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Geschichte der Färöer

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Die Geschichte der Färöer ist ein Teil der Geschichte Skandinaviens. Häufig weist sie Parallelen zur Geschichte Islands auf, ist wie diese oft zunächst von Ereignissen in der Geschichte Norwegens und später in der Geschichte Dänemarks bestimmt.

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1919 entworfen und das erste Mal gehisst; dreißig Jahre daraufhin „Aufrührerfahne“; nach der britischen Besetzung der Färöer im Zweiten Weltkrieg am 25. April 1940 anerkannt; und im Autonomiegesetz der Färöer 1948 bestätigt: Merkið, die Flagge der Färöer. Sie hängt heute in der Kirche zu Fámjin
FÆROARUM - Prima & accurata delineatio. Die älteste bekannte Färöerkarte hat Lucas Debes 1673 gezeichnet.

Sie beginnt um 625 mit der Entdeckung der Inselgruppe durch irische Mönche. Nach 800 findet die Landnahme durch Wikinger statt, deren Nachfahren zum Teil die heutige Bevölkerung der Färöer bilden. Um 1000 wurden die Färöer christianisiert und danach Teil von Norwegen. Mit der dänisch-norwegischen Personalunion wurden die Färöer faktisch ein Teil Dänemarks. Nach der Reformation 1536 verewigte sich die Vorherrschaft der dänischen Sprache. 1814 wurde Norwegen von Dänemark abgetrennt, die Färöer verblieben bei Dänemark. Das dänische Handelsmonopol wurde 1856 aufgehoben. Um diese Zeit entstand die neufäröische Schriftsprache. In der Folge entwickelten sich die Färöer von einer mittelalterlichen Agrargesellschaft zu einer modernen Fischereination, die seit 1948 weitgehende Autonomie besitzt.

Siehe auch: Kirchengeschichte der Färöer

Geologische Geschichte

Die Färöer gehören als entlegene Inselgruppe zu jenen Winkeln der Welt, die zuletzt von Menschen entdeckt und besiedelt wurden. Sie entstanden vor etwa 70-60 Millionen Jahren im Tertiär infolge vulkanischer Tätigkeit als Teil des damaligen Landrückens, der sich von Grönland bis Irland und Schottland erstreckte und bis zu 4000 Meter hoch war.

Aus der erkalteten Lava bildete sich der typisch färöische Basalt, der immer wieder durch dünnere Tuffschichten durchzogen ist, die aus dem nachfolgenden Ascheregen entstanden. In einer vulkanischen Pause gab es eine tropische Vegetation. Kohleschichten zeigen Abdrücke des Urweltmammutbaums und des Gingkos. Durch Erosion senkte sich der größte Teil dieses Plateaus ab. Übrig blieben die Inseln der Hebriden, Färöer und Island.

Die Eiszeit formte aus den Resten dieses Plateaus die Färöer in ihrer heutigen Gestalt mit den charakteristischen Tälern in südöstlich-nordwestliche Richtung, die sich oft mit Wasser füllten, eine Verbindung mit dem Meer schufen und die heutigen Fjorde der Färöer bildeten. Die weichen Tuffschichten waren ständig der Gewalt der Brandung und des rauhen Klimas ausgesetzt, wurden ausgespült und ließen die mächtigen Basaltschichten darüber zusammenstürzen. So entstanden die charakteristische Treppenstruktur im Landesinneren und die gewaltigen Abbruchkanten vornehmlich an der Westküste und den nördlichen Klippen.

Womöglich überlebten arktische Pflanzen die Eiszeit auf den färöischen Gipfeln oberhalb der 400 Meter dicken Gletscher. Als jene verschwanden, wurden die Färöer von Pflanzen aus Schottland und Norwegen neu besiedelt, die zum Beispiel durch Seevögel ins Land kamen. Neben den Vögeln gab es sonst nur noch Insekten und Robben, die sich auf den färöischen Holmen und in den Grotten ihre Plätze suchten.

Die ersten Menschen trafen ein Land vor, in dem es weder Landsäuger, Reptilien noch höhere Bäume gab. Neben den genannten (dürftigen) Kohleflözen haben die Färöer keine Bodenschätze vorzuweisen. Allerdings gibt es Anzeichen für Erdöl im Schelf innerhalb der 200-Seemeilenzone der Färöer.

Sagen, Mythen und Legenden

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Risin und Kellingin - der Riese und das Trollweib, sind zwei zu Basaltsäulen erstarrte Trolle, die die Färöer nach Island ziehen wollten. Diese färöische Briefmarke von 1996 wurde seinerzeit von der internationalen Sammlergemeinde zur Briefmarke des Jahres gewählt.

Auf den Färöern gibt es Sagen und Mythen, die in grauer Vorzeit angesiedelt sind, also zu einer Zeit spielen, wo die Färöer unbewohnt waren. Am bekanntesten ist der Mythos von Risin und Kellingin, zwei Trollen, die im Auftrage Islands versucht haben sollen, die Färöer bei Nacht dorthin zu verbringen. Kellingin, das Trollweib, soll dabei die Landschaft mit ihren gewaltigen Fußtritten entscheidend mitgeformt haben. Diese Sage sucht also auch eine Erklärung für die eigentümliche Form der Inseln. Jedenfalls rührten sich die Färöer nicht vom Fleck, die beiden wurden von der Sonne überrascht und erstarrten zu zwei Basaltsäulen, die dort noch heute stehen. Auch sonst wimmelt es auf den Färöern von Fabelwesen, die nach (scherzhafter) Meinung von William Heinesen (1900-1991) erst mit der Elektrifizierung verschwanden.

Realistischer geht es in der Legende von St. Brendan zu, der um 560 herum auf seiner berühmten Reise Navigatio Sancti Brendani ein „Vogelparadies“ entdeckt haben soll. Viele nehmen an, damit könnten die Färöer gemeint gewesen sein, zumal er weiter nördlich eine „Feuerinsel“ gefunden haben will - Island?

Die Färingersaga schließlich, gilt als das wichtigste Dokument über die ersten Nordmänner auf den Färöern. Sie ist weit mehr als eine Sage im Sinne eines Märchens, sondern eine ernst zu nehmende historische Quelle, gleichwohl sie teilweise auch von unrealistischen Dingen zu berichten weiß.

Die gesammelten färöischen Mythen und Legenden sind seit einigen Jahren im Internet unter Tjatsi.fo gesammelt (teilweise auch auf Deutsch). Viele färöische Schulklassen haben seitdem von dort ihre Unterrichtseinheiten bezogen.

Auffallend ist in den frühen färöischen Balladen der Bezug auf Siegfried den Drachentöter wie er in den färöischen Sigurdliedern als Hauptperson auftaucht. Interessanterweise ist (der reale) Karl der Große zweitwichtigste Person in der Überlieferung dieser Volksweisen, die von einer Zeit erzählen, als es noch keine Geschichtsschreibung der Färöer gab.

Irische Mönche

Der Baglhólmur soll einst von irischen Mönchen bewohnt worden sein

Heute ist unbestritten, dass die Färöer spätestens um 625 von irischen Mönchen betreten und vom Ort Sumba ausgehend besiedelt wurden. Archäologische Zeugnisse gibt es auch in der unmittelbaren Umgebung bei Akraberg, Víkarbyrgi und etwas weiter nördlich in Porkeri.

Unter anderem konnte anhand botanischer Untersuchungen nachgewiesen werden, dass der Hafer seit dieser Zeit dort kultiviert wird. Hierbei muss es sich aber um vergleichsweise kleine Einsiedler-Gruppen gehandelt haben.

Wikinger-Landnahme

Dem Wikinger-Erbe verpflichtet: Typische Drachenkopf-Verzierung an einem färöischen Ruderboot, dem traditionsreichen "Havnarbáturin" (Tórshavn-Zehner)

Siehe Hauptartikel: Wikingerzeit auf den Färöern

Die Haupteinwanderung trat im 9. Jahrhundert durch die Wikinger ein, die von Norwegen aus gen Westen zogen. Gemäß der Färingersaga hieß der erste Siedler Grímur Kamban. Er soll in Funningur gewohnt haben. Seine Ankunft wird auf den Zeitraum um 825 geschätzt. Ein anderer bekannter Siedler aus dieser Zeit ist Naddoddur. Ihm wird die Entdeckung Islands um 850 zugeschrieben, als er auf dem Heimweg von Norwegen an den Färöern vorbei segelte.

Etwa 885-890 fand die zweite Landnahmewelle statt, als viele Menschen aus Norwegen vor Harald Schönhaars Herrschsucht flohen, wie die Färingersaga berichtet. Es kamen aber auch Einwanderer aus Irland und Schottland, zumeist Wikinger, aber auch mit keltischen Frauen und Sklaven.

Es wird davon ausgegangen, dass sich das Althing auf Tinganes bereits um 900 etablierte. Sicher belegt ist es aber erst seit ca. 970. Zu dieser Zeit waren die Färöer eine Art Republik. Die färöische Wolle war seitdem bis ins 19. Jahrhundert wichtigstes Exportgut des Landes.

Christianisierung und norwegische Herrschaft

Anfangsinitial des Schafsbriefs im wertvollen Lundabók von 1310, das seit dem 18. Jh. in der Universitätsbibliothek zu Lund in Schweden aufbewahrt ist (daher der Name).

Nachdem sich der norwegische König Olav Tryggvason 994 beim englischen König Aethelred taufen ließ und im Jahr darauf Norwegen missionierte, lud er den angesehenen färöischen Häuptling Sigmundur Brestisson zu sich ein, der dann bekehrt, 999 auf den Färöern für die Annahme des Christentums durch das färöische Althing, das heutige Løgting, sorgte. Der Widerstand der einheimischen Wikinger unter dem Häuptling Tróndur í Gøtu führt 1005 zur Ermordung von Sigmundur Brestisson. Sein Grabstein auf Skúvoy gehört zu den wichtigsten Denkmälern des Archipels. Der Nachfolger Olavs, Olav II. Haraldsson von Norwegen, konnte das Christentum in Norwegen und auch auf den Färöern und in Island endgültig durchsetzen. Dafür wird er von den Insulanern heute noch an seinem Todestag, der Ólavsøka, verehrt.

Nach 1000 Jahren: Friedhofsgärtner pflegen die Grabstätte des Sigmundur auf Skúvoy

Ab 1035 gehörte der Archipel als Lehen des Leivur Øssurson politisch zu Norwegen, was das endgültige Ende der Wikingerzeit markierte. Die Färöer konnten sich aber durch die Entfernung zur Zentralmacht ein hohes Maß an Eigenständigkeit erhalten. Von der internationalen Handelstätigkeit dieser Zeit zeugt der Münzfund von Sandur, der etwa 1070/80 vergraben worden sein muss.

In der Folge etablierten sich die katholischen Bischöfe in Kirkjubøur, dem Sitz des Bistums Färöer, das um 1100 eingerichtet wurde. Ab etwa 1110 gab es hier mit der Priesterschule die erste Schule der Färöer. Diese muss schon damals einen hohen Standard gehabt haben, wie die Biografie des späteren norwegischen Herrschers Sverre Sigurdsson andeutet, der hier von 1156 bis 1168 aufwuchs und daheim dann als außerordentlich gebildet galt. Der um 1300 angefangene Magnusdom blieb unvollendet. Es war die Zeit von Bischof Erlendur, dem berühmtesten Geistlichen der Färöer in der katholischen Ära.

Die Hereford-Karte von 1280 ist die älteste bekannte „Weltkarte“, wo auch die Färöer auftauchen. Dort tragen sie den Namen farei. Das ist nach Meinung vieler Linguisten ein keltischer Name und bedeutet ferne Inseln. Gleichwohl wird der Name Färöer meist als fær-øer verstanden, wobei fár Altnordisch für Vieh, Wollvieh ist, also Schaf (øer bedeutet im Dänischen Inseln). Angesichts der vorherrschenden Wolltiere dort ist Schafinseln eine ebenso plausible und akzeptierte Deutung. Hinzu kommt, dass die Färöer selbst den Widder als Wappen führen.

1294 verbot Erik II. Magnusson der Hanse den Handel mit den Färöern, der ausschließlich über norwegische Kaufleute in Bergen abgewickelt werden sollte. 1302 wurde das Handelsverbot für die Hanse erneuert, das erst 1361 aufgehoben wurde.

1298 erhielten die Färöer durch den Schafsbrief des norwegischen Königs ihr „Grundgesetz“, das erst 1637 geändert wurde. Der Schafsbrief regelt nicht nur die Schafzucht, sondern auch den Grindadráp, angemessene Bewirtungskosten, den Umgang mit Leibeigenen, und vieles mehr.

Der Schwarze Tod suchte die Färöer 1349/50 heim und führte zu einem Bevölkerungsverlust von über 30 %. Gleichzeitig trat in diesem 14. Jahrhundert eine Klimaverschlechterung ein. Allgemeine Armut war das Resultat beider Ereignisse. Viele Großbauern mussten ihr Land an die katholische Kirche abtreten, die bald 40 % des Landes besitzen sollte. Die internationale Handelstätigkeit der Färinger kam immer mehr zum Erliegen.

Kalmarer Union

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600. Jahrestag der Kalmarer Union. Briefmarke der Färöer von 1997.

1380 gelangten die Färöer im Zuge der Personalunion Dänemarks mit Norwegen unter die dänisch-norwegische Krone. Sie werden aber weiterhin als ein Teil Norwegens betrachtet, mit dem Løgting als eigener gesetzgebender Versammlung, das seit ca. 1400 diesen Namen trägt. Königin Margarethe I. schaffte es 1397 mit der Kalmarer Union, ganz Skandinavien in ihrem Großreich zu einen.

Das 15. Jahrhundert

1437 bekam der norwegische Bauernführer Amund Sigurdson Bolt die Färöer als Lehen. 1448 kam in Dänemark mit Christian I. das Haus Oldenburg an die Macht. Der Färö-Handel ging in der Folge von Bergen nach Hamburg und Bremen über. 1469 verpfändete Christian I. die Shetlandinseln und Orkneys als Mitgift an das verbündete Schottland. Die Färöer verblieben jedoch bei der dänischen Krone.

1490 erhielten die Kaufleute aus Holland die gleichen Privilegien im Färö-Handel wie die Hanse.

Reformation und Monopolhandel

Das 16. Jahrhundert

Ab 1500 waren die Färöer immer wieder Piratenüberfällen aus Großbritannien, Irland und Frankreich ausgesetzt, sogar auch aus dem Osmanischen Reich. Militärisch konnten sich die Inseln nur schlecht verteidigen.

Um 1520 setzte Christian II. den Hamburger Kaufmann Joachim Wullenwever als seinen Voigt auf den Färöern ein. Nachdem Christian II. aus Dänemark fliehen musste, bot er 1524 Heinrich VIII. von England die Färöer zum Tausch gegen einen dringend benötigten Kredit an. Jener lehnte allerdings ab. Ansonsten wären die Färöer heute wahrscheinlich ein Teil Großbritanniens und die färöische Sprache ausgestorben, wie es mit dem Norn auf den Shetlandinseln und Orkneys passierte.

1529 gab der dänische König Frederik I. die Färöer den Hamburgern Joachim Wullenwever und Thomas Koppen zum Lehen. Dies wird als Anfang des Handelsmonopols über die Färöer betrachtet. 1532 wurde mit Amund Olavsson der letzte katholische Bischof der Färöer geweiht.

Ältestes bekanntes Schafs-Siegel von 1533

1536 versuchte König Christian III. die Färöer für 100.000 Pfund an England zu verkaufen. Wieder lehnte Heinrich VIII. ab. Im selben Jahr führte Christian III. die Reformation in Dänemark durch. Der norwegische Reichsrat wurde ersatzlos abgeschafft, Norwegen kam damit direkt als Provinz zu Dänemark, und damit faktisch auch die Färöer.

1537 erreichte die Reformation Nidaros und 1538 schließlich die Färöer. Dadurch wurde die Vorherrschaft der dänischen Sprache verewigt, das nun Kirchensprache war. Der Grundbesitz der katholischen Kirche ging in die Hände der Krone über, und das Bistum Färöer wurde abgeschafft. Aus dem Bischofssitz von Kirkjubøur wurde so der berühmte Königsbauernhof der seitdem das größte Gut auf den Färöern ist und bis heute von der Familie Patursson bewirtschaftet wird. Auch an anderen Orten entstanden Königsbauernhöfe. Diese kongsjørð (Königserde) gehört heute dem färöischen Staat.

1556 wurde der Färö-Handel direkt von der dänischen Krone übernommen, die sich vor Ort durch einen Voigt, den Fúti, vertreten ließ. Ab 1566 wurden die Färöer auf Weisung von König Frederik II. nicht mehr von Bergen, sondern von Kopenhagen aus verwaltet.

Der Färinger Magnus Heinason erhielt 1579 das Handelsmonopol und baute 1580 mit der Festung Skansin in Tórshavn einen Schutz gegen die Piraten. Er wirtschaftete aber offensichtlich zu sehr in die eigene Tasche und behielt es nur bis 1583. Er trat darauf in holländische Dienste und wurde 1589 in Kopenhagen zum Tode verurteilt und geköpft. Seitdem gilt Heinason bei vielen (konservativen) Färingern als Nationalheld, ist dort aber keineswegs unumstritten.

Am 24. Juni 1584 wurde der erste Grindadráp schriftlich fixiert. Es war vor der unbewohnten Insel Lítla Dímun. Damals lebte hier noch eine wilde Schafrasse, die Ziegen ähnelte. Heute ist sie ausgestorben. Ansonsten ist das Bild der Insel immer gleich geblieben.

Seit dem 24. Juni 1584 existiert die Statistik über den Grindwalfang auf den Färöern, die sich aber erst seit 1709 lückenlos bis in die Gegenwart erschließt. Damals wurden vier Wale vor Lítla Dímun erlegt. Es sollte der einzige Bericht von einem Grind bei dieser unbewohnten Insel bleiben.

1590 wurden die Shetlandinseln und Orkneys endgültig von Dänemark an Schottland abgetreten.

Das 17. Jahrhundert

Von 1616 bis 1662 war der Monopolhandel in den Händen der Isländischen Kompanie. Diese Zeit wird als relativ fair für die Färinger angesehen.

1637 wurde der Schafsbrief von 1298 ins Dänische übersetzt und von König Christian IV. alle Passagen gestrichen, die nichts mit der Schafhaltung zu tun hatten. Seine umfangreiche dänische Gesetzessammlung trat 1643 auf den Färöern zusätzlich in Kraft. Ab 1655 wurde der Løgmaður nicht mehr vom Løgting gewählt, sondern vom König ernannt.

Christoffer von Gabel (1617-1672) war Lehnsherr über die Färöer, betrat sie aber nie. Die Unterdrückung und Ausbeutung in der Gabelzeit wurde zu einem nationalen Trauma.

Im selben Jahr bekam der Kaufmann Christoffer von Gabel von König Frederik III. (der seinem Vertrauten Geld schuldete) die Färöer zum Lehen. Ab 1661 hielt von Gabel dann das Handelsmonopol inne, und das Lehen galt auf Lebenszeit mit Erbrecht für seinen Sohn Friedrich von Gabel, der es 1673 übernahm. Die Gabelzeit dauerte bis zu seinem Tode 1708.

1673 verwüstete ein Großbrand die Gebäude des Monopolhandels auf der Halbinsel Tinganes in Tórshavn. Vermutlich waren es von Gabels Handlanger, die Beweise vernichten wollten, bevor eine eigens aus Kopenhagen anreisende Regierungskommission fündig werden konnte. Aber auch unersetzliche färöische Dokumente fallen den Flammen zum Opfer, sodass die sich das färöische Quellenmaterial erst ab dieser Zeit lückenlos erschließt.

Im selben Jahr 1673 erschien das erste Buch über die Färöer. Der einheimische Pastor Lucas Debes beschrieb in seinem Standardwerk Færoæ et Færoa Reserata die Inseln sehr detailliert. Das Buch wurde daraufhin aus dem Dänischen ins Englische und Deutsche übersetzt und begründete so das Wissen im Ausland über die abgelegene Inselgruppe und ihre Bewohner.

Der französische Piratenüberfall auf die Färöer 1677 bedeutete die Plünderung Tórshavns. Unter anderem wurden die Kasse des Løgtings entwendet und die Tórshavner Kirche geschändet. Die lädierte Kanzel mit ihren Kerben steht heute in der Kirche zu Hvalvík, wo sie immer noch in Gebrauch ist.

1688 trat auf den Färöern das neue Norske Lov (Norwegisches Gesetz) von 1687 in Kraft, das auf dem absolutistischen dänischen Grundgesetz von 1665 (Kongeloven - Königsgesetz) basierte.

Beinta Broberg (1667-1752) wurde als Romanfigur Barbara weltbekannt. 1997 wurde der Stoff auf den Färöern verfilmt. Die norwegische Schauspielerin Anneke von der Lippe spielt dort die Hauptrolle.

Eine der berühmtesten Frauen der Färöer lebte zu jener Zeit: Beinta Broberg (1667-1752). Sie war nacheinander mit drei Pfarrer verheiratet, wobei die ersten beiden recht jung verstarben und der dritte wahnsinnig wurde - Stoff genug für die Sagen von der "bösen Beinta", die als färöische femme fatale durch Jørgen-Frantz Jacobsens Roman Barbara weltberühmt wurde.

Das 18. Jahrhundert

Auch Thomas Kingo (1643-1703) betrat die Färöer nie. Sein dänisches Kirchengesangsbuch von 1699 war hier dennoch von unschätzbarem Wert im 18. und 19. Jahrhundert. Die Kingopsalme aus jener Zeit gehören heute zum eigenständigen färöischen Kulturerbe bis in unsere Tage.

Von 1720 bis 1776 wurden die Färöer als Teil der dänischen Kolonie Island von Reykjavík aus verwaltet. Gleichzeitig wurde das Amt des Gouverneurs der Färöer (amtmaður) eingeführt. Von 1776 bis 1816 wurden die Färöer dann wieder als Teil von Seeland von Kopenhagen aus verwaltet.

Die Zeit des Ryberg Handels von 1768 bis 1788 wird allgemein als ein wichtiger Beitrag zur Entwicklung des Landes angesehen. Die Färinger bekamen Kenntnis von der Klippfischproduktion, der ab da vor allem in die Mittelmeerländer exportiert wurde. Tórshavn erlebte in dieser Zeit eine wirtschaftliche Blüte durch den dänischen Schmuggelhandel nach England, der wesentlich über die Färöer durch Rybergs Handel abgewickelt wurde.

1781/82 erforschte Jens Christian Svabo die Färöer und schrieb den Bericht Indberetninger fra en Reise i Færø 1781-82. Gleichzeitig war er der erste Gelehrte der den Wert der bis dahin mündlich überlieferten färöischen Tanzballaden erkannte, und sie erstmals schriftlich fixierte. Damit gilt Svabo als der Pionier der färöischen Schriftsprache, die sich in den folgenden 100 Jahren zu einem konsistenten Regelwerk entwickeln konnte.

Erste Hälfte des 19. Jahrhunderts

Anfang des 19. Jahrhundert erwuchs mit Nólsoyar Páll ein nationaler Führer der neueren färöischen Geschichte. Er kämpfte verbissen gegen das Handelsmonopol, begründete den Mythos des Tjaldurs als nationalem Symbol, revolutionierte das färöische Boot und baute mit der Royndin Fríða 1804 das erste eigene Segelschiff der Färöer seit der Wikingerzeit. Nólsoyar Páll gilt seitdem als der unbestrittene Nationalheld der Färöer. Er blieb 1809 zur See, als er Getreide für seine notleidenden Landsleute importieren wollte.

Nach dem Frieden von Kiel 1814, in dessen Folge die dänisch-norwegische Personalunion aufgelöst wurde und Norwegen einer Personalunion mit Schweden beitreten musste, blieben die Färöer zusammen mit Island und Grönland bei Dänemark. 1816 wurde das Løgting aufgelöst und der Løgmaður abgeschafft. Der Amtmaður trat an seine Stelle und residierte von nun an in Tórshavn. Die Färöer waren somit bis 1948 ein eigenes dänisches Amt. Dieser Status galt offiziell ab 1821, als Emilius Løbner endgültig zum Verwaltungschef der Inseln avancierte. Zu dieser Verwaltung gehörten die Ämter des Probstes, Richters, Steuereintreibers und bis 1856 auch des Chefs des Monopolhandels. Diese Leute waren nunmehr meist Dänen, während vorher viele dieser und vergleichbarer Posten von Färingern bekleidet wurden.

Während Jens Christian Svabos Schriften nach wie vor unveröffentlicht blieben, erlangte der dänische Pfarrer und Botaniker Hans Christian Lyngbye besondere Bedeutung, als er 1817 die Inseln besuchte und bei Svabo Färöisch lernte. Auch Lyngbye erkannte den Wert der alten Sprachdenkmäler in Form der Balladen und stellte zusammen mit Pastor Johan Henrik Schrøter das erste Buch in färöischer Sprache fertig, das 1822 erschien: Færøiske Qvæder om Sigurd Fofnersbane og hans Æt. Die färöische Literatur erlebte ihre offizielle Geburtsstunde. Bis Ende 2002 lagen 4.306 Buchtitel in dieser kleinsten germanischen Sprache vor.

Die typisch färöische Holzkirche in Hvalvík stammt aus dem Jahr 1829. Sie begründete den Ruhm einer ganzen Handwerkergeneration, die 13 weitere solcher Kleinode schuf.

Im Zeitraum von 1829 bis 1847 wurden die 14 berühmten färöischen Holzkirchen errichtet, von denen heute noch 10 existieren. Sie sind Zeugnisse der damaligen Volkskunst, da die Baumeister „gewöhnliche“ Zimmerer und Bootsbauer waren, die die Kirchengebäude auf ihre Art mit Schnitzereien verzierten.

Christian Pløyen lebte von 1830 bis 1847 auf den Färöern. Er gilt bei den Einheimischen noch heute als der fähigste und beliebteste dänische Amtmann, der sich über seine Pflichten hinaus für ihre Belange engagierte.

Mit der Märzrevolution 1848 in Dänemark wurde dort von König Frederik VII. der Absolutismus abgeschafft. Eine verfassungsgebende Versammlung trat in Kopenhagen zusammen, wo die Färöer vom engagierten Ex-Gouverneur Christian Pløyen vertreten wurden. Obwohl Däne, vertrat er den Standpunkt der meisten Färinger, wie zum Beispiel die Aufhebung des Monopolhandels. Damit hatte er aber keinen Erfolg. Am 24. November wurden die Färöer der Islandabteilung des dänischen Innenministeriums unterstellt. In der dänischen Verfassung vom 5. Juni 1849 war geregelt, dass sie zwei Abgeordnete ins Folketing entsenden. Dass es auf den Färöern keine Volksabstimmung zur Annahme dieser Verfassung gab, sollte für nachhaltigen Unmut in der aufkommenden Nationalbewegung sorgen und gilt bei vielen noch heute als ein Grundmakel der Geschichte. Diese Verfassung trat 1850 auf den Färöern in Kraft. 1851 wurden das erste Mal färöische Abgeordnete ins Folketing gewählt.

Niels Winther (1822-1892) gilt als der erste moderne Politiker der Färöer.

Der erste färöische Abgeordnete im Kopenhagener Oberhaus war der Jurist Niels Winther. Er setzte sich dort vehement für die Wiedereinrichtung des Løgtings ein. Am 26. März 1852 unterschrieb Frederik VII. das entsprechende Gesetz zur Rehabilitierung des Løgtings. Damals hatte das Løgting allerdings nur beratende Funktion. Der Gouverneur hatte die exekutive Gewalt auf den Inseln und die Gesetze wurden vom dänischen Reichstag beschlossen. Seit 1854 wird das Løgting vom färöischen Volk gewählt.

Am 1. Januar 1856 wurde der Monopolhandel aufgehoben, der seit 1529 existierte. Färöische Handelshäuser traten nun in Konkurrenz zu den Etablierten in Kopenhagen, Schleswig-Holstein und Hamburg. Die Färöer entwickelten sich so innerhalb von 50 Jahren von einer Jahrhunderte alten und isolierten Agrargesellschaft im Nordatlantik zu einer modernen Fischereination.

Nationale Erweckung

Sprachforscher, Theologe und Politiker im 19. Jahrhundert: V. U. Hammershaimb

Zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts

Ab 1846 entstand durch das Wirken des Sprachforschers V. U. Hammershaimb die neufäröische Schriftsprache auf etymologischer Grundlage. Bis dahin wurde das Färöische mündlich in den eigenen Balladen überliefert. Hammershaimb und seine Nachfolger begründeten die färöische Literatur und erschlossen alte Sprachdenkmäler.

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Was die beiden britischen Gentlemen der Maria-Expedition wohl nicht wussten: Über ihr Grindwalfang-Abenteuer am 16. Juni 1854 in Vestmanna wurde selbstverständlich Buch geführt. Diese Statistik bestätigt genau das, was diese frühen Touristen in ihrem Tagebuch beschrieben. Der Reisebericht ist eine authentische Momentaufnahme der Färöer in einer historischen Umbruchphase.

1852 erschien unter der Federführung von Niels Winther die erste färöische Zeitung Færingetidende, die aber schon nach neun Nummern wieder verboten wurde, weil sie gegen den Monopolhandel und den Amtmann wetterte. Die schlussendliche Aufhebung des Monopolhandels 1856 setzte aber eine Entwicklung in Gang, die nicht mehr aufzuhalten war. Die Färinger fingen an, selbständig Hochseefischerei und Fernhandel zu betreiben, traten in Kontakt zur Außenwelt. In den folgenden einhundert Jahren konstituierte sich die färöische Nation, bis sie 1948 als solche von Dänemark anerkannt wurde - allerdings in einem bis heute völkerrechtlich unklaren Zustand.

1861 wurde die erste weiterführende Schule der Färöer (realskúlin) in Tórshavn errichtet. 1866 wurde die Kommune Tórshavn gegründet und die Stadt damit gleichzeitig offizielle Hauptstadt des dänischen Amtes. 1870 folgte das Lehrerseminar (læraraskúlin). 1872 bekamen die Färöer ihren ersten eigenen Fischkutter, eine britische Schaluppe, die Ära der Schaluppenfischerei sollte bis in die 1950er Jahre dauern. Im selben Jahr trat die Kommunalverfassung für die Färöer in Kraft und die allgemeinbildende Schule wurde Standard im ganzen Land.

Am 5. Januar 1878 erschien die erste Ausgabe der Zeitung Dimmalætting („Morgendämmerung“). Von einer vierseitigen Wochenzeitung entwickelte sie sich zu der heutigen großen Tageszeitung. Den Namen erhielt sie von V. U. Hammershaimb.

Das Løgtingsgebäude 1906, ein typisch färöisches Holzhaus mit Grasdach. Im Hintergrund die Residenz des Amtmaðurs, ein Steinhaus aus färöischem Basalt. Die Treppe des Folketingsgebäudes in Kopenhagen ist übrigens auch aus färöischem Basalt gefertigt.

Auf dem Weihnachtstreffen der Färöer 1888 konstituierte sich die Nationalbewegung im Kampf um die eigene Sprache und nationale Unabhängigkeit. Erstes Etappenziel war die Sicherung der eigenen kulturellen Identität.

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Nú er tann stundin komin til handa - Nun ist die Stunde zum Handeln gekommen. Kampflied von Jóannes Patursson (1866-1946)

1889 erschien das erste färöische Theaterstück: Veðurføst von Helena Patursson. Sie war gleichzeitig die erste Feministin des Landes und gab die erste Frauenzeitschrift, Oyggjarnar hinaus.

1893 wurde die Seefahrtschule eröffnet und 1896 mit dem Dampfschiff Smiril der erste Linienverkehr zwischen den färöischen Inseln eingerichtet. Die Volkshochschule der Färöer wurde 1899 von Rasmus Rasmussen und Símun av Skarði in Klaksvík gegründet. Es war die erste Bildungseinrichtung, wo Färöisch Unterrichtsfach und -sprache war. Noch heute ist sie fester Bestandteil der Erwachsenenbildung des Landes.

Erste Hälfte des 20. Jahrhunderts

Am 10. Dezember 1903 erhielt mit Niels Ryberg Finsen der erste und bisher einzige Färinger einen Nobelpreis (für Medizin). Kurze Zeit später wurde in seiner Geburtsstadt Tórshavn der Nyvej in Niels Finsens gøta umbenannt.

Ab 1906 wurde die Nationalbewegung zunehmend politisch als sich die beiden ersten politischen Parteien der Färöer bildeten. Fortan entwickelte sich das färöische politische Koordinatensystem, wo man nicht nur zwischen Links und Rechts unterscheidet, sondern auch zwischen rigsfælleskab und løsrivelse - Zugehörigkeit zum Königreich Dänemark vs. Errichtung eines souveränen Nationalstaates. Am 24. April 1918 konnte die Sjálvstýriflokkurin (Unabhängigkeitspartei) erstmals die absolute Mehrheit im Løgting erringen. In diesem Jahr entstand auch die erste Autostraße auf den Färöern, die zwei Orte miteinander verband: Skopun und Sandur auf Sandoy.

Im Alter von nur 23 Jahren verstarb der färöische Jurastudent Jens Olivur Lisberg. Er ist als Vater des Merkið unvergessen. Auf dem Gedenkstein in Fámjin heißt es wörtlich: Du warst ein edelgutger Junge

Am 22. Juni 1919 hisste Jens Olivur Lisberg die erste Flagge der Färöer in seinem Heimatort Fámjin. Er hatte sie zusammen mit Studienkameraden in Kopenhagen entworfen. Noch immer hängt dieses erste Merkið in der Kirche zu Fámjin.

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William Heinesen (1900-1991) ist der bekannteste Färinger in der Weltliteratur. Er schrieb zwar auf Dänisch, war aber Zeit seines Lebens einer der einflussreichsten Männer im nationalen Kulturbetrieb der Färöer.

Auf dieser politischen Ebene wurde wiederum zuerst ein kultureller Kampf geführt: der färöische Sprachstreit. Bereits am 26. Mai 1929 wurde die Kirche zu Gjógv auf Färöisch geweiht. Am 13. Dezember 1938 wurde Färöisch offiziell als Unterrichtssprache an den Schulen anerkannt, am 13. März 1939 folgte die Einführung als Kirchensprache. Die färöische Literatur trug durch ihre Protagonisten, Männer wie Jóannes Patursson, Sverri Patursson, Janus Djurhuus, Hans A. Djurhuus, Heðin Brú, Poul F. Joensen entscheidend dazu bei, dass der Sprachenstreit durch die Macht des Faktischen entschieden wurde.

Die färöische bildende Kunst etablierte eine eigene Sicht auf die monumentale Natur der Inselwelt. Maler wie Sámal Mikines, und etwas später Ingálvur av Reyni und Zacharias Heinesen schufen eine eigene Bildsprache, die internationale Achtung fand.

William Heinesen (1900-1991) war der wohl bedeutendste färöische Kulturschaffende des 20. Jahrhunderts. Er schrieb Bücher, die in alle Weltsprachen übersetzt wurden, Theaterstücke, zeichnete Karikaturen, lieferte im hohen Alter noch Scherenschnitte in einer neuen Formensprache, usw. Er nahm einen erheblichen fördernden Einfluss auf seine Landsleute, organisierte Kunstaustellungen und Konzerte - und wurde für den Literaturnobelpreis nominiert.

1923 wurde das Løgting vollständig demokratisiert, indem ihm künftig weder der Gouverneur noch der Probst automatisch angehören sollten und es seinen Vorsitzenden selber wählen konnte - bis heute. 1928 wurde mit der Javnaðarflokkurin die Sozialdemokratische Partei der Färöer gegründet. Sozialdemokraten wie Petur Mohr Dam und später sein Sohn Atli Dam zählten in der Folge zu den Schwergewichten in der färöischen Politik. Bereits seit 1927 erscheint mit dem sozialdemokratischen Sosialurin die zweitgrößte Zeitung des Landes.

1927 konnten die Färinger erfolgreich bei der dänischen Regierung durchsetzen, dass ihre überlebenswichtige Fischerei vor Grönland mit Føroyingahavn („Färingerhafen“) einen Stützpunkt erhielt. Bald sollte diese erste und einzige färöische Siedlung im Ausland ein großer internationaler Seehafen werden, mit auch für die Geschichte Grönlands entscheidenden Konsequenzen.

1937 bekamen die Färöer ihr erstes Gymnasium (studentaskúla) in Tórshavn. Bis heute ist es das wichtigste Sprungbrett für die Jugend zur weiteren Ausbildung, oft zum Beispiel an der Universität Kopenhagen.

Zweiter Weltkrieg und Autonomie

Mahnmal für die 132 zur See gebliebenen färöischen Seefahrer und Fischer 1940-1945
Britische Seekanone auf der Festung Skansin, dem damaligen Hauptquartier der Garnison, die bis zu 8.000 Mann umfasste.

Im Zweiten Weltkrieg wurden die Färöer aus taktischen Gründen am 12. April 1940 von Großbritannien besetzt, um Deutschland zuvor zu kommen. Eine Kuriosität der Geschichte ist die unbeabsichtigte Einflussnahme der Briten auf den jahrzehntelangen Streit um die Flagge der Färöer. Vielleicht haben es die Färinger dem Schaluppenskipper Hans Mikkelsen zu verdanken, dass ihre Flagge am 25. April 1940 anerkannt wurde und heute auf den Weltmeeren weht, denn er war der erste, der von den Briten gefragt wurde, etwas anderes als den (nunmehr feindlichen) Danebrog auf See zu verwenden.

Die Briten bauten überdies den Flughafen Vágar und überließen die Regierung der Inseln ansonsten dem Løgting, das nun unvermittelt - abgeschnitten von Kopenhagen - beweisen konnte, dass sich die Färöer selber regieren können.

Am Ende des Krieges war klar, dass es kein Zurück mehr zu dem Status als dänischem Amt geben kann, so dass die Färinger am 14. September 1946 eine Volksabstimmung über ihre volle Souveränität durchführten, und sich auch bei einer Wahlbeteiligung von 66,4% mit knapper Mehrheit (48,7% zu 47,2%) dafür aussprachen. Dänemark verweigerte das, trat aber in Verhandlungen, so dass die Inseln mit dem Autonomiegesetz vom 1. April 1948 weitgehende Selbstständigkeit genießen.

Die Nation der Färinger wurde damit völkerrechtlich anerkannt, wobei es hier bis heute Interpretationsbedarf in den bilateralen Beziehungen zu Dänemark gibt. Es gibt eigene färöische Pässe, Geldscheine, Briefmarken, Autokennzeichen, und vor allem: die Landesregierung der Färöer als Exekutive und das Løgting als modernes Parlament, welches sich immer mehr Kompetenzen erwarb. Alleine die Gerichtsbarkeit liegt in letzter Instanz in Dänemark, und auch Sicherheits- und Außenpolitik werden noch in Kopenhagen gemacht.

Zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts

Datei:Danish king frederik 9 and kjartan mohr, faroe islands.jpg
Der dänische König Frederik IX. (links) regierte von 1947-1972. Hier ist er zu Besuch auf den Färöern und unterhält sich mit dem Løgtingsabgeordneten und Bürgermeister von Tórshavn, Kjartan Mohr.

Die 1950er

Seit 1951 gibt die Dänische Nationalbank eigene färöische Geldscheine heraus: die Färöische Krone ist im Wert 1:1 an die Dänische Krone gekoppelt.

Am 5. Juni 1953 trat das neue dänische Grundgesetz in Kraft. Seitdem bildet es zusammen mit dem Autonomiegesetz von 1948 die Verfassung der Färöer. Weiterhin werden mindestens zwei Abgeordnete ins Folketing entsandt und der dänische König bzw. die dänische Königin ist Staatsoberhaupt der Färöer.

Der Aufstand von Klaksvík 1955 entzündete sich an dem vergleichsweise banalen Streit um den dortigen Chefarzt Olav Halvorsen, einen Dänen, dem vorgeworfen wurde, während der Besatzungszeit in Dänemark mit den Nazis zusammengearbeitet zu haben und der daher seitens der dänischen Behörden ausgetauscht werden sollte - zugunsten eines Färingers. Ironie der Geschichte: Ausgerechnet die Klaksvíkinger, die als Hochburg der Unabhängigkeitsbewegung gelten, weigerten sich militant gegen diesen Eingriff, der eigentlich einem Landsmann zugute gekommen wäre. Anstelle einer militärischen Konfrontation (der Klaksvíker Hafen war bereits vermint, die Einwohner mit Gewehren bewaffnet, 120 Mann dänische Elitepolizei unterwegs), kam es im Mai zu einem nur vorläufigen Kompromiss. Damit war der Aufstand allerdings nicht beendet, er eskalierte nochmals für einige Tage Ende September bis Anfang Oktober 1955 und schließlich nach der Verurteilung der Rädelsführer im November mit dem Attentat auf den färöischen Ministerpräsidenten Kristian Djurhuus, das jener aber körperlich unverletzt überstand.

1957 wurde mit Útvarp Føroya der erste nationale öffentlich-rechtliche Rundfunksender gegründet. Ein Løgtingsgesetz regelt seine Kompetenzen.

Die 1960er

Der erste Tunnel der Färöer wurde 1963 auf Suðuroy eröffnet. Er verbindet den Hauptort Tvøroyri mit Hvalba im Norden. Die Zahl der Tunnel beläuft sich inzwischen auf knapp 20.

1964 wurden die färöischen Hoheitsgewässer auf eine 12-Seemeilen-Zone ausgeweitet. 1968 folgte die Aufnahme der Färöer in die EFTA.

1965 wurde die Universität der Färöer (Fróðskaparsetur Føroya) gegründet.

Die 1970er

Erste Briefmarke des Postverk Føroya von 1976. Abgebildet ist Merkið, die Flagge der Färöer. Gezeichnet wurde die Briefmarke von Zacharias Heinesen.

1970 erhielten die Färöer eine eigene Repräsentation im Nordischen Rat. Seitdem weht die Flagge der Färöer dort gleichberechtigt neben denen der anderen Nationen Skandinaviens.

Als Dänemark 1972 der Europäischen Gemeinschaft beitrat, verweigerten die Färöer per Volksabstimmung 1973 und Løgtingsbeschluss 1974 diesen Schritt. Dieser Status gilt bis heute. Grund dafür ist die alleinige Abhängigkeit der Wirtschaft von der Fischerei, insbesondere in den eigenen Hoheitsgewässern.

1975 ging die Zuständigkeit für die Sozialpolitik von Dänemark an die färöische Regierung.

1976 wurde Postverk Føroya gegründet. Seitdem gibt es eigene Briefmarken - ein nicht unwesentlicher Exportfaktor und Kulturvermittler. Die meisten Menschen in aller Welt, denen die Färöer und ihre Kultur und Geschichte ein besonderer Begriff sind, dürften heute die Philatelisten sein.

Seit 1977 gilt die 200-Seemeilen-Zone um die Färöer. Damit wurde die Existenzgrundlage der Inselnation zumindest räumlich abgesichert.

Die 1980er

1983 wurde das Haus des Nordens in Tórshavn eingeweiht. Es ist nicht nur eines der architektonisch wertvollsten Gebäude der Inseln, sondern seitdem wichtigstes Kulturzentrum und gesellschaftlicher Treffpunkt. Träger des Hauses ist der Nordische Rat

1983 erlebten die Färöer eine Hochkonjunktur in der Fischerei. Mit dem Haus des Nordens erhielten sie ein internationales Kultur- und Kongresszentrum.

Seit 1984 gibt es ein nationales Fernsehen, Sjónvarp Føroya. Es ist ebenfalls in öffentlich-rechtlicher Hand und per Gesetz verpflichtet, mindestens ein Drittel der Sendezeit in der färöischen Sprache auszustrahlen.

Die färöische Sprachpolitik ist seit 1985 durch den Sprachrat institutionalisiert. Im selben Jahr veröffentlichte Rói Patursson die Gedichtsammlung Líkasum. Es ist das erste (und bisher einzige) Werk in färöischer Sprache, das den renommierten Literaturpreis des Nordischen Rates erhielt.

Der Ruderer Ove Joensen aus Nólsoy sorgte 1986 für Furore, als er mit seinem Färöboot Diana Victoria von Nólsoy nach Kopenhagen ruderte. Die 900 Seemeilen schaffte er in 41 Tagen. Im darauf folgenden Jahr verunglückte er tödlich in heimischen Gewässern.

Im November 1987 wurde die erste eigene färöische Fluggesellschaft Atlantic Airways gegründet. Der erste reguläre Flug fand im Jahr darauf statt. Heute hat Atlantsflog, wie es auf Färöisch heißt, vier Passagierjets für den Linien- und Charterverkehr.

Der Orkan von Weihnachten 1988 war selbst für färöische Verhältnisse zu heftig. Dächer wurden abgedeckt, Autos flogen umher und der Tórshavner Stadtpark, der über Jahrzehnte gepflegte Beweis, dass es Wald auf den Färöern geben kann, wenn er nur in windgeschützen Ecken von den Schafen verschont wird - er wurde beinahe vollständig zerstört. Seitdem wird er wieder aufgeforstet.

Ein tiefer Fall der färöischen Ökonomie setzte 1989 mit der Wirtschaftskrise der Färöer ein. Das Bruttoinlandsprodukt sank um ein Drittel und rund 10 % der Bevölkerung wanderten aus. Waren die Färöer zuvor ein Land der Vollbeschäftigung gewesen, dass den Anschluss an die Weltspitze geschafft hatte, so ist seitdem Arbeitslosigkeit wieder ein Problem.

Die 1990er

1990 erhielten die Färöer von Schweden das Kongsbók zurück, die älteste Handschrift des Schafsbriefs von 1298. Schweden war auch Gastgeberland für das Fußballländerspiel Färöer-Österreich 1990, das mit einem sensationellen 1:0 von Torkil Nielsen den färöischen Fußball in der Welt bekannt machte.

1992 wurde die strenge Alkoholgesetzgebung auf den Färöern gelockert. Bier und Spirituosen sind jetzt in staatlichen Läden frei erhältlich. Im selben Jahr wurde ein Handelsabkommen zwischen der Europäischen Union und den Färöern unterzeichnet, und die Verfügungsgewalt über die färöischen Bodenschätze (Erdöl vermutet) ging von Kopenhagen zur färöischen Regierung über. Das wird allgemein als die größte politische Leistung des Atli Dam gewertet.

1993 gipfelte die anhaltende Wirtschaftskrise in dem Bankenskandal der Färöer. Heftige Auseinandersetzungen zwischen Tórshavn und Kopenhagen waren die Folge. Im gleichen Jahr kam es zu diplomatischen Konflikten mit Großbritannien, das selbständig anfing, innerhalb der färöischen Hoheitsgewässer nach Erdöl zu suchen.

Seit 1995 haben die Färöer eine eigene Sozialgesetzgebung.

Der Film Barbara von Nils Malmros, die Verfilmung von Jørgen-Frantz Jacobsens weltberühmtem färöischen Roman, wurde 1997 in Tórshavn uraufgeführt. Das dortige Kino war über Wochen ausgebucht.

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1998 betrat Høgni Hoydal die politische Szene der Färöer. Der 1966 geborene Republikaner gilt seitdem als eine der schillerndsten Figuren des Landes - auch im Ausland.

1998 kam es zur Einigung im Bankenskandal, auch wenn die färöischen Forderungen an Kopenhagen nicht in voller Höhe realisiert wurden. In der Folge gewann die republikanische Tjóðveldisflokkurin von Høgni Hoydal die Løgtingswahlen.

21. Jahrhundert

Die 2000er

Die neue Landesregierung bereitete die endgültige Unabhängigkeit der Färöer vor, doch 2000 endete das im Fiasko, die für 2001 geplante Volksabstimmung in dieser Sache wurde abgeblasen, da keine eindeutige Mehrheit auf den Färöern zu erwarten war. 2002 kam es zu Neuwahlen. Anfinn Kallsberg von der Fólkaflokkurin gewann, doch es kam schnell zum Bruch des Bündnisses mit den Republikanern, sodass 2004 Neuwahlen stattfanden und seitdem nun wieder ein Sozialdemokrat, Jóannes Eidesgaard die Geschicke des Landes leitet.

Im Juni 2002 erhielten die Färöer die berühmten Kirchengestühl-Schnitzereien von Kirkjubøur aus dänischem Besitz zurück. Damit ist eines der größten Kulturerbe wieder im Lande.

Waren im 20. Jahrhundert die färöische Literatur und bildende Kunst dominierende Faktoren in der kulturellen Entwicklung des Landes und Kulturvermittlung nach außen, so betraten in den letzten 10-15 Jahren auch immer mehr färöische Musiker die Bühnen dieser Welt - mit Kristian Blak als dem Mentor der Szene. Teitur Lassen ist heute ein internationaler Star. Guðrun Sólja Jacobsen erlebte 2004 ihren überraschenden Durchbruch gegenüber der jungen dänischen Gesangselite im populären dänischen TV-Wettbewerb "Stjerne for en aften".

Das Jahr 2005

Im Februar 2005 wurde erstmals die Auszeichnung Färöische Person des Jahres (Ársins Føroyingur) vergeben. Eine hochkarätige Jury aus Politik, Kultur, Sport und Wissenschaft bestimmte die junge Sängerin Eivør Pálsdóttir zur herausragenden Person des Landes, die "durch ihre Lieder die Färöer auf positivste Art auf der Weltkarte markiert hat".

Vertrag von Fámjin: "Brüder auf gleicher Augenhöhe". Der dänische Außenminister zusammen mit dem Løgmaður am 29. März 2005.

Am 29. März schlugen Jóannes Eidesgaard und der dänische Außenminister Per Stig Møller nach eigenen Angaben ein "neues Kapitel in der Geschichte der Färöer" auf, als sie den Vertrag von Fámjin unterzeichneten. Die Färöer haben nun das verbriefte Recht, in allen internationalen Organisationen als assoziiertes Mitglied vertreten zu sein (die es durch ihre Satzungen erlauben) und in allen diplomatischen Einrichtungen Dänemarks eigene Gesandtschaften zu errichten. Die färöische Flagge und das Wappen können hierbei gleichwertig verwendet werden.

Am 4. April unterzeichneten Eidesgaard und der dänische Staatsminister Anders Fogh Rasmussen in Kopenhagen die gemeinsame Erklärung zur Formulierung des färöischen Übernahmegesetzes. Als erster Schritt wurde am selben Tag der Flughafen Vágar vom färöischen Staat übernommen. Das Übernahmegesetz wurde am 14. Mai vom Løgting verabschiedet. Zur Ólavsøka verkündetete Jóannes Eidesgaard, dass die Färöer der EFTA wieder beitreten wollen.

Geschichtswissenschaft auf den Färöern

Wichtiger Grundstein für die Geschichtsforschung auf den Färöern war zunächst der Aufbau der Landesbibliothek der Färöer ab 1828 durch den Gouverneur Christian Ludvig Tillisch. Sie hat heute die weltgrößte Sammlung an relevanten Büchern und Manuskripten zum Thema.

Das Historische Museum der Färöer geht auf die historische Sammlung seit 1898 zurück. Nicht nur die wesentlichen Erkenntnisse der Archäologie werden hier präsentiert, sondern auch viele Gegenstände der jüngeren Geschichte.

Die Universität der Färöer hat als eine ihrer drei Fakultäten die Geschichts- und Gesellschaftswissenschaft. Sie beschäftigt sich in ihrer Forschung derzeit insbesondere mit der nationalen Geschichte seit 1939, der Geschichte des Grindadráp, Alkoholkonsums und Gesundheitswesens, und geht der Frage der Bedingungen einer kleinen Nation mit ihrer eigenen Politik, ihrem Arbeitsmarkt, den finanziellen Bedingungen und wirtschaftlichen Aktivitäten nach. In der Lehre der Fakultät wird allgemein die Geschichte des Landes vermittelt. Ihre Publikationen erscheinen als Zeitungsartikel, in wissenschaftlichen Zeitschriften und Büchern. mehr auf Englisch...

Literatur

(Auswahl, siehe auch: Bibliographie zu den Färöern)

  • John F. West: Faroe. The Emergence of a Nation, C. Hurst & Co., London and Paul S. Eriksson, New York 1972 ISBN 0-8397-2063-7 (Standardwerk)
  • G.V.C. Young: From the Vikings to the Reformation, Shearwater Press, Isle of Man 1979 (Chronik bis 1538)

Auf Dänisch

  • Heini Madsen: Færøernes hvornår skete det Støvring, Skúvanes, 1999 (vergriffen)

Auf Färöisch

  • Markos Jiménéz, Dánial Hoydal: Føroya krønika. Tórshavn: Bókadeild Føroya Lærarafelags, 2003 (Info)
  • Hans Jacob Debes: Føroya søga. Tórshavn: Føroya Skúlabókagrunnur, 1990. (drei Bände. Info: Band 1, Band 2, Band 3)
  • Hans Jacob Debes: Nú er tann stundin ... Tjóðskaparrørsla og sjálvstýrispolitikkur til 1906. Tórshavn: Føroya Skúlabókagrunnur, 1982. (Nationalbewegung bis 1906. Info)

Weblinks