. Die Marschbahn HamburgWesterland führt seit 1887 durch Friedrichstadt, hält dort aber nur gelegentlich. Die Bundesstraßen B 5 und B 202 schließen den Ort an das deutsche Autobahnnetz an. Die B5 führt zur 25 Kilometer südlichen A 23 in Heide, die B202 zur 40 Kilometer östlichen A 7 in Rendsburg. Bei Friedrichstadt führt seit 1916 eine Brücke über die Eider, die die vorher 300 Jahre lang bestehende Fährverbindung ablöste. Die nächsten Flughäfen sind in Kiel, Lübeck und Hamburg.

Brücken

Fußgängerbrücke über den Westersielzug

Direkt am Marktplatz findet sich die markanteste der innerstädtischen Brücken. Die Große Brücke bildet ein zentrales Motiv des so genannten „Malerwinkels“ in der Stadt. Die Natursteinbrücke aus Granit wurde vermutlich 1773 errichtet und hat Platz für eine einstreifige Fahrbahn und zwei schmale Gehwege. Bei einer Sanierung 1980/1981 wurde das komplette Stirn- und Flügelmauerwerk abgetragen, die Steine nummeriert, die inneren tragenden Teile mit Beton und Stahlbeton verstärkt und die Flügel- und Stirnsteine wieder in der alten Form aufgebaut, so dass sie seitdem wieder problemlos Fahrzeuge trägt.[19]

Insgesamt zählt die Stadt 18 Brücken über die verschiedenen Flüsse und Kanäle. Darunter befinden sich ebenso reine Fußgängerbrücken wie Brücken für den Fernverkehr. In der Stadtmitte liegt neben der Großen Brücke auch die kleine Brücke über den Mittelburggraben, eine reine Fußgängerbrücke aus Holz. Die neueste Fußgängerbrücke ist die Blaue Brücke, eine Zugbrücke über den Westersielzug, die auch bei Anglern sehr beliebt ist. Über den Fürstenburggraben führt die Fürstenburggrabenbrücke, eine Straßenbrücke aus Ziegel.

Verkehrstechnisch wichtig sind die Treenebrücke der Bundesstraße 202 aus Spannbeton, die Friedrichstadt im weiteren Verlauf an die B5 anbindet, sowie die Eiderbrücke nach Dithmarschen von 1916 aus Stahl, eine der ältesten Eiderbrücken überhaupt, die die L156 an die B202 anbindet. Sie ist durch ihre Bögen in der flachen Landschaft weithin sichtbar. Die Eisenbahn fährt über die Eiderbrücke von 1887, eine Drehbrücke ebenfalls aus Stahl und mit 87 Metern Spannweite.

Öffentliche Einrichtungen

In Friedrichstadt befinden sich drei Schulen:

Zum Besuch eines Gymnasiums begeben sich die Schüler in der Regel nach Husum

Persönlichkeiten

Ehrenbürger

Söhne und Töchter der Stadt

Anmerkungen

  1. Bioconsult:"Fischbasiertes Bewertungswerkzeug für Übergangsgewässer der norddeutschen Ästuare"; Bremen 2006 S. 19
  2. Bantelmann/Kuschert/Panten/Steensen: Geschichte Nordfrieslands, Heide 1995 S. 359ff.
  3. Leere Bänke - Kirche bei Husum entweiht, Hamburger Abendblatt, 1. November 2003
  4. 23. Mitteilungsblatt der Gesellschaft für Friedrichstädter Stadtgeschichte 1983 S. 144ff.
  5. Claus Bernet: "Quäkerhaus Friedrichstadt" in: Quäker. Zeitschrift der deutschen Freunde. Nr. 4 77. Jahrgang Juli-August 2003 S. 192
  6. Wahlergebnisse beim Kreis Nordfriesland
  7. Schleswig-Holsteinische Wappenrolle
  8. Geschichte der Kirche St. Knud
  9. Michael Reiter: Kirchen am Meer. Kiel 2000, Lutherische Verlagsanstalt S. 40f.
  10. Friedhofsporträt bei Alemannia Judaica Zugriff 29.4.2007
  11. 23. Mitteilungsblatt der Gesellschaft für Friedrichstädter Stadtgeschichte 1983 S. 144ff.
  12. Porträt bei Museen-sh.de
  13. Rudern in Schleswig-Holstein: die Friedrichstädter Rudergesellschaft
  14. Menke Matzat ab jetzt getrennte Wege Friedrichstädter Rudergesellschaft: Menke Matzat ab jetzt getrennte Wege
  15. Landes-Kanu-Verband "Freiwillige Vereinbarung über das NATURA-2000 Gebiet 12.7 Treenetal oberhalb Treia
  16. Herbert Karting, Segel von der Eider, Verlag H. M. Hauschild, Bremen, 1995, S. 12
  17. Mitteilungsblatt Nr. 5, Mitteilungsblätter d. Gesellschaft für Friedrichstädter Stadtgeschichte, 1973
  18. Esther Geißlinger: Kunst soll Kirchenbau retten. In: tageszeitung Nord-Ausgabe, 23. Oktober 2006
  19. Ausführliche Information mit Zeichnungen bei baufachinformation.de Zugriff 29.4.2007

Literatur

Weblinks

Commons: Friedrichstadt – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Friedrichstadt – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen